AMAZONA.de-Autor Florian Anwander: 10 Alben, die mich geprägt haben
Ich hätte nicht zusagen sollen. Auf Peter Grandls Rundmail, wer den Nachfolgeartikel von Jan Steigers großartiger Albenauswahl schreiben möchte, habe ich spontan zugesagt. Jetzt sitze ich seit Tagen vorm Ikea Expedit und frage mich, welches von den acht Alben von Band X ich nehmen soll. Und natürlich muss ich auch alle durchhören. Ja, fast alles auf Vinyl. Hach, es ist so schön. Nicht lange quatschen. Wichtig ist die Musik!
T. Rex – Bolan Boogie
Eddy Cochrans Wiedergeburt
Meine popmusikalische Erziehung begann etwa 1967 mit Rockabilly. Bayerischer Rundfunk, Mittwochabend in Bayern2, 21 Uhr, Georg Kostya: „Aus meiner Rocktasche“. Zu Anfang hätte ich um die Uhrzeit eigentlich schon schlafen sollen, später war es wenigstens erlaubt, im Bett Radio zu hören. Kostya spielte damals Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre eigentlich veraltete Musik aus den Fünfzigern. Aber gleichzeitig gab es in den mir bekannten Radiosendungen nur noch Karel Gott und Mireille Matthieu, da war Eddy Cochran bei Kostya einfach reines Revoluzzertum. Dass man diese Musik auch als Schallplatte hätte kaufen können, war mir, dem Achtjährigen, nicht klar. Das Popmusik-Artigste im Haushalt war eine Heintje Platte.
Irgendwann kam meine große Schwester (die ja auch schon heimlich Bravo las) mit einer Platte nach Hause: T. Rex – „Bolan Boogie“. Mir sagte Marc Bolan nichts, aber diese Platte sagte mir, dass die Musik von Eddy Cochran nicht vergessen war. Meine musikalischen Interessen wandelten sich und Marc Bolan geriet ins Hintertreffen (die Platte zog dann auch mit meiner Schwester aus). Aber irgendwann in den 90er-Jahren ist mir aufgegangen, dass David Bowie harte Konkurrenz gehabt hätte und Prince als Epigone abgetan worden wäre – wäre Bolan nicht mit 29 bei einem Autounfall gestorben. Es hat dann noch bis 2018 gedauert. Bei einem der legendären Veranstaltungsabende im Pop e.V. in Berlin zog ich die „Bolan Boogie“ aus einer der zusammengeschobenen Plattenkisten. Ein Zehner ging an die Kasse. Endlich darf ich sagen, dass sie eine meiner wichtigen Platten ist.
Beatles – Abbey Road
Die Verstörer
Das Radio war auch mit verantwortlich für meine erste selbstgekaufte Platte. Im Bayerischen Rundfunk lief „Here comes the sun“ sogar in der Sendung, die man heute „Morning Show“ nennen würde – nur dass der Moderationsstil damals eher im volkstümlichen Theater verortet war als in der zugekoksten Duz-Jovialität heutiger überdrehter Radiomacher. Irgendwie wusste ich nicht wirklich, was ich da kaufe. Aber ich wollte mir endlich selbst eine LP kaufen, und den „Hit“ kannte ich ja. So falsch konnte ich nicht liegen. Was ich dann zu Hause hörte, verstörte mich zunächst.
Mit „Come together“ wusste ich als 14-Jähriger erst so gar nichts anzufangen und die Medley-artig verwobene B-Seite war mir irgendwie ein Rätsel. Aber da war etwas, was mich und meine Hörgewohnheiten völlig umkrempelte: Synthesizerklänge. Sicher kannte ich „Popcorn“, aber dort war der Synthesizer noch eher ein Gimmick-Sound. Auf der Abbey Road wurde er wie ein Orchesterinstrument eingesetzt. So wie Produzent George Martin den Pophörern schon Streichquartette und Sitarklänge völlig selbstverständlich im Popkontext untergejubelt hatte, so setzte er den Synthesizer hier auch nicht zum Selbstzweck ein, sondern so, wie es die Musik verlangte. Das pflanzte in mir ein zunächst zartes, aber später immer drängenderes Verlangen, auch mal so ein Instrument zu besitzen – wer meine anderen Texte hier liest, weiß wie die Geschichte ausgegangen ist.
Supertramp – Crisis? What Crisis?
