Analoge PerFOURmance pur
Vorwort
Im November 2002 testete AMAZONA.de-Autor Mike Irmer erstmals den (auf Wunsch) polyphonen Analogsynthesizer VERMONA PerFOURmer.
(Als Ergänzung zu diesem Test, finden Sie auch zum VERMONA PerFOURmer MKII unseren Testbericht – und zwar HIER.)
Seit damals hat der PerFOURmer Einzug gehalten in zahlreiche Racks namhafter Live-Performer. Wer heute nach einem KORG MonoPoly auf der Suche ist, der sollte auf jeden Fall auch einen Blick auf den PerFOURmer werfen. Erstens gibt es den MonoPoly nur noch selten und zweitens verfügt der PerFORUmer über Midi und zahlreiche Features, die der MonoPoly nicht hatte. Klar, der Sound ist ein anderer, aber auf gar keinen Fall schlechter.
Voll analog ist offensichtlich wieder „in“ am Gebrauchtmarkt. Wenn aber VOLL ANALOG NEU günstiger zu haben ist als gebraucht, noch dazu klasse klingt und mehr Features anbietet, ist das Grund genug, einen Test, der bereits 5 1/2 Jahre auf dem Buckel hat, nochmals aus den Tiefen unseres Archivs zu graben.
Übrigens gibt es den PerFOURmer jetzt nur noch in der hier abgebildeten Version mit bunten Knöpfen. Das mag vielleicht nicht mehr ganz so „cool“ aussehen wie mit den ursprünglichen Silberknöpfen, erleichtert dafür aber die Arbeit enorm. Als Bonus sind nun die schönen Holzseitenteile (früher optional) im Lieferumfang enthalten. Mit diesen Seitenteilen macht der PerFOURmer auch als Desktop-Klangerzeuger eine schicke Figur.
HAPPY KNOBS,
Euer Peter Grandl
Ganz überraschend…
Zwischen dem endgültig begrabenen Mephisto und dem M.A.R.S. kommt nun eher unerwartet ein neuer silberner Synthesizer im Rackformat mit einem neuen Konzept in den Wirkungsbereich der Marktgesetze. Der Per4mer (oder auch Perfourmer, so seine offizielle Bezeichnung) hat seinen Namen durch ein neues (altes?) Konzept, Vintagefreunde werden sicher eine Verbindung zu Oberheims Four Voice oder auch Korgs Mono/Poly herstellen, wo die Zahl vier ebenfalls eine Rolle spielt. Der Four Voice ist eine Verbindung einfacher aber vollständiger SEM Module über eine Keyboard
Assign Technik. Im Mono/Poly bezieht sich dies auf die Oszillatoren, wodurch die Nähe zum Oberheim sicher größer ist.
Fakten Fakten Fakten
Das Gerät der Gattung „wohlbeknopft“ hat auf 5 Höheneinheiten 74 silberne Drehregler und 9 Taster zu bieten. Rückwärtig gibt es ähnlich des Microwave XT eine Schräge, die es dem Racker erlaubt, nur den 6HE-Rackplatz zu nutzen und dennoch die Anschlüsse einfach und ohne Quetschen zugänglich zu lassen. Man findet Midi In und Thru, Stereo Ausgang und zwei externe Filtereingänge. Diese befinden sich sozusagen „auf halber Treppe“.
Das Außenministerium
Die Anzahl der Knöpfe ist hoch für die 6 Höheneinheiten, jedoch liegen sie glücklicherweise nicht so dicht beieinander, wie dies beim M.A.R.S. Programmer der Fall war. Dennoch besteht eine hohe Dichte der Knöpfe. Wer lieber ein größeres Pultgehäuse (das Gerät ist sowohl als Pultform, aber auch als Rack verwendbar) hätte, der mag auch weitere Höheneinheiten dafür genutzt wissen. Da ist dieser Kompromiss sicher die bessere Lösung. Rechts und links passen die fettesten Wurstfinger noch durch. Unter- und oberhalb der Regler ist dies eher der kleine Finger. Man mag selber urteilen… So hat man einiges an Knopfwerk auf engem Raum und kann es auch auf die Bühne stellen. Weniger Bedienelemente hätten „einen der 4 Synthesizer“ gekostet oder gar einige Funktionen. Wer das Drummodul aus gleichem Hause kennt, kommt sicher auch mit dem Perfourmer gut zurecht. Platzmäßig sind hier zwar keine Minimoog-Verhältnisse, aber man kann damit gut leben.
