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Filmmusik-Komponist James Horner: Aliens,Titanic, Avatar uvm.

James Horner: Weltraum, Abenteuer, Katastrophen

24. Januar 2021

James Horner hat wahrhaftig kein leichtes Erbe angetreten, als er mit Star Trek II und Aliens gleich zwei Fortsetzungen außerordentlich erfolgreicher Filme vertonen durfte. Waren beide Vorgänger doch von Jerry Goldsmith, einem Meister seines Fachs, vertont worden. Wenn dann noch Regisseure fordern, dass die Musik einen Schuss John Williams beinhalten soll, kann das eigentlich nur in einer Katastrophe enden. Wie alles anders kam und warum dann schließlich eine Katastrophe zum Welterfolg für James Horner wurde, lest ihr in diesem weiteren Teil unserer People-Reihe zu Filmkomponisten.

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James Horner (© by Shutterstock)

James Horner – der schnelle Weg nach Hollywood

Eigentlich hätte der Weg nach Hollywood für James Horner sehr kurz sein können, war der Vater des am 14.08.1953 in Los Angeles, Kalifornien geborenen James Roy Horner doch schon für Hollywood als Set Designer und Filmausstatter tätig. Doch zunächst kam alles anders: Die Familie zog nach London und so verbrachte James seine Kinder- und Jugendjahre vom 10. bis zum 20. Lebensjahr in London, wo er zunächst am Royal College of Music ein Musikstudium begann (Instrumente: Klavier und Geige). Er ging schließlich zurück in die USA. Von da an begann er ein Nomadenleben. Er studierte an verschiedenen Universitäten und Colleges: Verde Vally School (Arizona), University of Southern California, University of California (UCLA, Los Angeles). Letztere wurde schließlich erst einmal sein Zuhause. Er beendete sein Musikstudium und begann mit einer Doktorarbeit. Er war außerdem an der UCLA als Dozent für Musiktheorie beschäftigt. Parallel beschäftigte sich Horner mit Komposition und brachte in Eigenfinanzierung diverse Kompositionen für Symphonieorchester zur Aufführung. Sein großer Wunsch war eine Laufbahn als Konzertkomponist für orchestrale Werke, da er sich in der akademischen Welt zunehmend unwohl fühlte. An eine Karriere als Filmkomponist hat er dabei nicht gedacht.

Doch als einige Studenten ihn baten, Musik für einen Studentenfilm am American Film Institute zu schreiben, willigte er ein:

„Bis dahin habe ich immer auf Filmmusik herabgeschaut. I sah mich selbst als klassischer Komponist. Man hat mich gefragt, einen AFI Film zu vertonen, The Drought. Ich dachte, was zum Teufel. Doch ich habe mich in den Film verliebt, wie ein Blitzschlag. Plötzlich wusste ich, was ich machen wollte – Filmmusik komponieren. Ich habe weitere sechs oder sieben AFI Filme gemacht, habe von Roger Corman gehört und ihn solange belästigt bis er mir einen Job gab, aufgehört an meiner Doktorarbeit zu schreiben und bei der UCLA gekündigt, die akademische Welt verlassen und damit begonnen, an Filmmusik zu arbeiten, was ich bis heute mache.“

Für Horner bedeutete das aber auch, weiter in Los Angeles leben zu müssen. Eigentlich hatte er zeit seines Lebens an eine Rückkehr nach London gedacht. In einem Interview an der UCLA erklärt den Studenten, dass Los Angeles das Mekka des Films sei. In London gebe es einfach keine Arbeit für einen Filmkomponisten, da alle Filme, auch die englischen, in Hollywood gedreht werden. Seine Karriere begann mit Low Budget-Produktionen:

„Ich machte Low Budget-Film über Low Budget Film über Low Budget Film. Und ich glaube, dass der Grund, warum ich erfolgreich war ist, dass ich wusste, wie man mit einem Orchester für sehr wenig Geld arbeiten kann. Denn das ist es, wie ich meine „Ernste Musik“ zur Aufführung bringen musste.“

