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Test: Marleaux Consat Custom 5, E-Bass

Edelholz-Sandwich

2. Dezember 2018
Marleaux Consat Custom

Der Marleaux Consat Custom 5

Seit 1990 fertigt Gerald Marleaux mit seinem Team, derzeit aus zwei Gesellen und einem Auszubildenden bestehend, in seiner im beschaulichen Clausthal-Zellerfeld gelegenen Werkstatt seine selbst kreierten Bassmodelle, wie unter anderem den hier zum Test vorliegenden Marleaux Consat Custom 5.  Geralds Frau Heike Marleaux kümmert sich außerdem um Koordination und das Administrative. Und das mit wachsendem Erfolg: Auf der empfehlenswerten und informativen Website des Unternehmens informiert der sympathische und kreative Handwerksmeister (gelernter Beruf: Gambenbauer) über die Auszeichnungen, die seine Kreationen schon erhalten haben, wie den „Best of Show Bass Gear Award“ der Winter NAMM 2018 oder den hochoffiziellen „Deutschen Musikinstrumentenpreis 2017“. Auch die Gesellenstücke seiner Azubis heimsen regelmäßig bundesweit die oberen Plätze ihrer Jahrgänge ein.

Wie man sich denken kann, besteht ein großer Teil des Marleauxschen Schaffens im Erfüllen von Kundenwünschen. In ausführlichen Beratungsterminen werden diese erörtert und dann in der Regel zur vollsten allseitigen Zufriedenheit umgesetzt. Aber es gibt auch ein internationales Händlernetzwerk, in denen einige Modelle ausgestellt und verkauft werden, so auch der Kandidat dieses Reviews!

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Marleaux consat custom 01

Marleaux Consat Custom 5 – Facts & Features

In einem luxuriösen  Gigbag des Herstellers Canto mit Versteifungen in Deckel und Boden  wird der Edelbass geliefert. Die Einstellwerkzeuge befinden sich zusammen mit Schaller Security Locks in einem hübschen Ledersäckchen anstatt der sonst üblichen schnöden Plastiktütchen. Eine Kartonmappe enthält ein Zertifikat mit allen Spezifikationen sowie diverse Infoblättchen, zum Beispiel über die Verwendung einheimischer und nachhaltiger Hölzer bei Marleaux (trifft nicht auf das Testinstrument zu), detaillierte Angaben über die Elektronik oder auch ein Siegel, das den Gewinn des „Deutschen Musikinstrumentenpreises 2017“ ausweist. Diese Auszeichnung gewann das Unternehmen für ein Modell aus der „Consat Custom“-Serie.

Marleaux Consat Custom Gigbag

Consat Custom 5: Verarbeitung und Holzkonstruktion

Auf der Website von Marleaux wird stolz auf das eigene, in Jahrzehnten zusammengestellte Holzlager hingewiesen – offenbar zu Recht, betrachtet man sich den Marleaux Consat Custom 5 hinsichtlich der verwendeten Hölzer. Diese sind auch im Anbetracht des Preises von außergewöhnlicher Schönheit: Kein Astloch oder Mineraleinschluss stört das vom ebenmäßigen Wuchs der nicht spektakulär gemaserten und dennoch wunderschönen Hölzer gekennzeichnete Bild des Instruments. Von einer matten Lackoberfläche überzogen ist die gesamte Holzkonstruktion, die den Schutz vor Umwelteinflüssen mit einem natürlichen, die Hölzer betonenden Look-and-feel vereint.

Der Korpus besteht aus Mahagoni mit einer Decke aus Palisander, getrennt von einem hellen Ahornfurnier. Die asymmetrische Formgebung mit den ausladenden Cutaways ist eigenständig und wiedererkennbar, verspricht darüber hinaus einen guten Zugang zu den hohen Lagen. Sechs Schrauben verbinden den Hals mit seinem D-Profil mit dem Korpus. Er ist aus drei Streifen Ahorn, getrennt durch zwei Streifen aus dunklem Holzfurnier, gefertigt.

