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Test: Horch RM3 Mark2, Studiomikrofon

Ein großes Mikrofon jetzt noch besser

23. Januar 2023
horch rm3 mk2 test

Horch RM3 Mark2, Studiomikrofon

Gut erinnere ich mich, als ich auf der Prolight und Sound 2005 am Stand von Akzent Audio zum ersten Mal ein HORCH Mikrofon berührte. Ich hatte im Vorfeld den Markennamen in der einschlägigen Fachpresse gelesen, vermutlich in Zusammenhang mit dem RM2, das zwar kein direktes Remake, wohl aber eine bewusste Verbeugung vor den beiden großen Mikrofonklassikern Neumann M49 und U47 darstellt (47er Korb und Gehäuse, anfänglich originale Neumann K49 Kapsel, Telefunken AC701 Röhre, M49-style Schaltungskonzept). Als immer klarer wurde, dass die Gebrauchtpreise für Vintage-Mics durch die Decke gehen würden, begannen einige Hersteller, eigene Interpretationen dieser klassischsten aller Solistenmikrofone auf den Markt zu bringen. In den USA waren anfangs neben Lawson vor allem Soundelux (heute: Bock) mit dem E47 und ELUX251 erfolgreich, in Deutschland konnte man neben den herausragenden Brauner Mikrofonen auch hin und wieder ein HORCH RM2 in einigen Tonstudios antreffen. Das RM2J stellte ein schaltungstechnisches Update dar, welches die obsolet gewordene AC701 Röhre zunächst durch eine russische military-grade Miniaturpentode ersetzte, später dann eine Telefunken 5654. Es nutzte ferner eine Kapsel mit dünnerer Platinmembran aus deutscher Fertigung.

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test horch rm3 mk2

HORCH RM3 Mark2, RM3 Mark1 und AKG C12A (v.l.n.r.)

Als ich das erste Mal in ein RM3 sprach und meine eigene Stimme über Kopfhörer hörte, wurden mir seine Stärken zu meiner großen Verwunderung augenblicklich klar. Üblicherweise kann ich wenig über die Klangqualitäten eines Mikrofons sagen, solange ich es nicht in meinen Aufnahmeraum und an mehreren Schallquellen und im Direktvergleich mit anderen mir gut bekannten Mikrofonen beurteilen konnte. Nur hier war es eben „Liebe auf den ersten Blick“. Der unfassbar hohe Detailreichtum der Übertragung, gepaart mit enormer Nähe und Direktheit, was fast schon wie ein Makro-Objektiv auf einer Fotokamera anmutet, die wundervoll unangestrengten aber zugleich extrem präsent-glitzernden Höhen, mächtig donnernde Bässe, Charakterstärke anstatt langweiliger Neutralität, Verzerrungsfreiheit auch bei hohen Pegeln – alles in allem typische Features höchstwertiger Vintage-Mikros der obersten Qualitätsklasse.

Der Hersteller Horch

Ein erster Prototyp eines Großmembran-Röhrenmikrofons für den Eigenbedarf im Tonstudio entstand bereits 1990. Die heutige Marke HORCH Audio hat sich stetig entwickelt und wird nicht müde, immer wieder neue Produkte vorzustellen. Unter der Leitung von Helmut Theodor Breyer hat die heutige Firma HORCH, gegründet 1997, mit dem MP NVR auch ein kleiner Preamp, eine Fet DI-Box, ein Reamping Unit, Netzteile für Röhren-Mikrofone und ein Neumann U47FET-inspiriertes Mikrofon im Lieferprogramm. Getreu dem HORCH-Prinzip „Bewährtes optimieren“ entstand die neue HORCH „Mark2“-Serie. Zusätzlich übernimmt HORCH, typisch für eine Highend-Manufaktur, auch Sonderfertigungen nach Kundenwünschen.

