AMAZONA.de-Autor Cristián Elena: 10 Alben die mich geprägt haben
Spätestens seit High Fidelity, Nick Hornbys Roman über den geplagten Plattensammler- bzw. -Verkäufer Rob Fleming, wissen wir, dass Top-10-Listen nichts weniger als das wahre Leben widerspiegeln: klare Bekenntnisse, teilweise schwer gefundene Kompromisse und unverzeihliche Versäumnisse – alles Faktoren, mit denen im Prinzip nur die eigene Subjektivität zurechtkommen muss. Wiederum sind solche Listen auch eine unwiderstehliche Herausforderung – wie das Leben selbst, sag‘ ich doch!
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Persönliches und Diverses
- Geboren und aufgewachsen bin ich in Argentinien, Jahrgang 1969.
- Meine mäßig vorhandene Übungsdisziplin brachte mich dazu, einige Gelegenheiten für eine solide Musikbildung sträflich zu versäumen. Aber da, wo Fleiß knapp war, gab’s Begeisterung im Überfluss!
- Die öden Lernjahre an der EKO-Orgel fanden erst ein Ende, als ich herausfand, dass ich mit der Gitarre meiner jüngeren Schwester viel schneller bessere Ergebnisse erzielte.
- Meine Eltern unterstützten meine Musik-bezogenen Bedürfnisse (Unterricht, Instrumenten- bzw. Plattenkäufe) immer, wenn es finanziell möglich war … und ich mich genug anstrengte, um es zu verdienen. Aber mein Vater gab mir bereits in meinen frühen Jugendjahren ein unschätzbares Erbstück: Nicht nur die Leidenschaft für Musik, sondern die Wertschätzung des Albumformats als Kunstwerk, in das man eintauchen, forschen und Zusammenhänge jeglicher Art finden kann. Kein Wunder also, dass ich mich irgendwann für ein Studium der Kommunikationswissenschaften entschied, um mich im Idealfall (mit Betonung auf „ideal“) dem Musikjournalismus zu widmen.
- Seit 1994 lebe ich in Deutschland mit meiner hier gegründeten Familie und seit 2019 bin ich auf AMAZONA.de tätig, sowohl für die Guitar&Bass- als auch für die People-Redaktion.
- Zu fast allen Alben in meiner Sammlung fällt mir eine Geschichte oder ein Ereignis ein, aber viele von ihnen haben schon lange nicht mehr den Weg in die Lade des CD-Players gefunden. Die folgenden Zehn (ganz profan nach Anschaffungsdatum geordnet; einzelne Playlists im „Links“-Feld) dagegen schon – sie werden in regelmäßigen Abständen aufgelegt, wiederentdeckt und immer wieder geschätzt. Auf geht’s!
Queen – Jazz
Rock, Teil 1
So wie ABBAs Voulez-Vous (um ein skandinavisch blondes Härchen nicht in diese Liste geschafft!) meine Aufmerksamkeit über Nacht auf Popmusik lenkte, brachte Queens The Game zwei wichtige Erkenntnisse in mein Leben: 1. Rock; 2. Die Gitarre soll – bitte schön – elektrisch und laut und melodisch werden. Und die will ich auch noch spielen!
Wir schreiben März 1981, Queen trat während der Militärdiktatur als eine der wenigen internationalen Bands von Rang in Argentinien auf und erlöste zumindest die Rockfans für ein paar Wochen von Überdruss und Trostlosigkeit. Als fast 12-jähriger Dorfjunge ging dieser Aspekt der „queenmanía“ an mir vorbei – ich wollte jetzt nur noch alles von vor The Game haben!
„Alles“ war zwar nicht drin, aber Jazz (als Kassette) kam, klang und siegte – in meiner Gunst zumindest.
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Auch wenn Freddie Mercury den kompositorischen Löwenanteil behält, sind die vier Brian-May-Beiträge meine Lieblinge auf dem Album. Seine Gitarrenarbeit stets prächtig: Ich kenne keinen anderen Gitarristen, der mit mehr Einfallsreichtum als technischem Besteck solche Gitarrenorchester aufstellen konnte wie der berühmte Teilzeit-Astronome. An dieser Stelle möchte ich den Ausführungen von Kollege Axel Ritt zu diesem Punkt in seiner Favoritenliste eine unbedingte Empfehlung von Queen II hinzufügen.
The Police – Synchronicity
Meine Beatles …?
