88 leichte Tasten für die Bühne
Unter dem Namen Go Piano bietet Roland zwei kompakte und leichte E-Pianos für Wohnzimmer und Bühne an. Während das kleinere Modell über 61 Tasten verfügt, ist mit dem Roland Go Piano 88 auch ein Modell erhältlich, das über den kompletten Tastaturumfang verfügt. Wie dieses aufgebaut ist, wie es klingt und wie und wo man es am besten einsetzt, erfahrt ihr im Test.
Aufbau des Roland Go Piano 88
Gerade einmal 7 kg bringt das kompakte Go Piano 88 auf die Waage. Damit ist es natürlich für den mobilen Einsatz, egal ob bei Proben, dem kleinen Gig nebenan oder in der Musikschule, prädestiniert. Die Maße des aus Kunststoff gefertigten Pianos belaufen sich auf 1283 x 291 x 87 mm. Das Piano ist fast komplett in Schwarz gehalten. Lediglich ein paar Schriftzüge und der rote Saum am oberen Ende der Tastatur lassen etwas Farbe aufkommen. Optisch gibt sich das Piano entsprechend dezent.
Die Bedienoberfläche ist leicht nach vorne geneigt, was das Ablesen der weißen Schriftzüge erleichtert. Dahinter hat Roland eine Leisten-Struktur angebracht, hinter der sich, links und rechts am äußeren Rand die beiden 15 x 6 cm messenden Lautsprecher verbergen. 2x 10 Watt Leistung bietet das Verstärkersystem des Roland Pianos. Lautstärketechnisch reicht das allemal aus, der Klang ist, bis auf den recht dünnen Bassbereich, gut.
Zum Lieferumfang des Roland Go Piano 88 gehören das zum Betrieb notwendige Netzteil, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, Notenständer und Haltepedal. Auf Wunsch lässt sich das Piano auch mit Batterien betreiben. Die Betriebsdauer liegt dann bei maximal 4 Stunden. Das reicht für die meisten Auftritte sicherlich aus.
Von links nach rechts ist die Bedienoberfläche wie folgt gegliedert. Nach dem Power-On/Off folgt ein Lautstärkeregler, drei globale Taster (Function, Twin Piano, Metronom) sowie die kleine überschaubare Soundsektion. Die weitergehenden Funktionen des Pianos werden allesamt mit Tastenkombinationen im Stil Function-Taste plus eine Taste der Klaviatur aufgerufen bzw. eingestellt. Das ist nicht sonderlich galant, findet sich aber bei vielen Anfänger-Pianos wieder. Wer allerdings nur Piano oder einen anderen Sound spielen möchte, wird aber ohnehin nur wenig damit in Berührung kommen.
Tastatur und Anschlüsse des Digitalpianos Go 88
Die Tastatur des Go Pianos ist aus Kunststoff gefertigt und die Tasten sind leicht gewichtet. Auf der Roland Website findet man dazu nur die Information „Box-Shape Keys with Velocity“, Roland setzt also wie eh und je auf eigene Tastaturkreationen. Der Anschlag der Tasten ist gut, dazu federn sie schnell und ordentlich in ihre Ausgangsposition zurück. Die Anschlagskurve ist in drei Stufen einstellbar, lässt sich auf Wunsch aber auch komplett deaktivieren. Dann senden die Tasten stets den vollen Anschlag aus.
Gemessen am Preis des E-Pianos insgesamt also eine ordentliche Tastatur, wobei der qualitative Unterschied zu den nächsthöheren Modellen von Roland, beispielsweise dem FP-10 oder FP-30, deutlich spürbar ist.
Das Anschlussfeld des Pianos fällt spartanisch aus. Neben dem Netzteilanschluss bietet das Piano lediglich einen Line-Ausgang (wahlweise für Kopfhörer oder zur Signalausführung an eine externe PA nutzbar), Anschluss für ein Pedal sowie einen USB-Port.
Einsatz des Roland Go Piano 88
Wer das Go Piano lediglich zum Spielen der vier integrierten Sounds benutzt, wird sicherlich ohne einen Blick ins ausführliche Handbuch zu werfen, schnell mit dem E-Piano klarkommen. Die Bedienung ist hierbei intuitiv gelöst, alle Funktionen schnell erreicht und eingestellt. Wer sich einmal mit den o. g. Tastenkombinationen des Rolands vertraut gemacht hat, wird auch hier keine Probleme bekommen.
