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Zeitmaschine: Sony DRE-2000 Digital Reverberator, Halleffekt

Das erste digitale Hallgerät aus Japan - Sony DRE-2000 von 1981

13. Juli 2019

Pre-Delay im Fernen Osten
Ende der 70er Jahre war der Markt für digitale Hallgeräte leicht zu überschauen. Nach ersten Versuchen seitens EMT Franz mit dem EMT 144 und der späteren Einführung des EMT 250 „Weltraumheizung“ kamen die wenigen verfügbaren Geräte aus den USA (Quad-Eight, Ursa Major), Deutschland (Dynacord) oder entsprangen einer transatlantischen Zusammenarbeit (EMT Franz – USA/D). Die Musikindustrie aus Japan hatte dem nichts entgegenzusetzen, außer wenigen Federhallgeräten und den bekannten Chorus Echos oder Stage Echos mit eingebauten Hallspiralen. Offenbar war man mit der Entwicklung von Gitarrensynthesizern oder der neuen Syntheseform FM beschäftigt.

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Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

Dies änderte sich jedoch im Jahr 1980/81, als ausgerechnet Sony mit dem DRE-2000 Digital Reverberator den ersten japanischen Digitalhall auf der 67. AES-Convention in New York (31. Oktober bis 3. November 1980) und der 68. AES-Convention Hamburg (17.-20. März 1981) vorstellte. Die Mitbewerber brauchten noch eine Weile und kamen 1983 (Yamaha Rev1 Digital Reverberator), 1984 (Roland SRV-2000 MIDI Digital Reverb) und schließlich 1986 (DRV1000 Digital Reverb) mit ihren jeweils ersten Produkten auf den Markt.

Sony stellt das DRE-2000 auf der 67th AES Conclave vor (Quelle: Billboard vom 01.11.1980)

Beim nächsten Technologiesprung im Bereich Hall, der Einführung des Faltungshalls auf Basis von Impulsantworten hat Japan dann aber ganze Sache gemacht, es kamen zwei Geräte kurz hintereinander auf den Markt, 1999 (Sony DRE-S777 Sampling Digital Reverb) und 2000 (Yamaha SREV1 Sampling Reverberator). Dem hatte der Rest der Welt dann wenig bis fast nichts entgegenzusetzen, wenn man von einigen Exoten absieht (Details nachzulesen im Test des Logidy EPSi hier auf Amazona. Faltungshall ist schließlich komplett in den Rechner gewandert.

Warum gerade Sony?

Die Verhallung von Audiosignalen ist primär im Bereich der Aufnahmetechnik zu verorten, eigentlich müsste die Frage fast schon lauten, warum es überhaupt Hallgeräte von Synthesizer-Herstellern gibt. Tatsächlich war Sony seit 1974 mit der Entwicklung von Geräten zur digitalen Schallaufzeichnung beschäftigt und hat 1980 zusammen mit Philips die Compact Disc Digital Audio vorgestellt und erfolgreich in den Markt eingeführt.

Man kannte sich bei Sony also mit digitaler Audioverarbeitung bestens aus und hat 1981 sogar ein ganzes Digital Audio Mastering System vorgestellt, das aus Digital Audio Processor PCM-1610, Digital Audio Editor DAE-1100 und Digital Reverberator DRE-2000 bestand. Laut Wikipedia Japan wollte man einen EMT Plattenhall digital und stabil simulieren. Im Handbuch zum DRE-2000 wird sogar die Unempfindlichkeit gegenüber externen Erschütterungen gleich zu Anfang herausgehoben.

Sony hat dieses System 1981 in den USA mit einer Summer Roadshow in den Markt eingeführt. Nach Demonstrationen in New York und Los Angeles wurde die „technical tour“ um einen weiteren Stopp im August in Nashville verlängert.

Aufritt Sony DRE-2000

Das Sony DRE-2000 ist ein wenig von Mysterien umwoben. Kaum einer kennt es, noch weniger besitzen eines. Online findet man eher wenig und so stößt man schnell auf einen Thread bei Gearslutz: sony dre 2000 mystery. Dort steht alles und nichts und so kam es mir gelegen, dass bei der letzten Vemia Auktion von Peter Forrest ein funktionierendes und gut erhaltenes Exemplar unter den Hammer kam. Dieses Gerät ist nun Gegenstand meines Tests.

Äußerlichkeiten

Beim Gehäuse sind die Entwickler von Sony dem Konzept des Lexicon 224 gefolgt. So besteht die Hardware des Sony DRE-2000 ebenfalls aus einem Rackmodul, das die Elektronik und Ein- und Ausgänge beherbergt, sowie einer abgesetzten Bedieneinheit (Remote) zum Abrufen von Programmen und Anpassen der Parameter von der Abhörposition aus. Mit 3 HE ist das Sony DRE-2000 im Vergleich zum Lexicon 224 etwas kompakter, dafür ist das Gehäuse jedoch deutlich tiefer. Die Platinen im Sony sind breiter als beim Lexicon. Links von den Platinen befinden sich beim Sony nur die beiden Lüfter, während beim Lexicon hier das Netzteil Platz finden muss. Auch ist die Anzahl der Platinen beim Sony mit vier deutlich geringer als beim Lexicon 224, wo bei Vollausbau acht Platinen übereinander werkeln.

Sony DRE-2000 mit geöffneter Frontplatte

Die Vorderseite des Gehäuses bietet links den Ein-Aus-Schalter mit Betriebsanzeige und kann nach Betätigen eines kleinen Hebels rechts aufgeklappt werden. So wird der Blick frei auf die Abschirmungen der Hauptelektronik im Gehäuse und die der Analogplatine, die auf der Rückseite der Frontklappe angebracht ist. Dort befindet sich auch der Schalter zur Einstellung der Eingangsempfindlichkeit zwischen -20 und +10 dBs in vier Schritten.

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Wahlschalter für die Eingangsempfindlichkeit im Inneren des Gerätes

Auf der Rückseite findet man die drei XLR-Buchsen des analogen Mono-Eingangs und der Stereo-Ausgänge, die 6-Pol XLR-Buchse zum Anschluss der Remote und den Digital In/Out über einen 16-poligen Stecker mit Schraubdeckel. Dazu noch Spannungswahlschalter, Sicherung, Hauptschalter mit Betriebsanzeige LED und den Anschluss des Netzkabels.

Rückseite des Sony DRE-2000 Hallgerätes

Die Remote bietet Sensortasten, drei LED 7-Segment Anzeigen und jede Menge Status-LEDs. Der Eingangspegel wird mit einer vier-stufigen Headroom-Anzeige visualisiert. Ein Buzzer vermeldet jeden Tastendruck, er kann netterweise deaktiviert werden. Die Einsatzfrequenzen der Low-Cut (30, 50, 100 und 200 Hz) und High-Cut-Filter (2,5 k, 5 k, 10 k und 13 kHz) werden durch je vier Tasten direkt angewählt. Ebenso kann man die Multip likatoren der Hallzeiten bei tiefen (x0.5, x1.0, x1.5 und x2.0) und hohen Frequenzen (x0.25, x0.33, x0.5 und x1.0) in jeweils vier Schritten einstellen. Die jeweils aktiven Einstellungen werden durch Aufleuchten der zugehörigen Status-LEDs angezeigt.

Die Verwaltung der Hallzeit und weitere Einstellungen erfolgen über die 7-Segment Anzeigen und zugeordnete Taster sowie den Ziffernblock, Up/Down und Enter-Tasten.

Spickzettel zur den Parametern des Sony DRE-2000, auf der Rückseite der Remote angebracht (Quelle: Internet)

Diese Parameter und Wertebereiche stehen zur Verfügung.

Hall – Blaue Taster
REVERB TIME – Halldauer von 0 bis 9,9 Sekunden
E.RFL Level – Lautstärke der Early Reflection von 0 bis 0,9
SUB REV Level – Lautstärke des Sub Reverbs von 0 bis 0,9
E.RFL Time – Zeit bis zur Early Reflection von 0 bis 255 Millisekunden
PRE DLY Time – Zeit bis zum Einsetzen des Haupthalls von 0 bis 255 Millisekunden
SUB REV Time – Zeit bis zum Einsetzen des Sub Reverbs von 0 bis 255 Millisekunden

Echo/Delay – Grüne Taster
K1 – Feedback von Kanal 1 von 0 bis 0,9
K2 – Feedback von Kanal 2 von 0 bis 0,9
T1 – Delayzeit von Kanal 1 von 0 bis 999 Millisekunden
T2 – Delayzeit von Kanal 2 von 0 bis 499 Millisekunden

Man drückt einen der Taster, worauf die LED durch Blinken anzeigt, dass dieser Parameter verändert werden kann. Nun kann man entweder mit dem Ziffernblock einen Wert eingeben und mit Enter bestätigen, oder mit Up und Down den Parameter schrittweise ändern.

Schließlich befinden sich unten links je vier blaue und grüne Tasten, mit denen die vorprogrammierten Modes aufgerufen werden. Sony bezeichnet so gewissermaßen die Werkseinstellungen.

Reverb A – Plattenhall
Reverb B – Konzerthall
Reverb C – Federhall
Reverb D – DRE-2000 Spezialhall

Echo-1 – Mono-Echo, bei dem nur T1 und K1 aktiv sind
Echo-2 – Stereo-Echo, bei dem T1/K1 und T2/K2 aktiv sind

Delay-1 – Mono-Delay, bei dem nur T1 aktiv ist
Delay-2 – Stereo-Delay, bei dem T1 und T2 aktiv sind

Echo und Delay unterscheiden sich einzig dadurch, dass es bei Delay keinen Feedback-Parameter gibt und somit genau ein Rückwurf erzeugt wird.

Bei den Reverb Modes könnte man erwarten, dass unterschiedliche Algorithmen zum Einsatz kommen. Dem ist aber nicht so. Lediglich die Einstellungen sind so gewählt, dass der entsprechende Klangeindruck entsteht. Mit der später verfügbaren Software Version 2 ändert sich das dann, wie im folgenden Abschnitt beschrieben.

Mit Read und Write lassen sich 10 Speicherplätze beschreiben oder lesen, deren Inhalt auch beim Ausschalten des Gerätes erhalten bleibt. Mit den vier blauen und 4 grünen Tastern
lassen sich die vier Rerb-Presets direkt abrufen oder die je zwei Echo- und Delay Voreinstellungen.

