Ultramobil bis ins Detail
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Mit dem AMS-44 rundet Zoom das Portfolio der AMS-Audiointerfaces ab, das insbesondere für das Streaming in Plattformen wie YouTube oder Twich geeignet sein soll. Kollege Markus Galla hat vor Kurzem schon die beiden kleineren Geschwister AMS-22 und AMS-24 im Test gehabt und ich darf mir den großen Bruder ansehen. Da die AMS-Serie sehr einfach skaliert (2 IN & 2 OUT, 2 IN & 4 OUT, 4 IN & 4 OUT), scheint es bei AMS 44 ja keine besonderen Auffälligkeiten zu geben – oder? Wie immer steckt der Teufel im Detail und als 4/4-Interface muss sich das Zoom schließlich auch den „Großen“ am Markt von Focusrite, Steinberg & Co. stellen. Doch, ja: Das Zoom AMS-44 ist definitiv einen Blick wert.
Ich möchte hier nicht die gut recherchierten Details von Markus Test wiederholen. Für mich persönlich weckt der Hersteller Zoom immer gemischte Gefühle. Das Portfolio ist voll von kleinen, mobilen Geräten, meist aus Kunststoff mit winzigen Bildschirmen. Handy-Recorder, Field-Recorder, Effekte, Digitalmixer und eben Audiointerfaces. Man würde die Produkte von Zoom nie im High-.End der Studiotechnik suchen, aber trotzdem sind die kleinen Helfer fast in jedem Studio in der Schublade. Warum? Na, weil sie einfach gut funktionieren. Ich hatte selbst schon einige Geräte des japanischen Herstellers im Test und jedes Mal war ich zuletzt davon überrascht, wie effizient und hochwertig die Geräte sind. OK, manchmal ist die Bedienung mit Miniscreen etwas fummelig, aber im Großen und Ganzen durfte ich immer ein „Well Done“ unter den Test schreiben. Schauen wir, ob das diesmal beim AMS-44 ebenso ist.
Die Ausstattung des Zoom AMS-44
Das AMS-44 Interface ist – wie vermutet – aus Kunststoff gefertigt und wiegt nur 177 g. Mit den Maßen 12,9 x 7,4 x 4,6 cm (B x T x H) ist es sehr kompakt und hat seine Bedienelemente auf jeder Geräteseite und der Oberfläche verteilt. Das Gehäuse ist mit zwei Ösen versehen und kann somit am Gürtel befestigt und getragen werden. Für Online-Interviews eine pfiffige Lösung.
Obenauf befindenb sich eine Power-LED und vier Gain-Regler für die Inputs, jeweils mit einer kleinen Signal-LED, die die Peaks ab -1 dBFS oder höher in Rot anzeigt. Durch einen Schalter lässt sich zwischen MIC/LINE und GUITAR umschalten. So erhöht sich die Impedanz von 18 kOhm auf 33 kOhm, wie bei üblichen HI-Z-Inputs.
Die Kanäle 3 & 4 können per Schalter zu einem Stereosignal zusammengefasst werden.
Rechts dann die beiden Ausgangsregler und der Umschalter zwischen Music- und dem Streaming-Modus. Im Music-Modus läuft das AMS-44 „ganz normal“ für den Betrieb an einer DAW.
Die vier Eingänge werden über USB als Monobusse unabhängig an den Computer gesendet. Außerdem können zwei Stereobusse einer DAW als Signalpaare aufgenommen werden. Sie stehen dann an den beiden Ausgängen A und B zur Verfügung. So lässt sich beispielsweise ein weiterer unabhängiger Kopfhörer-Mix anfertigen und über den Kopfhörerausgang B abhören.
Im Streaming-Modus werden alle vier Kanäle in eine Stereosumme gemischt und an die Outputs 1 & 2 gesendet. Die gängigen Plattformen, wie YouTube, Instagram, Facebook und Twitch greifen auf die USB Kanäle 1 & 2 zu und so wird das Signal parallel an den Outputs ausgegeben.
Auf der Vorderseite haben wir dann vier XLR/TRS-Kombibuchsen und immerhin zwei Kopfhörerausgänge für die kleinen 3,5 mm Klinken. Immerhin 30 mW sollen diese zur Verfügung stellen und sind somit etwas kraftvoller als bei den kleineren Modellen (20 mW). Die Kombibuchsen haben keine Verriegelung – das sollte beim mobilen Einsatz beachtet werden!
Auf der Rückseite die beiden Outputs als 6,3 mm Klinkenbuchsen und zwei USB-Ports: einer für die externe Stromversorgung und einer für die Verbindung zum Computer. Beide im USB-C-Format.
Von vorne gesehen links haben wir zwei Schalter: einmal für den optionalen Batteriebetrieb und einmal für die Aktivierung der 48 V Phantompower, die allerdings nur für alle vier Inputs gleichzeitig wirkt. Einem modernen dynamischen Mikrofon machen die 48 V zwar nichts aus, aber einem Tontechniker kräuseln sich da schon die Nackenhaare. Somit bitte am AMS-44 die Mikrofontypen nicht durchmischen, wenn es zu vermeiden ist.
Rechts ebenfalls zwei Schalter: Direct Monitor und Loopback ON/OFF. Das Direct-Monitoring routet das Signal direkt an die Kopfhörerausgänge, was ein latenzfreies Abhören ermöglicht. Loopback packt sich die Audiosignale des Computers und mischt sie in den Mix des AMS-44. Dadurch kann man beispielsweise einen Podcast mit Musik unterlegen oder einen Einspieler reinmischen.
