Akkordfolgen vom Roboter
Monoplug B-Step ist eine Art Stepsequencer mit unendlich vielen Möglichkeiten, live ins Geschehen einzugreifen. Eine Klangerzeugung ist NICHT enthalten. Es handelt sich also um ein reines MIDI-Werkzeug. Das Geniale an Monoplug B-Step ist aber die Möglichkeit, sich automatisch sinnvolle Harmonieabfolgen vorschlagen zu lassen. Doch dazu später mehr.
Drei Dinge gleich mal vorweg
- Der Firmenname ist nicht Programm – Monoplugs funktioniert auch stereo.
- Auf der Website wird der B-Step als Sequencer bezeichnet, den Test gibt’s aber, weil B-Step eine ausgewachsene Kompositionshilfe ist für User, die gerne eine Maschine zu Rate ziehen wollen, wenn es um sinnvolle Akkordfolgen geht.
- Gut, das Teil kommt aus der Tablet-Welt und das sieht man ihm auch an – aber „hallo“ – der B-Step läuft auch auf dem Rechner. Gerne auch als Plug-in in Deiner DAW als VST- oder AU-Plug-in oder auch im Standalone-Betrieb.
Da ich jetzt nicht so sehr der iPad-Musiker bin, sondern immer noch gerne meine DAW vor mir – und meine Synths und Drumcomputer neben mir habe, ist dieser Test ausschließlich der DAW-Integration gewidmet. In meinem Fall als AU-Plug-in unter LOGIC PRO X.
Inhaltsverzeichnis
Kauf & Installation
VORSICHT – FINGER WEG vor dem Kauf der App im Apple-App-Store. Dort wird nämlich nur die Standalone-Version ausgeliefert. Auf der Herstellerseite gibt es für ein paar Euro weniger das ganze Paket inkl. AU und VST. Wer wie ich die APP im Apple-Store bereits gekauft hat, kann übrigens diesen Kauf wieder rückgängig machen. Wissen viele nicht – geht aber reibungslos. HIER EINE ANLEITUNG DAZU
Und gleich noch einer: Auf der Herstellerseite, die übrigens auf Deutsch ist, kann man das ganze Paket erst mal kostenlos probieren. Bis auf Speichermöglichkeit bietet die Demoversion einen vollen Funktionsumfang. Wer danach den Kauf tätigen möchte, berappt 39,-€ Euro. Das darf getrost als sehr günstig bezeichnet werden, wer nicht durch die Tablet-App-Preise total versaut ist.
Bedienungsanleitung & Tutorials
Pure Katastrophe. Hinter dieser genialen App steckt eine kleine Schmiede hier in Deutschland mit dem Masterbrain Thomas Arndt im Zentrum des Schaffens. Warum die Jungs NUR eine englische Bedienungsanleitung zusammengeschustert haben und ihre Tutorials ohne Voice-Over nur mit Texteinblendungen produziert wurden, ist mir ein Rätsel. Hier wird von Anfang an viel verspielt. Ich denke, hier schmeißen viele Demo-User bereits das Handtuch. Thomas gelobt aber mit dem nächsten Update Besserung. Na, mal sehen.
Integration in der DAW
Wie an dem Bild oben gezeigt, wird Monoplug B-Step als MIDI-Effekt unter Logic gelistet. Damit kann es Software- oder externbe MIDI-Instrumente propblemlos steuern.
In einem „Preferences“-Fenster wählt man nun Dinge wie MIDI-Ein- und Ausgang, Controller-Zuweisungen und Synchronisation. All das klappte bei mir reibungslos bis auf den Umstand, dass ich es nicht geschafft habe, MIDI-Daten von meinem Masterkeyboard auf der aktivierten Spur durchzuschleifen. Bedeutet: Einmal aktiviert, übernimmt Monoplug B-Step die Kontrolle über den ausgewählten Sound. Die Note-On/Off Befehle meines Masterkeyboards wurden leider ignoriert. Auch wenn ich unter MIDI SLAVE IN das Masterkeyboard ausgewählt habe.
Erster Praxistest
Zunächst erhält man eine leere Sequenz, kann sich aber Dutzende von Preset-Sequenzen bedienen, die über einen Up-Load-Button erreichbar sind.
Im Prinzip ist das in der Grundstruktur sehr einfach gestrickt. Im oberen Fenster läuft ein Pattern ab mit drei Notenspuren. Hier werden in maximal 4 Spuren 16 Steps abgefahren. Ergo ergibt sich bei der Ansteuerung von Noten ein maximal vierstimmiger Akkord. Selbstverständlich können hier auch Drums angetriggert werden.
In der unteren Hälfte könen nun 16 solcher Pattern abgefahren werden. Erste Irritation: Springt unten der Sequencer z.B. vom ersten auf das zweite Pattern, wird oben trotzdem das erste Pattern angezeigt. Ganz nebenbei: Pattern können hier bis zu achtmal wiederholt werden, Reihenfolgen lassen sich verändern und auch „jump to“ Befehle eingeben.