Ich war noch ein Kind (11), als ich „Don’t Stand So Close To Me“ zum ersten Mal im Radio hörte. Seitdem hat mich die Musik von The Police in all den Jahren begleitet und inspiriert, womöglich mehr als die von anderen Künstlern, deren Diskografie in Zahlen übermäßiger ist; und ich nehme hier nur Synchronicity und nicht auch noch Ghost In The Machine dazu, weil ich nicht des Fanbrille-Tragens bezichtigt werden möchte.
Abgesehen von den unbestrittenen Qualitäten der einzelnen Mitglieder, was ich am Spannendsten an der Musik von The Police finde, ist deren Umgang mit unterschiedlichen Genres – auf Synchronicity gibt’s Rock, Afrobeat, Pop, Reggae, Funk usw. und am Ende klingt alles wie aus einem Guss und unverwechselbar nach ihnen.
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Ich kann wenig mit sogenannten Konzeptalben anfangen und Synchronicity ist im Grunde genommen auch keins, jedoch kann ich nicht vermeiden, die Songreihenfolge und die wechselnden Stimmungen wie eine Erzählung wahrzunehmen, die mit der unkontrollierten Hektik von „Synchronicity I“ beginnt, um am Ende Lichter und Lautstärke mit der Zärtlichkeit von „Tea In The Sahara“ behutsam zu dimmen. Auf Vinyl ist es zumindest so; auf CD hat man das Ganze mit dem mittelmäßigen Bonus Track „Murder By Numbers“ zwar ramponiert, man kann ja aber immer rechtzeitig die Stop-Taste drücken.
Van Halen – I
Eddies erster Geniestrich
Mein bester Freund, José Luis, aufstrebender Keyboarder, hatte sich „1984″ gekauft, obwohl er alles andere als Hardrock-affin war: Der Oberheim-Riff von „Jump“ war einfach unwiderstehlich! Ein paar Monate später überraschte er mich zu meinem 15. Geburtstag mit einem Exemplar von Van Halen I. Damals war die Platte bereits 6 Jahre alt – eine Ewigkeit für zwei Jugendliche – aber im Lande relativ neu, zumal Warner Bros. erst 1983, rechtzeitig vor den ersten Shows der Band in Argentinien, die komplette Diskografie auf einem Schlag veröffentlicht hatte.
Die Strategie meines Freundes war klar: „1984“ konnte ich mir eh bei ihm borgen und zu Hause überspielen; dafür hätte ich jetzt „You Really Got Me“ und – viel wichtiger – „Eruption“ in bester Soundqualität statt auf einer billigen AGFA-Kassette, die ein anderer Kumpel aus dubiosen Quellen für mich kopiert hatte.
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All dem, was in den letzten 40 Jahren über dieses Album geschrieben wurde, könnte ich nichts Originelles hinzufügen. Sich in Superlativen zu ergießen, wäre nur langweilig. Nur so viel in Richtung Eddie Van Halen: „Thank you for reinventing the electric guitar“. Nicht meine Worte, sondern Frank Zappas.
Big Country – The Crossing
It’s only celtic rock, but I like it!
Ja, ich weiß: Ikonisch ist nur das Cover in Königsblau mit der silbernen Inschrift; für die remasterte Ausgabe wird sich irgendein Spätgeborener bei Mercury Records wohl gedacht haben, Rot-Gold sei „auch schön“. Nun …
Big Country waren 1984 für einen Grammy in der Kategorie „Best New Artist“ nominiert und durften auf der Verleihungszeremonie auftreten. Ich sah die Show im Fernsehen und war wie vom Blitz getroffen: Die Gitarren klangen anders, die Stimmen klangen anders, die Typen bewegten sich anders … Keine Frage, die nächste anzuschaffende Platte sollte The Crossing sein, die glücklicherweise sogar in Südamerika verlegt worden war. Ich bilde mir ein, ich sei damals DERjenige gewesen, der das Album in Argentinien kaufte.
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„Dudelsack-Gitarren“ sind sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich mochte sie. Was dieser E-Bows, der in den Credits angeführt war, genau sein sollte, wusste ich nicht, aber es war klar, dass er mit dem speziellen Gitarrensound zu tun hatte – genauso viel wie die Cleverness, die dem Gitarren-Interplay zugrunde lag.
Angeführt war auch ein gewisser Steve Lillywhite als Produzent, dessen Name auch auf vielen späteren Lieblingsalben (U2, Simple Minds, Morrissey usw.) auftauchte und für mich seitdem zu einer Art Qualitätssiegel wurde.
