Solides Instrument für das kleine Portemonnaie
„Papa, ich wünsch mir doch kein Spiel für die Switch, sondern ein Schlagzeug!“ Hach, welch wohlklingende Worte für Musik und seine Kinder liebenden Eltern wären das zum Weihnachtsfest gewesen. Freiwilliger Verzicht auf Spiel-Konsolen …? Schwer vorzustellen, sind die Kids von heute von der interaktiven Berieselung doch so fasziniert. Alles hat in Maßen gehalten seine Berechtigung, ich bin jedoch der Meinung, man muss den Kindern aktiv vorleben, was langfristig im Leben Spaß und Ausgleich bringt. Musik ist und bleibt das Faszinierendste, mit was sich der Mensch beschäftigen kann. Ein Ausgleich, eine Wohltat, ein Retter in dunklen Zeiten. Nenne es wie du möchtest. Jeder, der die Musik liebt, weiß was ich meine.
Um den Nachwuchs zum Thema zu bringen, sind Einsteigerinstrumente wichtig. Deswegen testen wir von AMAZONA.de auch immer gerne Instrumente im unteren Preisbereich, natürlich unter Berücksichtigung des Anschaffungspreises in Relation zur Performance. Vielleicht ist das Millennium MPS-450 genau das Richtige, sozusagen als „post-christmas-present“? Finden wir es heraus!
Überblick Millenium MPS-450
Juhu, eine Anleitung! Klar schafft man es, ein Hardware-Rack ohne Instruktion aufzubauen. Aber es passiert eben doch leicht, dass dann erst einmal etwas falsch sitzt. Eine Klemme oder eine Rack-Stange, die so einfach nicht passen will. So ist man doch immer mal gezwungen, Teile wieder auseinanderzunehmen. Daher lohnt es sich gleich, einen Blick auf die gut dargestellte Anleitung zu werfen, dann läuft der Aufbau spielend. Mit geübter Hand lässt sich das gesamte Set in einer halben Stunde zusammenbauen.
Die Alurohre des Millenium Racks sind sauber schwarz eloxiert. Einfach, aber effektiv sind die Einschnitte an den Enden der Rohre, die verhindern, dass sich die Rohre während des Spielens verdrehen. Die Klemmen bestehen aus Kunststoff und funktionieren soweit. Gut wären hier auch Sicherungen, die ein Abrutschen der Pads bei harten Schlägen verhindert. Das ist grundsätzlich bei günstigen E-Drum Sets immer wieder ein großes Problem.
Die Flexibilität des Racks ist ausreichend. Es sollte im Grunde ab einem Alter von 10 Jahren jeder damit zurechtkommen. Alle Teile können sehr niedrig positioniert werden. Aber auch mit der Größe eines Erwachsenen kann man sich das MPS-450 so einstellen, dass die Pads gut zu spielen sind.
Um das Wegrutschen des Kick-Pads zu verhindern, wurde eine Querverbindungsstange am Rack eingesetzt. Die einfachen Beckenhalter sind in die Standrohre eingelassen und haben einen gut spielbaren Abstand. Das Snare-Pad lässt sich ebenfalls flexibel positionieren. Die Aufbaumöglichkeiten sind also nicht wahnsinnig vielseitig, aber gerade ausreichend für die meisten Drummer/innen.
Verkabelung und Qualität
Die Verkabelung ist einfach. Am Modul wird der Multistecker, der alle Kabel zusammenführt, eingesteckt und mit zwei Schrauben fixiert. Die Kabelenden sind klar beschriftet und lassen sich leicht zuordnen. Das Modul verfügt über ein externes Netzteil, das im Lieferumfang enthalten ist. Es stehen zwei weitere Klinkeneingänge für weitere Pads zur Verfügung.
Alle Pads sind mit Gewebefellen (Mesh-Heads) ausgestattet. Die Single-Trigger Tom-Pads haben ein Maß von je 8“, die Snare misst 10“ und ist mit Center- und Rim-Sensor ausgestattet. So sind Rimshots spielbar. Die Größen sind ausreichend, dennoch dürften die Durchmesser der Pads gerne etwas größer sein, um in Richtung eines natürlichen Spielgefühls zu kommen.
Je nach Fellspannung, die sich über die Spannschrauben einstellen lässt, kann man den Rebound (Rückprall) recht gut einstellen. Ich empfinde die Anschlagsgeräusche trotz Mesh-Heads doch als recht laut. Die Anwohner sollten nicht allzu empfindlich auf Klopfgeräusche reagieren, sonst könnte es auf Missgunst des Nachbarn stoßen, wenn die nächtliche Übe-Session gerade erst angefangen hat.
Die 10“ HiHat spielt sich angenehm, genau wie die Becken-Pads (Crash 10“, Ride 12“). Das 8“ Bassdrum-Pad ist gerade groß genug, um auch ein Doppelpedal nutzen zu können. Die Spannringe der Pads sind mit Gummirändern ausgestattet. So werden laute Randschläge in der Lautstärke reduziert. Positiv bemerkbar machen sich die mittig platzierten Trigger. Dies generiert ein recht natürliches Spielgefühl im Gegensatz zu Pads, bei denen der Trigger im Randbereich sitzt.
