Upgrade für Aktivboxen und Mischpulte
Produkte wie der Alto Professional Bluetooth Total 2 und Alto Professional Bluetooth Ultimate sind gefragt, wenn es darum geht, Mischpulte oder Aktivlautsprecher mit der Bluetooth-Schnittstelle nachzurüsten. Aber entsprechend der rasanten Bluetooth-Verbreitung stehen beide Alto Professional Bluetooth Receiver nicht allein da – worin unterscheiden sie sich vom bekannten Marktangebot wie dem bereits bei uns getesteten Fun Generation BT Receiver oder dem Swissonic Bluetooth Receiver?
Bluetooth im Audio-System – Gadget oder Helferlein?
Die Zahlen dokumentieren den anscheinend unaufhaltsamen Bluetooth Siegeszug – angetrieben durch die Nachfrage nach kabellosen Kopfhörern und Lautsprechern werden in diesem Jahr 1,3 Milliarden Bluetooth Audio-Streaming-Geräte ausgeliefert. Davon geht zumindest das Bluetooth Market Update 2021 aus, das ABI Research im Auftrag der Bluetooth Special Interest Group (SIG) durchgeführt hat. Während Kopfhörer mit 633 Millionen Einheiten die größte Gerätekategorie bilden, steigt auch die Nachfrage nach kabellosen Lautsprechern (350 Millionen) und TV-Geräten mit Bluetooth-Konnektivität (103 Millionen).
Wie sinnvoll ist Bluetooth für die Audio-Übertragung oder -Steuerung bei Veranstaltungen? Grundsätzlich deutlich weniger interessant als im Home-Bereich, allein schon aufgrund der größeren Distanzen, die es bei Veranstaltungen per Bluetooth zu überbrücken gilt. Denn bislang sind zwei limitierende Variablen bei dem Gebrauch von Bluetooth zu beachten: die Übertragungsreichweite und die Störanfälligkeit bei der Übertragung, sobald kein freies Sichtfeld zwischen Sender und Empfänger gegeben ist. Daran ändert der aktuelle Bluetooth-Standard 5.2 theoretisch eine Menge. Aber: Der aktuelle Standard ist nur denn im vollen Umfang nutzbar, wenn Sender (beispielsweise Handy oder Tablet) und Empfänger (wie die beiden Alto Professional Produkte) dieselbe oder eine möglichst aktuelle BT-Version nutzen.
Alto Professional Bluetooth Total 2 und Ultimate
Mittlerweile gibt es eine Auswahl von Bluetooth-Receivern unterschiedlichster Anbieter, die den derzeit aktuellen Standard 5.x nutzen. Sie liegen im Bereich zwischen 30 und 40 Euro, sind allerdings meist nicht mit 6,3 mm Klinke oder XLR, sondern aufgrund der Anwendung im Home-Hi-Fi mit Cinch-Ausgängen (RCA) oder einer 3,5 mm Stereoklinkenbuchse ausgestattet. Demgegenüber sind bei Alto die Bluetooth Receiver mit einem integrierten XLR-Stecker ausgestattet – so wird die kabellose Verbindung direkt mit Aktivbox oder Mischpult möglich, ganz ohne sonst erforderliche Adapter oder Verkabelung. Die technischen Daten des Alto Professional Bluetooth Total 2 und auch die Bedienelemente sind entsprechend der kompakten Abmessungen überschaubar: 38,1 x 137,2 x 22,9 mm Gehäusemaße, 110 g Gewicht (unsere Überprüfung ergab 73 g), XLR-Male Stecker als Ausgang, +4 dBu Ausgangslevel, Bluetooth 5.0 (A2DP, AVRCP, SBC Audio Codec), maximale Reichweite laut Hersteller (30,5 m), bis zu sechs Stunden Batterie-Betriebsdauer und bis zu vier Stunden Ladezeit via USB (5 V, 500 mA). Das Ultimate-Modell unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt, es handelt sich um ein Bluetooth Stereo-Receiver, hinsichtlich der Ausstattung beziehen sich die Abweichungen nur auf den zweiten XLR-Ausgang und einen zusätzlichen Schalter für den Stereobetrieb. Die technischen Daten sind ansonsten identisch.
Übertragungsqualität und Reichweite Alto Professional Bluetooth Total 2
Damit Musik übertragen werden kann, wird die Audiodatei auf dem Bluetooth-Abspieler (Sender) zunächst umgewandelt (codiert), per Bluetooth kabellos an den Empfänger (Boxen, Mischpult, Kopfhörer, …) übertragen und dort wieder zurück gewandelt. Die Konvertierung der Musik für die Übertragung erfolgt über einen sogenannten Codec. Um Audiodaten via Bluetooth zu übertragen, nutzt die Schnittstelle das Profil A2DP (Advanced Audio Distribution Profile), das die Audiodaten mithilfe des SBC-Codecs überträgt (48 kHz/16 Bit bei 345 Kilobit/Sekunde als maximale Datenrate). Populär ist dieser Codec, weil für SBC keine Lizenzgebühren anfallen. Alternativ zum SBC-Codec haben sich hinsichtlich der Audioqualität höherwertige Alternativen mit entsprechenden Varianten durchgesetzt, dazu gehören AAC (Advanced Audio Coding) und aptX – mehr Information dazu und ebenso zum Thema Bluetooth und PA-Equipment im Live-Einsatz finden sich hier.
