Hardware-Hall aus Frankreich
Inhaltsverzeichnis
Wer BIM sagt, muss auch BAM sagen und wenn er noch seine Onomatopoesie beisammen hat, dann kann BOUM nicht mehr weit sein. Das hat sich Denis Cazajeux von OTO Machines wohl auch so gedacht und gibt uns mit dem Desktop Hallgerät OTO BAM (sc)hallend eins auf die Ohren. Ein Scherzkeks, wer sich noch an das erste Gerät von OTO Machines erinnert: Richtig, ein BISCUIT.
Hintergründe zu OTO
OTO machines BAM ist nach BISCUIT und BIM das dritte Effektgerät des französischen Boutique-Herstellers OTO Machines von Denis Cazajeux. War BISCUIT ein Bitcrusher und später als Der OTO ein pfiffiger Synthesizer, BIM ein 12-Bit Delay so ist nun BAM ein Hallgerät. BAM tritt an, den Klang der alten Kisten aus der Frühzeit der digitalen Hallerzeugung mit modernen Mitteln wieder verfügbar zu machen. Schauen und vor allem hören wir also genau hin, ob BAM dieses Versprechen einlösen kann.
Im Rahmen des Testes hat sich die Gelegenheit ergeben, Denis Cazajeux einige Fragen zu stellen, die er ausführlich und mit interessanten Details beantwortet hat. Das Interview findet sich am Ende des Testberichtes.
Äußeres und Anschlüsse des Otto BAM
OTO machines BAM wird in einer sorgfältig gestalteten Verpackung mit den für OTO typischen Designelementen geliefert. Im Karton finden sich BAM, das Netzteil (tolles Detail hier die eindeutige OTO Beschriftung), ein paar Aufkleber und das liebevoll gestaltete Handbuch, das mit seinen 28 Seiten zwar alles Wesentliche erwähnt, aber doch recht knapp gehalten ist.
OTO machines BAM kommt in einem robusten Stahlblechgehäuse, die Form ist quadratisch, praktisch, gut. Die Gehäuseform legt die Nutzung auf einem Tisch nahe und aufgrund der angepeilten Nutzung als Hallgerät für z. B. Synthesizer fehlen die typischen Trittschalter. Die gelbe Beschriftung hebt sich angenehm vom Tannengrün des Gehäuses ab. Zumindest bei Tageslicht, auf einer schummerigen Bühne dürfte es da etwas schwierig werden. Allerdings muss man sich auch nur die Belegung von sechs Reglern und 8 Tastern merken. Die Taster sind beleuchtet und erinnern an die Lampen aus den fischertechnik Hobby 3 und 4 Kästen meiner Jugend. Weiterhin gibt es eine zentrale Anzeige aus 16 weißen LEDs, die Einstellungen darstellen oder als VU-Meter dienen.
Die Rückseite bietet Platz für 2x Eingänge und 2x Ausgänge (jeweils qualitativ hochwertige Neutrik 6.3 mm Mono-Klinkenbuchsen, unsymmetrisch), DIN MIDI In und das Kabel vom Netzteil. Es gibt leider keinen Netzschalter. Sehr positiv ist anzumerken, dass die Beschriftung auf dem Kopf steht und so bei der Bedienung von oben gut zu lesen ist.
Bedienelemente
Die sechs Regler dienen der Einstellung von
- SIZE:
Größe des simulierten Raumes - PRE DELAY:
Verzögerung zwischen Original und Hallsignal (bis zu 500 ms über den Regler, über den TAP Taster bis zu 1500 ms) - MIX:
Mischungsverhältnis zwischen Original und Hallsignal - DATA:
dieser Regler dient der Einstellung der über die Taster angewählten Parameter - REVERB TIME:
Dauer der Hallfahne - DAMPING:
Dämpfung der hohen Frequenzen im Hallsignal
Mit den acht Tastern lassen sich diese Funktionen anwählen
- ACTIVE:
Aktiviert den Effekt oder schaltet das Signal auf Bypass - PRESET:
Hier können die 36 Speicherplätze angewählt werden - TAP:
TAP Tempo für das Pre-Delay oder die Hallzeit - TYPE:
Anwahl des Hallalgorithmus - IN GAIN:
Die analoge Verstärkung vor der AD-Wandlung kann hier zwischen 0 dB und 15 dB eingestellt werden. Ein Dioden-Verzerrer fügt dem Signal Obertöne und Charakter hinzu - FILTERS:
Einstellung des Hochpass- und Tiefpass-Filters vor der Verhallung - CHORUS:
Die Modulation der Hallfahne kann hier justiert werden - FREEZE:
Aktiviert die Freeze-Funktion, wobei das Hallsignal nahezu endlos gehalten wird
OTO machines BAM empfängt MIDI CCs zur Echtzeitmanipulation der Parameter und kann über Program Changes die Presets umschalten. Weiterhin kann man via MIDI SysEx neue Versionen der Firmware einspielen.
Mit speziellen Klammergriffen kann man noch spezielle Einstellungen vornehmen: so lässt sich der Bypass Modus anpassen, das Ziel vom TAP TEMPO auswählen, das Display zwischen AUS, VU-Meter und Preset-Anzeige umschalten, auswählen, ob MIX jeweils vom Preset genommen wird oder von der aktuellen Reglerstellung und schließlich die FREEZE Taste zwischen Latch und Momentary umschalten.
Algorithmen im BAM
BAM bietet sieben verschiedene Algorithmen an:
- Room:
Dieser Algorithmus simuliert einen Raum und ist dem Klang eines Lexicon 224 von 1978 nachgebildet. Details dazu finden sich im Interview. - Hall:
Hier werden größere Säle, Kirchen oder Stadien simuliert. Wieder stand das Lexicon 224 klanglich Pate. Bladerunner und Vangelis lassen grüßen. - Plate:
Wer kennt ihn nicht, den höhenreichen Klang einer EMT 140 Hallplatte. Eine digitale Emulation dieses Klanges gehört zu den Standards eines guten Hallgerätes. BAM orientiert sich hier klanglich am ersten kommerziellen Digitalhall EMT 250 von 1976. - Ambient:
Dieser Algorithmus ist langen, sphärischen Klangteppichen vorbehalten, je länger, umso besser. Denis hat diesen Algorithmus ohne konkretes Vorbild neu ersonnen. - Chorus:
Hier wird BAM zu einem Chorus, wenn man aber die Reverb Time hochregelt, so wird man mit wabernden Klängen belohnt. Klanglich recht speziell, vor allem auf perkussivem Material. Auch hier folgt Denis keinem Vorbild. - Non-Linear:
Etwas aus der Mode gekommen, aber in den 1980er Jahren populär, eine Art Rückwärtshall, der sich über die Zeit aufbaut und dann plötzlich einbricht. Wieder eine neue Kreation von Denis. - Primitive:
Der Name lässt zwar Schlimmes vermuten, für mich aber die Perle der Algorithmen. Dieser folgt dem 1962 von Schröder publizierten Rechenschema und ist klanglich dem exotischen Quad Eight CPR 16 nachgebildet.
