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Test: Shure SE535 In Ear Monitoring-Hörer

(ID: 1529)

Der Klang

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Die Klangbeurteilung von In Ear-Hörern wird stark von subjektiven Eindrücken bestimmt. Am wichtigsten ist das sorgfältige Einsetzen: Schallt der Shure nicht direkt in den Gehörgang, so fehlt es an Höhen, bei Leckagen an den Ohrpolstern mangelt es an Bass. Der bleibt aber auch bei perfektem Sitz eher schlank, dabei aber außergewöhnlich trocken und konturiert.

Die Mitten haben einen Hang zur Klangfärbung, was beim Genuss klassischer Musik, vor allem von Streichern und Operngesängen, störend sein kann. Diese Färbung ist dem aufwändigen Mehrwegesystem und der ausgefeilten Innenakustik des Hörers geschuldet. Die Mehrheit der Käufer wird den Hörer aber ohnehin für andere Musikrichtungen nutzen.

Dafür reagiert der Hörer in mittleren Lagen ungewöhnlich feinfühlig auf Transienten. Davon profitieren sowohl perlende Klavierläufe und gezupfte Gitarren wie auch alle Schlaginstrumente. Hohe Frequenzen gibt der Shure ebenfalls außergewöhnlich luftig und transparent und trotzdem frei jeglicher Schärfe wieder.

Monosignale haben einen ausgeprägten und teilweise anstrengenden Hang zur Im Kopf-Ortung. Auch minimale Pegelabweichungen der Kanäle führen dazu, dass eine Klangquelle aus der Mitte des Kopfes zu den Seiten auswandert. Das extrem breite aber wenig tiefe Klangbild verläuft überwiegend entlang einer gedachten Linie durch beide Ohren, dies allerdings in feinsten Abstufungen. In Verbindung mit den präzisen, wohldosierten Höhen werden Direktsignal und stereophone Raum- oder Hallanteile fein säuberlich getrennt.

Alle Klangeigenschaften bleiben auch bei hohen Lautstärken erhalten. Der Shure SE535 besitzt Pegelreserven, die über das hinaus gehen, was man seinem Gehör zumuten sollte. Im gesundheitlich unbedenklichen Bereich meistert er hochdynamische Passagen im gesamten Frequenzspektrum mit beeindruckender Souveränität. Stark komprimierte, überlaut gemasterte oder anderweitig verzerrte Aufnahmen, vor allem aus der Schwermetall-Ecke, klingen mitunter noch anstrengender als mit anderen Schallwandlern. Die oftmals leidgeprüften Hörorgane der Metallfraktion werden das zu tolerieren wissen und sich stattdessen freuen, dass der SE535 derart laut spielen kann, dass man notfalls den Schall mit der Zungenspitze vom Gaumen abnehmen kann.

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Der Hörer eignet sich besonders für feine Jazzaufnahmen und gut gemischte elektronische Popmusik. Also auch für eine neue Generation von DJs. Derzeitig würde sich die große Mehrheit dieser Berufsgruppe mit so einem In-Ear-Teil mutmaßlich etwas „underdressed“ fühlen.

Die schlanke und präzise klangliche Abstimmung des SE535 ist konsequent auf „Pro“ gebürstet und eignet sich hervorragend für InEar-Monitoringzwecke. Straßenbahnfahrende Liebhaber von Kirmes-Techno, Gamer und Angeber kommen weniger auf ihre Kosten. Bullerbass ist dem SE535 absolut fremd. Aber auch feinsinnigere Naturen mögen sich durchaus noch etwas mehr Schub und Wärme aus den beiden untersten Oktaven des musikalischen Spektrums wünschen.

An mobilen Wiedergabegeräten mit schlappen Ausgangsstufen tönt der Shure durch seinen Wirkungsgrad lauter als alles, was der Markt konventioneller Ohr- und Kopfhörer hergibt. Leider führt er aber auch gnadenlos zu Gehör, wenn der Kopfhörerverstärker an seine Grenzen stößt, da er selbst noch jede Menge Reserven hat. Alle mir bekannte In Ear-Empfänger verfügen in aller Regel über genug Bumms für alle Fälle, was man leider von den wenigsten MP3-Playern behaupten kann. Ich habe den Shure stationär an der sehr lauten und hervorragend klingenden Kopfhörerbuchse einer HiFi-Endstufe von T+A betrieben, aber auch mobil an einem Transcend MP860 Mediaplayer, der zu den pegelfesten und gut klingenden Vertretern seiner Zunft gehört.

Die empfindlichen Ohren einer zur Unvernunft neigenden juvenilen Kundschaft werden durch den hohen Preis des Shure-Hörers geschützt. Die völlige akustische Abschirmung gefährdet aber auch vernunftbegabte gereiftere  Menschen, die den Hörer beim Joggen oder Radfahren tragen wollen. Davon ist tatsächlich dringend abzuraten! In einem Büro kann man mit den SE535 ungestört vor sich hin arbeiten, ist dabei aber weder „ansprechbar“ noch wirklich „teamfähig“.