Die Lehrmeister
Supertramp hatte sich mit Crime of the Century einen sicheren Platz 1 auf unseren Pubertäts-Veranstaltungen in den Partykellern diverser Elternhäuser erspielt. Zwischen verlegenem Herumhängen bei Würstchen und Kartoffelsalat und deutlich weniger verlegenen Aktivitäten auf mit Schwarzlicht beleuchteten Matratzen bestand der Pflichtmittelteil der „Partys“ aus Auflegen mit Cassetten und ungelenkem Tanzen. Da liefen dann Pink Floyd, Pavlovs Dog, Roxy Music, Peter Gabriel – und natürlich „School“ und „Bloody Well Right“ von Supertramp. Ich war sechzehn geworden und durfte ohne Begleitung in ein Konzert gehen. Für unverschämt teure 24 Mark kaufte ich die Karte zum 1975er Supertramp-Konzert, Olympiahalle, Rang oben, vorne links; Sicht nur auf die halbe Bühne. Als es dunkel war, turnten wir über die Absperrungen drei Blocks weiter hinter und sahen nun alles und hörten mehr als nur die Hochtöner der linken Boxentürme.
Meine Hoffnung, die mir bekannten Hits der vorigen LP zu hören, erfüllte sich nicht. Aber ich bekam erstmals mit, was intelligent gemachte Popmusik sein kann. Das Album kaufte ich noch am Merchandising-Stand (in der irrigen Meinung, dort wäre es günstiger, hatte ich mir das schon vorgenommen). Diese Platte lehrte mich hören, wie Saxophon-Linien und Gesang sich ergänzen, wie man mit einstimmigen Instrumenten Akkorde umspielen und erspielen kann. Und außerdem konnte man sie immer noch prima auf Partys mitnehmen.
Genesis – Seconds Out
Musik gewordenes Patchouli
Es geht weiter ins Jahr 1977. Einige Platten hatten sich inzwischen in meinem Regal angesammelt. Bei Pfarrgruppen-Zeltlagern, unzählipen Teestubenbesuchen und in der inzwischen gegründeten zweiten Band war jede Musikrichtung erlaubt, Hauptsache sie war Hippie-Progrock (in der ersten Band war alles erlaubt, Hauptsache es war von den Stones). Seconds Out war der Höhepunkt. Musik gewordenes Patchouli. Noch wusste ich nicht, dass gleichzeitig mit Punk in England eine Musikgattung das Haupt hob, die meine Musikwelt bald ziemlich durchwirbeln würde. Derweil war Seconds Out die erste Platte, bei der ich systematisch versuchte, Songs nachzuspielen, einzelne Melodielinien übte und – soweit meine Yamaha Orgel es erlaubte – Sounds nachstellte. Eine Übung, die ich von da an immer wieder bei neuen Platten aufgegriffen habe und die ich heute als das fast wichtigste Ausbildungselement in meiner Musikerlaufbahn sehe.
Prefab Sprout – Steve McQueen
Die Herzensvorbilder
Eigentlich müsste ich vor dieser Platte viele andere Alben aufzählen. Etwa Gary Numan, der mir erstmals Rockmusik (wir erinnern uns: T. Rex oder gar Georg Kostyas Rocktasche), ja, Rockmusik mit Synthesizern vormachte oder Fehlfarben oder DAF oder XTC oder Thomas Dolby oder oder, aber das waren Musikervorbilder. Prefab Sprout wurden mir Herzensvorbilder. Natürlich gab es schon Tausende Platten zuvor, die tief den Hörer treffende Texte mit wunderbarer Musik verknüpfen. Nur, die kannte ich nicht.
Die Texte auf der „Steve McQueen“ trafen mich im richtigen Alter an den Stellen, wo es weh tat: „I can’t breakdance on your knees … Father it’s your son“ oder „Wishes she could call him heartache. But it’s not a boy’s name … „; das waren Zeilen, die mir mein tägliches, verwirrtes Jungmänner-Dasein vor Augen führten. All das mit großartiger Musik, wie sie Burt Bacharach nicht hätte süßer schreiben können und produziert von meinem Helden Thomas Dolby (eine Tatsache, die mir übrigens erst viel später klar wurde). Die Liebe zu Prefab Sprout war es dann auch, die die Drei-Jungmänner-Band, in der ich spielte, so richtig zusammenschweißte. Direkt am Anfang des YouTube-Videos zu „Bonny – Live in München 1985“ stehen wir drei, voll beleuchtet, in der zweiten Reihe im Publikum. Heute sind wir längst keine Band mehr, nur noch drei miteinander befreundete alte Knacker; aber wenn Wendy Smith zu uns singt, sind wir wieder 23.