Remote zum Sony DRE-2000

Man kann die Verbindung zur Remote bei laufendem Gerät unterbrechen, das gerade aktive Programm bleibt erhalten. Verbindet man die Remote erneut, so werden nach einer kurzen Initialisierung die aktuellen Werte wieder angezeigt.

Sollte das Gerät innerlich heißlaufen, so wird dies durch Flackern der LED auf der Remote und den Buzzer (sofern aktiviert) signalisiert. Dann sollte man das Gerät abschalten und etwas Cool Jazz hören.

Software-Version 2

Sony hat im August 1982 eine verbesserte Version 2 der Betriebssoftware zum DRE-2000 herausgebracht. Man hat den Stereo-Eindruck verbessert, die Dichte der einzelnen Echos erhöht, das Abklingen glatter gestaltet und eine zweite Early Reflection hinzugefügt. Es ist nun möglich, die Werkseinstellungen im Direktzugriff mit eigenen Settings zu ersetzen. Ein Zurückholen der ursprünglichen Settings ist möglich.

Zum bisherigen Algorithmus, der weiterhin unter Reverb-A in verbesserter Version verfügbar ist, kommen drei weitere hinzu. Reverb-B simuliert eine mittelgroße Konzerthalle und bietet nun zwei Early Reflections aber kein Sub-Reverb mehr. Reverb-C ist ein Plattenhall mit von Anfang an hoher Diffusion. Reverb-D simuliert ebenfalls einen Plattenhall, aber mit niedriger Diffusion am Anfang und längeren internen Verzögerungsleitungen. Es soll das Signal am wenigsten von allen vier neuen Algorithmen färben und eignet sich bestens für lange Hallfahnen. Gemäß einem Hinweis in Studio Sound 1.1984 berichten Benutzer, dass das Sony DRE-2000 mächtig von diesem Update profitiert hätte („reports from users have described this unit as having ‚benefited mightily‘ from this.“).

Impulsantworten der vier Algorithmen der Software Version 2 (Quelle: Gearslutz – Chuck Zwicky)

Mein Gerät ist mit Software Version 1 ausgestattet und somit kann ich über die neuen Algorithmen und deren Klang leider nichts berichten. Einige meiner Quellen schreiben von Geräten mit 50 Speicherplätzen, das halte ich jedoch für einen Tippfehler. Es sei denn, es gäbe noch eine weitere Version der Betriebssoftware.

Sony DRE-2000A und Überblick über Varianten

1984 hat Sony das Gerät in einer neuen Version als Sony DRE-2000A herausgebracht. Dort war die Softwareversion 2 ab Werk installiert und die hinteren Stützen, die einen Hochkantbetrieb des Rackmoduls bisher erlaubten, wurden eingespart. Dazu strich man den digitalen Ein- und Ausgang komplett. Vermutlich war der digitale Anschluss des Gerätes für die meisten Studios nicht interessant und auch sonst erscheint er mir problematisch, da der Multipin-Anschluss so recht zu nichts passen mag und die Abtastrate von 32 kHz ohne den angekündigten Abtastratenkonverter schwierig zu integrieren gewesen sein dürfte. Selbst Sony zeigt in der Broschüre über das ganze Sony PCM System nur den analogen Anschluss des DRE-2000 an ein Mischpult.

Die Stützen rechts im Bild fehlen beim Sony DRE-2000A

Wenn man sich die verschiedenen im Netz kursierenden Bilder vom Sony DRE-2000 und DRE-2000A ansieht, so lassen sich insgesamt zwei Varianten vom DRE-2000 und eine Variante des DRE-2000A ausmachen. Diese Aussage betrifft einzig das äußere Erscheinungsbild. Intern gibt es augenscheinlich Versionen mit unterschiedlicher Bestückung des Memory-Boards. Ein Gearslutz User berichtet von seinen Sony DRE-2000 und DRE-2000A, wo zumindest das MEM-Board und das AD-DA-Board identische Teilenummern hatten.

Abschließend lässt sich das aber ohne direkten Augenschein verschiedener Geräte nicht sagen.

Ich habe die verfügbaren Bilder zusammengestellt, sodass man die Unterschiede gut sehen kann.

Varianten des Frontplattendesigns (Quelle: Internet)

Bei der Frontplatte wurde der anfänglich dominierende PCM Schriftzug entfernt und neu das Buzzword DIGITAL in den Vordergrund gerückt. Der Wechsel zum Sony DRE-2000A ist dann nur noch marginal.

Varianten im Design der Remote (Quelle: Internet)

Bei den Remotes sind die beiden DRE-2000 Varianten im oberen Bereich identisch, der Wechsel von PCM zum Buzzword DIGITAL findet dezent im unteren Bereich statt. Das Design der Remote zum DRE-2000A ist deutlich anders. Oben bleibt einzig der SONY Schriftzug erhalten, die Modellbezeichnung und der Hinweis auf den Verwendungszweck verschmelzen und wandern nach unten rechts. Das Buzzword DIGITAL findet sich nun nur noch einmal auf der Remote.

Verkaufspreis des Sony DRE-2000 und Preisentwicklung

Der Verkaufspreis des Sony DRE-2000 betrug 1981 USD 15’000. Das Sony DRE-2000A sollte 1984 DEM 31’000 kosten. Ein gebrauchtes Sony DRE-2000 wurde 1984 von Don Larking Audio Sales in London für GBP 3’500 angeboten. Aus Brüssel konnte man eines von Privat in 1986 für GBP 4’700 erwerben. Auf Gearslutz wurden 2004 Preise von USD 300 (der angeblich realistische) bis USD 9000 (der von CLA gehypte, siehe weiter unten) angegeben. Eine Auktion in Japan hat 2019 JPY 181000 (ca. EUR 1500) ergeben.

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

Aktuell wird ein Sony DRE-2000 aus den USA bei eBay für USD 4’750 gelistet, vor kurzem gab es dort ein Angebot aus England für GBP 2’750. Bei eBay Kleinanzeigen ist gerade ein DRE-2000 mit Startschwierigkeiten aus Gladbeck für EUR 2’600 verfügbar. Im April wurde ein Sony DRE-2000A aus Berlin für EUR 2’000 angeboten.

Mein Sony DRE-2000

Mein Gerät habe ich bei der Vemia Auktion von Peter Forrest im Mai 2019 gekauft. Der reine Auktionspreis waren GBP 1842 , dazu GBP 12 Verpackung und GBP 184,20 Auktionsprovision. Dazu kamen noch GBP 49,25 Versand und CHF 217,05  für Verzollung und Steuern. Zusammen also ca. EUR 2600.

Das Gerät ist über und über mit einer Signatur versehen. Vermutlich ein Techniker, der das Gerät mal repariert hat. Die LED auf der Frontplatte ist nicht original, vermutlich konnte keine passende Birne für den beleuchteten Schalter gefunden werden. Das Sony Logo fehlt auf der Frontplatte.

Signaturen im Inneren des Gerätes und auf der Fernbedienung

Peter Forrest äußerte auf die Frage, ob er die Unterschrift kenne: The only possibility I came up with when I saw those initials was John Leimseider, the brilliant tech at the National Museum of Music in Canada who sadly died last year.

Die Frage nach dem Verkäufer meines Gerätes und ob es ursprünglich aus Canada komme, hat er wie folgt beantwortet: The seller is a UK musician, but someone who sourced things from all over the world if he couldn’t find them locally.

Das Gerät stammt also wahrscheinlich aus Canada. Der Aufkleber mit der Seriennummer auf der Rückseite ist säuberlich in der Mitte durchschnitten, der Teil mit der Seriennummer wurde entfernt.

Gerüchteküche

Man findet Berichte, dass Sony alle Geräte zurückgerufen hätte, was die geringe heutige Verbreitung erklären könnte und die geringe Bekanntheit des Gerätes. Eine Auktion in Japan verweist darauf (siehe auch weiter unten bei Yamashita Tatsuro), dass das Sony DRE-2000 nicht an die Öffentlichkeit verkauft wurde („was not sold to the general public“) und daher nur selten auf dem Markt sei. Ich habe Chuck Zwicky angeschrieben und er kommentierte: I love my DRE-2000, it’s working perfectly. I heard that Sony was recalling and destroying them, though I do not know why they would do that.

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

Ein anderer User auf Gearslutz, Steve (triez) aus Australien hatte noch eine weiter Erklärung parat: As far as I know Sony was supplying one of these units when they sold one of their 3348 48 track tape machines to major recording studios as part of the deal and then for some reason they recalled them all.

Sony DRE-2000 im Rechner

Es gibt bisher keine algorithmische Emulation des Sony DRE-2000, aber einige Produkte bieten eine begrenzte Emulation mittels Impulsantworten an. So gibt es für Audio Ease Altiverb Samples aller vier Werksprogramme bei unterschiedlichen Settings. Bei Slate Digital ist es als FG2000 in der Verbsuite Classics enthalten.

Die Lords, der keine sind

Sucht man online nach Informationen zum Sony DRE-2000, so stolpert man unweigerlich über Chris Lord-Alge und seinen Bruder Tom, gerne auch als CLA oder TLA abgekürzt. Vor allem Chris wird zitiert mit Aussagen wie: I use the Sony DRE2000 on drums and percussion, and they have never improved on that sound., As far as outboard effects are concerned, the drums were mostly treated with a [Urei] 1178 at 4:1 and a Neve 33264 at 2:1, all slow attack and quick release stuff with 4-5dB movement. The reverb was the Sony DRE-2000, set to one second in length, just a short room. (beide Sound on Sound Interview 2007) oder My favorite reverbs are EMT 246, originally Yamaha Rev1, a Sony DRE-2000, an EMT 252. (ProSoundWeb Interview 2012, auch bei AudioFanzine zu finden).

