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Test: Heritage Audio Super 8, Mikrofonverstärker

Neuer Super-Mikrofonpreamps-Star?

17. April 2023
heritage audio super 8 test

Heritage Audio Super 8, Mikrofonverstärker

Der Heritage Audio Super 8 ist ein 8-kanaliger transformatorgekoppelter Class-A-Mikrofonvorverstärker mit integrierten AD-Wandlern. Ich darf dieses fast 10 kg schwere Produkt testen und ich freue mich schon sehr, denn die Beschreibung verspricht einiges: integrierte Carnhill Übertrager, Class A 73-style Preamps und vieles mehr. Doch zuerst muss man mal verstehen, was denn der Zweck dieses Gerätes im Studio ist.

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Für was ist der Heritage Audio Super 8 geeignet?

Schaut man sich das Gerät genauer an, dann hat man zuerst einige Fragezeichen im Kopf. Es ist kein Audiointerface, denn das Gerät lässt sich nicht über USB (oder Thunderbolt, Firewall etc.) mit dem Computer beziehungsweise der DAW verbinden.

Heritage_Super8_frontleft

Aha, aber ein Wandler ist integriert – somit ist es kein einfacher 8-Kanal-Analog-Preamp im Sinne eines SPL Crescendo oder eines Neve 1073OPX, sondern eher vergleichbar mit einem Focusrite OctoPre, also ein Vorverstärker, der „ganz normal“ ein Eingangssignal auf Line-Level verstärkt und dies dann analog an das Audiointerface (in die Line-Eingänge) weiterleitet, aber auch alternativ die Signale über den hochwertigen A/D-Wandler digital ausgibt und zwar in verschiedenen Formaten. Somit können sie aus einem recht einfachen Audiointerface mit dem Heritage Super 8 ein sehr hochwertiges Recording-Studio machen.

Die Ausstattung des Heritage Audio Super 8

Die Ausstattung des Super 8 muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, denn da hebt sich nicht nur einmal die Augenbraue zu einem erstaunten Blick: Jeder der acht Kanäle besitzt die 73er Preamps, die den Neve 1073er Preamps nachempfunden sind. Durch die Carnhill Übertrager in den Ein- und Ausgängen verspricht der Hersteller einen sehr warmen, „punchy“ Sound mit dem entsprechenden Mojo.

Dazu gibt es Kondensatoren aus Tantal, welches einen sehr niedrigen parasitären Widerstand hat (keine Reduzierung der oberen Grenzfrequenz in Schaltungen und somit eine erhöhte Schaltungsgeschwindigkeit) und eine sehr lange Lebensdauer haben.

Heritage_Super8_offen test

Die acht Kanäle haben folgende Ausstattung: einzeln schaltbare 48 V Phantomspeisung, Line-Schalter, Phasendrehung (180 Grad) und einen Low-Cut mit -3 dB bei 80Hz. Kanal 1 und 2 haben zudem noch je einen DI-Eingang, eine Lo-Z-Taste, um die Eingangsimpedanz von 1.200 auf 300 Ohm (zur Anpassung an verschiedenen Mikrofontypen) abzusenken, eine PAD-Taste (Dämpfung um 20 dB) und ein anpassbares Low-Cut-Filter.

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Heritage_Super8_right

Die acht Analog-Digital-Wandler unterstützen 44,1 bis 192kHz mit 24 Bit Wortbreite und können intern sowie über eine externe Wordclock getaktet werden (über BNC In & Out auf der Rückseite) und auch mit 75 Ohm terminiert werden können. Die Ausgabe erfolgt wahlweise über ADAT/SMUX, S/PDIF oder AES/EBU Format.

Heritage_Super8_back

Durch die acht Schalter auf der Front kann man festlegen, ob das Signal direkt vom Preamp gewandelt auf die DAW geschickt wird oder von einer externen Quelle stammt. Dazu stehen drei 25 Pin D-SUB Buchsen zur Verfügung: Line Input 1-8, Line Output 1-8 und ADC Return 1-8. So kann man beispielsweise auch externe Effekte (Kompressor, EQ etc.) zwischen Preamp und Wandler einbinden und so das Signal schon vor der DAW anpassen. Durch diese flexiblen Optionen können Sie den Heritage Super 8 auch als standalone AD-Wandler verwenden. Mit dem F.A.-Schalter auf der Front können Sie die Sampling-Frequenz auswählen. „Ext“ nutzt man bei einem externen Wandler und „Lock“ fixiert die Frequenz.

Heritage_Super8_BBD320

Nur damit es auch ganz klar ist: Der Heritage Super 8 ist KEIN A/D-D/A Wandler, sondern nur ein A/D-Wandler. Sie können Eingangssignale – entweder von den 8x 73er-Style Preamps oder direkt über D-SUB-Buchsen – in ein digitales Signal wandeln und so in eine DAW einspielen.
Bei der Verwendung von ADAT hat man die systembedingte Einschränkung zu beachten, dass mit höherer Taktung weniger Kanäle transferiert werden bzw. eine oder beide S/PDIF-Leitungen geschaltet werden müssen. Bei 192 kHz müssen somit beide Kabel (Port 1 & 2) gesteckt sein und man hat 4 Kanäle in dieser Auflösung zur Verfügung. Bei 44,1/48 kHz reicht ein Kabel für alle 8 Kanäle. Sehr gut: Diese 8 Kanäle sind dann auch auf Port 2 gespiegelt. Ein schönes Detail.