Commodores – Heroes
Die Türöffner
1981 wurde ich Diskothekengänger. So richtig. Wirklich jeden Abend mindestens in zwei Clubs. Das „Why Not“ war unser Proberaum, das „Tanzlokal Größenwahn“ mein Wohnzimmer und das „P1“ (das damals nichts mit der C-Klasse-Filmsternchen- und Autohändler-Disco der späteren Jahre zu tun hatte) war das musikalische Bildungsforum. Letzteres nicht immer, aber wenn der Ernstl auflegte, dann konnte man was lernen. Bei Ernstl lernte ich Black Music kennen. Sowohl die Electro-Seite als auch die Soul-Seite. Und von Ernstl kam der Tipp mit dieser Commodores-LP. Die Band hatte eigentlich den Ruf als Hausfrauen-Souler weg, aber hier war unverschämt groovender Funk und tiefst emotionaler Soul in einem Album vereint. „Sorry to say“ ist bis heute auf jeder meiner Playlists für Partys. Klar kamen später musikgeschichtlich wichtigere Alben dieser Genres in meine Plattenkisten, aber mein Initiation bereiteten mir die Commodores.
Beastie Boys – Pauls Boutique
Die Sample-Könige
Mein Einstieg in die Black Music musste im Verlauf der 80er unweigerlich auch zum Rap führen (Hip Hop sagt man damals noch nicht dazu, und richtiger Hip Hop war das ja auch noch nicht). Die eine oder andere Rap-Platte hatte ich, aber es gab parallel so viel andere Musik. Das änderte sich im Sommer 1989. Im „Cadillac“ – eigentlich einem Black Music Club in München – lief ein Track (ich weiß nicht mehr, ob es „Egg Man“ oder „Shake your Rump“ war), der hatte nichts mehr mit Grandmaster Flash oder Run DMC zu tun, der war anders, der war neu. Jahre später wurde mir klar, dass die „Pauls Boutique“ von den Beastie Boys die Wiederholung der „Abbey Road“ in einer anderen Szene ist: genauso ungeliebt von den Fans und genauso das eigentliche Meisterwerk der jeweiligen Band. Ein dergestaltes Feuerwerk an Sample-Ideen ist mir nur noch sehr, sehr selten wiederbegegnet. De La Soul versuchten sich zwei Jahr später mit „De La Soul is Dead“, haben aber die Beasties nie erreicht.
Photek – Modus Operandi
Der Jazzer
Samplen beherrschte die zweite Hälfte der 90er. Ich hatte 1991 und 1992 viele Wochenenden in Berlin verbracht. Techno hatte also auch mir die Gehörgänge ordentlich durchgeblasen, aber was sich da unter dem Namen Drum ’n‘ Bass aus dem noch etwas ungelenken Jungle entwickelte (mit dem ich nie so richtig was anfangen konnte – für mich war Jungle nur die Fortführung des unseligen Gitarrengegniedels mit den Mitteln von Perkussionisten und Bassisten), das packte mich beim Ehrgeiz. Im Drum ’n‘ Bass kam ein für mich neues Element ins musikalische Spiel, mit dem ich bisher noch nicht zu tun hatte: Jazz. Nicht der gefällige Jazz, der sich mit Triphop vermählt zum Lounge-Gedudel der 2000er-Jahre entwickelen sollte, sondern der unbequeme, der kantige Jazz. Abseits von netten enharmonischen Rückungen kam da (letztlich auch durch die Starrheit des Samplings) eine krude Harmonik ins Spiel, die ich mich so nie getraut hätte. Letztlich könnte ich von den „Metalheadz“ Kompilationen bis zur Serie „Future Sounds of Jazz“ aus dem Hause Kompost viele Einflüsse aufzählen, die mir wichtig sind, aber initiierend für mich ist und bleibt Photek mit seinen weichen Bässen und den melodiös verwendeten Tom-Samples.
