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Feature: Album aufnehmen als Band – sinnvoll?

Longplayer - Kunstform oder Schnee von gestern?

7. Dezember 2021

Ist das Albumformat heutzutage wirklich noch sinnvoll? Um diese Frage wirklich beantworten zu können, muss man wie fast immer auch bei dieser Frage etwa weiter ausholen, insbesondere wenn es um den historischen Kontext geht. Nun denn, warum überhaupt „Langspielplatten“ und welcher Sinn verbirgt sich dahinter?

Feature Albumformat

Garantiert verkratzte Jewel Cases binnen kürzester Zeit das CD Regal

Wie immer, wenn es um die Verbreitung von Musik geht, steht der kommerzielle Aspekt im Vordergrund. Diese Aussage höre die wenigsten Künstler gerne, es ist und bleibt aber eine Tatsache. Nebenbei, niemand wundert sich, dass ein Handwerker primär auf seinen Stundenlohn achtet, sobald aber ein musikalischer „Handwerker“ den gleichen Ansatz verfolgt, darf er sich auf einen amtlichen Shitstorm im Stil von „Kunst statt Kommerz“ und „schnöder Mammon“ gefasst machen.

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Drehen wir die Uhr circa 80 Jahre zurück, landen wir ungefähr in dem Bereich, wo die kommerzielle Nutzung des Tonträgers Fahrt aufgenommen hat. Bis dato gab es schlicht und ergreifend ausschließlich Live-Konzerte, sofern man außerhalb der persönlichen Hausmusik Musik hören wollte. Dies war zwar sozial zuträglich, war aber mit entsprechendem Reiseaufwand und zeitliche Abhängigkeit verbunden. Wie schön wäre es doch, könnte man die Musik seines Lieblingskünstlers unabhängig vom oktroyierten Zeitplan der Konzertplanung zu Hause genießen könnte. Die Schallplatte war geboren. Zunächst als Single, später dann in der begehrten LP-Version, auf der gleich mehrere Titel Platz fanden und man nicht nach jedem Song aufstehen musste, um den Tonträger zu wechseln. Gerade im Bereich von Kuschelmusik der absolute Stimmungstöter.

Das aus dem Verlangen nach mehr Absatz geborene Format entwickelte sich prächtig und ermöglichte den Künstlern nicht nur teils gigantische Umsätze, sondern bot dem Künstler durch die große Cover-Oberfläche sowohl optische als auch im Bezug auf ein Konzeptalbum die Möglichkeit, die Reihenfolge der Titel im Bezug auf den Erzählstrang abzustimmen und den Zuhörer für maximal 45 – 50 Minuten auf eine Reise in die Kreativität mitzunehmen. Man traf sich zum gemeinsamen Musik hören, das Album wurde selbstverständlich mindestens einmal am Stück durchgehört und man diskutierte im Anschluss stundenlang darüber, was der Künstler einem mit seinem Output sagen wollte. Recherchemethoden à la Internet gab es nicht, somit waren der persönlichen Interpretationsvielfalt keine Grenzen gesetzt.

Die Möglichkeiten, ein Album professionell aufzunehmen, waren stark begrenzt. Es bedurfte im Immobilienbereich akustisch perfektionierter Räumlichkeiten, eine gigantische Investition in professionelles Equipment wie Mikrofone, Outgear, Konsolen und vor allem technisches und künstlerisches Personal, die den riesigen Fuhrpark sowohl bedienen, als auch warten konnten. Die Veröffentlichung eines neuen Albums war je nach Künstler ein Event der obersten Kategorie und verursachte zum Release-Tag, den man mühsam über Freunde oder die Fachpresse herausgefunden hatte, zum Teil lange Schlangen vor den Plattengeschäften. Du hattest Künstler, die Superstars waren, Plattenfirmen, die im Geld badeten und Fans, die mit Freude ein Teil der großen Maschine waren und sich über jede Sonderausgabe eines Tonträgers freuten wie Bolle.

Und jetzt schütteln wir uns einmal kurz, öffnen die Augen und kommen zurück in die Gegenwart, wo uns die künstlerische Hölle erwartet!

Feature Albumformat

Dead Man Walking …

Die Gegenwart

Um es vorweg zu nehmen, ich bin bei Leibe nicht einer der Typen, die das Credo „früher war alles besser“ auf einem Wappen vor sich her tragen. Im Gegenteil, einige meiner künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolge wären ohne die jetzigen Verwertungsstrukturen nicht möglich gewesen, von daher bin ich sehr ambivalent, was die heutigen Möglichkeiten angeht.

Die aktuelle Situation sieht aber vielmehr so aus. Moderne DAWs haben nicht die Möglichkeit eröffnet, dass der Künstler den Großteil der Audioarbeiten selber erledigt, sie haben die PFLICHT eingeführt, dass es so ist! Wo früher Plattenfirmen entsprechende Budgets ermöglicht haben, dass prof. Tontechniker, Produzenten, Songwriter, Texter und Arrangeure aufgrund der hohen Einnahmen durch den Tonträgerverkauf engagiert und bezahlt wurden, beschränkt sich das heutige Advance Modell bei Newcomern auf „Null Vorschuss“ bzw. bei etablierten Künstlern auf „20 % von dem was noch vor 20 Jahren gezahlt wurde“.

Die Entwicklung läuft entsprechend der Vorgaben. Nicht ein Musiker, der nicht heute in irgendeinem Raum seiner Wohnung ein „Homestudio“ hätte und versucht, durch Kemper und Superior Drummer in die Nähe seiner anvisierten Soundvorstellung zu kommen. Wohl dem, der elektronische Musik macht und sich wahrscheinlich noch nie über die komplexen sozialen Strukturen einer Band Gedanken machen musste. Das Ergebnis beim „Bandmusiker“ ist zwangsweise nahezu immer das Gleiche. Froh, genügend Stunden in das Üben des persönlichen Instrumentes gesteckt zu haben, soll er nun auch noch Songwriter, Texter, Tontechniker, Arrangeur, Produzent sein und natürlich auch noch das Produkt perfekt Mischen und Mastern können, natürlich ohne jemals eine entsprechende Fortbildung erfahren zu haben. Die klanglichen Ergebnisse in Form von pumpenden Kompressoren, EQ-Linien ohne Sinn und Verstand und mit Plug-ins voll gestopfte Kanalzüge kann man sich millionenfach auf YouTube und den entsprechenden Streaming-Diensten anhören.

Feature Albumformat

Das Original!

