Metabolische Gedanken
Metabolic Devices Moonwalker und Metabolic Devices Papomi kommen direkt aus Berlin frisch ins Rack. Bei einem Vergleich von verschiedenen CV-Manipulatoren ist ja bereits das Metabolic Devices Coherence-Modul besprochen wurde, das den Zufall kontrollierbarer machte. Metabolic Devices Moonwalker und Metabolic Devices Papomi schlagen nun in eine etwas weniger experimentelle Kerbe. Dennoch bleibt sich die Ein-Mann-Firma aus Berlin Kreuzberg treu, indem auch an diesen Modulen ungewöhnliche Extras zu finden sind.
Beide Geräte kommen mit einer doppelseitig bedruckten Kurzanleitung, die versucht, mit kurzen Erklärungen und grafischen Darstellungen die wichtigsten Funktionen darzustellen. Gelingt das noch beim Metabolic Devices Papomi, so wird das volle Potential des Metabolic Devices Moonwalker erst nach Lektüre der PDF-Anleitung (alles nur in englischer Sprache) offenbar. Ehrlich gesagt finde ich die Anleitung aber nicht sehr gut geschrieben, so dass man ab und zu zweimal lesen muss, was denn eigentlich gemeint ist (vielleicht liegt es aber auch einfach an mir).
Metabolic Devices Papomi
Panner/Polarizer/Mixer
Beginnen wir mit dem kleinerem und günstigerem der beiden Module. Metabolic Devices bezeichnet es schlicht als Panner/Polarizer/Mixer (Pa Po Mi) und genau das sind auch die Funktionen des Metabolic Devices Papomi. Durch die interne Vorverdrahtung, auch Normalisierung genannt (hat jedoch nichts mit Audio zu tun), ist das Modul sofort als Mixer/Panner einsetzbar.
Der DC-gekoppelte Mixer hat drei Eingänge, die zusammen auf den Mixer-Output gehen, dieser ist auf den darüberliegenden Panner normalisiert. Gibt man ein Signal direkt in den Panner-Input, wird die Verbindung zum Mix-Out unterbrochen. Das recht leichtgängige Poti bestimmt dann, wie viel Signal an den Links- und Rechts-Ausgängen anliegt und funktioniert wie ein Panoramaregler an der Stereoanlage. Über einen CV-Eingang mit Attenuverter kann die Panoramastellung gesteuert werden. So weit, so einfach. Allerdings gibt es hier eine Merkwürdigkeit und die betrifft das Pan-Law.
Üblicherweise wird ein Signal, das identisch aus zwei Boxen strahlt, im Sweetspot um 6,02 dBSPL lauter. Das setzt aber einen absolut perfekten Abhörraum voraus, den wohl die wenigsten haben werden. Deswegen benutzen viele Hersteller einen Kompromiss: die 3 dB Pan-Rule. Um die Addition der Schwingungen zu kompensieren, nimmt das Signal beim Pannen nach außen um 3 dB zu, während das andere eben ganz verschwindet. Das hört sich in den meisten Abhörsituationen dann natürlich an. Metabolic Devices Papomi geht hier ganz anders zu Werke. Anstatt 3 dB lauter zu werden, wird das gepannte Signal um Satte 12 dB lauter! Abgesehen davon, dass mir so ein Pan-Law unbekannt ist, hört man eben ganz deutlich, dass das einfach falsch klingt. Das gepannte Signal wird viel zu laut und übersteigt das Stereo-Level deutlich. Und da das Signal der anderen Seite eben erst bei Vollanschlag auf null geht, kann man den Metabolic Devices Papomi als Panorama-Regler eigentlich nicht direkt nutzen.
Polarizer des Metabolic Devices Papomi
Der Polarizer des Metabolic Devices Papomi macht eben genau das, er polarisiert das Signal, indem er es in der Phase bzw. Betrag umdreht. Gibt man also z. B. -5 V in den Eingang und bringt das Poti ganz nach links, kann man am Polarizer-Out eben +5 V abgreifen. Über das DC-Poti kann man das auch gezielt machen. Dieses ist übrigens elektronisch „genullt“, so dass die Mittelstellung leichter zu finden ist. Der Mixer bietet noch zwei Eingänge samt Attenuverter und einen Unity-Gain-Eingang. Besonders ergiebig kann so ein Polarizer in einem Feedback-Netzwerk eingesetzt werden, wo kleinere Änderungen große Auswirkungen auf das Ergebnis haben können und deswegen Fingerspitzengefühl gefragt ist. Speist man einen Oszillator in einen der Eingänge und ein Audiosignal in einen anderen, so kann man das Modul auch als Ringmodulator bzw. AM-Modulator nutzen.
Ein solides Modul, aber aufgrund des seltsamen Pan-Laws sehe ich hier keine sehr gute Bewertung.
Metabolic Devices Moonwalker
Phase-Variable Attack-/Decay-Generator
Damit kommen wir zum Metabolic Devices Moonwalker, dem komplexeren, aber auch kostspieligerem der beiden. Wer den oben erwähnten Vergleichstest gelesen hat, wird schnell erkennen, dass Metabolic Devices Moonwalker mit dem Fallistri zu vergleichen ist, was seine Hauptfunktion angeht. Metabolic Devices beschreibt das Modul als Phase-Variable Attack-/Decay-Generator. In der einfachsten Konfiguration ist es nichts weiter als eine AD-Hüllkurve, die durch einen Trigger-Impuls ausgelöst wird.
