4. Beispiel: Crazy-Percussion
Ziemlich einfach und äußerst effektreich ist das nächste Beispiel, da ein stark modulierter Synth-Percussion-Sound geschaffen werden soll.
Dazu wird das Dreieck des ersten Oszillators eine Okatave tiefer eingestellt als der Ringmodulator von Oszillator 2, welcher mit dem Pitchregler verstimmt werden muss. Für die Steuerung der Tonhöhe- und Länge ist der Stepsequencer zuständig, alle anderen Modulationen entstehen intern.
Die hoch eingestellte Resonanz (Peak) beider Filter erzeugt bereits eine leichte Selbstoszillation, bevor zum Modulationsrundumschlag ausgeholt wird: Die Total In Buchse ist auf dem Steckfeld eine der extremsten Optionen, da mit ihr gleichzeitig beide Oszillatoren wie auch beide Filter moduliert werden. Als Quelle dient dafür der Ausgang des Envelope 2, der zunächst aber nur die Oszillatoren und das Low Pass Filter bearbeitet. Wie zuvor bei dem FX-Sound, lässt sich auch dieses Beispiel wunderbar staffeln: Begonnen wird lediglich mit Oszillator 1 und einer verzögerten Attack des Envelope 2. Durch diese Verzögerung entsteht eine Art Reverse-Sound, die durch die Oszillatoren-Modulation auch Auswirkungen auf das Tuning hat. Sobald die Attack zugedreht wird, ist auch der eigentlich Percussion-Sound zu hören. Dieser kann daraufhin durch das Hinzumischen des leicht verzerrten Oszillators 2 erweitert werden und der Klang wird sogleich düsterer. Eine weitere Steigerung entsteht, wenn die Modulation des Envelope 2 mit dem Intensitätsregler (EG2 / Ext) auf das Hochpassfilter übertragen wird.
Dadurch erhält der Sound eine ordentlich Prise Detroid-Charme, die für mehr Verzerrung und Durchsetzungskraft sorgt.
Patchliste:
– CV/Gate-A (SQ-1) -> CV In (V/Oct) / Trig In
– Envelope 2 Out -> Total In
5. Beispiel: Dubstep Bass
Dass der MS-20 ohne Probleme für moderne Musikproduktionen genutzt werden kann, soll das nächste, kurze Beispiel zeigen. Gerade für Drum’n’Bass oder Dubstep ist der dunkle Klangcharakter des MS-20 wie geschaffen.
Am Oszillator 1 wird das Rechteck ausgewählt, dessen Pulsbreitenmodulation von der invertierten Hüllkurve 1 übernommen wird. Von Oszillator 2 kommt erneut der Ringmodulator zum Einsatz, der im Gegensatz zu Oszillator 1 drei Oktaven höher eingestellt und leicht nach unten verstimmt wird. Abermals dient der SQ-1 nur zum Triggern der Töne.
Entscheidend für den typischen Dubstep-Charakter ist die verzögerte Attack der zweiten Hüllkurve, die zusätzlich auch die beiden Filter in unterschiedlicher Intensität steuert.
Für eine Steigerung dieses Sounds lässt sich das Tiefpassfilter zum einen manuell regeln oder via LFO (MG) in deutlich höherer Geschwindigkeit modulieren.
In einer Studiosituation empfiehlt es sich auch, den Sound zu doppeln, wobei Geduld angebracht ist, da es etwas dauern kann, bis die frei schwingenden LFO Filtermodulationen beider Aufnahmen zusammenpassen.
Patchliste:
– CV/Gate-A (SQ-1) -> CV IN (V/Oct) / Trig In
– Envelope 1 Reverse Out -> PWM In
Super Workshop, gleich mal ausprobieren deine Tipps!
Hallo Chris, ich war ja dem MS20 gegenüber immer sehr skeptisch, aber das hat Dein Workshop soeben komplett geändert. Vor allem Deine Soundbeispiele haben mir extrem gut gefallen!!! Hammer!!!
Nur blöd, jetzt steht schon wieder ein Synthie auf meiner Wunschliste. :-(
Hast Du denn überhaupt noch Platz? :-)
Ich hab den MS 20 geliebt seit ich als Zwölfjähriger unter dem freundlichen Blick des Verkäufers im Synthesizerstudio Bonn einen Kopfhörer auf die strähnigen langen Haare (war zu der Zeit halt so) setzen und ausgiebig und ehrfürchtig an einem solchen „herumspielen“ durfte (Der Wasp schien mir damals suspekt und die „Grossen“ traute ich mich nicht anzufassen). Da der 87-%-MS20 für mich verarbeitungstechnisch indiskutabel war, habe ich mich auf das Kit, mit dem ich diesbezüglich vollkommen einverstanden bin, besonders gefreut – auch wenn er immer noch nicht auf die Anschlagsstärke reagieren soll. Aber der Preis tut weh, mir jedenfalls, und beschert mir so einen Traum mehr.
Hallo Chris,
Super Sache, sehr schöner lehrreicher Workshop!
ToB