Test: Marion Systems MSR-2 und Prosynth Synthesizer
Marion Systems MSR-2 und Prosynth
Einleitung
Da die Informationen über den von Tom Oberheims Firma Marion Systems hergestellten Synthesizer MSR-2 im Internet doch sehr rar gesäht sind, habe ich mich entschlossen, hier mal miene Eindrücke von dem Gerät zu schildern. Der Marion MSR-2 kam Ende 1994 auf den Markt. Die Musikwelt zumindest in Europa war zu dieser Zeit von Techno und dessen diversen Auswüchsen inklusive Eurodance und „Deppen-Techno“ geprägt. Einhergehend mit dieser Musik war auch ein verstärktes Interesse an Analogsynthesizern zu beobachten, die zuvor fast ein Jahrzehnt lang mehr oder weniger ausgestorben zu sein schienen. Jedoch waren es nicht die teuren Statussymbole a la Minimoog, Odyssey oder auf der polyphonen Seite Prophet 5 und OB-Xa, die plötzlich wieder rausgekramt wurden, sondern billige und einfach gestrickte Synths vornehmlich aus dem Hause Roland. Allen voran natürlich die TB-303, aber auch SH-101 und MC-202 waren schwer angesagt. Deren Vorteile waren neben der Soundqualität (kann man das Wort bei der TB 303 eigentlich verwenden?) vor allem ein reduziertes und leicht begreifbares Feature-Set sowie der direkte Zugriff auf die Parameter über dezidierte Potis.
Die Synthesizer-Welt, die man im Fachhandel bestaunen konnte bestand zu dieser Zeit im Wesentlichen aus Romplern aller Couleur. Beflügelt durch den Hype der kleinen Roland-Kisten brachten mehrere kleine Hersteller ebenfalls einfache, monofone Synthesizer auf den Markt. Die meisten kopierten mehr oder weniger die Klangerzeugung der TB303, manche gingen aber auch darüber hinaus (wie z.B. Novations Bass Station).
In dieses Umfeld kommt also der legendäre Tom Oberheim mit einem Analogsynthesizer für Erwachsene, nämlich dem MSR-2 hereinspaziert. Ich kenne Herrn Oberheim nicht persönlich und habe daher nie mit ihm darüber gesprochen, aber es ist ziemlich offensichtlich, dass Techno und seine Ausläufer bei der Entwicklung des MSR-2 gar keine Rolle gespielt haben dürfte: Obwohl analog, ist der MSR-2 nämlich so ziemlich die Antithese zu den kleinen Roland-Kisten: Anzahl der Features und vor allem Bedienkonzept entsprechen eher einem Roland JV als einem Roland SH und die Sound-Engine wurde weniger für knallige Beats und knarzende Sequenzer-Linien gebaut als für das, was man seit langem mit polyphonen Oberheims verband: Synth-Brass und –Strings nämlich. Also mehr Hair-Metal als Techno.
Die jungen Elektronik-Musiker (und die alten, die auf den Zug aufspringen wollten) waren also nicht sonderlich interessiert. Hair-Metal Bands mit Keyboarder gab’s grade nicht so viele, denn die Gitarren-orientierten Bands hatten zu der Zeit meistens gar keinen Keyboarder mehr. Was noch übrig blieb an potenzieller Käuferschaft zögerte noch, und kurze Zeit später erschienen Nord Lead und dessen Nachahmer, die mit damals als sensationell empfundenen Analog-Sound, schnellen Hüllkurven und vielen Potis all das boten, was der Marion MSR-2 eben nicht zu bieten hatte.