Erster großer Erfolg: Star Trek II

Viele der ersten Aufträge waren B-Movies, teils aus dem Horror-Genre. Doch genau diese waren es, die Horner seinen ersten großen „Gig“ bescherten: Star Trek II – Der Zorn des Khan. Horner hatte zuvor bereits für einen Science Fiction-Film gearbeitet: „Sador – Herrscher im Weltraum“ (Battle Beyond The Stars) von Roger Corman. Roger Corman adaptierte für diesen Film die Thematik von „Die glorreichen Sieben“ und „Die sieben Samurai“ und transportierte sie ins All. Demzufolge schwebte Roger Corman eine musikalische Mischung aus „Star Trek“ und „Die glorreichen Sieben“ vor, was James Horner auch entsprechend umsetzte. So sind Anklänge der genannten Filme zu hören. Die Filmmusik stellte sich als ein Erfolg heraus und die Produktionsgesellschaft Orion Pictures bot Horner daraufhin an, den Score zu dem Horrorfilm „The Hand“ von Oliver Stone beizusteuern. Mit „Wolfen“ folgte ein weiterer Horrorfilm, bei dem Horner die zu atonal und moderne Musik eines zuvor beauftragten Komponisten ersetzen sollte. Gemeinsam mit einem Sounddesigner entwarf er eine Soundkulisse und einen gänzlich neuen Score.

Obwohl der Film „Wolfen“ selbst erfolglos blieb, brachte die Filmmusik Horner weiter voran in seinem Bestreben, dem Nischendasein mit B-Movies und Fernsehfilmen zu entfliehen. Ein Anruf von Harve Bennett, dem Produzenten des zweiten Star Trek Films „Star Trek II – der Zorn des Khan“, brachte Horner schließlich den ersehnten Deal bei diesem 12 Millionen Dollar schweren Projekt. Was sich jetzt wie ein langer Weg anhört, hat in Wirklichkeit gerade einmal zwei Jahre gedauert. Ein beachtlicher Erfolg für jemanden, der eigentlich gar kein Filmkomponist sein wollte. Star Trek II und seine Filmmusik wurden ein großer Erfolg. Von da an ging es für Horner schlagartig bergauf:

Angekommen in der „A-List“

Weitere Hits der 80er folgten mit „Nur 48 Stunden“ (1982), Star Trek III: Die Suche nach Spock (1984), „Commando“ mit Arnold Schwarzenegger (1985), Cocoon (1985) Aliens (1986) und Willow von George Lucas (1988). Auch erfolgreiche Animations- und Familienfilme gehörten zum Portfolio des noch jungen Filmkomponisten Horner: „Ein Land vor unserer Zeit“ von George Lucas und Steven Spielberg (1988), „Feivel der Mauswanderer“ (1986) und „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ (1989).

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In den 1990er Jahren wagte sich Horner an einen weiteren Blockbuster: Mel Gibsons Epos über den schottischen Freiheitskämpfer Sir William Wallace – Braveheart. Horner setzte sich dabei mit der folkloristischen Musik und dem Instrumentarium Schottlands auseinander und integrierte sie in seine orchestrale Musik. Es folgt mit „Apollo 13“ ein weiterer Erfolgsfilm mit Horners Musik im orchestralen Gewand.

Die Katastrophe und der endgültige Durchbruch

Dass ausgerechnet die Verfilmung einer der größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts den durchschlagenden Erfolg bringen würde, hätte Horner selbst wohl nicht gedacht. Der Film „Titanic“ von James Cameron spielte riesige Summen in die Kasse und brachte James Horner zwei Oscars (Best Original Dramatic Score und Best Original Song), drei Grammy Awards und zwei Golden Globes. Dieser durchschlagende Erfolg beruhte nicht nur auf dem Score, sondern vor allem auch auf dem Titel „My heart will go on“, den er gemeinsam mit Co-Autor Will Jennings geschrieben hatte und der für Horner wie Interpretin Celine Dion auch in den Folgejahren noch riesige Summen in die Kasse gespült haben dürfte. Bislang über 5,8 Millionen verkaufte Exemplare der Single, fünf Gold-, 26 Platin- und eine Diamantauszeichnung sprechen eine deutliche Sprache. In einigen Ländern hielt sich der Titel fast ein Jahr lang in den Charts und erreichte in allen wesentlichen Ländern Platz 1.

