Praxis
Pushking 710
Ob man sich nun die einhundertste Tube Screamer Kopie zulegt oder aber dem Mainstream die kalte Schulter zeigt, bleibt jedem selber vorbehalten. Jeder Boutique-Hersteller muss sich aber dennoch immer die Frage gefallen lassen, welchen Sinn es für den Kunden macht, sich einen völlig eigenständigen Overdrive zuzulegen, der nicht den üblichen Mittenpeak bei gleichzeitiger Abschwächung der Bässe liefert. In Sachen Modell 710 liegt die Antwort auf der Hand, das Pedal klingt in der Tat sehr eigenständig, was zumindest für meine Ohren eine echte Wohltat jenseits des Massenmarktes darstellt.
Zum einen bietet das Pushking Pedal 710 deutlich mehr Gain Reserven als die meisten anderen Overdrive-Pedale und bedient hierbei bereits leicht die ersten Distortion-Bereiche. Zum anderen verfügt das Pedal über eine sehr gute Saitentrennung und verhindert somit das berüchtigte Vermatschen des Sounds bzw. die überweiche Einfärbung im Ausgangssignal. Zudem sorgt der Level-Regler bei Bedarf für einen respektablen Boost-Effekt, der gerade bei Solopassagen sein Einsatzgebiet finden wird.
Mein persönlicher Favorit hingegen ist das mit minimalem Gain versehene Signal, das eine normale Lead-Passage oder aber auch akzentuierte Rhythmusarbeit mit einem Hauch von Crunch versieht und dem persönlichen Ton mehr Charakter einhaucht. Man glaubt gar nicht, wie viele als clean verstandene Sequenzen geradezu aufblühen, wenn man sie mit einer dezenten Sättigung versieht und damit Sustain und Durchsetzungsfähigkeit erhöht.