Das Erste seiner Art!
Wir drehen die Uhr um 34 Jahre zurück und schreiben das Jahr 1984. Eine kleine Sensation macht sich breit, denn mit dem Roland SDE-1000 erscheint erstmals ein bezahlbares Digital Delay, das nicht nur in professionellen High-End-Studios anzutreffen war. Bezahlbares Digital Delay? So manch einer, der die Mitte Dreißig noch nicht überschritten hat, kann sich bei dieser Behauptung nur am Kopf kratzen. Was soll an einem Digital Delay so außergewöhnlich sein, bekommt man es doch heute in jedem 50 Euro Effektpedal nachgeschmissen.
Those were the days my friend!
Die Zeit Mitte der Achtziger ist über weite Strecken analog bis auf die Knochen. Die erste digitale DASH Maschine von Sony hat noch ein paar Jahre Entwicklungsarbeit vor sich und selbst der ATARI als MIDI-Sequencer hat noch keinen Einzug in die Elite der Aufnahmetempel gehalten. Von einem ernstzunehmenden Mac oder gar einer DAW sind wir noch Dekaden entfernt.
Es ist die Zeit des Outgears, die Zeit der opulenten 19 Zoll, 16 HE Massivholz Racks, die gerne einmal in bis zu sechs Exemplaren im rechten Winkel zur standesgemäßen Neve oder SSL Konsole thronen. Aufnahmestudios sind keine Arbeitsräume im klassischen Sinne, es sind Tempel mit Tausenden von blinkenden LEDs, der Abwärme eines Blockheizkraftwerkes, einem vierstelligen Stromverbrauch im Monat und einem Anschaffungspreis von mind. einer halben Million, wohlgemerkt nur für Konsole, Tonbandmaschinen und 19 Zoll Outgear! Mindestens zwei Stück synchronisierte Otari oder Studer 2-Zoll-Maschinen mit passendem Dolby System und je 24 Spuren erlauben Mehrspuraufnahmen, die damals als überirdisch galten. Diese Studios betrat man nicht, man kroch gebückten Hauptes voller Demut Richtung Couch, um mucksmäuschenstill den Meistern ihres Faches, den gottgleichen Toningenieuren bei ihrer Arbeit zusehen zu dürfen :-)
Das Ende der Fahnenstange in Sachen Equipment wird von den Raumeffekten gehalten. Die Qualität der Delay- und Reverb-Geräte entscheidet über den Tageskurs der Studios und wer nicht mindestens ein Lexicon 300, besser das legendäre 480 sein Eigen nennt, findet faktisch nicht statt. Der Delay-Bereich befindet sich nahezu in fester Hand des TC Electronics 2290, das DAS Delay der oberen Studioklasse darstellt. Warum aber eigentlich dieses ganze Gedöns um ein paar Nullen und Einsen?
Es lebe die Auflösung!
Schauen wir uns doch einmal kurz die Entwicklungsgeschichte des Delay-Effektes in einer ganz kurzen Abhandlung an. Schon früh merkten die ersten Toningenieure, dass neben dem großen Bruder des Delay, dem Reverb, auch das Wiederholen eines fest gelegten Zeitabschnitts ebenfalls eine dezente räumliche Tiefe erzeugt, jedoch ohne Gefahr zu laufen, wie bei einem übermäßig verwendeten Reverb-Effekt im Hall zu ersaufen oder aber die Ortung zu erschweren.
Um den Delay-Effekt jedoch optimiert einsetzen zu können, bedarf es eines rhythmischen Abgleichs mit der verwendeten Geschwindigkeit des Songs. Viertel, Achtel oder auch triolische respektive punktierte Werte in Millisekunden ausgerechnet, ermöglichen interessante Passagen und verhelfen vor allem einem Durchhänger im Arrangement zu der nötigen Aufmerksamkeitsstütze. Und in diesem Augenblick zeigt sich das erste Problem. Wie soll man die Wiederholungsgeschwindigkeit regulieren?
