Back to the Roots - und mehr nicht?
Seit Kurzem ist die Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice wieder erhältlich. Und da es mittlerweile wieder Nachbauten des bekannten CEM 3394 gibt, handelt es sich quasi um die ursprüngliche Version des unter dem Namen Dark Energy 1 bekannten und sehr beliebten Synthesizers. Wie ist der Wechsel zurück ins Eurorack gelungen?
Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice kurz umrissen
Nun zunächst einmal haben wir es hier tatsächlich mit der Oberfläche eines Dark Energy 1 zu tun. Man bekommt also Zugriff auf VCO und VCF + Modulationen, zwei LFOs, die von ganz langsam (Minuten) bis in den Audiobereich (5 kHz) schwingen können. Ein VCA, der sowohl von einem der LFOs als auch der ADSR-Hüllkurve gesteuert werden kann. Bei einem Vergleich mit dem immer noch erhältlichen Dark Energy 3 fällt auf, dass auf der Frontplatte keine Eingänge für den Reset von LFO1/2 vorhanden sind. Ebenso fehlen dem Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice die Verschiedenen CV-Ausgänge, die beim Dark Energy 3 auf der Rückseite zu finden sind. Lediglich LFO1 und der ADSR dürfen nach draußen telefonieren.
Auf der Platine befindet sich allerdings noch ein Abgriffspunkt, um auch die CV von LFO2 abzugreifen. Würde man sich ein kleines Breakout-Panel bauen, könnte man auch noch den Inverter nach außen legen, der vor dem LFO1-Ausgang liegt. Viel Mehrwert sehe ich hierin nicht. Die Ein- und Ausgänge von VCO, VCF und VCA können nicht einzeln abgegriffen werden, denn das gibt der monoilithische One-Voice-Chip angeblich nicht her. Ob diese Aussage aus der wie üblich ausführlichen Doepfer-Anleitung (Seite 4) wirklich zutrifft oder man nicht doch ein wenig mehr hätte herausholen können, werden wir später erläutern.
That‘s it! Same-same: A-111-5 Synthesizer-Modul
Das war‘s schon, kein MIDI, kein USB. Es handelt sich also wirklich um die Rohversion eines Dark Energy 1 ohne die zusätzliche Funktion eines MIDI-to-CV-Konverters. Das finde ich an dieser Stelle schon ein wenig enttäuschend. Bei einer Wiederveröffentlichung hätte ich mir Erweiterungen gewünscht. Man ist hier wohl den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und hofft einfach auf die Popularität des Dark Energy 1. Betrachtet man die Frontplatte genau, gibt es wirklich keinen Unterschied. Beschriftung, Bohrung und Hardware sind exakt identisch. Auf der positiven Seite muss man dann auch festhalten, dass der Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice genauso robust ist. Kippschalter, Buchsen und Potis sind alle mit der Frontplatte verschraubt. Für 289,- Euro bekommt man also solide, altbewährte Technik.
Zufällige Nachforschungen
Zufällig hatte ich schon eine Begegnung mit dem hier benutzten 3394-Klon namens AS3394E. Hergestellt wird er von der Firma ALFO RPAR, die ein in Lettland ansässiges Werk besitzt, die ebenfalls andere klassische Synth-Chips im Angebot hat. Auf dieser Seite des Vertriebs infinitemachinery.com, kann man alle Produkte auf einen Blick sehen. Es kam nämlich ein Bekannter von mir mit einem Sorgenkind zu mir: einem Sequential Six Track, bei dem irgendetwas so gar nicht stimmte. Das Display war eingefroren, kein Bild, kein Ton. Ok, nach kurzer Zeit war klar, die CPU ist hin – und tatsächlich bekommt man immer noch Z80 CPUs, die ja auch in einigen Heimcomputern der 80er verbaut war.
Danach wurde allerdings klar: Einer der CEM 3394 hatte das Zeitliche gesegnet. NOS Ersatzchips kommen z. B. aus Italien, völlig ohne Funktionsgarantie und kosten 60,- Euro. Zum Glück gab es bereits die 3394er von ALFO RPAR, damals allerdings nur in der SMD-Version. OK, ein Adaptersockel und dann sollte das doch ganz leicht gehen – pustekuchen! Es stellte sich heraus, dass die Neuauflage AS3394 NICHT pinkompatibel mit dem Original ist. Na ja, beinahe, aber eben doch nicht. Zunächst einmal hat der Nachbau 24 Pins, der originale CEM3394 lediglich zwanzig! Als Beispiel hier mein krudes Arbeitsblatt, das mir bei der Anpassung auf die originale Pinkonfiguration geholfen hat – eine ganz schöne Frickelei.
Wie man als Nachbaufirma so eine Entscheidung treffen konnte, eben kein Drop-in-Replacement herzustellen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Aber ALFO RPAR hat sich gedacht, es wäre doch toll, noch eine kleinere Erweiterung einzubauen. Also warum hat der Chip nun die extra Pins? Es stellt sich heraus, dass die einzig erwähnenswerte Neuerung die Tatsache ist, dass das Oszillatorsignal nicht ausschließlich intern an das Filter geleitet wird, sondern über einen Pin heraus und über einen anderen wieder hineingeführt wird. Damit der Chip nicht heftig übersteuert, muss dazwischen ein Spannungsteiler. Es hätte also die Möglichkeit bestanden, diesen „cleanen“ VCO-Ausgang zur Verfügung zu stellen oder aber ein Poti auf der Frontplatte zu platzieren, mit dem man diese Übersteuerung hätte ausnutzen können. Zum anderen hätte man den VCO auch wunderbar als Modulationsquelle nutzen können, unabhängig von der weiteren Verwendung.