Kommen wir nun zur eigentlichen Frage zurück, lohnt es sich heutzutage noch, ein Album aufzunehmen. Die Antwort: Nein! „Aber es machen doch immer noch alle Bands.“ Genau, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass es sinnlos geworden ist. Schauen wir uns einmal die einzelnen Argumente an:

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1.) Konzeptalbum mit entsprechender Reihenfolge der Titel

Mit „Gewalt“ hat Superstar Adele unlängst bei Spotify durchgedrückt, dass man den Random Play Button bei einem Album nur noch mit besonderen Einstellungen aktivieren kann. Mit dieser Aktion soll die dramaturgische Absicht des Künstlers in der Reihenfolge der Titel gerettet werden. Warum so eine Aktion wichtig ist? Weil es dem überwiegende Teil der Musikhörer völlig egal ist, was in welcher Reihenfolge gespielt wird! Um Missverständnissen vorzubeugen, ja, es gibt immer noch Musikhörer, die sich mit einem Album und einem Künstler auseinandersetzen, nur die Zahl dieser Musikliebhaber dürfte im Promille-Bereich liegen.

2.) Der Wert eines Albums

Cubase und Logic haben die Dose der Pandora geöffnet. Auf der einen Seite ungeahnte Möglichkeiten der Perfektion und Autarkie für den professionellen Künstler, auf der anderen Seite eine noch nie dagewesene Überschwemmung des Marktes mit allen möglichen und unmöglichen Outputs. Das Ergebnis ist das Gleiche wie am Finanzmarkt, was es im Überfluss gibt, hat keinen Wert mehr. Wer mal auf einer Party versucht hat, mit dem Satz „nächste Woche erscheint mein neues Album“ Eindruck zu schinden, weiß wovon ich schreibe. Beeindrucken kannst du nur noch mit dem Spruch „Ich spiele nächste Woche auf einem ausverkauften Wacken Open Air vor 80.000 Leuten“, aber mit einem „Tonträger“ holst du heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.

3.) Das regelmäßige Zwang „Von sich hören lassen“

Die Aufmerksamkeitsspanne eines jüngeren Musikhörers, der mit Formaten wie TikTok groß wird, liegt bei ca. 60 – 90 Sekunden, danach wird fast alles und jeder „langweilig“. Am liebsten in kurzen Intervallen regelmäßig auf den persönlichen Output hinweisen und gut ist. Ein Album mit ca. 10 – 12 Titeln haut alle Titel auf einmal raus, bindet die Aufmerksamkeit für vielleicht maximal eine Woche, danach möchten die meisten Fans am liebsten schon wieder neuen Content. Ich habe Fans in Brasilien sitzen, die mich 4 Wochen nach Release eines Albums fragen, wann das nächste Album kommt. Warum dann nicht lieber jede Woche oder jeden Monat einen einzelnen Titel veröffentlichen? Dieses Prozedere hält dir schon mal für 3 Monate oder ein ganzes Jahr den Rücken frei und der Fan bekommt in regelmäßigen Abständen neuen Content.

4.) Der physische Tonträger

Wie bereits mehrfach erwähnt, liegt das CD-Format im Sterben und röchelt nur noch leise vor sich hin. Mit aufwändigen Sondereditionen versucht man den Sammler bei der Stange zu halten, was bis zu einem bestimmten Punkt gelingt, wirtschaftlich aber aufgrund der hohen Fertigungskosten keinen wirklichen Sinn ergeben. Auch die stets gepriesene Vinyl-Abteilung, die sich mit knapp 7 % Marktanteil etabliert hat, ist mit einer „normalen“ schwarzen LP kaum noch zufriedenzustellen. Mindestens 4 verschiedene Farben müssen es schon sein, am besten noch mehr mit entsprechenden Fertigungskosten. Kauft der Fan deshalb mehrfach das gleiche Album mit verschiedenen Farben? Wohl kaum …

Feature Albumformat

Einst eine Insel der Inspiration, der Plattenladen

Und nun? Was tun?

Letztendlich muss natürlich jeder Künstler für sich entscheiden, ob er den traditionellen Weg der Vermarktung gehen möchte oder ob er sich für neue Wege entscheidet. Natürlich hat es die Fachpresse der Musikmagazine leichter, den Künstler zu einem neuen Album zu interviewen, als zu einem einzelnen neuen Song. In wieweit jedoch ohnehin diese traditionelle Form des Musikmagazins in den nächsten Jahren überleben wird, steht ebenfalls noch mal auf einem ganz anderen Blatt.

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Fazit

Mir liegt es wirklich fern, einem Künstler seinen Output in Form eines Albums schlecht zu machen. Ich erinnere mich nur zu gut, wie stolz ich war, mein erstes Album in Händen zu halten, auf dem ich zu hören und auf dessen Cover ich abgebildet war. Abgesehen davon, dass das Album wirklich beschissen klang und ich unter heutigen Maßstäben nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann, ist diese Aktion fast 4 Dekaden her und es hat sich sehr, sehr viel diesbzgl. geändert in der letzten Zeit.

Von daher, nicht den Kopf hängen lassen, aber vielleicht einmal über ein paar Format-Alternativen nachdenken, es könnte sich lohnen …

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Heutzutage gilt auch bei Vinyl, daß es funktionieren kann, wenn man seinen Markt gefunden hat. Ich/wir haben den nicht mehr, gibt zwar noch DJs, die Platten auflegen, aber ein richtiger Markt ist das eigentlich nicht mehr, da kann man kaum noch Verkaufsprognosen abgeben, außer man kommt mit einer super-ultra-Spezialedition daher mit kiloschweren Platten und lackierten Covers und all sowas, aber das ist mir persönlich zu affig.

    Ich habe ca. 3500 Platten rumstehen, dazu noch halb soviel CDs und kistenweise Tapes, DCC-Kassetten und Tonbänder, wird immer wieder gehört und gepflegt. Es macht Spaß, sich mit solchen Medien zu beschäftigen und mal ein Album am Stück zu hören, anstatt immer nur Flickwerk vom Streamerdienst laufen zu lassen. Plattencover sind außerdem groß genug für tolle Kunstwerke und man kann dem Medium beim Abspielen zusehen, das ist eine Besonderheit, die nur wenige andere (ältere) Medien bieten.

    Das alles ist schön, aber auch anstrengend, Platten zerkratzen, man muß sich um die Abspielanlage kümmern, das Zeug nimmt viel Platz weg und ist auch noch sauschwer, spätestens beim Umzug spürt man das in den Knochen. Sie sind heutzutage auch ganz schön teuer geworden. Insgesamt ist für mich die Vinylzeit vorbei, bei aller Liebe finde ich Beatport, Bandcamp & Co. für meine Zwecke praktischer.