Remote zum Sony DRE-2000 Hallgerät

Aber auch Tom kommt zu Wort: „My all-time favorite reverb is probably the Sony DRE-2000. It’s very natural, great on drums, great on creating a room. I’d like to think that my brother Chris and I had something to do with reviving the DRE-2000 somewhat, because they’re starting to turn up at more and more studios, where before we could almost never find them.“ (Music Producers: Conversations with Today’s Top Hit Makers, Hal Leonard Pub., 1992)

Beide haben 1984 bei UNIQUE RECORDING (New York City) gearbeitet, wo sogar zwei Sony DRE-2000 in den FX-Racks verbaut waren. Dort haben sie es wohl kennen und schätzen gelernt.

Hü und Hott

Im Magazin Studio Sound (03.1986) gab es eine Werbestrecke vom AMS unter dem Titel „Echo Times“, wo unter anderem ein Interview von Bobby Nathen and Tom Lord-Alge enthalten ist.

A.M.S.: What about reverbs?
B.N.: We bought a 224 and then a Sony DRE-2000 which was one of the first 16 bit machines and therefore had a fantastically bright top end but no bottom end – and still doesn’t have any bottom end but it goes very well with the 224. What came next was the gated plate sound that we had heard on Gabriel and Phil Collins albums and we experimented with what we’d got until we heard the RMX 16 and realised that was the sound we’d been working hard to get but not quite achieving.

A.M.S.: So you don’t think a studio should be without a 15-80S?
B.N.: Well let’s just keep talking about the 80S used as a sampler, used properly can save a group between 2 and 10,000 dollars because that’s what it costs to do a set up and get the right sound. Not that they are going to take that money and put it in their pockets – we recently sampled sounds from an early Cheap Tricks album and used them on their latest album – and they weren’t even aware it was possible. Anyway ask my engineer Tom Lord-Alge what he’d miss most if he walked into an empty studio.

Blick auf den Multipin-Anschluss für digitale Nutzung

Tom Lord-Alge.: Well I guess I’d miss the console and multitrack most (laughs). The session I’m working on now I’ve got the REV 7, the REV 1, Ursa Major, Sony DRE 2000, Publison, Lexicon and AMS. If there were only 2 units, no 3 units that I could have it would be 2 AMS reverbs and the AMS DMX 15-80S. I mean I use the AMS on everything because I can get all the sounds I need out of them – but if I have any other unit I can’t get the AMS sounds out of that!

Man war als über die Zeit nicht immer gleicher Meinung, aber sprach immer wieder gerne über das Sony DRE-2000. Man darf auch nicht vergessen, dass die Werbestrecke von AMS gesponsert wurde…

Hardware Architektur des Sony DRE-2000

Zum Sony DRE-2000 gibt es einen (fast) kompletten Schaltplan und Sony hat die Details des Gerätes in einem AES Convention Paper im Oktober 1981 beschrieben. Auch veröffentlicht als JASA Artikel: K. SEKIGUCHI, K. ISHIZAKA, T. K. MATSUDAIRA, AND N. NAKAJIMA; A New Approach to High-Speed Digital Signal Processing Based on Microprogramming; J.Audio Eng. Soc., Vol.31, No.7, 1983 July/August

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Blick auf das MEM Board

Die Hardware des Sony DRE-2000 ist ähnlich der des Lexicon 224 realisiert. Im Gehäuse liegen vier Platinen übereinander, ein Bus-Board verbindet diese. Dazu kommt der Analogteil vorne abgeschirmt in der Tür, ein Schaltnetzteil und zwei große Lüfter, die für Kühlung sorgen. Die Platinen sind mit ALU (Rechenwerk), MEM (Speicher), AD-DA (Wandler) und INT (Steuerung) bezeichnet. Dazu noch AMP (Analogteil) und die Remote.

Blockschaltbild des Sony DRE-2000 (Quelle: Sony AES Paper)

Das ALU Board beherbergt ein nahezu diskret in TTL (Transistor-Transistor-Logik mit 76 LS und S Chips) aufgebautes Rechenwerk (Register + ALU = RALU), wobei im Kern fünf Bit-Slice Prozessoren (uPB2901AD baugleich AM2901) mit 4-Bit eine Rechenbreite von 20-Bit bereitstellen. Die CPU des Minirechners PDP-11 der Digital Equipment Corporation war auf diesen Bit-Slice Prozessoren aufgebaut. Weiterhin sind fünf RAM Bausteine, ein Komparator und acht S-RAM auf dem ALU Board.

Das MEM Board stellt 48K mal 20-Bit Speicher bereit, laut Sony AES Paper und mir vorliegenden Schaltplänen auf 60 16K mal 1-Bit dynamische RAM Chips (MB8216) verteilt, bei meinem Model sind es dann 20 16K mal 1-Bit Chips (MB8264). Dazu gibt es noch TTL Glue-Logik und Treiberbausteine. Ebenfalls finden sich zwei 12×12-Bit Multiplikatoren auf dem MEM Board, die zusammen in der Lage sind, eine 24×12-Bit Multiplikation innerhalb von 170 ns auszuführen, was auch der Basiszykluszeit des Gerätes entspricht. Im Sony AES Paper sind diese Chips als TRW MPY12HJ angegeben, im Schaltplan sind sie als TDS5200-2 gelistet (Sony Teilenummer 8-759-952-02). Wenn man nach den Angaben aus dem Schaltplan sucht, so findet man Angebote, wo diese Chips quasi in Gold aufgewogen werden.

 

MEM Board des Sony DRE-2000 mit den beiden Multiplikator-Chips oben links

Auf dem INT Board findet sich eine Z80 CPU (LH0080A) und das Übliche, was man eben so braucht. EPROMS tragen die Firmware und ein UART stellt die Kommunikation zur Remote her.

Kommen wir zum AD-DA Board. Ein Analog Devices AD582KH Sample&Hold-Chip ist bei der Wandlung einer Kaskade aus 4-Bit (Widerstände mit AD7511DIKN 4-fach Analogschalter) und monolithischem 12-Bit Wandler (Burr-Brown ADC84KG-12) vorgeschaltet. So wird ein Kanal mit 16-Bit analog-digital gewandelt. Ausgangsseitig kommt ein 16-Bit Wandler (Burr-Brown DAC71-COB-V) zum Zuge, der via AD7512DIKN 2-fach Analogschalter im Multiplexverfahren das verhallte Signal auf die beiden Stereo-Kanäle ausgibt.

AD-DA Board mit abgeschirmtem AD Wandler links und DA Wandler rechts

Vor der AD-Wandlung gelangt das Signal durch einige NEC uPC159 OP-Amps und nach der DA-Wandlung treiben zwei LM310H die Leitungen zum AMP-Board.

AMP Board des Sony DRE-2000 mit drei Anti-Aliasing Filtern und zwei Ausgangsübertragern (Quelle: Gearslutz – Chuck Zwicky)

Dort werden die Audio-Signale jeweils durch NEC uPC4558C OP-Amps verstärkt und durchlaufen drei gekapselte Anti-Aliasing Filter. Die Ausgänge werden schließlich durch zwei TAMRADIO TPC-70 Übertrager galvanisch entkoppelt und symmetriert.

Die analogen Baugruppen sind sorgfältig abgeschirmt und werden von lokalen Spannungsreglern mit stabilisierter Spannung versorgt.

Gegenüber einem rein TTL basierten EMT 250 mit seinen gut und gerne 400 ICs konnte Sony beim DRE-2000 die Anzahl der Chips senken, in der ersten Version kann man von ca. 330 Chips im Digitalteil ausgehen, in den späteren Versionen waren es dann nur noch um die 250 Chips. Das EMT 250 kommt auf 250 Operationen in 40 us (6,25 MOPS), das Sony DRE-2000 schafft 180 Instruktionen in 31,25 us (5,76 MIPS) oder anders gerechnet verstreichen 170 ns pro Instruktionen, was einer Performance von 5,88 MIPS entspricht. Nicht berücksichtigt ist hier aber die höhere Auflösung des Sony DRE-2000 und auch die Tatsache, dass das Rechenwerk beim Sony DRE-2000 mehrere Operationen pro Instruktion ausführen kann.

Hallstruktur des Sony DRE-2000

M.R. Schröder hat 1962 eine Struktur aus vier parallelen Kammfiltern und zwei dahinterliegenden seriellen Allpässe beschrieben. Klanglich zeigt sich ein flatterndes Echo bei kurzen Signalen und ein metallischer Klang, speziell bei längeren Hallzeiten. Modulationen der internen Delays sind ein probates Mittel, diese Effekte zu mildern, was B. Blesser beim EMT 250 einsetzte. D. Griesinger hat beim Lexicon 224 einen anderen Weg gewählt, der Schleifen von Allpässen enthält und ebenfalls Modulationen verwendet.

Kühlung durch zwei große Lüfter

J. Moorer hat seinen Artikel About This Reverberation Business Juni 1979 im Computer Music Journal veröffentlich. Dort beschreibt er eine verbesserte Struktur, die sechs parallele Kammfilter in einen Allpass schickt. Die Kammfilter enthalten Filter in den Rückkopplungszweigen, um so ein frequenzabhängiges Abklingen der Hallfahne zu ermöglichen. Weiter schlägt er vor, eine Reihe von Einzelechos dem Hallsignal voranzustellen, um so die ersten Reflektionen des Raumes zu simulieren. Am Ende des Papers schlägt er vier Themen für weitere Forschungen vor.

Offenbar hat Sony dieses Paper gelesen, denn die Hallstruktur des Sony DRE-2000 entspricht einer Erweiterung der von Moorer vorgeschlagenen. Sie besteht aus acht parallelen Kammfiltern, die zusammengefasst in zwei parallele Stränge mit je zwei seriellen Allpässen geführt werden, um so einen Stereoeffekt zu erreichen. In den Rückkopplungszweigen der Kammfilter sind Filter eingefügt. Anstelle einer Reihe von Einzelechos wird genau ein Einzelecho verwendet, um so die erste Reflektion abzubilden.

 

Von Moorer abgeleitete Hallstruktur des Sony DRE-2000 (Quelle: Sony AES Paper)

Sony hat auch die vier Themen ernst genommen und einige davon gelöst. Die zweite von Moorer formulierte Frage nach dem charakteristischen Klang solcher Hallstrukturen wurde zumindest dahingehend gelöst, dass die vielen Parameter im Gerät so abgestimmt wurden, dass es auch ohne Modulationen hervorragend klingt. Die dritte Frage nach unter anderem komplexeren Filtern in den Rückkopplungszweigen hat Sony zur Verwendung von Hoch- und Tiefpassfiltern inspiriert und schließlich hat man das Problem der Rechenzeit durch Entwicklung einer echtzeitfähigen Hardware aus der Welt geschafft.

