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Test: Millenium MX420 Studio Set, Schlagzeug

Echtes Drumset zum Knallerpreis?

24. Juli 2020
millenium mx420 studio set test

Millenium MX420 Studio Set, Schlagzeug

Es ist 2020 und die Welt ist eine andere. Das erleben wir gerade jeden Tag. Wie sehr sich der Instrumentenmarkt in den letzten Jahren verändert hat, ist vielleicht nicht jedem bewusst, aber ein Blick auf unser heutiges Testobjekt, das Millenium Studio Set, stellt die aktuelle Entwicklung sehr gut dar.

Millenium – die Hausmarke vom Musikhaus Thomann – bietet ein komplettes Schlagzeug für 343,- Euro an. Geht das? Trommeln, Hardware-Satz, Becken, Hocker, sogar Stöcke. Das ist eigentlich kaum zu fassen aber die Globalisierung macht’s möglich. Einerseits eine tolle Sache, andererseits stellt sich bei solchen Preisen natürlich die Frage nach der Qualität. Ist das schon ein ernstzunehmendes Instrument oder noch ein Kinderspielzeug? Finden wir’s raus.

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millenium studio set mx420 test

Das „Studio“-Set hat die Größen 20×16 Bass-Drum, 10×08 und 12×09 Toms, 14×14 Stand-Tom und 14×5,5 Snare. Außerdem sind ein kompletter Hardware- und ein Becken-Satz mit 14 HiHat, 16 Crash und 20 Ride dabei. Beim Auspacken fällt als erstes das wirklich hübsche Finish auf. Blue Lining heißt es offiziell und ähnelt einem Blue Swirl. Das ist natürlich eine Folie, kein Lack. Sämtliche Metallteile sind ordentlich verchromt und machen einen guten Eindruck. Auch die Verarbeitung der Kessel und Fellauflagen ist ok. Die Kessel bestehen aus einer Mischung aus Pappel und Birke.

Gut: Kesselgratung und Verchromung

Verarbeitung mit Mängeln

Allerdings sind die inneren Lagen des Kessels beim 14er Standtom an einer Stelle gerissen. Die Delle im Kessel lässt einen Schlag oder Sturz vermuten, allerdings war die Trommel zum Transport in der Bass-Drum platziert und somit geschützt. Der Karton war auch unbeschädigt, das kann also eigentlich nur vor dem Verpacken passiert sein. Natürlich wurde die Trommel sofort von Thomann ersetzt, aber das sollte natürlich nicht sein. Leider hat auch das zweite Standtom seine Macken. Zwar ist der Kessel dieses Mal in Ordnung, ich musste allerdings fast alle Schrauben im Kesselinneren nachziehen, da sie viel zu locker waren. An einem Bracket fürs Standtom-Bein waren sie so locker, dass das Bein gewackelt hat. Außerdem ist eins der 3 Brackets schief montiert bzw. gebohrt.

Schiefe und lockere Tom/Standtom-Brackets

Die Tomhalterungen an den 10er und 12er Toms sind in deutlich unterschiedlichem Abstand zur Schlagfellseite montiert. Das ergibt nicht nur keinen Sinn, sondern sieht auch komisch aus. Ja, ich weiß – es kostet nur 350,- Euro, aber muss man deswegen schiefe Halterungen und lose Schrauben hinnehmen?

Das nächste Problem tritt bei der Fußmaschine auf. Bei allen Pedalen, die ich in meinem Leben in Benutzung hatte, kann man den Winkel des Beaters und damit den Abstand zum Schlagfell justieren. Meistens reicht es, die Schraube zu lösen, wo der Halter der Feder an der Achse sitzt. Beater justieren, wieder festschrauben, fertig.

Bei der Maschine des Test-Sets geht das aber nicht, weil die Halterung der Zugfeder nur in einer Position auf der profilierten Achse befestigt werden kann. Leider befindet sich der Beater dadurch so nahe am Fell, dass man damit unmöglich spielen kann. Die einzige Chance besteht darin, die Achse komplett zu demontieren und den Zahnkranz in einer passenderen Position auf die Achse zu stecken. Ich vermute mal, dass das schon bei der Montage im Werk schiefgelaufen ist. Auch da schafft das Musikhaus Thomann sofort Abhilfe und tauscht das Teil. Ärgerlich ist das aber schon.

millenium studio set mx420 test

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Hat man endlich alle Trommeln, Felle, Hardware und die Kleinteile ausgepackt und montiert, geht es ans Stimmen. Was mir sehr gut gefällt sind die Kunststoff-Unterlegscheiben an den Stimmschrauben. Die Stimmschrauben laufen einigermaßen präzise in den Gewinden, das Stimmen geht von technischer Seite problemlos. Insgesamt gibt es an der Hardware noch am wenigsten auszusetzen. Die soliden Tomhalter halten die Trommeln gut in Position, Beckenständer sind ausreichend stabil, HiHat- und Snare-Ständer funktionieren, wie sie sollen.

Die HiHat-Clutch ist allerdings von einfachster Bauart und das Becken nur mit einer einzigen Mutter von unten gesichert. Leider lockert sich das beim Spielen alle 10 Minuten. Vermutlich hätte eine zweite Mutter zum kontern Abhilfe geleistet. Die Snare-Abhebung ist sehr einfach konstruiert und knarzt bereits während des ersten kurzen Testbetriebs. Der Snare-Teppich ist in Ordnung, wenn auch von einfachster Qualität.

