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Test: Harrison Comp VCA-Kompressor, API500 Kompressor

Guter API500-Kompressor für Tracking und Mix

24. Mai 2024
harrison vca kompressor test api500 modul

Harrison Comp VCA-Kompressor, API500 Kompressor

Großer Name trifft auf große Künstler trifft auf hohe Erwartungen: Der Harrison Comp VCA-Kompressor im API500 Modulformat erweitert das Duo aus Harrison 32Cpre+ Preamp, Harrison MR3eq Equalizer um einen Feed-Forward VCA-Kompressor. Wie schlägt sich das Modul in der Praxis?

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Harrison Audio

Harrison Audio ist vielen Tontechnikern meiner Generation ein Begriff: Riesige Mischpultkonsolen treffen auf berühmte Namen wie Led Zeppelin, Michael Jackson oder ABBA. Mit dem Harrison 32Cpre+ Preamp hat der Hersteller an das Bindeglied zwischen diesen Stars der Pop- und Rockmusik angeknüpft, der berühmten Harrison 32 Mischpultkonsole, die in den 1970er- und 1980er-Jahren zum festen Mittelpunkt vieler damals noch komplett analoger Tonstudios gehörte. Und was ist schon ein Vorverstärker ohne die zwei weiteren wichtigen Elemente jener Zeit, die fest zum Mittelpunkt eines Tonstudios gehören? Neben dem Equalizer war das natürlich der Kompressor. Doch so „natürlich“ war die Entwicklung des Harrison Kompressors gar nicht, denn sowohl Harrison-Anwender und Star-Toningenieur Bruce Swedien als auch Harrison-Gründer Dave Harrison glaubten nicht daran, dass ein Kompressor für die Musikproduktion wirklich nötig ist. Beiden ging es angeblich eher darum, die Musik so authentisch wie möglich einzufangen. Der Rundfunk gab schließlich den Ausschlag, dass Dave Harrison doch einen Kompressor konzipierte. Dieser avancierte zu einem Erfolg und somit stand fest, dass auch der Harrison Comp seinen Weg ins API500-Format finden sollte.

Überblick Harrison Comp VCA Kompressor

Harrison Comp VCA Kompressor API 500 Platine

Das Innenleben

Der Harrison Comp VCA-Kompressor steht laut Website für den berühmten „Harrison Sound“. Diesen Sound findet man auf Alben wie Michael Jacksons Hit-Album Thriller oder den Queen-Alben mit dem deutschen Produzenten Reinhold Mack an den Reglern, allen voran „The Game“.

Harrison MR3 Comp Kompressor Vorfahre des Harrison Comp

Der Vorfahre des Harrison Comp

Ursprünglich sollte der VCA-Kompressor Übersteuerungen bei Rundfunkübertragungen verhindern, wurde dann laut Dave Harrison aber auch zunehmend für die Musikproduktion eingesetzt. Doch genug der Legenden.

Feed-Forward-Design

Der Harrison Comp VCA-Kompressor ist ein klassischer Feed-Forward-Kompressor, der mit einem THAT 2180 VCA-Chip ausgestattet ist. Doch was bedeutet Feed-Forward eigentlich?

Ein Kompressor besteht aus einem Regelelement, das die Amplitude des Eingangssignals verändert. Bei vielen Kompressoren ist das ein VCA (Voltage Controlled Amplifier). Die Steuerspannung für dieses Verstärkerelement wird über den sogenannten Sidechain zugeführt. Der Sidechain liefert entweder eine Spannung, die aus der Amplitude des Eingangssignals gewonnen wird oder aber, bei manchen Kompressoren mit Sidechain-Eingang, wird diese von einem externen Signal geliefert.

Harrison Comp VCA Kompressor Schaltbild

Das Kompressor-Design

Bei einem Feed-Forward Kompressor-Design liegt der Sidechain-Abgriff vor dem VCA. Bei einem Feedback-Kompressor hingegen liegt der Sidechain-Abgriff hinter dem VCA. Ein typischer Feed-Forward-Kompressor kann sehr brachial zu Werke gehen und besitzt zur Eindämmung verschiedene Regelelemente wie Attack und Release, um die Regelzeiten des VCAs zu beeinflussen. 