Zum Thema Modulation bei Sony (oder besser Nicht-Modulation) schreibt Chuck Zwicky auf Gearslutz: Sony, for example, refused to add any type of modulation to their first and second generation reverberators, stating in the inimitably corporate way, that these things „did not exist in nature“. In a similar vein, I have posted some fairly descriptive examples in this thread of modulation gone wrong in a modern state of the art reverberator, and the response from the programmer fell pretty much on the side of the ‚purist‘, even stating that in ‚classical music‘ these things do not apply.

Ich selber mag eigentlich den Klang modulierter Hallfahnen, gerade die von Lexicon gewählte Art und Weise passt für mein Hörempfinden sehr gut zu synthetischen Signalen. Wie wir bei den Klangbeispielen noch sehen werden, bewährt sich ein nicht moduliertes Hallsignal wie beim Sony DRE-2000 aber gut im Bereich der akustischen Instrumente.

Entwicklerteam bei Sony für das DRE-2000

Wenn man das Team den Autoren des Sony AES Papers gleichsetzen kann, so waren Keisuke Sekiguchi (*1947), Koichi Ishizaka (*1949) und T. Ken Matsudaira (*unbekannt) unter der Leitung von Heitaro Nakajima(*1921) für die Entwicklung des Hallgerätes verantwortlich. Im Handbuch hat Keisuke Sekiguchi als Design Engineer die Sektion mit den Neuerungen der Version 2 unterschrieben.

Remote zum Sony DRE-2000 Hallgerät

Marketing zum Sony DRE-2000

Wenn man sich ansieht, was an Informationen zum Sony DRE-2000 zu finden ist, so drängt sich der Eindruck auf, dass zumindest Sony in den USA und in England markantes Marketing Anfang der 1980er Jahre betrieben hat.

So gab es nicht nur oben erwähnt Roadshow in den USA, sondern es wurden auch regelmäßig in den verschiedenen Magazinen Studios gelistet, die ein Sony DRE-2000 angeschafft hatten.

In der Billboard-Ausgabe vom 27.03.1982 findet sich dieser Artikel:

Wallace Keys On Spatial Sonics
NEW YORK -„Playing“ the control room as a musical instrument is not a new concept in the world of recording. Back in the days of monaural 78 r.p.m. records, the jazz great Sidney Bechet used the resources of a 1941 RCA recording studio to stack clarinet, soprano saxaphone, piano, bass and drum parts when he recorded „The Sheik Of Araby.“

Among today’s performers who have made innovative excursions into electronics, George Wallace is one multi-instrumentalist who is also at home in a studio control room.

Wallace’s experiments in spatial sonics, utilizing Sony’s DRE-2000 digital reverberator, are showcased in „What It Is,“ a Portrait album scheduled for spring release. The album was recorded at Kajem Studios in Philadelphia.

Wallace sings and plays all keyboard instruments as well as bass and rhythm guitar and percussion. Drummer Jim Bralower and Foreigner reedman Mark Rivera join in for the 10 tunes.

Wallace calls his songs „oral cartoons“ and arranges them with reverb and echo effects.

Audio equipment is seen by both Wallace and the Kajem staff as an extension of the musical instrumentation. The spatial color provided by the digital reverberator means a more heavily textured album.

The Sony unit features hand-held controls, a 10-program memory, four reverberation modes (two for echo and two for delay), a non-volatile volatile memory and direct interface with analog and digital recording systems. The four reverberation modes provide a range of basic reverb time, pre-delay time and delay time of both early reflection and sub-reverb, and frequency response of the outgoing signal.

Kajem engineer Joe Alexander explains, „You can go back and refer to specific effects, and you can use them from song to song, from track to track. If you like a particular effect, you can print it and integrate it into the appropriate track, thereby freeing up the unit to produce other sounds.“

Remote zum Sony DRE-2000 Hallgerät

In der Zeitschrift STUDIO SOUND vom August 1982 wird über die Digitalisierung des Rundfunks berichtet. ILR steht für Independent Local Radio, welches der Sammelbegriff für kommerzielle Radiosender in England ist, also Private Radiosender im Gegensatz zur staatlichen BBC:

Bournemouth ILR station Two Counties Radio, has broken new ground with its first digital session being recorded on March 6 for later transmission. The session which took place in the station’s Studio 3, the largest in ILR, featured four vocalists and was mixed by chief engineer Stan Horobin, assisted by Chris Hollebone from Sony Broadcast. The session was mixed live digitally and the existing studio equipment was used together with a Sony PCA4 100 14 -bit digital processor and Sony BVU 200B Umatic recorder. The tapes were subsequently edited using the Sony DAE 1100 digital audio editor, with extra effects being provided by a Sony DRE 2000 digital reverberator.

Werbeanzeige von Sony im Studio Magazin Februar 1982 Heft 48 (Quelle: Echoschall Archiv)

Im europäischen Raum sind mir keine solchen Aktionen bekannt, aber das kann auch ein Effekt der Filterblase sein, in der man sich mit seinen Recherchen zwangsweise befindet. Laut einer Information von Peter Grandl hatte Sony in der fraglichen Zeit in Deutschland keinen auf den Bereich Musikinstrumente spezialisierten Vertrieb. Dennoch konnte ich im Archiv von Echoschall je einen Testbericht zum Sony DRE-2000 und Sony DRE-2000A finden.

Artikel im polnischen Magazin Radioelektronik mit Bezug zum Sony DRE-2000

Eines der ersten Resultate meiner Recherche war die Ausgabe 5.81 des polnischen Magazins Radioelektronik. Darin ist ein Artikel mit dem schönen Titel „Elektroniczne urządzenie pogłosowe“ abgedruckt, was in etwa „Elektronische Nachhallanlage“ heißen dürfte. Die polnische Radioelektronik entspricht ungefähr der deutschen ELRAD, manche der online verfügbaren Ausgaben sehen sogar vom Layout der ELRAD sehr ähnlich. Der Themenkreis überschneidet sich aber mit dem in Deutschland von der Funkschau abgedeckten Bereich. Die Radioelektronik erschien monatlich zwischen 1979 und 2009, ab 1991 mit dem Untertitel Audio – Hi-Fi – Video und richtete sich an Funkamateure und interessierte Laien. Die Redaktion war hochkarätig besetzt und hatte vom Professor über Doktoren und Master Ingenieure bis zu Ingenieuren und Mitgliedern des Militärs alles zu bieten. Ab 2010 gab es eine digitale Version, die von der Vereinigung der polnischen Elektroingenieure herausgegeben wurde. Das Magazin steht in der Tradition der Vorkriegszeitschrift „Radio-Amator“ (1924-27) und der Nachkriegszeitschrift „Radioamator“ (1950-61).

Der Artikel selber stellt das Thema Nachhall recht allgemein dar und verwendet das Sony DRE-2000 als Beispiel für den Einzug der Digitaltechnik in den Bereich der Elektroakustik. Somit handelt es sich um keinen Testbericht. Sehr interessant ist der detaillierte Abdruck von speziellen Einstellungen, die verschiedene genau bezeichnete Konzertsäle oder Räume simulieren sollen. Das habe ich in dieser Form noch in keinem Magazin gesehen.

Spezielle Halleinstellungen für das Sony DRE-2000 (Quelle: Radioelektronik 5.81)

Ein polnischer Arbeitskollege hat mir noch ein wenig die Hintergründe erläutert. Im kommunistischen Polen von 1981 hatte man keinen offenen Zugang zu neuen Technologien, außer man stand irgendwie in Verbindung mit der Partei. Das Magazin hatte eine Verbindung zum TVP, dem staatlichen polnischen Fernsehen und hatte somit evtl. Zugang zu genau einem solchen Gerät.

In diesem Magazin ging es in der Regel um Themen der Unterhaltungselektronik, Funktechnik, Telekommunikation und Anwendung der Computer Technologie. Artikel im Magazin erklärten typischerweise Geräte und Schaltungen auf theoretischem Niveau, selber ausprobieren konnte man es normalerweise ja mangels Zugang nicht. Geübte Bastler waren somit in der Lage, sich einige Geräte und Schaltungen nachbauen, die Bauteile gab es zu kaufen.

Rückseite des Sony DRE-2000 mit entfernter Seriennummer

Alben oder Acts mit Sony DRE-2000

The Sugarcubes

Ed Thacker, der Engineer von The Sugarcubes berichtet in Recording Engineer / Producer May 1992:

REP: How long did the mixes take?
ET: Each mix took approximately a day. We like to start around lunchtime and then finish up each mix at lunchtime the next day. Because of the Fairchild compression in the room, I didn’t need to use a lot of digital reverb. I used the Sony DRE -2000 for snare drum – that’s my favorite these days – and for her vocal, depending on the sound, we’d use some 480 or Rev 7. I used the 480 more for the room and smaller reverbs and the Rev 7 for the larger verbs.

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Afrika Bambaataa – Planet Rock

Gemäß Info von Sound on Sound wurde ein Sony DRE-2000 von Arthur Baker bei den Aufnahmen zu Afrika Bambaataa – Planet Rock verwendet:

Equipment of Planet Rock:
– Roland TR-808: Drums
– Micromoog: Bassline, Percussions, Storm, The Mexican Lead
– Fairlight CMI: Explosion & Hits
– Prophet-5: Percussions, String Melodys
– Neve console
– Studer 24–track tape machine
– Urei monitors
– Lexicon PCM41 digital delay
– Sony reverb (SONY DRE 2000)

Mastering: Herb Powers Jr.

