Love is in the AIR 192|14
Das AIR 192|14 ist das Flaggschiff der neuen AIR-Serie von M-Audio. Mit diesen aktuellen Interfaces, von denen es aktuell fünf Varianten gibt, kommen ein Paar kompakte Devices unter den Christbaum. M-Audio nannte sich einst Midiman und hatte mit Avid die M-Powerd-Serie aufgelegt, die Pro Tools mit einem hauseigenen Interface bundelte. Nicht erst seitdem haben sich die Hardware-Spezialisten einen Namen im unteren und mittleren Preissegment der Audiointerfaces gemacht. Auf das M-Audio AIR 192|14 habe ich stellvertretend für die neue AIR-Serie einen genaueren Blick geworfen.
Der erste Eindruck des M-Audio AIR 192|14
Das M-Audio AIR 192|14 kommt mit allem, was man zum Loslegen braucht: Netzteil, verschiedene USB-Kabel, dem Device selbst und einem Download-Link zu den Windows-Treibern.
Das Interface selbst macht einen sehr robusten und wertigen Eindruck. Die Bedienelemente sind auch für meine Hände groß genug und wirken stabil. Eventuell hätte der große Volume-Knopf noch etwas stabiler sein dürfen (bzw. sich stabiler anfühlen dürfen), aber das ist Jammern auf höchstem Niveau, das Poti geht absolut in Ordnung! Die Marktbegleiter liefern oft sehr viel weniger robuste Hardware aus.Die Lautstärkepotis für die beiden Kopfhörerwege sind leider etwas wacklig. Gerade an dieser Stelle (vorne, unten) und mit dieser Funktion hätten die Potis doch etwas robuster ausfallen dürfen.
Den noch immer obligatorischen MIDI-Anschluss bietet das Audiointerface auch. MIDI-In und -Out über mitgelieferte Spezialkabel, denn auf der Rückseite wäre es mit zwei DIN-Buchsen wohl doch etwas eng geworden. So speist das Interface über Miniklinken die beiden MIDI-Spezialkabel.
Alles in allem ist der erste Eindruck deutlich positiv, gerade was die Schalter und Potis angeht. Die Treiberinstallation auf Windows lief schnell und sicher. Etwas irritierend erscheint, dass der Installer die Redistributables von C++ 32 Bit installieren will und das in der Version von 2012. Seltsam, denn die Treiber selbst sind brandaktuell (gerade einen Monat alt) und das Testsystem ist 64 Bit durch und durch. Anhänger des angebissenen Obstes werden erst gar nicht mit Treibern behelligt, da das Interface class-compliant für macOS ist.
Oberflächliches vom M-Audio AIR 192-14
Die Oberfläche des M-Audio AIR 192|14 ist sehr aufgeräumt und übersichtlich. Hier scheint sich jemand wirklich Gedanken über die Aufteilung der Bedienelemente gemacht zu haben. Das ist nicht ganz so selbstverständlich wie man glauben sollte, vor allem in dieser Konsequenz, die hier gezeigt wird.
Wir alle haben oder hatten Equipment, das immer erst ein paar Momente „wie war das doch gleich“ erforderte, bis man es wieder zielsicher bedienen kann. Hier ist das ganz anders. Ich war zu keinem Zeitpunkt versucht oder genötigt, ins Handbuch zu blicken oder gar eine Suchmaschine zu behelligen.
Die ersten vier Eingänge des AIR-14 sind für Mikrofon- und Line-Signale geeignet und bieten Phantomspannung an. Letztere ist nur paarweise (jeweils für Kanal 1/2 sowie 3/4) schaltbar. Das geht vollkommen in Ordnung. Zum einen sollte Phantomspeisung auch bei Mikrofonen, die diese nicht benötigen, zu keinen Problemen führen (wohlgemerkt sollte), zum anderen ist bei vielen Interfaces dieser Art oft die Phantomspannung nur für alle Inputs gemeinsam schaltbar. Sehr positiv fällt auf, dass die Schiebeschalter für die Phantomspannung jeweils mit einer orangenen LED Feedback geben, ob diese eingeschaltet ist. Da diese Art von Schalter es erlauben, die Stellung (oben oder unten) sehr leicht abzulesen, hätte es für meinen Geschmack keine LED gebraucht. Da aber viele Marktbegleiter diese LED einsparen, auch wenn schlecht erkennbare Taster Verwendung finden, erscheint die Lösung beim M-Audio AIR 192|14 umso vorbildlicher. So ist auch bei schlechter Beleuchtung oder im Eifer des Gefechts gute Ablesbarkeit gegeben, sehr schön.