    • Profilbild
      moinho AHU

      zu „man muß sich um die Abspielanlage kümmern“: ich hab‘ nen Plattenspieler, nen Verstärker und zwei Lautsprecher. An „kümmern“ war da neue Nadeln (3), Riemen (2), System (1), seit 1986. Wieviele Media Player wurden seitdem abgekündigt? Wieviel neue Computer waren seitdem notwendig, wieviele Neuinstallationen des Betriebssystems? Alles Geld, das ich in Platten und alles Zeit, die ich in Plattenhören hätte anlegen können ;)

      • Profilbild
        Tai AHU

        @moinho Ist ja kein entweder oder, moinho. Stimmt natürlich, allzu viel kümmern gibt‘s da nicht. Aber unpraktisch bleibt es. Und ich habe meine erste Hifi Anlage Ende der Siebziger gekauft. Aber seit 20 Jahren höre ich ausschliesslich von der Harddisk. Der größte Vorteil: immer mal höre ich im Random Modus in iTunes. Und da höre ich Titel, die hätte ich beim Analog-Hören niemals aus dem Regal gezogen. Und viele davon gefallen mir. Platten stehen irgendwo im Haus in höherer 3-stelliger Zahl. CDs sind überall und bleiben da liegen. Einmal auf den Rechner gezogen, fertig und danach vergessen. Der Player ist seit 20 Jahren der selbe. Und updaten muss ich sowieso, das hilft dann allerdings nicht nur beim Musik hören, da profitieren auch noch andere Dinge.

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Genau! Was mir am Musikhören fehlt, ist das Ganze drum herum: das Treffen mit Freunden, gemeinsame Hören und diskutieren. Dann das Bewundern des Covers, des Sleeves oder anderes am Album wie die Producer, Studios und die Querverweise dadurch zu anderen Bands. Selbst die Rillen (!!!) hatten es uns damals angetan und es wurde darüber diskutiert. Ach, das waren noch (gute) Zeiten…. Seufz. (Ja, ich räume ein, ich bin einer der „Früher war alles ANDERS“-Typen.)

    Im Übrigen ist die Aufmerksamkeitsspanne der Kids heute noch geringer als im Beitrag angegeben. Wenn der Refrain oder eine Hookline nicht innerhalb von 12 Sekunden wenigstens angedeutet ist, ist die Nummer schon quasi durch und es wird weitergeklickt. Hat was von Tinder ist und ist mehr als nur oberflächlich. Aber so in etwa ist die Welt auch leider. Und der Autor hat mit all seinen Ausführungen LEIDER recht…

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      Lapin

      @Marco Korda Ach immer das Kids bashing. Ich halte das für einen Blödsinn. nur ein Gegenbeispiel: Ocean eyes von der Billie hätts frühernie ins kommerzielle Radio geschafft. Aber bei den Kids lief die experimentelle Ballade so lang in Dauerschleife bis auch die Radio und Label gatekeeper kapiert haben, das die Musik vielen unabhängig vom Alter gefällt.

      Das Kommerzschema mit Hook oder Refrain nach 12sec das du beklagst, wurde noch lang vorm streamen von Radiosendern eingeführt, damit babyboomer beim Autofahren nicht den Sendern wechseln. Aus der gleichen Ecke kam auch der unsägliche loudness war der Gott sei Dank seit streaming wieder obsolet ist

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          Lapin

          @[aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] Früher war eben bei weitem nicht alles besser. Zumindest hier in Österreich hat zb das Populärradio in Form von ö3 mindestens eine Generation heimischer Musiker auf dem Gewissen, indem sie jahrzehntelang nur amerikanischen Pop von der Stange gespielt haben.
          Bergauf ging’s für die heimische Musikszene erst als das Internet kam (erst in Form von MySpace und FM4 Soundpark, jetzt eben über streaming und YouTube)

  3. Profilbild
    Lapin

    Mag sein, dass die klassischen „Gitarrengenres“ nun schon länger kreativ und kommerziell kriseln aber so im allgemeinen teile ich den Pessimismus von Herr Ritt nicht.
    Will ich wo auftreten sollt ich vorher was vorspielen können um den Gig zu kriegen. Allein deshalb wird immer Musik aufgenommen werden. Ob das dann auf Soundcloud Vinyl Spotify CD oder Bandcamp liegt und ob 1-4 (ep) oder 8-20 (album) auf einmal veröffentlicht werden halte ich für sekundär.

    Früher gab für jede bekannte Band tausend Hobbyisten mit Gitarre daheim die träumten von einem labelmenschen entdeckt zu werden. Heute gibt’s eben für jeden bekannten Künstler tausend Hobby bedroomproducer die träumen auf irgendeiner Plattform einen viralen Hit zu landen. Der Unterschied ist gar nicht so gross finde ich. Nur das man heute wesentlich leichter ohne professionellen backing die Musik verfügbar machen kann und das finde ich eigentlich positiv..

    • Profilbild
      mi87

      @Lapin Stimmt. Die meisten Hörer und auch Käufer von LPs waren und sind meistens nur an 1 bis maximal 3 Liedern interessiert. Die stören sich eher daran, dass es so unbequem ist die anderen nicht einfach überspringen zu können. Nicht alle Hörer sind auch unbedingt Technikaffin oder haben Lust die Zeit Aufzubringen sich eigene Playlists zu basteln. Die Lösung? Streaming Dienste und You Tube bieten 100te oder 1000de Playlists die andere erstellt haben und auf die man zurückgreifen kann. Ist nichts anderes wie eine spezielle Radiostation.
      Daher ja: LP, CD und auch normale Radiostationen und MTV o.ä. sowieso sind alles Anachronismen. Kein Hörer muss sich heute mehr der Zwangsbeschallung aussetzten die wenige Redakteure meistens nach kommerziellen Gesichtspunkten ( d.h. was will die Mehrheit „wahrscheinlich“ hören ? ) ausgesucht haben.
      Und auch nicht von der Band oder dem Musiker selbst. „skip“ ist nur noch ein Button im Smartphonedisplay.

      Ich glaube daher nicht, dass es früher einfacher war mit Musik Geld zu verdienen. Der Anteil vom Kuchen ist für die Gitarrengenres nur schon deshalb viel kleiner geworden, weil nach meiner völlig aus dem Bauch getroffenen Schätzung maximal 10-20% der Jugendlichen noch Interesse an diesen Genres haben. Vor 20-30 Jahren waren es evtl. 30-60%. Das kann für CDs, Konzerte usw. schon den Unterschied zwischen Geld verdienen oder Geld verlieren ausmachen.

