Die Ära des Modellings - wie gut ist billig wirklich?
Es gibt zahlreiche Vergleiche zwischen High-Budget Multieffektgeräten, die auf hohem Klangniveau und für viel Geld gegenüberstellen, was Sache ist. Für Low-Budget Multieffektgeräte kommt das selten vor – frei nach dem Motto: Sei dankbar für das was du kriegst. Doch auch zwischen Multieffektgeräten, die nicht die Welt kosten, gibt es Unterschiede, die zum Teil frappierend ausfallen können. Oder?
Boss dominiert den Markt schon längst nicht mehr. In jüngster Zeit hat vor allem Mooer gezeigt, wieviel man in ein Multieffektgerät im preislichen Niedrigsektor reinpacken kann. Das Mooer GE300 Lite, das wir zuletzt im Test hatten, war ein solches Beispiel: Zahlreiche Cabs, Amps und Anschlüsse, die für einen verdammt niedrigen Preis daherkommen. Viele haben Mooer seitdem auf dem Radar, und das also nicht grundlos. Wer auch für ein bisschen Furore gesorgt hat: Nux. Mit dem MG 30 hat die Firma ein Best Buy bei uns abgeräumt und durch ein famoses Preis-Leistungs-Verhältnis von sich reden gemacht. Beide Multieffektgeräte sind echte Platzhirsche im Low Budget Bereich, und beide Multieffektgeräte stehen für zwei unterschiedliche, nun ja…nennen wir es „Philosophien“.
Quantität versus Qualität – darauf lässt sich das grundlegende Problem herunterbrechen. Tausendundeiner digitaler Amp, oder doch lieber eine überschaubare Anzahl, die dafür besser klingt? Mooer überschütten in ihren Modelling Amps einen förmlich mit einer Menge von Cabs oder Amps, während Nux es übersichtlicher halten. Doch ist die Klangqualität dabei wirklich so unterschiedlich? Wie sehr fallen die Unterschiede ins Gewicht? Wir machten uns also an, die Verzerrer-Pedale und Amps der beiden Multieffektgeräte miteinander zu vergleichen. Modulationen, Reverb und Delays waren hier fast ein bisschen nebensächlich – tatsächlich gilt es hier, die zwei Modeling Algorithmen miteinander zu vergleichen: Nux‘ TSAC-HD Algorithmus gegen Mooers hauseigenem, non-linearem Modeling Algorithmus und wie sie Crunch, Gain, Clean und schnörkellosen High Gain hinkriegen. Welcher klingt besser, welcher hat mehr Klangtiefe und funktioniert mit Amp und ohne besser?
Low Budget Multieffektgerät Vergleich – Mooer vs Nux
Gleich vorweg: Auf der Anschlussebene sind das Mooer und Nux Multieffektgerät nicht deckungsgleich: Ist das Nux mit seinem integrierten Expression-Pedal besser aufgestellt, wenn es um Handhabe geht, besitzt das Mooer GE300 Lite wie die meisten Pedale der Firma zwei XLR-Anschlüsse. Was den Hardware-Umfang angeht, ist das Nux MG 30 also eher mit dem GE250 von Mooer vergleichbar – nur geht es uns wie gesagt in erster Linie darum, den Algorithmen auf den Zahn zu fühlen – und die sind bei allen Low Budget Modellern von Mooer gleich. Auch ein Vergleich mit dem Harley Benton DNAfx Git passiert hier im Grunde genommen – arbeitet das Harley Benton Multieffektgerät doch ebenfalls mit den Mooer Algorithmen.
Nun besitzt das Mooer GE300 Lite MIDI und XLR und Expression-Anschlüsse – an der Front spart das Nux MG 30, aber das ist wie gesagt nicht weiter schlimm. Die Algorithmen beider Welten versteifen sich darauf, Klassiker zu bedienen, und da das Nux in Sachen Quantität geringer ausfällt, gilt es, sich bei der Aufstellung des Vergleichs an Nux zu orientieren. Das Nux arbeitet mit NXP RT Prozessoren, das Mooer mit SHARC DSP Chips und beide mit einer 1024 Samples und 32 Bits. Beide besitzen interne Looper und Tuner sowie Signalblöcke auf dem Panel. Doch wie bereits dargelegt, geht es hier nicht um die Gegenüberstellung der Hardware, sondern der Software – und die schauen wir uns jetzt genauer an.
Günstige Multieffektgeräte für E-Gitarre im Vergleich – die Pedale
Als erstes überprüfen wir die Verzerrer-Pedale unter identischen Bedingungen: Wir nutzen den REVV G20 hierfür und speisen (in Mono) Loops abwechselnd in die Multieffektgeräte, jeweils ohne Hinzunahme von DAW-Equalizer oder Multiband Kompressoren.