Ein Blick auf das Horch RM3

Das früheste RM3 kam als zweite große Produktvorstellung von HORCH auf den Markt. Es ergänzte den beliebten Klang des U47 (wollweich warm und voluminös, dennoch sehr direkt und markant im Bereich der oberen Mitten mit sanft-goldenem Glanz im Air-Band) um eine grundsätzlich andere Ausrichtung: Entfernt Pate standen die anderen beiden großen Klassiker der Hochzeit des Röhrenmikrofonbaus, das fernbedienbare AKG C12 (1953) und das am Body umschaltbare Telefunken ELA M251.

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C12 und ELA M251 teilen sich die gleiche von AKG in Wien gefertigte CK12 Mikrofonkapsel mit einer mit Messingmembran – anfangs mit einer 10 Micron dünnen Trägerschicht aus Styroflex-Folie, ab Ende der 60er-Jahre mit 6 Micron dünnem Mylar. Die beiden Mikrofone nutzen unterschiedliche Röhrenschaltungen mit abweichenden technischen Daten und weichen auch in Korpus und Einsprechkorb voneinander ab. Das RM3 ist – ganz parallel zum RM2J – auch keine direkte Kopie eines Vintage-Mics. Es ist eine eigene Interpretation des Klangideals jener Mikrofone; unter Anwendung vergleichbarer Technologien, jedoch ohne überzogenen Purismus und unter Nutzung moderner Fertigungsmethoden und Fortschritten im Schaltungsdesign, sodass weder Patente verletzt, noch unbeschaffbare Teile verbaut werden mussten. Es verfügt über eine integrierte elastische Kapselaufhängung sowie einen integrierten Poppschutz.

Als das RM3 Mark1 im Jahr 2011 schließlich bei mir im Studio stand, fand es schnell seinen Platz als Lieblings-Gesangsmikrofon, wann immer eine klare, helle, detailreiche Abbildung gefragt war. Ob Männerstimmen, Frauenstimmen, Drumroom, Klavier – das RM3 brilliert im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Aufnahmen bekommen einen herrlich silbrigen Glanz, EQ ist meist völlig unnötig. Ein guter De-Esser ist bei Gesangsaufnahmen schon hilfreich, da das Mikrofon getreu seinen historischen Vorbildern eher auf der helleren Seite des Marktspektrums angesiedelt ist. Dafür zeigt das RM3 auch sofort und unmissverständlich, wenn es einmal einem Sänger oder einer Sängerin wirklich nicht steht. Das RM3 nutzt eine von TAD handselektierte ECC81/12AT7 Röhre von JJ Electronic und einen eigens entwickelten Nickel-Eisen-Übertrager, gewickelt bei Haufe, in der Ausgangsstufe. Die Richtcharakteristik des Doppelmembranmikrofons kann wie beim RM2J am Netzteil in feinen Abstufungen fernbedient werden.

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HORCH RM3 Mark1 im geöffneten Zustand

Das neue HORCH RM3 Mark2

Das neue RM3 Mark2 hat selbstverständlich einige neue Features, baut aber konsequent auf dem bewährten Klang und vielen konstruktiven Parallelen zum Vorgänger auf. Es verfügt über ein vier Micrometer dünne Membran, eine selektierte ECC81 Röhre in einem Sockel auf eigener Mini-Platine und einen neu entwickelten Nickel-Eisenübertrager, welcher die Übersteuerungsfestigkeit weiter erhöht. Auch das Netzteil wurde einer Schlankheitskur unterzogen, ohne jedoch Kompromisse im Schaltungsdesign in Kauf zu nehmen – in einem bekannten Fachforum fand sich unlängst die Unterstellung, es handle sich um ein klanglich unterlegenes Schaltnetzteil, was vom Hersteller jedoch erfolgreich entkräftet wurde: Es nutzt in Wirklichkeit eine identische Platine und Bauteile. Die matt-schwarze Lackierung des Mikrofongehäuses ist eine kostengünstigere Alternative, die in meinen Augen jedoch genauso wertig wirkt. Außerdem wurde das mechanische Zusammenspiel von Mikrofonkorb und Innereien optimiert, sodass nun ein innerliches Verdrehen des Mikrofons ausgeschlossen ist. Das gesamte Mikrofon ist bei gleichem Durchmesser etwas weniger in die Länge gezogen als sein Vorgänger. Auf die grell-blau leuchtende Korb-Innenbeleuchtung des Mark1, wie man sie z. B. auch beim Korby KAT findet, hat Horch beim RM3 Mark2 glücklicherweise verzichtet. Generationen von Videoproduzenten werden es danken.