Das aufgeleimte Griffbrett aus tiefschwarzem Ebenholz enthält 24 makellos abgerichtete und polierte Bundstäbchen. Der Kopfplatte wurde passend zur Korpusdecke ein Palisanderfurnier spendiert (Matching Headstock), durch ihre abgewinkelte Bauweise sorgt sie für den nötigen Saitendruck auf dem Sattel, ohne auf Saitenniederhalter angewiesen zu sein. Rückseitig stechen vor allem die aus hellem, zum Hals passenden Ahorn gefertigten Abdeckungen für Elektronikfach und Batteriefach ins Auge.

Marleaux Consat custom 03

Sämtliche Holzarbeiten wurden mit absoluter Perfektion und Sorgfalt ausgeführt!

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Hardware, Pickups und Elektronik

Auch bei der Wahl der Hardware-Komponenten macht Marleaux keine Gefangenen und setzt auf bewährte Spitzenprodukte: In der Kopfplatte verrichten ultraleichte, aus speziellen Materialien gefertigte Mechaniken der Firma Schaller ihren Dienst, die massive Brücke stammt vom deutschen Hardware-Spezialisten EST und ist dreidimensional einstellbar. Auch die Potiknöpfe der verbauten Elektronik werden von EST geliefert und sind wie die komplette Hardware vergoldet, was sehr gut zur von Palisander und Ebenholz geprägten Optik des Instrumentes passt.

Marleaux consat custom 02

Federleicht: nur 44 Gramm wiegt eine Schaller Mechanik des Marleaux Consat Custom!

Ebenfalls auf einheimische Produkte setzt man beim Thema Pickups und Elektronik: Delano liefert die beiden Humbucker und die mit BC 3 bezeichnete Elektronik ist eine Eigenentwicklung von Marleaux. Letztere bietet fünf Drehregler und drei Kippschalter zur Klangbearbeitung.

Im Einzelnen kann man die Gesamtlautstärke, das Mischverhältnis der Tonabnehmer sowie über drei aktive Klangregler das klangliche Geschehen über die Drehregler beeinflussen. Mit 40 Hz, 500 Hz und 8 kHz scheinen die Einsatzfrequenzen sinnvoll und praxisnah gewählt. Zwei der drei Kippschalter dienen dem Splitting der Tonabnehmer und erlauben pro Tonabnehmer drei Schaltungsvarianten: seriell, Singlecoil und parallel. Mit dem dritten Schalter lässt sich zwischen dem rein passiven Modus ohne Klangregelung und dem aktiven Modus wählen. Optional bietet Marleaux noch den Einbau einer passiven, klassischen Höhenblende in den Höhenregler an.

Die Regler und Schalter bestechen durch angenehmen Drehwiderstand bzw. spürbares Einrasten der Schalterpositionen und vermitteln das gute Gefühl von Wertigkeit und Zuverlässigkeit.

Marleaux Consat Custom 5 – Sound & Praxis

Am Gurt umgehängt, pendelt sich der elegante Fünfsaiter in optimaler Spielposition, leicht mit der Kopfplatte gen Himmel geneigt, ein. Obwohl der Hals nicht superschlank ausfällt, lässt er sich sehr komfortabel bespielen, die ab Werk vorgenommene Einstellung von Saitenhöhe und Halskrümmung ergibt eine ultraflache, schnarrfreie Saitenlage, die Finger fliegen nur so über den Hals!

Unverstärkt präsentiert sich der Marleaux Consat Custom 5 spritzig und direkt in der Ansprache und weitestgehend ausgewogen über das gesamte Griffbrett. Der Testkandidat ist kein Raubein, eher ein eleganter, im Mittenbereich etwas zurückhaltender Vertreter. Der bei Schraubhalskonstruktionen bekanntlich unvermeidbare Deadspot ist im Bereich 5./6. Bund der G-Saite auszumachen, dank der steifen Konstruktion im Kopfplattenbereich bleibt dieser allerdings relativ moderat.