      • Profilbild
        Axel Ritt RED

        @mi87 Es war früher definitiv nicht einfacher, Geld zu verdienen, aber der Bedarf an „echten“ Bands mit „handgemachter“ Musik war um ein Vielfaches höher. Eine klassische Coverband stellte eine Bereicherung für eine Party dar und wer etwas auf sich hielt, engagierte natürlich eine Band, da das abspielen von fertigen Musikaufnahmen vom Player als minderwertig galt.

        Dieses Blatt hat sich komplett gewendet. Ein Kollege von mir, welcher ebenfalls als FOH arbeitet, erzählt zuletzt von einer Show einer hochwertige Band in einem 1000er Club, die durch den Abend führt. Nach ca. 1 Std, kommt eine junge Frau zum Pult und fragt: „Wann kommt denn der DJ?“ im Sinne von „Wann hören die endlich auf damit die Party beginnen kann …“

  4. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Na ja, Artikel von 2018 Spiegel: Zitat: Sie setzt sich doch durch, die gute alte Schallplatte – und zwar offenbar nicht nur in Hipsterläden und bei ausgeprägten Musikfreaks. Wie der aktuelle Bericht der Recording Industry Association of America (RIAA) zeigt, haben sich in den USA klassische Tonträger im vergangenen Jahr besser verkauft als Downloads. Und das erstmals seit 2011.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Filterpad das stimmt, weil Downloads durch die Streaming Dienste endgültig obsolet geworden sind und noch viel weniger Umsatz generieren als irgeneine andere Vermarktungsmöglichkeit.

      • Profilbild
        mort76

        @Axel Ritt „…weil Downloads durch die Streaming Dienste endgültig obsolet geworden sind…“

        Wer die Musik im Auto hören will, ist mit MP3-Sticks und Downloads am besten bedient.

  5. Profilbild
    Fadermaster

    Bei mir steht beim Thema LP der Entstehungsprozess im Vordergrund. Als Band die Studiosessions vorbereiten und schliesslich wochenlang zusammen an einem solchen Projekt zu arbeiten wirkt sich auf die darin enthaltenen Titel und auch auf die Band und jeden einzelnen auf ganz besondere Weise aus. Man hört es einem Album an, ob es wie Chinese Democracy von Guns n Roses über einen langen Zeitraum oder innerhalb weniger Wochen oder Monate eingespielt wurde. Sicherlich eröffnen es moderne DAWs heute vielen, mit ihrer Musik viele Menschen zu erreichen. Ob ein so entstandenes Album je das Niveau an Storytelling, „aus-einem-Guss“-Feeling und Soul-Stripping zu vermitteln mag, wage ich zu bezweifeln.

  6. Profilbild
    [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

    also ich war schon oft kurz davor mir meine eigene doppel-lp machen zu lassen in kleinstauflage. nur, um da mal was in der hand zu haben von dem, was man so selber macht, inklusive eigenem artwork und druckbeilagen. son richtig klassisches konzeptding halt. wär mir die kohle wert und ich hätte noch n paar zum verschenken – oder, omg ;D, sogar zum verkaufen.

  7. Profilbild
    mdesign AHU

    ‚the medium is the message‘, mcluhan, 1964. gilt immer noch: solange die wenigstens es bis zur eigenen veröffentlichung schafften, war diese ein wertvolles gut. heute kann jeder praktisch beliebig viel und beliebig oft veröffentlichen. entsprechend gering ist der wahrgenommene wert dieser werke, sogar ganz unabhängig von deren musikalischer substanz – das entwertete medium entwertet auch die message. und so schön die demokratisierung der medien für den einzelnen hobbymusiker ist (dem profi nutzt sie wenig) – die qualität ertrinkt heute fast zwangsläufig in der quantität. musik als konzept, als multimediale kommunikation, als sozialer input findet kaum mehr statt. musik ist konsum, ist weitestgehend kurzlebig und damit austauschbar geworden. während alte männer wie ich die prägenden alben ihrer jugend noch mit achtung als physisches produkt in den händen halten, werden kommende generationen ihre jugenderinnerungen wohl auf übervollen datenspeichern (vergeblich?) suchen müssen.

    dank an axel ritt für diesen nachdenklichen artikel!

    • Profilbild
      mort76

      @mdesign Als wenn der normale Hörer sich die Werke von Schlafzimmerproduzenten anhören würde…

      Nach wie vor hört man DIE Leute, die man aus dem Radio oder dem Fernsehn kennt.

  8. Profilbild
    MartinM.

    Hm, ich könnte hier etwas Senf in Form von Fun Facts aus der guten alten Zeit hinzugeben:
    In den Achtzigern war es noch typisch, dass sich Bands auf eigene Kosten Singles in Kleinauflage pressen ließen, um diese bei Konzerten verkaufen zu können. Wenn ich den Preis noch recht erinnere, kostete die Herstellung von eintausend Singles etwa 10000 DM (oder waren es 5000 mit Schwarzweiß-Cover?) – ein teures Vergnügen. Ein Tag Studio – je nach Größe und Ausstattung – 600 bis 1500 DM plus Gage für den Toningenieur von vielleicht 300 DM pro Tag. Man musste sich seiner Sache schon sehr sicher sein, um so etwas vorzufinanzieren.
    Verdienstmöglichkeit lag (Mitte der Achtziger bei durch ein Label produzierten Singles) auch nur im zweistelligen Pfennigbereich pro Single. Ich meine, es waren nur etwa 15 bis 20 Pfennig für den/die Interpreten, sodass sich Bandmitglieder die auch noch teilen mussten. Komponist und Texter verdienten nur an der GEMA Gebühr, jeweils etwa 13 Pfennig. Wer alles in einer Person war, konnte immerhin etwa 35 Pfennig „kassieren“. Lieblingskind der Produzenten war der Hitsampler, denn alle Verkäufe eines Samplers mit Deinem Song drauf zählten wie Singleverkäufe. Da nicht alles Hit war, was darauf landete, konnten die Produzenten ihre Songs schon mal als „Füllmaterial“ andienen und damit pushen.
    Wer immer nur von Produzenten abgelehnt wurde, wird dieser Spezies keine Träne nachweinen.

  9. Profilbild
    grob

    Vielleicht kann Uli Behringer ja eine günstige Zeitmaschine klonen damit Musiker zurück in die „gute alte Zeit“ reisen können :D

    „früher“, „damals“, „in den 80ern“, „in den 90ern“, „als es noch“ etc…Ja, alles schön und gut aber wir haben heute und morgen ist heute gestern und „früher“ kommt garantiert nicht zurück.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @grob absolut richtig.