Der Klang des Hardware-Effektgerätes
OTO machines BAM orientiert sich an den frühen Klassikern der digitalen Hallgeräte. Im optischen Vergleich zu den Bedieneinheiten einiger dieser Geräte schlägt sich BAM sehr gut, er ist viel kompakter und beherbergt das ganze Hallgerät, wo die Klassiker gerade die Bedieneinheit unterbringen. Auch fällt auf, dass BAM alle Reglerbewegungen direkt und stufenlos umsetzt. Bis auf den Wechsel des Algorithmus erfolgt dies auch ohne hörbare Artefakte. Doch wie klingt er?
Mich hat OTO machines BAM sofort in seinen Bann gezogen, dies liegt zum einen an der intuitiven Bedienung, die einen förmlich zum Schrauben einlädt, zum anderen aber auch am Klang, der mich überzeugt und auch in weiten Teilen der Community sehr positiv aufgenommen wird. BAM setzt sich durch seinen dunklen und wohligen Klang von den meisten aktuellen Geräten ab (hier vor allem Strymon BigSky oder Eventide Space). Statt vielfältiger abgedrehter Effekte für die Saitenzunft gibt es Raum und Hallen vom Feinsten in sehr guter Qualität mit dem gewissen Kick des Ursprünglichen. Gegen den eher harten bis harschen und natürlichen Klang der modernen Geräte stellt BAM den sehr musikalischen Entwurf eines eher künstlichen Hallklanges, der aber das Quellsignal angenehm umspielt und positiv ergänzt.
Interview mit OTO Machines Mastermind Denis Cazajeux
Georg:
Hallo Denis, vielen Dank, dass Du Zeit findest, uns einige Fragen zu Deiner Person und OTO BAM zu beantworten.
Hast Du eine formale Ausbildung in Schaltungsdesign, DSP-Entwicklung und solchen Dingen? Welche musikalische Ausbildung hast Du genossen und was sind Deine musikalischen Vorbilder?
Denis:
Ich bin Autodidakt und habe in der Schule nie etwas über Elektronik oder Computerprogrammierung gelernt. Sogar heute noch habe ich Probleme mit Mathematik und ich kenne gerade mal zwei Formeln zum Berechnen von Widerstandswerten und Filterfrequenzen! Ich habe auch keine tiefgreifenden musikalische Ausbildung, ich kann einige Akkorde auf dem Klavier spielen, das ist alles! Als Teenager (das war so Mitte der 80er) habe ich die meiste Zeit damit verbracht, mir Gitarreneffekte und Synthesizer anzuhören, sie zu untersuchen und sie auch technisch zu analysieren. Audioelektronik hat mich magisch angezogen: wie man durch Zusammenlöten von einigen passiven und aktiven Komponenten Klänge erzeugen oder modifizieren konnte, war ein totales Rätsel für mich und wurde dann meine Leidenschaft.
Ich hatte damals nur ein Buch mit einfachen Effektschaltungen: Fuzzgeräte, Wah-Wah, Phaser, solche Sachen. Ich habe dann angefangen, meine eigenen Effektgeräte zu bauen (meistens haben sie nicht funktioniert oder einfach nur grässlich geklungen)!
Nach meiner Ausbildung zum Toningenieur für den Bereich Film an der École nationale supérieure Louis-Lumière (Anmerkung: Dies ist eine französische Filmhochschule in Noisy-le-Grand bei Paris, die unter anderem Regisseure wie Jean-Jacques Annaud (Der Name der Rose, Sieben Jahre in Tibet) und Schauspieler wie Louis de Funès (Der Gendarm von Saint Tropez, Fantomas) hervorgebracht hat) habe ich 15 Jahre als Toningenieur und Wartungstechniker in einem Studio in der Nähe von Paris gearbeitet, das mit jeder Menge Vintage-Geräten ausgerüstet war (1973 Neve Mischpult mit with 36x 1081 Vorverstärkern, Studer A820 & J37, Fairchild 670, UA 176, LA-2As, Pultecs und so weiter). Dieses Studio hatte in den 80er auch den Vertrieb von Fairlight übernommen, es standen dort also viele CMI IIx und Series III Sampler herum!
Georg:
Wie kam es zur Entwicklung von BIM und BAM?
Denis Cazajeux:
Seit meiner Jugend war ich ein großer Fan von Synthesizern. All diese Fairlights zu bewundern und ihre Sounds zu hören, war wie die Erfüllung eines alten Traumes für mich. Der erste Prototyp meines ersten Produktes, Biscuit, war der Versuch, den 8 Bit Sound eines Fairligt CMI in einer kompakten Form zu simulieren. Aber dann habe ich so viele Features und Änderungen eingebaut, dass eben Biscuit herausgekommen ist. Was unser BIM Delay betrifft: Das PCM 41&42 dienten mir als erste Inspiration, wir haben dann einen DAC312 12 Bit Wandler ohne analogen Kompander (Kompressor/Expander) im ersten Prototyp verwendet. Nach einigen Hörtests habe ich mich dann entschieden, einen billigeren 12 Bit A/D- & D/A-Wandler mit Kompandern zu verbauen (dies ist näher an Geräten wie dem Ibanez DM1000, Boss DE-200 oder Korg SDD2000). Diese Lösung ist weniger Hi-Fi. Die Kompander fügen einiges an Verzerrung und Kompressions-Artefakten hinzu, was ich als interessanter und musikalischer empfunden habe. Weiter fügte ich dem Delay-Ausgang noch Hi-Cut- und Lo-Cut-Filter hinzu, dies zusätzlich zu den Filtern im Feedback-Pfad.
Georg:
Du sagst, BAM sei von den frühen Digital-Reverbs der 70er und 80er Jahre inspiriert. Damit beziehst Du Dich auf Geräte wie EMT250, Quad Eight CPR 16, Lexicon 224, Ursa Major Space Station, Quantec QRS usw. War ein spezifisches Hallgerät das Vorbild für BAM?