Das Modul im Roland-Stil kommt haptisch nicht an den japanischen Kollegen heran, aber funktioniert ordentlich. Das zentrale Jog-Wheel lässt sich gut fassen. Ich neige dazu, mit diesen Endlosreglern gern „über Ziel hinaus“ zu schießen, weshalb ich Taster bevorzuge. Hier gibt’s die Auswahl und so drücke ich lieber die Tasten, um zu walten und zu schalten, was hier perfekt funktioniert.
Sound-Modul
15 Kits mit insgesamt 418 Sounds stehen zur Verfügung. Die Preset-Kits sind folgendermaßen installiert: Acoustic 1, Funkband, Standard 1, Jazzbrush, Dance, Rock, Jazz, 808, 909, Funk, FX Mix, Power, Latin, Room, Marimba.
Mir fällt sofort auf, dass es im Grunde keine Umschalt-Latenz gibt. Man kann ununterbrochen durchspielen, dabei die Sounds wechseln, ohne dass ein Sound abreißt oder verschluckt wird, sehr cool. Zehn frei belegbare User-Presets stehen zur Verfügung, da kann man schon einiges mit anfangen.
Die akustischen Sounds sind teilweise nicht schlecht. Elektronische Evergreens wie abgewandelte TR-909 oder ein analoges Simmons Äquivalent kommen klanglich recht ordentlich rüber. An den akustischen Sounds scheiden sich (wie bei den meisten E-Drums) die Geister. Richtig „echt“ klingen sie nicht, aber man ist ja bereit, Kompromisse einzugehen. Es handelt sich ja nicht um ein High-End-Instrument. Der berüchtigte „Machine-Gun“-Effekt lässt einen des Öfteren erschaudern. Aber, so ist’s eben in dieser Preisklasse. Wir wollen keine Wunder erwarten. Fürs kleine Geld ist das Set tauglich.
Verknüpft man es via MIDI mit dem iPad, lassen sich z. B. die Sounds von GarageBand triggern. Nimmt man amtliche Software wie „Superior Drummer“ ins Spiel, kann das zu richtig amtlichen Ergebnissen führen. Man muss sich allerdings auf einige Nachbearbeitungen einstellen.
Schön sind die integrierten Übungsfunktionen. Hier gibt’s Folgendes: Quit Count (Tempo Feeling), Change Up, Beat Check, Measure Hint. Gut fürs Timing und die Dynamik. Das ist ein wichtiger Punkt bei Einsteiger-E-Drums, da es die Kids zum Üben animiert. Gerade wettbewerbsartige Spielchen mögen die jungen Trommler recht gern.
Die Doublebass-Funktion addiert, ähnlich wie es ein Delay tut, einen oder zwei Bassdrum-Schläge hinter die gespielte Note. Allerdings empfinde ich dies als ein sehr unnatürliches Tool. Es sei denn, man nutzt Delay-Technik auch am Akustik-Set oder mag derlei technische Effektspielereien.
Einige wesentliche Parameter der Trigger-Eigenschaften gewähren Zugriff. So lässt sich der Sensivity-Wert (Anschlagssensibilität), der X-Talk (Übersprechungen von anderen Pads), die Trigger-Kurve, Retrigger-Cancel (gegen unerwünschte Doppeltrigger) und die Zuordnung der MIDI-Notenwerte einstellen. Auch eine Aufnahmefunktion steht zur Verfügung! Obligatorisch ist ein Metronom verbaut.
schöner bericht. man merkt, dass der autor selbst unterrichtet. gut!
Musikale Früherziehung ist so wichtig! Vollste Unterstützen, auch wenn mir meine Schwägerin die Blechtrommel zum zweijährigen Geburtstag meines Neffens nie verzeihen wird….
Wie gut eignet sich das Set denn wenn der beschenkte Bengel 46 ist, 2 Meter lang und Überschuß in den Armen hat? Ich spiele schon länger mit dem Gedanken mir eine kleine MIDI getriebene Schiedsbude anzuschaffen. Hab noch nie getrommelt in meinem Leben, möchte es aber gerne mal ausprobieren und für den Hausgebrauch im heimischen Studio nicht all zu viel Geld ausgeben für nen Spleen – der Rest von meinem Setup war schon teuer genug ;)
@SkandinAlien Meine Tochter hat das nächst größere Set MPS 850 (zusätzliches Tom, zusätzliches Becken, anderes Modul, echte HiHat-Mechanik). Ihr Vater ist 49, ca. 190 cm lang und hat immer wieder Spaß sich auch mal daran zu setzen.
Natürlich träumt sie auch von einem Akustik-Set, aber sie ist trotz E-Drum motiviert bei der Sache.
ABER: Das MPS 850 würde ich nicht soooo oft auf- und abbauen wollen. Nicht wegen der Komplexität, sondern weil die Mechanik nicht so stabil wirkt (allerdings arbeite ich bei einem Maschinenbauer und bin deshalb vielleicht einfach eine andere Qualität gewohnt).