Auch fiel mir auf, dass die Kondensatoren für das Resonanzverhalten des Filters verglichen mit einer Originalschaltung anders dimensioniert sein müssen. Behält man die originalen Kondensatoren bei, so zwitschert die Resonanz wesentlich mehr und ist viel stärker. Das wäre auch eine Erklärung für die Beobachtung am Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice, dass die Resonanz nicht nur bis zur Selbstoszillation getrieben werden kann (Resonanz-Regler auf Position 7); sondern noch weit darüber hinaus, was allerdings nur in einer hörbaren Verzerrung, die mit einem Frequenzabfall des Resonanz-Peaks einhergeht, resultiert. Gerade das ist auch einer der Kritikpunkte, das Resonanzverhalten ist doch recht ungehobelt.
Der Sound des Doepfer A-111-5 Eurorack-Synthesizers
Ansonsten nichts Neues. Ob der originale CEM 3394 auch so heftig resonieren konnte, weiß ich leider nicht, die im Six Track waren jedenfalls recht verträglich eingestellt. Alle Sounds, die aus dem Dark Energy 1 zu holen waren, sind auch mit dem Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice möglich. Eine zusätzliche Bemerkung zur Filtermodulation: Bei aufgedrehter Resonanz erzielen erst manuelle Bewegungen der LFO-Frequenz zu wirklich interessanten Vokalklänge. Eine neue Option zur Steuerung der LFO-Frequenz(en) hätte hier wahre Wunder vollbracht – leider wurde auch diese Chance nicht genutzt.
Hi,
ich habe nicht verstanden:
Woher kommt das Adapter-PCB für den AS3394?
Und wenn es das schon gibt, warum ist es nicht pinkompatibel, sondern erfordert er immer noch ein „krudes Arbeitsblatt“ zur Anpassung?
Ist der AS3394 im A-111-5 also auch über ein Adapter-PCB (von Dopfer) montiert?
Danke.
Und klang die neue Stimme auf Basis des AS3394 im Six-Trak dann wirklich „ähnlich“ wie die anderen fünf auf Basis des CEM3394?
RE „Neuauflage AS3394 NICHT pinkompatibel mit dem Original“ – „kein Drop-in-Replacement herzustellen“
Hallo zusammen,
das hängt vermutlich damit zusammen, welche Gehäuse es heute (noch) auf dem Markt gibt. 20pins sind vergleichsweise exotisch.
Bei SMD sind 24pins Standard. DIL-Gehäuse scheint es offenbar ebenfalls noch mit 24pins zu geben.
ALFO RPAR hat diesen Freiheitsgrad offenbar für die Auftrennung des Signalpfads mit VCO Ausgang und VCF Eingang genutzt.
Eine Nach- oder Neuentwicklung des Gehäuses erfordert das entsprechend Know-How und würde den Preis (auch wegen der sehr geringen Stückzahlen) deutlich nach oben treiben.
Ein kleiner Hersteller kann und wird sich diesen Aufwand nicht leisten, sondern muß hier auf Standard-Anbieter zurückgreifen.
Vermutlich ist das auch der Grund, warum sie kein 1:1 drop-in replacement (also SMD-Chip auf Adapterboard pinkompatibel zu DIL20) anbieten und das anderen Herstellern überlassen. Die Nachentwicklung des 3394 ist ja nicht nur für den reinen CEM3394 Ersatz gedacht.
Grüße
KrauTronicA
@NDA Kurzer technischer Nachtrag:
SMD Gehäuse mit 20 pins sind weit weniger exotisch als ich vermutet habe, allerdings wohl eher in der schmalen Variante mit 150mil. Habe das nach einem Check im Elektronikhandel leicht amüsiert festgestellt ;-).
Allerdings hat ALFA RPAR mit dem AS3374E (μP Controllable Signal Processor) ein weiteres Produkt im 24 pin Gehäuse im Angebot. Weiter ist der AS3397 μP CONTROLLABLE DUAL WAVEFORM CONVERTER / PROCESSOR in Entwicklung. Könnte also sein, daß sie ganz bewußt das Gehäuse mit 24 pins gewählt haben um beim Einkauf bessere Preise wegen der höheren Mengen zu bekommen.
Zudem hat das verwendete SMD Gehäuse eine Breite von 300mil. Evtl. hat der Chip bereits eine Größe die nicht mehr in ein schmales 150mil Gehäuse paßt.
Also ich finde den sehr gut. Der Mk1 war mir immer am liebsten.
Ich vermute tatsächlich einfach eine Neuauflage des alten A-111-5 mit neuem Chip für einen überschaubaren Kundenkreis, der den alten A-111-5 oder DE1-Sound will, und wenn das mit minimalen Entwicklungs- und Rüstkosten geht, ist jeder glücklich (außer die, die sich ein neues Design wünschen, das die Müglichkeiten des neuen ASIC nutzt, und vielleicht noch MIDI usw. hinzufügt).
Und ja, es ist nicht mehr 2009, deshalb gibts auch den A-111-6. Den Nanozwerg Pro (mit MIDI) gibts ja leider nicht mehr…
erinnert mich auch sehr an den ms-404 von doepfer, den ich in den 90ern mal hatte…ich glaub aber, der war noch diskret aufgebaut, oder?
Der Dark Energy war die Keimzelle meines Modular-Systems, in dem er auch als MIDI-CV/Gate Interface genutzt wurde.
Das A-111-5 eignet sich gut zum Aufbau eines polyphonen Synthies. Mit einem Behringer 104 Sciff Case, CP1A und A-190-5 Polyphonic MIDI – CV-Gate käme man auf 1580,-€ für einen 4-Voice Synth. In Schwarz kämen noch 40,-€ dazu; für Eurorack-Verhältnisse recht günstig…