Die ersten Bandechogeräte nahmen sich dieser Herausforderung an. Einfach wie genial lief ein Tonband in Endlosschleife, wobei ein Tonkopf das gespielte Signal auf das Band überspielte und mehrere danach angeordneten Tonköpfe das Signal zum Original hinzu wiedergaben. Je nachdem, wie schnell das Band lief, konnte man kürzere oder längere Wiederholungszeiten einstellen und hatte zudem noch einen netten Booster in Form der internen Elektronik an Bord, was insbesondere von Gitarristen sehr geschätzt wurde.
Der Nachteil dieser Geräte war hingegen vor allem mechanischer Natur. Das Band nutzte sich ab, Tonköpfe verschmutzten und die meist auf Röhrenbasis aufgebaute Verstärkertechnik musste aufgrund ihrer Verschleißteile regelmäßig gewartet werden.
Anfang der Achtziger erreichte die nächste Generation der Echogeräte viele Endkunden. Die Wiederholung des Signals wurde nunmehr von Computerchips generiert. Der mechanische Verschleiß fiel weg und die kleinen Platinen konnten problemlos in Bodeneffektgeräten untergebracht werden. Ein Riesenerfolg, wenngleich sich die Chip-gestützte Analogtechnik klanglich mit dem gleichen Problem der Bandgeräte auseinandersetzen musste.
Aufgrund des Eimerkettenprinzips klang jeweils die nächste Wiederholung des Signals etwas höhenärmer, sprich muffiger als das vorherige Signal. Auch die Millisekunden, die man bei den Tretminen maximal einstellen konnte, lag zumeist unter der 400 ms Grenze. Nett für Slapbacks, aber das Große, Fette wollte sich einfach nicht einstellen. Was heute als Vintage-Sound gefeiert wird, war damals eine große Enttäuschung, wenn es um „große“ Sounds ging. Überhaupt wurde seinerzeit alles, was in irgendeiner Form NICHT muffig klang, gefeiert als gäbe es kein morgen. Muffig war alt, höhenreich war neu, frisch, spritzig, bla bla bla. Das damalige „Frische“ sollte dann später wieder als „steril“ verschrien werden, aber das ist eine andere Geschichte.
So kam es dann auch, dass die ersten Digital Delays, bei denen alle Wiederholungen bei Bedarf exakt wie das Original Signal klangen, einschlugen wie eine Bombe. Einem Tesla gleich wurden diese Produkte wie Statussymbole behandelt und konnten aufgrund der hohen Abgabepreise ohnehin nur von entsprechend zahlungskräftigen Studios benutzt werden. Aber dann …
Der Siegeszug der Digitaltechnik
Wie immer, wenn die Massenfertigung einzieht, fallen die Preise. So kam es dann auch, dass Mitte der Achtziger mit dem Roland SDE-1000 tatsächlich ein digitales Echogerät erschien, das bei einem Frequenzgang von 10 Hz bis 17 kHz eine Verzögerung von 750 ms offerierte, bei der Halbierung des Frequenzganges sogar 1125 ms. Ich selber habe mir mein erstes Roland SDE-1000 ca. 1986 für 1.400 DM gekauft und konnte nach intensivem Gebrauch meines Ibanez AD-80 Bodeneffektes das klangliche Wunderwerk kaum fassen.
Angefixt durch das von Queen Gitarrist Brian May gespielte Gitarrensolo des Titels „Brighton Rock“ auf dem 1979 erschienenen Album „Killers Live“, das mir harmonisch komplett den Kopf weggeblasen hat, habe ich mir sogar später noch ein zweites Roland SDE-1000 gekauft, um ebenfalls die beiden Wiederholungen von 900 ms und 1800 ms realisieren zu können.
Das Frontpanel des Roland SDE-1000
In Anbetracht der Tatsache, wie viele Menüs und Untermenüs heutzutage in einem 1 HE untergebracht werden, erscheint die optische Anordnung der Regler auf der Front extrem großzügig. Neben einer sechsstelligen LED-Anzeige befindet sich ein Input-Regler, ein Feedback-Regler, ein Delay-Out (Mix) -Regler und 2 Regler für den internen Chorus-Effekt, wobei alle Regler im knuffigen Knetgummi-Style farblich voneinander abgesetzt sind.