Hier die wichtigsten technische Daten des Heritage Audio Super 8:

  • Klirrfaktor: <0,025 % bei 1 kHz, <0,05 % bei 100 Hz
  • Frequenzgang: 20 Hz (+0,3 dB) bis 20 kHz (-0,2 dB)
  • Maximale Verstärkung: 80 dB
  • Äquivalentes Eingangsrauschen: <-125 dBu
  • Rauschen Ausgangsstufe: <-100 dBu
  • Abmessungen (B x H x L): 280 x 88 x 482 mm

Das sind alles exzellente Werte – hier lässt sich Heritage Audio nicht lumpen. Die Abmessungen entsprechen 2 Höheneinheiten im Rack-Schrank.

Wie gut ist der Heritage Audio Super 8 verarbeitet?

Schade, dass der Ausdruck „Built like a tank“ schon so abgenutzt ist. So gerne würde ich ihn hier verwenden. Aber so schreibe ich einfach: fantastisch. Ich finde keine Stelle am Super 8, die nicht die Stabilität, das Vertrauen und die Bedienbarkeit eines extrem hochwertigen Studiotools hat. Die acht Gain-Regler schalten sich hart und exakt. Die Druckknöpfe sind – bis auf die 48 V Spannung – nicht beleuchtet, aber dennoch ist die Schalterstellung gut zu erkennen. Der Output-Regler und auch die anderen Schalter lassen sich gut bedienen. Auch auf der Rückseite geht es klar gegliedert und ebenso stabil zu: Alle Buchsen sind auf der Rückwand verschraubt und bei die Kontakte der XLRs sind goldbeschichtet.

Heritage_Super8_connect

Hier habe ich auch einen der wenigen Kritikpunkte am Super 8: Eine Verriegelung der XLR-Inputs (female) sollte schon drin sein. Bei den Outputs ist dies schon durch die Stecker gewährleistet.
Und wenn ich schon beim Meckern bin: Die Kanäle haben kein optisches Feedback bezüglich der Aussteuerung. Im einfachsten Fall würde es ja schon eine dreifarbige LED tun, die zwischen grün, gelb und rot wechselt. Aber so ist man immer aufs Gehör angewiesen, was auch mal danebenliegen kann. Es wäre doch schade, wenn man nachher in der DAW sieht, dass einzelne Impulse übersteuert sind.

Nummer 3 wäre das externe Netzteil. Es handelt sich nicht um eine „Steckerwarze“, sondern um ein hochwertiges externes Netzteil, das über einen 5-poligen Stecker mit dem Gerät verbunden wird. Wenn man einen Blick ins Innere des Heritage Audio wirft, dann wird einem auch klar, dass hier beim besten Willen kein stromstarkes Netzteil Platz finden würde – insbesondere, wenn man es abgeschirmt ohne Einfluss auf die Carnhill Übertrager positionieren wollte. Der Hersteller hätte sonst auf eine 3 HE Bauhöhe umstellen müssen, was aber wiederum Nachteile beim Platzverbrauch im Schrank hätte. Deswegen werde ich diesen Punkt nicht auf die Negativliste setzen.

Einsatz des Heritage Audio Super 8 im Tonstudio

Im Handbuch sind einige Anwendungsszenarien für das Heritage Audio Super 8 grafisch dargestellt – sehr anschaulich, wie ich meine:

Ich habe das Super 8 in meinem Setup an mein Universal Audio Apollo X6 angeschlossen: einmal über ADAT und einmal analog, um die Qualität des Wandlers beurteilen zu können. Für mein Klangbeispiel habe ich ein paar Akkorde über meine akustische Gitarre (Fender Newporter) eingespielt.

Heritage_Super8_setup

Dabei habe ich auf Kanal 1 den Instrumenteneingang (DI) des Heritage mit dem Ausgang der Gitarre verbunden. Dazu habe ich das Lewitt LCT640 TS Mikrofon in Stereo geschaltet und ca. 30 cm vor dem 12. Bund platziert. Dazu dann noch ein Lewitt LCT 140 AIR als Unterstützung für das Mittensignal im Stereofeld eingebunden. Um dem Ergebnis noch Rauminformation mitzugeben, habe ich ein einfaches Kugelkopfmikrofon (Superlux ECM999) etwas entfernt platziert und dem Ergebnis beigemischt. Das Signal habe ich in 44,1 kHz 24 Bit über ADAT in das UA Apollo X6 übertragen und mit UAD LUNA aufgenommen. Eine weitere Bearbeitung (EQ, Kompressor etc.) hat nicht stattgefunden, nur ein Pegelabgleich für eine balancierte Aufnahme.