      Und gestern hiess Musik hatte aufgrund des großen Aufwands, den man betreiben musste einen Wert, heute heisst Musik hat aufgrund des geringen Aufwands, den man betreiben muss keinen Wert und morgen heisst Musik …. nun, ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht genau, aber es wird auf jeden Fall unter „keinen Wert“ liegen ;-)

      • Profilbild
        Tai AHU

        @Axel Ritt .. dann müssen die Künstler dem Hörer pro min. 30 Sek. Zuhören 0,3 ct bezahlen.

  10. Profilbild
    Everpure AHU

    Irre. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, den Artikel zu lesen – die Überschrift reicht vollkommen. Natürlich ist es auch heute noch sinnvoll, ein Album aufzunehmen. Das Albumformat muss dank Streaming nicht mehr auf 8-10 3-Minuten-Songs limitiert sein (wie bei Vinyl) oder wie viel auch immer auf eine CD passt. Man kann 4, 10 oder 20 Lieder, 2, 5 oder 25 Minuten lang produzieren und sinnvoll kombinieren, so dass ein Stimmungsbogen erklingt oder eine Geschichte erzählt wird. Das ist doch im Prinzip nichts anderes als ein Film, eine Serie oder ein Buch. Beim Bild oder Foto hinkt der Vergleich dann vielleicht etwas. Aber nichtsdestotrotz ist ein Album als Kunstform heute noch genauso aktuell und künstlerisch wertvoll wie vor 10, 20 oder 50 Jahren. Dass die Aufmerksamkeitsspanne heutzutage nicht mehr die gleiche ist wie vor 20 Jahren, ist ja nicht (nur) die Schuld der Künstler. Und nein, auch nicht die Schuld von Spotify. Die haben im Prinzip nur auf die Spitze getrieben, was zum Beispiel die privaten Radiosender seit den 90ern angefangen haben.
    Und ja, natürlich gibt es heute auf Spotify Alben mit 37 Tracks, von denen die Hälfte nur dazu dient, die Streamingeinnahmen für die Künstler wenigstens etwas zu erhöhen. Das sollte aber die Musikerinnen und Musiker, die etwas zu erzählen haben, nicht davon abhalten, weiter ihre Kunst in Albumformat zu erschaffen, wenn es denn passt.

    • Profilbild
      MartinM.

      @Everpure Eine Obergrenze gibt es für die Spieldauer von Vinylplatten wohl nicht, aber eben eine Grenze des Machbaren. Die Single „November Rain“, Guns’n’Roses, 1992, ist mit knapp neun Minuten hart am Limit, auch entsprechend leise ausgesteuert, damit die Rille ja nicht zu breit gerät. Überhaupt muss man beim Mastern für Vinyl ungeahnte Sorgfalt walten lassen. Die Pressform ist, meine ich, eine Stahlscheibe, in die die Rille eingraviert wird. Man muss die Rille anschließend komplett mit dem Mikroskop abfahren, um zu kontrollieren, ob die Rillenschleifen sich nicht irgendwo so nahe kommen, dass die Nadel beim Abspielen falsch abbiegt. Das Glasmaster für die Pressung einer CD ist dagegen viel unproblematischer und dadurch billiger. Leider ist das Ergebnis – die CD – für meinen Geschmack haptisch missraten. Wer früher gerne im Plattenladen durch die LPs geflippt hat, weiß dass dies mit CDs keinen Spaß macht.
      Ich hab schon Anfang des Jahrtausends jemandem vom Jahrgang 1981 den Begriff „Konzeptalbum“ erklären müssen, anhand von Pink Floyd’s The Wall. Kannte der gar nicht. Hab mich schon damals gefragt, fehlt denen das denn nicht?

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        [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

        @MartinM. also durch die platten wühlen fand ich immer anstrengender als durch cds/dvds flippen.
        was die cd allerdings absolut NULL übermitteln kann ist artwork und design der lp, besser noch der doppel-lp und wenns ganz verrückt wurde noch mit beilage.
        da ist die lp auch durch nichts zu ersetzen. man hatte es versucht mit dieser riesenformat cd, aber die fiel schnell dem trend zur verkleinerung zum opfer.

        • Profilbild
          MartinM.

          @[aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] Als Grafiker und Illustrator freue ich mich, dass Dir die künstlerische Gestaltung der LPs fehlt, und stimme Dir natürlich voll zu! Die 12 x 12 cm eines CD Covers bringen es nicht. Mich stört eben noch dazu, dass man für die CDs diese sehr engen, abgestuften Regale kreiert hat, die beim Durchflippen nur etwa einen Spalt von bestenfalls 4 cm öffnen, durch den ich meistens nicht einmal erspähen kann, wer der Interpret ist. Ein CD-Booklet kann zwar viel mehr Seiten mit künstlerischem Design enthalten, ist aber im Laden nicht einsehbar. Eine liebevoll gestaltete Doppel-LP kann ich dagegen schon im Laden aufklappen. (z.B. Das Edgar-Allen-Poe Album vom Alan Parsons Project enthielt ein regelrechtes Bilderbuch mit großformatigen Fotos des Studios Hipgnosis. Oder das innen und außen durchgehende Cover von Queen’s „News of the World“ Album! Da hatte man doch schon im Laden regelrechte Aha-Erlebnisse. Ich habe mir sogar eine LP mal nur gekauft, weil ich den Illustrator kannte, den Comickünstler Richard Corben auf Jim Steinman’s „Bad for Good“. Musik gehört: Passt!)

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Everpure @Everpure Toll, wie du es schaffst einen Kommentar zu einem Artikel zu schreiben, zu dem du dir laut eigener Aussage nicht die Mühe gemacht hast, ihn zu lesen.

      Diese Technik musst du mir bei Gelegenheit einmal beibringen.

      Beste Grüße

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        Everpure AHU

        @Axel Ritt Naja, du hast dafür ja auch meinen Kommentar nicht gelesen. Ich denke nicht, dass mein Kommentar als Trollversuch gesehen werden kann. Aber bitte, wenn es denn passt. Alle anderen werden gelesen und verstanden haben, dass mein Beitrag ausgesprochen positiv gemeint ist. Aber eben auch Unverständnis darüber ausdrückt, wie man überhaupt das Album als künstlerisches Format infrage stellen kann.

