Vier Synthesizer in Einem
Vorwort
Vermona, der traditionsreiche ostdeutsche Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten, hat sein Flaggschiff, den PerFourMer, überarbeitet.
Das Vorgängermodell MKI wurde bereits von AMAZONA.de Autor Mic Irmer (Moogulator) in der silbernen Version 2002 ausführlich besprochen – HIER KLICKEN.
Nun steht die Neuauflage des PerFourMer MKII kurz vor der Veröffentlichung, und AMAZONA.de Autor Thomas Paulsen durfte vorab ein Vorserienmodell näher in Augenschein nehmen.
Hardware
Keine silbernen Laborgeräte Knöpfe mehr, sondern klare schlichte Formen, elegante Farbwahl und Klasse beschreiben das neue im zeitlosen „Lancet“ Pultdesign gehaltene Instrument. Vermutlich trifft das neue Erscheinungsbild nicht jedermanns Geschmack, aber auffällig und anders wirkt es auf jeden Fall.
Die Verarbeitung ist wertig ausgeführt und genauso gut wie beim kleinen Bruder Mono Lancet. Das Gehäuse ist aus Vollmetall, dennoch ist das Gewicht mit ca. 6 kg relativ gering. Die mit dem Gehäuse verschraubten Potis bewegen sich leicht, aber dennoch fest und angenehm. Die neu hinzugekommenen Schalter mit Hebeln aus Metall klacken und rasten satt ein. Alles ist passgenau aufeinander abgestimmt, nichts wackelt, so dass sich der Synth einfach vertrauenserweckend und zuverlässig anfühlt.
Anschlussseitig hat sich nicht viel verändert. Stereo Audio Out, MIDI In/Out und Netzstecker/-schalter sowie Blindkappen für die CV/Gate Option auf der Rückseite und die bereits vom MK1 bekannten In/Out Buchsen auf der Frontseite sind vorhanden.
Insgesamt ist der PerFourMer gewachsen und statt 5HE nun fast 7HE groß. Dies ist den zusätzlichen Bedienelementen geschuldet. Die Potikappen sind größer, dennoch ist zwischen den Knöpfen und Schaltern genügend Platz, so dass man überall bequem anfassen kann. Schön auch, dass Vermona gegen den Trend schwimmt und das Netzteil in das Instrument integriert hat.
Hatte man beim silber-beknopften bzw. bunten MKI noch Orientierungsprobleme, so schafft Vermona beim MK2 jetzt Übersichtlichkeit durch unterschiedlich große Potikappen und das kontrastreiche „Lancet“ Design. Es gibt für alles einen eigenen Schalter oder Drehregler, einzig die „Trigger“ Buttons und der MIDI-Kanalregler sind mehrfach belegt.
Verbesserungen und neue Features im Vergleich zum Vorgänger
Die Hoffnung einiger Fans, dass der PerFourMer MK2 ein vierfacher Mono Lancet wird, hat sich nicht erfüllt. Das Grundprinzip des PerFourMers hat sich nicht verändert. Nach wie vor gibt es vier relativ einfach gehaltene Synthstränge mit klassischem substraktiven Synthese Aufbau, bei dem jeder Synth zur FM durch den darüber liegenden Synth herangezogen werden kann. Und es gibt auch wieder nur das bereits bekannte 24dB Tiefpassfilter je Strang. Die sechs Spielmodi, mit denen das Instrument monophon (unison), duophon oder polyphon angesteuert werden kann, sind immer noch vorhanden. Weitere Details finden sich im Test von Moogulator.
Was hat sich geändert?
Im Synthstrang 1 gibt es nun einen schaltbaren 440Hertz Testton, der beim Stimmen der Oszillatoren eine große Hilfe ist. Hiermit geht das Durchstimmen der Synthstränge wesentlich einfacher von der Hand. Zudem verstellen sich jetzt die Oszillatoren nicht mehr. Laut Auskunft von Thomas Haller von Vermona ist die Schaltung überarbeitet worden. Wird der Oktavschalter in einer Fußlage verwendet, so ging beim MK1 der Tune Regler noch über 26 Töne. Beim MK2 geht dieser jetzt nur noch über 12 Töne. Dadurch ist der MK2 nun beim Tuning weniger empfindlich und aufgrund der geänderten Elektronik stimmstabiler als der MK1.
Bei der „Hi/Lo“ Stellung des Oktavschalters ist der Parameterbereich vom Tune Regler aber nach wie vor wie beim MK1 außerordentlich groß.