Es folgt ein Display für die Millisekundenanzeige, eine pulsierendes LED für die Chorus-Geschwindigkeit und eine On/Off-LED für den Effekt. Abschließend befindet sich auf der rechten Seite eine Wippe zwecks Einstellen der Verzögerungszeit, Anwahldruckpunkte für die vier internen Presets und vier weitere Schalter für die Erweiterung der Delay-Zeit, ein Phasenkonverter, die Aktivierung des Chorus und die Aktivierung des Feedback Reglers, allesamt im damaligen hochmodernen Soft-Touch Druckschalter Outfit.
Die Rückseite des Roland SDE-1000
Rückseitig befinden sich neben Standards an Outputs (Dry/Wet) und Schalterbuchse (Preset, On/Off) auch einige Schaltungsmöglichkeiten, die auf den angestrebten Bühneneinsatz abzielen. So lässt sich über ein Expression-Pedal die Delay-Zeit in Echtzeit verändern, ein Hold-Schalter schaltet den Effekt bei einem Taster ein und aus und als abgefahrenes Special ein „Playmate“-Switch, der bei Aktivierung die Delay-Zeit auf einen vorher eingestellten Wert hochlaufen lässt.
Man merkt dem Produkt aber auch zuweilen die fehlende Praxis an. Das Gerät wurde gerne den Gitarristen an die Hand gegeben, um es zwischen Gitarre und einem oder zwei Verstärker zu schalten. Abgesehen davon, dass wohl über 90% der User am galvanischen Trennungsproblem und dem damit verbundenen 50 Hz Netzbrummen bei zwei Verstärkern gescheitert sind, bedenkt Roland auch nicht die Interaktion zwischen Gitarre und Verstärker.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich versucht habe, mittels des Druckschalters auf der Rückseite des Gehäuses die richtige Einstellung in Sachen Empfindlichkeit zu treffen. Was im FX-Loop kein Problem darstellt, entpuppte sich vor dem Amp als Katastrophe. Sowohl bei -20 dB als auch insbesondere bei -35 dB sprang mir die LED Anzeige umgehend in den roten Bereich und hatte ich den Eingang auf einen erträglichen Wert eingestellt, kam für einen guten Verstärkersound viel zu wenig Pegel an der Eingangsbuchse des Amps an. Das Ergebnis war ein dünner Clean-Sound und ein absolut erbärmlicher Leadsound.
YT-VIDEO
Hier ein YT-Video aus der Loop-Ecke:
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Ich muss der Behauptung , daß Anfang der Achtziger die nächste Generation der Echogeräte viele Endkunden erreichte, wiedersprechen. Bereits In den 70er Jahren haben diverse Hersteller wie Eventide, Lexicon usw. Digital Delay auf den Markt gebracht und die Geräte wurden weltweit in vielen Studios eingesetzt. Die 16 tel Noten auf D.Summers“ I Feel Love“ wurden 1977 mit einem Digital Delay realisiert.
Schon damals verfügten die Geräte über Display, um Delay-Zeiten genau einstellen zu können. Die Japaner sind erst in den 80er Jahren eingestiegen.
@8 Bit Fighter Hey 8 Bit Fighter, im Fazit steht das Wort „bezahlbar“! Natürlich hatte der High End Bereich bereits in den Siebzigern mit digitalen Echogeräten gearbeitet, aber nur der Studiobereich der Oberliga hatte die nötigen Mittel für eine Anschaffung.
Neben dem Roland blieb mir auch noch das Ibanez DM-1000 im Gedächtnis, wohl auch, weil hier tatsächlich „nomen est omen“ gilt; die Delay-Zeit ging bis zu 1000ms und der Preis lag bei 1000,-DM. Somit war es das erste Digital Delay an der 1k DM-Grenze…
Ich weiß noch wie wir in einem üppig ausgestatteten Keller-Studio auf das Roland-Delay geglotzt haben wie auf Linda Evangelista im Bikini. Und genau wie es bei Linda passiert wäre, konnten wir die Finger nicht von dem Delay lassen. Seit dem bin ich Delay-süchtig …
Cooler Bericht, besten Dank. Auch wenn das TC 2290 deutlich mehr Features hat, stimmt es schon, im Roland SDE-1000 kommt ein spezialisierter Custom Chip von Roland zum Einsatz, der die Herstellung gegenüber dem aus Einzelkomponenten aufgebautem TC 2290 verbilligt. Aber die Kosten werden auch durch das Weglassen vieler Features und Bits eingespart.