        • Profilbild
          Axel Ritt RED

          @Everpure Natürlich habe ich deinen Kommentar gelesen, ich habe aber auch nirgends geschrieben, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, ihn zu lesen ;-)

          Natürlich ist das Album Format in künstlerischer Hinsicht immer noch großartig, ich selber veröffentliche mit meiner Hauptband erst wieder kommendes Jahr ein Konzeptalbum, aber diese Band gibt es jetzt seit 42 Jahren, sie tourt sehr erfolgreich weltweit und unser Zielpublikum ist so alt wie wir selber, sprich, diese Fans sind absolut loyal und kaufen immer noch ein Album.

          Für Newcomer mit einem jungen Publikum hingegen sehe ich keine Chance mehr, dass sich dieses Format halten wird.

          • Profilbild
            Everpure AHU

            @Axel Ritt Das Problem ist ja vor allem:
            Plattenfirmen nutzen das Albumformat schon ewig als Vehikel, die angesammelten Singles eines erfolgreichen Interpreten nochmal mehr verkaufen zum können.
            Währenddessen kommen Künstler, die eine Geschichte erzählen wollen, auf immer abgefahrenere Ideen, das Albumformat zu erweiterten. Früher waren auf Doppelaben achtzig Songs. Heute hat man zwei auf jeder Seite, macht acht insgesamt… Ist klar, dass das mit Produltion im Studio, Fertigungsprozessen und Klangqualität zu tun hat. Aber es werden doch weiterhin fantastische Alben komponiert und produziert. Und wenn die „Fans“ das nicht verstehen oder sich nicht mehr lange genug konzentrieren kennen, ist das meiner Meinung nach nicht das Problem der Künstler.
            Ich habe 1991 mit meiner damaligen Band selbst eine EP aufgenommen und produziert. Die Platten persönlich im Presswerk abgeholt und dann in Hamburg alle Plattenläden abgeklappert, um die Scheiben zu verkaufen. Es gibt nichts tolleres, zumindest für so alte Säcke wie mich, als so eine Vinylscheibe aus der Hülle zu ziehen und aufzulegen. Da kann kein Streaming anstinken. Andererseits eröffnen Spotify & Co. auch neue Möglichkeiten für das Albumformat. Siehe die aktuellen Berichte um Adeles neues Album. :)

      • Profilbild
        Everpure AHU

        @Axel Ritt Und lieber Axel, es tut mir leid, wenn ich deine Mühe, die du in den Artikel gesteckt hast, nicht anerkannt habe. Aber ich finde einfach die Fragestellung schon doof. Tut mir leid.

  11. Profilbild
    Flowwater AHU

    Hm, puh, wie sage ich das folgende denn möglichst so, dass es nicht aneckt? Vielleicht so:

    Die Überschrift des Artikel – »Longplayer – Kunstform oder Schnee von gestern?« – deutet erst einmal nicht darauf hin, dass es im Artikel um die Optimierung des Musikschaffens für Profi-Musiker geht. Und mit »Profi« meine ich schlichtweg »Damit Geld verdienen«. Denn das bedingt zwangsläufig immer eine wirtschaftliche Betrachtungsweise der Arbeitsweise, und Gott segne diejenigen (nicht ironisch gemeint), die machen können, was sie wollen und trotzdem eine Schweinekohle damit verdienen. Und ohne Axel jetzt zu tief in den Arsch kriechen zu wollen: Ich finde es gut, dass in den Artikeln auch mal schonungslos Tacheles geredet wird.

    Aber – ich lehne mich mal ein wenig aus dem Fenster – ich behaupte auch, dass viele der hier Lesenden und in den Beiträgen Schreibenden – vermutlich sogar die überwiegenden Mehrheit – das Ganze aus schlichter Spaß an der Freude machen. Vermutlich würde es Amazona, die ganzen großen Musikgeschäfte aber auch so etwas wie Bandcamp, viele Synthesizer-Hersteller und was nicht noch so alles dran hängt, also der ganze große Musikalien-Markt, es würde das nicht geben, wenn es »uns« nicht gäbe. Nämlich die Hobbyisten, Nerds, Freaks, Synthesizer-Liebhaber, Musik-Experimentierenden usw. usf.

    Und für die ist die Schaffung eines »Konzept-Albums« nach wie vor eine feine Sache.

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      Axel Ritt RED

      @Flowwater Hallo Henrik

      ich gebe dir in allen Punkten recht. Es ist in der Tat so, dass ich meine Sichtweise aus meiner Arbeit von über 35 Jahren Berufsmusiker beziehe und das Glück hatte, alles erlebt zu haben, was das Business an Mythen und Fakten so bietet. Alle Lügen, jeden Betrug, (fast) jeden Erfolg, alle Verträge, alle Klischees und alles an Kasperletheater, was man sich vorstellen kann. Daher sind meine Artikel meistens auch etwas „desillionisierender“, da sie die Realität abbilden und weniger den Wunsch, wie man es gerne hätte.

      Fakt ist aber auch, dass die Musikalienindustrie von Typen wie mir nicht leben könnte. Wie du richtig bemerkt hast, der „ambitionierte Hobbymusiker“ ist die perfekte Zielgruppe aller Hersteller, da es ihm ausschließlich um Spaß an der Musik geht und er bereit ist, für sein Hobby viel Geld auszugeben. Und das ist auch gut so!

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    DJ Ronny

    Danke für den Artikel. Die gute alte Zeit…. ne Quatsch. Alles verändert sich und wenn ich mich an vor ca. 50 Jahren erinner, hab ich das auch schon gehört.
    Alles hat seine Zeit und so hat sich das Musikgeschäft auch geändert.
    Die Stars mit richtig viel Geld verdienen werden weniger. Vor Jahrzehnten gab es auch viele Musiker, Tontechnik…. Die Mal groß rauskommen wollten. Wenige haben es geschafft. Jetzt verdienen andere an der Musik der
    Ich glaube auch nicht das es unbedingt mehr Musikschaffende gibt. Bloß vor Jahrzehnten hatten weniger die Chance über ihr Umfeld bekannt zu werden. Das kann jetzt schneller gehen. Ich finde es Okay. Anregungen zu neuer und anderer Musik und Künstlern gibt es doch im Netz viel. Z. B. hier die Serie mit den 10 LP,s.

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    kiro7

    „Ich habe Fans in Brasilien sitzen, die mich 4 Wochen nach Release eines Albums fragen, wann das nächste Album kommt.“ – irre!

    „Mit dieser Aktion soll die dramaturgische Absicht des Künstlers in der Reihenfolge der Titel gerettet werden“ – ich würde sagen die Büchse der Pandora wurde schon mit der CD geöffnet. Es gab sogar CD-Player bei denen man sich ein Album selber neu „kompilieren“ konnte, der Player speicherte dies, und arrangierte sogar beim erneuten Einlegen alles wie gespeichert um.
    Im Sinne des Konzeptalbums natürlich ein Frevel.