Modular Synthesizer MSR-2 und Prosynth
Kommen wir nun zum Objekt der Untersuchung: Modular-Synthesizer prangt auf dem Gehäuse des MSR-2, jedoch verbirgt sich dahinter etwas anderes als man gemeinhin unter diesem Begriff versteht. Tatsächlich besteht der MSR-2 aus einem sogenannten Mainframe, der bis zu zwei Synthesizer-Module aufnehmen kann. Ein Modul ist dabei eine vollständige polyphone Klangerzeugung, die die Bedienelemente und Anschlüsse des Mainframes benutzt. Einziges erhältliches Modul war das Analog Synthesizer Module (ASM). Andere Module z.B. Sample-Player oder FM-Synthesizer wurden zwar angekündigt, aber nie umgesetzt. Wer auch immer den MSR-2 wegen dieser Erweiterbarkeit gekauft hatte, dürfte also schwer enttäuscht worden sein. Ich persönlich glaube Herrn Oberheim, dass er das tatsächlich machen wollte, aber wenn nicht genügend Geld hereinkommt, um die Entwicklung zu stemmen, wird’s halt schwierig. Für den Endkunden bleibt die Einsicht, dass man besser die Dinge kauft, die jetzt schon das können, was man haben will und nicht nur versprechen, es in der Zukunft zu können…
Der Prosynth entspricht übrigens einem MSR-2 mit einem ASM-Modul ohne Erweiterungsmöglichkeit.
Aufbau des Analog Synthesizer Modules (ASM)
Die Struktur der Klangsynthese entspricht mehr oder weniger dem Standard für polyphone Synthies und ist weitestgehend identisch mit der des Matrix 6 bzw. Matrix 1000. Das Grundmaterial bilden hier zwei DCOs (die hier HROs genannt werden), die bei Bedarf mit Noise ergänzt werden und anschließend durch ein Tiefpassfilter mit wahlweise 12 oder 24dB/Oktave Flankensteilheit geschickt werden bevor sie den VCA durchlaufen. Als Modulationsquellen gibt es zwei LFOs pro Stimme, zwei Ramp-Generatoren sowie drei Hüllkurven. Alle wichtigen Standard-Modulationen sind direkt verknüpft, darüber hinaus gibt es eine Modulationsmatrix mit bis zu 10 Einträgen, mit der teilweise ziemlich außergewöhnliche Dinge machbar sind. Es gibt insgesamt 8 Stimmen pro ASM-Modul und einen bis zu 16-fachen Multimode mit dynamischer Stimmenzuordnung, was auch im Jahr 2021 in der Analogwelt eine absolute Ausnahme darstellt. Splits- und Layer sind bis zu 4-fach möglich und haben eigene Speicherplätze. Aber auch komplette Multi-Mode-Settings können gespeichert werden. Gehen wir nun etwas ins Detail der einzelnen Komponenten:
Oszillatoren (HROs)
Der Begriff steht für „High Resolution Oscillator“ und war damals das Marketingfeature schlechthin, sollten sie doch die Stimmstabilität von DCOs mit dem „Sound“ von VCOs kombinieren, was immer das auch heißen mag. Tatsache ist, es sind DCOs. Punkt. Was aber den Unterschied ausmacht zu den anderen DCO-Synths die es bis dato gegeben hatte, ist dass die Stimmung pro Oszillator und vor allem pro Stimme unabhängig sehr fein gesteuert werden kann. Viele andere DCO-Synths hatten nur einen Oszillator pro Stimme und mussten sich deshalb um das Thema Schwebungen erst gar nicht kümmern. Bei anderen ließ sich die Verstimmung zwischen den Oszillatoren nur in groben Stufen ändern. Eine Pitch-Modulation, wobei jede einzelne Stimme asynchron per eigenem LFO moduliert wird gab es nirgends. Genau das geht mit dem Marion, und zwar sehr nuanciert. Der Nachteil ist, dass man aber genau das auch tun muss, um dem MSR einigermaßen lebendige Klänge zu entlocken. Die Stimmstabilität ist zunächst mal absolut Rock-solid, ein klassisches Detune zwischen den Oszillatoren versprüht den Zombie-Charme eines frühen Romplers. Erst der Griff in die Trickkiste mit gezielt programmierten Modulationen der HROs führt zu brauchbaren Schwebungen.