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Dabei hätte es den Titel aus mehreren Gründen beinahe nicht gegeben. Zum einen hat James Horner nach Aliens geschworen, nie wieder mit James Cameron zusammenarbeiten zu wollen:

„A horrid experience for me is Aliens. I feel like I never want to see Jim [James] Cameron again.“

Das lag vor allem daran, dass James Cameron Probleme damit hat, sich auf eine endgültige Fassung festzulegen und immer in letzter Sekunde alles wieder umschmeißt. Horner, der gerne zum fertig geschnittenen Film komponiert, hatte große Probleme mit der Unart Camerons, den Schnitt immer und immer wieder in letzter Sekunde zu revidieren – wie bei Aliens geschehen.

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James Cameron – Namensvetter, größter Albtraum und Erfolgsgarant.

Zum anderen wollte Cameron partout kein Lied für den Abspann beziehungsweise den Film. Horner jedoch war sich sicher, dass der Film ein Lied benötigt, um die Emotionalität des Films am Schluss auf die Spitze zu treiben und die Leute beim Abspann im Kino zu halten. Er produzierte heimlich ein Demo mit Celine Dion und schickte es gemeinsam mit dem restlichen Score an Cameron. Der Rest ist Geschichte.

Für den Score verwendete Horner nicht nur das Orchester als Klangquelle, sondern auch Sampler, zum Beispiel für Chöre oder das Einbinden verfremdeter Sounds.

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JAMES HORNER & WILL JENNINGS mit Grammy Awards 1999 in Los Angeles (© Shutterstock/Paul Smith)

Die 2000er und tragischer Tod

Auch wenn weitere Blockbuster folgten, den gigantischen Erfolg von Titanic konnte Horner nicht mehr toppen. Da Horner sich jedoch in Interviews stets sehr bescheiden gab, war das vermutlich auch gar nicht sein Ziel. Für ihn stand immer im Vordergrund, die Bilder des Films durch die Musik möglichst perfekt zu unterstützen und den Zuschauer emotional zu packen. Es folgten Filme wie „A beautiful Mind“ (2001), Die Maske des Zorro“ (1998) und die Fortsetzung „Die Legende von Zorro“ (2005).

Nicht ganz so viel Aufsehen wie Titanic erregte James Horner noch einmal mit Avatar (2009, James Cameron). Zwar wurde er nur für die wesentlichen Preise nominiert, doch der Film erlangte Weltweit durch die eingesetzte 3D-Technik und die Andersartigkeit eine hohe Aufmerksamkeit.

Weitere bekannte Filme waren das Karate Kid-Remake mit Jackie Chan und Jaden Smith im Jahr 2010 und der Film „The Amazing Spider-Man“ (2012). Den Spiderman-Nachfolger lehnte Horner ab, weil ihm das Drehbuch nicht gefiel. Er wurde durch Hans Zimmer ersetzt.

Horner hat zu dieser Zeit auch wieder verstärkt damit begonnen, Orchesterwerke zu komponieren. Er war außerdem passionierter Pilot. Diese Passion kostete ihm am Ende das Leben. Am 22.06.2015 stürzte er mit seinem einmotorigen Flugzeug in Kalifornien ab. Er wurde nur 61 Jahre alt.