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Dire Straits – Money for Nothing

In der Classic Tracks Reihe von Mix Online findet man diese Info:

Dorfsman says the principal processors on the album are Sony DRE-2000, a number of EMT plates and the then-trendy (and expensive) AMS reverb. The project was among the first rock albums cut entirely on a 24-track Sony digital recorder, which Dorfsman says he „loved from the first minute I used it. Mark ended up buying one after working on that album.“

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Bob Dylan – Shot of Love

In der August Ausgabe von Recording Engineer / Producer im Jahre 1981 steht diese Geschichte:

RECORDERS (Los Angeles) was the recording venue of Bob Dylan’s upcoming album Shot of Love. Produced by Chuck Plotkin and engineered by Toby Scott, the album features guest appearances by Ringo Starr, Ron Wood, Andrew Gold, and Ry Cooder. For echo and reverb, the new Sony DRE 2000 digital reverberator was utilized on all cuts, to give a live sound to the controlled studio acoustics. The project was completed shortly before Dylan left for his summer European tour. Other notable projects out of Clover include Bruce Springsteen’s The River, which was mastered digitally using the Sony PCM system.

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Yamashita Tatsuro – Christmas Eve

Auf dem hauseigenen Portal Cocotame verbreitet Sony allgemeine Informationen zu Musik und Kultur und stellt einen Workshop zum Thema Hall mit Takeshi Hara, dem Top-Ingenieur von Sony Music Studio bereit. Das Sony DRE-2000 wird dort lobend erwähnt:

In Sachen Digitalhall ist das DRE-2000, das von Sony entwickelt wurde, ebenfalls ein bemerkenswertes Modell, und natürlich das berühmte Lied „Christmas Eve“ von Tachiro Yamashita, das von dem bekannten Ingenieur Mr. Tadashi Yoshida geschrieben/bearbeitet wurde, der den Sound von Sony steuert. Zur Bestätigung wurde ein wunderschöner Reverb-Sound in den Quilt eingefügt.

Ähnliche Informationen finden sich in einer Sony DRE-2000A Auktion bei Yahoo:

Es handelt sich um einen Hall, der von SONY als DRE-2000A im Jahre 1984 hergestellt wurde. Eine High-End-Business-Maschine, die damals Millionen Yen gekostet hat.

Dieses Gerät sollte eine EMT 140 Hallplatte imitieren und die Parameter können entsprechend eingestellt werden. Dies gefiel dem Toningenieur Mr. Tamotsu Yoshida und es wurde von ihm intensiv im Werk des Künstlers Tatsuro Yamashita in den 1985er Jahren verwendet. (Aus einem 90er Jahre Interview mit Sanreco)

Es ist ein Modell, das nicht an die Öffentlichkeit verkauft wurde und daher nur selten auf dem Markt ist.

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Rebecca – Raspberry Dream

Einem auf icon.jp am 21.04.2015 veröffentlichten Interview zum Hi-Res Remix eines Albums konnte ich entnehmen, dass dort originär ein Sony DRE-2000 verwendet wurde:

Rebecca Raspberry Dream von 1985 wurde von Shuhisa Kawabe im CBS/Sony Shinanomachi Studio mit einem DRE 2000 aufgenommen: Aber was die Ausrüstung angeht, sollte ich nichts Besonderes verwenden, also werde ich versuchen, mich daran zu erinnern, was ich im Studio hatte. Es gab kein Lexikon und kein AMS, der Hall war also EMT 140 und Sony DRE-2000.

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Klangbeispiele zum Sony DRE-2000

Metallischer Pluck vom Modal 002

Das obertonreiche und perkussive Signal vom Modal 002, welches in der Tonhöhe ansteigt und somit einen breiten Frequenzbereich abdeckt, soll einen ersten Eindruck vom Charakter der vier Werksprogramme vermitteln. Man kann den von Sony angestrebten Klangeindruck nachvollziehen. Zur Erinnerung:

Reverb A – Plattenhall
Reverb B – Konzerthall
Reverb C – Federhall
Reverb D – DRE-2000 Spezialhall

Es verhält sich aber ein wenig so, wie mit den Preset-Namen früher Monosynths: Die Phantasie wird gefordert und nach einiger Zeit passen Klang und Bezeichnung zueinander.

Wersi EX10R Drums

Ein kleines Drumpattern aus dem Wersi EX10R wird vom Sony DRE-2000 verhallt und zeigt, dass Drums mit dem Hall gut zusammenpassen, vor allem kürzere Räume. Reverb A bringt ordentlich Schub im Bass. Reverb B weiß zu gefallen, bei Reverb C verschieben sich die betonten Frequenzen und bei Reverb D ist die lange Hallzeit mit Betonung der Höhen etwas zu viel des Guten.

Flügelklang

Mit einem Sample-basierten Flügelklang (Dank an Peter M. Mahr für die trockene Phrase) zeigt sich das Sony DRE-2000 von seiner starken Seite. Alle vier Hallvarianten legen sich wie eine zweite Haut um den Klang und umspielen ihn angenehmer Weise. Selbst das höhenreiche und vergleichsweise lange Reverb D passt beim Flügel sehr gut.

Klarinette

Auch die Klarinette weiß zu gefallen, offenbar kommt der Hall aus dem Sony DRE-2000 mit Naturinstrumenten besser klar, als mit den synthetischen Beispielen vom Anfang.

Gesang

Wieder fällt Reverb A mit viel Bass auf, das würde man sicher korrigieren wollen. Bei Reverb D lösen die Plosiv- und Zischlaute der Erzeugung von keinen Hallwölkchen aus, so muss das sein. Sehr gefällig, wenn auch nicht ganz am typischen Lexicon bigger-than-life Wohlfühl-Hall.

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

Low End durch High End

Etwas Spaß muss sein und da ich vor kurzem nach langer Suche einen original Nintendo Game Boy in einer Brockenstube aufgetrieben habe, darf dieser günstige kleine Kasten eine seiner typischen Pieps-Melodien durch das damals sündhaft teure Edelreverb schicken.

Die Parameter sind nun frei eingestellt, im ersten Beispiel kommt das Sub Reverb mit voller Lautstärke zum Einsatz, wobei die Hallzeit mit 0.5 sec kurz gehalten ist und die Delays auf das Tempo angepasst wurden. Das zweite Beispiel kommt ohne Early Reflections und Sub Reverb aus und beim dritten Beispiel wurde Reverb A von 3 sec Hallzeit auf 4,5 sec verlängert.

Das Arrangement der Game Boy Musik ist sehr dicht und lässt nicht viel Raum für den Hall, das erste Beispiel gefällt mir somit am besten, weil es den Groove subversiv konterkariert.

Horizontale Verkostung

In Anlehnung an das entsprechende Konzept bei einer Weinprobe stellt sich das Sony DRE-2000 dem Vergleich mit Hallgeräten aus derselben Epoche. Hier habe ich auf Aufnahmen vom Lexicon 224 und dem EMT 246 zurückgegriffen.

Zuerst hören wir ein Orgel-Beispiel, die Einstellungen orientieren sich an einigen Presets vom EMT 246, die aufgrund von den Hauptparametern auf den anderen Geräten nachgestellt wurden. Treue Leser des Sequencer.de-Forums mag das Konzept bekannt vorkommen und in der Tat habe ich es aus meinem dortigen Hallende Hallen Thread entliehen.

Die Hallsounds sind grob diese:

1: Dom (LPF bei 5 kHz / Predelay 180 ms / Decay 8 sec)
2: Kirche (LPF bei 8 kHz / Predelay 68 ms / Decay 4 sec)
3: Kathedrale (LPF bei 8 kHz / Predelay 120 ms / Decay 15 sec)

Bei den Beispielen zum Lexicon 224 und EMT 246 sind die drei Sounds hintereinander geschnitten.

Hier fällt nun ein bedeutender Unterschied der Geräte deutlich auf. Während EMT 246 und vor allem das Lexicon 224 die Hallfahne modulieren (man achte auf den kräftigen und schwebenden Klang beim Lexicon 224 Dom-Beispiel gleich zu Anfang und das gewisse „Eiern“ beim finalen Ausklang und bei Lexicon 224 und EMT 246 am Ende des Kathedralen-Beispiels), verzichtet das Sony DRE-2000 in jeder Lebenslage vollständig auf Modulationen.

Ein Drumpattern der TR909 wird nun verhallt, das Konzept bleibt wie oben, wieder dienen einige Presets vom EMT 246 gewissermaßen als Leitfossilien. Die Parameter diesmal:

1. Raum (LPF bei 12 kHz / Predelay 0 ms / Decay 0,6 sec)
2. Halle (LPF bei 8 kHz / Predelay 80 ms / Decay 3,3 sec)
3. Inverse (Nonlinear Settings)

Das Sony DRE-2000 ist hier wegen fehlender Modulationen leicht im Vorteil, hat aber einen körnigeren Klang, offenbar bauen die anderen Geräte schneller ein dichteres Reflektionsmuster auf. Das Lexicon 224 hat meinem Geschmack nach beim kurzen Raum das Nachsehen, gibt bei der Halle aber ordentlich Gas und hallt fast schon etwas zu stark. Bei den nonlinear Settings hat das Sony DRE-2000 prinzipbedingt einen Nachteil, da es keinen speziellen Algorithmus dafür bietet. Aber auch die anderen Geräte wissen hier nicht so recht zu überzeugen. Allen fehlt eine gewisse Dichte bei den in der Lautstärke ansteigenden Reflektionen. Aber als Effekt zur Auflockerung von Drumpattern reicht es allemal.

Remote zum Sony DRE-2000 Hallgerät

Vertikale Verkostung

Bei einer Weinprobe würden Weine eines einzigen Weingutes aus verschiedenen Jahren verköstigt werden, hier vergleichen wir das Sony DRE-2000 (1981) mit dem Sony MU-R201 (1986) und dem Sony DPS-R7 (1991).

Das Sony MU-R201 hat einen komplett anderen Parametersatz, aber mit etwas Probieren ließen sich ähnliche Hallklänge einstellen. Das Sony DPS-R7 hingegen ist so mächtig von den Parametern und ebenso umständlich in der Bedienung, dass einige passende Presets ausgewählt wurden.

Auch wenn das Sony MU-R201 gerne als Ersatz für das Sony DRE-2000 empfohlen wird, ist es doch ein ganz anderes Gerät und hat meiner Meinung nach deutlich Mühe, hier im Vergleich klanglich zu punkten.

Dem Sony DPS-R7 jedoch merkt man die zehn Jahre an, die Sony seit der Vorstellung des Sony DRE-2000 offensichtlich genutzt hat, die Algorithmen zu verfeinern. Und es fällt auf, dass der Nachhall nun moduliert wird. Im Vergleich zum Lexicon 224 auch deutlich unaufdringlicher und mit weniger „Eiern“.