Die Oszillatoren bieten Pulswelle mit variabler Pulsbreite sowie Sägezahn, der in Richtung Dreieck oder Trapez moduliert werden kann. Beide Schwingungsformen können gleichzeitig aktiv sein. Für die Variation der Sägezahnwelle gibt es einen eigenen Parameter, aber es findet auch eine indirekte Beeinflussung durch die Pulsbreite statt. Da setzt wohl die Analogtechnik Grenzen in der Variabilität. Der Klang der Oszillatoren ist eher buzzy und klingt irgendwie immer ein wenig nach Pulswelle, auch wenn Sägezahn oder Dreieck einstellt ist. Oszillatorsynchronisation ist ebenfalls möglich, es gibt neben Hard-Sync auch Soft- und Medium Sync-Varianten, die aber klanglich eher grenzwertig sind. Überhaupt habe ich Sync-sounds selbst von virtuell-analogen schon besser gehört.
Filter
Wie gesagt, gibt es das Filter in 2-oder 4-poliger Ausführung. In der 4-poligen Variante geht die Resonanz bis in die Selbstoszillation. Die Auflösung ist auch fein genug, um den Bereich an der Schwelle zur Oszillation ausnutzen zu können. Der Sound ist typisch Curtis. Mir gefällt’s. In der 2-poligen Variante bleibt die Resonanz insgesamt viel zu schwach. Es fehlt nicht nur die Selbstoszillation, insgesamt habe ich das Gefühl, als würden die zweiten 50% des Regelwegs einfach fehlen. Das ist schade und schränkt den Nutzen doch sehr ein. Im Keyboards-Test seinerzeit schrieb der Autor, man könne beliebig viel Resonanz hinzugeben, ohne dass der Sound an Bässen verliert. Falls sich das damalige Testgerät so wie meins verhält, dann ist diese Aussage schlicht falsch! Beim Aufdrehen der Resonanz findet die übliche Ausdünnung der tiefen Frequenzen statt. Ich persönlich finde das nicht tragisch, meiner Meinung nach ist das besser als eine unkontrollierte Pegelexplosion (wie beispielsweise beim digitalen Korg Z1), aber man sollte wissen, was man bekommt.
Hüllkurven
Die Hüllkurven sind ADSRs, ergänzt um einen Delay und einen Hold-Parameter, die man fast nie braucht. Die Hüllkurven sind nicht langsam sondern laaaaangssaaaaam. Das wusste ich vorher und dachte, so schlimm kann es nicht sein, ich brauch bei den meisten Sounds keinen Mega-Attack. Sie sind aber tatsächlich so langsam, dass es eine ernsthafte Einschränkung darstellt und zwar für jede angepeilte Musikrichtung, nicht nur für Techno der 90ziger. Schade. Eine spätere Software-Version soll angeblich etwas schnellere Hüllkurven bieten.
LFOs und Mod-Matrix
Der MSR verfügt über zwei LFOs pro Stimme mit den üblichen Wellenformen inklusive Random. Sehr schön: Der Sägezahn ist in auf- und absteigender Variante vorhanden. Die LFOs sind natürlich rein digital und laufen unabhängig pro Stimme. Das ist einerseits toll, weil es hilft, Leben in die doch etwas starren HROs zu bringen. Aber auch doof, weil es keine Möglichkeit gibt, die LFOs alle synchron laufen zu lassen, d.h.im Falle eines Tremolos oder Vibratos eiert jede Stimme einzeln vor sich hin, was nicht immer so toll ist. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern ist ein globaler Vibrato-LFO, aber der kann nicht pro Sound eingestellt werden, sondern gilt für das gesamte ASM Modul. Ansonsten können die LFOs durch andere Modulationsquellen getriggert werden. So kann z.B. der LFO erst bei Einsetzen der Sustainphase loslaufen, oder durch das Sustain-Pedal getriggert werden. Hilfreich sind hierbei auch die Ramp-Generatoren, über die sich ein Einfaden der LFOs realisieren lässt. Weiterhin gibt es auch Sample & Hold, wobei es sich hier um ein „echtes“ Sample&Hold handelt, denn es können beliebige Modulationsquellen als Eingang für Sample & Hold verwendet werden.