Eine praktische Neuerung gibt es auch zu vermelden: Die bislang nur in einer Dimension neigbare Halterung verfügt jetzt über ein zusätzliches horizontales Drehgelenk. Danke dafür, das ist wirklich sehr hilfreich beim Positionieren des Mikrofons, beispielsweise in einem Flügel!
Der Lieferumfang hat sich zugunsten eines deutlich günstigeren Anschaffungspreises (RM3 Mark1 bei Erstvorstellung: 4.500,- Euro, RM3 Mark2 aktuell: 2.989,- Euro) auch geändert: Das Mikrofon kommt schlicht, aber sicher verpackt beim Käufer an. ABS-Flightcase mit formgenau geschnittener Hartschaumfüllung, Kirschbaum-Massivholz-Schatulle mit Samtpolsterung und ein großes traditionelles Vintage-Netzteil im Neumann-Formfaktor gibt es gegen Aufpreis als Custom-Optionen, das lobe ich mir! Nur dass dem eigentlichen Mikrofon nicht mal eine billige Plastikschachtel als  Aufbewahrungsbox beiliegt, finde ich schon ein wenig schade.

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Davon abgesehen stellt sich das Mikrofon auch in seiner Mindestausstattung als sehr wertig dar. Es verfügt über eine wundervolle Haptik und ist mit seinem Art-Deco-Design ein echter Blickfang, auf den man definitiv im Studio angesprochen wird. Übrigens lässt dieses Design einige Parallelen zum ostdeutschen Theile M4 Röhrenmikrofon von 1954 erkennen.

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links: HORCH RM3 Mark1 Ausgangs-Übertrager, rechts: HORCH RM3 Mark2 Röhrensockel

Vocal Mode

Der eigentlich verhältnismäßig dezente Nahbesprechungseffekt des RM3 lässt sich mittels zweier Miniaturschiebeschalter auf der Platine des Mikrofons deutlich steigern. Zugleich verliert man jedoch die Fernbedienbarkeit der Richtcharakteristik über das Netzteil, solange man sich in diesem sogenannten „Vocal Mode“ befindet. Das Mikrofon arbeitet dann mit einer feststehenden Nierencharakteristik. Trotz ihrer Bezeichnung eignet sich diese Einstellung freilich nicht nur für Gesangsstimmen. Die gewählte Einstellung wird durch eine kleine dezente LED auf der Platine visualisiert und kann bei Dunkelheit auch von außen erkannt werden, ohne den Mikrofonkorb optisch zu entstellen.

HIC

Der neue HORCH Impedance Converter sitzt direkt hinter der Mikrofonkapsel und nicht etwas am Audioausgang des Mikrofons. Er linearisiert das Zusammenspiel der nachfolgenden Röhre mit der Kapselimpendanz und steigert die Empfindlichkeit des Mikrofons. Dies ist besonders von Relevanz, da die Röhrenschaltung ohne Feedback auskommt. Mittels dreier Jumper im Inneren des Mikrofons lässt er sich aber aus dem Signalweg entfernen, dann entspricht der Klang des Mark2 wieder weitestgehend dem älteren RM3 Mark1. HORCH nennt dieses Setting den „Pure Tube Mode“.