Star Trek II – der Zorn des Khan

Das Studio und die Produzenten erwarteten für Star Trek II einen orchestralen und bombastischen Score im Stile von Erich Korngold und John Williams, der mit der Musik zu Star Wars einen beachtlichen Erfolg errungen hatte. Erich Wolfgang Korngold war ein österreichischer Komponist, der schon vor seiner Filmmusikkarriere mit der Oper „Die tote Stadt“ (1920) Berühmtheit erlangt hatte. In Wien galt Korngold als Wunderkind und wurde schon früh vom österreichischen Hochadel gefördert. Er schrieb Klavierwerke, die von damals berühmten Musikern aufgeführt wurden, darunter Richard Strauss, Artur Schnabel oder Wilhelm Furtwängler. Es folgten Opern, die allesamt große Erfolge wurden und zu den meist gespielten ihrer Zeit in Deutschland und Österreich gehörten. Korngold folgte einer Einladung in die USA, die genau zur rechten Zeit kam, denn seine Familie war jüdischer Herkunft und der aufkeimende Faschismus eine Gefahr für die Familie. In den USA arbeitete er an der Musik für „Ein Sommernachtstraum“, die zu einem großen Erfolg wurde. Er passte dafür Musik von Mendelssohn an den Film an und komponierte neue Stücke im Stil Mendelssohns. Aufgrund der Situation in Europa blieb Korngold in den USA und arbeitete für Warner Brothers als Filmkomponist. Er erhielt zwei Oscars für die Musik zu den Filmen Anthony Adverse und The Adventures of Robin Hood. Mit seiner Musik zu Abenteuerfilmen beeinflusste er auch John Williams und seine Komposition für Star Wars. Hier schließt sich der Kreis.

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Die Vorgabe

James Horner nahm seine Aufgabe sehr ernst, schließlich war es die erste große Produktion und zugleich ein schweres Erbe, denn den ersten Star Trek-Film hatte kein geringerer als Jerry Goldsmith vertont. Die Aufgabe, sich an Korngold und Williams anzulehnen, erfüllte er mit Bravour. Dennoch distanziert er sich zugleich:

„Es gibt die Tendenz, die Scores großer Weltraumdramen zu vergleichen”, sagt Horner. „Wie John Williams’ Musik für Star Wars und Das Imperium schlägt zurück und Jerry Goldsmiths für den ersten Star Trek Film. Natürlich gibt es da Ähnlichkeiten. Zum Beispiel ist das erste, was man bemerkt, wenn man die Augen schließt und Star Wars und meinen Star Trek Score spielt, dass die gleichen Instrumente spielen. Williams hat mit Star Wars einen musikalischen Trend für Weltraumfilme geschaffen, weil das nach langer Zeit der erste große Weltraumfilm war. Aber der Kompositionsstil ist sehr altbacken.“

Regisseur Nicholas Meyer gab Horner einigen Input bezüglich der musikalischen Umsetzung:

„Er und ich haben uns lang und breit darüber unterhalten. Wir haben so viel Zeit zusammen für dieses Projekt verbracht, dass wir enge Freunde geworden sind. Nick weiß, wovon er in Sachen Musik spricht. Er wollte dem Film das Gefühl eines Hochseeabenteuers geben. [..] Im Gegensatz zum sehr imperialistischen, martialischen Thema von Star Wars.“

Arbeitsphase

„Ich hatte viereinhalb Wochen für den Score“, erklärte Horner in einem Interview. Lange Arbeitstage gehören für ihn zum Alltag:

„Ich arbeite 12-14 Stunden am Tag. Ich hatte nie länger als sechs Wochen, um einen Score abzuschließen. Ich weiß nicht, was ich mit der zusätzlichen Zeit machen sollte. Ich liebe es, so zu arbeiten — in sehr konzentrierter Form. Aber wenn ich 100 Minuten Musik machen müsste, bräuchte ich mehr Zeit.“

Statt die Orchestrierung anderen zu überlassen, macht Horner dies lieber selbst. Hier kommt ihm seine Erfahrung mit Orchestern zugute:

„Ich orchestriere selbst. Ich schaue mir den Film auf Video an und schreibe direkt auf das Notenpapier. Ein Klavier hilft zwar nicht dabei, die „Farbe“ zu umreißen, aber es ist ein Werkzeug, um mir beim Timing zu helfen. Viele Komponisten schreiben Piano Scores und geben diese dann jemandem, um sie zu orchestrieren.“

Thematische Ausgestaltung

Für Star Trek beauftragte er ein Orchester mit 94 Musikern. Die Aufnahmen erstreckten sich über fünf Tage.