Bei der Programmierung der LFOs wie auch der anderen Modulationsquellen ist zu beachten, dass sowohl an der Quelle als auch am Ziel der Amount im Bereich 0-99 eingestellt werden kann. Um eine gute Auflösung zu bekommen, muss der Amount am besten gleichmäßig verteilt werden, ansonsten kann es zu unschönen Stepping-Artefakten kommen.
Die Modulationsmatrix bietet neben den üblichen Verdächtigen auch das eine oder andere Schmankerl. Besonders gut hat mir gefallen die Modulationsquelle Voice-Number. Wendet man diese auf Detune zwischen den HROs und/oder Filter an, dann lassen sich Variationen zwischen den einzelnen Stimmen realisieren, die die Lebendigkeit deutlich erhöhen. Auch eine Modulation der Stereo-Balance ist möglich (allerdings nicht bei meinem, da der rechte Ausgang bei meinem kaputt ist). Noch toller wäre es, wenn der MSR-2 eine programmierbare Tracking-Tabelle hätte wie der Matrix 6, denn dann könnte man jeder Voice-Nummer noch unterschiedliche Modulations-Werte zuweisen, aber das gibt es hier leider nicht.
Voice-Modes und Portamento:
Neben der dynamischen Stimmenzuordnung gibt es Oberheim-typisch einige Einstellmöglichkeiten, die Zuordnung der Stimmen zu beeinflussen wie Reassign oder Rotate. In Kombination mit der Modulation durch die Voice-Number (s.o.) macht das Sinn und kann das klangliche Ergebnis durchaus beeinflussen bzw. vorhersehbarer gestalten. Auch 2 oder 4-faches Unisono gibt es. Dabei muss man aber beachten, dass es keinen Detune-Parameter für Unisono gibt und deshalb DCO-typisch das Ergebnis zunächst etwas merkwürdig klingt. Abhilfe schafft auch hier wieder das Verwenden der Voice-Number als Modulationsquelle.
Das implementierte Portamento scheint mir etwas buggy zu sein, einen überzeugenden monophonen Lead-Sound mit Portamento zu erstellen will irgendwie nicht gelingen.
Bedienung MSR-2 und Prosynth
Der MSR ist ein Kind der Neunziger, dementsprechend fällt die Bedienung aus. Nimmt man andere 19-Zoll-Expander als Maßstab, dann ist die Bedienung gut gelöst. Allein das Vorhandensein von zwei separaten Datenrädern – welche übrigens auch mehr als 25 Jahre später noch einwandfrei funktionieren – für Page-Anwahl und Werteänderung macht schon viel aus. Auch ist die Anordnung der Pages logisch und leicht zu merken (nicht wie beim Virus A beispielsweise). Trotzdem kann die Bedienung natürlich den heutigen Erwartungen nicht standhalten. Wer einen Knopf pro Funktion haben möchte, wird mit dem MSR nicht warm werden. Ich würde eine Sysex-programmierbare Controllerbox empfehlen für die wichtigsten Parameter. Für die Details kann man dann gut mit der Display-basierten Programmierung arbeiten.
Klangcharakter
Auch wenn die Feature-Liste sich liest, als wäre der MSR-2 eine Allround-Lösung für alle möglichen Analogsounds, so ist das in der Realität leider nicht so. Strings und Pads, wie sie die polyphonen Roländer so locker aus dem Ärmel schütteln, wollen ihm nicht so recht gelingen. Zwar geht mit dem Griff in die Trickkiste mehr, als man zunächst vermuten könnte aber trotzdem: Eine String-Maschine ist das nicht. Brassiges geht hingegen sehr gut, hier passt der Name Oberheim dann sehr gut. Sweeps und generell Filtersounds gelingen gut, vor allem in der 4-poligen Variante. Bässe und Perkussives sind nicht sein Ding, aber immerhin habe ich einen brauchbaren „Everything Counts“-Bass herausholen können. Durchsetzungsfähigkeit ist generell kein Problem, aber er ist auch nicht zu aufdringlich. Seine Stärken würde ich bei eher rockigen-Sounds, bewegten Pads und Jarre-artigen Arpeggio-Sounds sehen. Durch geschickte Programmierung (Velocity auf Envelope-Zeiten beispielweise) lassen sich sehr dynamisch spielbare Sounds programmieren. Als Team-Spieler im Arrangement macht er eine gute Figur. Der Satz „Die Presets zeigen nicht alle Möglichkeiten des Geräts“ wäre eine höfliche Untertreibung, ich empfinde sie bis auf wenige Ausnahmen als komplett unbrauchbar. Wer ihn also gewinnbringend einsetzen will, muss definitiv selbst ran.
