Konkurrenz für VST, AU und AAX
Im Dezember 2021 sind erstmals Informationen zum neuen Plug-in-Standard CLAP aufgetaucht. Damals hatten einige User beim Installieren des u-he MFM Updates 2.5 die Option entdeckt, das Plug-in auch im CLAP-Format zu installieren. Urs Heckmann persönlich gab dann in Form diverser Forenbeiträge die ersten Einblicke in die Entwicklung dieses Formats. Mehr dazu findet ihr in unserer unten stehenden News. Heute haben Bitwig und u-he das Format nun offiziell vorgestellt.
Der Name CLAP steht für CLever Audio Plug-in API und ist ein neuer offener Standard für Audio Plug-in und Hosts. CLAP soll modernere Funktionen, eine größere Stabilität und schnellen Support für Plug-in- und Host-Entwickler und letztlich den Kunden bieten. Und da CLAP Open Source und frei lizenziert werden kann, wünscht man sich eine möglichst schnelle Verbreitung, so dass dieses Format eine sichere Sache für die Zukunft ist.
CLAP wurde in Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Bereichen der Musik-Software-Branche entwickelt und ist auf neuartige DAW-Konzepte ausgerichtet und soll neue Horizonte für die Möglichkeiten von Plug-ins bieten. Als Hauptpunkte stellen u-he und Bitwig dar:
- bessere Leistung von modernen CPUs
- bessere und schnellere Organisation
- bessere Modulation
Im folgenden Video geben die Entwickler weitere Einblicke in das neue Format. Alle weiteren Informationen haben u-he und Bitwig hier für euch zusammengestellt.
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Hier unsere Original-News vom 17.12.2021
Neben der mit einigen interessanten neuen Features ausgestatteten Version 2.5 des Plug-ins MFM (More Feedback Machine), das u-he vorgestellt hat, arbeiten das Team um Urs Heckmann sowie weitere Hersteller offensichtlich an einem neuen Audio Plug-in Format namens CLAP. Fast schon nebenbei erwähnt Urs Heckmann in einem Forum Post zum MFM Update 2.5, dass man sich bitte nicht über die erweiterte Installationsoption CLAP wundern soll.
Im Original schreibt er dazu:
„And you might ask yourself
where is that large automobilewhat’s that CLAP option in the installer?Good question, glad you asked. It’s a new open-source plug-in format we are co-developing with Bitwig and some other collaborators. It’s still very much work in progress right now. We hope to have a working beta version available in the coming months. Stay tuned.“
Neben u-he sind also auch Bitwig sowie weitere Hersteller mit an Bord. Weitere (handfeste) Informationen gibt es dazu leider zwar noch nicht, doch ein paar (halb-handfeste) Infos dazu kann man schon aus Urs‘ Beiträgen herauslesen.
So scheint es bei der Entwicklung von CLAP um eine einfache Lizenzierung, eine größtmögliche Kompatibilität und der Einbindung moderner Features zu gehen. Bitwig scheint mit seiner „The Grid“-Umgebung da sicherlich ein gutes Beispiel zu sein, was moderne DAWs und Plug-ins, beispielsweise hinsichtlich Modulation von Parametern können.
Man darf also gespannt sein, was u-he, Bitwig & Co. mit CLAP auf den Markt bzw. in die DAW bringen werden. Bleibt am Ende die Frage: Wie hoch wird die Marktakzeptanz sein? Steinberg wird sicherlich nicht ohne Weiteres von VST abrücken, Apple nicht ohne triftigen Grund von Audio Units abweichen. Aber warten wir es ab, wir bleiben dran und halten euch auf dem Laufenden.
Ich finde das eine interessante Sache und bin gespannt was daraus wird. Möglicherweise ist das neue Format ja sogar multi-platform fähig und würde es erlauben, mit weniger Entwicklungsaufwand auf Windows, macOS und Linux sowie Intel und ARM zu funktionieren. Davon würden wir sicher alle profitieren. Hier übrigens die GitHub Seite:
https://github.com/free-audio/clap
„Was ist es, was kann es?“
@teofilo CLAP ist ein AKRONYM VON »CLever Audio Plug-in« quelloffen und lizenzfrei.
Weitere Details: https://www.heise.de/news/Neuer-Standard-fuer-Audio-Plug-ins-CLAP-ist-quelloffen-und-lizenzfrei-7142818.html
CLAP ist schon etwas länger am köcheln. Alle Infos gibt es hier: https://github.com/free-audio/clap
Naja, je nachdem wie intelligent und flexibel das format ist, koennte eine firma dann vielleicht schlussendlich einfach nur jedes plug-in in einem wrapper verpacken fuer all die anderen formate (machen all die JUCE plug-ins gefuehlt ja auch nur).