RinneRadio – Rok
Die Finnen
Häh? Wie? Radio für Dachdecker? RinneRadio aus Finnland lernte ich dadurch kennen, dass die Indie-Plattenfirma, die für RinneRadio den Deutschland-Vertrieb machte, in den Räumen links von unserer Wohnung ihr Büro hatte. So manche CD wurde über den Hausflur gereicht, aber meist wurde sie unter „zur Kenntnis genommen“ abgelegt oder dankend zurückgegeben. RinneRadio blieb. Rok ist eine betörende Mischung aus Ambient, Drum ’n Bass, Jazz und irgendetwas anderem; wie soll ich es ausdrücken? Etwas sehr Finnischem. Manchmal wähnt man sich auf einer Platte von LCD Soundsystem oder von Bill Frisell – wüsste man nicht, dass das keine Gitarren sind, sondern alles Synthis und Drum-Maschinen plus eben das Saxophon oder die Klarinette von Tapani Rinne, dem Bandleader. Für mich waren RinneRadio der Anlass, es endlich live mit elektronischer Musik zu versuchen. Ohne RinneRadio hätte meine komplette Hinwendung zur elektronischen Live-Musik vielleicht nicht stattgefunden. Leider dauerte es noch zwanzig Jahre, bis sich ein Saxophonist dazugesellte.
Underworld – Barking
Die Tanzmeister
Eigentlich war ich immer schon Underworld-Fan – nur: Ich wusste es nicht. Freurs „Doot Doot“? Zu zwei Dritteln eine Underworld-Nummer. Dieser sch**ßgeile Track im Film „Trainspotting“? War Underworld, nur dass ich es im Abspann nicht mitbekommen hatte. Irgendwann wurde mir klar, dass „Downpipe“ mit diesem großartigen Video von dem beleuchteten Hochhaus nicht so richtig von Mark Knight ist, sondern auch eher eine Underworld-Nummer darstellt. Und dann entdeckte ich auf YouTube den Konzertmitschnitt „Underworld live in Tokyo @Zepp 2010“, der mit eben diesem Downpipe beginnt. Das Grinsen, das beim Einzähler vor dem Einsatz des Beats über Karl Hydes Gesicht huscht, werde ich nicht vergessen (leider liegt im aktuell verfügbaren YouTube-Video des Konzertbeginns genau diese Stelle unter einer Titelschrift; auf www.nicovideo.jp gibt es die unveränderte Version).
Hyde ist in diesem Moment offensichtlich klar, in welchen Tanzrausch er sein Publikum in den nächsten eineinhalb Stunden versetzen wird. Ich glaube, ich bin nächtelang dagesessen und habe diese zehn Videos wie eine Droge konsumiert. Dann endlich „Barking“ gekauft und dann all die anderen Underworld Aufnahmen seit den 90ern. Natürlich habe ich auch die aktuell Drift-Serie in allen Variationen. Ob Underworld nun Einfluss für mich haben, kann ich nicht sagen. Eher ist die Musik von Underworld das, was ich immer schon irgendwie auch selber gemacht habe oder (lassen Sie mich diese Hybris etwas zurücknehmen) selber machen wollte. Elektronische Musik, ganz und gar für Live gedacht; einfach anmutend und doch nicht dumm – und manchmal gar nicht so einfach wie sie klingt. Die Nachspiel-Übungen, die ich mir vor dreißig Jahren bei der Seconds Out von Genesis angewöhnt hatte, werden bei so manchem Underworld Track zur sprichwörtlichen “harten Nuss“. Notfalls tanze ich dann einfach auf die Nummer.
„Musik gewordenes Patchouli“ – Sehr geil 😂😂
Schöne Auswahl! Ein paar davon stehen auch in meinem Regal. Aber die magische 10 hat mich auch echt Nerven gekostet…
@Jan Steiger Danke Jan. Ich habe gerade gezählt: ich hatte 17 verschiedene Listen und drei Versionen des Textes.
immer wieder schön von florian zu hören.
prefab sprout kannte ich nicht bewusst, wohl aber the housemartins.
danke für den artikel ….
Es ist „Gary Numan“ und nicht Gary Newman……
@thesoulcatcher Danke für den freundlichen Hinweis, habe es geändert.
@thesoulcatcher „Newman“ geht auf mein Konto. Ich bin da leider immer unachtsam. Danke an Dirk für die Korrektur
Ein fein geschriebener Beitrag. Und eine sehr interessante und persönliche Musikrundschau. Kompliment!
Sehr schöne Zusammenstellung und prima/authentisch geschrieben.