Was ist ein Quad Synthesizer?
Der Per4mer ist „vier Synthesizer“, nicht nur mit FM und MIDI miteinander verbunden. Also schon eher nach der Devise „ich bin 4 Öltanks“. Grundlage ist ein Synthesizer mit einem VCO. Momeeeeent, ein VCO? Natürlich gibt es 4 VCOs, aber dazu mehr weiter unten. Jetzt aber langsam und klar. Es gibt 4 Synthesizer, welche sich verkoppeln lassen.
Los Oscilladores
Pro Synthesizer gibt es einen VCO mit 32’ oder 8’ Oktavlage, welcher mit dem Fine Tune Regler auch auf 4’ und 16’ gesetzt werden kann, denn seine Reichweite beträgt 13 Halbtöne. So hat man hier mit nur einem Bedienelement Wellenform und Oktavlage im Griff: dies sind Sägezahn, Rauschen (Weiß) und Rechteck. Das Rechteck gibt es bei 8’ auch mit zwei alternativen Pulsweiten. Dazu kommt noch eine EXT. Stellung, die das Einschleifen externer Signale ermöglicht. Jeder VCO hat einen Glide-Regler. Dieser wird später noch einmal sehr interessant. Aber Geduld, holder Leser!
Filter
Weiter gibt es einen 24dB/Okt. Tiefpassfilter nach dem Kaskadenprinzip mit stufenlosem Keytrack, Cutoff und Resonanz, welche sich sehr angenehm regeln lässt und bis zur Selbstoszillation reicht. Damit ist ein „Kraftwerk–Zap“ kein Problem. Bei wem es noch nicht geklingelt hat: Dieser Filter ist moogähnlich (Transistorkaskadenschaltung) und klingt sehr angenehm. Kaskade heißt sicherlich nicht automatisch „100% Moog“, aber man kann ihm einen guten runden warmen Klang bescheinigen mit wundervoll klingender Resonanz. Dabei ist der Resonanzknopf gerade für den interessanten Bereich sehr gut skaliert.
Contour (=EG =Env.Generator)
Die Hüllkurve ist ein standardmäßiger ADSR-Typ und hat einen Regler für den Einfluss auf das Filter. Da mir ein Prototyp vorliegt, ist hier der Decay Regler noch ein bisschen „liebesbedürftig“ (Fingerspitzengefühl und Schnelligkeit sind gefragt) und wird in der Endversion durch ein anderes Potentiometer ausgetauscht. Beim Hub des Einflusses der Hüllkurve auf den Cutoff des Filters ist sicherlich auch noch ein bisschen Spielraum, was aber sicher ebenfalls nachgetuned wird. Ansonsten kommt damit schon viel Freude auf. Der VCF Knopf ist übrigens bipolar, damit können auch negative Modulationen der Hüllkurve eingestellt werden. Fein. Man hat also nachgedacht, wie man mit derselben Knopfdichte ein Maximum erreichen kann.
LFO
Auf VCO oder VCF kann der LFO wirken. Er kann dabei glücklicherweise durchaus 75 Hz schaffen und damit interessante Modulationseffekte (FM) erzeugen. Dabei kann man dies mit den Wellenformen Rechteck, Dreieck oder Sägezahn tun (fallend/steigend). Und das soll jetzt das tolle FM Feature sein? Nein, keine Angst, es kommt noch ein Kapitel, das noch sehnsüchtigst auf den Leser wartet.