Denis:
Ich bin ein großer Anhänger der frühen digitalen Delay- und Hallgeräte der 70er und 80er Jahre. Ich hatte die Gelegenheit, mit diesen Geräten aufzunehmen, sie zu analysieren und ihren Hallfahnen zu lauschen:
- EMT 250
EMT 244
EMT 245
EMT 246
EMT 248 (der letzte Digitalhall von EMT, meiner Meinung nach ein eher uninteressantes Gerät) - Quad Eight CPR-16
- AMS RMX-16
- Lexicon 224
Lexicon 200
Lexicon PCM 60
Lexicon PCM 70 - Quantec QRS
- Eventide SP 2016
- Klark Teknik DN 780
- Ursa Major Space Station
- AKG ADR-68k
- Sony DRE 2000
Einige der BAM Algorithmen sind vom Klang des Lexicon 224 und 200 inspiriert, wobei eine Struktur verwendet wurde, die angeblich einem Lexicon Algorithmus entstammt. Die Feinabstimmung des Algorithmus wurde im Vergleich mit einem echten Lexicon 224 und 200 durchgeführt. Er ist also sehr nah am Original, aber nicht identisch. Konkret geht es um die ROOM und HALL Algorithmen.
Ein Algorithmus ist dem EMT 250 und 245 ähnlich (wieder ist es nur eine Annahme über den Algorithmus des EMT 250), auch hier wurde die Feinabstimmung mit einem echten EMT 250 vorgenommen. Sie sind unterschiedlich, aber mir gefällt dieser BAM Algorithmus besser als die erste Kopie des EMT 250 Algorithmus, die ich mal geschrieben habe. Konkret geht es um den Plate Algorithmus, der auf einer angepassten EMT Struktur basiert (es kommen vier statt drei Kammfilter zum Einsatz und einige andere Unterschiede). Ich finde, dass der original EMT 250 Algorithmus dem Klang einer echten Hallplatte sehr nahe kommt.
Der Primitiv-Algorithmus basiert auf der ersten AES Veröffentlichung zum Thema digitale Hallerzeugung (das berühmte Schröder Paper von 1961), die Feinabstimmung geschah mit einem Quad-Eight CPR-16. Ich nehme an, dass der CPR-16 diese frühe Struktur in seinem Algorithmus verwendet hat.
Die Algorithmen Ambient, Chorus und Non-Linear sind von keinem speziellen Gerät beeinflusst.
Georg:
Wie hast Du die Algorithmen in BAM erstellt? Ich beziehe mich hier auf den AES 2015 Vortrag von Sean Costello (Valhalla DSP). Er scheint ja auch ein Hall-Liebhaber zu sein, der immer die Vorgänge und Geheimnisse im Inneren der großen Hallgeräte der Vergangenheit zu verstehen trachtet. Er spricht von Divergenz zwischen der akademischen Welt und der Industrie. Ich komme ja aus der akademischen Welt (mein Doktorvater war ein Student des Herrn Schröder, der den Ball einst ins Rollen gebracht hat) und wenn man sich die schiere Masse an Veröffentlichungen zum Thema digitale Hallerzeugung ansieht (wie im Übersichtsartikel „Fifty years of Artificial Reverberation“ von V. Välimäki, J. D. Parker, l. Savioja, J.O. Smith und J.S. Abel zusammengestellt), so scheint das ja eine „einfache“ Übung zu sein. Ich denke aber, dass dem nicht so ist. Vielleicht kannst Du ein wenig Deinen Ansatz erläutern und die Art und Weise, wie die BAM entwickelt hast.
Denis:
Von einigen der Geräte besitze ich die Schaltpläne, aber dort findet man nur wenig Informationen über die Algorithmen (diese wurden von den verschiedenen Firmen ja geheim gehalten). Es gibt eine Veröffentlichung, die einen der Lexicon Algorithmen erklärt und viele Annahmen über den Algorithmus über die Algorithmen aus dem EMT 250, dem QRS, dem MIDIVERB und dem Eventide SP 2016. Viele andere Veröffentlichungen erläutern einige Hallalgorithmen, dort wird dann aber nicht auf spezifische Geräte Bezug genommen. Basierend auf diesen Informationen habe ich meine eigenen Algorithmen entworfen, wobei es mein Ziel war, dieselben Stimmungen zu erzeugen, die man von diesen Hallgeräten kennt. Mein Ziel war es, keines der existierenden Geräte zu kopieren.
Georg:
Was weißt Du über Spektrales Plasma? Wie gut kann BAM dieses erzeugen?
Denis:
Tut mir leid, ich weiß nicht, was Spektrales Plasma sein soll.
(Anmerkung: Der Begriff „spectral plasma“ wurde von Christopher Moore, dem Entwickler der Ursa Major Hallgeräte, geprägt und wird von Sean Costello (Valhalla DSP) immer mal wieder in seinem Blog verwendet. Gemeint ist der Sternenstaub, der in alten Hallgeräten entsteht, wenn der Rauschteppich sich durch die vielen Feedbacks bei langen Hallzeiten hochschaukelt und durch die alte Technik wohlklingend quantisiert wird).
Georg:
Ich habe gelesen, dass BAM den Effekt von Übertragern simulieren würde, wie sie in den analogen Stufen einiger Vintage Reverbs verwendet wurden. Kannst Du uns das bitte genauer erläutern
Denis:
Wir simulieren das Verhalten eines Eingangs-/Ausgangs-Übertragers durch eine einfache analoge Limiting- und Clipping-Stufe sowie einem Hi-Cut Filter. Alle vor 1982 hergestellten Vintage Reverbs haben Übertrager in den Eingangsstufen (symmetrisch nach unsymmetrisch Wandlung) und Ausgangsstufen (unsymmetrisch nach symmetrisch Wandlung) verwendet. Auch wenn es weder der einzige noch der Hauptgrund für den guten Klang der Vintage Reverbs ist, so wollte ich dennoch diese Schaltkreise dem Schaltplan vom BAM hinzufügen.
Georg:
Trägst Du einen Bart?
Denis:
(lacht) Nein! Du beziehst Dich sicher auf das „Reverb Beard“ Posting auf dem Valhalla DSP Forum. Die Valhalla DSP Webpage ist eine großartige Quelle von Informationen und begeistert mich immer wieder. Die Plug-ins von Valhalla klingen wirklich gut und sind ihren Preis wert. Ich habe großen Respekt vor Sean Costello von Valhalla DSP.
Georg:
Ein Großteil der Magie der Vintage Reverbs wird auf dort verwendeten Modulationen zurückgeführt. Die Abgriffe der Verzögerungsleitungen werden zeitlich variiert, um metallisch klingende Resonanzen zu vermeiden oder ansonsten instabile Rückkopplungsschleifen unter Kontrolle zu bringen. Benutzt Du solche Modulationen in dem Algorithmen von BAM? Oder ist der vom User in 4 Stufen schaltbare Chorus einfach nur als normaler Chorus nach dem Hall geschaltet?