Auf der Unterseite dann noch das Fach für die beiden AA-Batterien: Für den optimalen und langlebigen Betrieb bitte keine billig Akkus einsetzen – Zoom empfiehlt 1.900 mAh Kapazität.
Zoom AMS-44: Die Technik und die Kompatibilität
Technische Daten des Zoom AMS-44
Rein von den technischen Daten kann das kompakte Audiointerface mit den großen Namen nicht mithalten. Maximal 96 kHz bei 24 Bit sind jetzt nicht überragend. Die Verstärkung von +58 dB bei unter 120 dBu Ersatzgeräuschpegel sind ordentlich. Das Gerät ist USB-bus-powered und arbeitet intern trotz USB-C-Buchse nur mit USB 2.0. Wie erwähnt, kann man das Interface auch mit 2x AA-Batterien betreiben – die Mobilität lässt grüßen. Damit soll das kleine Kistchen rund drei Stunden Betrieb mit 44,1 kHz ohne 48 V Phantomspeisung schaffen, was in meinem Test auch erreicht wurde.
Für Windows wird ein Treiber benötigt, der kostenlos von der Zoom Website herunterzuladen ist. Ansonsten ist das Gerät klassenüblich class-compliant und läuft am Mac ohne weitere Software.
Allerdings gibt es bei Zoom eine Einschränkung: Man garantiert den reibungslosen Betrieb nur mit Core-i Prozessoren von Intel oder mit den aktuellen Ryzen CPUs von AMD. Ältere CPUs und Chipsätze werden nicht offiziell supportet. Bei Apple sollte es mindestens ein i3 oder ein neuer M-Serie Prozessor sein.
In Sachen Latenz gibt sich das Zoom AMS-44 recht gutmütig. Ebenso wie bei den kleinen Modellen habe ich auch ca. 7 ms bei 96 kHz und 32 Samples gemessen.


Zoom AMS-44 in der Tonstudiopraxis
An meinem Mac Studio läuft das Zoom Interface problemlos und sofort fällt der helle, transparente und detailreiche Klang auf. Insbesondere beim Abhören moderner Medien mit komprimiertem Audiosignal „per Default“ punktet das AMS-44 und bietet eine völlig ausreichende Klangqualität. Für extrem impulsive und bassstarke Musik gibt es sicher bessere Interfaces, aber wir sollten – nicht nur preisbezogen – den Fokus des Audiointerfaces im Auge behalten: Live-Streams, kurze Filme, Podcasts und Facebook-Reels – das Gerät überzeugt für seine 170,- Euro Kaufpreis auf jeden Fall. Natürlich kann ich für diesen Einsatzzweck auch jedes andere Interface verwenden, aber hier droht meist eine mehr oder weniger komplizierte Konfiguration in der DAW, während ich bei Zoom mit dem „Streaming“-Umschalter direkt in die Plattform aufnehmen kann.
Negativ fällt auf, dass dem Gerät keine ergänzende Software beiliegt. Bekomme ich zum Beispiel bei einem Focusrite 4i4 für 209,- Euro ein sattes Paket an Effekten und eine „Lite DAW“, so muss ich mir dies bei Zoom noch mühsam zusammensuchen – und bezahlen. Da darf man sich schon die Frage stellen, ob man lieber ein bisschen mehr Energie in die DAW-Bedienung stecken möchte und gleich ein „klassisches“ Interface kauft.
Der Einsatz von Mikrofonen oder Gitarren funktioniert gut – allerdings freut sich das AMS-44 mehr über kräftige Tonabnehmer: Wohl dem, der eine Humbucker befeuerte Gitarre im Einsatz hat. Eine ältere Telecaster kann am Zoom etwas kraftlos klingen. Das Gleiche bei Mikrofonen. Klassiker wie das Shure SM58 funktionieren problemlos. Bei einem Shure SM 7B muss man beim USB-2 versorgten Zoom schon an die Gain-Grenzen gehen. Viel Headroom bleibt da nicht.
Zoom AMS-44: Conclusio
Anders als bei den meisten von mir getesteten Zoom Geräten hinterlässt mich das Gerät dann doch ratlos. Muss es immer ganz einfach sein? Einfach den Streaming-Schalter umlegen und ab geht es in die schöne neue Streaming-Welt? Oder wäre es letztlich doch vernünftiger, in ein klassisches Audiointerface zu investieren, das vielleicht etwas komplizierter in Sachen Konfiguration ist, dafür aber mehr Flexibilität und Klangqualität bietet. Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
Schade finde ich nur, dass dem Gerät keinerlei Software beiliegt. Klar, man soll damit direkt in die Online-Plattform streamen. Aber ein paar Effekte, eine Lite DAW oder ein paar Tools wären schon schön gewesen. Hier widerspricht sich der Hersteller etwas: Das Zoom AMS ist im Prinzip ein Plug & Play Device – trotzdem muss man schon ein wenig Ausstattung und Software mitbringen, um direkt starten zu können. Wer dies alles schon hat und ein einfach zu bedienendes und gut funktionierendes Audiointerface für YouTube, Instagram und Co. sucht, der ist mit dem Zoom AMS-44 gut beraten.
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