@nativeVS Wenn ich Urs richtig verstanden habe, ist das tatsächlich für’s erste der Hauptgrund für CLAP, ein “neutrales” Pluginformat (mit einer liberalen open source lizenz) insbesondere für Entwickler, die nicht Frameworks wie JUCE oder iPlug benutzen können/wollen (wie zB u-he). Wobei die wrapper oder Adapter für andere Formate noch grösstenteils Zukunftsmusik sind.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich CLAP als Endnutzer-Format so schnell durchsetzen wird, mit Ausnahme vielleicht im Bereich von Open Source und Modularen Hosts. Weder Apple, Steinberg noch Avid werden CLAP in ihren DAWs unterstützen, und ein viertes Format werden viele Pluginentwickler nicht supporten wollen.
Dennoch interessantes Projekt, die Header files sehen selbst für mich als Nicht-C-Programmierer recht verständlich aus, das ist schon gut durchdacht.
@janschneider „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich CLAP als Endnutzer-Format so schnell durchsetzen wird, mit Ausnahme vielleicht im Bereich von Open Source und Modularen Hosts. Weder Apple, Steinberg noch Avid werden CLAP in ihren DAWs unterstützen, und ein viertes Format werden viele Pluginentwickler nicht supporten wollen.“
Genauso ist es. Für mich reine Schaumschlägerei. Das wird sich selbst in 20 Jahre nicht durchgesetzt haben, oder in irgendeiner Weise Marktanteil haben.
@chk Naja, Schaumschlägerei ist es für mich, wenn dieses Format nur angekündigt worden wäre.
Aber U-He und Bitwig habe ja geliefert, wenn auch nur als Beta.
Ob es sich am Ende durchsetzt wage ich allerdings auch zu bezweifeln.
@Ballroom Das ist so ein Bisschen wie mit Office: Libre- und OpenOffice waren dann gut verbreitet, als DOCX und XLSX vernünftig importierbar waren. Als man dann PDF exportierbar war, hat Microsoft nachgezogen. Bei MS Office war es dann die Wahlmöglichkeit zwischen OpenXML und Office. Am Ende ist die Frage ja nicht, wie viele CLAP-PlugIns es gibt, sondern wie viele DAWs diese unterstützen. Man könnte als Argument jetzt Pro Tools anführen und dass es ja bei Avid und anderen auch eigene Standards gibt. Das ist richtig, aber Avid als Quasi-Branchenstandard hat ebenso wie Apple Logic viele Marktanteile. Wenn zwei oder drei DAWs dies unterstützen, aber zusammen genommen weniger User als der Rest hat, wird es schwierig. Bei Software ist die Reichweite wichtig und die Konkurrenz eben groß und wenn ich meinen Synthesizer überall hören will, muss ich die Formate anbieten, die am Meisten gefragt sind. Das ist doch genauso wie mit den neuesten Qualcomm-Chips. Wenn die schnellsten Smartphones kommen, gibt es Referenzspiele, die aber genauso auf älteren Geräten laufen müssen, weil man ansonsten nur einen kleinen Marktanteil erreicht und es würde zu lange dauern, bis alle Smartphones getauscht worden sind. Aber ganz unabhängig davon sollte man es in jedem Fall honorieren, wenn es alternative Ansätze gibt. Lizenzierung und Kompatibilität sind ja schon ein Wirrwarr, mein iMac warnt mich jetzt schon wieder vor Focusrite-PlugIns, die nach einem Update nicht mehr laufen werden. Kenne ich seit 30 Jahren unter Windows so gut wie gar nicht.
@janschneider Erinnert mich an diesen Cartoon: https://xkcd.com/927/
@chardt Genau das ist das Problem beim Etablieren solcher Formate. Statt DEM Format, das jeder nutzt, hat man dann lediglich noch ein Format geschaffen, was von den Entwicklern erlernt, entwickelt und unterstützt werden muss. Sprich: Man hat lediglich dafür gesorgt, dass Entwickler mehr Arbeit haben, und vielleicht sogar mehr Geld für ihre Software verlangen müssen. Naja, eher nicht vielleicht, sondern bestimmt. Irgendjemand muss für den Mehraufwand aufkommen.
Wie dumm muss man sein, jeder der in US zu tun hat kennt diesen Terminus:
https://www.urbandictionary.com/define.php?term=the%20clap
„I’ve got the clap!“ „Oh honey, better rush to the hospital now…“
Hallo Felix,
ich bin da etwas überrascht, was genau das Alleinstellungsmerkmal von CLAP sein soll.
Denn es gibt bereits ein Open-Source-Format für Plugins, nämlich LV2 (siehe dazu lv2plug.in oder LV2 in der englischen Wikipedia).
Das ist zwar etwas unixlastig, aber eigentlich plattformunabhängig. Und es wird durchaus auch unterstützt, z.B. können die DAWs Ardour und Reaper und auch der freie Audioeditor Audacity damit umgehen.
Wie schon von anderen gesagt wurde: es bringt nicht so viel, ein neues Format auf den Markt zu werfen, statt existierende auszureizen oder zumindest dabei mitzumachen.