Denis:
Es gibt zwei verschiedene Arten der Modulation in jedem der BAM Algorithmen. Der User kann die Tiefe dieser Modulation mit dem Chorus-Parameter verändern (so wie man es auch beim Lexicon 224 und später findet). Es ist also kein Chorus-Effekt hinter das Reverb geschaltet, sondern es findet eine Modulation der Verzögerungsleitungen statt.
Georg:
Hattest Du ein spezielles Gerät als Vorbild für den Non-Linear Algorithmus verwendet? Für mich klingt er sehr speziell und unterschiedlich zu allem, was ich bisher so gehört habe.
Denis:
Nein, ich hatte kein Vorbild. Der Algorithmus basiert auf einem FIR (Finite Impulse Response) Filter und nachgeschalteten Diffusoren. Ich wollte für diesen Algorithmus etwas Neues und Spezielles haben. Ich weiß nicht, wie die Non-Linear Algorithmen von anderen Vintage Reverbs gebaut waren, aber ich nehme an, dass sie einen ähnlichen Ansatz verfolgt haben.
Georg:
Einer der Algorithmen heißt „Primitive“. Ich nehme an, dass dies eine 1:1-Umsetzung der Ideen von Schröder ist (oder ähnlich diesen). Hast Du jemals solche Algorithmen in einem kommerziellen Hallgerät gesehen oder gehört? Ich habe versucht, etwas ähnlich „primitives“ in den Hallgeräten zu finden, die ich hier im Studio stehen habe. Ohne Erfolg. Sie klingen meistens „besser“. Die besten Kandidaten wären noch die Dynacords DRS 78 und DPR 16, aber diese sind nicht so flexibel und klingen einfach nur dumpf und nicht „primitiv“.
Denis:
Der „Primitive“ Algorithmus ist eigentlich keine 1:1-Umsetzung der von Schröder vorgeschlagenen Struktur, aber er ist sehr ähnlich. Der Schrödinger Algorithmus hat einen schlechten Ruf bei DSP Entwicklern aus der Hallgeräteindustrie. Er stammt aus dem ersten Artikel, in dem eine digitale Hallstruktur beschrieben wurde. Der Artikel wurde 1961 veröffentlicht. Schröder hatte damals keine Möglichkeit, seinen Algorithmus zu hören. Die Computertechnologie war zu dieser Zeit einfach noch nicht so weit und sehr eingeschränkt. Aber es ist der Vater der digitalen Hallerzeugung.
Ich denke, dass die ersten Hallgeräte (EMT250, Quad-Eight CPR16 and Lexicon 224) als digitale Echtzeit-Audio-Computer entwickelt wurden, um mit ihnen den Schröder-Algorithmus auszuprobieren und zu hören. Aber da sich der Schröder-Algorithmus als nicht gut genug herausstellte, haben die Entwickler den Algorithmus verbessert (EMT250) oder ihre eigen Strukturen entwickelt (wie z. B. die Rückkopplung im Algorithmus vom Lexicon 224).
Eines Tages rief mich ein guter Freund an, er mischte gerade eine Band in einem alten Studio in Paris. Er benutzte ein sehr seltenes Hallgerät: einen Quad-Eight CPR-16. Er war in den Sound verliebt, obwohl (oder gerade weil) es ein grobschlächtiges Hallgerät war. Ich hatte nie zuvor ein CPR-16 gesehen, aber als ich es gehört habe, habe ich etwas Wichtiges erkannt: Ein gutes Hallgerät für Pop oder elektronische Musik muss nicht realistisch oder dicht klingen. Wenn man den Klang des Gerätes alleine hört, so ist er ungehobelt und nicht so gut wie der Klang eines EMT oder Lexicon Gerätes. Aber er fügt sich perfekt in den Mix ein. Die Kiste hat jede Menge Fehler, es kommt zu klingelnden Resonanzen, die Hallfahne ist metallisch gefärbt, aber überraschenderweise klingt es sehr musikalisch!
Aus diesen Gründen habe ich dann den „Primitive“ Algorithmus im BAM eingebaut.
Georg:
Wie lang ist die maximale Hallzeit der verschiedenen Algorithmen beim BAM? Das Lexicon 224 geht hier bis 70 Sekunden, das EMT 250 war hier limitiert. BAM kann sehr lange Hallzeiten erreichen.
Denis:
Das hängt vom Algorithmus ab, aber es sind wohl so um die 10 Minuten. Einige Anwender haben mich gebeten, das Verhalten des Reverb-Time-Reglers zu optimieren. Sie fanden die erste Hälfte des Regelweges interessant, aber dann mit einem großen Sprung zu langen Hallzeiten in der zweiten Hälfte. Ich werde also das Verhalten anpassen und die maximale Hallzeit verringern.
Georg:
Um was genau handelt es sich beim Chorus-Algorithmus? Ich finde ihn recht speziell, wenn man perkussive Signale damit bearbeitet. Ein wenig wie ein Non-Linear-Algorithmus mit einem Wackler (lacht).
Denis:
Der Chorus-Algorithmus ist ein 8-stimmiger Chorus (4 Stimmen gehen nach links und 4 Stimmen nach rechts) mit Rückkopplung, Tiefpass- und Allpass-Filtern. Wenn man den Reverb-Time-Regler ganz nach links dreht, so bekommt man einen 8-stimmigen Chorus, mit größerer Reverb-Time bekommt man eine Art Feder-Tonband-Phasing-Hall. Mir gefällt er gut mit Klavier oder Gesang, das bringt so einen künstlichen und aufgesetzten 70er Sound. Super, dass er Dir auch mit perkussiven Signalen gefällt.
Georg:
Wie hast Du die regelbaren Parameter bei BAM festgelegt? Folgst Du dort irgendeinem Vorbild? Weder das EMT 250 noch das Lexicon 224 haben einen SIZE-Parameter, aber das Quad Eight CPR-16 hatte einen solchen.
Denis:
Das CPR-16 hat einen SIZE-Regler mit 8 Stellungen. Ich glaube, er verändert die höchste Adresse der RAM Chips, die für die Kammfilter verwendet werden. Der SIZE-Parameter beim BAM regelt einfach die Taktfrequenz des DSP. Keine sehr seriöse Lösung, aber mir hat es gefallen. Es ist dem DELAY Regler beim BIM sehr ähnlich. Ich wollte nicht so viele regelbare Parameter für BAM haben. Die Regler sind mit den oft benutzten Funktionen belegt, das was über das Menu erreichbar ist, sind die eher selten genutzten Funktionen. Da BAM aus der Reihe von drei Geräten kommt (BIM, BAM & BOUM) war ich mit der Anzahl Regler und Menüparameter beschränkt. Aber genau diese Limitierung hat mir geholfen, nicht zu viele Funktionen in BAM reinzupacken.
