Mobil, mobiler, mehr mobil geht nicht
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Zoom hat sich in den letzten Jahren vor allem durch ihre Field-Recorder einen Namen gemacht und viele Musiker nutzen die kompakten Geräte für Aufnahmen unterwegs. Doch auch das Location-Recording für Filme und Reportagen gehört zu einem der Schwerpunkte der Marke Zoom. Kompaktes Design, verbunden mit hoher Audioqualität und durchdachten Features, sind auch die Kernmerkmale der neuen Zoom AMS-Interfaces, von denen wir das Zoom AMS-22 Interface und das Zoom AMS-24 Interface testen durften.
Der Hersteller Zoom
Die Marke Zoom wird in Europa von Sound Service vertrieben. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1983 mit dem Firmensitz im Großraum Tokyo, Japan. 1990 wurde die Zoom Corporation of America gegründet und mit dem Zoom 9002 Multieffektgerät ein erstes Produkt vorgestellt, das weltweit für Aufsehen gesorgt hat: Das digitale Multieffektgerät wurde nämlich am Gitarrengurt getragen und bot Gitarristen eine Fülle an Effekten und Verstärkersimulationen. Ebenfalls in diese Ära fällt das Zoom 9120 Multieffektgerät im 19“-Format, welches für die damalige Zeit eine hochwertige Qualität und sehr vollständige MIDI-Implementation zur Steuerung der Parameter besaß. Nach der Jahrtausendwende folgte 2001 der erste Multitrack-Recorder Zoom MRS-1044. Dieser Recorder vereinte einen Drum-Computer mit einem Bass-Track und 10 Tracks, die auf Festplatte aufgezeichnet wurden (sechs Monospuren, zwei Stereospuren). Jede Spur verfügte außerdem über 10 virtuelle Tracks, um zwischen den besten Takes hin und her schalten zu können. Per Pingpong-Verfahren konnten alle 10 Tracks gleichzeitig gebounct werden, um wieder Spuren für weitere Aufnahmen frei zu haben. Ein integrierter 13-Kanalmischer, Effekte und die Speichermöglichkeit von Szenen inklusive Lautstärke, EQ und Panorama waren zu dieser Zeit schon fast einzigartig in dieser Preisklasse. Auch eine Version mit integrierten CD-Brenner (MRS-1044CD) war erhältlich. Doch die wahre Stärke von Zoom liegt in den Handy-Recordern und Field-Recordern. Bereits 2006 wurde der erste Handy-Recorder H4 vorgestellt. Dieser arbeitete entweder als Field-Recorder mit den integrierten Mikrofonen oder als Vierspur-Recorder mit zwei zusätzlichen Combo-Buchsen (XLR/Klinke). Aufgezeichnet wurde auf SD-Card oder alternativ direkt auf einen Computer, denn der Zoom H4 hatte auch einen Audiointerface-Modus. Eine Bounce-Funktion, zwei integrierte Effekte, ein Stimmgerät sowie ein Metronom rundeten die Ausstattung ab. Eine verbesserte Version kam vier Jahre später unter der Bezeichnung Zoom H4n auf den Markt. Es folgte eine Fülle weiterer kompakter Recorder und auch im Videobereich konnte Zoom Fuß fassen und ist in beiden Segmenten bis heute sehr erfolgreich.
Zoom AMS Interfaces
Die neue Zoom AMS Interface-Reihe umfasst drei Interfaces, wovon die beiden Interfaces Zoom AMS-24 und Zoom AMS-44 zusätzlich über einen Streaming-Modus verfügen, der alle anliegenden Signale für das Streaming zusammenfasst, denn Streaming-Software erwartet Signale in der Regel auf den USB-Kanälen 1 und 2 und kann auf weitere Kanäle der Interfaces nicht zugreifen. Das kleinere Zoom AMS-22 benötigt diesen Modus nicht, da ohnehin nur zwei Kanäle zur Verfügung stehen. AMS-24 und AMS-44 unterscheiden sich hauptsächlich in der Anzahl der verfügbaren Ein- und Ausgänge. Im Gegensatz zum Zoom AMS-22 können das Zoom AMS-24 und Zoom AMS-44 auch mit Batterien betrieben werden. Alle Interfaces lassen sich aber auch mit USB-Bus-Power oder einem Netzteil/einer Powerbank betreiben. Im Lieferumfang ist je das Interface, ein USB-Kabel sowie eine Schnellanleitung enthalten. Optional erhältlich sind der AD-17 AC-Adapter sowie das SCU-20 Universal-Soft-Shell-Case. Wichtig zu erwähnen ist noch, dass alle Zoom AMS Interfaces unter MacOS, Windows und an iOS wie Android Devices funktionieren.