Als Gitarre nutzen wir die Godin Session Stratocaster und deren Humbucker in Kombination mit dem mittleren Single Coil. Den Anfang macht das Ibanez Tubescreamer 808 Modell: gleicher Loop, durchlaufend durch beide Multipedale. Während Mooer hier durchaus eine gewisse Fülle im Sound aufweist – mehr Ecken und Kanten hat, wirkt das Klangbild auch insgesamt statischer und hat mehr diesen Synthie-Zerr-Charakter, während Nux‘ Algorithmus hier tatsächlich weicher agiert und sich mehr wie „the real thing“ anfühlt – ein Eindruck, der sich jedoch nicht durchgehend durchzieht, wie wir sehen werden.
Der EHX Big Muff kommt bei Algorithmen gut, ist beim Nux jedoch einen deutlichen Zacken dynamischer – der Mooer schafft es, den Grundcharakter angemessen zu replizieren, aber man hat eben beim Spielen das Gefühl, hier ein künstliches Zerrverhalten unterm Fuß zu haben.
Gleiches beim ProCo Rat. Zugegeben, der Mooer schafft hier unten rum mehr Druck, und das ist speziell bei der Rat gerne gesehen. Aber Nux wirkt hier über den gesamten Frequenzbereich verteilt einfach satter und differenzierter.
Die Distortion-Pedale aus eigenem Hause jeweils arbeiten dem Revv G20 ebenfalls sehr deutlich zu – brutzelt an allen Ecken und Kanten, sowohl beim Nux als auch beim Mooer. Während Nux insgesamt höhenlastiger agiert, passiert auch hier beim Mooer im Low End einfach mehr – Schmackes haben sie beide.
Nun nehmen wir den Kompressor zum Tubescreamer dazu – nach einem Durchlauf schalten wir diesen ein und holen so aus der Akzentuierung der Anschläge noch ein bisschen mehr raus.
Was passiert, wenn man Zerrpedal, Delay und Reverb zusammenführen möchte bei den beiden Multieffektgeräten? Es wurden unterschiedliche Zerrpedale verwendet, die Prämisse war hier ganz klar, die beste Konstellation für dieses Trio rauszuholen, zu der das jeweilige Multieffektgerät fähig ist. Hier wirkt der Nux insgesamt differenzierter, und vor allem die Art, wie der Hall der Zerre verpasst, ohne sie zu verwaschen, ist beachtlich.
Zwischenfazit
Müsste man so etwas wie ein Zwischenfazit ziehen – der Nux-Algorithmus macht einen natürlicheren und klanglich authentischeren Job, wirkt aber im unmittelbaren Vergleich ein bisschen schwächer auf der Brust.
Günstige Multieffektgeräte für E-Gitarre im Audiovergleich – die Amps & Cabs
Nun geht es an die Amps und Impulse Responses – was leisten da die zwei hauseigenen Algorithmen? Hierfür skippen wir den Revv G20 und gehen direkt rein per Stereo in das Audient Sono Interface rein – keine Nachbearbeitung findet in der DAW statt.
Hier zeigt sich insgesamt ein sehr inkonsistentes Leistungsbild – auf beiden Seiten. Die Algorithmen sind hier bei vielen Amps grundlegend verschieden vom Ansatz. Während der Nux den Sound dynamisch hält, indem es den Schwerpunkt auf das Treble legt – was bei viel Gain zum Teil zu fräsenden Sounds führt – ist der Mooer Algorithmus zwar starrer, aber runder im Frequenzspektrum. Beim Fender Deluxe zeigt sich das besonders: der Nux Fender Reverb ist zwar grundlegend im Bright Modus, der Mooer nicht – was den grundlegend verschiedenen Sound erstmal erklärt. Doch wie wir sehen werden, sind diese Schwerpunkte auch bei anderen digitalen Amps vorhanden – Mooer dröhnt, Nux fräst, um es ein bisschen ungnädig und salopp auszudrücken.
So auch beim Marshall, den wir mit einer 1960er Vintage Box jeweils anspielen. Mooer ist starrer, undynamischer, das Klangbild hat ordentlich Low End, während der Nux ein bisschen dünner auf der Brust ist. Nichtsdestotrotz gilt auch hier: die Weichheit beim Anschlag sorgt beim Nux dafür, dass man den digitalen Amp des Nux länger und tatsächlich auch lieber spielt. Die Qualität der Modelling-Algorithmen ist von vielen Faktoren abhängig, die – sofern man sie technisch breittreten möchte, den Rahmen hier sprengen würden. Entscheidend ist natürlich die Leistung der Prozessoren und die Abtastrate, und die zeigt bei den Amps erstmal grundsätzlich: Die Spieldynamik und -sensitivität überträgt sich beim Nux MG30 natürlicher. Die Mitten sind weicher, das Low End aber auch dünner – hier sorgt der Mooer für einen Wumms, den das Nux Multieffektgerät nicht mit sich bringt.