Georg:
Kann man mit einem Upgrade die Verzerrung auch auf das trockene Signal anwendbar machen?
Denis:
Es ist leider nicht möglich, dem trockenen Signal Verzerrungen hinzuzufügen. Die Verzerrung ist analog realisiert und wird nur vom Hallsignal durchlaufen.
Georg:
Die Chorus-Modulation kann nur in vier Stufen geregelt werden. Hast Du schon über eine Verfeinerung dieser Stufen nachgedacht?
Denis:
Einige Anwender haben nach mehr Modulations-Abstufungen gefragt. Das ist leicht zu ändern. Ich werde es bei der nächsten Firmware einbauen.
Georg:
Rein aus technischem Interesse: Welcher Chip wird im BAM verwendet? Wie ist die Bit-Auflösung und die Taktfrequenz der AD/DA-Wandlung? Wie ist die interne Auflösung?
Denis:
BAM hat 2 Prozessoren. Der erste ist ein Microchip DSPIC33 (16 Bit) mit einem 24 Bit CODEC. Das Signal wird auf 16 Bit reduziert, dies klingt meiner Meinung nach fast genau so wie die alten Wandler, die in den frühen digitalen Hallgeräten verwendet wurden. Der DSPIC berechnet das Pre-Delay, die Eingangsfilter, die Diffusoren und einiges mehr. Der zweite ist ein SPIN FV-1 (dieser Chip wurde von Keith Barr entwickelt, dem Gründer von Alesis). Der FV-1 arbeitet mit 24 Bit, aber ich habe dies auf 20 Bit beschränkt, um so die CPUs der älteren Hallgeräte zu simulieren. In diesem Chip wird die Hallfahne berechnet. Nach dem FV-1 folgt noch einiges an analoger Bearbeitung. Im Vergleich mit anderen DSPs oder Mikrocontrollern war der Klang des FV-1 dem Klang der frühen digitalen Hallgeräte am nächsten. Es ist eine eher ungewöhnliche Methode, ein Hallgerät im Jahre 2016 zu entwerfen, aber ich war mit dem Klang sehr zufrieden (und unsere Kunden sind es auch).
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Georg:
Habe ich richtig beobachtet, dass BAM zwar ein Stereo ist, aber kein True-Stereo?
Denis:
Genau. BAM ist kein True-Stereo Hallgerät.
Georg:
Du hast zwei Produktionschargen BAM schon verkauft (herzlichen Glückwunsch) und Charge drei ist angekündigt. Wieviele Geräte sind jeweils in einer Charge?
Denis:
Jede Charge besteht aus 250 Geräten, wir haben also 500 BAM bisher verkauft. Weitere 130 Geräte aus der nächsten Charge sind bereits verkauft (Stand Anfang Februar).
Georg:
Denis, vielen Dank für Deine Zeit und die großartigen und detaillierten Antworten.
Denis:
Keine Ursache. Es war mir eine Freude, diese Informationen mit einem Hardwarefreak wie Dir zu teilen.
Klangbeispiele
Erster Eindruck
Zum ersten Kennenlernen wurde ein Pattern der Korg Minipops 7 von 1973 durch den OTO machines BAM geschickt und alle zwei Takte das Preset am BAM umgeschaltet. Am Anfang hört man die Minipops trocken.
TR909 Vergleich mit Vintage Geräten
Hier stellt sich der OTO machines BAM dem TR-909 Beispiel aus dem sequencer.de Forum-Thread Hallende Hallen. Das TR-909 Pattern wurden immer durch Effekteinstellungen verhallt, die folgende Algorithmen verwenden: Raum, Halle, Inverse. Entsprechend sind beim BAM die Sounds mit den Types Room, Hall und Non-Linear erstellt. OTO bezeichnet die Algorithmen im BAM als Types. Lexicon 224 und EMT 246 dienen als Vintage-Referenz.
Orgel Vergleich mit Vintage Geräten
Das Orgelbeispiel aus den Hallenden Hallen. Auch hier folgt das Beispiel den typischen Presets, die im Thread für das Orgelbeispiel verwendet wurden, diesmal sind die Types Room, Hall und Ambient am Start.
Klang des analogen Verzerrers
Wieder das Pattern der Minipops, diesmal durch den Room-Type. Jeden Takt wird der In Gain um 1 Dezibel angehoben. Wie im Handbuch steht: „In Gain. Sets the analog input gain of the reverb from 0 dB to +15 dB. Due to the built-in diode clipper, increasing gain can add a nice character to the reverb signal.“ Wie mir Denis im Interview bestätigt hat, ist die Verzerrung analog realisiert und kann nur auf das Signal vor dem Halltank angewendet werden.
Modulierter Hall
Der Modal 002 schickt einen strahlenden Stringsound in den Ambient Type des OTO machines BAM. Viermal unter einziger Variation des Chorus-Parameters Off – Light – Mid – Strong. Bitte auf die Modulation in der Hallfahne achten. Solche Modulationen waren typisch für die ersten Hallgeräte, so konnten metallische Artefakte aufgrund der eher kurzen Delay-Lines vermieden werden.
Sequencer Modulation des Size-Parameters
Der Modal 002 spielt über den internen Sequencer einen einfachen Sound, der durch den Reverb-Type vom OTO machines BAM geht. Der Sequencer moduliert über MIDI den Size-Parameter vom BAM. Erst werden einzelne Sequencer-Schritte aktiviert, später wird die Hallzeit erhöht und schließlich der Sequencer gestoppt. Man hört schön das Links-Recht-Pattern der Stimmenzuordnung vom Modal und auch, dass BAM zwar ein Stereohall ist, aber kein True-Stereo kann.
Low-cut- und High-cut-Filter
Eine Modal 002 Sequenz durch den Plate Type. Die Filter des BAM werden variiert. Erst geht das Low-cut Filter nach oben: 20 – 80 – 150 – 250 – 450 Hz, dann geht das High-cut-Filter nach unten: 15 – 9 – 7 – 4.5 – 1.8 kHz. Wieder kommt das Stereo Ping-Pong vom Modal schön zur Geltung.
Alle Reverb-Typen im Vergleich
Ein PPG-artiger Sound aus dem Modal 002 geht durch alle Typen des BAM bei gleichen Parameterwerten: Trocken – Room – Hall – Plate – Ambient – Chorus – Non-Linear – Primitive.
