Groovebox und Sampler in einem
Im Dezember hatte Novation gleich zwei neue Modelle seiner Circuit-Reihe angekündigt. Und während der Circuit Tracks – eine Hardware Groovebox und ein um zwei polyphone MIDI-Spuren erweiterter direkter Nachfolger der Novation Circuit Erstausgabe von 2015 – bereits schon seit Februar im Handel ist, mussten wir auf die Novation Circuit Rhythm bis zum Juli warten. Aber was verbirgt sich hinter „Rhythm“? Kommt nach der Groovebox (Circuit Tracks, Circuit) mit ihren Synth-, MIDI- und Drum-Tracks und dem paraphonen Synthesizer mit Sequencer (Circuit Mono Station) jetzt eine reine Beat-Machine? Was hat sie, was die anderen Modelle nicht haben? Beziehungsweise: Was hat sie nicht? Gemach, gemach – das klären wir gleich alles.
Ganz kurz vorab: Der oder die?
Der Novation Circuit Rhythm oder die Novation Circuit Rhythm? Novation selber drückt sich elegant vor einer Beantwortung und lässt den Artikel ganz weg: „Sampling ist das Herzstück von Circuit Rhythm“. Ich hab mich für „die“ entschieden, wegen dem Anhängsel „Groovebox“. Das nur, falls jemanden fragen sollte. Und nein, ein Gendersternchen gibt es hier nicht.
Das ist die Novation Circuit Rhythm
Im Gegensatz zu den anderen Circuit-Modellen ist die Circuit Rhythm ein rein Sample-basiertes Instrument, genauer: ein Stand-Alone-Sampler mit patternbasierten Achtspur-Sequencer. Wobei der Namenszusatz „Rhythm“ täuscht: Hier können auf acht Spuren nicht nur Drums gesampelt, bearbeitet und wiedergegeben werden, sondern auch jede andere Form von Audiosignal; so lassen sich auch Basslines oder Melodien erstellen, mit Effekten versehen, slicen, loopen, resampeln und vieles mehr. Komplett gestrichen wurden im Gegenzug die Synthesizer- und die MIDI-Spuren, da steht der Zähler auf null.
In Bezug auf die Patterns ist die Circuit Rhythm baugleich mit der Circuit Tracks: Bis zu 32 Steps (256 bei Verkettung), dazu 16 Szenen pro Projekt. Bei der Speicherkapazität hingegen hat die Circuit Rhythm die Nase vorne: Beide verkraften zwar maximal 64 Projekte pro Pack, doch bietet die Rhythm eine maximale Sample-Zeit von 220 Sekunden pro Pack (Circuit Tracks: 196,6 Sekunden) und 128 statt 64 Samples pro Pack. Das aber nicht etwa, weil der Speicher erweitert worden wäre, sondern weil dafür hier ja die 128 Synthesizer Presets der Circuit Tracks weggefallen sind.
Die Stromversorgung erfolgt wahlweise über fest installierte Akkus, per USB über den PC oder über das mitgelieferte Netzteil.
Die Novation Circuit Rhythm ausgepackt
Es liegt einfach in der Natur des Menschen, dass er gerne Dinge auspackt (anders lassen sich die Millionen von Unbox-Videos auf Youtube nicht erklären). So packen mich dann auch jedes Mal aufs Neue kurzzeitig fast schon weihnachtliche Gefühle, wenn ich das nächste Testmuster aus seiner Verpackung hole. Die mich hier mit ihrer Farbgebung von Orange bis Lila und den geschwungenen Linien ein wenig an die leicht psychedelischen Tapetenmuster (und die Tanzplattencover meiner Eltern) aus den 60er und 70er Jahren erinnert. Im Inneren dann – geschickt unter einem stylish-schwarzem Pappdeckel verborgen, der mich unmissverständlich daran erinnert, mir auf jeden Fall, sofort und ohne über Los zu gehen ein Firmware-Update zu installieren – die Circuit Rhythm selber (die wir uns gleich natürlich noch ganz genau anschauen werden), plus ein Netzteil im Ikea-Style – also Klotz plus Kabel plus verschiedene Steckertypen als Aufsatz, falls man die Circuit Rhythm mit auf Weltreise nehmen möchte – plus ein Faltblatt mit den üblichen Sicherheitshinweisen, die ohnehin niemand liest, aber vermutlich gesetzlich vorgeschrieben sind. Handbuch? Fehlanzeige, das finde ich dann (auf Englisch) als Download auf der Produktseite. Selber suchen macht schlau.
