Mit Audiobus arbeiten in der Praxis
1992 hatten die beiden rappenden Hosen Kriss Kross den Hit „I Missed The Bus“. Hier ist ein Bus, den Sie auf gar keinen Fall verpassen sollten, wenn Sie ein iPad, iPhone oder iPod haben.
Mit Audiobus, veröffentlicht von A Tasty Pixel am 10. Dezember, haben das Duo Michael Tyson und Sebastian Dittmann das Thema iOS-Music nicht nur aufgerollt, sondern revolutioniert. Das eigenständige App ermöglicht Apps von Drittentwicklern Audiodaten zwischen beliebigen Apps live zu streamen bzw. zuzuspielen. Virtual-MIDI für Audio.
Das bedeutet effektiv, die beiden haben mit Audiobus eine sehr elegante Lösung für ein Problem gefunden welches, möchte ich mal behaupten, alle iOS-Musiker geplagt hat: keine Plug-ins. Audiobus stellt nun mit seinem Konzept nichts weniger dar, als das iOS-Äquivalent zum DAW-Plug-in Konzept für Desktop-Rechner.
Mit Audiobus ist nun der Startschuss en grande für einen neuen Markt und eine neue Qualität von Effekt-Apps gegeben. Eigenständige Equalizer, Kompressoren, Delays, Vocoder, Granular, was auch immer in der mobilen Aufnahmekette, sind nun kein ferner Traum mehr.
Die Bedeutung dieser Erfindung lässt sich wohl vor allem auch daran messen, wie schnell und wie viele iOS-Entwickler, die ein relevantes, das heißt gepflegtes, Music-App am Markt haben, die neue Schnittstelle implementiert haben oder dabei sind, dies zu tun.
Wie genau Audiobus funktioniert, lesen Sie in dieser Einführung zum App.
Im Amazona.de Interview mit den beiden Entwicklern Michael Tyson und Sebastian Dittmann können Sie dann erfahren, wie es dazu gekommen ist.
Audiobus – Einführung
Nach dem Starten des Apps präsentiert sich die großzügig ausgelegte Schaltzentrale von Audiobus. Der Aufbau des Systems spiegelt dabei die klassischen Positionen der Aufnahmekette wider: Signalquelle, Insert-Effekt(e) und Aufnahme. Dabei bietet es bisher drei Slots für die Audioquelle(n), einen für einen Insert-Effekt und einen für eine App zum Aufnehmen. Es lassen sich nur die Apps in die entsprechenden Positionen einfügen, welche, erstens auch auf dem iPad installiert sind und zweites für den jeweiligen Slot freigegeben sind. Man kann also hier nichts falsch machen oder muss besondere Spezialversionen der Apps kaufen.
In den Apps selbst erscheint beim Tippen am Rand des Touch-Screens dann die Kontrollleiste von Audiobus zum Umschalten zwischen den Apps und zum Bedienen von verschiedenen Funktionen wie Transport, Aufnahmemodus, Deaktivieren. Jedes App kann in gewissen Grenzen individuell Funktionen bereitstellen. Deswegen ist es schon weit in die Zukunft gedacht, die Audiobus-Funktionen erst aufklappen zu lassen, anstatt alles auf einmal anzuzeigen zu wollen.
Zur Zeit unterstützt Audiobus also maximal 5 Apps gleichzeitig, das reicht völlig aus, um jedes bisher erhältliche iPad in die Knie zu zwingen. Das wird aber sicher nicht all zu lange so bleiben. Ein hinreichendes Handbuch ist in Audiobus auch schon integriert.
Zwei kleine Kritikpunkte gibt es von unserer Seite, die jedoch nicht Audiobus anzulasten sind. Der erste liegt am App-Design der Drittentwickler und nicht an Audiobus. Es ist nämlich immer ein bisschen ein Suchspiel, an welchen der vier Touchscreen-Ränder die Kontrollleiste von Audiobus im jeweiligen App denn nun erscheint.
Der zweite Kritikpunkt ist, dass Audiobus zur Zeit nicht auf üblichem Wege beendet werden kann, sondern immer aktiv gekillt werden muss. Manchmal auch die Apps, die in Audioobus Verwendung fanden. Das liegt allerdings am iOS, welches keine Funktion zum Schließen von mehreren Apps gleichzeitig ermöglicht. Dies und andere Behebungen von Unzulänglichkeiten im Betriebssystem müssten also von Apple selbst kommen.
Ein Tipp bzgl. des vielen Umschaltens: Es lohnt sich wirklich, die Multitasking-Gesten des iPads zu aktivieren. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern schont auch beträchtlich den Home-Button. Dank der Gesten muss er praktisch nur noch zum Beenden des App Löschvorgangs benutzt werden, denn auch das Entfernen eines Apps aus der Kill-Zeile funktioniert über Gesten.
Die Audiobeispiele zeigen einige der Möglichkeiten von Audioobus, wie Klänge aus gängigen Musik-Apps mit effektfähigen Apps kombiniert werden. Auch Virtual-MIDI für die zusätzlichen Steuerung ist möglich.
Audiobeispiele zu Audiobus
In diesem Beispiel wird der Bass-Synthesizer Bassline von Finger über die Effekt-Einheit des Monster-Synthesizers Magellan von Yonac mit Effekten versehen und mit Multitrack aufgezeichnet.
In diesem Beispiel wird der Korg iMS-20 über den Multi-Echo-Effekt EchoPad von Holderness und mit Multitrack aufgezeichnet.
In diesem Beispiel wird die iLelectribe von Korg über die LiveFX DJ Effekte von ElephantCandy verfremdet und mit Multitrack aufgezeichnet.
In diesem Beispiel dient Magellan nicht als Effekt sondern als Audioquelle die mit Echopad kombiniert wird.
In diesem Beispiel wird Thumbjam von Sonosaurus über VirtualMIDI von StepPolyArp von Laurent Colson gesteuert und mit der Effekt-Engine von Magallan belegt.
Anstelle von Multitrack könnte auch ein Software-Sampler wie Intuas Beatmaker stehen, mit dem man Soundschnipsel abgreift und eine neuen Kontexten weiter verwendet.
Damit wären wir am Ende der kleinen Einfürung. Sie sehen, wie Audiobus ihre kompatiblen Apps zu einem neuen Netzwerk von Soundmöglichkeiten zusammenführt, wie es bisher nicht möglich war. Was sich hier vielleicht in der Theorie etwas trocken anhört, ist in der Anwendung um einiges inspirierender. Der dafür ausgeschriebene Preis ist die beste Investition, die Sie derzeit für ihr iGerät machen können.