Sowohl die obere als auch die untere Hälfte kann nun mit Dutzenden von Parametern und Schwierigkeitsgraden manipuliert werden. Dazu gibt es in der linken Seitenleiste ein Sterne-Menü, das die Parametervielfalt steigert. Beim 4-Sterne General bin ich ausgestiegen. Die 5-Sterne überlasse ich gerne einem Leser, der uns in den Kommentaren davon berichten kann.
Die Kompositionshilfe
Im rechten Teil des Bildschirms befindet sich ein grüner Regler mit der Beschriftung CHORD SET. Wählt man hier den grünen Stift links vom Regler, gelangt man auf den oben gezeigten Screen.
Dieser Screen zeigt uns nebeneinander sechs mögliche 4-stimmige Akkorde. Diese sechs Akkorde zusammen bilden EIN Set. Fünf solcher Sets lassen sich über den dicken grünen Regler rechts im Bild definieren.
Innerhalb einer Sequenz (die aus bis zu 16 verschiedenen Pattern bestehen kann) kann aber nur EIN Set aktiv sein. Für einen durchschnittlichen Pop-Song braucht es aber in der Regel auch nicht mehr als sechs verschiedene Akkorde. Welcher dieser sechs Akkorde jeweils in welchem Pattern aktiv ist, legt wiederum der grüne Regler in der unteren Hälfte der Pattern-Ansicht fest.
Ich kann also z.B. in zwei hintereinander liegenden Pattern zweimal denselben Akkord antriggern lassen, aber beim ersten Pattern evtl. nur vierstimmig, um ihm zweiten Pattern auf einen dreistimmigen Akkord zu reduzieren. Ich kann aber auch von Akkord 1 auf Akkord 3 springen.
Der Clou ist aber das Belegen der Akkorde im obigen Fenster. Das geht manuell (immer der rote Akkord ist aktiv), über die unten angegeben Skalen von A bis Fm, oder – JUCHUUU – per Zufall. Gelernte Musiker werden hier die Augen verdrehen. Maschinisten werden es aber lieben. Der Zufall kann entweder auf ein komplettes Set angewendet werden – oder nur auf einen einzelnen Akkord, wobei das System aber versucht, einen sinnvollen Akkord auf den vorhergehenden Akkord zu platzieren.
Aber das BESTE: Das ist nicht nur graue Theorie – nein, das funktioniert auch noch!!!
Kein Midi-Out
Monoplug B-Step kann viel – nur leider eines nicht – und das ist frustrierend: Monoplug B-Step spielt keine MIDI-Daten aus und kann auch keine MIDI-Daten exportieren.
Dazu kommt auch noch, dass Monoplug B-Step sofort startet, wenn die DAW startet – und stoppt, wenn die DAW stoppt. Mal eben ein paar Akkorde oder eine Sequenz abfeuern von Takt 20 bis Takt 27 – No Way!
Höre ich da ein „oh nein…!!!“ Stöhnen? Ging mir genauso. Also Telefon in die Hand genommen und Thomas Arndt angerufen. Zum Glück, er kennt das Problem und hat versprochen, es beim nächsten großen Update zu beheben.
Apple Logic Workaround
Bleibt also bislang nichts anderes übrig, als sich die tollen Akkordfolgen und Sequenzen in Audio-Spuren umzuwandeln und diese dann an beliebigen Stellen in den Song zu integrieren. Das ist zwar nur der halbe Spaß – aber es geht – oder doch nicht?
Steuert man externe Klangerzeuger an, ist das alles kein Problem. Der Sound meines Poly-Evolvers kommt straight zurück über den Audioeingang meines SPL Crimson und wird sogleich eine Audiospur.
Aber: Was tun, wenn man damit ein internes Plug-in anspielen und umwandeln möchte. Da die DAW ja keine MIDI-Noten erkennt, kann sich auch keine Audiodatei erzeugen, wie das normalerweise üblich ist, wenn man MIDI-Noten direkt aus der Spur eines Plug-ins in Audiofiles umwandelt.
Hier die Lösung für LOGIC-User:
Ganz links unsere Plug-in-Spur mit dem ES-2 Synthesizer. Fader auf Null und dafür das Audiosignal des Plug-ins (wird ja von B-Step angetrigert) über BUS 1 (stereo) schicken.
WICHTIG: Damit bei Fader auf zero trotzdem Signal über den Bus rausgeht, den BUS auf Pre-Fader setzen. Macht man direkt über den blauen BUS 1 Button im Kanal.
Nun Augen ganz nach rechts zu BUS 1, dort wird gepegelt und auf den Master geschickt – notfalls hier das Signal mit Effekten versehen.
Augen nach links zur zweiten Spur, dem ersten Audio-Track. Auch hier den Fader ganz nach unten ziehen, denn wir hören das Signal ja bereits als Ausgang des BUS 1 Ausgangs. Den Input des Audio-Tracks nun ebenfalls auf BUS 1 stellen. Record drücken – fertig.