    Kleine Anekdote dazu: 1989 lief eine von mir innig geliebte Vorabendserie in der ARD. Der Titelsong flashte mich total: DOMAIN-Hearts of Stone. Also ab ins Karstadt, und dort gab es dann die EP(Vinyl- auf CD nicht erhältlich, Player hatte ich aber auch noch nicht.)Vorne die Band von Stahl umgeben, daneben Szenenbilder der ARD. Hintendrauf, kleines Bild vom Album Our Kingdom. Noch dazu gekauft. Zuhause Ernüchterung: mein Lieblingstitel NICHT auf Album drauf! Hatte das kleingedruckte auf der Ep nicht gelesen, Titel kommt erst aufs nächste Album…. :-( Also auf MC den Titel selber „reinkompiliert“, was soll man machen? (Entschuldigung Axel!).

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      kiro7

      @kiro7 Aber, jetzt nochmal zur „guten alten Zeit“ – DOMAIN: 1x Ep und 2 Alben verkauft dank ARD-Vorabendserie😊
      Wie es zu dieser Wahl des Titelsongs der ARD bei einer Serie über Hacker (der Zeit weit voraus), wo man nun wirklich keinen Rock Song während des 3D animierten Vorspanns erwarten würde, kam würde mich aber brennend interessieren…?

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        Axel Ritt RED

        @kiro7 Das war eine Aktion, wie sie nur in den Achtzigern statt finden konnte.

        Die Bavaria Filmgesellschaft, welche den Dreiteiler veröffentlicht hat, hatte den Titel von 2 Komponisten ausgewählt. Warum dieser Titel, kann niemand sagen, wahrscheinlich Verlagsgemauschel. Danach gab es eine „Ausschreibung“, welche Plattenfirma am meisten Geld bezahlt, dass eine ihrer Bands diesen Titel interpretiert. Unsere damalige Plattenfirma Teldec hatte den melodiösen Hardrock der Achtziger komplett verschlafen und wollte nun mit großem Budget in diesen Bereich einsteigen. Wir hatten Glück und waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

        Fakt ist aber auch, dass wir absolut nichts mit dem Titel zu tun hatten. Wir haben ihn nicht komponiert, sondern er wurde uns vorgesetzt. Das einzige, was ich neben dem Einspielen des Titels in den mega-teuren Wissellord Studios in Hilversum zum Titel beigetragen habe, ist der Fakt, dass ich im Hotelzimmer das Arrangement des Titels für eine Hardrock Band erstellt habe. Auf dem Demo des Titels sind überhaupt keine Gitarren gespielt worden …

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          kiro7

          @Axel Ritt Das ist ja ein Ding! Vielen Dank für diesen Insider Einblick! Ich kann mir aber jedenfalls keine bessere Version als eure vorstellen, und hoffe die Aktion war für die Band aber trotzdem nützlich. Da hab ich die Platte seit Jugendzeiten im Schrank, und 30 Jahre später trifft man hier auf ein Bandmitglied, und kann mal nachfragen, finde ich schon irgendwie toll!

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        Filterpad AHU 1

        @kiro7 Zitat A. Ritt: „Fakt ist aber auch, dass die Musikalienindustrie von Typen wie mir nicht leben könnte. Wie du richtig bemerkt hast, der „ambitionierte Hobbymusiker“ ist die perfekte Zielgruppe aller Hersteller, da es ihm ausschließlich um Spaß an der Musik geht und er bereit ist, für sein Hobby viel Geld auszugeben. Und das ist auch gut so!“

        Bin ich 100% bei dir und ja, ich gehöre genau zu dieser Zielgruppe. Aber ich stelle immer mehr zu meiner Überraschung fest, dass Berufs,-Profimusiker sich an günstigem Equipment (Synthesizer bei ca. 500€ wie die Boutique-Serie) bedienen wie du richtig angedeutet hast. Warum weiß ich nicht. Vielleicht weil es brauchbar ist und eine größere Auswahl bereitstellt. Oder weil sie auch kalkulieren müssen? Nur ein Erklärungsversuch.

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          Axel Ritt RED

          @Filterpad Berufsmusiker haben zumeist ein anderes Verhältnis zu ihren Instrumenten, es ist ein reines „Werkzeug“. Wenn das Werkzeug es ermöglicht, besser Sounds zu generieren, besser Songs zu schreiben, bessere Performances abzuliefern und vor allem MEHR Geld zu verdienen, wir auch ein Profi bereit sein, mehr Geld auf den Tisch zu legen.

          Wenn du aber eine Auftragsarbeit machst und du genau weisst, dass du nicht einen Cent mehr verdienst, wenn du z. B. einen Preamp für 500,- € nimmst oder einen für 5.000,- €, fragst du dich 2x ob der Idealismus für den besseren Klang die Mehrausgabe rechtfertigt.

          Guter Klang dient vor allem dem persönlichen Glück und dem Stolz auf die eigene Leistung. Muss man sich leisten können …

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    Tai AHU

    Ich finde auch wie Axel, es gibt viele Alben, die so konzipiert wurden, dass da alles zusammen! einen Sinn ergibt. Damit meine ich nicht nur Konzeptalben. Das macht dann auch Spaß, das am Stück durchzuhören.

    Aber diese Zeit scheint vorbei zu sein. Musik wird anders gehört, ohne da eine Wertung darüber abzugeben. Ich habe es schon zwei, drei mal gesagt: wenn die Generation meiner Kids eine Werbung wie: „jetzt mit 40% mehr Bass“ ok finden. Und meine Frage dazu: warum, glaubst du, haben die Musiker tage- oder wochenlang im Studio gesessen, damit die Platte genau so klingt mit einem Achselzucken beantwortet werden. Spätestens dann ist klar, die Art, wie Musik gehört wird, hat sich geändert.

    Vielleicht wird bildende Kunst das auch noch erleben. Ich kaufe ein Bild, rot gefällt mir nicht, ich male blau drüber. Oder schneide mir den Teil aus, der mir gefällt.

    Zuletzt noch mein Statement zur Musik heute: so gut oder schlecht wie zu jeder Zeit. Ich kann es nur nicht mehr so gut beurteilen. Es gab Zeiten, da wusste ich alles über „meine“ Musik. Das ist Geschichte, ich lebe nicht mehr in Clubs, deshalb bin ich eigentlich der falsche, um eine Frage nach dem „Zustand“ der Musik heute zu beantworten. Bin trotzdem guter Hoffnung. Denn immer mal wieder finde ich, eher zufällig, eine Perle.