Am 6. Mai 1993 spielte Big Country in Originalbesetzung in der Frankfurter Music Hall und das wurde mein allererster Konzertbesuch einer englischsprachigen Band. Im Sommer 1995 kaufte ich mir endlich einen E-Bow und weihte ihn mit dem Intro von „The Storm“ ein. Noch Fragen?
U2 – Achtung Baby
Even better than the old known thing!
1991 gab es tatsächlich noch U2-Fans, die auf ein zweites The Joshua Tree bzw. Rattle & Hum warteten – mich zum Beispiel. Die musikalische wie optische Häutung, die die Band auf Achtung Baby vollzogen hatte, wirkte auf mich zunächst verstörend. So vergingen Monate der Gleichgültigkeit, bis ein paar Arbeitskollegen es mir zum Geburtstag schenkten.
Tatsächlich waren die neuen, schrillen Farben – Elemente von Industrial, Shoegaze und Noiserock vor allem – am Anfang eine Herausforderung, aber auch eine klare Aussage: „Jetzt klingen wir so – take it or leave it!“. In wenigen Jahren arbeitete sich das Ding dann hoch zum Olymp meiner „Alben fürs Leben“.
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Bei U2 bin ich ein riesiger Fan ihrer Rhythmusgruppe, solide und unverwechselbar wie sie ist. Letztendlich aber spiele ich Gitarre und meine Aufmerksamkeit gilt meistens The Edge, zusammen mit Andy Summers dem ersten Gitarristen, bei dem es mir nichts ausmachte, dass er keine Soli im klassischen Sinne spielt – allein wie er Effekte einsetzt, ist spannend genug. Für mich ist es so: Wenn Brian May mit seinen Gitarrenschichten ein ganzes Orchester erschafft, dann malt The Edge stimmungsvolle Landschaften mit seinen.
Achtung Baby kenne ich mittlerweile in- und auswendig, wenn ich es aber das nächste Mal auflege, werde ich etwas Neues finden – da bin ich mir sicher.
Adrian Belew – Here
Gitarrenexzentriker auf Songwriter-Kurs
Ich war schon immer neugierig auf spannenden Ausdrucksformen, die mein Lieblingsinstrument, nämlich die E-Gitarre, betreffen – so gesehen war es unvermeidlich, mich irgendwann ernsthaft mit dem Werk von Adrian Belew zu beschäftigen. Aber ich nahm mir meine Zeit, denn seine Soloplatten waren in Argentinien nicht zu bekommen, anders als in Deutschland. Und obwohl die Rezension von Here im „Musikexpress“ eher lauwarm ausfiel, beschloss ich, der CD eine Chance zu geben.
Was meine Frau zur Geburt unseres ersten Kindes von mir als Präsent bekam, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß genau, womit ich mich für das Nicht-in-Ohnmacht-Fallen im Kreißsaal belohnte. Einmal dürft ihr raten.
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Nicht prätentiöse Ausflüge in Avantgarde-Gefilde, sondern heitere Poprock-Songs, denen George Harrison offensichtlich Pate steht, sind meiner Meinung nach eine von Belews Stärken – davon gibt’s auf Here ein glattes Dutzend. Seine Gitarre erscheint klanglich vielseitig (mal rückwärts, mal mit der Stimme des Guitarsynths, mal herrlich heulend dank des Foxx Tone Machine Fuzz), aber gut dosiert und in harmonischer Begleitung von Klavier, Koto, Kontrabass usw. Alles selbst von Belew im eigenen Heimstudio eingespielt; ein Soloalbum im strikten Sinne, das beweist, dass „selbst ist der Mann“ weit mehr als ein ausgelaugter Spruch sein kann.
David Bowie – Let’s Dance
Tanzen strikt erwünscht!
Mein Weg hin zur Musik von David Bowie war einer der eher verschlungenen Art und, weil die Prämisse der Redaktion „My 10 Favorites“ und nicht „My 10 Heartfelt Odd Choices“ lautet, muss Tin Machine I erst mal draußen bleiben.
„Modern Love“ oder „Let’s Dance“ – einer der beiden war der allererste, den ich bewusst als „Bowie Song“ überhaupt gehört habe, 1983 in meiner Lieblingsradiosendung. „Ach so, das ist dieser Bowie, der die New Romantics inspiriert haben soll …“ – tja, musikalische Sozialisation funktionierte auf der anderen Seite der Welt mitunter so in der Prä-Internet-Ära.