„Star Trek hatte eine große Bläsersektion — sechs Hörner, ansonsten war es ein allgemein großes Symphonieorchester. Es gab ein Thema, dass ich für Kirk komponiert habe (das nautische, nach Horatio Hornblower klingende Thema), ein separates Thema für die Enterprise, und die zwei miteinander verflochtenen Themen — Kirk und die Enterprise als ein Thema. Und dann ist da ein sehr seltsames, spirituelles Thema für Spock.“

 

Die Tatsache, dass mit Spock in dem zweiten Star Trek Film eine Hauptfigur stirbt, ist für Star Trek Fans bestimmt keine leichte Kost gewesen. Umso wichtiger ist es, die Rolle von Spock für die Enterprise und die Crew auch musikalisch entsprechend zu würdigen und seinen Charakter herauszuarbeiten:

„Spock hatte vorher noch nie ein Thema und ich wollte ihm ein Thema geben, um die ganze Geschichte um „Genesis“ und „Spock“ am Ende des Films zu verbinden, sodass es alles eine Bedeutung erlangt. Das Thema für Spock ist übrigens in der Sequence ‚Verlassen des Trockendocks’ zu hören.“

Und auch von Jerry Goldsmith setzt sich Horner ab, indem er tut, was Goldsmith dem ersten Star Trek Film verwehrt hat: Er baut die aus der Serie bekannte Star Trek Fanfare von Alexander Courage in den Score ein und stellt somit die schmerzlich vermisste Verbindung des ersten Films zur Serie mit dem zweiten Star Trek Film wieder her:

  „Tatsächlich wollte ich die Fanfare immer verwenden. Anders als der erste Star Trek Film wollte ich gleich von Anfang an, wenn der Vorhang sich öffnet, das Publikum packen und ihnen zeigen, dass sie gleich Star Trek sehen werden. Und es gibt nur zwei Dinge, die das bewerkstelligen können: Entweder die Enterprise oder die Star Trek Fanfare. Die Fanfare zieht dich sofort hinein — und du weißt sofort, dass du einen guten Film bekommen wirst.“

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Hört man sich den Score losgelöst vom Film an, sind die nautischen Aspekte, die von Horner gefordert wurden, deutlich zu hören. Insbesondere „Enterprise Clears Moorings“, der als Cue im Film direkt an dritter Stelle erklingt, macht das deutlich. Arpeggios in der Begleitung des Themas erzeugen die Assoziation eines großen Segelschiffs auf den Wellen des Ozeans. Das zieht sich durch den gesamten Score. Außerdem wird der Score von einer Marschrhythmik, oft von einer Snare Drum gespielt, bestimmt. Sforzandi und Dissonanzen stechen immer wieder durch den ansonsten sehr harmonisch klingenden Score. Vor allem der Cue „Battle in the Mutara Nebula“ ist ein herausragendes Beispiel dafür. Immer wieder kehrt der Score zum Hauptthema zurück, meistens von den Bläsern gespielt, die in diesem Score eine ohnehin herausragende Rolle spielen und unweigerlich an John Williams und Star Wars denken lassen.

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Das Main Theme aus Star Trek II – Zorn des Khan

Interessant ist das Thema, das dem Bösewicht Khan zugedacht wurde: Subtil, leise und doch den Wahnsinn durchschimmern lassend, entwickelt sich die Musik als eine Art Textur. Diese wird insbesondere von den Streichern entwickelt, während erneut die Bläser den etwas melodischeren Part übernehmen. Das Bass Ostinato in Form eines im regelmäßigen Timing wiederholten Staccato-Tons zieht sich wie das Ticken einer Uhr durch den Großteil des Stücks, wird dann später kurzzeitig von den höheren Streichern übernommen, um gegen Ende wieder in die Bassgruppe zu wandern. Nur gelegentlich wechselt der Basston, was eine gewisse Monotonie erzeugt, die dann wiederum durch die gelegentlichen melodischeren Elemente durchbrochen wird.

