Die Harley Benton Anniversary Tele
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Leute, wie doch die Zeit vergeht! Seit 25 Jahren gibt es die Instrumente von Harley Benton nun schon und was damals in den späten 90ern noch müde lächelnd als Feuerholz bezeichnet wurde, hat sich mittlerweile zu einer ernst zu nehmenden Alternative im Low-Budget-Bereich entwickelt. Wir von AMAZONA.de verfolgen die Entwicklung der extrem günstigen Gitarren und Bässe ja fast von Beginn an stetig mit und sind davon ebenso überrascht, wie der Großteil der Fachwelt es ist. Ein 25-jähriges Jubiläum liefert natürlich den perfekten Anlass, den runden Geburtstag mit ein paar Sondermodellen zu feiern. Unter den ausnahmslos in Gold lackierten Instrumenten treffen sich Kopien der wohl wichtigsten Modelle der Rock- und Pop-Geschichte: Paula, Jazzmaster, Jazz Bass und auch ein Tele-Modell, das wir uns mal für einen Test haben zukommen lassen.
Harley Benton Fusion-T 25th Firemist – Aufbau
Wirklich edel, was sich dem Auge nach dem Herausnehmen der Gitarre aus dem mitgelieferten Gigbag bietet. Das Firemist Satin Finish des aus Nyatoh hergestellten Korpus harmoniert wunderbar mit dem Hals, der aus einem Stück geröstetem kanadischen Ahorn besteht und ein Griffbrett aus dem gleichen Holz trägt. Während die Decke flach wie ein Brett ist, zeigen sich an den Innenseiten des Cutaways sowie auf der Rückseite einige Fräsungen, die uns das Leben bequemer gestalten. Besonders Hand wurde am Hals-Korpus-Übergang angelegt, was zusammen mit dem hinteren Shaping des Cutaways eine komfortable Bespielbarkeit bis hinauf zum Bund Nummer 22 ermöglicht. Schön ist, dass die Abdeckungen für den Zugang zur Elektronik und das Vibratofach versenkt eingelassen wurden, an dieser Stelle ist also kein Widerstand mit dem Hosenbund oder der Gürtelschnalle zu erwarten.
Roasted Maple Neck
Hälse aus wärmebehandeltem Ahorn gibt es bei Harley Benton ja schon länger. Im Fall der 25th Anniversary-Instrumente und speziell im Fall unserer Fusion-T 25th Firemist scheint man aber noch mal eine Schippe drauf gelegt zu haben und spendiert dem Goldkehlchen einen Hals aus kräftig geflammtem Riegelahorn, dessen starke Maserung bei guten Lichtverhältnissen fast schon einen 3-D-Effekt für die Augen erzeugt. Das komfortabel bespielbare, nicht zu schlanke Halsprofil sowie die nur hauchdünn aufgetragene Satinlackierung der Rückseite ermöglichen der linken Hand ein sehr natürliches Spielgefühl über die volle Länge des Griffbretts, das mit einem Radius von 12″ einen guten Kompromiss zwischen Vintage und Moderne besitzt. Abzüge in der Note gibt es an dieser Stelle jedoch für die Handvoll Staubkörnchen, die es mal mehr oder weniger stark verteilt unter die Satinlackschicht der Halsrückseite geschafft haben. Das schränkt das Spielgefühl in der Praxis aber in keiner Weise ein, sollte in einem Testbericht aber nicht unerwähnt bleiben.
Und wenn wir schon beim Meckern sind: Obwohl die Bundierung grundsätzlich sauber ausgeführt wurde, sind an der Unterseite des Griffbretts doch einige unsauber verarbeitete Bundkanten zu spüren. Aber auch das wirkt sich beim Spielen mit dem Instruments zu keiner Zeit auf die Performance aus. Dafür aber haben die Bundoberflächen eine sorgfältige Politur erhalten, sodass es von Anfang an ohne Schaben und Knirschen zur Sache gehen kann.