Betrachten wir uns nun die verstärkten Sounds im passiven Modus, hier im Besonderen die Wirkung der beiden Tonabnehmer Splitschalter. Hier hört man den Halstonabnehmer alleine in allen drei Schaltungsvarianten: seriell, Singlecoil und parallel.

Bereits mit diesem einen Tonabnehmer im passiven Betrieb beeindruckt der Testkandidat durch seine klangliche Vielfalt: Jede Schaltungsvariante bietet mehr als brauchbare Klänge. Sei es die serielle Schaltung, die durch besonders knackige Höhen hervorsticht, der mächtige Punch durch die parallel geschalteten Spulen oder die Singlecoil-Variante, die irgendwo dazwischen liegt.

Auch der von straffen Bässen aus dem allertiefsten Kellergeschoss und strahlenden Höhen geprägte Grundsound überzeugt, hier macht sich die Holzkonstruktion mit dem mehrstreifigen Hals samt Ebenholzgriffbrett sowie die Palisanderdecke bemerkbar. Man glaubt es kaum, dass hier noch gar keine Aktivelektronik im Spiel ist!

Naturgemäß deutlich mittiger sind die Ergebnisse, die sich mit dem Halstonabnehmer erzielen lassen. Auch hier wieder in allen drei Positionen des Split-Schalters hörbar:

Im folgenden Klangbeispiel habe ich fünf passive Slapsounds erstellt: Es sind immer beide Pickups voll aufgedreht, lediglich die beiden Split-Schalter sind unterschiedlich geschaltet.

Marleaux Consat Custom PU electronics

Unbegrenzte Möglichkeiten: Bedienfeld und Pickups des Marleaux Consat Custom 5

Bedenkt man, dass hier noch nicht die verschiedenen stufenlosen Stellungen des Pickup-Panoramareglers Verwendung fanden, wird einem beinahe schwindlig ob der schier unendlichen Klangmöglichkeiten. Gerald Marleaux bietet als Option (Aufpreis: 90,00  Euro) eine passive Höhenblende an, die leider im Testbass nicht integriert ist, aber die passiven Sounds mit Sicherheit noch mal vielseitiger werden lässt.

Bringen wir nun die aktive Klangregelung ins Spiel, zunächst sind die drei Bänder des Equalizers in neutraler Position. Schaltet man die Aktivelektronik hinzu, ändert sich erst mal gar nichts. Das ist insofern positiv, als dass keinerlei Veränderungen der Lautstärke vorhanden sind und der aktive Sound exakt wie der passive klingt, somit eine exzellente Basis für Manipulationen mit dem Equalizer darstellt. Nebengeräusche wie ein dezentes Rauschen treten erst bei maximalen Anhebungen der Höhen zutage.

So klingt der HalsPickup (Singlecoil) mit gedämpften Höhen und einem leichten Mittenboost:

 

Auch der Steg-Pickup profitiert von geboosteten Mitten und Bässen:

Einen kellertiefen Reggae-Bass ergibt die Kombination von Halstonabnehmer in paralleler Schaltung mit geboosteten Bässen bei abgesenkten Mitten und Höhen:

Auch mit dem Plektrum bieten sich unzählige Sounds an, in diesem Klangbeispiel ein etwas modernerer mit seriell geschaltetem Halstonabnehmer und geboosteten Bässen und Höhen sowie einer aus der „Oldschool-Abteilung“ in der Palm-Mute-Technik. Hier werden Mitten und Bässe betont, als Tonabnehmer dient der parallel geschaltete Stegtonabnehmer.