Wie Dave Smith einst bestätige, war der MSR der erste, der über eine neue Generation Curtis-Chips mit kompletter Klangerzeugung auf einem Chip verfügte. Dieser Chip wurde dann leicht überarbeitet auch in Prophet 08, MoPho und Verwandten benutzt. Tatsächlich ist die grundlegende Klangcharakteristik durchaus mit den DCO-Propheten vergleichbar, wenn auch weniger punchy.
Wow!!! Was für ein umfangreicher Artikel. Ich bin echt baff – und schätzungsweise gehen nun die Gebrauchtmarktsynthesizer wieder in die Höhe für die beiden Marions. Sind ja echt selten – und ich Idiot hab meinen vor ca. 10 Jahren für nen Apfel und ein Ei verhökert :(
@Tyrell Ihr habt noch ein weiteres Bild hinzugefügt, Danke dafür. Preise sind für so ein Teil momentan nicht zu ermitteln. Die paar, die gelegentlich mal auftauchen, werden oft zu Mondpreisen angeboten.
@Tyrell Kann Dir nur beipflichten, ein sehr authentischer Erfahrungsbericht – Kompliment an schmudo. Ich habe meinen Prosynth (und übrigens auch Matrix-1000) gottseidank nicht verkauft. Beide zusammen ergänzen sich prima, das hat sich jetzt nach dem Lesen wieder bestätigt und ich bin motiviert, am Prosynth Sounds zu basteln (das mit den Werksounds ist leider – auch – wahr). Lustig, ich hab mich vor ein paar Tagen gefragt, ob die beiden „Oberheime“ denn „echte Analoge“ sind und bin so auf die alten Bluebox-Testberichte und auf schmudo‘s Beitrag gestoßen. Muss vielleicht an dem internationalen OBXa-Revival-Hype liegen. Egal – ist doch gut, wenn man sich nach 25 Jahren über diese alten Kisten noch freuen kann.
@Tyrell Jau das habe ich auch. Leider!
Jetzt habe ich ne Matrix1000.
Ich habe meinen auch verkauft, was ich aber mit dem Ohr an meiner Musik nicht bereue. Wie der Autor sehr schön beschrieben hat (»laaaaangssaaaaam«, hahaha, ja, Volltreffer), sind die Hüllkurven echt lahm. Und damit ist der Synthesizer für mich und für heutige Verhältnisse mehr oder minder eine Pad-Maschine. Nun hatte ich damals aber schon einen »Roland JV-1080« und einen »EMU UltraProteus« im Setup … und, ja, schon klar, aber echt analog hin oder her, die haben für meine Ohren einfach interessantere Sounds (auch das hat schmudo angedeutet). Vor allem spielen diese beim Selber-Schrauben oder einfach nur hemmungslosem Stacken von Vorhandenem mit ihren Muskeln.
Und, ja, es hat damals durchaus ein wenig weh getan ihn wegzugeben. Aber meine Idee war, dass ihn jemand bekommt, der den Sound auch zu schätzen weiß. Zumindest hoffe ich das. Und nicht, dass er als Ersatzteil-Schachtel für die Curtis-Chips missbraucht wurde.
Ich hatte den ProSynth in den 90ern einige Jahre im Live-Rack, weil mir die schon damals weitverbreiteten Workstation-Sounds bzw. das, was man daraus machen konnte, nicht zusagten. Verkauft habe ich ihn erst vor wenigen Jahren.