Ich bin ein geringfügig jüngerer Jahrgang, aber die Supertramp-/Crime of the Century/Fetengeschichte gab es bei uns noch genau so. Das Prefab Sprout-Album war für mich auch ein emotionaler Schwerpunkt, genau wie die frühen bis „frühmittleren“ Genesis. Underworld kannte ich, als sie noch keine Dancemusic gemacht haben (Underneath the Radar, wegen Produzent Rupert Hine auf Verdacht gekauft) und hab‘ mir dann mal Dubnobasswithmyheadman geholt ;-)
Ich hätte auch arge Probleme, genau zehn Alben zu benennen. Danke für den Artikel!
@lambik Mit Underworld ging es mir genauso.
So wurde „Dubnobasswithmyheadman“ die erste Technoscheibe in meinem Plattenregal und nach
anfänglichem Fremdeln gefiel sie mir mit jedem mal hören besser.
Das Witzige ist, dass ich gar nicht genau sagen kann warum mir Underworld so gut gefallen. Die Musik ist ja eher einfach gestrickt und auch die Sounds sind für sich genommen nichts besonderes. Die sind halt einfach gut :-)
@0gravity > Die Musik ist ja eher einfach gestrickt
Aber auch nur „eher“. Wenn man dann mal versucht rauszukriegen, warum die HiHats bei einem Underworld Track so viel besser treiben, als die eigenen, oder was dieses großartige Pumpen der Bass/Bassdrum-Kombination ausmacht, dann geht einem schnell die Könnerschaft von Karl Hyde auf.
Man versuche mal die Spuren zu zählen, die bei Custard Speedtalk (https://www.youtube.com/watch?v=AtU2Yi2xgGE) diese so hübsch flirrende Klavierlinie ausmachen. (Kleiner Tipp: es sind mehr als als die Bildstreifen im Video – und auch da verstecken sich mehr als man meint)
@Florian Anwander Da bin ich ganz bei dir. Die sind Meister ihres Fachs, gar keine Frage.
Sehr schöner Artikel, es gibt gewisse Parallelen zu mir selbst. Aber zu Zeiten von Supertramps „Crisis? What Crisis?“ war Peter Gabriel noch kein Solokünstler, sondern Sänger von Genesis. Aber das war ja auch vor „Second’s Out“! ;)
@unifaun > Aber zu Zeiten von Supertramps „Crisis? What Crisis?“
> war Peter Gabriel noch kein Solokünstle
Da hast Du völlig recht – aber die Partykeller-Veranstaltungen endeten ja nicht 1975 (wer als „Typ“ zu Solsbury Hill tanzte, der hatte bei den „Mädels“ schon wieder einen Punkt mehr gemacht). Da verschwimmen die Erinnerung eines ganzen Jahrzehnts.
Schöner Artikel!!!
Als ich 1996 / 97 so mit 14-15 Jahren Trainspotting sah und damit auch den Soundtrack zum ersten mal hörte war ich total hingerissen von Underworld.
Mit born slippy hatte ich sowas wie DEN Sound meiner Jugend gefunden.
@D-Joe Jop. Born Slippy und Rez waren sehr charakteristisch und kamen zu Anfang der Technowelle. Anscheinend (Wikipedia) waren diese beiden Songs aber nur als Bonustracks auf der CD).
Mein Favourite bleibt allerdings „Underneath the radar“, weil ich die Mischung von Synth und „klassischem“ Punkinstrumentarium (Gitarre Bass AccDrums) mag. Ein Sound, wie ihn einige Jahre zuvor auch schon Pickic at the whitehouse produzierten.
@Florian Anwander
10 Jahre danach geboren spielten viele „Klassiker“ keine so große oder gar keine Rolle mehr für mich. Beatles waren halt schon Oldies und Bands wie Genesis lernte ich erst mit Abacab in den 80ern kennen, ebenso ist mir Supertramp erst seit „breakfast in america“ bekannt. Wenn überhaupt, bekam ich meine „Prägung“ schon im Kindergartenalter mit der Discomusik von Boney M oder Donna Summer. Vor allem die Kombination aus Beat&Bass plus Streicher tuts mir bis heute an. Daneben ende der 70er auch Sweet und Smokie – aber das war ja schon Hardrock ;-) Auch ELO spielten eine Große Rolle. Wobei mir erst heute bzw. seit den Travelling Wilburies bewußt wurde, wie sehrdoch Jeff Lynne ein fünfter Beatle sein könnte.