Harley Benton Fusion-T 25th Firemist – Hardware
Ein Duo bestehend aus Jinho JN-07 Locking Mechaniken an der Kopfplatte sowie einem Wilkinson 50IIK 2-Punkt Vibrato übernimmt die Führung der Saiten. Der Vibratoblock kommt mit einem gesteckten Hebel und folgerichtig ohne Spiel in seiner Aufnahme aus, was einen nuancenreichen Einsatz des „Jammerhakens“ ermöglicht. Der Vibratoblock ist frei schwebend auf zwei Bolzen gelagert, somit sind auch Up-Bendings – wenn auch nur in geringem Maße – möglich. Aber egal, ob nun hoch oder runter mit dem Hebel: Übertreiben sollte man es nicht, denn ansonsten hilft auch hier nur wieder der Griff zu den Mechaniken, die durchaus ein solides Bild abgeben und unauffällig ihren Job verrichten.
Gut möglich, dass sich das System früher oder später „einfährt“ und insgesamt geschmeidiger bzw. stimmstabiler arbeitet. Eine entscheidende Rolle dabei wird der 42 mm breite TUSQ Sattel spielen, den der US-Hersteller Graphtech dem Instrument beisteuert. Nicht zu vergessen seien in diesem Zusammenhang die beiden String-Trees an der Kopfplatte, die vier der sechs Saiten zu den Mechaniken führen und damit das Risiko von unschönen Verstimmungen noch einmal vergrößern.
Fusion-T 25th Firemist – Tonabnehmer/Elektrik
Es scheint sich bei Harley Benton ein Wechsel von Roswell-Pickups hin zu Tonabnehmern von Tesla zu vollziehen, zumindest bei den „höherpreisigen“ Instrumenten des Sortiments, wenn man das Wort in diesem niedrigen Preissegment überhaupt erwähnen kann. Die Harley Benton Fusion-T 25th Firemist ist nicht die erste Gitarre, die ich mit diesen Pickups des recht unbekannten chinesischen Herstellers zum Test geliefert bekomme. Bislang fiel mein Eindruck recht positiv aus, aber wie wir ja alle wissen, passt nicht jeder Pickup zu jedem Typ Gitarre und somit darf man gespannt sein, wie sich hier die Typen VR-3B AlNiCo-5 am Steg und sein Kollege VR-3N AlNiCo-5 in der Halsposition schlagen.
Ein Dreiwegeschalter übernimmt die Auswahl der gewünschten Kombination, viele sind es nicht, dafür aber sind die Tonabnehmer auch im Singlecoil-Modus nutzbar, was die Klangausbeute noch einmal spürbar erhöht. Sowohl der Schalter als auch die beiden Regler mit ihren griffigen Metallknöpfen hinterlassen einen soliden Eindruck und dürften daher dem neuen Besitzer über viele Jahre hinweg keine Probleme bereiten.
Die Harley Benton Fusion-T 25th Firemist in der Praxis
Akustischer Grundklang & Handling
Der akustische Grundklang erscheint nicht übermäßig auffällig. Es zeigt sich ein spitzes und drahtiges Klangbild mit einem gesunden, wenn auch nicht übermäßig starken Sustain. Die Gitarre wurde uns zum Test mit einer sauber eingestellten Oktavreinheit überlassen, bei der Endkontrolle hätte man aber durchaus noch mal einen Blick auf die Saitenlage werfen können. Die Korrektur bzw. die Anpassung an die persönlichen Vorlieben sind aber dank des Zweipunkt-Vibratos und dem einfachen Zugang zur Halseinstellschraube am Halsfuß schnell vorgenommen. Damit wäre das Instrument noch ein Stück weit besser bespielbar, obwohl der schlanke Hals auch so schon gut in der Hand liegt. Über die Zuverlässigkeit des Wilkinson Vibratos habe ich schon weiter vorne berichtet und kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: Moderate Bewegungen mit dem Hebel sind drin, Down-Tunings mit dem Umfang von mehr als einer ganzen Note sollte man sich vorher jedoch besser überlegen oder das Stimmgerät immer im Blick behalten.