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HORCH RM3 Mark2: HIC, Miniaturschalter und Jumper

Klang und Patternumschaltung

Meine Praxistests begannen mit einem Vergleich an meinem Steinway B-211 Flügel. Das neue RM3 Mark2 liefert vor allem in den feinen Obertonstrukturen im Diskant deutlich mehr Details als sein Vorgänger, ohne dabei in irgendeiner Form „greller“ zu klingen. Das Abklingen der Saiten erscheint nur irgendwie näher, was einen tollen, eindringlich-intimen Klangcharakter ermöglicht. Das vergleichsweise Zurückschalten auf meine bisherige Mikrofonierung mit zwei Neumann M149 wirkte dagegen geradezu blass und seltsam artifiziell mittenbetont (alle vier Mikrofone im Vergleich via API 1608 Preamps).

Der nächste Test führe ich mit einer Jazz-Sängerin und zwei Sängern durch. Diese Testaufnahmen habe ich in einem Video-Clip dokumentiert, da die Unterschiede selbst in komprimierter Form auf YouTube deutlich hörbar sind. Bei allen drei Aufnahmesessions zeichnete ich mit dem RM3 Mark2 in quasi-idealer Aufstellung auf, während das ältere Mark1 und mein AKG C12A rechts davon auf gleicher Höhe standen und in eigenständigen Takes besungen wurden. Derartige Vergleichstests funktionieren nur aus der Situation heraus – eine Bereitstellung der Einzelsignale ergibt meist wenig Sinn, da die Sängerin bzw. der Sänger immer nur zu einem Mikrofon ideal positioniert sein kann und die Konsistenz zwischen den Takes selten stabil genug ist, um einen validen Vergleich zu ermöglichen. Gerade im extremen Nahbesprechungsbereich ist dies eben ganz anders als beispielsweise an einem Flügel. Tatsächlich überzeugte das RM3 Mark2 in allen drei Fällen. Es klang im Vocal-Mode mit HIC stets eine Nuance detailreicher und näher als sein Vorgänger. Im Linear-Mode ohne HIC waren die beiden kaum zu unterscheiden. Diese Unterschiede waren aber am Ende des Tages doch recht dezent. Es war mir leider nicht möglich, ein verlässliches ABX-Beispiel zu produzieren – die Performance-Unterschiede zwischen einzelnen Takes waren immer größer als die Klangunterschiede bei kompensiertem Gain.

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Gegen mein historisches AKG C12A von 1964 gestaltete sich der Vergleich auch extrem schwierig. Mein C12A befindet sich in einem sehr guten Zustand und wurde von Andy Eschenwecker von Vertigo aufwändig restauriert. Gehäuse und Membran sind original, das Netzteil wurde komplett redesignt, Anschlusskabel und Nuvistor-Röhre gegen eine handselektierte alte Original-7586 getauscht. Ein C12A ist freilich kein C12 (andere Schaltung, andere Röhre), jedoch teilen sich mein C12A und das C12 die gleiche CK12 Dual-Backplate-Kapsel, was nicht bei jedem erhaltenen C12A gegeben ist. Mein C12A braucht im Direktvergleich aufgrund seiner Cathode-follower-Schaltung deutlich mehr Gain und klingt auch recht anders. Die Höhenpräzision ist charakterlich ähnlich, das RM3 Mark2 ist allerdings deutlich mehr detailliert und insgesamt „wuchtiger“. Das C12A kann sein Herstellungsjahr einfach nicht verleugnen – es ruft sofort wohlige Erinnerungen an klassische Aufnahmen der 70er wach. Ich nenne es mal provokant den „Gilbert O Sullivan vs. Gerry Halliwell Effekt“ – das RM3 Mark2 übernimmt die größten Stärken seiner Urahnen, ergänzt es jedoch um eine sehr moderne Nähe und einen leichten Hang zur Übertreibung, die es definitiv nicht als typisches Vintage-Mic stempeln.

Beim letzten Gesangsbeispiel spielte der Sänger zugleich Stahlsaiten-Akustikgitarre, was es mir ermöglichte, das eigentliche Gitarrenmikrofon (Neumann KM84 via Helios 69 Preamp) auch mal kurz gegen das HORCH RM3 Mark2 zu tauschen. Das RM3 Mark2 brillierte dabei als ausgewogenes und warmes Gitarrenmikrofon, jedoch bevorzuge ich die dezente Überbetonung des Anschlags beim KM84, die es mir ermöglicht, die Gitarre im Mix etwas leiser zu mischen und dennoch genug Definition zu hören.

