Friedman Vintage T-AMVS90 – Sound und Praxis
Federleicht und gut ausbalanciert zeigt sich die Friedman Tele im Schoß oder am Gurt. Der Grundsound präsentiert sich spürbar potenter, als es bei vielen guten US-Teles der Fall ist, schon im trocken angespielten Zustand zeigt sich ein kraftvoller, mittenbetonter Sound mit reichlich Obertönen und einem wunderbaren Sustain. Das verspricht eine gute Durchsetzungskraft, ohnehin eine Domäne der Tele seit jeher. Genau so, wie es auch die gute Bespielbarkeit ist und da kann man bei unserem Testmodell ebenfalls nicht meckern: Die offenporige Halsrückseite ermöglicht im wahrsten Sinne des Wortes einen „reibungslosen Betrieb“ der Greifhand in allen Lagen des Griffbretts. Darüber hinaus war unser Testmodell ab Werk auch so eingestellt, wie es einem Instrument dieser Preisklasse gebührt.
Ein solch guter Grundsound ist natürlich eine Steilvorlage für jeden Pickup und den beiden Friedman P90 fällt es überhaupt nicht schwer, diesen Klang an den Verstärker zu portieren. Dabei offenbaren sie ein erstaunlich breites Klangspektrum trotz der nur wenigen vorhandenen Schaltungsmöglichkeiten. Möglich wird dies deshalb, da das Signal bei Zurückregeln der Volume-Potis nicht an Dynamik verliert oder man etwa nennenswerte Einbußen im Frequenzbild hinnehmen müsste. In Verbindung mit einem guten Röhrenamp lassen sich so eine Menge Sounds erzeugen, die allesamt einen leichten „Vintage-Schliff“ tragen, ohne jedoch dabei zu sehr mit Nebengeräuschen zu nerven.
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Vintage T-AMVS90 an einen Laney Röhrencombo angeschlossen, der mit zwei Celestion V30-Lautsprechern ausgerüstet ist. Die Signale wurde dann in Logic Audio nur noch in ihren Pegeln bearbeitet.
In Beispiel 1 hören wir einen unverzerrten Sound, eingespielt mit dem P90 am Hals. Rund, warm und voller Obertöne klingt es, aber irgendwie gar nicht so nach Tele.
Nun ebenfalls ein Cleansound, allerdings auf dem Steg-Pickup eingespielt und etwas flotter im Tempo. Ganz so schneidend, wie man es von einer Tele üblicherweise gewohnt ist, kommt der Sound nicht rüber. Aber macht überhaupt nichts, der Sound hier kann ebenso gefallen!
Wir werfen die Zerre an und kommen zu Beispiel Nummer 4, in dem wir den Crunchsound der Vintage T-AMVS90 mit beiden aktivierten Pickups hören. Beide Volume-Regler habe ich etwas zurückgenommen, von Einbruch der Dynamik oder des Frequenzbildes keine Spur!
Nun ein verzerrter Riff, eingespielt mit dem Steg-P90. Auch sauberes und artikuliertes Riffspiel beherrscht die Vintage T-AMVS90 vorzüglich.
Abschließend ein Leadsound mit etwas angehobener Verzerrung, eingespielt auf dem P90 in der Halsposition. Trotz des relativ hohen Gain-Anteils behält der Pickup einen kühlen Kopf und nervt nicht mit übermäßigen Nebengeräuschen.
Das gute Stück erinnert ja schon mehr als nur ein bisschen an die Squier Tele Custom II, die es für ein Zehntel des Geldes im Neuzustand gab ;)
Jo, bringt mich gerade auf die Idee, zum „Gitarrenager“ berulich umzusatteln. Man kaufe Billiggitarren, stecke sie in den Ofen und Kühlschrank, kloppe ein bissken mit dem Hammer drauf, feile ungeschickt an den Kanten rum und verscherbele die Dinger dann für einen vielfachen Preis.
Zum Test: klingt m.E. wirklich gut. Wer sich die leisten kann, ist ganz gut bedient, sach ich mal….
Das nennt man Upcycling und war mal ein Trend bei Dawanda jetzt Etsy ;-)
Na jaaaa, sooo einfach isses ja nun auch nicht ;) Die Tonhölzer sind schon fein, leicht und resonant, die P90 ziemlich cool, der Hals ein Traum und irgendwie hat man das Gefühl, das Teil schon 30 Jahre selbst runtergenudelt zu haben. Richtig, richtig cool (!)