    Eine Frage noch: warum ist dieser Text in der Rubrik Gitarre & Bass? Weil du, Axel, zu der gehörst?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Tai Da es den Bereich „Feature“ nicht gibt, wird der Artikel dem Bereich zugeordnet, mit dessen Fachredakteur der Artikel abgesprochen wurde.

      VG

  15. Profilbild
    Ralph Schloter 1

    Danke Axel für diesen wichtigen Artikel. Insbesondere die Gegenwart Beschreibung finde ich sehr treffend. „…Die aktuelle Situation sieht aber vielmehr so aus. Moderne DAWs haben nicht die Möglichkeit eröffnet, dass der Künstler den Großteil der Audioarbeiten selber erledigt, sie haben die PFLICHT eingeführt, dass es so ist!…“

    Immerhin eröffnet sich dadurch eine Möglichkeit für Studioprofis mißglückte Mixes von Bedroomproducern zu retten („Mastering“) – wenn man sich das antun will ;)

  16. Profilbild
    ShOAB-05

    Ich kann die fatalistische Perspektive des Autoren ganz gut nachvollziehen. Aus eigener Anschauung kann ich berichten, dass in meiner Altersgruppe (Jahrgang ’89) beinahe kein Mensch mehr eine eigene Musiksammlung pflegt. In meinem doch recht breiten Freundeskreis stellen diese Leute absolute Einzelfälle dar. Die Bereitschaft eine CD für 15 € oder gar eine LP für 25 € zu kaufen dürfte bei der Masse kaum vorhanden sein und der Gedanke daran in der Regel auf Unverständnis treffen.

    Das liegt wie von Axel Ritt beschrieben in der veränderten Weise, Musik zu konsumieren. Musik ist heute wohl eher ein Beiwerk. Man hört sie in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder nebenbei beim Putzen. Aber sich in seiner Freizeit ausschließlich dem Hören eines Albums zuzuwenden und das auch noch volle vierzig Minuten lang ist für Viele heute nicht mehr vorstellbar. Überhaupt scheint Musik kein bestimmendes Interessenfeld zu sein. Man nimmt, was einem zufällig begegnet, würde aber keine Zeit für das aktive Entdecken aufwenden.

    Ich persönlich kaufe seit meinem siebten Lebensjahr mit großer Freude regelmäßig Alben. Zeitgeistbedingt größtenteils auf CD, seit einigen Jahren jedoch bevorzugt Vinyl. Allerdings bin ich da nicht dogmatisch und wähle je nach Verfügbarkeit auch mal den Download, wenn nichts anderes zu bekommen ist. Dem Format des Albums würde ich daher schwer nachtrauern.

  17. Profilbild
    liquid orange AHU

    „ Kauft der Fan deshalb mehrfach das gleiche Album mit verschiedenen Farben? Wohl kaum …“
    Also da kenne ich einige, mich eingeschlossen. Kommt sicher auf den Musikstil an, bei Psychedelic ist das fast Standard. Ich kaufe da auch gerne mehrere Farben, denn so kann ich die Band unterstützen und habe auch was „in der Hand“.

    Ausserdem finde ich die Aussage, dass immer der kommerzielle Aspekt im Vordergrund steht nicht richtig. Es gibt vermutlich mehr Bands die Musik vor allem aus Spass machen. Diese veröffentlichen dann die Platten in Kleinstauflagen um gehört zu werden. Dass sie damit alleine nicht leben können ist denen egal, sie machen ihr Ding. Und ganz ehrlich, für mich sind diese Bands oftmals besser als die, die davon leben können. Vor allem aber kreativer, da sie eben machen können was sie wollen.

  18. Profilbild
    SynthUndMetal

    Super Artikel! Ich stimme Dir da voll und ganz zu! Die LP scheint aber trotzdem wieder mehr Liebhaber zu finden. Mein Kumpel, der ein eigenes Plattenlable betreibt hat mir erst kürzlich sein Leid geklagt, dass die Lieferzeiten bei den Vinyl Presswerken mittlerweile bei 7 Monaten liegen, weil die mit den vielen Aufträgen nicht mehr hinterher kommen. Bezahlt wird natürlich schon bei Bestellung.

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      AMAZONA Archiv

      @SynthUndMetal …und dann kommt auch noch ein Superstar wie z.B. Adele mit 500.000 Pressungen um die Ecke und sämtliche verbliebenen Presswerke weltweit sind auf Lichtjahre ausgebucht!
      Sieht nicht gut aus mit Vinyl für kleine Indie-Labels mit knappen Budget…
      Hab mir jetzt aus Spaß ein Sony CCP besorgt und demnächst setzt ich wieder auf Edison-Walze.

      • Profilbild
        SynthUndMetal

        Gut möglich. Bei den kleinen sehr spezialisierten Labels scheinen es auch eher sehr kleine Auflagen zu sein. Mehr als 400 Plattensind da meiner Informationsquelle nach nicht drin.

  19. Profilbild
    TBS

    Mal meine Sichtweise: Habe mir als Hobbyproduzent auch vor einiger Zeit überlegt, wie ich meine Musik veröffentlichen kann.

    Wollte also selbst eine kleine Auflage erstellen, hatte dabei an CD’s gedacht, habe es dann aber wegen dem Kostenfaktor gelassen.

    Am Ende habe ich vor 11 Jahren begonnen meine Musik bei jamendo.com zu veröffentlichen, mache das immer noch.

    Viel weniger Aufwand und kann mich auf das Musik produzieren konzentrieren.

  20. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wir haben früher Platten gepresst, aber heute klingen gute digi files für mich einfach besser (wenn auch anders). Platte würde ich nur noch machen, wenn es die dann auch nicht digital gibt, sondern eben nur die Platte, aber wäre mir heute viel zu aufwendig und „materiell“. Stressfreier und günstiger evtl noch 50 oder 100 tapes. Meine Energie würde ich investieren, dass meine Aufnahmen am Schluss Charakter haben, denn das ist für mich der entscheidende Punkt, dass das ganze am Schluss nicht 08/15 glatt klingt, wie für meine Ohren ein Großteil von dem, was ich jede Woche anhöre.

  21. Profilbild
    Tai AHU

    Vielleicht nochmal als Fazit: es hat keinen Sinn, über die Situation in den 70ern zu schwärmen. Alles hat sich seither verändert. Es gibt für aktive Musiker, die auch veröffentlichen, nur einen Option: Wie sieht es JETZT aus und sich anzupassen. Widerstand hat was romantisches, dürfte aber wirkungslos sein.

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