AMS-22 Audiointerface
Der kleinste Vertreter der Reihe, das Zoom AMS-22 Audiointerface, eignet sich besonders gut für Solokünstler, die zuhause mit der DAW oder unterwegs mit einem Tablet oder Smartphone komponieren und Demos produzieren möchten. Das Interface ist so klein, dass man es in der Jackentasche verstauen kann: 68 x 57,7 x 46 mm. Das Gewicht beträgt 85 g. Dass bei dieser Größe das Angebot an Ein- und Ausgängen entsprechend ausgelegt ist, versteht sich von selbst: Auf der Front erblicke ich eine Combobuchse (XLR/TRS Klinke) sowie einen zweiten Line-In im Miniklinkenformat. Außerdem steht auf der Front ein Kopfhöreranschluss (Miniklinke) zur Verfügung. Die Line-Ausgänge auf der Rückseite sind als symmetrische TRS-Klinkenbuchsen ausgeführt. Direkt daneben ist sind zwei USB-Anschlüsse untergebracht, wovon einer die Datenverbindung und USB-Power übernimmt, der zweite nur der Stromversorgung dient. Das ist besonders praktisch, wenn man unterwegs mit einem Smartphone oder Tablet arbeiten möchte. Der Kopfhörerverstärker verfügt über eine Leistung von 2x 20 mW bei 32 Ohm. Für den Mikrofoneingang ist +48 V Phantomspeisung zuschaltbar. Der Schalter dafür befindet sich auf der linken Seite.
Auf der rechten Seite notiere ich einen Schalter für das Direct-Monitoring, um die einzuspielenden Singale verzögerungsfrei während der Aufnahme zu hören, sowie einen Loopback-Schalter. Dieser mischt die Eingangssignale gemeinsam mit den Rückwegen aus dem Computer auf den Recording-Bus. Dies ist für das Streaming wichtig, damit zum Beispiel zu einem Playback gespielt oder gesungen werden kann oder auch andere Musikeinspielungen zur Untermalung möglich werden.
Bleibt noch die Oberseite. Dort befindet sich neben einem kleineren Gain-Regler mit zugehöriger Signal-LED für die Aussteuerung von Kanal 1 (Mic/Guitar) noch ein größerer Output-Regler, der die Gesamtlautstärke auf den Line-Ausgängen, aber auch auf dem Kopfhörerausgang regelt.
Auf der Unterseite sorgen zwei Gummistreifen für einen möglichst rutschfesten Stand auf einer glatten Tischoberfläche.
AMS-24 Audiointerface
Das Zoom AMS-24 Audiointerface verfügt grundsätzlich über alle Features des kleineren Zoom AMS-22. Hinzu kommt jedoch ein weiterer XLR/Klinke-Eingang, ein HiZ-Umschalter für Mic/Line und Guitar, ein zweiter Kopfhörerausgang, eine Möglichkeit der Stereokopplung beider Eingänge und zwei weitere Regler für Gain 2 und Output B.
Außerdem finden wir am Zoom AMS-24 den bereits erwähnten Umschalter zwischen Music & Streaming Modus. Um diesen besser zu verstehen, schauen wir uns das folgende Diagramm an:
Das Diagramm beantwortet auch schon einige Fragen, die ich mir beim Anblick der Oberfläche des Zoom AMS-24 Interfaces gestellt habe: Wo sind die Ausgänge 3-4?
Die Antwort liegt im zweiten Kopfhörerausgang (Ausgang B), denn dieser führt das Signal der USB-Rückwege 3-4, wenn wir im Music-Modus arbeiten, während der erste Kopfhörerausgang und die beiden Klinkenbuchsen auf der Rückseite (beide Ausgang A) das Signal der USB-Rückwege 1-2 führen (im Music-Modus und im Streaming-Modus). Arbeiten wir im Streaming-Modus, wird Ausgang B mit dem gleichen Signal beschaltet wie Ausgang A. Im Streaming-Modus werden zudem die beiden Eingangssignale gemischt und auf die Software geführt, während sie im Music-Modus stets einzeln abgegriffen werden können.
Eine weitere Besonderheit des Zoom AMS-24 Audiointerfaces in Abgrenzung zum kleineren Zoom AMS-22 ist die zusätzliche Stromversorgung über zwei AA-Batterien. Je nach Batterien und Verwendung der Phantomspeisung sollen bis zu 11 Stunden Betriebszeit drin sein.