Danke für diesen Super-Leserreport inklusive historischer Einordnung von Marion und Prosynth. Übrigens auch sehr schön geschrieben! Ich habe den Matrix-1000, der anscheinend die zackigeren Hüllkurven besitzt. Strings müssten auf Marion und Prosynth eigentlich gut gelingen, wenn die Oszillatoren, wie Du schreibst, immer etwas nach Pulswelle klingen. Da stören dann auch das langsame Attack nicht. Klangbeispiele gefallen mir auch, ohne Hall, ganz puristisch – da kommt schon noch ’ne Menge Oberheimsound rüber :)
In Keyboards oder Keys wurde der MSR-2 damals getestet, das Fazit fiel ähnlich aus wie hier. Ich interessierte mich damals für den Synth, vor allem das Mainframe-Konzept und die Aussicht auf zusätzliche Module wie Sampling fand ich vielversprechend, aber da ist ja dann leider nichts mehr nachgekommen.
Zwei Jahre später konnte ich einen gebrauchten MSR-2 in einem Musikladen vor Ort testen und war ziemlich ernüchtert, auch wenn ich den Klang, Multimode und Modmatrix toll fand. Das Teil war mir einfach zu träge, nicht nur bei den Hüllkurven, die Bedienung machte mir keinen Spaß.
Dennoch halte ich das Mainframe-Konzept immer noch für tragfähig. Mehrere unabhängige Synthplatinen in einem Gehäuse ist eigentlich nix neues, könnte aber gerne mal wieder aufgelegt werden, vielleicht als 19″-Gerät mit 4HE und vier Cartridge-Slots, die die Synthcarts wie Analogsynth, Sampler, Drums, Granular, FM, Wavetable, usw. aufnehmen können. Jedes Cart enthält einen kompletten Synth mit unabhängigen MIDI-Kanälen und Multimode oder man schaltet wahlweise zwei oder mehr Slots zu einem Supersynth zusammen, wo sich die Stimmen aufaddieren. Wäre doch ’ne schicke Sache.
Vielleicht noch ein Kommentar zu den Hörbeispielen: die sind alle Mono, das liegt aber nur daran, dass bei meinem Exemplar ein Ausgang defekt ist. Also bitte noch etwas Panorama-Modulation dazu denken.
@schmudo Ich vergaß zu erwähnen, daß der Artikel schön geschrieben ist, auch die Klangbeispiele finde ich prima. Den Bogen von 90er Techno mit alten Kisten und „Analogsynthesizer für Erwachsene“ übersehe ich jetzt mal geflissentlich und sortiere ihn als harmloses einleitendes Parlando ein. :)
Genau so war es gedacht :-). Das mit den Erwachsenen sollte man nicht zu ernst nehmen. Welcher Musiker ist schon erwachsen?
Toller Artikel, danke. Hatte genau die Kombination, MSR-2 mit 1 ASM Modul. Habe ihn wieder verkauft. Ich wurde nicht so richtig warm mit dem Marion. Trotz der 2 Data Encoder war die Programmiererei frustrierend, und eigene Sounds schrauben war notwendig, weil die Presets größtenteils schwach waren. Sweet spots waren schwer zu finden.
Bei meinem ProSynth hängen Probleme beim Stereoausgang mit dem Netzstecker zusammen. In einer Position ist der linke Ausgang zu leise, wenn ich den Stecker umdrehe funktionieren beide Ausgänge. Die langsamen Hüllkurven stören mich persönlich nicht, aber das Netzteil und die Position der Speicherbatterie im ProSynth sind s’*=:;“
@manomym Von den Dingern wurden wenige verkauft. Ich hatte einen der ersten im Laden und wurde zur Belohnung mit einem Besuch von Herrn Oberheim belohnt. Was mich irritiert: ich bin ziemlich sicher, dass der Netzstecker ein 5-Pol DIN Stecker 180° an meinem Gerät war, was ich ziemlich heftig fand (Die MIDI Buchsen waren nicht weit entfernt). Ich hoffe ich verwechsle das nicht mit einer der anderen seltenen (aus gutem Grund) Kisten aus der Zeit. manonym konnte den Netzstecker umdrehen, was bei einem DIN Stecker nur mit roher Gewalt ginge.