Die Eingänge 5 und 6 stehen Instrumenten zur Verfügung und haben auch wie die ersten vier Kanäle ein Gain-Poti zum Einpegeln. Darauf hat man bei den Eingängen 7 und 8 vollkommen verzichtet – man erwartet Line-Pegel. Bei einem solchen Interface finde ich das nicht so ganz plausibel. Wer schließt seinen Gerätepark an ein solches Interface an? Mir leuchtet dieses Feature am ehesten zum Anschluss für einen Sub-Mixer oder Battle-/DJ-Mixer ein.
Zur Überwachung des Pegels sind für die ersten sechs Kanäle vier LEDs vorgesehen. Die Pegelanzeige wird auf der digitalen Ebene abgegriffen. Man verzichtet auch auf eine Clip-LED (die digital sowieso nicht die gleiche Aussagekraft hat wie auf analoger Ebene) und beschriftet die oberste LED mit 0 dB, das erscheint ehrlicher und präziser.
Wie es der Name des Interfaces schon vermuten lässt, liegt die maximale Sampling-Frequenz bei 192 kHz. Zwar nicht im Namen zu erkennen, aber gut sichtbar auf dem Gehäuse vermerkt: Die maximale Wortbreite liegt bei 24 Bit.
Signale auf Wanderschaft: Das Routing beim M-Audio AIR 192|14
Das M-Audio AIR 192|14 bietet vier Ausgänge. Kanal 1 und 2 sind fix als Haupt-Ausgangsbus vorgesehen, trotzdem liegen alle vier als Klinkenbuchsen an der Gehäuserückseite an. Für jeden der beiden unabhängigen Kopfhörerausgänge kann per Schalter definiert werden, ob dieser mit Kanal 1/2 oder 3/4 beschickt wird. Per Schalter wohlgemerkt, sehr komfortabel. Außerdem wird hier mit LEDs auch noch ein optisches Feedback gegeben, welches Kanalpaar für welchen Kopfhörer geschaltet ist.
Das Direct-Monitoring ist auch auf dem Frontpanel komplett kontrollierbar. Mit dem Poti „Monitor-Mix“ wird zwischen dem Direktsignal, das am M-Audio AIR 192|14 als Eingangssignal anliegt, und dem Signal aus dem Rechner (USB) hin und her geblendet.
Ich selbst mag Lösungen wie in Total-Mix von RME lieber (eine richtige Mixmatrix aus Eingangs- und Ausgangsquellen), jedoch sind diese nicht so intuitiv und einfach zu bedienen und schon gar nicht auf solcher Hardware mit einem einfachen Poti. Außerdem ist das Crossfading zwischen Direct-Monitoring und DAW-Signal etabliert, basta.
Mit dem Drucktaster „Direct Monitor“ wird das Monitoring zwischen Mono und Stereo umgeschaltet. Das bezieht sich aber nur auf das Direktsignal aus dem Interface. Steht der Schalter auf Stereo, was mit einer blauen LED darüber angezeigt wird, wird Kanal 1 nach links und Kanal 2 nach rechts usw. zugewiesen. Das DAW-Signal bleibt davon unberührt.
Ist der Druckschalter auf Mono geschaltet (grüne LED darunter), werden alle Eingänge mittig eingespielt. Etwas schade ist, dass auf dem Kopfhörer das Direct-Monitoring nicht mehr zu hören ist, wenn die Kanäle 3 und 4 als Ausgänge gewählt sind.
Das M-Audio AIR 192|14 ganz praktisch
In der Praxis ist das M-Audio AIR 192|14 geradezu auffällig unauffällig: Klanglich gibt sich das gute Stück sehr neutral und fällt unter keinem Aspekt negativ auf. Das Eigenrauschen scheint sogar überdurchschnittlich niedrig zu sein, die Performance weiß zu überzeugen. Es gab im Test keine Aussetzer, Abstürze oder Vergleichbares.
Die grafische Oberfläche des ASIO-Treibers unter Windows wirkt etwas lieblos und geht auf einem großen Monitor schnell verloren. Da macht das GUI von ASIO4ALL schon mehr her. Nichtsdestotrotz macht der ASIO-Treiber genau das, was er soll – was will man mehr. Die Buffer-Größe wird in Samples angegeben. Auf dem Testsystem (steinalter core2quad, ja mit Absicht), war auch mit kleineren Buffer-Größen der Treiber bzw. der Rechner nicht aus dem Tritt zu bekommen. Der Sequencer zeigt die üblichen Werte an, da gab es keine Überraschungen.