Oktavschalter und Schwingungsform Reglung haben jetzt je zwei eigene Knöpfe spendiert bekommen. Schade nur, dass sich die Schwingungsformen nicht stufenlose überblenden lassen wie beispielsweise beim Moog Little Phatty. Vielleicht bei einem zukünftigen MK3?
Die Einstellung für FM Intensity entweder auf Filter oder Oszillator geschah beim MK1 in der LFO Sektion über zwei getrennte Regler. Diese Funktion wurde beim MK2 auf einen gemeinsamen Knopf auf der linken Seite zusammengelegt. Damit lassen sich jetzt in einem Synthstrang nicht mehr beide FM Arten gleichzeitig verwenden, dafür ist aber eine Parallelschaltung mit Osc/LFO Sync möglich, was die Bandbreite an Klängen erweitert.
Neu ist die Sinus Wellenform, welche, wie ich finde, sehr schöne Klänge ergibt und für den PerFourMer klanglich ein absoluter Gewinn ist. Man höre einmal in Klangbeispiel 5 hinein.
Die optional erhältliche 4-fach CV/Gate Input Erweiterung wird in den PerFourMer eingebaut, Löcher für die Klinkenbuchsen sind bereits vorhanden (das Vorserien-Testgerät hatte die Erweiterung bereits eingebaut). Leider gibt es nur CV/Gate Inputs für die einzelnen Synthstränge und keine anderen Parameter, die über die Einbauoption gesteuert werden können. Allerdings hat Vermona vor kurzem eine CV Input Erweiterung für den PerFourMer MK2 im Eurorack Modulformat angekündigt, ähnlich dem Mono Lancet Modular Dock, die mit dem PerFourMer über MIDI verbunden wird und einige weitere Parameter mehr über CV steuerbar machen soll. Genaue technische Details, Preis und Fertigstellungsdatum dieses Moduls sind aber noch nicht bekannt.
Im MK1 AMAZONA.de Test von 2002 wurde die fehlende Anschlagdynamik bemängelt. Diese ist nun implementiert worden, zusätzlich reagiert der PerFourMer sogar auf Aftertouch (ebenfalls abschaltbar).
Ein weiterer Kritikpunkt im AMAZONA.de Test des Vorgängers, dass der LFO nicht alternativ genutzt werden kann, wenn FM aktiviert ist, wurde ebenfalls beim MK2 beseitigt. Beim MK2 kann ein LFO parallel zur Oszillator Modulation verwendet werden.
Die LFOs können auf Wunsch zu einer eingehenden MIDI-Clock synchronisiert werden. Der LFO Regler für die Geschwindigkeit arbeitet dann quasi als Clock-Divider (1/1 – 1/32).
Das LFO Int Poti ist leider nicht mit einer Mittenrasterung versehen worden, so wie das EG Int Poti. Das macht es etwas schwieriger, den LFO tatsächlich in Null-Stellung zu bringen, da die Parameterbreite recht großzügig gewählt ist und die kleinste Abweichung den Klang ändert, wenn man aus Versehen an den LFO Int Regler beim Spielen des Instruments kommt.
Klang
Interessierte und Besitzer des Vorgängers möchten jetzt an dieser Stelle sicherlich erfahren, wie die Neuauflage klingt.
Genauso gut wie der Vorgänger! Aber die klangliche Bandbreite ist dank Sync und Sinusschwingung größer geworden. Der Vorgänger wurde gern mit dem Roland SH101 verglichen, nun kann man mit Fug und Recht sagen, dass der PerFourMer MK2 soviel Charakter und Eigenständigkeit hat, dass er … wie ein PerFourMer klingt
In Bezug auf aktuelle analoge Synthesizer ist er klanglich auf Augenhöhe mit aktuellen Moogs, wobei der PerFourMer unten rum etwas schlanker ist, aber dennoch druckvoll und in den mittleren und oberen Frequenzen strahlender und offener.
Vermona PerFOURmer MKII on YouTube
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Vom Design her braucht sich der Hersteller keine Sorgen zu machen. Er sieht deutlich schöner aus und mach mehr Lust zum experimentieren, als die ziemlich steril wirkende Vorgängerversion!
Jetzt bekomme auch ich mal wieder Lust nach echter Hardware, und bei einem Synth mit 4 getrennten Klangerzeugern a la Oberheim, ist bestimmt viel möglich!
Sehr informativ, ungewöhnliche Klangbeispiele, danke.
http://www.einliedfürbaku.de
Wow, klingt hervorragend! Schnelle Hüllkurven, kultivierter, lebendiger Klang – es tut sich was!