Liebling, ich habe die Groovebox geschrumpft
Wer das erste Mal in Kontakt mit einem Novation Circuit kommt – und zuvor den Umgang mit anderen Trigger-Pad-Geräten hatte wie etwa der Maschine von Native Instruments – wird sich vielleicht über die Dimensionen der Circuit Rhythm wundern. Mit seiner Grundfläche von 240 x 210 mm sieht er aus wie eine NI Maschine (320 x 301 mm), die versehentlich in den Schrumpfstrahl eines Erzschurken geraten ist, von dem auch die angenehm spielbaren 1,8 cm großen 32 Trigger Pads erfasst worden sind (Maschine: Pads mit 2,8 cm Kantenlänge). Lediglich die Drehregler haben Originalgröße, der Rest scheint auf den ersten Blick eher für Kinderhände gemacht. In denen die Circuit Rhythm aber nichts zu suchen hat! Mir persönlich gefällt die kompakte Größe der Circuit-Geräte, schon angesichts des notorischen Platzmangels auf meinem Zaor-Studiotisch.
Aber schauen wir uns die Rhythm doch mal etwas genauer an. Rein äußerlich gleicht sie der zuletzt erschienenen Circuit Track mit ihrem modernisierten Outfit fast aufs Haar. Augenscheinlichster Unterschied ist, dass die Oberfläche des Kunststoffgehäuses hier in einem schlichten, recht edel wirkendem Betongrau gehalten ist, anstelle des Schwarz des Circuit Tracks. Ansonsten aber ist die Bedienelement-Bestückung identisch. Oben die zehn – angenehm schwergängigen und leicht gummierten – Endlos-Drehregler in mattschwarz. Acht davon werden als multifunktionale Makro-Controller zur Sample-Bearbeitung und für Effekte eingesetzt (beim Tracks für die Synth-Sektion und die Effekte) und sind mit RGB-LEDs ausgerüstet, zwei weitere – identisch zum Tracks und LED-los – für das Master Volume und das Master Filter.
Die untere Hälfte wird dominiert von den 32 anschlagdynamischen RGB-Pads, angeordnet in einer 4 x 8 Matrix. Die dienen sowohl zum Einspielen von Tracks, haben aber auch funktionale Aufgaben, wie etwa der Bedienung von Parametern – schauen wir uns aber gleich noch genauer an. Direkt darüber acht quadratischen Track-Buttons, links die vier Step-Buttons (Note, Velocity, Gate und Probability) plus einen weiteren zum Einschalten des Sample View – an der Stelle, wo beim Circuit Tracks der Preset-Button sitzt. Auf der rechten Seite die fünf Pads für Pattern-, Mixer- und FX-View plus Start und Record; Besitzer einer Circuit Track müssen sich da also kaum umstellen, und auch die alte Erstlings-Circuit hatte dieses Button-Layout (wenngleich selbige da noch rund und nicht quadratisch waren).
Unterhalb der Drehregler schließlich noch zehn Buttons mit halber Bauhöhe. Da finden sich dann zwei Cursortasten, der Umschalter für 1-16/17-32 (den es auf der ersten Circuit noch nicht gab), Tempo und Swing auf einer Taste, dazu die Befehlstasten für Clear, Duplicate, Save und Projects sowie die obligatorische Shift-Taste. Wir zählen mal eben durch: 60 Buttons (teilweise doppelt belegt) und 10 Drehregler. Ob das nicht zu viel ist für eine intuitive Nutzung? Checke ich gleich mal.
An der Unterseite gibt es übrigens nicht die üblichen kleinen gummierten Füßchen, sondern zwei breite Gummileisten, was der Circuit Rhythm eine enorme Stand-Rutsch-Festigkeit verleiht. Da hat jemand mitgedacht – das könnten doch alle anderen Hersteller gerne sofort übernehmen.
Die Anschlüsse der Novation Circuit Rhythm
Die befinden sich – natürlich – alle auf der Rückseite. „Natürlich“, weil durch die Pultform und die keilförmige Vorderseite dort gar kein Platz für irgendwelche Anschlüsse wäre. Dafür wurde die Rückseite aber dann auch bis zum letzten Quadratzentimeter genutzt. Dort wurden die Sample-Eingänge und die Outputs untergebracht (je 2x große Klinke – Einzelausgänge sollte man bei dem Preis nun wahrlich nicht erwarten), dazu zwei Miniklinken-Buchsen für Kopfhörer und Sync sowie tatsächlich auch ein ausgewachsenes MIDI-Buchsen-Trio in der klassischen DIN-Buchsen-Ausführung; findet man heutzutage ja leider auch nicht mehr so häufig, danke also dafür. Der verbliebene Platz daneben wurde dann noch für einen MicroSD-Kartenschacht genutzt, plus ein USB-C-Anschluss sowie ein kleiner Powerbutton und die Aussparung für ein Kensington-Lock (ich habe zwar noch nie jemanden getroffen oder gesehen, der das auch tatsächlich nutzt, aber nützlich ist das wohl trotzdem).