@Stephan Güte Morsche Stephan,
ich bin eher so der „ich geh pfleglich mit dem Gear um Typ“ und wenn meine Klamotten zu Vintage und Used aussehen, gibts Schimpfe vom Controlling des Herzens ;-) Neulich gabs Mecker. weil ein Kontroller verstaubt war. :-D Andersrum bekomme ich auch Lob, wenn ich von Flohmarkt mit einem NOS Teil herkomme, so es nicht teuer war… Wobei ich mich dann immer Frage, wie kann man 20 Jahre lang etwas im Lager vergessen.
Klingt cooler. „Was machen Sie beruflich?“
„Selbstständiger Upcycler.“
„Aha, und was machen Sie da so?“
„Gitarren zerkloppen, ankokeln, einfrieren und die für teuer Geld verkaufen.“
Und zwischendrin macht man dann mit der Technik mal ’ne Blues Beuys Boys Gitarre, die im Museum of Modern Art ausgestellt wird, neben der Suppendose von Warhol.
Hallo Welle,
je kürzer der Titel desto cooler die Position ;-) Du hast das schon richtig erkannt. Ich war mal im Darmstadt, im Hessischen Landesmuseum zur Beuys Dauerausstellung, da gabs dann menschliche Haufen, Fettklumpen in Filz und anderes, ich habs intellektuell nicht packen können. Aber eine upcycled Gitarre oder Tasten schon ;-)
@TobyB Also, wer Böcke hat, kann in mein Unternehmen mit einsteigen. Doku-Fernsehreihe ist auch schon geplant: „Die Gitarrenludolls“.
Also ich bin dabei. Mach aber nicht den Horst. Der ist dieser Tage recht ungelitten, also der Horst ;-)
Es kann schon erstaunen, wie sich einige an unerheblichen Äußerlichkeiten festbeißen. Würde so etwas in ihrem Segment (Keys, Synth) geschehen, wäre im Kommentarbereich vermutlich der Teufel los ;-) Mir gefällt in diesem Fall die Kombination von Holzarten und speziellen P90ern sehr gut. Eine durchaus teure, aber vielfältig einsetzbare Gitarre, sogar im Jazz.
@MidiDino @ MidiDino
Was ist denn bitteschön „ihr“ Segment? Erstmal klug machen, bevor man irgendwelche Floskeln ausbläht. Die Gitarre gehört zu „MEINEM“ Segment genauso wie Synthesizer, Bass, Mikros etc.
Das Thema geagete Gitarren spaltet selbst puristische Gitarristen seit Jahren. und „unerhebliche“ Äußerlichkeiten sind das schon gar nicht, wenn Materialermüdung früher einsetzt, oder Lackschäden in Kauf genommen werden. Eine Gitarre kann mit genau den gleichen Holzarten und den hier erwähnten „speziellen“ P90 Coils auch ohne künstliche Alterung bzw. Beschädigungen hervorragend klingen, so ist es nicht. Wir reden hier nicht von 500 Euro Klampfen. Bei dem Preis dürfen ästhetische Fragen durchaus eine Rolle spielen.
Und Telecasters lassen sich schon seit jeher für Jazz einsetzen. Im Jazz spielt die E-Gitarre und deren klangliche Bandbreite in aller Regel sogar eine eher untergeordnete Rolle, im Vergleich zu anderen Genres.
Ich habe keine Lust auf Ego-Trips. Niemand verlangt von Dir, dass Dir die getestete Gitarre gefällt, lediglich eine Angemessenheit in den Kommentaren …
@MidiDino Wo fehlt denn da die Angemessenheit? Kritikpunkt ist klar definiert, klanglich gefällt die Gitarre (steht in meinem ersten Kommentar) und der Rest war eine humoristische Einlage zum Thema Gitarrenaging generell. Wo ist da dein Problem? Unangemessen ist es eher, wenn man der Meinung ist, Kommentatoren per se abqualifizieren zu müssen, so wie du das hier tatest.
viele meckern als gäbe es kein Morgen bei der friedman, sei es drum, egal…. Ich habe nun eine im Schrank stehen, es ist – wie der Autor schon signalisierte – eine ganz besondere Gitarre, da kann ich nur ganz trocken zustimmen. Vielen Dank für den Testbericht.