Ein Chorus ist übrigens keiner im SDE-1000 eingebaut. Wie bei den anderen Digital-Delays dieser Zeit erfolgt die Taktung über einen VCO. Dieser kann durch einen LFO moduliert werden. Somit wird die Delay-Zeit moduliert. Entsprechend eingestellt, führt das zu einem Chorus-Effekt.
Das Ibanez DM-1000 ist dann aber noch eine Stufe abgespeckter als das SDE-1000. Der Sound entsprechend körniger.
Kleine Spitzfindigkeit: analoge BBD-Chips sind keine „Computer-Chips“!
@Picard Hallo Picard,
ein BBD ist immer diskret aber nie analog ;-) Und die BBD ist immer noch diskret, wenn sie diskret aufgebaut wird. Wer setzt denn sowas in die Welt? Ich hab für diese Aussage in Elektrotechnik mal eine 4 bekommen, dass hab ich mir gemerkt.
Wird denn digital/diskret nicht mehr gerechnet? Die Kiste funktioniert digital. Also wird gesteuert. Respektive gerechnet. Wäre es analog könnt man es regeln und kommt ohne Rechnen aus. Ich mach meinen SDE-1000 mal auf und guck ob dort gerechnet und gesteuert wird oder eben geregelt. Ein BBD Chip ist hier ein Speicherbaustein. Also gilt EVA, Eingabe(Wandlung), Verarbeitung(und Speicherung), Ausgabe(Wandlung). Und dann ist es im Kontext richtig vom Computer Chip zu sprechen.
Und genau das macht ein BBD Chip ähnlich, nur das in ein Signal durch eine BBD nur in Punkto Zeit quantisiert wird. Also ist ein BBD Chip diskret aber nie analog. Desweiteren findet hier eine Speicherung von Ladung statt. Und von Bucket zu Bucket wird Ladung weitergereicht.
Und nun wirds interessant, baue ich E und A digital hab ich einen digitalen Delay, egal ob ich das FX Signal Einfüge(Insert) oder Durchmische(Send). Weil mein V alles verarbeitet. Lasse ich aber E und A analog, hab ich einen diskreten Delay. Ein richtig analoger Delay ist nur ein Tape Delay, wenn der Signalweg nicht diskret ist.
@TobyB Hi Toby,
mach’s nicht so kompliziert. ;-)
In einem BBD-IC stecken Kondensatoren und Transistoren – kettenförmig angeordnet. Nicht für Computer zu gebrauchen – also keine „Computer-Chips“. Oder kennst Du Computer, die BBD-Chips verwenden?
Das Signal wird analog im BBD-Chip gespeichert. Es findet durch den Schalttakt eine zeitliche Diskretisierung statt – aber eben keine Digitalisierung, keine digitale Verarbeitung und keine D/A-Wandlung. Man braucht sich ja nur die Innenschaltung anschauen.
Ein handelsübliches BBD-Delay hat einen BBD-Chip, einen vorgeschalteten Antialiasing-Tiefpass, einen nachgeschalteten Rekonstruktions-Tiefpass, einen Taktgenerator und manchmal (bei den besseren) ein Kompressor/Expander-Gespann. Alles analog.
@Picard Hallo Kãptn,
es ist kompliziert. ;)
Die allseits beliebten Regelungen und diskreten Steuerungen von Anlagen und Maschinen enthielten früher spassige Verzögerungsglieder, nur haben wir die nie BBD genannt. Und ich war heilfroh als diese Dinger durch SPS ersetzt wurden.
Du erzeugst ein digitales Zeitsignal, welches eine „analoge“ Speicherung anweisst eine Probe des Signales in einem Intervall zu speichern. Das ist diskret, die mathematische Funktion hiervon ist unstetig. Diese Probe wird entweder dem Signal aufgemischt oder beigemischt. In beiden Fällen ist das Effektausgangssignal diskret, da die zuvor entnommene Probe unstetig ist.