Schwache Tutorials und keine Heizdecken
„We’ve made getting up and running with Circuit Rhythm as easy as possible, whether you’re a brand new beatmaker or a seasoned producer. The Easy Start Journey will take you through the basics of making your first beat with Circuit Rhythm, with videos covering the fundamentals of the machine’s workflow“, verspricht mir Novation in seinem Manual. Um an der “Easy Start Journey“ teilzunehmen, muss ich meine Groovebox nur mit meinem Windows-PC verkabeln. Mache ich natürlich. Fix angeschlossen und… tut sich nichts. Ach so, der Netzschalter. Jetzt aber: Die Pads werden nach und nach grün, dann blau und orange und auf meinem Test PC finde ich ein neues Laufwerk namens „Circuit Rhythm“ mit einer Datei „Click Here to Get Started“. Nun hatte ich ja – nachdem ich nun schon meine Circuit an den Rechner gehängt habe – eigentlich so eine Art interaktiver Tutorials erwartet. Leider nein, es stehen lediglich kaum eine Minute lange, englischsprachige und für mich wenig erhellende, weil ziemlich hektische Tutorial Videos zur Verfügung.
Novation Circuit Rhythm im Einsatz: Samples, Keyboards und Slices
Für alle, die noch nie mit einem Novation Circuit gearbeitet haben, hier mal ein kleiner Überblick über die Basics. Wichtig für alle Newbies, die sich jetzt vielleicht fragen, ob das Handling so ganz ohne Display nicht viel zu kompliziert ist mit all den Tasten: Wenn man sich zu Beginn etwas Zeit nimmt und das recht anschauliche Manual in Ruhe durcharbeitet (richtig: „arbeitet“ und nicht nur „liest“), hat man irgendwann zumindest alle wichtigen Basics drauf. Der Workflow folgt meist einer inneren Logik und ist dank der multipel beleuchteten Pads überraschend anschaulich und übersichtlich. Ein Display würde da gar nicht in die Circuit-Philosophie passen und (zumeist) eher bremsen als helfen. Wirklich vermisst habe ich das nur an einigen ganz wenigen Stellen. Trotzdem ist die Novation Circuit Tracks dann aber doch etwas entgegenkommender im Handling, da die Arbeit mit Synthie-Presets nun mal einfacher ist als die Bedienung eines Samplers.
Die Circuit Rhythm besitzt acht Mono-Spuren, die mit Samples gefüllt werden können. Die oberen 16 Pads stellen die Pattern-Steps dar, auf den unteren 16 Pads liegen die Samples. Über den 1-16/17-32-Button kann ich die Patternlänge aber auch auf 32 Steps erweitern. Auch bei den Samples ist man nicht auf 16 festgelegt, sondern kann aus dem gesamten Fundus (128 Sample-Slots verteilt über 8 Seiten, wobei jedes Sample bis zu 32 Sekunden lang sein darf – wobei man aber die maximale Gesamtlänge eines Packs von 220 Sekunden im Auge behalten muss) schöpfen, der übrigens mit wirklich brauchbaren und recht vielseitigen Sounds daherkommt – damit kann man zum Start schon mal herrlich experimentieren, auch ohne aus der EDM-Ecke zu kommen.
Eingespielt werden die Samples entweder step-by-step oder on-the-fly via Record-Funktion – und da entweder quantisiert oder unquantisiert. Wobei „unquantisiert“ nicht ganz richtig ist, wird das Sample dann doch auf eines der sechs Mikrosteps rund um die 1 geschoben. Um Melodien zu kreieren, schalte ich vom Sample-Modus in den Noten-Modus, woraufhin die 32 Pads zur Klaviatur werden. Übrigens lassen sich dank „Sample Flip“-Funktion auch verschiedene Samples auf einem Track nutzen, nur eben nicht gleichzeitig auf einer Pattern-Position, da die Circuit Rhythm monophon ist; daher lassen sich auch keine Akkorde aus einem Melodieinstrument auf einem Track bauen, dazu müsste man die Einzeltöne auf mehrere Tracks verteilen oder gleich einen Akkord sampeln. Als Playback-Modes stehen One Shot, Gated, Loop und Reverse sowie Choke zur Verfügung. Mit der „Probability“-Funktion lässt sich die prozentuale Wahrscheinlichkeit festlegen, ob ein Sample im Pattern abgespielt wird oder nicht; das bringt unter Umständen Abwechslung ins Spielgeschehen.
Schalte ich vom Keyboard- auf den Slice-Modus um, werden die Samples automatisch 4, 8 oder 16 Slices zer- und auf die Pads gelegt; andere Aufteilungen oder eigene Schnitte sind da aber nicht möglich. Hier zeigt sich dann auch eine kleine Schwäche im Workflow: Der gewählte Sample-Modus wird – wenn ich auf Sample- oder Note-Darstellung zurückschalte – nicht angezeigt (da die farbigen Markierungen der Pads dann anderweitig genutzt werden), den muss ich mir dann schon merken.