Millenium Studio Drumset

Clutch und Pedal

Sound

Auch wenn ich mittlerweile gelernt habe, in dieser (und auch höherer) Preisklasse ein Auge – oder besser Ohr – zuzudrücken, bin ich von den Fellen des Studio Sets enttäuscht. Für Toms sind aber immerhin noch doppellagige Schlagfelle dabei. Die Resonanzfelle sind allerdings so dünn, dass ich beim vorsichtigen „Seating“ vor dem Stimmen (das Andrücken des noch lockeren Fells, um es der Kesselgratung anzupassen) mit der Hand Dellen ins Fell gedrückt habe.

Beim Schlagfell für die Bass-Drum handelt es sich um ein hauchdünnes, einlagiges Fell ohne Dämpfungsring. Damit so etwas wie einen Bass-Drum „Sound“ hinzubekommen, ist schlicht unmöglich. Da kann man nur noch ein großes Kissen reinlegen. Bei den Toms ist es etwas besser. Die doppellagigen Schlagfelle ermöglichen einen einigermaßen ordentlichen Tom-Sound. Bei der Snare-Drum stellt sich aber wieder Ernüchterung ein.

Jetzt könnte man natürlich einwenden: „Für Anfänger reicht das doch, Hauptsache die haben was zum Draufhauen.“ An dieser Stelle liegt mir ein langer Monolog auf den Lippen über das Lernen von Instrumenten, die Entwicklung des Gehörs und eines Gespürs für Sound, Touch, Dynamik und das das alles am besten (oder vielleicht überhaupt nur) auf einem guten Instrument gelingt. Aber ich halte ein und hoffe, ihr wisst, was ich meine. Wer ein Set möchte, an dem er viele Jahre Freude hat, über den Anfängerstatus hinaus, muss dann natürlich tiefer in die Tasche greifen.

Gut aussehen tut’s – auch von oben

Im Klangbeispiel habe ich eine mittlere Stimmung bei Toms und Snare aufgezeichnet. Die Bass-Drum ist mit einer großen Decke gestopft. So gestimmt klingt das Set ganz ordentlich. Das Beste daran sind die Toms. Sie klingen dank der doppellagigen Schlagfelle noch am besten.

Die Klangbeispiele sind mit folgendem Equipment gemacht worden:

Im „NoFX“-Beispiel hört ihr das reine Drumset, im „FX“-Beispiel habe ich dies mit etwas EQ und Kompression bearbeitet.

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Fazit

Auf der einen Seite bekommen Anfänger mit dem Millenium Studio Drum-Set MX420 für 343,- Euro ein komplettes Schlagzeug. Das ist schon bemerkenswert. Andererseits kann man dafür eben auch keine Top-Qualität erwarten.

Für Anfänger ist das Set ok. Wer die ersten Schritte auf dem Instrument macht, braucht nicht mehr und bekommt hier ein komplettes Package zum Loslegen. Das Finish sieht gut aus, die Kessel sind ordentlich und die Hardware stabil. Was mich allerdings enttäuscht, sind die Verarbeitungsmängel. Schief montierte Böckchen, falsch montierte Fußmaschinen und lose Schrauben sollten auch in dieser Preisklasse nicht sein.

Plus

  • schönes Finish
  • ausreichend stabile Hardware
  • ordentliche Kesselverarbeitung
  • günstiger geht nicht

Minus

  • Verarbeitungsmängel
  • unbrauchbare Fußmaschine
  • Felle (speziell BD)
  • Becken

Preis

  • 343,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Metaphistopheles

    Kampfpreis hin oder her – 2 Sterne bei soviel eklatanten Mängeln ist m.E. doch zuviel, gerade weil Anfänger die Probleme eben nicht so einfach erkennen, reklamieren und beheben können.

    Im Gegensatz zu diesem gäbe es in der Preislage ja auch durchaus ordentliche gebrauchte Sets: Ein ordentliches Set könnte man für einen ordentlichen Preis wieder verkaufen – falls es eben doch nichts wird mit der Kariere als Drummer – oder eben doch, wenn man sich was besseres leisten will. Wenn man was gutes gebraucht ersteht, sogar mit minimalem Wertverlust.

    Ein billigst-Set wie in diesem Test, mit der Summe der beschriebenen Mängel und Sparmaßnahmen, verliert genau deshalb fast sofort seinen Wert, und wird wohl kaum noch einem Zweitbesitzer Freude bereiten können – da würde m.E. am falschen Ende gespart.

    • Profilbild
      Peter Zettl AHU

      @Metaphistopheles Danke für deinen Kommentar.
      Ich habe sehr mit mir gerungen was die Sterne-Wertung betrifft. Es ist immer die Frage, wie man Preis gegen Leistung bewertet. Was ich persönlich von solchen Sets halte, stellt der Artikel hoffentlich klar. Ich weiß aber auch aus Erfahrung, dass Anfänger (+Eltern) für die ersten 2 oder 3 Jahre sehr glücklich mit so einem Set waren. Was soll man da sagen…
      Ansonsten bin ich deiner Meinung, dass ein höherwertiges, gebrauchtes Set die bessere Wahl sein kann.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Peter Zettl „Ansonsten bin ich deiner Meinung, dass ein höherwertiges, gebrauchtes Set die bessere Wahl sein kann.“

        Sollten sich Interessierte auf den Zettl schreiben. ;-)

        Die Becken klingen ja mal richtig übel.

  2. Profilbild
    Filterpad AHU

    Die günstigen Kauffelle runter, neue höherwertige drauf und alle (Montage-) Schrauben nachziehen. Denke dann kann man durchaus einige Jahre Spaß damit haben. Für heranwachsende Drummer reicht das sicherlich erstmal aus. Apropos Akustikdrums: Versucht man hier wieder einen Neueinstieg der Tests?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Filterpad Das ist schon das vierte Akustik Kit seit März. Schau mal auf sein Profil.

  3. Mehr anzeigen
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