Bei einem Feedback-Kompressor sind derlei Regelelemente nicht unbedingt notwendig. Da er die Steuerspannung aus einem bereits geregelten Signal gewinnt (hinter dem VCA), geht dieser sehr gutmütig mit den Eingangssignalen um. Trotzdem bieten auch manche Feedback-Kompressoren einen Attack- und Release-Regler. Es gibt auch Kompressoren, die beide Sidechain-Abgriffe besitzen und sogar überblenden können.

Beim Harrison Comp VCA-Kompressor ist die Attack-Zeit nicht regelbar, sondern sie ist programmabhängig, passt sich also dem Eingangssignal an, sodass der Kompressor immer eine dem Eingangssignal angepasste Attack-Zeit wählt. Die Release-Zeit hingegen ist einstellbar (fast bis slow). Auf diese Weise lässt sich das Regelverhalten des Kompressors deutlich verändern. Er kann schnell auf Signalspitzen reagieren, um Übersteuerungen zu verhindern oder das Eingangssignal sanft verdichten. Eine Angabe zu den genauen Regelzeiten der Release-Schaltung macht Harrison leider weder auf dem „Beipackzettel“ noch auf der Produktseite im Internet.

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Weitere typische Elemente sind Threshold und Ratio. Auch der Harrison Comp VCA-Kompressor besitzt einen Threshold- und einen Ratio-Regler. Mit diesen beiden Reglern lässt sich also nicht nur bestimmen, ab dem Überschreiten welcher Schwelle der Kompressor mit der Pegelreduktion beginnt, sondern auch, in welchem Verhältnis zum Originalsignal der Pegel reduziert wird, zum Beispiel 2:1, 3:1, 4:1. Die maximale Pegelreduktion liegt bei 10:1. Eine Pegelreduktion von ∞:1 (Limiting) fehlt.

Harrison Comp VCA Kompressor API500 Serie Frontplatte

Die Bedienelemente des Harrison Comp VCA-Kompressors

Das letztes Regler-Element ist das Makeup-Gain. Ein Kompressor verringert nicht nur laute Signalanteile, sondern hebt auch leise Signalanteile an. Dieses Regelverhalten ist es, das für die Dynamikeinengung sorgt. Mit dem Makeup-Gain-Regler legen wir fest, wie stark das Signal im Pegel angehoben werden soll. Hier stellen wir idealerweise einen Pegel ein, der dem durchschnittlichen Pegel der Absenkung durch den VCA entspricht. Entspricht die durchschnittliche Pegelreduktion 3 dB, so sollte hier das Signal wieder um 3 dB angehoben werden. Auf diese Weise werden die Signalspitzen reduziert und zugleich die leisen Signalanteile um 3 dB verstärkt, die effektive Dynamik also eingeengt.

Das Maß der Pegelreduktion können wir am Gain-Reduction-Meter ablesen. Dieses besteht aus fünf LEDs für jeweils 2 dB-Schritte. Mit dem In-Schalter aktivieren wir den Kompressor. Wird der Kompressor deaktiviert, wird auch das Makeup-Gain deaktiviert, sodass ein 1:1-Vergleich zwischen dem Bypass-Signal und dem komprimierten Signal möglich wird.

Praxiseinsatz des Harrison VCA-Kompressors

Hat man den Aufbau eines VCA-Kompressors wie oben beschrieben verstanden, ist der ordnungsgemäße Einsatz kein Hexenwerk mehr. Sollen lediglich Pegelspitzen beseitigt werden, empfiehlt sich eine geringe Ratio und ein schneller Release-Wert. Auf diese Weise ebnet der Kompressor den Pegel etwas ein und sorgt dafür, dass sich das Signal besser in einen Mix einfügt. Für eine deutlich klangbestimmendere Kompression wählt man entsprechend eine höhere Ratio (und/oder einen niedrigeren Threshold) und eine längere Release-Zeit, um ein Pumpen des Kompressors zu verhindern – es sei denn, man möchte genau das erreichen. Gerade im Bereich von EDM wird der Kompressor gerne für solch einen Pumpeffekt missbraucht, der besonders dann organisch klingt, wenn die Release-Zeit dem Songtempo angepasst wird.