Gruß
Fredi
@Fredi Hallo Fredi,
ich habe die News-Meldung nur für Amazona aufbereitet, ich habe Clap nicht mit entwickelt :-) Die verlinkte Website führt zu weiteren Informationen von u-he und Bitwig. Da sollte deutlich werden was die Intention der Entwickler ist.
Schon witzig, daß mein Kommentar ob dieses wirklich dumm gewählten Names (Clap – im US-amerikanischem Slang für eine bekannte Geschlechtskrankheit), seitens der AmazonA.de-Fraktion am Ende gelöscht wurde. Als ob diese nichts besseres zu tun hat. Nunja – Macht nur.
@datasink Was wäre für Dich ein guter Name gewesen?
@anselm Einen guten Namen zu finden ist nicht leicht, wenn man mit einer neuen Technologie potentiell weltweit erfolgreich sein will. Ich habe den Hinweis als nützlich empfunden, dass der aktuelle Name in manchen Ländern ungünstige Assoziationen wecken kann. Wenn jemand ein Problem entdeckt und darauf aufmerksam macht, ist es ja nicht automatisch seine Aufgabe, dieses gleich zu lösen.
Herzlichen Dank Felix für die interessante Nachricht.
Also der Intro-Video zeigt schon mal einige interessante Sachen und Themen. Vielen Dank an U-he, Bitwig & das Team das hieran arbeitet!
Und hoffentlich clappt das alles ;-) und wird es bald ein weit verbreite Standard! Viele Grüße, Garfield.
Handfeste Vorteile
Polarity Musik erklärt in seinem YouTube-Video von heute (16.06.2022), dass mit CLAP zum Beispiel polyphone Modulationen möglich sind. Also jede Stimme eines Synthesizers separat modulieren. Das daraus entstehende äußerst lebendige Sound-Geschwurbel – vor allem bei moderaten Modulationstiefen – kann ich mir lebhaft vorstellen.
Klar, das geht auch mit VSTs, indem man diese mehrfach instanziiert, jede Instanz spielt nur einen einzigen Ton und jede Instanz hat ein leicht anderes Programm. Nur ist das eben schon recht aufwändig.
Mit CLAP ist das recht einfach zu bewerkstelligen, vor allem wenn man die ausufernden Modulationsmöglichkeiten von Bitwig Studio im Kopf behält.
Ich halte das nicht für eine Spielerei … sondern es hat in Bitwig und mit u-he-Synthesizern ganz klare Vorteile. Mal sehen, ob andere folgen werden. Ich sehe da vor allem auch die Programmierer kostenloser Synthesizer, die sich, frei von wirtschaftlichen und marketingtechnischen Zwängen, begierig darauf stürzen könnten. TyrellN6 mit CLAP? Ja, sofort her damit!
Ich will das haben.
[Nachtrag]
In wie weit MPE Ähnliches kann, das kann ich nicht einschätzen. Ein kurzer Blick in Wikipedia zeigt, dass MPE neben Note-On/Off und Aftertouch, auch noch Pitch Bend und CC74 pro Note übertragen kann.
@Flowwater Ja, MPE leistet genau das. Ist im Prinzip ein weiter entwickeltes PolyAftertouch. Das konnte polyphone Modulationen schon in den Achtzigern. Wurde dann fast komplett abgewürgt, wieso, kann ich nicht nachvollziehen. Sogar Channel Aftertouch hatte jahrelang einen harten Stand. Ändert sich seit ein paar Jahren wieder.
Ob es sich als Standard etablieren wird, ist natürlich alles andere als sicher.
Auch wenn nicht wird es aber als proof of concept die Entwickler weniger leistungsfähige Plug-In-Schnittstellen unter Druck setzen, sich nicht auszuruhen.
Konkurrenz belebt das Geschäft.
Auch könnte ich mir doch vorstellen, daß Ableton letztlich CLAP implementiert, wenn deren Nutzer es fordern, bzw. Bitwig an Boden gewinnt.
Würde das passieren, wäre da sofort eine sehr große Anzahl an Nutzern.
@anselm Dieses Interview lässt keine Fragen mehr aus. Interessant auch, das mit CLAP nun die doppelte Anzahl von DIVA`S geladen werden kann. https://www.youtube.com/watch?v=BrLdgemE92Q
@tomDog danke
@tomDog Dann sagt das Fazit eines Tests „ich konnte problemlos 13 Instanzen von DIVA laufen lassen“ auch nicht mehr viel aus 😜
Inzwischen gibt es etwas mehr Infos zu Clap. Grundsätzlich scheint eine Standartisierung nicht schlecht zu sein. Polyphone Modulation ist sehr gut, aber auch die angesprochene Vereinheitlichung der Preset – Browser (bzw. Vereinfachung des Preset – Findens) sowie der geringe Ressourcen – Hunger sind schon wichtige Argumente.
Trotzdem steht und fällt ein neues Plugin – Format mit der Bereitschaft der DAW / Host – Produzenten, ihre Programme entsprechend anzupassen und kompatibel zu gestalten.
Für mich ist klar, daß ich wegen Clap nicht zu einer anderen DAW wechsele.