Wie verhält es sich beim Marshall JCM 800, den wir ebenfalls durch die Vintage 412er spielen? Wohlgemerkt sind die Einstellungen beim Equalizer fast identisch – beim Nux müssen die Bässe ein bisschen hochgedreht werden, während beim Mooer die Sounds so rauskommen. Nun bringen die Impulse Responses des Mooer ein um einiges dröhnenderes Klangbild zustande – hätte man gerne anders, vor allem im unmittelbaren Kontrast zum Nux. Auch hier gilt: die weichen Übergänge beim Umgreifen der Akkorde bleiben hier erhalten, während sie beim Mooer in der Bit-Versenkung verschwinden.
Nun schauen wir uns die Königsdisziplin vieler digitaler Amp-Algorithmen an – den Vox AC30. Bei beiden Hörbeispielen wurden die jeweiligen Vox-412er-IRs verwendet. Und trotzdem ist das Klangbild, das hier rauskommt, so grundverschieden, dass man tatsächlich zwei Mal hinhören muss und überprüfen muss, ob auch die Einstellungen identisch sind. Einen Blick nochmal ins Global EQ geworfen – tatsächlich. Nur das gewählte Mikro der simulierten Abnahme ist unterschiedlich, dürfte aber kaum den Unterschied beim Klangbild erklären. Beim Nux ist das insgesamt dünner, aber auch hier gilt: das Spielgefühl ist organischer. Man könnte argumentieren, das der Mooer den Vintage-Muff des AC30 besser hinkriegt, aber im unmittelbaren Spielgefühl ist der Vox AC30 beim Nux wieder knackiger und erfreulicher.
Beim Soldano Slo 100 schneiden sich die Geister – grundsätzlich ist das bei einem Amp, dessen Sound eben so sehr von der Qualität seiner Röhren, Einzelteile und Verarbeitung lebt, fast schon eine kleine Perversität, das Teil als digitalen Amp rauszuhauen. Aber das ließe sich im Grunde auch über die anderen Amps sagen am Ende des Tages. Was klingt nun also besser? Schwer zu sagen – die weichen Mitten des Nux und das starre Bottom des Mooer stehen sich hier gegenüber und auch hier gilt – wenn auch nur knapp – der Nux Algorithmus hat meines Erachtens die Nase vorn.
Der Fender Bassman demonstriert ebenfalls den grundverschiedenen Ansatz der Algorithmen: der Nux wirkt dünner, aber dynamischer, der Mooer voller, aber erneut starrer. In diesem Falle jedoch steht der Mooer Algorithmus dem Fender Bassman besser zu Gesicht: der Sound ist durchaus nahe am Original – etwas, was man beim Nux in diesem Falle nicht sagen kann. Zu dünn, zu verklärt kommt der Sound hier rüber.
High Gain ist bei Low Budget Modelling Algorithmen nie eine wirklich überzeugende Angelegenheit. Tatsächlich ist der Sound der beiden Geräte aber auf einem annehmbaren Niveau. Der Attack und die Range des echten Dual Rectifier kommt hier selbstredend nicht zum Tragen. Der Nux kratzt, der Moer dröhnt, aber ersteres spielt sich schlichtweg dynamischer. Für sich stehend jedoch ist der Mooer gibt der Mooer einen kraftvolleren Sound mit mehr Low End zum Besten.
Das ist eine grundlegend schwierige Angelegenheit: Gejammert wird hier auf niedrigem Preisniveau – man darf also nicht zuviel erwarten, wenn die Geräte zum Teil weit unter 500,- Euro kosten. Aber bei der Gegenüberstellung der Algorithmen wird ein maßgeblicher Unterschied deutlich: Der Nux ist sensitiver – Anschlag, Spieldynamik und Lautstärkefluktuationen handhabt der Nux Algorithmus schlichtweg besser. Das fehlende Low End ließe sich wahrscheinlich mit einem clever eingestellten Pitch-Doppler aufheben. Mooer tun sich hier schwerer: Auch bei leichten Anschlägen drängt sich das verzerrte Klangbild sofort nach vorne und lässt kaum Raum für die leisen Zwischentöne beim Gitarrenspiel. Das kann stören – muss es aber nicht – wer wie die Axt im Walde agiert, dem dürfte das in Sachen Sensitivität reichen. Doch ich werde das Gefühl nicht los, das Mooer hier nochmal an die Substanz ran müssten.
