8 Kanäle samt Kompressor fürs Budget-Studio
Es ist doch immer wieder interessant, wie sich bestimmte Zahlen im Musikbereich etabliert haben, wobei die Verdopplung immer wieder eine zentrale Rolle spielt. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass gerade im 19 Zoll Preamp-Bereich sich die Zahl 8 bzgl. der angebotenen analogen Kanäle etabliert hat. Nutzt man Vorder- und Rückseite, kann man bequem die entsprechende Anzahl an XLR-Buchsen samt Display und Regelmöglichkeiten unterbringen. Sich dessen bewusst, hat auch die Firma Tascam mit ihrem Tascam SERIES 8p Dyna einen entsprechenden Preamp im Angebot, der um das interessante Feature eines intern verbauten Kompressors erweitert wurde. Los geht’s.
Die Konstruktion des Tascam SERIES 8p Dyna
Bei dem Tascam SERIES 8p Dyna handelt es sich um einen 8-kanaligen Preamp in einer 1 HE Rack-Einheit, der über zwei optische S/MUX-Ausgänge auf der Rückseite des Gehäuses mit den passenden Interfaces wie z. B. den Tascam 102i und 208i oder das US-20×20 verbunden werden kann. Um weitere Kompatibilität zu gewährleisten, wird auch das ADAT-Format unterstützt. Die ersten beiden Kanäle können im Eingangsbereich mittels Schieberegler auf eine hochohmige Signalführung umgeschaltet werden, um z. B. Instrumente wie einen passiven E-Bass optimal verwalten zu können.
Alle acht Kanäle verfügen über eine bei Bedarf einzeln schaltbare 48 V Phantomspeisung, die bei den ersten beiden Kanälen über die o. g. Schieberegler oder aber bei den Kanälen 3 – 8 mittels eines rot beleuchteten Druckschalters aktiviert wird. Als Besonderheit verfügt jeder Kanal über einen mit nur einem Regler zu verwaltenden analogen Kompressor, mit dem man auf die Schnelle das anliegende Signal in der Dynamik zügeln kann.
Die einzelnen Vorverstärker ermöglichen eine Pegelanhebung von bis zu 52 dB, einen PAD-Schalter für starke Signale gibt es nicht. Laut Herstellerangaben verfügt der Tascam 8p Dyna über einen Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz (±0,5 dB). Aufgrund der beiden optische S/MUX-Anschlüsse können alle acht Kanäle mit einer Abtastrate von 96 kHz ausgeben werden. Die genauen Abtastraten gestalten sich wie folgt: 8 Ausgangskanäle bei 44,1/48 kHz, 8 Ausgangskanäle bei 88,2/96 kHz und 4 Ausgangskanäle bei 176,4/192 kHz.
Der erste Eindruck des 8p Dyna
Auf den ersten Blick erweckt das in silbrig matt gehaltene Produkt einen ordentlichen Eindruck. Die Verarbeitung des in China gefertigten Gerätes ist gut, das Gewicht mit 2,6 kg sehr handlich. Der Preamp kann wahlweise ins Rack geschraubt werden, verfügt aber auch für den Standalone-Betrieb über vier winzige Gummifüße auf der Unterseite, die ihm auf glatten Flächen entsprechenden Halt geben. Mit den Abmessungen (B x H x T) 482 x 45 x 229 mm ist die Einbautiefe als mittel zu bezeichnen, von daher sollte der Preamp in jedes durchschnittliche Rack passen. Für den Standalone-Betrieb sind die Rack-Flügel leider nicht demontierbar.
Der Abstand zwischen den Reglern der Vorderseite ist auch für dickere Finger ausreichend, so dass man alle Regler leicht und ohne Mühe erreichen kann. Was jedoch unangenehm auffällt, ist die unterschiedliche Befestigung der Regler am Gehäuse, je nachdem wo sich die Regler befinden.
Während die obere Reihe der Gain-Regler mit wenig Spiel fest am Gehäuse sitzt, haben die unteren Kompressor-Regler einiges an Spiel und insbesondere die Impedanz und Phantomspeisungs-Schieberegler der ersten beiden Kanäle sitzen labberig in ihren Führungsschlitzen, wie man es sonst eher von Produkten der unteren Preiskategorien gewöhnt ist. Könnte man meinem Erachten nach in dieser Preisklasse hochwertiger ausführen.
Die vorderen Anschlüsse des Tascam Preamps
Neben den bereits o. g. Reglern verfügt der Tascam SERIES 8p Dyna auf der Vorderseite über einen versenkt angebrachten Netzschalter, zwei Kombibuchsen (XLR/TRS) und über ein Display, das die wichtigsten Funktionen des Geräts in LED-Technik abbildet.
Das Hauptaugenmerk liegt auf den leider nur vierstellig ausgeführten Eingangspegel LED-Ketten, die über die Bereiche -42 dB, -18 dB, -6 dB und 0 dB informieren. Eine zusätzliche Overload-LED informiert über die Übersteuerung des Eingangs. Feinfühlige Pegelfahrten lassen sich mit dieser geringen Auflösung leider nicht umsetzen, lediglich die Übersteuerung lässt sich gut erkennen. Für ein Interface wäre eine solche Auflösung ok, für einen Preamp ist dies meines Erachtens zu wenig. Zusätzlich wird im Display der Status des Kompressors (on/off) und die aktuell verwendete Sample-Frequenz angezeigt.