Avatar

Für Avatar arbeitete Horner vorwiegend mit den virtuellen Instrumenten aus ProTools, um damit seine Soundkulissen zu erzeugen. Das Orchester schien ihm zu limitiert, um Musik zu den Bildern dieser fantastischen und fremden Welt zu erschaffen. Horner improvisierte direkt zu den Bildern des Films und zeichnete das Ergebnis parallel in ProTools und Sibelius auf. Dennoch kam am Ende auch das Orchester zum Einsatz. Die mit Sibelius aufgezeichneten Noten sollten gemeinsam mit den Klängen aus ProTools einen Eindruck davon geben, was Horner gemacht hat, damit später Teile davon orchestriert werden konnten. Oft wurden verfremdete Samples verwendet. Orchester und synthetische Elemente wechseln sich ab. Besonders gut ist diese Verschmelzung beim Titel „Pure Spirits of the Forest“ zu hören.

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Kritik: Horner als Zweitverwerter

Horner musste sich immer wieder der Kritik stellen, ein Zweitverwerter zu sein. Ihm wurde vorgeworfen, von ihm bereits komponierte Musik in späteren Filmen wiederverwendet zu haben. Außerdem habe er sich an Themen anderer Komponisten bedient. So musste er sich bei seiner Filmmusik zu „A beautiful Mind“ (2002) die Kritik gefallen lassen, er habe sich an seinen früheren Werken bedient. Auch bei anderen Filmen wurde dieser Vorwurf laut. Horner äußerte sich 1995 in einem Interview mit der L.A. Times wie folgt dazu:

„In der Ära Mozarts war Mozart von allen der Beste. Wenn man allerdings fünfzehn beliebige andere Komponisten der Zeit heranzieht, so war deren Musik mit der von Mozart im Grunde identisch. Hört man sich seinen Vater oder Michael Haydn an, so sprachen alle dieselbe musikalische Sprache. Filmmusik ist da diese sonderbare Sache, bei der sich jeder Score vom anderen unterscheiden muss, das sagen zumindest die Juristen. Aber für einen Künstler ist das unmöglich. [..] Für mich ist klassische Musik ernste Musik eine wundervolle Welt, aus der ich mich bediene.“

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Fazit

James Horner ist ein faszinierender Komponist, über den man viel schreiben könnte. Obwohl er vergleichsweise jung verstorben ist, hinterlässt er einen großen Fundus an herausragender Filmmusik und man kann nur erahnen, was vielleicht auf die Kinogänger noch zugekommen wäre, wäre er nicht auf so tragische Art und Weise ums Leben gekommen. James Horner war ein Komponist, der gerne zum fertigen Bild komponiert und das Gesamtergebnis über die Komposition gestellt hat. Dafür bediente er sich zum Teil auch an seinen früheren Themen oder den Themen klassischer Musik, wenn er dies für passend hielt. Die Verwendung folkloristischer Elemente, insbesondere der irischen Musik, außergewöhnlicher ethnischer Instrumente sowie der Einsatz von Geräuschen und stark verfremdeten Instrumenten-Samples hebt ihn deutlich von rein orchestral arbeitenden Komponisten wie John Williams ab. Dennoch lassen sich gerade viele seiner orchestralen Themen, bei denen die Bläser eine herausragende Rolle spielen, durchaus mit denen eines John Williams vergleichen, den Horner sehr verehrt hat. Horner hinterlässt uns mit einigen herausragenden Filmmusiken zu Blockbustern und Klassikern ein großes Erbe. Interessenten seien auf das Horner gewidmete Portal http://jameshorner-filmmusic.com verwiesen, welches einen riesigen Fundus an Artikeln, Videos, Interviews und vieles mehr enthält und von dem auch fast alle der hier genutzten Zitate stammen.

