„Das Mikrofon brennt!“: Voices of Passion von EastWest
Vielleicht ein Kurzschluss? Oder Magie? Manche Stimmen sollen schon Herzen entflammt haben, aber Mikrofone?
Natürlich ist der Vorfall fiktional, lediglich ein grelles Bild, aber nicht unmöglich, zwar empirisch unwahrscheinlich, aber nicht logisch ausgeschlossen. Wie so etwas möglich werden könnte, bliebe allerdings unklar.
Wenn man eine Stimme ausschließen wollte, als Ursache, bliebe eventuell der Verstärker oder eine separate Phantomspeisung, oh je, ein Phantom? Doch wieder Magie?
Um die Erörterung nicht zu einem ermüdenden Spaß auszuweiten, in diesem Text geht es um den unwahrscheinlichen Fall, dass Stimmen zumindest bildlich Mikrofone entfachen können. Künstler, im Gegensatz zu Technikern, haben Fantasie. Stimmen können also bestimmte Menschen durchaus mächtig beeindrucken.
Will man musikalisch mit Stimmen arbeiten, ließen sie sich auswählen und engagieren, doch Künstlern fehlt nicht selten das Geld dazu. Aber es gibt PlugIns, mit denen man Stimmen virtuell ins Studio bekommt, auch solche, die Mikrofone entflammen können, natürlich gleichfalls virtuell.
Angebotene Libraries bieten in der Regel kaum mehr Standardaufnahmen: in der Regel gesungenen Vokale, die lediglich Langeweile verbreiten, Ahs, Ohs, Oos (Uhs) und Ees (Ihs). Um etwas mehr erhalten zu können, wäre man darauf angewiesen, dass musikalisch zwei Bereiche erfasst würden: traditioneller Gesang und menschlich umfassendere Äußerungen. Sogar in Opern, zumindest in den Sprechpassagen, kommen mitunter Äußerungen vor, die dem alltäglichen Leben entstammen. Und wenn man/frau eine Library hätte, die mehr als ‚Hochgesang‘ böte, könnte auch der Scat-Gesang (Jazz) eine neue Dimension erfahren.
Voices of Passion von EastWest
Mich beeindruckte bei der Suche nach einer geeigneten 24 Bit-Library die ‚Voices of Passion‘ von EastWest, die auch schon bei amazona.de getestet wurde. Besondere Merkmale dieser Library sind laut User-Manual: „Ethereal, passionate, flowing, mysterious, wailing and whispering vocals“. Als ich mir die Soundbeispiele anhörte, gefiel mir „Lost-in-Paradise“ nicht schlecht.
Ich kaufte mir bei Thomann in der Pandemie eine preisreduzierte Version. Von den vier aufgenommen weiblichen Stimmen begeisterte mich die ‚amerikanische‘; sie bot die größte Vielfalt an Ausdrucksformen. Die anderen Stimmen sind für mich kaum mehr als eine Zugabe.
Doch ebenso ergab sich ein Problem: Ein für meine Zwecke geeigneter Hall ließ sich zwar rasch auswählen (EW Chamber 3), doch es kam zu ungewöhnlichen Verzerrungen in dem Player. Ich musste das Volumen pro Preset (um -1,1) und das Gesamtvolumen (um -0,9) reduzieren, zudem mich bei Midi-Befehlen zurückhalten, um diesen technisch vermeidbaren Verzerrungen zu entgehen.
Als zusätzliches Instrument, ein einfacher Chor, der zur Begleitung völlig ausreicht, setze ich von Spitfire Audio ein Labs-Instrument ein.
Das verlinkte Audio-Beispiel demonstriert besonders die Ausdrucksvielfalt der ‚amerikanischen‘ Stimme. Ich hoffe, dass der/das Link funktioniert.
Anbei meine Soundbeispiel: https://soundcloud.com/helge-bol/sets/vocal-studies