Die Rechenpower der Nux Prozessoren und die Aufmachung des Algorithmus erlaubt für ein glaubwürdiges Resonanzverhalten im Zusammenspiel von Amp und Cabinet. Generell hat man hier mehr das Gefühl, das der Frequenzrahmen gleichmäßig nach vorne schiebt: Mitten, Tiefen und Höhen nehmen sich nichts von der gegenseitigen Präsenz, mit der man arbeiten muss. Mooer versuchen hier eher zu kaschieren – untenrum viel reinpacken, und rauskommt ein Sound, dessen Mitten schnell dröhnen und dessen Höhen bei manchen Amps kaum zum Ausdruck kommen. Beide Unternehmen gleichen sich jedoch im Ansatz, wie sie – zumindest bei den Presets, diese Schwächen zu kaschieren versuchen: durch Reverb. Daran ist nichts verwerflich, nur haben wir hier in diesem Falle bewusst diese Tricks aus dem Klangbild rausgenommen, um die Algorithmen der Amps, Pedale und Cabs in ihrer Essenz darzustellen.
Wie gut klingen günstige Low Budget Multieffektgeräte?
Wer davon ausgeht, sich bei Low Budget Multieffektgeräten die eierlegende Wollmilchsau zu kaufen, wird enttäuscht sein – egal zu welchem Namen oder Algorithmus man greift. Ein anderer (Denk-)Ansatz ist hier um einiges vielversprechender: Wer die Sounds aus den Multieffektpedalen und -boards als „Rohmaterial“ ansieht und sich mit Plugins beschäftigt, kann hier eine Menge rausholen. Was sich aber auch mit Bestimmtheit sagen lässt: Beide Multieffektgeräte funktionieren auf Pedalbasis besser und erfüllen bei der Kombination richtiger Amp + digitales Pedal ihren Zweck eher.
Wir planen einen Workshop, um genau das zu demonstrieren: Hier wurde die Essenz der Algorithmen präsentiert, doch was passiert, wenn man sie als Grundlage nimmt und mithilfe von DAWs, Plugins und Soundtricks den Ton formt? Lässt sich durch Doubling, Pitchen, Hall- und Raumvertiefung, detailliertem Equalizing und Multiband Dynamiken tatsächlich ein Sound zustande bringen, der den um ein vielfaches teureren High Budget Modelling Boards aus dem Hause Kemper, Fractal Audio oder Boss das Wasser reichen kann? Reicht die Qualität der Low Budget Algorithmen als Rohmaterial, um vielleicht sogar plattentaugliche Ergebnisse zu erzielen? Das gilt es als nächstes zu ergründen. Wir hoffen bis dahin, dass euch der vorliegende Vergleich ein klares Bild von den Qualitäten und Schwächen der konkurrierenden Algorithmen verschafft hat.
Was ist denn eine “1024er Samplerate”?? :)
Wäre wirklich interessant, den Test mal mit guten externen IRs zu machen. Ich würde ja spekulieren, dass die teils nicht unerheblichen unterschiede zu einem großen Teil auch auf die unterschiedlichen Cab-Impulses zurückzuführen sind.
Von den Beispielen her würde ich auch den Nux bevorzugen, definitiv. Die fehlenden Tiefmitten liessen sich mit etwas EQ ausgleichen, und bei den hohen Frequenzen muss man bei den Simulationen eh gerne mal ran.
Ich frag mich ja ein bisschen, wer eigentlich die Zielgruppe für solche Geräte ist. Ich bin es definitiv nicht, ich habe im Ernstfall lieber wenige gut klingende Amps und Effekte anstatt hunderte mittelmäßige ;) Für homerecording ist man sicherlich mit aktuellen VST-Sims besser bedient.
Aber es scheint ja einen Markt dafür zu geben.
@janschneider Ist korrigiert :-D
Was die Zielgruppe angeht: Meines Erachtens wird hier Einsteigern einfach ein gutes Arbeits- und Übungsgerät zur Seite gestellt, aber wie du auch schon erwähnt hast: mit guten IRs lässt lässt sich mit den Algorithmen durchaus was anfangen. Als Grundlage für Aufnahmen kann das was taugen, wenn man entsprechend zusätzlich Plugins zur Hand nimmt. Wie weit man damit kommt, wollen wir bei Gelegenheit separat demonstrieren.