Was davor und danach mit dem Signal passiert, Tiefpass oder danach ist unerheblich.
Entscheidend ist die Quantisierung und die getaktete Speicherung im BBD. Das macht aus dem analogen Signal ein diskrektes.
Falls du mal richtig fette Versögerungsglieder sehen möchtest, fahr nach Bletchley Park und geb dir Projekt Ultra. :)
@TobyB Hi Toby,
Einspruch Euer Ehren!
Das Eingangssignal am BBD wird analog gespeichert, mehrfach von einem Kondensator zum anderen umgeladen und am Ende analog ausgegeben. Es kann dabei jeden beliebigen (kontinuierlichen) Wert annehmen – es wird nicht quantisiert. Analog. Punkt.
Das Umladen der Kondensatoren erfolgt getaktet, also in diskreten Zeitabständen, also zeitlich diskret. Aber zeitliche Diskretisierung und Digitalisierung sind zwei Paar verschiedene Schuhe.
Der Rechtecktakt zur zeitlichen Steuerung ist auch nicht automatisch digital nur weil er rechteckig ist. Ein Rechtecksignal ist zunächst einmal ein analoges Signal. Oder wird mein analoger Synthesizer automatisch digital, wenn ich die Oszillatorwellenform auf Rechteck umschalte?
;-)
(ursprünglich wollte ich ja nur sagen, dass BBDs keine Computer-Chips sind…)
@Picard Hallo Picard,
nein, da bin ich bockig. Analoge Delays gibts nur als Tape Echo. Alles mit BBDs ist diskret. https://bit.ly/2tW5O3n , vielleicht kannst du dieser Argumentation folgen. Wenn du ein zeitlich diskretes Signal hast, wie soll eine Eimerkette dann bitte kontinuierlich die Amplitude speichern? Es geht nicht. Sie macht es unstetig. Die Auflösung wird bestimmt durch die diskreten Intervalle der Zeit und die Eimerkettenstufen. Und das ist das Ergebnis ein diskretes Ausgangsignal aber nicht stufenlos analog, Sonst würdest du beim modulieren keine Sprünge hören. Und um dich noch mehr zu verwirren, selbst wenn ich einen vollanalogen VCO und LFO verbaue, Der Delay bleibt diskret und das Signal ist auch diskrekt. Da auch hier die BBDs unstetig also nicht kontinuierlich aufzeichnen. Das gilt für alle FX mit BBDs. Egal ob ich vorne eine diskrete, analoge oder digitale Zeit erzeuge. BBD Speichern und geben Spannung aus. Das machen sie eben nicht analog. Siehe die gute alte Regelungstechnik, hier Verzögerungsglieder. https://bit.ly/2NkV8U9 BBD sind schon Computer Chips, es gab ja auch Analogrechner und Diskretrechner. Hier hilft ein Besuch im Nixdorfforum. :) Wie gesagt es gibt keine einfachen Antworten. Genauso wenig wie dumme Fragen.
@TobyB Hi Toby,
nach Rücksprache mit meinem Wissenschaftsoffizier Lt. Cmdr. Data muss ich leider wiederholen, dass BBDs analog arbeiten. Ausschlaggebend dafür ist, dass das Signal analog verarbeitet wird. Es gibt keine Quantisierung der Spannung, die Spannung kann jeden beliebigen Wert innerhalb eines kontinuierlichen Intervalls annehmen.
Im Gegensatz dazu werden digitale Signale als Zahlenwerte dargestellt, die aus einem diskreten Wertevorrat mit endlicher Elementanzahl stammen.
Im übrigen stämmst Du Dich auch gegen die Ingenieure des früheren BBD-Weltmarktführers Panasonic sowie gegen die Ingenieure des aktuellen Herstellers CoolAudio, die alle in ihre Datenblätter schreiben, dass BBDs analog arbeiten.
Vielleicht überzeugt Dich folgendes Gedankenexperiment: Stell Dir vor, Du nimmst ein (orthodox-analoges) Tape-Delay und klebst auf das Tonband viele schmale (Magnetfeld-blockierende) Querstreifen, sodass das analoge Signal zeitlich mit der Frequenz der Querstreifenfolge unterbrochen wird. Dann ist doch das Signal auch weiterhin analog gespeichert? Oder nicht?