Alle Gesundheitsbewussten, die bewusst auf hohen Pegel, Bass und die völlige Abschirmung vor Verkehrsgeräuschen verzichten und dafür die Hörer gerne ein wenig „loser ins Ohr stecken“, müssen leider in Kauf nehmen, dass sie ihnen schnell beim Laufen oder Radfahren aus den Ohren rutschen und dann nur noch an den Ohrmuscheln hängen. Es gibt hier nur Hopp oder Top. Das sollte man vor dem Kauf wissen.

Glücklich werden musikbegeisterte Angler, die ihren Sport in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten ausüben, und Vielflieger, deren Ohren mit den wechselnden Druckverhältnissen im Flugzeug und dem Tragen von dichtschließenden Ohrstöpseln gut zurecht kommen. Der Hörer taugt auf Grund seiner geräuschmindernden Wirkung auch als recycelbarer Ersatz für Ohropax. Die schlaffördernde Wirkung nach Abschalten des Tonsignals ist vergleichbar, aber auch die „Dröhnung“ nach dem Erwachen kann ähnlich ausfallen. Wer von Natur aus in dieser Richtung empfindlich ist, sollte keine In Ear-Hörer mit auf Reisen nehmen.

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Forum
  1. Profilbild
    pytrel

    Also jetzt ganz ehrlich verstehe ich nicht wie man im gleichen test dem KH eine „Färbung der mittleren Tonlagen…“ mit „seriös abgestimmte Referenz …“ Kombinieren kann . ??? Ich meine wie kann eine Referenz die mitten Färben? Dann ist es ja kein Referenz mehr. Insbesondere wenn der Klassische Musik Verfärbt ist es ja kein Referenz KH. Also für einen 500 euro In-Ear ist für mich das mit den mitten ein starkes Kein-Kauf argument.

  2. Profilbild
    falconi RED

    Es handelt sich um einen InEar-Hörer auf Balanced Armature Basis, der bei gutem Sitz und geringer Größe sehr laut spielen kann. ohne lästig zu klingen, weil weder die Bässe noch die Höhen bei der Abstimmung „gepusht“ wurden. Ich kenne (bis heute, der Test ist ja schon älter) keinen besser abgestimmten InEar-Hörer in dieser Preis- und Lautstärkeklasse.
    Daher Referenz, trotz – nach heutigem Stand der Technik prinzip- und bauartbedingter – Mittenfärbung.

    Besonders offene oder halboffene HiFi- und Studio-Hörer klingen deutlich sauberer. Sie lassen sich aber nicht ins Ohr stecken.

    • Profilbild
      pytrel

      @falconi Ich erwarte schon das mein Dt 880 Pro besser ist. Zumindest was Räumlichkeit betrifft ist er schwer zu übertreffen. Das argument mit der baubedingte Mittenfärbung verstehe ich nicht ganz. Bei Lautsprechern gibt es auch mehrere drei-weg Systeme mit TT-MT-HT Anordnung. Wenn die Abstimmung gut ist klingen solche auch wunderbar . Wenn er schlecht klingt dann nicht weil er einen Mitteltöner hat sondern weil die Abstimmung nicht stimmt. Ich kenne auch keinen 3-weg studio monitor der schlecht klingt weil er 3 chassis hat. Also kann auch ein In-Ear für 400 euro mit Mittenfärbung (also im Endefekt „Mittenfälschung“ denn farbe hinzuzufügen ist keine Ehrlichkeit. ) nicht Referenz gennant werden. Ist nur meine meinung. Ist auch nicht so wichtig. Ist ja immer auch geschmackssache. Selbst bei Referenz Systemen.

  3. Profilbild
    falconi RED

    Bei einem Studiomonitor gibt es Platz für eine aufwändige – heute meist aktiv oder digital realisierte – Weiche. Die Treiber kann man aus einem riesigen Angebot auswählen oder vom Hersteller für die eigenen Zwecke anpassen lassen. Zudem sind die Abstrahlbedingungen im akustischen Freifeld vergleichsweise einfach zu verstehen, mit wenig Aufwand zu messen und durch die Anordnung der Treiber und zusätzliche bauliche Maßnahmen am Gehäuse zu optimieren.

    Bei einem InEar-System auf BA-Basis muss man ohne aufwändige Weiche auskommen, hat die Wahl aus einer Hand voll von Schallwandlern von gerade zwei oder drei Ernst zu nehmenden Herstellern weltweit, muss viele akustische Randbedingungen zunächst messtechnisch simulieren, messen, individuell hören lassen und interpretieren, und im weiteren Entwicklungsprozess auf geringstem Bauraum viele Kompromisse eingehen.

    Eine elektroakustisch ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe für einen zudem relativ kleinen Markt.

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