LG
@janschneider Ich bin die Zielgruppe! Ich hab auch vier oder fünf Amps, massig Pedale usw. Für ein Übe- und Aufnahmewerkzeug fürs Kleinst-Heimstudio und als Audio Interface für Zoom Unterricht ist das Nux fast perfekt, und es kommt echtes Gitarrenfeeling auf, da der Fußcontroller im Gegensatz zur VST eingebaut ist (incl. Expression Pedal, was für mich sehr wichtig ist). Das Nux ist gut zu bedienen – auch ohne Computer. Nachdem ich mich etwas reingefuchst habe kommen auch gute Sounds raus, übrigens mit allen meinen Gitarren und auch mal mit einem Bass. Live würde ich auch lieber mit Amp und Pedalen spielen, aber ich habe das Nux auch noch nicht auf einer Bühne probiert. Wo auch, derzeit?
@janschneider Das eine schließt das andere ja nicht aus. Das NUX MG-30 ist ja gleichzeitig ein Audiointerface und kann z.B. gleichzeitig den Wet und Dry Sound in zwei Spuren aufzeichnen. Man kann auch eine Dry-Spur durch das Gerät reampen lassen.
Im Vergleich zum live spielen mit z.B. TH-U ist der MG-30 mit 2ms Latenz einfach viel direkter und fühlt sich besser an. Klar – wenn ich den Tube-Amp nehme ist das nochmal was anderes, aber dieses kleine tragbare Teil als sogar mobil per Akku betreibbares Multi-FX, Modeler und Audiointerface für unter 300 EUR… hat schon was.
Ich würde mich zur Zielgruppe zählen; als Synthesizer-Spieler versuche ich mich gelegentlich an der Glissando Guitar im Stil von Daevid Allen und Steve Hillage. Dafür habe ich eine Harley Benton Shortscale Gitarre und ein Digitech RP155 Multi-FX, das mit 115,-€ wirklich Low-Cost war (ist ja leider nicht mehr erhältlich)…
@Son of MooG Interessant – macht natürlich Sinn. Wenn die Gitarre nicht das Zentrum des Setups ist, man aber mit ihr experimentiert und möglichst viel für wenig Geld auf engem Raum haben möchte, für den macht das Sinn. Und zu Glissando gehört eine leichte Triage aus Reverb, Delay und Modulation, ganz klar.
Die Tatsache, dass die Hersteller dieser marketingmäßig aufgeblasenen Algorithmen allen Ernstes die „Klar-Namen“ für die modellierten Amps in Ihren Softwareprodukten verwenden ….. grenzt schon fast an den Tatbestand der Raubkopie.
Sorry für die Deutlichkeit und besten Dank für das ausführliche Review.
Machen sie doch eigentlich gar nicht? Sie nutzen meist Fantasienamen an denen man die Verwandtschaft erkennen kann. Beim MG-30: „BASSMATE“ (Fender Bassman), „CLASS A30“ (VOX AC30). Bei den Pedalen ist es ähnlich.
Schöner ausgewogener Artikel!
Ich bin Mooer GE200, NUX MG-300 und jetzt MG-30 Besitzer kann die Beobachtung des Artikels absolut nachvollziehen. Das MG-30 ist deutlich organischer und dynamischer. Man fühlt einfach mehr, beziehungsweise merkt man einen direkteren Einfluss aus Bewegung auf den Ton.
Der NUX MG-300 hat ähnliche Algorithmen und gutes Spielgefühl. Im Vergleich zum MG-30 ist der Ton wärmer und komprimierter. Als Analogie zur Fotografie hier der Vergleich zwischen „Kamera-JPEG“ und „Kamera-RAW“: Der Dynamikumfang des MG-30 ist etwas weiter und das Frequenzergebnis weniger komprimiert. Wo das Kamera-JPEG (oder der MG-300) quasi in den meisten Fällen mit einem warmen gesättigten und „kontraststark“ komprimierten Endergebnis ankommt, da bietet der MG-30 ein breiteres und manchmal weniger „Endnutzerfertiges“ Ergebnis. Je nach gewünschten Ziel muss man eben z.B. per Equalizer bzw. geeigneten IR-Files nochmal vorgeben wo die Reise hin soll.
Ich verwende im MG-30 IR-Files von York Audio (https://yorkaudio.co). Mit diesen IRs wird nahezu schon ein neues Gerät daraus! Es ist erstaunlich was damit aus dem kleinen Ding rauszuholen ist. Schon alleine die Deluxe Reverb und der Bassman IRs von dort lohnen sich wirklich extrem für den MG-30! Mesa, 5153 und Marshall für Metal. Dafür sind aber auch die IRs von Jens Bogren am MG-30 extrem gut!