Sehr früh gings dann aber schnell in die elektronische Richtung: the Human League (Dare!/Hysteria), Heaven 17, Tears for Fears… über die Auswüchse des Italo-Disco möchte ich lieber nur mit meinem Therapeuten reden :-D. Dafür entschädigen aber die Helden der späten 80er wie Howard Jones, Nik Kershaw oder Kim Wilde.
So war das bei mir.
@dAS hEIKO Naja, da hat jeder Jahrgang seine eigenen Helden.
Kennst du eigentlich die aktuellen Sachen von Nik Kershaw? Seine um 2000 herum entstandenen LPs „15 Minutes“ und „To be Frank“ waren auf einigen Entwurfs-Versionen dieser Top-10 Liste.
Kennt übrigens jemand den Titel „Baby, it’s me“ von Kershaw? Muss aus den letzten Jahren stammen. Ich habe den mal von Youtube gegrabbed, finde ihn dort nicht mehr und finde ihn auch nirgends sonst im Netz. Auf der neuesten LP „Oxymoron“ ist er auch nicht drauf. Das ist fast so, als ob er mal eine LP komplett zurückgezogen hätte.
@Florian Anwander Ne, leider nicht. Sollte ich endlich mal reinhören. Ich weiß nur, dass er einige Konzerte mit Howard Jones gemacht hat. Kershaw (und auch Jones) ist ja ein begnadeter und zugleich oft verkannter Songwriter. Vieles was in den 80ern als Pop vermarktet wurde ist bei genauerer Betrachtung hochanständige Musik. Die Harmoniewechsel sind teilweise der Hammer.
@dAS hEIKO > ist bei genauerer Betrachtung hochanständige Musik
Gibt es unanständige Musik? ;-)
@Florian Anwander Naja, die 80er brachten schon so Blüten hervor wie: Sigue Sigue Sputnik, Tarzanboy, Bruce & Bongo, Haysi Fantayzee… soll ich weiter machen? Musik ist natürlich frei, aber für manche Ohren kann es akustische Umweltverschmutzung sein. :-D
@dAS hEIKO Na, Siuge Sigue Sputnik hat in dieser Aufzählung aber so gar nix verloren.
Sicher schräg und diskussionswürdig, aber durchaus eigenständig. Und wenn man sich die Bandmitglieder und ihre weiteren Bandprojekte anschaut, sicher nicht einflußlos oder gecastet.
Mittlerweile wurde vieles genannt aber kein Barclay James Harvest und Alan Parsons dabei? Mit Mike Oldfield wurden bestimmt auch viele gequält. ;)
Ich kann nicht für die anderen sprechen (und ich hoffe ich trete Dir nicht zu nahe), aber die genannten Musiken waren für mich immer flach und belanglos. Cafe del Mar der siebziger Jahre.
@Florian Anwander Der Vocoder auf „The Raven“ hatte aber schon was.
@lambik Vorsicht: nicht Form mit Inhalt verwechseln!
Klar ist der Vocoder toll. Aber das macht die Komposition keinen Deut interessanter.
Danke für die schöne Story Florian – ein Synthesizer Fachbuch von dir hatte ich damals auch gekauft.
„When Love breaks down“…an dem Tag, als ich die Platte u.a. per Post in Händen hielt, hatte ich abends nach einem Dorf Disco Besuch ein Mädel aus unserem Ort mit nach Hause genommen um ihr die Platte vorzuspielen. Sie ist dann später meine Frau geworden…obs an der Platte gelegen hat…? ;-)
Vieeel später haben wir uns allerdings scheiden lassen…
@TimeActor Uuh … ja, wo sich die Musik mit dem Leben überschneidet, da darf man die Musik als wichtigen Einfluss nennen.
@Florian Anwander Hehe, bei mir war es u.a. auch die Steve McQueen-LP. Wir sind aber immer noch glücklich verheiratet. (Also ich mit meiner Frau, nicht mit der LP 🤓)
@lambik Das ist natürlich super! Will aber nicht klagen…meine jetzige Frau ist 18 Jahre jünger als ich… ;-) (aaaber deswegen hat sie auch einen völlig anderen Musikgeschmack als ich…HipHop und son Zeugs brrrr.)
@lambik Als ich meine mir jetzt Angetraute hat mir kurz nach dem ersten Kennenlernen eine LP vorgespielt die ihr total gut gefällt. Dann meinte sie der Hund von einem der Fotos auf dem Innencover sähe doch total aus, wie mein Hund – das war auch mein Hund. Ich hatte die LP aufgenommen :-)
Tolles „Outing“ machte Spass in Dein musikalisches Leben reinlesen zu dürfen. Am besten aber gefällt mir, dass Du die Plattencover nicht einfach so, sondern nett inszeniert darstellst.