Die Freeze-Funktion
Demonstration der Freeze-Funktion. Der bekannte PPG-Sound erst eine Runde trocken, dann verhallt mit dem Ambient Type, die Freeze-Funktion wird in der dritten Runde aktiviert. Der Sequencer stoppt und die Hallfahne steht für acht Sekunden stabil im Raum, anschließend wird Freeze deaktiviert und der Hall klingt aus.
Sequencer-Modulation weiterer Parameter
Eine weitere Spielerei mit dem Modal 002 Sequencer. Wieder zuerst die trockene Sequenz, dann steigt der OTO machines BAM mit Type Plate ein. Der Modal moduliert das Pre-Delay und die Reverb-Time, manuell wird am Filter des Modal geschraubt und am Ende hat die Freeze-Funktion vom BAM erneut einen Auftritt.
Chorus auf Streicher-Sound
Die Streicherfigur wurde mit dem Wersi Expander EX10R (identische Klangerzeugung wie die Wersi Stage Performer MK1 Serie oder die Orgeln Prisma DX5 oder Omega DX10) eingespielt. Am OTO machines BAM ist der Chorus-Type aktiv, dort wird nun die Reverb-Time vergrößert.
BAM gegen den Rest der Welt – Hall auf Flügelklang
Am Beispiel eines Flügelklanges stellt sich der OTO machines BAM dem Vergleich mit großen Vintage Reverbs und modernen Vertretern. Das trockene Beispiel wurde mir freundlicherweise von Peter M. Mahr überlassen, es ist mit einem Yamaha CP1 eingespielt. Als Vertreter der Vintage Reverbs kommt ein Yamaha REV-1 zum Einsatz mit Room und Hall Presets sowie ein Lexicon Model 200 mit einer Room Einstellung. Die Moderne wird vertreten durch das T.C. Reverb 4000 und ein Behringer V-Verb.
Firmware und Updates
Während des Tests und der Aufnahme der Klangbeispiele sind mir ein paar Macken der Firmware aufgefallen. Ich habe dann mit Denis Kontakt aufgenommen und er hat erklärt, wie man die Firmware-Version vom OTO machines BAM abfragen kann, außerdem hat er mich mit neuen Releases der Firmware versorgt.
Abfrage der Firmware-Version:
Beim Einschalten die IN GAIN und FILTERS Taster gedrückt halten. Das Display zeigt dann die Versionsnummer für einige Sekunden an. In der ersten Zeile wird die Vorkommastelle angezeigt, in der zweiten Zeile dann die Nachkommastelle. LED 1 in der ersten Zeile und LED 3 in der zweiten Zeile steht also für Version 1.3.
Firmwareupdate:
BAM kann mit einem Sysex-Dump mit aktueller Firmware versehen werden. Das Vorgehen ist wie folgt:
- BAM an das MIDI-Interface anschließen, ein SysEx Tool oder die DAW öffnen
- Die vier Taster unterhalb des Displays drücken (TYPE, GAIN, FILTERS und CHORUS) und BAM einschalten
- Diese vier Taster sollten nun leuchten
- Die SysEx-Datei vom Computer über MIDI senden. Die 16 LEDs zeigen den Fortschritt des Transfers an
- Wenn alle 16 LEDs leuchten sollte BAM neu starten
Sehr feiner Testbericht mit optimaler Ergänzung durch das Interview. Einfache Conclusio – der BAM ist definitiv einer noch näheren Betrachtung wert.
mmmh, klingt wirklich lecker! danke für die excellenten soundbeispiele, ich hatte sofort eine assoziation zu folgender perle:
https://www.youtube.com/watch?v=XOiqVejo4gk
Ausgezeichnetes Gerät, der Hall kommt wirklich sehr musikalisch. Sehr gut auch zu hören bei den female Vocals des Herstellervideos (Link bei Schneiders Laden, ab ca. 0:45).
Hatte mich eigentlich von HW-FX verabschiedet, aber dieser Artikel hat mich wirklich angefixt. Gratulation zum sehr gelungenen Einstand ???
Ich habe den Artikel erst ignoriert aber nach dessen Lektüre war ich sofort überzeugt und habe zugeschlagen. Selten vereint ein einzelnes Gerät so viele Charakteristiken und ich bin dankbar den Rechner dafür ausgeschaltet lassen zu können. Als alter Alesis Midiverb MK1 Fan war das ohnehin keine Frage. Neben dem Ensoniq DP4+ mein letztes verbliebenes Outboard-FX. Wer kann den BIM empfehlen? :) Bitte als nächstes einen Phaser/Chorus namens „Bozer“.
Heiliger Schweizer,
DAS ist ja ein Test! Dickes Lob, toll geschrieben. Mit dem für die Schweizer bekanntem feinen Ton in der Sprache.
Auch die Klangbeispiele sind sehr aussagekräftig.
Musikalische Grüße
vom Ton-Onkel
@Onkel Sigi Liebe Grüsse an alle und vielen Dank für die Blumen. BAM hat mein Herz erobert und somit konnte viel Herzblut in diesen Testbericht fliessen. Meine anderen Hallgeräte kommen in der Tat gerade etwas zu kurz und sogar die frisch gekauften BigSky und Space (so aus Neugier und zum Vergleich) schauen in die Röhre.
Onkel Sigi liegt aber falsch. Ich bin gebürtigiger Hesse (Frankfurt/Main) und erst seit 1999 in der Schweiz.
Aber dann ist das Ziel doch schon erreicht, ich konnte ein paar Musiker für den OTO BAM begeistern. Bisher ist mir das ein paar Mal mit dem Lexicon 200 gelungen. Mit dem BAM kommt ihr deutlich günstiger davon…
@swissdoc Georg, schon wieder hast du mich auf einen Hall scharf gemacht. Mein Lexicon M200 wird bald einen Franzosen als Arbeitskollegen haben.
Gut geschriebener Test, gute Klangbeispiele.
@t.kopper Hi Till, wenn der kleine Pariser dann im Studio liegt, probier gleich mal den Primitive Type. Ganz was anderes als der Lexicon-Style…
@swissdoc Da sag ich nur: „Die Hesse komme“!
;-)
Musikalische Grüße von
Onkel Sigi
@Onkel Sigi Genau. Alles andere is nur Kino…
Danke für den schönen Test. Vor allem der direkte Vergleich mit den diversen Vintage Reverbs ist sehr aufschlussreich. Ich habe nie verstanden, warum man Vintage-Synths einsetzt, um sie dann durch Software-Effektsimulationen zu jagen. Das BAM hat definitiv einiges vom Mojo der alten Geräte.