Und ich bleibe auch dabei, dass BBDs keine Computerchips sind – bis Du mir ein Beispiel eines Computers mit BBDs zeigst. :-)
@Picard Hallo und guten Morgen Picard,
ein Eimerkettenspeicher ist ein „diskreter“ Speicherbaustein. Und wurde in der Regeltechnik als „analoges Schieberegister“ synonym bezeichnet. Únd verbaut! Und in Analog(Diskret)-Computer. Dies ist eine elektronische Form einer Verzögerungsleitung ist der sogenannte Eimerkettenspeicher, bei der die Ladungen einer Vielzahl von Kondensatoren auf ein Taktsignal hin an den nächsten weitergegeben werden. Das Prinzip ist in Form Integrierter Schaltungen als Eimerkettenspeicher (englisch charge-coupled device, CCD) bekannt. Da dieses Prinzip zeitdiskret arbeitet, ist die Bandbreite auf die halbe Taktfrequenz begrenzt.
Das Zauberwort, Zeitdiskret! Damit ist das rauskommende Signal nicht analog.
Desweiteren, ich wiederhole mein Mantra, wird in Stufen gespeichert, also nicht kontinuierlich und fortlaufend analog, sondern innerhalb eines Intervalls, Taktzyklus. Und es ist egal ob der Taktzyklus von aussen durch analoge Schwingung oder diskrete Schwingung erzeugt wird. Die Eimerkette speichert diskret. Immer.
Wenn du einen Vollanaloges Delay möchtest nimm ein Tapedelay. Oder das VZLe VEB ELFEMA Mittweida, das ist eine Drahtspule.
@Picard Wenn du dein Tape mit blockierenden Streifen markierst ist das Signal auch diskret, ich höre immer nur in einem bestimmten Intervall etwas.
Ich muss dazu auch kein Gedankenexperiment mit Magnetismus machen, es reicht eine Sinusfunktion und der Einheitskreis. Der in Schritten läuft, also diskret. Und nun malen wir den Sinus und erfreuen uns an Schritten in der Kurve, der Lehr ruft diese Funktion ist aber unstetig.
Und jetzt hau ich mal einen raus, Schritt-Motoren wurden mit diskreter PWM gesteuert. Wenn mehrere Schrittmotoren eine Förderstrecke steuern, saß vor der Verfügbarkeit digitaler Schieberegister und SPS, ein Eimerkettenspeicher in der Steuerung, der hat eine Delayzeit mit auf den Weg bekommen, war diese erreicht, gab der einen Impuls an einen Schmitt-Trigger und eine Last Stufe und der Schritt-Motor lief solange bis er keinen Impuls mehr bekam.
Für mich ist die analog/digital Diskussion sinnlos, entscheidend ist ob es dem vulkanischem Ohr gefällt. Ich bin nicht interessiert an Marketingdiskussionen, ich bin Ingenieur und Techniker. :)
PS: Google einfach nach Verzögerungsleitung/Eimerkettenspeicher, die Wikipedia Einträge sind hier sogar richtig.
@TobyB Hi Toby,
ich bin fertig mit googeln – in Wikipedia steht: „Ein Eimerkettenspeicher ist eine Bauform einer Verzögerungsleitung für analoge Schaltung zum Ladungstransport…“
Also doch?
Ich glaube, wir haben es hier mit einer Sprachbarriere zu tun. Ich komme eher aus dem akademischen Bereich und da schließt sich zeitdiskret und analog nicht gegenseitig aus. In der (Elektro-)Technik offenbar schon. Dann folgen wir einfach zwei verschiedenen Lehrmeinungen…
Aber ein Problem hat dann die Technik-Fraktion: wenn „analog“ Stetigkeit voraussetzt, dann sind Sägezähne und Rechtecke keine analogen Signale! Dann gibt es keine (!) analogen Sythesizer. Arme Community…
Viele Grüße aus dem Elfenbeinturm! ;-)
@Picard Hallo Picard,
wir stellen uns Eimer in einer Kette vor. Kann dieses Konstrukt kontinuerlich und unbegrenzt Speichern. Nein, das konnte nur die Verzogerungsspule die sich die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit zu nutze gemacht hat. Wieder zum Eimer, und der Steuerung der Kette, wir nehmen einen fortlaufenden Motor und Speichern, das kontinierlich fliessende Wasser, wenn der Eimer voll ist, läuft Wasser über und geht verloren. Nun nehmen wir einen asynchronen Schrittmotor und lasse das Wasser wieder permanent laufen. Mann da gehen mir 100 % Wasser verloren, ob es besser wird, wenn ich die Eimer und das Wasser synchronisiere, Mist, die Eimer sind voll und wieder geht wenig aber es geht Wasser verloren. Und genau das ist diskret, nicht die Uhr, es ist die Speicherung der Ladung. Es geht immer was verloren. Und wenn du keine Kantenglättung betreiben würdest könntest du die Treppenbildung im Oszi sehen.