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Das HORCH RM3 Mark2 wird wie sein Vorgänger in vielen Zwischenstufen von Kugel- über Nieren- bis zur Achtercharakteristik direkt am Netzteil umgeschaltet. Die Nierencharakteristik bringt für mich den klassischsten Klangcharakter, eine leichte Verlagerung hin zur „Acht“ verstärkt den Effekt der Nähe. Die Kugel klingt für meinen Geschmack gut, jedoch ändert sich die generelle Klangsignatur des Mikrofons hier recht deutlich. Die Kugelstellung ist beispielsweise sehr attraktiv als Mono-Raummikrofon bei E-Gitarrenaufnahmen, trotz abweichendem Klangcharakters auch eines der Hauptanwendungsgebiete meines C12A in Kugelstellung. Für typische Klassikanwendungen sind Doppelmembran-Kugeln für mich ohnehin kein annehmbarer Kompromiss im Vergleich zu echten Druckempfängern. Dennoch habe ich das HORCH RM3 Mark2 spaßhalber als Mono-Center-Mic des Decca-Trees bei einer Orchesterproduktion eingesetzt. Es klang überraschend gut dabei und bildete den großen Klangkörper gutmütig, attraktiv und spektral sehr gleichmäßig ab!

Auffällig war, dass das HORCH RM3 Mark2 kaum auf unterschiedliche Preamps reagiert – seine individuellen Qualitäten waren immer deutlich wahrnehmbar, egal ob ultra-cleaner Grace Design M801, OpAmp/Übertrager-Designs im API-Stil, historischer Neve 1073 oder Röhrenpreamp. Selbst direkt an einem RME Babyface Pro betrieben lieferte das RM3 Mark2 eine absolut überzeugende Performance (anders als beispielsweise viele historische Mikrofone) – eine gute Nachricht also für Alle, die ihr computerbasiertes Produktions-Setup um ein exzellentes Röhrenmikrofon ergänzen wollen, ohne zugleich für die gesamte Signalkette zusätzlich tief in die Tasche greifen zu müssen.
Auch hatte ich den Eindruck, dass ich bei den HORCH Mikrofonen im Mix weniger Kompression und EQ benötigte als bei meinem C12A. Ein paar Popp-Laute musste ich mittels Automation in der DAW dennoch manuell entfernen – dies war aber für alle drei Mikrofone identisch und ist mehr der Performance zuzuschreiben als dem an sich relativ effektiven internen Poppschutz. In der Praxis ist ein zusätzlicher Poppschutz (Tipp: der in Schweden gefertigte und über Microtech Gefell vertriebene P110) in einigen Fällen empfehlenswert, gerade weil das Mikrofon so extrem weit in den Basskeller herabreicht.

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Kapselaufhängung und Poppschutz

Die interne elastische Kapselaufhängung ist sehr effektiv, solange das Mikrofon auf einem festen Boden steht. Der Einsatz eines Mikrofons mit extrem weit herabreichendem Bassbereich auf einem mobilen Bühnenpodest ist ohnehin ein No-Go, von daher sehe ich hier kein echtes Problem. Jedoch kann ich mich gut erinnern, vor einigen Jahren in einem Studio ein echtes Trittschallproblem mit einem RM3 auf einem Neopren-gelagerten schwimmenden Boden gehabt zu haben, welches bei Verwendung anderer Mikrofone bei Weitem nicht so stark ausfiel. Es ist daher vermutlich kein ideales Mikro für eine kleine Iso-Kabine.

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Gehäuseresonanzen beim Antippen sind deutlich hörbar, jedoch sind sie das bei sehr vielen Mikrofonen anderer Hersteller auch. Diese Eigenresonanz wirkt sich nach meiner Erfahrung beim RM3 nicht auf den Übertragungsfrequenzgang aus und stellt damit kein Problem dar.