@costello Vintage Synths durch Plugin Effekte jagen? Wer würde denn sowas scheussliches machen? Hab ich auch nie verstanden den Ansatz.
Ist ein wenig so wie Vintage Synths zu digitalisieren.
Am Besten klingen die Dinger halt immer noch von Tonband; bald werden auch wieder 1/2″-Spulen im Mediamarkt stehen…. :)
@A.Vogel :))) DAS wär doch was!
Thumbs up! Ich hole gleich die Revox aus dem Keller :-)
Grandioser Einstand, danke für den tollen Test! Diese neuen, hochwertigen Hall-„Pedale“, ob sie nun von OTO, Strymon oder Eventide kommen, muss man einfach gerne haben. Was mir aufgefallen ist, die meisten schwören auf das eine oder andere Gerät, aber Valhalla DSP haben alle gern! Ich werde auf jeden Fall bei meinem Space bleiben, der hat so tolle Sachen wie getrenntes HI/LO Decay und CV/Expression, die anderen Boxen sind mir aber auch sehr sympathisch. BTW: der eigentliche Vorgänger all dieser Desktop-Reverbs in Punkto LoFi-Sounds und Formfaktor ist wohl der mittlerweile sehr rare Alesis Wedge..
@swellkoerper Der Wedge ist m.M.n. echt schlecht! Hatte ihn natürlich um das sagen zu können. Dagegen ist die Hallfahne der Midiverb Mk1 Tischhupe Lofi und dicht wie ein ganzer Club voller kiffender Rastafaris. Ich habe die „ideale“ Alesis Effektkette noch nicht raus aber FSOL sollen die tollen Hallfahnen in „Dead Cities“ mit Midiverb 2 und 3 in Serie gemacht haben. Auch das Quadraverb, der Akai S1100 und Yamaha SPX90 wären möglich. All diese Geräte (Nein, kein Lexicon PCM!) will keiner mehr bei sich stapeln, deswegen danke an OTO für so ein kompaktes Teil! :) Einen Akai S1100 würde ich noch nehmen, wenn denn endlich einer OLEDS als Display verbauen könnte.
Hi Kyotonic, „All diese Geräte (Nein, kein Lexicon PCM!) will keiner mehr bei sich stapeln“. Nun ja, meine Wenigkeit möchte ich da ausnehmen: Habe gerade erst in einen Eventide 3000 investiert, ich liebe mein altes SPX-90 (aber nur Mk1) und hätte die Vangelis-Sounds beim SY-1-Report mit einem Strymon nicht so schön hinbekommen wie mit dem PCM70. (Das 224 ist mir doch etwas zu teuer und sperrig). Will sagen, diese Kisten haben schon noch ihre Fans.
@costello Irgendwann muss aber auch mal Schluss sein! ;) Ein Eventide würde noch passen, bin aber mehr für die Underdogs. Meine Regel: Nie wieder über 10HE gehen. Insgesamt natürlich. Das OTO zählt quasi nicht. :)
Genau das sage ich mir auch immer, wenn der DHL-Bote wieder mal ein Päckchen bringt. Diese Vintage-Leidenschaft trägt schon eindeutig die Züge einer Sucht. Bin für kalten Entzug aber noch nicht bereit.
@costello Mein Spruch zu diesem Thema: Ein Reverb geht immer…
Bei billigem Hall gibt`s kein „schlecht“, nur „kreativ“ :-) Ich z.B. liebe es, den Hall Return zusammen mit anderen Signalen auf eine Gruppe zu legen und dann durch einen Boss CS-3 Sustainer zu jagen. Da wird ganz viel Schmutz an die Oberfläche gespült, obwohl der Effekt schnell too much wird.
Es gibt noch einen anderen Test des OTO BAM von FutureMusic. Nichts neues jedoch, auch dort weiss BAM zu gefallen:
http://www.musicradar.com/reviews/tech/oto-bam-space-generator-646911
Danke für den ausführlichen Test und das tolle Hintergrundinterview! Für mich als Hallfan war das sehr spannend.
Was man an Deinen Klangbeispielen gut hört ist wieviel Sternenstaub da doch noch in den alten Kisten steckt. Insbesondere Lexicon 224 und EMT 246 klingen viel, viel räumlicher als das BAM, das dagegen ziemlich flach wirkt. Im Mix kommt das dann nachher sehr stark zum tragen.
Ich finde allerdings wirklich super, daß sich Enthusiasten mit dem Thema beschäftigen und versuchen das highend vintage digital Zeugs nachzuempfinden. Top ist auch der Preis und das praktische Format. Den grundsätzlichen Klancharakter trifft das BAM auch schon mal ziemlich gut. Aber die Funktion im des künstlichen Raumes im Mix würde ich Ihm nicht zutrauen da sehe ich es leider eher als ein Effektspielzeug. Von dem Standpunkt her ist es dann doch wieder nicht sooo preisgünstig. Mit etwas Glück bekommt man ein Lex224 für 1,5k€ oder ein AKG ADR sogar für unter 1K€…
Du solltest übrigens unbedingt Dein 224 mal checken. Der Hall ist zu fast 70% links zu hören.
AKG ADR 68K ist schon eine andere Baustelle, aber eine sehr leckere. Wenn Du eines für unter 1K€ siehst, sag Bescheid. Zwei sind lustiger als eines.
Das mit dem linkslastigen Hall bei diesen Beispielen ist bekannt. Ich muss dem echt mal nachgehen.
Bei Sean Costello kann man viel Gutes über Alesis Algorithmen lesen, ich muss mich mal intensiver mit dem Quadraverb und Quadraverb 2 beschäftigen, die hier noch herumstehen.
So viel Hall, so wenig Zeit.
@swissdoc :-) Klar, ich sag Dir bescheid. Das ADR68K Ist einer der wenigen verbliebenen Vintage Hall „Schläfer“. Ich brauche meins aber „leider“ derzeit noch… immer öfter :-)
Es gibt jede Menge Vintage Hall „Schläfer“, und viel kosten tun sie meist auch nicht. Gut, das ist relativ. So richtig schlecht klingt keines der Geräte, die mir so ins Studio laufen, aber das ADR 68K ist wirklich super, das haben die Herren von Ursa Major prächtig hinbekommen. Sehr fein auch das Stargate 323. Sternenstaub pur, mit der Magie von fein vermahlenen Diamanten obendrauf.