Die Rückseite des Tascam SERIES 8p Dyna
Neben den restlichen 6 Kombibuchsen befinden sich erwartungsgemäß auch die 8 analogen Ausgänge auf der Rückseite, die wohl aus Platzgründen allesamt in TRS symmetrisch ausgeführt wurden. Zusätzlich steht ebenfalls ein Sub-D25-Stecker bereit, um die analogen Signale auszugeben. Außerdem verfügt der Tascam SERIES 8p Dyna über einen Wordclock-Ein- und Ausgang. Alle Buchsen sind fest verschraubt und hinterlassen einen hochwertigen haptischen Eindruck, nur der Schieberegler, der den Verwendungsbereich der Wordclock regelt, verfügt ebenfalls über die minderwertige Haptik der Schieberegler, die sich auf der Vorderseite befinden.
Leider wird der Tascam SERIES 8p Dyna nicht mit einem Kaltgerätestecker geliefert, sondern wird wohl aus Kostengründen lediglich mit einem externen Multispannungsnetzteil ausgeliefert, das über vier verschiedene Steckeraufsätze verfügt. Das schmale Kabel des Netzteils kann man über eine Plastiklasche in Sachen Zug entlasten, über eine Erdungsschraube kann man das Gehäuse bei auftretenden Brummschleifen mittels eines externen Kabels zusätzlich erden. Nun ja.
Klang des Tascam SERIES 8p Dyna
Tascam preist die eigens für das Gerät entwickelten HDIA-Vorverstärker (High Definition Instrumentation Architecture) als „die besten Vorverstärker, die Tascam je verbaut haben“ an. In der Tat ist der erste Eindruck der Preamps sehr gut. Die Vorverstärker klingen neutral, luftig und sehr angenehm. Der Klang wird kaum eingefärbt, zudem geben sich die Preamps sehr rauscharm. Erst bei Werten nahe dem Maximalpegel kommt eine leichte Rauschfahne ins Spiel.
Die Auflösung des Signals ist sehr ordentlich, das Dynamikverhalten vorbildlich. Dass der Ein-Regler-Kompressor seine Arbeit nur rudimentär erfüllen kann, erklärt sich von selbst. Das mit 2:1 eingestellte Ratio und einem Threshold bei 40 dB ist mehr eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme bei stark dynamischen Signalen wie z. B. Sprache und Gesang, kann zur Verarbeitung von komplexen Signalen nicht wirklich genutzt werden. Dennoch möchte ich den Kompressor als eine Bereicherung verstanden wissen.
Je nach Ausgangsmaterial ist eine dezente Komprimierung immer ein gutes Tool, sofern man den Effekt nicht bereits zur finalen Klangformung benutzt. Sollte man den Effekt nicht mögen, wird er als echter Bypass mittels Linksanschlag aus dem Signalweg genommen. Natürlich kann man den Kompressor auch z. B. in der elektronischen Musik mit in der „regulären“ Musik kontraproduktiven Einstellungen bewusst als stilbildendes Element verwenden. Hier kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen und ggf. auch einmal über die Stränge schlagen.
Laut Tascam soll der Tascam SERIES 8p Dyna sowohl für den Live-Bereich als auch für den Studiobetrieb geeignet sein. Man darf mir gerne auf die Sprünge helfen, aber ein Einsatz nahe dem Live-Bereich kann ich nicht erkennen. Es mag sein, dass bei einem Live-Mitschnitt entsprechende Preamps durchaus Verwendung finden, aber das primäre Einsatzgebiet wird das Budget-Studio sein, in dem nicht mit einer Konsole gearbeitet wird.
Bei einer entsprechenden Kaskadierung kann man durchaus auch umfangreichere Aufnahmen, wie z. B. Schlagzeugaufnahmen durchführen, das primäre Einsatzgebiet des Tascam SERIES 8p Dyna werden aber wohl Signale sein, die ohne jede Klangregelung oder Einfärbung einfach nur für die Wandlung vorbereitet werden sollen.
Diesen Bereich erfüllt das Gerät sehr gut. Es ist unkompliziert, klingt sehr neutral, hat eine umfangreiche Output-Sektion und kann im Wordclock-Verbund entsprechende Aufgaben erfüllen. Gesang, Keyboards, Bässe oder auch mikrofonierte Gitarrenaufnahmen lassen sich ohne größeren Aufwand schnell und problemlos durchführen.
Wäre hier klasse noch ein Audiobeispiel an der Hand zu haben wie die Kompressoren auf verschiedenen dyn. Signale wirken, zumal die Dynamics gegenüber anderen A/D Wandlern/Preamps so eine Art Alleinstellungsmerkmal darstellen und durchaus das entscheidende Kriterium bei der Kaufentscheidung darstellen. Sonst prima Test!
@Joey*~ Ich empfehle bei Preamps immer einen persönlichen Test.
Die subjektiven Umstände der eigenen Arbeitsumgebung sind zu unterschiedlich, als dass ein Audiobeispiel eine Kaufentscheidung geben sollte.
Bestellen, antesten, wenn es gefällt behalten, sonst wieder zurück.