Die gute Visualisierung mit den LEDs auf dem Frontpanel erlaubt ein schnelles und intuitives Bedienen. Die wackeligen Kopfhörerpotis an der vorderen Unterseite sind allerdings ein kleines Manko. Immerhin lässt sich hier gut ein günstiger Kopfhörerverstärker anschließen. Je nach Setup und räumlichen Gegebenheiten ist ein solches Vorgehen sowieso anzuraten. Die Instrumenteneingänge sind – vollkommen folgerichtig – auf der Vorderseite, neben den Kopfhörerbuchsen, so muss das sein.
Im Lieferumfang befindet sich auch ein Software-Paket. Neben Pro Tools First M-Audio Edition, Ableton Live Lite, Eleven Lite, Avid Effects Collection befinden sich noch ein paar AIR Content Pakete. Somit kann der stolze Besitzer gleich loslegen und braucht (theoretisch) kein Geld mehr in die Hand zu nehmen.
Die neue Familie: M-Audio AIR
Neben dem M-Audio AIR 192|14 sind noch weitere Familienmitglieder am Start. Das M-Audio 192|4 ist das Kleinste im Bunde. Mit etwas über 100,- Euro bietet es dem geneigten Einsteiger zwei Eingänge und zwei Ausgänge, allerdings nur einen davon als Mikrofoneingang. Für Sänger, Sprecher, Gitarristen etc. durchaus eine Option. Die Hardware-Oberfläche ist ähnlich aufgeräumt, wie beim großen Bruder.
Als Bundle mit der Bezeichnung M-Audio AIR 192|4 Vocal Studio Pro ist das gute Stück gleich mit Mikrofon, Kabel und Kopfhörer für ca. 200,- Euro Ladenenpreis zu erstehen.
Mit dem M-Audio AIR 192|6 (ca. 140,- Euro) und M-Audio AIR 192|8 (ca. 200,- Euro) sind noch zwei Zwischengrößen lieferbar, die – im Prinzip – über die gleichen technischen Daten wie der große und der kleine Bruder verfügen.
Der M-Audio AIR Hub folgt seinem Vorfahren, dem M-Track Hub. Er bietet keine Eingänge, sondern „nur“ einen Stereoausgang in 24 Bit und 96 kHz. Damit weicht er von seinen Geschwistern ab, die bis zu 192 kHz Sampling-Frequenz ermöglichen, wie bereits im Produktnamen zu erkennen ist. Den Besitzer wechselt der AIR Hub für 79,- Euro.
Das Gerät ist Class Compliant, alle Features sind direkt am Gerät einstellbar und der Windows-Treiber ist daher spartanisch? Alles richtig gemacht!
@bluebell Jein! Wäre das Gerät vollkommen Class Compliant, würde es ohne Treiber unter Windows funktionieren. Außerdem wirkt sich CC nicht auf ASIO aus ;)
@Florian Scholz Habe noch nie erlebt das eine unbedeutende Treiber-GUI einen Minuspunkt ausmacht. Der von RME ist auch nicht gerade hübsch. :)
Was fehlt? Auf meinem Testsystem wurde das Interface zwar angezeigt (in der Systemsteuerung), aber es konnte nicht angesteuert werden. M-Audio verspricht das ja auch nicht, von daher: alles gut.
Das Treiber-Interface von RME ist wirklich 1990er von der Optik her, und nicht toll gelöst. Ich finde es jedoch deutlich besser, zumal ja auch ein Mixer mitgeliefert wird. Auf einem HD-Monitor ist der M-Audio Treiber weniger angenehm zu bedienen wie de von RME. Ich wollte es nur erwähnen…
@Florian Scholz Ich bin kein Windows-Experte, aber es wundert es mich schon lange nicht mehr, dass WIndows für Class Compliant-Geräte zusätzliche Treiber braucht (zumindest für geringe Latenzen), Apple-Geräte und Linux nicht.
Ich vermute mal, das Gerät ist hinreichend Class Compliant für Apple und Linux, so wie es die kleineren Scarletts Gen1 und Gen2 (Solo, 2i2, 2i4) sind, will heißen ohne Treiberinstallation mit geringen Latenzen nutzbar.
@bluebell Ich vermute eher, dass die Geräte nicht wirklich Class Compliant sind. Ich habe auch Audiohardware getestet, die CC ist, und unter Windows so schnell verfügbar war wie ein USB-Stick. Niedrige Latenzen sind mit CC-Geräten (in Grenzen) unter WIndows erreichbar. „Zur Not“ mit ASIO4All. Unter Apple passiert ein wenig mehr als die „einfache“ CC…
In der Summe finde ich das M-Audio aber richtig geil…
Danke für den Test.
Ist es möglich, das Gerät auch am iPad zu betreiben?