Elektrischer Sound
Die beiden Tesla-Pickups im Bauch der Harley Benton Fusion-T 25th Firemist verrichten einen guten und vor allem flexibel klingenden Job für viele Einsatzgebiete. Ihr Spektrum reicht von messerscharfen Riffs und Lead-Sounds des Steg-Humbuckers, über weiche und glockige Clean-Sounds bei gewählter Singlecoil-Option, bis zu den warmen und dicken Voicings des Tesla am Hals. Die Dynamik kann man als zufriedenstellend bezeichnen, hier und da wirkt es etwas zäh, im Großen und Ganzen aber harmonieren die beiden Humbucker gut mit der Grundkonstruktion aus Nyatoh-Body und geschraubtem Ahornhals. Brummen oder andere Nebengeräusche muss man nur bei aktivierter Singlecoil-Schaltung in Kauf nehmen, dennoch klingen auch Overdrive-Sounds mit aktivierter Singlecoil-Option drahtig und wunderbar bissig.
Klangbeispiele
Die folgenden Klangbeispiele wurden mit einem Mesa/Boogie Studio 22+ Combo aufgenommen. Vor dem Amp wurde en AKG C3000 Mikrofon platziert, weitere Effekte kamen nicht zum Einsatz.
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Eine E-Gitarre besteht aus einem Hals, einem Korpus, 6 Saiten, Tonabnehmern und ein paar Reglern. Das ist seit gefühlt 70 Jahren unverändert so. Seither gab es keine wirklichen Neuerungen wie etwa beim Auto (Navi, Elektroantrieb, Automatik, Mobilfunk, Einparkhilfe, usw.). Umso erstaunlicher dass die Hersteller fast jeden Tag irgendein neues E-Gitarren-Modell auf den Markt werfen. Wer braucht das?
@tantris Eine Flöte , ohne Loch , ist keine Flöte. Aber ein Loch ohne Flöte ist was ganz anderes!
Ein Auto dient auch der Fortbewegung und des Transports von Dingen nach A und B (auch wenn einige etwas anderes behaupten). Insofern ist es sinnvoll, dieses Fortbewegungsmittel weiterzuentwickeln.
Eine Gitarre ist ein Musikinstrument. Das muss sich nicht zwangsläufig radikal verändern.
Oder gibt es einen Grund, eine Geige zu etwas anderem zu machen als es ist, nämlich eine Geige?
Genauso ist es mit der Gitarre.
„Wer braucht das?“ – Du offenbar nicht.
Komischer Kommentar von dir, aber nuja.
@Sven Blau „Oder gibt es einen Grund, eine Geige zu etwas anderem zu machen als es ist, nämlich eine Geige?“
E-Violinen sind praktisch, und eine MIDI-Geige wäre echt mal eine Bereicherung…jedenfalls eher als die MIDI-Gitarren.
Bei E-Gitarren frage ich mich immer, warum man da nicht öfter Effekte integriert, beispielsweise steuerbar über den Vibrato-Hebel, ober wie bei Matt Bellamys KaossPad-Gitarre?
@mort76 Die MIDI Violine dürfte noch problematischer bei der Umsetzung sein. Note on/off Erkennung dürfte sehr schwierig werden.
@Tai Immerhin hat man es da eher nicht mit Akkorden zu tun…man könnte wirklich langgezogene Noten spielen, und hätte tolle Glissando-Möglichkeiten.
Ich habe für sowas einen Blaswandler, aber da läßt die Note sich eben kaum verbiegen.
MIDI ist dafür sehr einfach und zuverlässig umsetzbar.
@mort76 Was ist eigentlich aus der Circle Guitar geworden?
https://youtu.be/9dtrvc6gOc4
@mort76 von korg gab’s ja Mal die Gitarre mit kaosspad zu kaufen. ärgere mich, die nicht gekauft zu haben. glaube die wurden am Ende sehr günstig rausgehaut.
@Numitron War von Ibanez. Versuchs doch mit Powerstrips 😂 oder so:
https://youtu.be/fclWUxP8QlM
… ich lese immer „Feminist“.
Vielleicht sollte ich mal einen Psychologen aufsuchen :-)
Meine Strat aus der gleichen Serie bereitet mir seit vielen Monaten bereits Freude. Andere Spieler, die sie gesehen und angefasst haben, waren auch nur positiv angetan.