Über die acht Makro-Controller können die Samples bearbeitet werden – im Record-Modus übrigens auch in Echtzeit, inklusive Automation-Feature. Dazu gehören Tuning, Start und Length, Slope (Attack/Decay) sowie einige Effekte (HP, LP Filter, Resonance, Distortion). Dass die Drehregler als Endlosregler ausgeführt sind und daher die herkömmliche Anzeige rundherum durch die Helligkeit der dazugehörigen LED ersetzt wurde, ist designtechnisch zwar schön, lässt uns über den tatsächlich eingestellten Wert etwas im Unklaren; Maximum/Minimum ist klar, der Rest eher Gefühlssache. Auch hätte ich mich über eine Mittelstellung beim Tune-Regler gefreut. Klar, in Kombination mit der Shift-Taste und etwas Dreherei finde ich die Ausgangsstellung auch, aber das ist halt doch etwas umständlicher.
Damit ihr mal einen Eindruck von den mitgelieferten Sounds bekommt, hier einige Demosongs der Novation Circuit Rhythm:
Von Pattern, Projects, Packs und Scenes
Jedes Circuit-Rhythm-Projekt (für die es insgesamt 64 Speicherslots gibt) hat Speicherplatz für acht Pattern pro Track; die voreingestellte Länge eines Pattern beträgt 16 Steps, kann aber auf 32 Steps umgestellt werden – 64 oder 128 wären da aber noch schöner. Es ist aber auch jede andere Zahl an Steps (bis 32) möglich, auch kann ich Start- und Endpunkte eines Pattern unterschiedlich festlegen; lasse ich die dann gegeneinander laufen, kann das zu sehr interessanten Mustern und Rhythmen führen, Stichwort „Minimal Music“. Pattern lassen sich zudem wahlweise vorwärts, rückwärts, „ping-pong“ und „random“ abspielen, was für noch mehr Variabilität sorgt. Und schließlich kann ich auch noch die Sync-Rate eines Tracks festlegen, also die Geschwindigkeit, mit der der Track im Verhältnis zum BPM des Projekts läuft. Wobei die Sync-Rate praktischerweise stets ein Multiplikator/Teiler des BPM ist, von ¼ bis 1/32 T. Das Stichwort „Variabilität“ bringt mich auch zum „Mutate“-Random-Feature, das es auch schon auf der Circuit Tracks gibt: Das nämlich mischt die Noten oder Drumhits im aktuellen Pattern neu durch, ohne die Samples selber zu verändern. Allerdings sollte man da vorher die Pattern duplizieren – ein Undo gibt es nämlich leider nicht, falls das Ergebnis nicht gefällt. Und das kommt durchaus schon mal vor.
Die Pattern können leicht verkettet werden (sind also kaskadierbar) bis hin zu 256 Steps pro Spur und werden dann in numerischer Reihenfolge abgespielt – allerdings müssen die Pattern beim Verketten dann auch numerisch aufeinanderfolgen, eine Verkettung der Pattern 1,2 und 5 beispielsweise wäre nicht möglich, da ist man erst einmal limitiert. Diese Limitierung lässt sich allerdings mit der Scenes-Funktion umgehen (dazu gleich mehr). Der Track mit der längsten Verkettung legt dann automatisch die Länge der Sequenz fest, während die kürzen Tracks solange ihre Loops ziehen.
Um alle acht Pattern eines Tracks im Blick zu haben, muss ich zwischen zwei Seiten wechseln, Seite 1 für Pattern 1-4 für jeden Track, Seite 2 für Pattern 5-8. Dabei sind die Unterschiede „schwach beleuchtet“ für „not selected to play“ bzw. „hell erleuchtet und blinkend“ deutlich auf den ersten Blick zu erkennen. Live kann ich schnell zu verschiedenen Pattern springen und die abfahren; entweder am Ende des Taktes oder (über die Shifttaste) auch sofort. Um neue Pattern zu erstellen, lassen sich bestehende auch einfach duplizieren; so kann ich die als Basis nehmen, wenn ich im nächsten Pattern nur z.B. wenig ändern möchte.