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Mehr Informationen

Danksagungen

Mein ausdrücklicher Dank geht an die drei Performer Laura Detterbeck, James Pflaum und Hannes Stegmeier, die ihre Zeit und Musik (alles Eigenkompositionen) für unseren kleinen Vergleich zur Verfügung gestellt haben. Außerdem an Jean Hund vom Vertrieb Akzent Audio, der mir für alle meine Fragen kompetent und hilfreich zur Seite stand.

Alternativen und Vergleich

Wer das Schoeps V4U als Gesangsmikrofon an einem sehr guten Röhrenpreamp vom Schlage eines DW Fearn VT1, Coil Audio CA70S oder Chandler Redd47 kennt, findet (trotz des gänzlich unterschiedlichen Kapsel- und Vorverstärkerdesigns) klanglich hinsichtlich der Präzision der Höhenwiedergabe und dem großen Detailreichtum einige Parallelen zum RM3. Das HORCH RM3 Mark2 klingt aber noch etwas näher und direkter, das Schoeps hingegen etwas klassischer, räumlicher und neutraler. Ich könnte mir das RM3 Mark2 auch als gute Alternative zum Sony C800G vorstellen – auch ein Röhrenmikrofon, welches die perfekte Balance aus warmem Grundtonbereich, gepaart mit kristallklarem Schimmern in den Höhen verbindet und sich daher u.a. perfekt für Rap eignet. Und eben auch ein Mikrofon, das nicht „everybodys darling“ ist. Entweder es passt zum Anwendungsfall, dann passt es auch perfekt oder man braucht wirklich ein charakterlich ganz anderes Mikrofon. Das aktuelle Telefunken ELA M251E Mikrofon sieht zwar wirklich klasse aus und ist top verarbeitet, erreicht für meinen persönlichen Geschmack aber nicht die klangliche Klasse des HORCH. Das Manley Labs Reference Gold wirkt für mich meist einen Touch zu grell bei deutschen Gesangsstimmen. Das Chandler Redd Mic, Neumann M149, M49V und die U67 reissue sind meines Erachtens überhaupt nicht direkt vergleichbar, da sie jeweils eine ganz andere Klangsignatur aufweisen.

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Fazit

Im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger, dem RM3 Mark1, klingt das neue RM3 Mark2 mindestens genauso gut, wenn nicht besser. Der Unterschied ist wiederholbar eindeutig hörbar, wenngleich nicht riesig. Was stark für die neue Version spricht, ist das schlankere Netzteil, die flexiblere Halterung, die jetzt auch axial rotierbar ist, sowie die Schaltoptionen im Inneren des Mikrofonbodys.

Der Vergleich zu den historischen Vorbildern gestaltet sich schwieriger, vor allem aufgrund ihrer Verfügbarkeit und den stark abweichenden Rahmendaten wie Empfindlichkeit, Noisefloor und Aussteuerbarkeit.

Wenn man auf der Suche nach einem wirklich großartigen aktuellen Gesangsmikrofon in Röhrentechnik ist, sollte man das HORCH RM3 Mark2 unbedingt mal antesten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in den allerwenigsten Fällen den Weg zurück zum Händler oder Vertrieb antreten wird. Es kostet unter 3.000,- Euro und überzeugt durch einen Grundklang, den man eher in der 10.000,- Euro Liga vermuten würde. Eine sichere Investition für Studiobetreiber, deren Fokus weniger auf Namedropping sondern mehr auf der letztendlichen Klangqualität liegt.