Monate später lieh mir ein Freund sein Exemplar auf Kassette und so wurde Let’s Dance auch das erste DB-Album, mit dem ich mich in vollem Umfang beschäftigen konnte.
Für weniger als 10 DM nahm ich in den mittleren 90ern eine Version auf CD mit nach Hause, die „Under Pressure“ (ja, gemeinsam mit Queen) als Bonus Track hatte.
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An Let’s Dance klebt bekanntermaßen der Ruf, bei Bowie eine Phase der kreativen Orientierungslosigkeit eingeleitet zu haben, und ich gebe offen zu, es gekauft zu haben, um an mehr Stevie-Ray-Vaughan-Material zu kommen. In der Zwischenzeit holte ich in Sachen Bowie so viel nach wie nur möglich – drei Konzertbesuche inklusive.
Mit Bowie-geschulten Ohren lieferte dann ein neuer Versuch mit Let’s Dance erstaunlich positive Ergebnisse. Bis auf die unentschlossene Nummer „Without You“ – immerhin lässt sie die Einplanung einer Toilettenpause zu – mag ich alles daran: Bowies Performance, Nile Rodgers‘ 80er-Jahre-Produktion, die Songs und nicht zuletzt das Wagnis, einem heißen Albert-King-Schüler wie SRV die Leadgitarre anzuvertrauen. Es muss nicht immer die Berliner Trilogie oder die Mick-Ronson-Phase sein!
Pink Floyd – The Delicate Sound Of Thunder
Die etwas andere Best-of-Compilation
Pink Floyd habe ich nie als die große Institution der intelligenten Rockmusik wahrgenommen, von der es überall nur in ehrfürchtiger Haltung zu sprechen gilt. Zu meiner Schulzeit war es Musik, die meist von Studenten oder von Typen gehört wurde, die sich eines gehobenen Geschmacks sicher waren. Innerhalb weniger Jahre wurde sie für mich jedoch zum Synonym eines ansprechenden Klangkonzepts und – noch wichtiger – zum Vehikel für David Gilmours Gitarrenspiel. Und so landen wir bei The Delicate Sound Of Thunder: Roger-Waters-los, in typischer 80er-Jahre-Manier aufgeblasen und keine deep cuts, ABER mit Mr. Gilmour in Bestform, Freunde! Da verzeiht man gerne manche Schwächen aus dem Material von A Momentary Lapse Of Reason (dem Album, das auf jener Tour vorgestellt wurde), wenn die Gitarrensoli einfach stimmen und die Mannschaft auf gleicher Höhe spielt. „Einfältiger Ansatz“ mögen manche urteilen – jeder wie er mag.
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Ein lohnender Zug war es, das Livealbum neu zu mixen und mit einigen Stücken aus dem Archiv zu erweitern, denn am Ende klingt es einen Tick organischer (ein Begriff, der bei Pink Floyd nicht so oft vorkommt) und stimmiger – für mich zumindest.
Depeche Mode – Songs Of Faith And Devotion
Synth-rock for the masses
Hat jemand schon mal ein Musikalbum wegen des tollen Covers gekauft? Wenn, dann wette ich, Songs Of Faith And Devotion war es auf keinen Fall!
Darf man bei einer Band wie Depeche Mode ausgerechnet ihre (verhältnismäßig) raue Rockplatte als Erstes kaufen und diese dann noch auf eine Favoritenliste packen? Und ob!
Und was ist mit Ultra, dem Nachfolger, dessen Songs teilweise ergreifender sind und der Sound, obwohl polierter, genügend Ecken und Kanten hat? Entschuldigung, aber: Ein Heer aus Gastmusikern und keiner von ihnen heißt „Alan Wilder“ …
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Ist „In Your Room“ nicht etwa ein Paradebeispiel für gute Dramaturgie und Spannungsaufbau in einem Popsong? Ganz klar, wenn auch vielleicht eine Minute zu lang …
Fragen über Fragen. Tatsache ist, dass das Album mich seinerzeit vollkommen unvorbereitet erwischte und, passend zu seinem religiös anmutenden Titel, schnell zum Schönwetter-Gläubigen machte.