@Tai Vom ProSynth gibt es Geräte mit einem 5 poligen Stecker aber auch welche mit einem 4 poligen. Anscheinend hat Marion Systems irgendwann gemerkt, daß der 5 polige Stecker für die Stromversorgung nicht ganz optimal ist.
@Tai Ich meinte den Stecker, der in die Steckdose kommt. Den 4-Pol Stecker am Gerät kann man eher nicht umdrehen :)
@Tai die waren 4 polig
@manomym Danke für den Tip, tuts bei mir aber leider nicht. Bei mir ist auf dem rechten Ausgang ein lautes und übles Rauschen drauf, das lässt sich leider von der Ausrichtung des Netzsteckers nicht beeindrucken.
Sehr interessanter Artikel, super geschrieben. Danke dafür.
Super geschrieben. Hat großen Spaß gemacht. Vielen Dank! Auch an Peter und den Rest des Amazona-Teams, ein großes Dankeschön. Ihr macht einen super Job!
Prima Artikel und Soundbeispiele. Den „Cliche Brass“ finde ich gut, die Pads überzeugen mich nicht so.
ich hatte mir im Dez einen sehr gut erhaltenen Marion ProSynth (OS. V2, das bedeutet auch schnellere Hüllkurven, als beim hier getesteten MSR2) für 500 Euro gekauft und bin ziemlich begeistert über die möglichen klassischen Oberheim Pads und Strings. Aber auch perkussives setzt er schön um. Ein wenig Hall oder Delay und das Teil schwebt , ganz besonders bei 8 stimmigen Pads.
Das Sound Design geht sehr schnell von der Hand, das Menue ist begrenzt, simpel und gerade darum gut zu bedienen. Aber klar, in der heutigen Zeit eine Zumutung ;)
Die klassischen 80er ObX Pads, Brass Sounds bekommt man m.E. fantastisch hin. Und man hört sehr gut , wie sehr anders die heutigen, zum Teil auf den Markt geschleuderten „neuen“ analog polyphonen Synths dagegen klingen (OB6 und P6 vorhanden)
Für Pads, Strings und Brass Klänge a`la OBx sind Marion Systems m.E. die letzten echten Oberheims, die dem alten Mythos klanglich sehr nahe kommen können.
Ich nutze den auch eigentlich immer mit Hall, Delay und einer Prise Chorus. Für die Hörbeispiele hatte ich mich dann aber doch dagegen entschieden und wollte den Klang pur präsentieren.
Die Menübedienung ist tatsächlich eine der besten die ich kenne. Besser als die E-mu Proteus-Reihe, Microwave 1, Creamware Noah und so einige andere.
wieder bestätigt sich: auch amazona-leser schreiben höchst interessante artikel. hatte den marion nicht auf dem schirm, jetzt weiß ich bescheid, auch dank der tollen soundbeispiele. großes lob!
Ich habe beide seit Ewigkeiten. Prosynth und MSR-2. Sehr guter Test!
Die haben bei mir jahrelang Filtersweeps und Pads gemacht, die finde ich heute noch super. Der MSR-2 hat leider ein kaputtes Netzteil.
Einen Matrix 1000 habe ich auch noch und finde er hat klanglich keine Chance – bis auf die Hüllkurven.
@smoo …und ich finde, daß mein Matrix 6 besser klingt.
Bei ähnlichen Soundeinstellungen zeichnet der M6 feinere Konturen.
beste Grüße
@Viertelnote …und ich finde, daß meine beiden ProSynths besser klingen! :)
Meinen Matrix 1000 hatte ich nach einem Jahr wieder verkauft. Der Matrix hat einen hinzuschaltbaren Attack-Impuls, der die Hüllkurven schneller einscheinen läßt, sind sie aber nicht.
Den Impuls hätte ich allerdings auch gerne im ProSynth.
danke für die story und die beispiele.
dachte immer, der klingt wie ein matrix 1000.
etwas harsch und kalt finde ich,
aber für pads/ sweeps ganz interessant.