Weitere Gemeinsamkeiten von AMS-22 und AMS-24
Alle Interfaces teilen sich identische Wandler. Zur Verfügung stehen die Sampling-Frequenzen 96 kHz, 88,2 kHz, 48 kHz und 44,1 kHz. Die Wortbreite beträgt 24 Bit. Beide Interfaces arbeiten mit USB 2.0. Der Frequenzgang ist je mit 20 Hz – 20 kHz bei 44,1 kHz Sampling-Frequenz und 20 Hz bis 40 kHz bei 96 kHz Sampling-Frequenz angegeben.
Hier seht ihr die Messungen, die ich mit REW im Loopback-Verfahren durchgeführt habe:
Das kleinere Zoom AMS-22 rauscht geringfügig mehr als das Zoom AMS-24. Beim Test-Recording habe ich das aber kaum wahrgenommen.
Unterschiede zwischen den Zoom AMS Interfaces
Die Eingangsverstärker beider Interfaces sind nicht identisch. Das Zoom AMS-24 bietet mit +58 dB etwas mehr Gain als das Zoom AMS-22 mit +54 dB und ist deshalb für den Anschluss von Mikrofonen mit etwas schwachbrünstigerem Output besser geeignet. Verschieden ist auch die Eingangsimpedanz: 2.7 kOhm beim Zoom AMS-24 gegenüber 2 kOhm beim Zoom AMS-22. Nutzt man den Gitarreneingang, steigt die Eingangsimpedanz des Zoom AMS-24 auf 330 kOhm, während das Zoom AMS-22 dann laut Specs eine Eingangsimpedanz von 1 MOhm aufweist. Puristen mit einer Strat mit schwachbrünstigen Vintage-Singlecoils würden deshalb vermutlich dem Zoom AMS-22 den Vorzug geben. Ob der Unterschied am Ende hörbar ist, könnt ihr selbst entscheiden, indem ihr euch die Klangbeispiele, die ich mit meiner Fender US Strat aus den 80ern aufgenommen habe, anhört. Diese hat recht schwache Singlecoils. Aufgenommen wurde mit der ersten Zwischenposition direkt über die Interfaces in Ableton Live. Ihr hört zunächst das Zoom AMS-24 und dann nach zwei Umläufen das Zoom AMS-44 ohne Pause im direkten Vergleich.
Installation & Praxis
Die beiden Interfaces sind schnell installiert. Für Windows lädt man sich den Treiber herunter, an allen anderen Geräten funktionieren beide Interfaces sofort. Für die Verwendung mit dem Tablet oder Smartphone würde ich eine externe Stromversorgung per PowerBank oder im Falle des Zoom AMS-24 die Batterien empfehlen. Eine Alternative wäre ein aktiver Hub (also ein Hub mit eigener Stromversorgung). Idealer sind aber die beiden anderen Wege.
Zur weiteren Vorgehensweise lässt sich nichts Aufregendes berichten: Mikrofon oder Instrument einstecken, gegebenenfalls beim Zoom AMS-24 die Eingangsimpedanz für Gitarren anpassen, aussteuern, Kopfhörer einstecken, Direct-Monitoring bei Bedarf einschalten, fertig. Bei Kondensatormikrofonen die Phantomspeisung nicht vergessen. Leichter geht es eigentlich nicht.
Für die Verwendung mit Zoom & Co nutzt man beim Zoom AMS-24 den Streaming-Modus, beim Zoom AMS-22 spielt das keine Rolle, da ohnehin immer beide Eingänge gemischt werden. Per Loopback schaltet man gegebenenfalls noch den Ton vom Rechner auf.
Alles funktioniert reibungslos und einfach, also typisch Zoom. Die Roundtrip-Latenz in Ableton Live betrug bei 96 kHz und dem kleinsten Buffer von 32 Samples knapp über 7 ms, was das Einspielen von Gitarrenspuren bei gleichzeitigem Abhören über Plug-ins problemlos möglich macht.
Zumindest AMS-24 scheint ein guter Deal zu sein. Interessantes Konzept. Wenn ich mir Thomanns Hitliste der Audiointerfaces ansehe, sind die Hälfte der Top 10 streamingfähig. Zoom scheint auf dem richtigen Weg zu sein.
Tippfehler: AMS-22 natürlich.
Ja, das mit dem Titel stimmt, das könnte man machen.