Heritage_Super8_mystudio

Der Aufnahmeprozess

Zunächst ist bei der Aufnahme das passiert, was ich bei der Kritik schon geahnt habe: Obwohl die DAW (Universal Audio Luna) einen Pegel von -6 dB gezeigt hat, ist das DI-Signal in den lauten Anschlägen etwas übersteuert. Eine Peak-Anzeige im Kanal hätte mir dies schon vorher angezeigt. Na gut, also vorher sorgfältiger einpegeln.

Dann habe ich den DI-Kanal etwas heruntergeregelt und es ist eine sehr schön klare und druckvolle Aufnahme gelungen (man möge mir mein Gitarrenspiel verzeihen). Insbesondere durch das Kleinmembran-Kondensatormikrofon Lewitt LCT 140AIR wurde das Klangbild transparent und feindynamisch sehr facettenreich aufgenommen.

Eine Vergleichsaufnahme mit dem Wandler des Apollo Interfaces gab ein sehr ähnliches Ergebnis. Die Wandler im Heritage Audio Super 8 fallen also nicht gegenüber denen im Apollo ab, was ein sehr gutes Zeugnis ist.

Heritage_Super8_back

Die Preamps im Neve Style haben tatsächlich das bekannte Mojo: Druckvoll, weiträumig und mit sanften, nie nervig werdende Höhen. Transienten und Impulse werden schnell und präzise wiedergegeben, wie man es von Neve kennt. Wer hier mehr Klarheit und Analytik wünscht, der findet sicher bei SSL den perfekten Spielkameraden. Suchen Sie einen wunderbar klingenden Preamp nach dem Vorbild des ehrenwerten Rupert Neve, dann ist der Super 8 eine sehr gute Wahl.
Zumal das Gerät recht rauscharm ist und auch bei hohen Gain-Einstellungen abliefert. Die Carnhills überzeugen mit sehr feiner Auflösung auch bei hohen Eingangspegeln.

Nun noch eine wichtige Wortklauberei

Nur dass es einmal geschrieben wurde: Formal und korrekt heißt das Gerät Heritage Audio Súper 8 mit einem Akzent über dem „u“. Das weist auf eine spanische Schreibweise hin und wird dann „Süper“ ausgesprochen. Heritage Audio ist eine spanische Firma mit Sitz in Madrid und deswegen wohl die Produktbezeichnung.

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Fazit

Mit dem Heritage Audio Super 8 hat der spanische Hersteller einen sehr guten 8-Kanal Preamp im oberen Studio-Preissegment abgeliefert. Das Gerät überzeugt in Sachen Ausstattung, Flexibilität, Verarbeitung und Klang. Die Kritikpunkte (keine verriegelbaren XLR-Buchsen und fehlende Peakanzeige) sind eher kosmetischer Natur und können ob der Qualitäten gerne in Kauf genommen werden. Sie suchen einen Vorverstärker mit acht sehr guten Preamps und einem hochwertigen A/D-Wandler? Dann kann ich Ihnen den Heritage Audio Super 8 nur wärmstens empfehlen.

Plus

  • sehr authentischer Neve 1073 Klang
  • wertige Verarbeitung
  • sehr gut ausgestattet
  • flexible Einsatzmöglichkeiten

Minus

  • keine Verriegelung der XLR-Buchsen
  • fehlende Peak-Anzeige bei den Kanälen
  • hoher Preis

Preis

  • 4.399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Das ist diese Art von Gerät, die sehr gerne hätte, aber mir nie leisten werde.
    Wäre doch auch mal was für ein Gewinnspiel :-)

  2. Profilbild
    0dB

    „Zumal das Gerät recht rauscharm ist und auch bei hohen Gain-Einstellungen abliefert. Die Carnhills überzeugen mit sehr feiner Auflösung auch bei hohen Eingangspegeln.“

    Ein Soundbeispiel mit verschiedenen Gain-Einstellungen, um diesen Effekt hören zu können wäre schön gewesen.

  3. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Schwer vorstellbar, dass jemand in dieser Preisklasse ernsthaft die Kopie erwägt, wenn das vermeintliche Original in Form des achtkanaligen 1073OPX fast das Gleiche kostet. Gut, ohne serienmässigen Wandler, dafür hat der optionale zeitgemäss professionelle Digitalschnittstellen. Und Aussteuerungsanzeigen.

    • Profilbild
      Bill Clark five

      @swellkoerper Seh ich genau so . Der Neve wird wohl auch nen besseren Wiederverkaufswert haben. Wenn jemand bereit ist 550 € pro Kanal hinzulegen ist ihm der Wandler wahrscheinlich auch schnuppe.

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @swellkoerper Hallo, der Heritage ist im Vergleich zu seinen Vorbildern viel besser verarbeitet und ist schon vom reinen Konstruktions- und Materialaufwand sein Geld wert (Ihr wisst, was ich damit meine!). Hier zahlt man viel weniger für den Namen und bekommt viel mehr gute Technik.

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