Und Danke für Dein tolles Synthesizer-Buch, hat mich zu einer weiteren Sucht geführt ;-)
@liquid orange > Am besten aber gefällt mir, dass Du die Plattencover
> nicht einfach so, sondern nett inszeniert darstellst.
Ich gestehe, ich war einfach zu faul die passenden Graphikdateien im Internet zusammenzusuchen. Dann habe ich nochmal meine Originale zum Fotografieren rausgezogen. Das mit dem Hintergrund hat sich so ergeben, als ich die „Crisis? What Crisis?“ einen halben Meter neben dem Wurlitzer fotografieren wollte und mir dachte, dass das mit Wurlitzer doch viel besser käme also so flach von vorne. Der Rest hat sich dann fast zwingend ergeben.
Freut mich, dass es Dir gefällt.
@liquid orange Das würde ich auch gerne gelesen haben, gab es aber offenbar nie als eBook. Dafür liegt das Roland-Buch hier im Schrank, was AMAZONA.de mich schon für Geld gekostet hat… :D :D :D
Das Cover von “ Crisis? What Crisis?“ vor einem Wurlitzer zu präsentieren, ist in der Tat kaum zu toppen.
Mir gefiel auch sofort die alte Ibanez hinter der Prefab Sprout-Platte.
@lambik Die Ibanez habe ich ca 1978 dem großen Bruder eines Freundes abgekauft, der in einer damals recht bekannten Band so Genesis-artiges Zeug spielte (vielleicht war es auch einen Genesis Coverband – das weiß ich jetzt nicht mehr). Jahre später habe ich dann erfahren, dass er sie verkauft hat, weil sie ihm viel zu schwer war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich dann quasi den Haltungsschaden schon weg :-)
@Florian Anwander 🙂 Ist ja ein wenig leichter geworden, weil die schweren Potiknöpfe durch Miniswitches setzt wurden.
@lambik „ersetzt“
*KREISCH!!!!* Ein »Formant«-Synthesizer im Hintergrund hinter der »Underworld – Barking«. Ja, das ist auch ziemlich Underworld, was die Zeitschrift Elektor da in den 70er-Jahren fabriziert hat.
Florian, ganz toller Einblick und die Albenplatzierung für’s Foto … (Sledge)Hammer! ;-)
Auch die Fotos von dir mit der gleichen Blickrichtung … sehr gute Wahl!
geboren 1964, aufgewachsen mit Louis Armstrong, Mireille Matthieu und den Beatles.
1. Beatles live im Star Club. Rauer, scheppernder Rock`n`Roll mit ausgesprochen tollen Vocals.
2.Beatles White Album.
3. Queen, Play The Game. Hatte zum ersten Mal eine HiFi Anlage, die die Bässe sauber rüberbrachte. Roger Deacon war mein Held. Und ich wollte auch (so) Bass spielen könnnen.
4. Deep Purple Made in Japan. Brachialer Rock mit viel Improvisation.
5. Dexter Gordon live in Zürich – Jazz. Der solierte gerne 6 Minuten. Keine Wiederholung, keine Durchhänger. Am Kontrabass der fliegende Niels-Henning Ørsted Pedersen.
6. Blood Sweat and Tears. Ein Freund hatte das Notenbusch. So lernte ich Bass spielen.
7. Blues Brothers Soundtrack, Donald Duck am Bass. Mein Held.
8. Rolling Stones get yer ya ya’s out. Rauer Rock`n`Roll. Eine Schallplatte auf Cassette überspielt. Als ich später eine CD davon hatte, war alles so glatt. Tja, die Schallplatte war damals schon ziemlich mitgenommen.
9. Led Zeppelin I + II + III + IV Haut mich immer noch um.
10. Julian Cannonball Adderley, live at the club. Das fetzt mir heute noch um die Ohren, mit Joe Zawinul am Rhodes Piano.
