Klang & Praxis
Natürlich erwartet man von einer kleineren Gitarre mit weniger voluminösem Korpus weniger an Klang und Bass-Entwicklung. Klar, denn wo soll der denn auch herkommen? Wer so denkt, dürfte von der Martin LX1E Little überrascht sein, denn trotz der knappen Abmessungen und dem deutlichen „Weniger“ an Gitarre kann sie, rein von der Lautstärke her, mit einigen der großen Kolleginnen durchaus mithalten. Es ist wirklich erstaunlich, wie laut und kräftig die LX1E klingt. Beim Jammen mit weiteren Akustik-Gitarren natürlich muss man dabei bei den tieferen Frequenzen Abstriche machen, da dem Klangkörper schlichtweg das Volumen fehlt, um diese genügend verstärken zu können. In Sachen Durchsetzungsvermögen hat das Instrument allerdings einiges zu bieten, da der Fokus ganz klar auf den Mitten und Höhen liegt. Der Klang ist obertonreich und transparent und selbst das Sustain der Gitarre ist nicht von schlechten Eltern. Auch wenn es etwas an Bass fehlt, gehen die tiefen E- und A-Saiten nicht im Klangbild unter. Alle Achtung, die Erfahrung aus knapp 180 Jahren Gitarrenbau machen sich hier eindrucksvoll bemerkbar.
Der Fishman Isys Preamp leistet ebenfalls sehr gute Arbeit. Zwar schränkt der fehlende Equalizer die Klangvielfalt ein wenig ein, dies wird aber bei den gelungenen Voreinstellungen kaum vermisst. Dem Piezo-typischen harten Anschlag wurde beim Isys recht erfolgreich entgegengewirkt, sodass der darüber abgenomme Klang sehr naturgetreu ist. Satt und voll bekommt man die LX1E über den Verstärker zu hören, ohne die sonst so spitzen Höhen. Bei aktiviertem Contour-Schalter werden diese jedoch wieder deutlicher (zu hören im 4. Soundbeispiel). Dem simplen Fishman Isys darf schon an dieser Stelle zum Prädikat „Sehr gut“ gratuliert werden!
Hinzu kommt das wirklich sehr angenehme Handling der Gitarre. Aufgrund der Verwendung von relativ schweren Materialien bei Griffbrett und Hals neigt sie etwas zur Kopflastigkeit, was sie aber durch die geringe Größe und fehlende Sperrigkeit wieder wett macht. Durch die verkürzte Mensur und den damit einhergehenden kleineren Abstand zwischen den Bundstäbchen haben Gitarristen und Testautoren mit kleineren Händen einen klaren Vorteil. Obwohl das Griffbrett nur unwesentlich schmaler ist als bei einer „normalen“ Gitarre, vereinfacht sich doch die eine oder andere Griffbrettfigur deutlich. Ein verhältnismäßig flaches Halsprofil und die guten Werkseinstellungen tun dabei ihr übriges.
Aufschlussreicher Artikel. Muss mich an den Gedanken gewöhnen, dass der Hals aus Holzimitat ist…