Und wieder ein neuer/überarbeiteter Analogsynth, und wieder nur Tiefpass Filter. Dabei bringt man sich (bzw. den inspirierten Käufer) um soviele klangliche Möglichkeiten, und vor allem liegen die Stärken der analogen Technik doch besonders im höheren Frequenzbereich, wo DSPs auch heute noch häufig hörbar schwächeln. Und ein funktionierendes Multimode Filterdesign hätte man ja sogar im eigenen Hause gehabt…
Wie schön waren die unglaublichen Sounds aus dem 100M, die irgendwo aus dem Ultraschall- langsam in den Wahrnehmungsbereich „eingeflogen“ werden konnten. *schwärm*
Es fehlt mir die Fantasie um das nachzuvollziehen: nach Mono Lancet, MoPho, Tetra, Dark Energy, Kraftzwerg, und was weiß ich sonst noch, (für mich) wieder nur ein weiteres Kapitel im Buch „Halbe Sachen“, kein Kandidat. Wirklich schade.
@sir stony Persönlich bin ich der Meinung, das die fehlenden Features auf dem Papier locker durch das Gesamtkonzept verschmerzt werden können. Wenn man mal eine Weile mit dem Instrument intensiv gearbeitet hat, merkt man das hier eine Menge Erfahrung eingeflossen sind und alle Teile perfekt aufeinander abgestimmt sind. Mit Hilfe der mehrstufigen FM und der weiten Tune Parameterbereiche lassen sich sehr schöne Klänge im höheren Frequenzbereich erzeugen. Demos hier: http://perfourmer.vermona.com/
Schöner Testbericht, und sehr gute Audiobeispiele. Vor allem die letzten beiden haben eine sehr entspannende Wirkung und lassen die Gedanken in die Ferne schweifen. Ob es dem Perfourmer oder deinen Klangkünsten zu verdanken ist, liegt im Ohr des Zuhörers. Ich denke an beidem.
Damn so schick und soundz so good. Wollte mir grade einen Korg Mono/Poly zulegen … jetzt bin ich mir unsicher…. wenn man die überhaupt vergelichen kann
wie würdet ih denn den Perfourmer mit dem Korg Mono/Poly vergleichen. Ich glaub im alten Test wurde dazu was gesagt.
@acidnoid Ich hatte leider nie das Vergnügen einen Mono/Poly zu besitzen, aber entscheidender Unterschied ist der, daß der Mono/Poly nur über ein Filter verfügt, welches zudem von vielen kritisiert wird.
@Thomas Paulsen dass der filter des mono/poly häufig kritisiert wird war mir bisher nicht bekannt. ich finde ihn sogar richtig gut. der verwendete ssm2044 filter chip verrichtet auch im polysix und im ppg wave hervorragende dienste.
@bts Also das kann ich auch nicht nachvollziehen. Das SSM Filter im MP-4 klingt hervorragend! Viel musikalischer als einige Curtis Filter… Immer diese Gerüchte…. ;D
lol…mir haben nur so einige Besitzer schon erzählt, das ihnen das Filter nicht so gut gefällt. Aber das ist ja wie immer Gottseidank Geschmackssache.
@Thomas Paulsen haha. ja man kein problem! ;) klar ist das immer geschmackssache. der MP-4 ist sicher nicht der Übersynth! ;)
@acidnoid bei genauerer betrachtung wird der vergleich schwierig. während der perfourmer 4 völlig eigenständige vco->vfc->vca stränge bietet, welche jeweils eigene hüllkurven und lfo besitzen, hat der mono/poly nur einen (der hat es jedoch in sich). deshalb sind die sound- und performance-möglichkeiten der beiden synths doch sehr verschieden.
@bts So ist es.
schöner bericht! tolles gerät! danke
Kann zu diesem Synth nichts schlechtes sagen, toller Klang, super verarbeitet viele Regler (keine Menüs erc) ansprechende Optik. .guter Preis und hoher Spassfaktor.
Sehr schöner Testbericht, den ich auch länger gut verkraftet hätte. Es sind aber vor allem die sehr guten Demos, die Deinen Test hervorheben. Wobei die Bezeichnung „Demo“ für das vorletzte Stücke fast einer Beleidigung nahe kommt. Sehr schön Thomas und es wäre fein, wenn es mehr Testberichte von Dir hier gäbe. ;)
Mein absoluter Lieblingssynthi. Die Nummer 7 sowie die nach 8/16 Bit klingenden Nummern 5 und 6 gefallen mir besonders bei den Soundbeispielen!
P4M ist ein sehr gelungenes Instrument! 😎