Duran Duran – Medazzaland
Old Romantics mit Tiefe
Es kommt Bewegung auf der Reservebank: Nachdem Jan Steiger und Axel Ritt in ihren jeweiligen Listen das Album mit verdienten Worten huldigten und ich selbst vor zwei Jahren eine Making-Of-Story darüber schrieb, geht Jeff Beck’s Guitar Shop unter großem Beifall in der letzten Minute aus dem Feld und lässt Platz für … Duran Durans Medazzaland, einen der größten kommerziellen Flops aller Zeiten (die Plattenfirma traut sich nicht, dein neues Album in deiner eigenen Heimat rauszubringen – wie bitter ist das denn?!).
Duran Duran sind gewiss keine Dauergäste in Fachmagazinen für Musiker – ein Thema, das nicht zur Sache tut. Viel wichtiger hier ist ein Musiker namens Warren Cuccurullo, der seine Berufsschuljahre als Gitarrist in Frank Zappas Band absolvierte, später die New-Wave-Prog-Combo (?!) Missing Persons mit anderen Zappa-Alumni mitführte, um letztlich 1986 bei Duran Duran zu landen. Sein wachsender Einfluss als Mitkomponist und Produzent brachte zwar die Essenz der Band durcheinander (der Typ ist auf DD-Fanforen nicht besonders beliebt), aber die Musik machte einen Quantensprung in Sachen Nuancen. Auf Medazzaland ist die Verschmelzung seiner Gitarre mit der Klangpalette von Nick Rhodes‘ Keyboards einfach famos. Obwohl Duran Duran – auf diesem Album zum Trio geschrumpft – immer ein verlässlicher Lieferant von guter Popmanufaktur war, erweitern sie auf Medazzaland das Angebot um ein paar neue Rhythmen und Töne, was der Musik letztendlich ein willkommenes Quäntchen Tiefe verlieh.
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Das Album war seit jeher nur als USA- bzw. Japan-Import (*die CD war 1998 Teil meiner ersten Internetbestellung) zu beziehen und ist erst seit einigen Wochen auf Streaming-Plattformen verfügbar. Versucht es selbst und glaubt mir: Bands, die diese Musik machen, kleben nicht als Poster an der Wand eines Mädchenzimmers!
Die Delicate sound of thunder ist so ein schwieriges Unterfangen…ich habe häufig versucht, da den Zugang zu finden, ist mir nie gänzlich gelungen. Dieser 80s-Pomp stand den Jungs einfach gar nicht, fand ich. Aber ich gebe dem Album demnächst mal wieder eine Chance :-)
@Dimitri TDSOT ist gewiss nichts für „true fans“, aber ich bin da sehr unvoreingenommen.
Der neue Mix nimmt ein kleines Bisschen 80er-Pomp weg (vor allem was die Drums angeht) und erstaunlicherweise sind ein paar neue Unsauberkeiten zu hören, die in der Originalfassung m.M.n. gut versteckt waren und dem „Live-Gefühl“ dieses Albumskonstrukts etwas auf die Sprünge helfen. ;-)
Überraschende Liste. U2, Achtung Baby und DeMo hätte ich jetzt nicht erwartet. Medazzaland auch nicht. Ich finde Medazzaland ist das konsequenteste DD Album, wer The Wedding Album nicht mochte kam mit Medazzaland erst Recht nicht klar. Beide Alben sind aber für mich PopRockPerlen. Die erhöht werden müssen. Songs of Faith and Devotion das ist der Delicate Sound of Thunder Moment für DeMo Devotees, für Depeche Mode Devotees. Ich finde den Bruch zum Teenie Bubblegum ElectroPop Klasse. Live war das Album damals eine Wucht. Es ist aus meiner Sicht auch das homogenste Album. Ultra klingt trotz der Tim Simenon Produktion wie hingerotzt. Highlight ist eigentlich das Video zu It’s No Good, Electro Elvis demontiert sich.
@TobyB Ich weiß, dass für den DM-Fan der ersten Stunde SOFAD fast ein Frevel ist. Damit hatte (habe) als Quereinsteiger ich keine Probleme. Elemente aus dem Album höre ich außerdem auch auf anderen Lieblingen, an denen Flood auch seine Hand anlegte > U2, Smashing Pumpkins, z.B.