@THEBIGBASS 11. Um Himmels Willen, ich habe Ry Cooder vergessen. Sein Albun „Chicken Skin Music“ nahm mich total in Beschlag. Ich habe auf der Gitarre nie mehr gelernt/ war kaum je inspirierter, als beim Ry Cooder hören. Seine Art zu spielen ist einfach unwiderstehlich. Von Buena Vista Social Club über Ali Farka Toure, bis Mike Bhatt bis hin zu Flaco Jiminez, den ich einmal live in einem kleinen Club live erleben konnte. Auf Ry Cooder bin ich über das John Hiatt Album „Bring The Family“ gestossen. In der fabelhaften Besetzung, Ry, John Hiatt, Jim Keltner und Nick Lowe, das spätere „LIttle Village“ Projekt. Ry Cooder hatte ich 1 x live in Paris im Olympia gesehen, gehört, gestaunt. Ein sehr bescheidener, freundlicher Mann, der seine Musik ganz unaufgeregt vorträgt und immer wieder jungen Talenten eine Plattform bietet. Chapeau, Ry!
Metalheadz und Photek u.v.a waren ein schöner Counterpart zum deutschen Loveparade-Kirmes-Genudel. Sehr sehr inspirierend damals. Photek fand ich noch weit bis in das neue Jahrtausend herausragend, wo Goldie schon lange mächtig genervt hat.
Das gebrochene Rhythmen hier nie groß wurden, wen wundert‘s?…
Pauls Boutique wurde von den dust brothers produziert, deswegen die exzessiven Sample Orgien,
ist deren signature sound ;)
Mir hat der CS15 am besten gefallen. Und der Text zu Underworld.
@Tai Der CS15 gefällt mir auch :-). Der hat sich wirklich so heimlich reingeschlichen in mein Sounduniversum. Ganz toller Synth! Und zu underworld muss ich nix mehr sagen ;-)
Oh, Photek! Ganz groß, leider hat er mit dem Album die Erwartungen nicht ganz erfüllt die er mit seinen 12″ davor selbst gesetzt hat. Das war aber ehrlich gesagt auch nahezu unmöglich. Underworld begleiten mich persönlich ebenfalls seit den 90ern, „Second Toughest….“ wird mir immer in besonderer Erinnerung bleiben. Danke für diesen interessanten Einblick Florian.
Lieber Florian, angesichts der Workshops „Modulare Synthesen“ oder Recording-Workshop auf der KEYS, dessen nächste Folge ich kaum abwarten konnte und die mir interessante Einblicke in die Synthesizer-Welt hat geben lassen, die mir aus vielerlei Gründen teils verschlossen blieb, hatte ich vor dem Lesen überleg: Hm, was hört der gute Mann wohl? Ich kam dann auf Depeche Mode, Propaganda, Kraftwerk und was auch immer, so war ich doch zugegeben erstaunt und fasziniert, auch vom Schreibstil und wurde mir gewahr, der Mann kommt ja aus einer anderen Zeit als ich. ;) Vielen Dank für die spannenden Einblicke in ein offenbar auch spannendes Leben! Ich hatte auch schon mal überlegt, das wäre doch mal spannend, aber ich möchte die Mägen der Leute verschonen, wobei meine 80er dann auch eher geprägt von Radio und deren Aufnahmen war, man hörte lieber TKKG und Die Drei ???. Was ich damit sagen will, ich kann mich da nur ehrfürchtig entspannen, welche Musikerfahrung manche Menschen haben und das ist zugleich natürlich auch inspirierend. So manches Album wanderte auf Basis von AMAZONA.de direkt auf meinen Plattenteller und daher auch vielen Dank an Peter für diese tolle Idee. Vielleicht, nach ein paar Gläsern Whisky, traue ich mich auch mal und gebe peinliche einblicke aus meinem Archiv preis. :D Alles Gute und nochmals vielen Dank, stellvertretend an alle Autoren, die so viel Wissen preisgeben.
@Stephan Merk Hallo Stephan,
> Hm, was hört der gute Mann wohl?
> Ich kam dann auf Depeche Mode, Propaganda, Kraftwerk
Ich war zwar zunächst Keyboarder und hab mich früh für Synths interessiert, aber ab ungefähr 1980 habe ich zwanzig Jahre lang fast nur Gitarrenmusik gemacht.
Ich denke, so geht das immer, wenn man von einem öffentlichen Lebenszeichen einer Person auf die Vorlieben der Person zurückschließen will. Wer hätte gedacht, dass die persönliche Begeisterung von Dave Smith(†) nicht der Musik, sondern dem Bergsteigen und dem Ausdauersport galt? Das hab ich auch erst durch einen Kondolenz-Beitrag von Dave Rossum erfahren…