Ergänzung: Wie im Interview auch richtig gesagt wird: Die alten Kisten haben besondere Eigenschaften. Die Hallfahne für sich genommen klingt of grob und unrealistisch. Insbesondere auf Percussion fällt das auf. Aber Jeder der mit so einem Schätzchen mal gearbeitet hat weiss, daß vintage digital Hall in der richtigen Mischung absolut unglaublich klingen kann. Schon oft erlebt: Wenn alles passt hebt die Musik mit zumischung des Halls auf einmal richtig ab und bekommt Tiefe, das ist dann wie die entscheidene Würze in der Sterneküche :-)
Da kommen aber noch ein paar andere Faktoren dazu. Wer die alten Kisten anhimmelt, für den gibt es eh keine anderen Götter. ;) Mir fällt in der starren Studiostruktur oft auf, das viele Effekte Send-Return untauglich sind. Ich mache es da am liebsten wie die Gitarristen. Synth raus, FX rein. Keine Ahnung woran das liegt, hab mich schon totgepegelt und es klang nicht wie es sollte.
Wer sich z.B. die Aufnahmeräume von „Kreativen“ wie FSOL mal anschaut, der weiß das viel umgesteckt und experimentiert wird. Ist nicht jedermanns Sache. Das OTO BAM passt schonmal gut auf eine Ecke des Synth. ;)
Hi Kryotonic, der Eindruck täuscht. Ich bin nicht auf altes Zeug festgelegt es klingt nur leider meistens erheblich besser. Hab ’ne große Patchbay und stöpsele was das Zeug hält. Experimente sind super. Das Binson Echorec auf den Aux weg und zwei alte Big muffs hinter das 480L…super!
Hardware Synths z.B. klingen komplett unterschiedlich je nach Signalkette. Das gilt auch für die Kombi mit Hall. Zum Beispiel klingt ein Quantec Yardstick (siehste, neu) super auf dem EII und der Eventide Orville dafür meist besser auf dem DK Synergy. Experiment ist der Weg zum Genuss!
Es lebe das Experiment! Cheers! :)
Darf ich fragen, wie du an deiner Patchbay mit der Mono/Stereo-Problematik am Effekt-Eingang umgehst? Ich habe bei mir nicht wirklich einen schönen Workflow hingekriegt. Aux vom Mixer ist immer mono, machmal braucht`s true stereo. Wie macht ihr das, wenn das Effektgerät an der Patchbay stereo vorverkabelt ist?
@swellkoerper Bei mir lassen Sich die Kanalzüge und Aux-Wege stereo/mono schalten und direkt so beschicken. Wenn Dein Mixer das nicht kann, benutz doch einfach 2 Aux Wege jeweils für R/L. Habe ich Deine Frage richtig verstanden? Hilft Dir das weiter?
Grüße,
DDV
Wenn das Eventide Space nicht neben meinen Synths stehen würde, wär Platz für BAM.
Sehr feines Gerät und wirklich sehr gute Hörbeispiele und was mich auch immer fasziniert, wenn ein Stück Hardware mit wenig Regler einen dermaßen fetten Sound ausgibt.
Erstmal ein dickes Lob an Schneiders Büro! Dat ging ja nett und flott. :) Ist das Hall oder Heroin? Ich bin gerade eine Stunde auf ’nem Marimba-Sound hängengeblieben und muss nun Schluss machen weil Herr Baby gebettet wurde. Dat kleine Ding ist der „Missing Link“ meiner kleinen Sammlung an Synths/FX. Ich musste gerade laut lachen weil einfach alles geil klingt und kein dünnklang Lexicon/Valhalla/Faltungs-VST an ist. Für dat Geld? Lächerlich! Passt optisch übrigens wunderbar neben den ebenfalls empfehlenswerten Arturia Keystep. ;) Die dicken Studiohallräume habe ich mir nie geleistet aber nun ich verstehe die Sternenstaub-Jäger sehr viel besser. Die Realität ist noch geiler als die ohnehin guten Klangbeispiele. Danke Swissdoc!!! :) Wo ist der Rotwein? Ich muss mich besaufen!
Dumm gelaufen für Dich, wenn Dir BAM so gut gefällt, dann musst Du bald die Dosis erhöhen. Das heisst dann in einen QRS, ein Lexicon 200, 224 oder 300, 480L investieren oder eine alte Kiste von EMT. Viel Spass bei der Sternenstaub-Drogen-Karriere…
Toller Test – vielen Dank!!! Wenn Du jetzt noch Deinen „Sternenstaub“-Hall Dynacord PRP20 ins Spiel gebracht hättest, wären für mich alle Fragen beantwortet gewesen :-). Das OTO Bam ist für mich nun ein hochinteressanter Antestkandidat geworden!
@moogist Ich musste mich ja eh schon bremsen, so cool fand ich den OTO BAM, also habe ich die Lexicon und EMT Verweise verfolgt.
Einige DRP20 Samples gibt es im „Hallende Hallen“ Thread bei Sequencer.de
https://www.sequencer.de/synthesizer/viewtopic.php?f=75&t=76840&p=833989#p833989
Sehr fein beim BAM ist einfach das User Interface und die dadurch mögliche Schrauberei. Könnte man bei anderen Geräten zwar auch via Remote oder Midi, aber die sind meistens so komplex, dass der Spass auf der Strecke bleib.
Wo kriegt man die Teile denn momentan?
@lonelyulf Bei OTO Machines ist wohl ein neuer Batch in Produktion. Bei http://www.houseofsound.ch sind OTO BAM auf Lager, gemäss deren Page.
Lieber swissdoc
Danke sehr für diesen Testbericht und seinen Umfang. Ich interessiere mich sehr für musikalischen Reverb. Normalerweise würde ich sowas nie unbesehen kaufen. Da ich aber deine “wenigen” Artikel alle gelesen habe und mich deine ganze Herangehensweise sehr anspricht, wars diesmal anders.
Ich hatte kurzfristig die Gelegenheit für ein neues BAM und hab mir zur Entscheidung deinen Artikel und die Soundbeispiele von OTO zu Gemüte geführt. Ganz subjektiv gefiel mir das Primitive auch sehr, obwohls nach “nix” klingt, irgendwie. So war der Entscheid dann gefallen mit deinen Bemerkungen und Fragen dazu. Weil, wäre ja schade, diesen neuen Klassiker zu verpassen. Nun freue ich mich auf s Recording, das Handbuch ist einfach kreativ.
Dein Artikel schürte eine Erwartung, die ich jetzt schon bestätigen kann.
Grüsse und nur weiter so!
@antiandi Freut mich und dann viel musikalische Freude mit dem BAM. BIM und BOUM sollen auch sehr lecker sein :-)
Super test danke, es hat mich dazu gebracht, es zu versuchen.