Pattern und Pattern-Chains (Verkettungen) lassen sich im Mixer View in Scenes zusammenfassen und auf ein einzelnes Pad legen. Dabei lassen sich wiederum auch Scenes selber verketten, um noch längere Sequenzen zu bauen. Ein komplettes Set aus allen 128 Samples, 64 Projects und 16 Grid FX schließlich wird in einem Pack zusammengefasst. Während die Circuit Rhythm naturgemäß nur ein Pack beherbergen kann, lassen sich bis zu 31 weitere Packs auf SD-Karte abspeichern und (auch über die Stand Alone-Software bzw. das Browser-Tool „Novations Components“) wieder laden; da das aber eine ganze Weile dauern kann, ist das nichts, was man auf der Bühne mal eben zwischen zwei Songs macht (das ist dann eher was für die Umbaupause). Für das Arbeiten mit Packs ist allerdings zwingend eine SD-Karte erforderlich: steckt keine im Schacht, lässt sich dieses Feature nicht aktivieren. Beim Speichern oder Duplizieren legt die Circuit Rhythm automatisch einen Folder auf der Karte an; der Inhalt ist allerdings kryptisch und sonst nicht weiter nutzbar.
Effekte und Grid FX
Die FX-Section der Circuit Rhythm ist baugleich mit der des Circuit Tracks: 16 Delays (von „Slapback Fast“ bis „Viertel Triolen Ping Pong“) und acht Reverbs (Small Chamber bis Long Hall) stehen da am Start und können individuell den einzelnen Tracks beigemischt werden. Die Reverb und Delay Sends lassen sich auch im Record Mode automatisieren und sind zudem sowohl auf die interne Engine als auch auf externes Audio anwendbar. Nett ist auch die Side-Chain-Funktion, über die ich mit einem Track den Audiolevel eines anderen dämpfen kann, was zu schönen, pumpenden Effekten führt. Filter und Distortion sind – wie bereits eingangs erwähnt – direkt über die Drehregler erreichbar.
Neu ist dagegen der auf Performance ausgelegte Grid FX, auf den im (zweiten) Mixerbereich zugegriffen wird. Es umfasst (in der Voreinstellung) 16 Punch-In-Effekte: Beat Repeat (6x), Reverser (2x), Gater (4x), Phaser (2x) und Vinyl (2x); zwei weitere Effekttypen (Auto-Filter und Digitise (eine Art Bitcrusher)) lassen sich über die Novation Components hinzufügen, wo sich dann auch die Belegung der 16 Effektpads im Mixer ganz nach Laune und Bedarf neu verteilen lässt; die Effekt-Parameter lassen sich aber auch nur dort und nicht im Gerät selber ändern, das ist etwas umständlich. Alternativ soll das auch via MIDI (Controller oder Sequenzer) funktionieren, was ich aber nicht mehr ausprobiert habe. Da die Effekte farblich kodiert sind, ist deren Einsatz in der Praxis recht einfach – sofern man irgendwann gelernt hat, welche Farbe welcher Effekt ist. Die Grid FX können ebenfalls sowohl intern als auch extern genutzt werden, wodurch sich die Circuit Rhythm dann auch wunderbar als externes Effektgerät einsetzen lässt. Allerdings lässt der Grid FX sich nur auf den kompletten Mix und nicht auf einzelne Tracks anwenden, was die Sache dann noch schöner gemacht hätte – aber das dürfte dann wohl sowohl den Rechenpower als auch das Handling der Circuit Rhythm überfordern. Und vergessen wir nicht: Das Teil kostet keine 400,- Euro, da sollte man seine Ansprüche ab und zu auch mal etwas drosseln.
Es können beliebig viele Effekt-Pads gedrückt werden, bei Pads eines Effektbereiches (also zum Beispiel bei 2x Phaser) aber immer nur einer – da hat der zuletzt gedrückte das Sagen. Über ein Latch-Pad kann ich die Effekte auch fixen, ohne die Finger auf den Pads zu parken. Da sich das Grid FX-Geschehen praktischerweise auf einem zweiten Mixerfenster abspielt, kann ich über die obere Reihe dann auch weiterhin Tracks muten und mit den Drehreglern auch das Volume ändern – für das Livespiel perfekt. Insgesamt klingen die Effekte ganz brauchbar, ohne da jetzt aber neue Maßstäbe zu setzen. Bei dem ein oder anderen wäre zwar weniger mehr gewesen, aber nun gut, passt schon. Unter 400,- Euro und so.
Hier mal einige Grid-FX-Spielereien im Livebetrieb:
Achtung Aufnahme!
