Praxis und Klang
Auf meinem Rhodes steht eine Type 8 Hallspirale von Accutronics mit drei Federn à 23 Zentimetern Länge und unterschiedlichen Decay-Zeiten, die zwischen einer und vier Sekunden liegen. Die Federn sind freischwingend in einer oben offenen Metallwanne aufgehängt und durch letztere sinnvoll geschützt. Bohrungen am Rand ermöglichen den einfachen Einbau in (Gitarren)-Verstärker.
Den (Cinch)-Eingang der Hallspirale habe ich mit dem Aux Send eines kleinen Mischers verbunden, der Ausgang wird über einen Mikrofon Kanal zurück ins Mischpult geführt. Das Signal des Transducers ist nämlich eher schwach und braucht ein bisschen zusätzliches Gain. Mit der Klangregelung des Eingangskanals verbiegt man das Hallsignal in die gewünschte Richtung, ehe man es über den Kanalfader dem trockenen Signal beimischt. Klanglich interessant ist auch eine kleine Feedback Schleife: Dazu wird der Aux Send des Returnkanals vorsichtig hochgedreht. Der Klang wird zunächst etwas metallischer, um anschließend in eine Resonanz überzugehen. Ein simpler Effekt, der an keinem der oben erwähnten Bodeneffektgeräte möglich ist. Überhaupt hat man mit der hier vorgestellten, „nackten“ Lösung schlicht am meisten Möglichkeiten, in den Klang einzugreifen, beispielsweise durch weitere Effekte, die in das Feedback eingeschleift werden. Die offenliegenden Federn laden zum Rumspielen ein. Eine leichte Berührung mit dem Finger dämpft den Hall angenehm ab, mit dem Fingernagel oder Gitarrenplektron erzeugt man spannende, kratzende Geräusche, während eine ordentliche Erschütterung durch Zupfen an ein Donnern erinnert. Seit ich eher zufällig eine Accutronics Hallspirale in einem Elektronikfachgeschäft in Prag entdeckte, ist sie fester Bestandteil meines kleinen Setups. Verschiedene Keyboards, aber auch akustische Instrumente wie beispielsweise eine Bassklarinette oder eine Oud, kommen hie und da in den Genuss des charakteristischen Spiralhall Klanges. Der einzige Wermutstropfen sind Einstreuungen. Die Transducer sind so etwas ähnliches wie Pickups und reagieren ähnlich mimosenhaft auf etwaige elektrische Störfelder in der Umgebung. Man tut gut daran, beim Aufbau auf einen gewissen Abstand zu Netzteilen und Stromkabeln zu achten und Handys generell auszuschalten. Kurze Kabel helfen natürlich auch.
Klangbeispiele
Die Klangbeispiele wurden alle mit einem Zoom H1 ohne weitere Bearbeitung aufgezeichnet. Das Rhodes ist ein (leicht verstimmtes) Suitcase Mark 1, beim Moog Synthesizer handelt es sich um einen MG-1 und die Hammond ist die EVB3 aus Logic 9. Bei Klangbeispiel Nummer 3 kommt zum Vergleich das Spring Reverb des Hall Of Fame (TC Electronics) zum Einsatz.
Vielen Dank für den super Tipp. Welche Ausführung wäre am besten für die Verwendung mit dem Mischpult geeignet?
DIGIT #2 – INPUT IMPEDANCE
A = 10 Ohm
B = 190 Ohm
C = 240 Ohm
D = 310 Ohm
E = 800 Ohm
F = 1925 Ohm
DIGIT #3 – OUTPUT IMPEDANCE
A = 600 Ohm
B = 2575 Ohm
C = 12000 Ohm
DIGIT #5 – CONNECTORS
A = Input Grounded / Output Grounded
B = Input Grounded / Output Insulated
C = Input Insulated / Output Grounded
D = Input Insulated / Output Insulated
E = No Outer Channel
Danke für die Blumen; das liest und hört man sehr gerne!
Zu Deiner Frage: meiner Erfahrung nach funktionieren alle Hallspiralen gleichermaßen gut mit einem Mischpult. Wichtig ist nur, dass das Wet-Signal über einen Kanalzug mit regelbarem Gain zurückgeführt wird. Die normalen Aux-Return Eingänge sind schlicht zu schwach.
@Martin Andersson Es lohnt sich durchaus, die Eingangs- und Ausgangsimpedanzen zu beachten, um „Impedance Mismatch“ zu vermeiden… Um möglichst universell vorgehen zu können: Eingangs-Impedanz so hoch wie möglich, Ausgangs-Impedanz so niedrig wie möglich.
Ansonsten, den „Feedback-Trick“ kann man natürlich mit jedem Effekt, ganz egal ob Hall oder nicht und ob Feder oder nicht, realisieren – solange man ein Mischpult mit Sends hat. Insofern kann man auch mit jedem beliebigen Effekt mit weiteren Effekten in der Feedbackschleife usw. experimentieren, das ist definitiv kein Alleinstellungsmerkmal für Federhall. Tönt dort einfach speziell gut :)
LG
Sehr schöner Bericht und wundervolles Rhodes-Spiel! Stevie Wonder wäre entzückt :)
Ich bin auch ein großer Federhall-Fan und habe mir das großartige Retroverb Lancet von Vermona gegönnt. Ich benutze es quasi ständig. Auch für Drums beispielsweise. Es verleiht nicht nur mehr Räumlichkeit sondern auch Charakter. Kann ich nur wärmstens empfehlen.
Nur als Ergänzung.
Karl ist zwar schwedischer Abstammung, der Firmensitz von Knas ist jedoch in Maryland / USA:
Karl Ekdahl
407 North Paca Street #201
Baltimore MD 21201
Ich dachte man braucht noch eine Driver-Schaltung um einen Federhall benutzen zu können. Jedenfalls gab es von LeafAudio/Curetronic mal einen Hallbausatz mit CV-Steuerung:
http://www.....31#p738486
Wer was total schräges bauen will und keine Angst hat sich CA3280 zu besorgen, sollte sich mal den Neural Agonizer anschauen.
Die beste Quelle für Hallspiralen in Deutschland ist der Tube Amp Doctor in Worms:
Der hat auch noch NOS USA made Accutronics Spiralen und andere wie z.B. eine günstige Eigenmarke.