Was mir beim Einstellen dieser Beispiele besonders aufgefallen ist: Das Sony DRE-2000 ist ein Sweet-Spot Hallgerät. Egal, was man einstellt, es klingt angenehm und rund, es gibt keine technischen Entgleisungen. Beim Sony MU-R201 muss man genau aufpassen, den Spread-Parameter zum Signal passend einzustellen. Liegt man dort daneben, dass scheppert das Gerät gar fürchterlich. Beim Sony DPS-R7 besteht neben der realen Gefahr, sich in den vielen Parametern zu verirren auch das Problem, dass bei manchen Einstellungen sich die Energie im Halltank aufschaukelt und man um seine Lautsprecher fürchten muss.

Die Eindrücke ähneln sich, das Sony DRE-2000 überzeugt mit Charakter, das Sony MU-R201 kommt nicht ganz mit, hat aber weniger Probleme mit den Drums, als mit der Orgel. Das Sony DPS-R7 klingt am natürlichsten. Wieder sind die nonlinear Settings speziell, wobei beim Sony DPS-R7 das Problem fehlender Dichte gelöst wurde.

Ach ja, ich habe etwas geflunkert, die Aufnahmen des Sony MU-R201 wurden mit einem baugleichen Ibanez SDR 1000+ erstellt.

Sony DRE-2000 Hallgerät

Real Snare

Da das Sony DRE-2000 als das default Snare Reverb von Chris Lord-Alge gehandelt wird, habe ich eine kleine Snare-Sequenz auf Sample-Basis erstellt und durch das Sony DRE-2000 geschickt. Ausgehend von einem kurzen Raum werden die Parameter beliebig verstellt, manchmal mit kurzen Glitches zu hören. Im zweiten Beispiel bleiben die Parameter gleich eingestellt, nur die Hallzeit wird bis zum Maximum erhöht.

Die polnischen Einstellungen

Der weiter oben beschriebene Artikel über das Sony DRE-2000 in der polnischen Zeitschrift Radioelektronik 05 von 1981 enthält eine Aufstellung von Parametern zum Gerät, die einigen bekannten Konzertsälen zugeordnet sind, bzw. einen kleinen Raum oder die riesige Halle eines  Flughafens nachbilden sollen.

Die Beispiele mit längeren Hallzeiten bestätigen das schon beschriebene: Das Sony DRE-2000 liebt eher kurze akustische Signale und das Staccato gespielte Saxophon adäquat verhallt.

Herausragend und mit am besten im ganzen Test gefallen hat mir jedoch der kleine, gedämpfte Raum. Das monophon aufgenommene Saxophon gewinnt hier eine ganz spezielle Räumlichkeit, so dass ich beim ersten Hören den Spieler direkt neben mir wähnte.

Verbreitung des Sony DRE-2000

Nach Berichten aus den Jahren 1981 bis 1994 waren diese Studios im Besitz eines Sony DRE-2000 oder DRE-2000A:

The Kajem/Victory studio, Philadelphia, USA
db Recording Studios, Florida, USA
Minot Sound, White Plains, USA
Unigue Recording, New York City, USA (2 Stück)
Windmill Lane Studios, Dublin, Irland
Allen Zentz Recording, Hollywood, USA
Treasure Isle Recorders, Nashville, USA
Digital Services, Houston, USA
Audiotechniques, New York City, USA
Amigo Recording Studios, Hollywood, USA
Studios de la Grande Armée, Paris, Frankreich (2 oder 3 Stück)
National Recording Studios, Macquarie, Australien
Wisseloord Studios, Hilversum, Holland
Soetelieve Studios, Hertogenbosch, Holland

Aktuell konnte ich diese Studios ausmachen, die ein Sony DRE-2000 oder DRE-2000A bieten:

Onkio Haus Inc., Tokyo, Japan (3 Stück)
Greenbird Studio, Tokyo, Japan
Tone House Studios, West Babylon, USA
Excantine Recording & Mixing Studio, Imola, Italien
Sony Music Studios, Tokyo, Japan
Music Art Studio, Ungarn
Robot Lemon Studio, Nashville, USA
Atlantis Grammofon Studio, Stockholm, Schweden
EMAC Recordingstudios, London (Ontario), Canada
Slinky Studio/Project 5, Tokyo, Japan
zmix studio, New York City, USA
Pyrate Llama Recording Studio, McMinnville, USA

Beim letzten Eintrag gibt es allerdings 50 Punkte Abzug für Slytherin. Dort wird das Sony DRE-2000 nur virtuell vom Slate Digital Verbsuite Classics Bundle emuliert. So Rückt der Gewinn des Hauspokals in weite Ferne.

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

Ganz Gallien?

Ist nun also das Sony DRE-2000 der erste Digital-Hall aus Japan? Nicht ganz. Wer die Entwicklungsgeschichte des digitalen Audioequipments bei Sony genau gelesen hat, dem ist sicher der Eintrag zum Oktober 1978 aufgefallen. Unter anderem wird dort der Professional Digital
Reverberator DRX-1000, 16-bit erwähnt.

Auch im Studio Magazin Nr. 16 vom April 1979 ist folgendes von der 62. AES-Convention in Brüssel (13.-16. März 1979) zu lesen: Im Sony-Demonstrationsraum waren einige interessante Neuheiten auf dem Sektor der Digitaltechnik zu besichtigen. Der DRX 1000 Digitalreverberator ermöglicht die Verhallung ankommender digitaler Signale. Das heißt, die digitalen Signale können direkt in das Gerät eingespeist werden, wobei die Hallerzeugung ebenfalls digital vonstatten geht. Die Hallzeit kann im Bereich von 0 bis 20 s, die Hallverzögerung zwischen 0 und 100 ms gewählt werden. In Kombination mit dem Analog-Digital/Digital-Analog-Wandler von Sony kann dieses Hallgerät auch schnell mit existierender analoger Technik kombiniert werden.

Somit geht bei Sony dem kommerziellen DRE-2000 ein DRX 1000 genanntes Gerät voraus, das aber den Prototypen Status eines Messemodells nicht überschritten hat. Genau so dürfte es bei EMT mit dem EMT 144 von 1972 gewesen sein. Erst das EMT 250 hat es 1976 in den kommerziellen Verkauf geschafft.

Geben Sie mir ein Ping, Vasily. Und bitte nur ein einziges Ping! – Impulsantworten zum Sony DRE-2000

Wer nun Gefallen am Klang des Sony DRE-2000 gefunden hat, sich aber vor der Investition in ein Vintage Reverb scheut, der kann gerne kostengünstig den Klang mittels eines Faltungshall-Plugins nutzen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, von den vier Presets meines Gerätes je fünf Varianten der Hallzeit aufzunehmen und dazu noch die fünf polnischen Einstellungen. Das Archiv mit den 25 Impulsantworten kann hier heruntergeladen werden.

Quellenangabe und Dank

Die meisten Informationen habe ich in den folgenden Archiven gefunden oder sonst wo in den endlosen Weiten des Internet:

The Internet Archive
The history of radio documented in thousands of publications
Studio Magazin Archiv bei Echoschall

Wertvolle Hinweise habe ich von Chuck Zwicky (zmix@gearslutz), Steve (triez@gearslutz) und Sean Costello (the „algorithmic reverb plugin wizard“ at Valhalla DSP) erhalten, der mir das AES Paper von Sony hat zukommen lassen.

Denis Cazajeux von Oto Machines (siehe Test & Interview zum OTO BAM) konnte meine Vermutung, dass das Sony DRE-2000 ohne Modulation arbeitet aus eigener Hörerfahrung bestätigen.

Vielen Dank an meinen Arbeitskollegen Marek Kulesza, der mir die Situation im sozialistischen Polen der 1980er Jahre nähergebracht hat und beim Lesen, Verstehen und Einordnen des Artikels aus der Zeitschrift Radioelektronik geholfen hat.

Photographisches

Wir sind ja hier unter Nerds und somit sei zu Protokoll gegeben, dass meine Aufnahmen vom Sony DRE-2000 mit einer Sony Alpha a7 II Systemkamera (ILCE-7M2) und Canon new FD Objektiven (35mm/f2.8 – 50mm/f1.4 – 85mm/f1.8) erstellt wurden. Diese Festbrennweiten sind 1979 in den Handel gekommen und sind somit eine passende Wahl. Hier halte ich es also wie Doc Brown, im Sinne von: Wenn schon durch die Zeit reisen, dann wenigstens mit Stil.

Sony DRE-2000 Hallgerät mit Remote

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Fazit

Schon länger hat es mich gereizt, mehr über das rätselhafte Sony DRE-2000 Hallgerät in Erfahrung zu bringen und vor allem, seinen Klang und das Verhalten im Bereich seiner Parameter zu ergründen.

Nach ca. 45 Tagen fast täglicher Beschäftigung mit dem Gerät selber, dem Lauschen nach dessen Hallfahnen, der Beschäftigung mit seiner Technik, der Recherche in verschiedenen Archiven und auch dem Fotografieren des Gerätes ist die Faszination geblieben und das Staunen über die großartige Leistung des Teams von Sony, ein solches Gerät mit der doch arg limitierten Technik der späten 70er Jahre auf die Beine zu stellen.

Die Bedienung über die mit Sensortasten übersäte Fernbedienung ist eine wahre Freude und man kommt schnell dahin, wo man halltechnisch hingelangen möchte.

Der Klang überzeugt. Das Gerät ist rauscharm und liefert einen angenehmen Hall, der sich hervorragend mit Naturinstrumenten und perkussiven Sounds verträgt. Vor allem kurze Räume lassen sich sehr gut erstellen. Im Vergleich mit den früheren Vertretern der Vintage High-End Liga an Hallgeräten wird der Hall mit höherer Auflösung und höherer Bandbreite berechnet. Wer das als fehlende Wärme empfindet, hat etwas Wesentliches nicht verstanden und sei auf die Eingangsfilter verwiesen. Man mag auch weiter die klangverbreiternde Wirkung von Modulationen vermissen oder den Mangel von spektralem Plasma bemängeln. Ersteres ist einer bewussten Designentscheidung des Sony-Entwicklerteams geschuldet, das letztere ist eine Folge der höheren internen Genauigkeit.