„Ultra“ mag ich sehr, aber mit Vorbehalten (im Text zu lesen)
Wegen „Medazzaland“ habe ich ein bisschen Angst (digital) gesteinigt zu werden, aber jetzt weiß ich, das du mich beschützen wirst :-)
@Cristian Elena In Vollschutz und jede/r nur einen Stein, gerne. :-D Ich finde und fande SOFAD ist ein erwachsenes Album. Nichts das ich was gegen Violator und Music for the Masses habe. Aber der Weg war mit Violator vorgezeichnet. Nur das der Bruch so radikal war, hat viele überrascht. Wie auch bei Achtung Baby. Der Achtziger Stadion-Pop/Rock war tot. Und das ist auch gut so. Ich würde mutmassen, beide Bands hätten sich zu Grabe getragen, wenn nicht dieser Bruch vollzogen worden wäre. Und das mag ich. Und Flood ist nun durchaus ein Ausnahme Musiker Produzent, der schon vor seiner Mute Records Phase, Trends gesetzt hat. Hörempfehlung New Order Movement. Meddazaland, ich kann es nicht verstehen, sicher das Album ist nun nicht „einfach“ passt aber in die Story von Duran Duran. Und auch hier ergab sich das im Vorfeld. DD waren ja immer für Überraschungen gut. Ich mein bei Come Undone mit dem Paid in Full, True, Set a Drift… Sample verbeugt man sich. Und Femme Fatale ist lässig. Und Meddazaland setzt da noch einen drauf.
Sehr schöne, sehr überraschende Auswahl. Adrian Belew hatte ich gar nicht mehr aufm Schirm, läuft gerade mal wieder. Danke :)
@Jan Steiger Gerne und danke fürs Feedback!
Gestern abend lass ich auf Belews Facebook-Site, er habe jetzt eine Sammlung von seiner (schrecklichen) „digital art“ als NFT zum Verkauf – ich stand kurz davor, seinen Rausschmiss aus der Liste beim Chef zu beantragen …
Sehr feine Kollektion mit einigen Überraschungen: Duran Duran mal jenseits von Rio, Wild Boys und A View to a Kill. Viele der vorgestellten Kandidaten – Bowie, DM, Pink Floyd, Police, U2 – gehören auch zu meinen Lieblingsbands – ich hätte nur jeweils frühere Veröffentlichungen gewählt. Sehr gefreut habe ich mich über die Einbeziehung von Big Country und ihrem großartigen Debütalbum „The Crossing“ :)
@costello Danke, Christian – es freut mich das zu lesen!
„The Crossing“ ist ein Album, das anscheinend mehr Menschen angesprochen hat, als nur die Fans, die es kultisch verehren. In einem Interview mit Rush, z. B., habe ich gelesen, dass sie für ihr Album „Grace Under Pressure“ unbedingt mit Steve Lillywhite arbeiten wollten, weil sie so sehr von „The Crossing“ beeindruckt waren. Es gab wohl eine Art Vorvertrag oder so, aber dann ruderte Lillywhite zurück, weil er lieber mit Simple Minds „Sparkle In The Rain“ machen wollte.
Ja, Achtung Baby!!!! ´91 war sie für mich bahnbrechend. Rückblickend ist für mich heute klarer, das U2 die Scheibe damals natürlich nicht aus dem Nichts produziert haben, sondern sowohl musikalisch Einflüsse wie die Welle tanzbarer britischen Indie-Bands, Shoegaze, die junge Rave-Kultur diesseits des Atlantiks sowie Hip Hop und andere Sample-getriebene tanzbare Musik jenseits des Atlantiks aufgriffen und versuchten, ein zeitgeistiges Berlin-Album aufzunehmen. Interessanterweise hatten U2 schon vorher einen Berlin-Bezug für mich, weil die Stadt vollgepflastert war mit Rattle & Hum-Plakaten, als wir ´89 wegzogen….
Großes Hörkino ist Achtung Baby für mich heute immer noch und eines der wenigen U2-Alben, die ich wirklich gerne höre. Bei anderen Alben überwiegt für mich die Abneigungung gegenüber Bonos öfter mal arg schmierigen Texten. Auf Achtung Baby sind Edge und die Rythmus-Fraktion Könige und das Album klingt 30 Jahre später immer noch aufregend und toll.
@OscSync Kurioserweise hat man „Achtung Baby“ als „Berlin-Album“ im kollektiven Gedächtnis eingespeichert, obwohl der Großteil der Aufnahmen in Dublin stattfand ;-) Aber es ist klar, wo das ganze Konzept aufkeimte.
Gute Auswahl
Wie, kein Marty Friedman, Jason Becker, Tony McAlpine oder Y. Malmsteen? Asche auf dein Haupt 😄