Für mich unverständlich ist, dass Roland dem Go Piano 88 lediglich vier Sounds spendiert hat. Das sogar noch etwas preiswertere FP-10 bietet bereits 15 Sounds sowie die deutliche bessere PHA4-Tastatur. Gerade vor diesem Hintergrund verstehe ich die Einordnung des Go Pianos in das Roland Produktsortiment nicht. Klar, das FP-10 ist mit 12,3 kg deutlich schwerer als das Go Piano 88 und benötigt auch etwas mehr Platz. Dies wird die meisten Kunden aber nicht davon abhalten, zum FP-10 zu greifen.
Wie auch immer, das Go Piano bietet wie gesagt vier Klänge: Piano, E-Piano, Orgel, Streicher. Die maximale Polyphonie liegt bei 128 Stimmen. Die Sounds können stets nur einzeln gespielt werden, Splits oder Layer sind nicht möglich. Allerdings bietet das 88er Go Piano die Funktion „Twin Piano“. Damit ist es möglich, den Tastaturbereich in zwei gleiche Teile aufzuteilen, passend für eine Lehrer-Schüler-Situation.
Die Klangqualität der vier Sounds ist zufriedenstellend. Maximal drei Velocity-Layer hört man aus den Sounds heraus, was für diese Preisklasse vollkommen akzeptabel ist. Doch irgendwie klingen die Sounds etwas matt, ohne Brillanz. Am Lautsprechersystem alleine kann es nicht liegen, denn auch über Kopfhörer wird der Sound nicht merklich besser. Das akustische Piano gefällt mir soweit ganz gut und lässt sich für das heimische Üben gut einsetzen. Das E-Piano bildet ein FM-Piano nach und lässt schon ein paar Punkte liegen, möglicherweise hätte ein Rhodes- oder Wurlitzer-Sound auch mehr Kunden angesprochen. Bei der Orgel handelt es sich um eine passable Kirchenorgel. Zu guter Letzt bietet das Piano noch ein Streicher-Ensemble.
Weitere Funktionen des mobilen Digitalpianos
Wie nahezu alle aktuellen Tasten-Produkte von Roland bietet auch das Go Piano 88 die Möglichkeit, sich drahtlos mit dem Smartphone oder Tablet zu verbinden. Die Verbindung wird dabei über Bluetooth 4.0 hergestellt. Dies ermöglicht das drahtlose Streamen von Musik und Playbacks, so dass man dazu live spielen und üben kann.
Roland bietet für das Go Piano 88 die Piano Partner 2 App an. Diese erlaubt u. a. das Durchsuchen und Spielen von Musik aus der internen Song-Bibliothek, dazu passende Noten können auf Smartphone/Tablet angezeigt werden und es gibt es auch kleinere Übungsspiele, um das Gehör und die Fähigkeit, Noten zu lesen, zu trainieren.
Ansonsten bietet das Roland Piano ein Metronom, eine Funktion zum Transponieren der Tastatur sowie die Möglichkeit, einen Hall-Effekt stufenlos hinzuzufügen.
Marktausblick Stagepianos für Anfänger
Das Roland Go Piano 88 befindet sich mit einem Preis von 412,- Euro in einem hart umkämpften Markt. Nicht nur die üblichen Konkurrenten Yamaha, Kawai und Casio bieten in diesem Preissegment Pianos an, auch Roland macht sich mit den günstigen Modellen der FP-Serie selbst Konkurrenz. Wie im Test bereits erwähnt, bekommt man für einen geringeren Preis das Einsteiger-Modell Roland FP-10, das nicht nur die bessere Tastatur, sondern auch mehr Sounds und Funktionen bietet.
Im Hinblick auf andere Hersteller hat Yamaha beispielsweise das P-45 im Programm, Casio das CDP-S100 (hier der Test zum größeren Bruder CDP-S350). Bei Kawai geht es erst mit einem Aufschlag von mehr als 160,- Euro los, dafür erhält man beim ES-110 eine überaus solide Qualität, sowohl hinsichtlich der Tastatur als auch bei den Sounds.
„Für mich unverständlich ist, dass Roland dem Go Piano 88 lediglich vier Sounds spendiert hat.“
Da fällt mir doch die Kinnlade runter. Was ist denn das bitte für ein oberflächlicher „Test“? Hinter jedem dieser vier Soundgruppen stehen weitere andere Sounds. Insgesamt hat das Go:Piano 40 (!) Sounds.
Dazu musste man das Gerät nicht mal testen, denn das steht klar und deutlich im Handbuch.
@Haurein Hallo haurein,
vielen Dank für Deinen netten Kommentar. Im Handbuch des Go Piano 88 steht: 4 Tones. Wer oberflächlich das Handbuch des Go Piano 61 aufschlägt, wird erkennen, dass dieses Modell 40 Sounds bietet.