Die Novation Circuit Rhythm wird bereits mit 128 Samples und Loops ausgeliefert; aber natürlich lassen sich auch eigene Sounds aufzeichnen und verarbeiten. Alles, was nicht auf die 128 Slots passt, kann – in den Packs – auf Micro-SD abgespeichert und bei Bedarf wieder aufgerufen werden. Recorded werden die Samples über die beiden Input-Buchsen; die sind zwar Stereo ausgelegt, doch können die Samples intern dann nur mono genutzt werden, da ja die acht Tracks jeweils nur mono sind. Pro Sample-Slot sind bis zu 32 Sekunden Aufnahmezeit (in 48 kHz/16-Bit) möglich (bzw. maximal 220 Sekunden pro Pack), die während der Aufnahme auch auf den unteren 16 Pads angezeigt wird, auch sind freie und bereits belegte Slots gut zu unterscheiden. Benötige ich mehr als 32 Sekunden, wird automatisch und nahtlos der nächste freie, von mir ausgewählte Slot bespielt; aufgezeichnete Samples werden automatisch im Slot abgelegt und dann auf Knopfdruck gespeichert. Aufgenommen wird entweder auf Knopfdruck oder mit der Threshold-Funktion beim Erreichen eines bestimmten Pegels (-54 dBFS). Eine -12 dB-Absenkung ist ebenso zuschaltbar wie Input-Monitoring, Resampling interner Sounds ist ebenfalls eine Option. Um ein Sample zu schneiden, kurbelt man an den Drehreglern „Start“ und „Length“, während eine Reihe Pads durch die Intensität ihrer Beleuchtung anzeigen, wo ich gerade geschnitten habe. Die voreingestellte Sprunggröße des Drehreglers liegt bei 10ms, lässt sich mit Hilfe der Shifttaste auch auf 1 ms runterstellen. Das Schneiden funktioniert erstaunlich genau, man muss mangels Display halt nur aufmerksam hinhören. Das erinnert mich irgendwie an meine Anfangszeiten beim Radio zu Beginn der 90er Jahre, wo ich noch per Hand die Tonbandteller hin und her gedreht habe (und ebenfalls genau hinhörte), um einen Satzanfang zu finden (und später dann in 100 Meter Bandabfall noch einen fehlenden Atmer suchte, während in der Tür schon der Redakteur nervös drängelte). Da war auch nichts mit Hüllkurve und Monitor, ging auch so – alles Gewöhnungssache. Und über die Threshold-Funktion erspart man sich meist ohnehin den Schnitt zu Beginn.
Und das fiel mir auch noch auf…
Das Tempo der Novation Circuit Rhythm lässt sich nur in ganzen Zahlen zwischen 40 und 240 bpm einstellen. Will man da ein Sample von außen einarbeiten, dass z.B. bei 85,5 liegt, ist etwas Frickelei notwendig (wenn es denn am Ende überhaupt funktioniert), da es hier kein Timestretching gibt. Zudem ist die Darstellung der Zahlen, die über die 32 Pads abgebildet werden, etwas gewöhnungsbedürftig, da das auf nur vier Reihen etwas schwierig ist – die 7 und die 9 ähneln sich, ebenso wie die 8 und die 0. Überhaupt sind die gelegentlichen Versuche, per Pad Zahlen oder Buchstaben zu zeigen, nur selten wirklich gelungen. Aber ok, das geht wohl nicht besser und irgendwann hat man sich auch daran gewöhnt.
Die MIDI-Fähigkeiten der Circuit Rhythm stehen natürlich hinter denen der Circuit Tracks mit ihren zwei eigenen MIDI-Spuren zurück, sind aber immer noch ordentlich. Jede der Sequenzer-Spuren rückt ebenso MIDI-Daten raus wie es auch CCs von den Makro-Reglern gibt.
Fest verbauter Akku, für mich ein klarer Minuspunkt und sofortiges Ausscheidungskriterium. Aber die smartophile Zielgruppe will es offensichtlich nicht anders haben, der vergleichbar konzipierte Novation Circuit Tracks scheint sich schon gut zu verkaufen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis andere Synth-Hersteller auf den Zug der implementierten Wertminderung aufspringen werden?
Ja der Akku ist nach ein paar tausend Zyklen weg genudelt. Schade eigentlich.
@Synchead Paar tausend, Sie Utopist! Bei Zeit vs. Akku gewinnt immer die Zeit.
Die Wertminderung bei Smartphones erfolgt ja nur deshalb, weil man als Besitzer eines Smartphones dieses so gut wie nicht zerstörungsfrei öffnen kann. Deswegen wäre die Frage, ob man das »Novation Circuit Rythm« nicht einfach aufschrauben und die Accus selbst austauschen kann. Bei meinen PlayStation-4-Controllern ist das (fast) kein Problem. Klar, man muss vorsichtig zu Werke gehen … aber es funktioniert.
Mein altes »Novation Circuit (v1)« kann man dagegen nicht aufschrauben. Allerdings besitzt dieses auch ein Batteriefach, in welches man bei Bedarf zum Beispiel NiMh-Akkus einsetzen kann.
@Flowwater Ich habe gerade noch mal geschaut und konnte an der Circuit nicht eine Schraube entdecken. Sieht also nicht so aus, als könnte man da irgendwie selber tätig werden, ohne „Gewalt“ anzuwenden.
@m.steinwachs Oft sind Schrauben unter Füßen versteckt (z. B. bei HP Laptops), die man dann abknibbeln muss. Vielleicht sind die Schrauben ja unter den Gummileisten?