Sägezahn und Rechteck existieren sehr wohl als analoge Schwingungen. Das ist in der Elektrotechnik Schwingungslehre. Entscheidend für die analoge oder digitale Betrachtung ist die Schwingungsbildung und die weitere Verabeitung.
Lies den Wikipedia Artikel bitte vollständig, da taucht auch diskret auf, wie willst du das sonst berrechen, unbestimmten Integral von Tau einfach mal ins Blaue differenziert? Du findest dort auch ein analoges Verzögerrungsglied in Spule.
@Picard Der Punkt ist die Speicherung der Ladung im BBD und die Anzahl der Speicherstufen. Sonst würdest du beim modulieren der Eimerkette eben auch keine Modulationsprünge hören aber sie sind nun mal hörbar da. Und sichtbar. Und deshalb sitzt da hintendran ein abgestimmter RC Tiefpass, der bügelt die Treppen glatt, Tau und so. Wir meinen zwar ein analoges Signal zu hören, dies ist aber diskret. Wenn auch gebügelt.
Siehe auch Mildenberger, Entwurf analoger und digitaler Filter. Mertins Signaltheorie.
@Picard Hallo Picard,
der deutsche Wikipedia-Eintrag zum Eimerkettenspeicher ist schlicht und ergreifend falsch und unvollständig. In purer Idiotie wird dort ein CCD als analog bezeichnet. Lies bitte die englische Version,
https://bit.ly/2KNfh7y
dort siehst du auch Analoge Verzögerungsglieder, die hab ich sogar noch in der Lehre(1987) verbaut.
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Im englischen Artikel findest du auch exakt meine Erklärung, warum der BBD und der Delay eben nicht analog sind, nämlich die Anzahl der Stufen zur Speicherung, selbst wenn auf Ladungsebene analog gespeichert wird, ist die Eimerkette diskret, weil in 256, 512, 1024 usw. Stufen ausgeprägt gespeichert wird. Und das macht Treppen in unser Audiosignal, ausserdem nimmt das Signal einen diskreten Zustand an. Und auch hier gilt Nyquist Shannon, da ein Sampling stattfindet. Den daraus resultierenden Tiefpass kann ich nach Whitaker Shannon interpolieren. Ich habe keine gesteigerte Lust jetzt an die „Tafel“ zu gehen und mit Nyquist Shannon zu rechnen und die Signalfunktion zu diskutieren.
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Ich hoffe wir sind dann fertig.
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:-)
Morsche Axel,
ich hab mir vor Erscheinen deines Artikels ein SDE-1000 bei Ebay gekauft. Auslöser war das fast die komplette Boss Microrack Serie habe aber für mich fehlte dem RDD 10 etwas. Und er begab sich auf die Suche nach einem SDE-1000. Und kann deinen Bericht nur bestätigen. Insbesondere den Brian May im Fußgänger Modus. Insbesondere Playmate und Modulation sind für die Tasten/Synth interessant. Und dabei war der noch nicht mal teuer.
So, so: Wir gehen also 34 Jahre zurück, um festzustellen, dass man ohne Lexicon 480 und ggf TC 2290 als Studio gar nicht stattfand! Das ging ALLEN Studios so!!! Weil es diese Geräte 1984 noch gar nicht gab. Das 480 kam gar erst 1986… Damals war ein Jahr halt noch etwas wert…