Die Zeiten, die die AD-Phasen annehmen können, sind in drei Bereiche unterteilt: Low (75 Hz bis 60 Sekunden), Mid (750 Hz bis 6 Sekunden) und Audio (500 Hz bis 20 Hz). Damit ist Metabolic Devices Moonwalker ausdrücklich als Oszillator geeignet. Die Zeiten des Audiobereichs gelten nur für die Stellung der eigentlichen Potis, die jeweils über CV-Eingänge (wieder einschließlich eines Attenuverters) gesteuert werden können.
Benutzt man die V/Okt-Steuerung, kann man auch wesentlich höher als 500 Hz kommen. Dafür sollten Attack und Decay gleich lang eingestellt sein. Stellt man beide Phasen auf Minimum, so wird das Maximum der Oszillation ist bei 1,48 V und 2060 Hz also fast einem C7 erreicht. Darüber hinaus bricht die Oszillation allerdings einfach ab. Erst wenn man die Attack- und Decay-Potis auf ca. 10 Uhr aufdreht, kann man bis +5 V Steuerspannung gehen, ohne dass die Oszillation abbricht. In diesem Fall kommt man vom 0 – 5 V tatsächlich auf eine 5-Oktaven-Steuerung.
Schauen wir auf die Schwingungsform. Da die Attack- und Decay-Phasen linear sind, bekommt man immer dann eine Dreieckschwingung heraus, wenn beide Phasen gleich lang sind. Wird nun eine der Phasen verkürzt, erhält man entsprechend einen Sägezahn – nun nicht ganz, denn auch auf der kürzesten Einstellungen springt die Schwingungsform nicht sofort zurück.
Eine Strauß Schwingungsformen
Dennoch reicht das aus, um deutlich mehr Obertöne wahrnehmen zu können. Selbstverständlich ändert sich dadurch auch die Frequenz erheblich. Und hier kommt der Skew-Control samt CV-Eingang ins Spiel. Ungepatcht kann man den Attenuverter nutzen, um nahtlos von einem aufsteigendem Sägezahn zu einem absteigendem zu wechseln (und ein wenig darüber hinaus), wobei die Dreieckschwingung in der Mitte liegt und das Tuning nur um einige wenige Cent schwankt. Über das eigentliche Offset-Poti kann man die Schwingungsform dann ebenfalls verändern. Im Prinzip verstellt man also einfach die Phase.
Der Spaß beginnt aber erst, wenn man am Skew-CV-Eingang einen LFO legt. Man hat dann über Skew und Phase-Offset zwar keinen Einfluss mehr auf die Schwingungsform. Wie man im Beispiel hören kann, kippt der LFO die Frequenz der Schwingungsform bei einer bestimmten Spannung, so dass diese wie eine Rechteckschwingung alterniert. Durch Hochfahren der LFO-Frequenz kann man dann mehr und mehr Obertöne hinzufügen, was dann über den Skew-Attenuverter dosiert werden kann. Die Grundfrequenz bleibt dabei jederzeit über den V/Okt-Eingang steuerbar. Die Abbildung zeigt einige Schwingungsformen, die sich daraus ergeben.
Der Metabolic Devices Moonwalker besitzt noch zwei zusätzliche Ausgänge, was liegt nun dort an? Reference Waveform Out bietet eine Repräsentation der „nackten“ Attack-Decay-Schwingungsform, unabhängig von der Ausgabe am Waveform-Out. Also z. B. eine Dreieckschwingung, wenn Attack und Decay gleich lang sind. Allerdings kann man hier auch interessantere Schwingungsformen abgreifen, wenn man den Attack- bzw. Decay-Wert moduliert. Not Decay Out liefert eine Rechteckschwingung, die synchron zu den Attack- und Decay-Phasen schaltet.
Metabolic Devices Moonwalker als Hüllkurve
Aber warum rede ich hier soviel über den Einsatz des Metabolic Devices Moonwalker als Oszillator? Gibt es nicht genug Spezialisten, die wesentlich versatiler sind? Sicherlich – aber erstens ist es eben eine Verwendungsform des Metabolic Devices Moonwalker und zweitens kann dieser Oszillator schließlich wiederum als FM-Quelle genutzt werden, wodurch die Skew-Control noch mal eine andere Bedeutung bekommt. Alles Gesagte gilt natürlich auch für den Einsatz als LFO.
Kommen wir also zur Funktion als Attack-Decay-Generator. Ein Trigger-Impuls am Trigger-Eingang bewirkt also die Ausführung eines kompletten Attack-Decay-Cycles. Der Taster mit dem Play-Symbol ist einfach dafür gedacht, einen manuellen Trigger zu senden. Während dieser Attack-Decay-Cycle läuft, werden neue Trigger nicht angenommen, es sei denn, man aktiviert den Hard-Sync/Trigger-Button.
Es gibt noch andere Möglichkeiten, das Attack-Decay-Verhalten zu beeinflussen. Über einen weiteren Button kann man entweder die beiden Zeiten umkehren (kurzer Klick) oder eine ständige Abwechslung der beiden erzwingen (langer Klick). Dabei kommt es leider auch vor, wenn man aus dem Wechselbetrieb durch langen Klick wieder aussteigt, dass die beiden Zeiten vertauscht sind, obwohl nichts am Modul das anzeigt. Das könnte mitunter zu einiger Verwirrung führen.