Plus

  • detailreicher und äußerst störungsfreier Klang
  • optimierte Halterung
  • neue Schaltoptionen
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis durch optionale Ausstattung

Minus

  • Lieferung ohne Aufbewahrungsbox für das Mikrofon

Preis

  • 2.989,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Wow, Toni – ein Test auf absolutem High End Niveau! Alleine die Ressourcen, auf die Du zugreifen kannst: „Eben mal“ einen B-211 mikrofonieren oder eine 4-köpfige Jazzgruppe für einen Test aus der Tasche ziehen. Auch die Vergleiche mit der Creme de la Creme des internationalen High End Mikrofonbaus. Ich konnte nur mit den Ohren schlackern. Respekt vor dem Aufwand und der detaillierten Beschreibung.
    Wenn Du uns jetzt noch den Link zum YouTube Video zur Verfügung stellen könntest („…Testaufnahmen habe ich in einem Video-Clip dokumentiert..“), dann wäre ich vollends happy. Auf jeden Fall vielen Dank für den Einblick in diese Welt!
    Viele Grüße, Jörg

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Jörg Hoffmann Vielen Dank für deine netten Worte! Video wurde soeben freigeschalten. Bitte nicht vergessen, in Youtube mit dem Zahnrädchen unten rechts die Wiedergabe-Qualität auf Maximum zu stellen.

  2. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Den Satz: „, jedoch bevorzuge ich die dezente Überbetonung des Anschlags beim KM84, die es mir ermöglicht, die Gitarre im Mix etwas leiser zu mischen und dennoch genug Definition zu hören.“ fand ich super.
    Das war mein Recording-Workshop für heute :-)
    Danke!

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @dr noetigenfallz Danke für den lieben Kommentar! Ist wirklich so bei mir, auch bei Hihats – ein KM84 braucht gefühlt 3dB weniger Saft als alle anderen Kleinmembraner bei transientenreichen Quellen. Das KM184 kann das auch, wenngleich etwas weniger auffällig. Interessanterweise verhält sich das Neumann KM54 überhaupt nicht so. Anscheinend schmeichelt seine Röhre doch merklich der Abbildungsweichheit. Das KM84 und 184 lässt sich übrigens noch mehr „beschleunigen“, wenn man es an einem hochmitten-freundlichem Preamp mit stabiler Phantomspeisung betreibt (Beispiel: Triton Audio True Phantom > Helios, Grace Design, Focusrite ISA oder Amek 9098). Oder „beruhigen“ indem man das genau vermeidet (Beispiel: UA 610 oder TLA Ivory 5051). Viele Neumann Mikros „reagieren“ wirklich auf den Preamp. Das Horch hingegen kaum, es klingt immer gleich stabil gut und ausgewogen, egal ob an einem Neve 1073 oder API.

  3. Profilbild
    MidiDino AHU

    Auch ich bin von dem Test begeistert. Bei der Verwendung von Mikrophonen spielen äußerst viele Dinge eine Rolle, dies wird keineswegs vernachlässigt. Und das Video gibt einen speziellen Klangeindruck. Als Digitalproduzent brauche ich mir zum Glück darüber keine Sorgen machen und eventuell unnötig Geld investieren ;-)

  4. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Hi Toni,

    auch von mir einen ganz lieben Dank und größten Respekt für diesen wundervollen Test. Hatte noch nie die Gelegenheit ein Horch zu testen, aber nun kann ich mir den Klang sehr gut vorstellen.
    V.a. weil du dir sehr viel Mühe gemacht hast deine Eindrücke in Worte zu fassen und der Versuchung widerstanden hast, das einfach mit ein paar Soundbeispielen abzudecken.
    Der Preis ist ja echt der Hammer, damit dürfte das RM3 Mark2 bei vielen ganz weit in der Wunschliste nach oben rücken.

    Gruß Armin

  5. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Hallo, ich schließe mich den begeisterten Worten an. Allerdings fragte ich mich bei der Überschrift, seit wann wir Oldtimer testen… ;) Spaß beiseite, solche Produkte lassen sich vermutlich nur mit entsprechender Expertise und Vergleichsbesteck besprechen, da würde ich mich persönlich nicht ran trauen.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Stephan Merk Myburgh M1 vs. Maybach W1? Horch 670 vs. Fairchild 670? Ich wär dabei – beschaffe man mir Testgeräte! ;-)

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