VCA
Dies ist nun der letzte Baustein eines jeden Synthesizerdaseins. Seinereiner hat einen Pan-Knopf, Volumeregler und einen Wahlschalter für die Art, wie der VCA genutzt werden soll: Dabei kann man ihn auf EG (Hüllkurve), Gate (also Taste an= ein, Taste aus= aus, wie bei einer Orgel) à la SH101 oder aber per LFO steuern (volle Auslenkung, denn dies ist eigentlich nur eine Nutzung der noch freien 4 Stellungen des Schalters, welche bei FM Nutzung aber sehr löblich ist. Vermona hatte nämlich keine 2-stufen Schalter zur Verfügung :o) – Zwangsfeatures also – Prima. Die letzte Schalterstellung ist einfach „on“ und sagt damit schon was sie tut. „Durchzug“ im VCA Haus. Dauerton.
Zitat:
„Wer heute nach einem KORG MonoPoly auf der Suche ist, der sollte auf jeden Fall auch einen Blick auf den PerFOURmer werfen. Statt 3 erwarten ihn dann nämlich 4 Oszillatoren“
Komisch mein MonoPoly hatte auch vier Oszies seinerzeit. Muss wohl eine Sonderanfertigung gewesen sein ;-)
Oha!!! Vielen Dank für den Wink mit dem Zaunpfahl. Man wird eben älter :-))). Bessere es sofort aus. Grüße, Peter
Sehr schöner Bericht vom Moogulator zum Perfourmer. Meine Perfourmer ist seit einigen Jahren fester Bestandteil meines Racks. Er wird vom Schrittmacher angesteuert. Dies ist eine perfekte Kombination dieser beiden Geräte.
Zu hören ist der Perfourmer auf unseren EL-KA Cd´s. Hier sind konsequent alle Sequencen mit dieser Kombination erzeugt.
TIP:
Der Sequencer steuert vier verschiedene Stimmen des Perfourmers. Bei jeder einzelnen Stimme moduliert der LFO das Filter, dies ganz langsam und in unterschiedlichen Wellenformen. Da diese nicht synchron laufen, entsteht eine permanente minimalistische Veränderung des Klangs und das bei vier Stimmen gleichzeitig!!
Einfach Toll !!
Hajo
Kommentar Teil 2/2
Manko:
-nur eine Hüllkurve pro Syntheinheit
-Tuneregler geht über mehrere Oktaven. Ein Anhauchen verstimmt das Gerät
-Habe mir deswegen von Vermona einen Finetuneregler einbauen lassen (+/- 2 Halbtöne). Super Service von Vermona, klasse.
– kein S&H
– Konzeption, das Oktavschalter gleichzeitig die Wellenformen mit umschaltet ist nicht nachvollziehbar
-Keine Pulsweitenmodulation
Trotz diesen Eigenheiten ein tolles Gerät.
Hajo
Wer braucht den Perfourmer:
– Analog Puristen
– Wer komplexe Modulationen sucht, sollte lieber einen Waldorf kaufen
Wie ist denn das Eigenrauschen des Synths ? Meine 3 Effektgeräte aus gleichem Hause sind ja dahingehend nicht so die Brüller.
Rauschen:
keine Eigenrauschen
völlig OK
Hajo
PS:
meine Vermona Effekte DAF, PH16 Phaser, RM1 rauschen überhaupt nicht !
hätte ein paar poly-soundbeispiele gut gefunden. sonst ein cooles bericht
Eine Frage:
Sind die Drehknöppe (besser: deren Aufsätze) abnehmbar?
Mich würde die innere Form des Aufsatzes interessieren, also die (Innen-)Maße, um festzustellen, ob die Aufsätze auch auf ein anderes Gerät passen.
Vielen Dank,
der Karl
…ein wahnsinn ist der perfourmer…
…gekonnt verarbeitet…
…wunderschön… .
…bunt (klang knöpfe)…
…das wichtigste: der klang – einfach genial….
…ohne VEL & AT kann ich in diesem fall leben…
…wer keinen hat versäumt sicher etwas…
…ja – okay – ich steh auf den perfourmer…
…hab was vergessen…
…auch der vermona email support ist genial freundlich…
Danke für den Test Mic, und jetzt kommt ja bald schon die nächste Version raus,
der PerFOURmer 2. Bin mal gespannt …