Das Sony DRE-2000 ist gewissermaßen ein Hybride: das Gehäuse und Remote Konzept stammt vom Lexicon 224, die Parameter stammen vom EMT 250 und sogar die Hitzewarnung wurde von dort übernommen. Sony verbindet das gekonnt mit einer eigenen Bedienphilosophie mit Sensortasten auf der Remote und einem eigenen, von Moorer inspirierten Ansatz bei der Hallstruktur.

Plus

  • einfache Bedienung über die Sensortasten der Remote
  • Klang
  • Mojo

Minus

  • Preis

Preis

  • USD 15000 oder DM 31000 neu im Jahre 1981
  • EUR 2600 inkl. aller Kosten im Jahre 2019 für mein Gerät
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Seziert bis auf die Knochen. :)
    Die Orgel war bestimmt sehr glücklich als Lexicon ihr den gefälligsten Hall von allen spendieren konnte.
    EMT dröhnt da nur und Sony hat definitiv ein Problem mit spektral undynamischen Signalen.
    Klassische Instrumente (bis auf die Orgel) klingen dafür wunderbar, was mich bei den klassikaffinen Japanern nicht wundert. Die hatten einfach keine anderen Prioritäten. Was mich wundert ist wie schlecht ein DPS R7 klingt.
    Diesen Artikel werde ich bestimmt noch 10 mal lesen und immer wieder was neues finden.
    Danke dafür! ;)

    • Profilbild
      swissdoc RED

      Das Sezieren hat mächtig Spass gemacht. Freut mich, dass das Ergebnis gefällt.
       
      Zum Thema Lexicon 224 hat psv-ddv in privater Kommunikation vor kurzem erwähnt: „Das Vergleich mit dem 224 ist etwas unfair, das Ding ist ja halb Chorus, halb Hall, naturgemäß klingt das dann insbesondere auf Synths fetter.“ Bei der Orgel trifft das auch zu, wobei das 224 es durchaus etwas übertreibt. Das Beispiel ist aber auch gemein und legt gewisse Schwächen eines Gerätes doch recht schonungslos offen.
       
      Das DPS-R7 ist ein super Gerät und auch recht günstig zu bekommen. Durch die komplexe Struktur und die extrem üble Bedienung kann man aber im Einsatzt recht wenig an den Presets sinnvoll ändern. Da muss es dann einfach passen. Hier bei der Orgel, auch gerade beim „Westminster Abbey for pipe organ“, nicht so ganz der Fall.

  2. Profilbild
    costello RED

    Ein Wort nur: Wahnsinn! An Recherchetiefe (inkl. polnischer Artikel) und Fülle von Klangbeispielen kaum noch zu übertreffen. Auf die Zeit warte ich noch, da ich 45 Tage lang Hallfahnen nachlauschen kann. Muss sehr kontemplativ sein. Jedenfalls danke für diesen Superartikel. Beim Yamaha CP-1 Beispiel hättet ihr nur noch etwas Grunzen dazumischen müssen, dann hätte ich glatt gedacht, es ist eine Aufnahme von Glenn Gould.

    • Profilbild
      swissdoc RED

      @costello Als ich angefangen habe, zu graben und es immer mehr gab, da konnte ich lange nicht aufhören. Auch genial, was man in all den Archiven, die Google gar nicht gross kennt, so finden kann, wenn man sie denn kennt. Meine Familie musste etwas leiden, weil ich fast jeden Abend in mein Hall-Reich abgetaucht bin. Gerne geschehen und das Piano ist wirklich sehr schön. Aber was man beim Peter bestellt, das liefert er auch.

  3. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Wahnsinn! Der Doc hat hier eine Doktorarbeit erstellt! Spannend zu lesen, technisch hochinteressant, und ausführlicher geht nicht mehr. Vielen Dank für diese Arbeit zum morgentlichen Kaffee. Einer hat dafür nicht gereicht!
    Vielen vielen Dank!

    • Profilbild
      swissdoc RED

      @[P]-HEAD Gerne geschehen. Das mit dem Kaffee ist so ein Punkt. Ich hatte noch keinen, die Familie musste zum Flughafen gebracht werden. Aber gleich jetzt.
       
      Beim Recherchieren bin ich auf Interessantes gestossen, das kommt dann noch hier auf diesem Sender. Stay tuned.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @swissdoc Das mit dem DPS R7 solltest du auch zurechtrücken sonst gehen die Gebrauchtpreise dafür abgrundtief auf Yamaha Niveau. :) Gab es dafür nicht auch eine Remote die so selten ist das Legenden darüber entstehen?

        • Profilbild
          swissdoc RED

          Die Preise vom DPS-R7 sind eh unten, offenbar hat sich das Gerät damals gut verkauft und ist nun weiterhin gut verfügbar. Ähnlich beim DPS-D7 Delay. Wahre Nerds brauchen natürlich noch die F7 und M7 Variante. Das wird dann langwierig und vergleichsweise teuer. Aber es lohnt sich.
           
          Gerne empfehle ich das Sony DPS-V77, weil das super klingt und die Bedienung easy geht. Man muss halt auf den völlig kranken Algorithmus im R7 mit 2x 48 Delay Taps mit je Time, Level und Phase für das Nachbilden von Early Reflections verzichten.
           
          Die Remote nennt sich Sony RM-DPS7 und ist leider eher nutzlos (ausser, dass man nicht vors Rack kriechen muss), weil sie 1:1 das User Interface abbildet. Besser nimmt man einen alten PC und Sounddiver.

          • Profilbild
            iggy_pop AHU

            @swissdoc Das V77 vereint im Prinzip die Tugenden der einzelnen Geräte aus der DPS-Serie, allerdings habe ich bis dato noch keines gesehen, das wirklich zuverlässig funktioniert hätte. Gerade die Encoder scheinen anfällig zu sein, ebenso die Displays — elektronisch kann da auch Einiges schiefgehen. Letzteres hatte ich mal bei einem D7, was recht aufwendig zu reparieren war.
            .
            Ob man die Parameterflut der DPS-Serie wirklich braucht, sei einmal dahingestellt — das Delay ist zu komplex, um wirklich schnell und effektiv nutzbar zu sein, dito der M7. Hier greift man wohl eher auf die Presets zurück und modifiziert jene (wenn überhaupt). Das R7 will förmlich bedient werden, was nicht wirklich ein Vergnügen ist — ob die teure Remote da Abhilfe schafft, wage ich zu bezweifeln.
            .
            Gut klingen sie alle, das steht fest. Ob ich vor diesem Hintergrund das Wagnis DRE-2000 eingehen wollte, weiß ich nicht — ich bin bis dato auch nicht das Wagnis Lexicon 224 oder EMT 251 eingegangen (davor hat mich zum Glück mein Geldbeutel bewahrt).
            .

            • Profilbild
              swissdoc RED

              @iggy_pop Chuck Zwicky hat mir gerade seinen Vergleich Sony DRE-2000 (allerdings Version 2) mit dem MUR und R7 geschickt und er kommt da in der Tat recht nahe. Das R7 hat aber auch bei ihm einen gewissen Boom drinnen.
               
              In der Tat, die DPS-x7 Reihe muss man wollen, also die man muss die Komplexität etc. ertragen. Aber auch nur die Presets sind lecker.
               
              Dann habe ich mit meinem DPS-V77 Glück, das macht keinen Stress.
               
              Das mit dem Wagnis der Vintage-Kisten ist in der Tat so. Ein wenig Klimpergeld, viel Platz und starke Nerven sollte man schon haben. Und einen Lötkolben, von dem man weiss, an welcher Seite er heiss wird.

  4. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ich möchte mich auch für den umfangreichen Artikel bedanken – und für die Soundbeispiele. Das Klangverhalten des Sony hat mir besonders beim Piano gut gefallen.

  5. Profilbild
    TobyB RED

    Doc, für sowas bekommen andere einen Bachelor oder Master. Sauber, Der Sony Hall hat was! Falls du noch die Nachfolgemodelle und die Halbrack MultiFX also die Nachfahren beleuchten möchtest, nur zu :-) Wann soll ich mir bloss die Soundbeispiele anhören.

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      swissdoc RED

      @TobyB Ideen habe ich viele im Kopf, allein die Zeit ist knapp. Aber Sony ist erstmal durch und Hall evtl. auch für den Moment. Die Ideen sind fein säuberlich in amazona.txt bei mir auf dem Desktop abgelegt.
       
      Eins der Tools, die ich mal benutzt hatte, meinte: Lesezeit 30 min. Die Sounds sind auch nochmal in der Grössenordnung. Easy, ist ja Wochenende

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    AMAZONA Archiv

    Der Doc ist doch schon promoviert, was soll er mit einem Bachelor oder Master ;-) ,aber ernsthaft….ohne diese ganze Zweit *fg Dissertation im Detail gelesen zu haben (bin leider kein Nerd),
    Chapeau und Verneigung für den umfassenden Aushub.

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      swissdoc RED

      Das Zusammenschreiben meiner Diss damals hat in der Tat weniger Tage verbraten, als diese Artikel hier. Allerdings hatte ich da alle Forschungen und Plots schon durch. Aber eine CD mit Soundbeispielen habe ich in der Zeit noch „produziert“ und beim lokalen Musikhaus 6x brennen lassen. Ein Exemplar 50 DM. Das waren noch Zeiten.

      Sorry für den Umfang. Das musste und wollte alles ans Licht und ich stand irgendwo zwischen „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“ und „Da steh´ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug, als wie zuvor …“ in der Gegend herum.

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    whitebaracuda

    Hallo Doc,
    Du hast die Gabe technisch sehr komplexe Vorgänge in Worte zu fassen die auch ein Normalsterblicher versteht. Sehr schön geschriebener Artikel. Vielen Dank dafür, das war richtig viel Arbeit!