@vssmnn Habe ich selbst nicht getestet :-( (ich besitze derzeit kein iPad) Der Hersteller sagt nichts dazu, daher fürchte ich eher nein… :-(
LG
FLorian
@vssmnn Der Vorgänger den ich getestet habe, das 8X4M, funzte problemlos unter iOS.
@Markus Schroeder DANKE!
Dann gehen wir einfach mal davon aus, dass das neue es auch kann? :-)
LG
Florian
Die Geräte finde ich grösstenteils gelungen. Der nicht regelbare ⅞ würde mich z.B. überhaupt nicht stören. Sobald ein Hardwaresynth dabei ist, der sowieso Ausgangsregler hat, haut das hin. Ein fader Beigeschmack bleibt allerdings immer dann, wenn die Marketingabteilung auf dicke Hose machen will. 192/14, daraus kann ich ich rein gar nichts rauslesen ausser 192 kHz. Die 14 steht dann für? Du kannst 14 mal raten, was da bedeutet und kommst nicht drauf? Etwa 8 Eingänge, 4 Ausgänge und 2 Kopfhörer, alles zusammengezählt? Da hätte ich die MIDI Ports dazugenommen, wenn schon, denn schon und 192/18 hingeschrieben.
Habe das Air 192/6 seit gestern hier stehen. Haptisch geht alles in Ordnung, leider clippt es aber intern relativ schnell. Z.B. Beim gleichzeitigen Abhören der DAW und einem YouTube Song oder einer mp3. Gut, wird man im Alltag selten machen aber ist trotzdem ein fader Beigeschmack.
Verhindern kann man das nur durch ein herabsenken der Lautstärken der entsprechenden Zuspieler oder indem man den Monitor-Poti nicht auf 100% USB, sondern leicht in Richtung Input stellt.
Offenbar hat schon der Vorgänger, dass M-Track das Selbe Problem….
@actionjaxon Meinst Du der Monitorweg clippt? Ist mir nicht weiter aufgefallen… seltsam!
@Florian Scholz Genau. Sowohl Monitor out als auch Headphone out. Aber nur bei gleichzeitiger Wiedergabe von 2 unterschiedlichen Quellen. Aber das ist ja praxisfern. Beim Vorgänger war das auch so und da gab es von M-Audio unter den FAQs sogar den Hinweis, den Monitor-Mix-Regler nicht zu 100% auf USB zu stellen.
@actionjaxon Geiler Workaround von M-Audio 😂
Hat vielleicht inzwischen jemand eine M-Audio AIR 192 am iPad getestet?
Vielen Dank für den netten Artikel, den ich gelesen habe, bevor ich mir ein Air 192|6 bei Amazon bestellte. Nur das mit den stabilen Treibern kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen…
Für mein System ist der Treiber einfach Mist. Unabhängig von der Buffer-Einstellung (auch nach anschließendem Neustart des Interfaces und/oder Windows) habe ich dauernd Cracks, z.B. vor und nach jedem System-Sound. Will ich z.B. Overwatch spielen, gibt es erstmal überhaupt keinen Sound. Minimiere ich Overwatch und starte ich irgendeine Wiedergabe, z.B. mit VLC, ist plötzlich der Overwatch-Sound da. Schalte ich wieder auf Overwatch zurück, gibts erstmal eine Zeitlang Aussetzer, dann funktioniert der Sound anscheinend.
Schade, denn DAC-Wandler/Kopfhörer-Verstärker von dem Teil haben es mir angetan. Das AIR hat über KH wirklich Wumms, macht nicht nur laut, sondern hört sich auch recht gut an.
Installiere ich den M-Audio-Treiber nicht, gibt es mit den originären Windowstreibern bei der Soundwiedergabe keine Probleme. Vielleicht könnte man mit ASIO4ALL so sogar recorden. Aber ohne M-Audio-Treiber geht MIDI nicht.
Mein System: Ryzen 5600X, 32 GB RAM, Vega56, MSI MAG 550 Tomahawk, PCIe SSD fürs System, Windows 10 Pro, alles erst vor kurzem zusammengebaut, alles aktuell.
Weiß jemand Rat bevor ich das Teil retouniere?
@Sokkel Keine Antwort mehr notwendig. Nachdem ich noch eine Weile recherchiert und rumprobiert habe, hab ich mir jetzt doch ein Rücksendeetikett zuschicken lassen. Hab stattdessen wieder ein Steinberg UR22 MKII bestellt. Nichts besonderes, aber da weiß ich, dass es mit meinem System läuft (hatte schon vorher eins, hab das aber Anfang der Woche in den Proberaum gestellt).
Weiss eigentlich jemand, was der Unterschied zum Vorgängermodell 8x4M ist?
Außer der Gehäusefarbe finde ich keinerlei Änderung – weder in den Funktionen noch in den Spezifikationen.