@mudi2000 Das kann natürlich sein. Die sind hier beim Testmuster aber so bombenfest verklebt, dass ich da jetzt lieber nicht dran rumknibbel.
@m.steinwachs Danke für’s Nachschauen … und … schade. ☹
Das bedeutet aber nicht, dass nicht irgend ein findiger Bastler eine Lösung findet (wenn nicht sogar Novation selber da noch etwas veröffentlicht). Denn das Problem werden alle Nutzer des »Circuit Tracks/Rythm« haben (ich gehe davon aus, dass der »Tracks« das selbe Gehäuse besitzt).
@Flowwater Aus dem Novation Circuit Rythm Handbuch (derzeit nur Englisch):
„Circuit Rhythm will also operate from its internal Lithium-ion battery. The internal battery is not user-serviceable. If you are having issues with your battery, please contact your distributor or the Novation support team directly.“
Was bitte spricht bei portablen Synths gegen ein Batteriefach und für den fest verbauten Akku, wohl lediglich die Interessen des Herstellers. Aber ich habe halt auch nur eine Nintendo Wii U und keine Switch, bin also Mindermeinung.
Es spricht nichts dagegen und ich stimme deswegen ja auch keine Lobeshymne an.
@Flowwater Sorry für das Missverständnis, der Kommentar war in Richtung Novation gedacht. Aber jetzt kann ich wenigstens noch meinen Rechtschreibfehler bei „Circuit Rhythm“ korrigieren, die Schweden haben mich mit ihrem „Analog Rytm“ echt vollends verwirrt.
Sie hätten auch einfach einen Akku mit Steckleiste verwenden können, wie Zoom beim Arq96 Ringcontroller. Da braucht man nur eine kleine Schraube rausdrehen, das Fach rausziehen und kann den alte Akku einfach abstecken und den neuen reintun.
ggfs könnte eine einfache Powerbank hier zumindest etwas Unterstützung bieten wenn der Akku mal schlapp machen sollte?
Ich hab‘ da mal ‘ne Frage als Wiedereinsteiger mit laanger Pause.
Mein „System“ besteht derzeit aus der DAW Cubase, NI-Komplete Software und Instrumenten und dem NI-Komplete Kontrol Keyboard.
Die Drumspuren tipper ich über das Keyboard ein und überlege, ob es nicht komfortabler ist, das über eine Groovebox zu tun. Nun ist es wohl so, dass diese Teile, soweit ich sie jetzt kenne, mittlerweile selbst eigene Instrumente geworden sind und somit viel mehr können (was auch bezahlt werden möchte), als ich eigentlich benötige.
Kennt jemand der freundlichen Amazonen und Amazonier ein Gerät, das einfach nur als Eingabegerät dient, ich habe leider nichts gefunden?
Vielen Dank in die Runde!
@Gavilan Hi,
also ich bin mit dem LaunchpadX sehr zufrieden… kann man auch als MIDI-Controller verwenden, den man selber „bestückt“.
https://novationmusic.com/en/launch/launchpad-x
@t.goldschmitz Hallo,
danke für den Tipp, sieht auf den ersten Blick gut aus, nicht überfrachtet und vom Preis auch ok.
@Gavilan Hallo,
Ich habe mir vor Jahren ein NI Maschine Mikro zugelegt um nicht immer über die Tastatur Schlagzeug einzuhämmern. Nebenbei ein nettes Werkzeug für einfache DAW Befehle (start,stop& Co.)
Ohne Software saubillig zu bekommen und schöne Pads zum einhacken
Hallo, danke für den Tipp. Ich hatte nur die Maschine von NI gesehen und die Mikro gar nicht auf dem Schirm. Würde damit auch zum Rest vom System passen.
Das mit dem Akku ist wirklich nicht gut gelöst, zumal ich auf diesen sehr gut verzichten könnte. Ein fehlendes Display stört mich jedoch nicht. Habe noch den Electribe Sampler hier rumstehen- hat zwar ein Display, aber mit der Bedienung des Teils bin ich nie warm geworden.
Es wirkt zumindest in vielen Videos so, als ob die Kiste dann doch ne Menge Spaß bringt und die Bedienung, nach etwas Einarbeitung zügig von der Hand geht.
Hm… was nutzt ihr für Smartphones? Fairphones? Überall sind fest verbaute Akkus drin. Wenn die Qualität gut ist habe ich kein Problem damit… MacBooks? Fest verbaut.. mein MacBook von 2013 hat immer noch 90% Akku Leistung. Kann also gut sein wenn die Qualität stimmt!
@Soundreverend Die Frage ist doch, ob es überhaupt sein muss, wenn es nicht auch anders ginge, also nicht zu Lasten des Käufers? Würde ich mein altes W995 Handy von Sony Ericsson jetzt ersetzen wollen, dann wäre der Nachfolger womöglich ein Samsung Galaxy Tab Active 3.