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    AMAZONA Archiv

    Supercalifragilistic! Was für ein grossartig recherchierter und üppig mit Klangbildern versehener Artikel.
    Eigentlich zu viel schade für das Tempo mit dem hier auf Amazona in den grossen Ferien die Artikel durchgeschoben werden. Vielen, vielen Dank für die Arbeit swissdoc!
    Das DRE-2000 hat mich schon immer interessiert, da es einen der wenigen blinden Flecken auf meiner Halllandkarte bildete. Dank Dir scheint es mir nun vertraut, wie ein alter Freund zu sein.
    Das wunderbare Zusammenspiel von Beispielproduktionen, Klangbeispielen und Quervergleichen mit Konkurrenz und „Nachfolgern“ vermittelt ein schlüssiges Bild der Hallcharakteristik dieses Ausnahmegerätes. Klanglich nur soviel: Die Nachfolger mögen technisch besser sein, aber der von Dir beschriebene komplett-Sweetspot des DRE2000 ist deutlich hörbar. Die Räumlichkeit wirkt trotz geringerer Dichte realistischer und tiefer. Die alles entscheidende Veschmelzung mit dem Nutzsignal ist bei den neueren Sonys so gut wie nicht gegeben. Das DRE2000 gehört diesbezüglich, zumindest den Klangbeispielen nach zu urteilen, zu den Besten der Besten. Interessant wäre ein Vergleich mit Hallgeräten des Herstellers Quantec. Ich höre da, vermutlich aufgrund des Verzichts auf Modulationen eine starke Verwandschaft. …

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      AMAZONA Archiv

      … Sowohl Sony DRE2000 als auch die Quantec Prozessoren vermitteln den Eindruck einer gewissen klanglichen Kälte im Nachhall, was aber auch bedeutet, dass sie das Nutzsignal trotz sehr guter Verschmelzung weniger beeinflussen als es z.B. Lexicon oder EMT Hallgeräte tun und damit bei korrekter Einstellung letztendlich realistischer klingen.
      Ich vermisse im Artikel eine Aussage zur Servicesituation. Abgesehen vom hohen Preis gebrauchter Multiplikator ICs, scheint mir im DRE2000 einiges verbaut zu sein was im Falle einer Reparatur schwierig zu ersetzen sein würde (z.B. Filter/AD-Wandler), hast Du dazu infos? Kannst Du die Firmware Deines DRE2000 auf die Version 2 updaten?
      Herzliche Grüße an den Meister der hallenden Hallen,
      psv

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        swissdoc RED

        Ich habe ja pennibel fast jeden Chip in der Hardware Sektion gelistet. Es gibt einen Schaltplan, mit dem AES Paper ein wenig Erklärung dazu und die Chips sind nicht abgeschliffen. Das meiste sind Standard-Bauteile. Die Multiplizierer stehen im Service Manual als Sony Chips drinnen (man findet sie Online für USD 1000 oder so). Im AES Artikel steht aber die normale Bezeichnung, das bekommt man für weniger. Einige analoge Chips, so auch die Antialiasing Filter sind speziell, aber das sollte eigentlich nicht abrauchen.
         
        AD/DA Wandler gibt es im 10er Pack via eBay.
         
        Grösstes Problem (und das schreibt schon David Kulka) wird sein, dass man sich einen Extender bauen muss, sonst kann man an den Boards nicht messen.
         
        Es wird sich aber vermutlich niemand damit auskennen. Ich wüsste allerdings auch nicht, wo ich mit einem defekten EMT 250 oder Klark Teknik DN 780 hin sollte…
         
        Version 2 sollte ein EPROM Tausch sein. Wenn Du jemanden kennst? Ich bin offen und auf der Suche.

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          AMAZONA Archiv

          @swissdoc Stimmt, die Wandlerbausteine bekommt man anscheinend leicht.
          Was machen denn die Sony 770A auf dem Output Board?
          Das AES Paper steht mir leider nicht zur Verfügung, da ich dort nicht angemeldet bin. Grundsätzlich sollte man bei seltenen Bauteilen auf ebay vorsichtig sein. Da sind extrem viele Counterfeits aus China im Angebot teilweise auch bei seriösen Händlern. Hatte das Problem bei einer scheinbar trivialen PCM42 Reparatur. Das führt dazu, dass scheinbar leicht verfügbare Bauteile doch recht schwer zu finden sein können.
          Die Ausgangsfilter sind dem Augenschein nach vergossen. Bei Lexicon Geräten lösen sich die Filter Japanischer Bauart mittlerweile vielfach durch Reaktivität der Vergussmasse auf (480L). Muss nicht sein, kann aber. Dann wird es eng.
          Du hast zwei Bilder vom Mem Board aber leider keines der CPU. Das würde mich interessieren. Sind da PALs/GALs drauf? Kenne leider derzeit niemanden mit einer Version 2 zwecks Eprom Tausch. Vielleicht melden sich ja die Käufer der von Dir verlinkten Gebrauchtangebote noch bei Dir :) Am Sony sollte man sich vermutlich einfach erfreuen solange es läuft. Halb so wild. Alles ist vergänglich, nichts hält ewig.

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            swissdoc RED

            Bei den Links nennt sich einer „Bilder vom Innenleben des Sony DRE-2000“, dort mit etwas Geduld mal schauen. Aber es sieht meiner Ansicht nach recht standardisiert aus, auch wenn ich nicht jeden der 500+ Chips persönlich befragt habe :-) Und im Zweifel geht eh was banales hops, was man nicht findet, oder was sich als Unobtanium herausstellt.
             
            Die Sony CX770A sind Analog-Schalter. Drei Eingänge, drei Schalteingänge und sechs Ausgänge. Keine Ahnung, ob es da Alternativen gibt.
             
            Wie Du sagst: Freuen bis zum Ende.
             
            Wie sagte schon ein gewisser Herr Ogi: Freude herrscht.

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      swissdoc RED

      Das mit den Ferien war ein Thema zwischen mir und der Redaktion, ich habe mich aber dann für den frühen Slot entschieden. So ein Kind will geboren werden.

      Der Hinweis zum Sweetspot bezog sich auch darauf, dass es keine „technischen“ Pannen wie bei den beiden anderen Sony Geräten gibt. Beim R7 ist es fast schon peinlich, da sind die internen Gains etwas aus dem Ruder. Ist aber einfach auch so, wenn man den User an den internen Stellschrauben drehen lässt, so muss man vom User auch erwarten können, dass er halbwegs weiss, was er tut.

      Hier treibt es Ensoniq mit dem DP PRO auf die Spitze. Dort gibt es nett als „Expert Reverb“ und „Expert Reverb 2“ benannte Algorithmen, bei denen man direkt die Settings der Kammfilter und Allpässe in der Hallstruktur bearbeiten kann. Besser gesagt, man muss diese bearbeiten und auch verstehen. Sonst kommt nur Grütze raus. Nicht, dass ich das je versucht hätte noch könnte.

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      swissdoc RED

      In Sachen Quantec. Gerade der QRS kann sehr wohl „bigger than life“ klingen. Smoo (aka Olivier Gerber) führt das auf seinem ersten Silberling „Traffic in my Soul“ im Stück „I Love You“ sehr schön vor. Ein Drumschlag ins QRS und man mag erstmal nichts anderes mehr hören. Leider nur ein paar seiner Songs auf Youtube, dieser nicht.

      Das Sony DRE-2000 bringt diese Wärme bei längeren Fahnen nicht ganz. Aber auch das QRS kommt hier nicht an den Wolkenklang der Lexicons heran. Wer das mag, bitte immer wieder Eric Serra – Le Grand Bleu anhören. Gerne auch den genialen Film dazu ansehen.

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        AMAZONA Archiv

        @swissdoc Mit „Kälte“ im Klang meinte ich nicht die Überlebensgrösse des Halls, sondern das durch die Materialität der Wände (Stichwort Schallhärte) hervorgerufene Reflexionsverhalten. Oder prosaisch ausgerdückt, Quantecs klingen immer etwas nach massiv-steinernen oder gekachelten Hallen, Lexicons oder auch das Bricasti sind tendenziell besser darin Räume mit hölzernen oder geputzen Leichtbauwänden zu simulieren (vorherrschende amerikanische Bauweise). Die grundsätzliche Tendenz des Sony DRE2000 ist meinem Eindruck nach durch die Simulation einer Hallplatte, also eher Richtung schallhart und kalt. Die Kategorien sind Tendenzen und überhaupt nicht wertend gemeint. Der Quantec QRS ist eines meiner absoluten Lieblingshallgeräte, trotz seines „kalten“ Klangs. Das bedeutet auch keine Ausschliessichkeit. Der „Small Room Dampened“ des Sony klingt z.B. nicht so sehr nach schallharten Wänden. Aber dennoch offener/präziser als ein Lex 224 „Room“. Mit dem QRS bekommt man ähnliches auch hin. Es bleibt aber die Grundtendenz.
        Was der QRS erstaunlich gut kann ist dieser berühmte Basswumms auf der von Dir erwähnten drum schlag. Den halten viele dann erstmal irrtümlich für ein Lexicon 480L. Was Basswucht angeht kann dem QRS kein anderes Hallgerät das Wasser reichen.

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          swissdoc RED

          Die Herren von Sony hatte ein EMT 140 als Vorbild, siehe auch oben im Artikel. Von daher hast Du es korrekt gehört. Ansonsten hat jedes Gerät seine Nische und die meisten machen ihre Sache gut. Du hast es mit sehr schönen Vergleichen ja eben beschrieben. So richtige Fails sind mir noch keine untergekommen. Ausser beim Big Sky, der treibt es mir gerne zu blau, wenn Du verstehst, was ich meine…

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    liquid orange AHU

    Wow, was für ein 4D-Test! Recherchiert in alle Richtungen und massiv viel Zeit investiert.
    Besten Dank für diese ausführliche und wertvolle Arbeit!

  10. Profilbild
    monomachine7000

    Hallo, hab den Artikel nicht zur Gänze gelesen, aber vielleicht gibt es diese Info noch nicht. Das Gerät wird auch auf Michael Mulders SPECTRAL DISPLAY verwendet. Eine Projekt-LP, die 1981 bei EMI erschien. Aufgenommen in seinem Privatstudio (laut Cover). By the way – tolle Elektronik-Platte.

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      swissdoc RED

      @monomachine7000 Danke für diese Info. War mir bisher nicht bekannt. Ist diese Info auf der Platte vermerkt? Zum Studio habe ich online nichts gefunden. Eine Homepage zum Projekt gibt es aber unter: https://spectraldisplay.nl/

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