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Forum
  1. Profilbild
    mmiimmimiiimmmiimmi

    Ein sehr guter Artikel über einen sehr guten (Film)komponisten! Man kann es nicht hoch genug anrechnen, dass Horner die Musik nicht nur selbst komponierte, sondern auch orchestrierte, d.h. die Partituren für das Orchester erstellte. Dies wird heute in den meisten Fällen von Angstellten erledigt, die dann aus dem Cubase-Wust eines aufstrebenden Filmmusik-Designers eine spielfähige Orchesterfassung einrichten müssen.

    Der Vorwurf der Zweitverwertung lässt sich sehr gut am Beispiel des Films Aliens nachvollziehen, wo ein Thema aus Star Trek II wiederverwendet wurde. Aber Schwamm drüber, Beethoven hat auch bei Mozart abgeschrieben.

  2. Profilbild
    nativeVS AHU

    Als fan von Horner faend ich waere ein absatz ueber das Danger Theme und zumindest ein halbsatz zu Prokofiev noch erwaehneswert gewesen.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @nativeVS Ja, das stimmt. Leider muss man aufgrund der der begrenzten Länge der Artikel immer Abstriche machen (meine Artikel sind ohnehin schon immer recht lang). Aber unter dem oben genannten Link findet man fast alles, was es zu James Horner an Material im Internet gibt.

  3. Profilbild
    Tyrell RED

    Neben Jerry Goldsmith und John Williams, war James Horner einer der drei Filmkomponisten, von denen ich in den 80ern praktisch jede LP gekaut habe. „Brainstorm“, „Gorky Park“ oder „Cocoon“ waren der Soundtrack meiner Jugend.

  4. Profilbild
    SoundForger2000

    James Horner war für mich einer DER Filmmusikomponisten überhaupt.
    Auch ich verbinde mit seinen Scores massive Jugenderinnerungen.

    Insbesondere der Soundtrack zu Star Trek II hat es mir angetan.
    Imho sein bester Score.

    Ein auffallend großer Teil der Filme für die er die Musik geschrieben hat ist in die Annalen der
    Filmgeschichte eingegangen. So wie sonst wirklich wohl nur bei John Williams.

  5. Profilbild
    vssmnn AHU

    Unabhängig von irgendwelchen mir unbekannten Rezensionen war mir dieses Abgekupfere auch schon selbst aufgefallen.
    Es ist ein Makel, der sicherlich berechtigt ist.
    Als Alien-Fan war ich sichtlich enttäuscht, als ich meinte, einige Elemente aus Stanley Kubricks „Odyssey im Weltraum“- Filmmusik wiederzuerkennen zu glauben.
    Da geht schon einiges an Vertrauen verloren.
    Handwerklich sicher sehr fit, aber kompositorisch.. nö.. kein Vorbild für mich.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @vssmnn Das hast du dir nicht eingebildet, es ist so. Wobei die Musik bei Kubrick ja selbst keine Originalmusik für den Film ist, sondern von ihm verwendete Musik anderer Komponisten. Und Horner macht ja keinen Hehl daraus, dass er sich von klassischen Kompositionen inspirieren lässt, wenn er der Meinung ist, dass diese Musik gut zum Film passt. Kubricks Film ist sozusagen seine Legitimation dafür, denn er hat ja sämtliche andere Musik verworfen und einfach Musik „aus der Konserve“ verwendet, die seiner Meinung nach sehr gut passte.

  6. Profilbild
    Schneum 1

    „ einer der größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts“

    …mir fallen gleich mehrere Katastrophen des 20. Jahrhunderts ein, die dieses Dampferunglück doch deutlich überschatten…

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @Schneum Das stimmt, hängt aber von der Definition von Katastrophe ab. Kriege etc. habe ich nicht dazu gezählt, sondern das Wort im seiner Bedeutung von Unglück gesehen. Lässt man diese weg, zählt das Schiffsunglück tatsächlich zu den größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts, was allerdings zugegebenermaßen auch der medialen Ausschlachtung vor und nach dem Unglück zuzuschreiben ist. So wird es zumindest beschrieben, wenn man das recherchiert. Aber es stimmt, man kann (und sollte) das anders sehen, wenn man unter Katastrophe mehr als ein Unglück sieht.

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