Eine Groovebox ist dazu kein typisches Alltagsgerät, erfährt mit ziemlicher Sicherheit anderes Nutzerverhalten, als ein Laptop. Die Tiefenentladung des Akkus ist da gar kein unwahrscheinliches Szenario.
am besten noch mit ner cheap ass winzigformat ladebuchse, damit das auch schnell ausleiert bei intensivbetrieb.
und das neueste dann: betriebssystem, das per forced updates das gerät unbrauchbar erklärt
sidestory dazu: hab letztens erst nem multifunktionslaserdrucker einen neuen chip eingebaut, nachdem vermeldet wurde, daß der drucker demnächst wohl die grätsche macht und überhaupt die patrone sei ja aschon leer usw… und deswegen den betrieb komplett verweigert hat nach 10000 ausdrucken.
komisch war nur, daß das gleiche modell vorher noch >20000 ausdrucken konnte. muss wohl daran liegen daß hp seine firmware draufgespielt hatte, nach dem aufkauf der druckersparte von samsung. jedenfalls, chip ausgetauscht, fehlermeldung weg, drucker druckt und scannt wieder seit 3 monaten – mit ner „leeren patrone“ *kicher
eignetlich erstaunlich, daß firmen es ständig hinbekommen ein eigentlich gutes produkt selbst zu zerstören….festverbauter akku….geez
wie läuft sowas eigentlich ab?
so (?):
konferenz nachdem das teil endgeil designt abegliefert wurden
chef: tolles produkt habt ihr da gebaut. verkauft sich bestimmt ie geschnitten brot und profit margin sieht auch geil aus.
alfrid lickspittle (junior marketing abteilung): CHEF eine idee noch!
chef: spit it out son
Alfrid: wenn wir einen billigen akku festverbauen und der nur 2 jahre hält at best, verdoppeln wir in 4 jahren product cycle unseren share.
chef: make it so.
Für 100 Euro mehr gibt es einen Polyend Tracker.
Der Circuit hat anschlagsdynamische Pads, der Tracker nicht.
Spricht sonst IRGENDWAS für den Circuit…?
@coupe70 Mann kann die zwei nicht so einfach miteinander vergleichen finde ich. Das „feeling“ komplett ohne Bildschirm zu arbeiten ist einfach ein total anderes. Ich habe den Tracker nicht, aber dafür die 1010 Blackbox.
Letztere ist so wie der Tracker sehr auf Bildschirm Menüs gerichtet. Zwar hab ich dadurch viel mehr Funktionen und Möglichkeiten Samples zu bearbeiten. Aber aus irgendeinem Grund habe ich mit dem Rhythm bisher viel mehr Spaß! Warum?
So genau kann ich das auch nicht sagen aber ich komm einfach schneller zu Resultaten und er fühlt sich mehr wie ein Instrument an. Was ich damit sagen will ist dass es nichts heißen muss wenn eine Maschine auf Papier mehr/bessere Features hat als eine andere.
Also, ich habe mir die Circuit Rhythm am vergangenen Wochenende mal ausgiebig reingezogen. Monophon als Kritikpunkt ist schon mal ordentlich irreführend. Achtfache Polyphonie als monophon zu bezeichnen, nur weil die Einzeltracks monophon sind, ist für mich kein kritikwürdiger Minuspunkt. Die Frage, die mir bei der Kritik eine zu geringe Gewichtung hat ist: Was bekommt ihr für‘s Geld z.B. bei Akai oder Roland/Boss?
Mal ehrlich. Es ist schon auffällig, wie der Rhythm in den YouTube-Foren von Spezialisten abgefeiert wird und hier einen negativen Kritikpunkt nach dem anderen einfährt.
Zugegeben: Die Konzeption des Rhythm ist sehr auf Reduktion ausgelegt und klar: ich habe auch noch viele Wünsche, die offen sind, aber: ich habe eben nur 363 EUR bei alzar.de dafür bezahlt. Aber ich ein Gerät bekommen, das ich überall hin mitnehme und fertige Tracks baue, die so gut klingen, dass keine Nachbearbeitung mehr nötig ist. Für Minimal, Dub, Hip-Hop und ähnliche Sachen ist die Kiste sehr geeignet. Der Akku ist übrigens in einer Nacht noch nicht geladen, heißt: mehr als 15Ah stehen zur Verfügung. Und wenn er mal in 10 Jahren nicht mehr laufen sollte: Powerbank! Hab ich gecheckt, läuft prima. Den Strom für‘s Musikgerät selbst zu tanken, ist ein wahrgewordener Traum. Ich hole mir nächste Monat noch Zellen und Wandler und nächsten Sommer geht’s ab! Klare Empfehlung für den Rhythm!