Eine Skalierung der Release-Zeit mit der Angabe der Dauer wäre aus diesem Grund wirklich hilfreich. Beim Harrison Comp VCA-Kompressor muss man sich dagegen auf das Gehör verlassen. Plug-in-verwöhnte Kompressor-Cracks müssen sich umstellen: Hier arbeiten wir mit einem Tool, das ganz im Sinne der 70er-Jahre als technisches Regelelement designt wurde und nicht als Spielwiese für Klangexperimente. Dass Toningenieure und Produzenten den Kompressor heute als klangbestimmendes Element sehen, war ursprünglich nicht im Sinne des Erfinders.

Harrison API500 Module im Rack

Für den Test kam der Harrison Comp auch gemeinsam mit dem Harrison 32Cpre+ Vorverstärker und dem Harrison MR3eq Modul zum Einsatz

Ausprobiert habe ich den Comp VCA-Kompressor gemeinsam mit den beiden Kollegen der 500-Reihe von Harrison, dem Harrison 32Cpre+ Preamp und dem Harrison MR3eq Equalizer. Im Fredenstein Bento 6S Rack war er dabei an zweiter Stelle im Signalweg montiert, also direkt nach dem Preamp und vor dem Equalizer. Da macht er eine gute Figur und insbesondere der Einsatz beim Tracking mit einer leichten Kompression zur Verringerung der Signalspitzen ist mein Favorit des Harrison Comp. Ich habe den Harrison Comp so eingesetzt, wie früher grundsätzlich im Tonstudio bei Produktionen gearbeitet wurde: direkt bei der Aufnahme. Gerade beim HD-Recording, das ohne Bandsättigung auskommen muss, spricht vieles für diese bewährte Arbeitsweise.

Doch auch etwas heftigere Kompressionen habe ich ausprobiert, z. B. mit einem Drumloop. Das Signal wird eingefärbt und das Sample klingt etwas organischer. Richtige Effektkompression ist nicht seine Sache. So etwas wird man aber heutzutage ohnehin eher in der DAW mit Plug-ins erzeugen. So richtig drastisch klingt es mit dem Harrison Comp also nicht, denn dazu fehlt ihm dann doch der Attack-Regler. Die programmabhängige Attack-Zeit sorgt eigentlich immer für musikalisch klingende Ergebnisse.

Für das Klangbeispiel habe ich einen Drumloop aus Ableton Live mit dem Harrison Comp bearbeitet. Zuvor wurden alle Dynamikeffekte in Ableton Live ausgeschaltet.

Ein weiteres Klangbeispiel zeigt den Harrison 32Cpre+ Vorverstärker im Zusammenspiel mit seinen beiden API500-Kollegen Harrison Comp und Harrison Equalizer in der Reihenfolge Preamp > Kompressor > EQ. Erneut habe ich hier in Echtzeit mit den Reglern gespielt. Zunächst in der oben angegebenen Reihenfolge der Module und dann im Anschluss auch durcheinander.

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Fazit

Der Harrison Comp VCA-Kompressor ist eine tolle Ergänzung zum Harrison 32Cpre+ Vorverstärker und dem Harrison MR3eq Equalizer. Das Dreigestirn bietet nicht nur einen guten Sound, sondern ermöglicht auch eine Arbeitsweise wie früher: Die grundlegende Klangentscheidung wird schon vor der Aufnahme getroffen und nicht erst später beim Mix. Die sehr gute Verarbeitungsqualität der gesamten Reihe ist ein weiteres Argument für den Kauf der Module. Viel zu kritisieren gibt es beim Harrison Comp nicht. Mit der programmabhängigen Attack-Zeit kommt man gut klar. Einige technische Angaben zum Regelverhalten auf dem Beipackzettel hätte ich mir dennoch gewünscht. Wirklich wichtig sind diese allerdings nicht.

Der Preis wirkt für einen VCA-Kompressor zunächst etwas hoch. Angesichts der guten Verarbeitungs- und Klangqualität ist dieser unterm Strich aber noch angemessen. Der Harrison Comp VCA Kompressor ist weniger geeignet für heftige Effektkompression als viel mehr für das Abfangen der Pegelspitzen bei der Aufnahme oder das Verdichten von allen möglichen Signalen. Für das Tracking ein sehr empfehlenswerter Kompressor, mit dem man nicht viel falsch machen kann.

Plus

  • guter VCA-Kompressor
  • verdichtet schön das Signal
  • gute Verarbeitung
  • guter Tracking-Kompressor

Preis

  • 439,- Euro
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