Dank des tief ausgeschnittenen Cutaways lässt sich der Hals bis in höchste Lagen sehr gut bespielen:

Der Marleaux Consart Custom 5 hat also für jeden Geschmack etwas zu bieten und die Klangbeispiele hier kratzen da lediglich an der Oberfläche, da geht noch mehr!

Lediglich der typische, „Fendermässige“ Mittengrowl lässt sich dem Edelbass nicht so wirklich entlocken – dafür sind die hier verwendeten Hölzer doch zu weit von dem bekannten „Erle/Eschebody mit Palisander oder Ahorngriffbrett“-Konzept entfernt, was ich durchaus positiv bewerte. Der tausendste Aufguss des immer Gleichen sorgt nicht gerade für Abwechslung im Leben eines Testers, die bringt dann so ein etwas exotischeres Instrument ins Spiel, zumal Qualität und Grundsound absolut im obersten Regal anzusiedeln sind!

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Fazit

Der optische Eindruck trügt nicht: Der Marleaux Consat Custom 5 ist ein Edelbass reinsten Wassers. Absolute Spitzenklasse in allen Bereichen wie Materialauswahl, Verarbeitung, Vielseitigkeit und Sound. Diese Qualität made in Germany hat ihren Preis, dieser ist jedoch vollkommen angemessen, nicht jeder Hersteller bietet so viel Edelbass pro Euro.

Wer die Gelegenheit hat, sollte dieses außergewöhnliche Instrument unbedingt antesten!

Plus

  • Hölzer/Holzauswahl
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • Inkl. stabilem Gigbag

Preis

  • Ladenpreis: 3390,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Venerabilis

    Vor ein paar Jahren habe ich bei Gerald Marleaux einmal meine Instrumente einstellen lassen und der Weg ins verschlafene Clausthal-Zellerfeld hatte sich wirklich gelohnt: So perfekt waren meine Instrumente bis dato noch von niemandem eingestellt worden (und günstig war es obendrein). Auch einen so großartigen Bass, wie ich dort probespielen durfte, hatte ich niemals davor und nicht danach in der Hand. Zudem war Herr Marleaux super freundlich, erzählte selig von ganz altem Holz, das er im Zuge von Renovierungsarbeiten irgendeines alten claustahl-zellerfelder Gebäudes (war es die Kirche, ich weiß es nicht mehr) ergattern konnte und zeigte mir seine -zumindest damals – ziemlich kleine Werkstatt. Fazit: Wer immer das Geld für einen solchen Bass hat, sollte mal in den Harz fahren. Ist jeden Cent wert. Und wenn die Herren sich nicht inzwischen nur noch auf die Fertigung konzentrieren (?), dann lohnt sich der Weg auch für weniger gut Betuchte: Ich war jedenfalls schwer beeindruckt und meine Instrumente nicht wiederzuerkennen.

  2. Profilbild
    Christian Spohn RED

    Ich kann die Ausführungen von Venerabilis nur bestätigen!
    Zwar hatte ich bisher nur telefonischen Kontakt mit Gerald Marleaux, dieser war jedoch ausgesprochen angenehm weil freundlich, kompetent und zuvorkommend!

  3. Profilbild
    Michael Bereckis

    Ein schöner Test!

    Ich spiele zwei Bässe von Gerald Marleaux und habe überhaupt kein Bedürfnis mehr einen anderen E-Bass zu spielen. Die Diva hatte ich in einen Laden angetestet und sofort gekauft. Den mBass konnte ich gebraucht einige Monate später kaufen. Die Verarbeitung der Instrumente ist unbeschreiblich gut und die Bässe werden mich „ewig“ fordern und beschäftigen; denn das Potential werde ich nie ausschöpfen können.

    Letztes Jahr war an der Diva ein Poti defekt. Gerald Marleaux schickte mir nach Mailkontakt sofort kostenlos ein neues Poti, da ich es selber einbauen konnte.

    Zum Glück bin ich kein Sammler; denn sonst wüsste ich noch einen dritten Marleaux…

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