Bluetooth sendet zur Datenübertragung im gebührenfreien 2,4-GHz-Band (2,402 bis 2,480 GHz), das auch vom herkömmlichen WLAN genutzt wird. Im Vergleich zum WLAN ist die Sendeleistung allerdings deutlich geringer, was zu den Limitierungen hinsichtlich der Reichweite und Störanfälligkeit bei der Übertragung führen kann. Nach gut 20 Jahren Entwicklungsgeschichte ist derzeit der Standard 5.2 aktuell. Er soll Distanzen von bis zu 100 m ermöglichen, allerdings nur, wenn Sender und Empfänger die gleiche Bluetooth-Version zur Kommunikation nutzen. Das im Test verwendete Samsung A5/6 Handy und das iPad Pro mussten diesbezüglich passen. Aber trotz der unterschiedlichen Bluetooth-Standards hat mich die Verbindungsqualität mit den Alto Professional Bluetooth Total 2 überrascht. Die Reichweite ging über den üblichen Bereich zwischen 5 und 10 m deutlich hinaus, nicht nur bei direktem Sichtkontakt, sondern auch über getrennte Räume. Noch mal steigern ließ sich die Reichweite bei der Verwendung eines aktuellen Samsung M 31 Smartphones, dass den BT 5.0 Standard nutzte.
Batterie-Laufzeit Alto Professional Bluetooth Total 2
Die vom Hersteller angegebene Batterie-Laufzeit von etwa sechs Stunden ließ sich sowohl für das Alto Professional Bluetooth Total bestätigen. Wem das zu wenig ist, der schließt einfach im laufenden Betrieb eine Akku-Powerbank per USB-Kabel an. Im Test war das eine Anker PowerCore 20100. Derart ausgerüstet ist das Thema Batterie-Laufzeit getrost zu vernachlässigen. Zudem: Viele aktuelle Mischpulte sind heute mit entsprechenden USB-Ports ausgestattet, die ebenfalls als „Ladestation“ genutzt werden können.
Bei beiden Modellen ist der interne Akku nicht wechselbar. Will heißen: Akku platt = Elektroschrott. Noch ein Tipp: Um die Übertragungsstabilität in der Bühnensituation zu verbessern, besteht auch die Möglichkeit, ein kurzes XLR-Kabel zu nutzen, beispielsweise um den Bluetooth-Receiver nicht direkt am Eingangskanal auf der Rückseite einer Aktivbox zu nutzen. Alternativ bietet sich die Befestigung via Klettband an deren Transportgriff, der Oberseite der Box oder direkt am Lautsprecherstativ an. Je besser der „Sichtkontakt“ zwischen Sender und Empfänger, umso stabiler die Bluetooth-Verbindung.
Wie klingt der Alto Professional Bluetooth Total 2?
Die Diskussionen zur Bluetooth-Audioqualität sind so alt wie der Standard selbst. SBC, aptX oder AAC? Dieses Fass soll hier gar nicht erst aufgemacht werden, denn die Audioqualität bei der Bluetooth-Übertragung ist vergleichsweise einfach im A/B-Vergleich messtechnisch zu überprüfen. In Steinbergs Wavelab wird Rosa Rauschen als Testsignal erzeugt, als Wav-Datei gespeichert (mono, 384 kb/s, 16 Bit, 44,1 kHz) und die Datei auf den Bluetooth-Sender überspielt (hier das Smartphone). Danach verbinde ich den Alto Professional Bluetooth Total 2 direkt mit dem XLR-Eingang des Roland Audiointerface. Wenn jetzt das File mit Rosa Rauschen im Smartphone abgespielt wird, landet es via Bluetooth im Audiointerface und von da in Steinbergs Wavelab, um ebenda mit der Analyse-Funktion grafisch dargestellt zu werden. Der Vergleich erfolgt mit dem ursprünglich in Wavelab erzeugten Testsignal.
Da der Autor zwar über Hörerfahrung, aber nicht über Fledermausohren verfügt, ist so eine analytische Herangehensweise eine gute Grundlage, um das subjektive Klangempfinden zu überprüfen. Zum Ergebnis: Oberhalb von 80 Hz ist zwischen dem ursprünglichen Testsignal und dem per Bluetooth übertragenen kein signifikanter Unterschied auszumachen. Demgegenüber ist beim Testsignal via Bluetooth Handy ein Roll-off im Bassbereich ab 80 Hz zu verzeichnen. Inwieweit das ein Negativpunkt ist? Für Hintergrundbeschallung ist der Roll-off sicherlich zu vernachlässigen. Aber im Bassbereich dominant abgemischte Aufnahmen aus der stilistischen Ecke um Elektro und Hiphop könnte das „schmälern“. Andererseits – im Zweifelsfall bleibt ja noch der Kanal-EQ …
Alternativen zum Alto Professional Bluetooth Total 2
Zwei mögliche Kandidaten, auf die als Alternative hingewiesen werden soll, sind bereits auf AMAZONA.de vorgestellt worden: einerseits der Swissonic Bluetooth Empfänger und andererseits der Fun Generation. AMAZONA.de-Kollege Markus Galla hat beide Geräte empfohlen, auch aufgrund des günstigen Preis-Leistungs-Verhältnisses – sie liegen preislich zwischen 30,- und 35,- Euro, basieren allerdings auf der aus 2009 stammenden Bluetooth-Version 4.0. Ich würde mich nach diesem Test klar für die aktuellste Bluetooth-Version, also den Alto Professional Bluetooth Total 2 für 55,- Euro entscheiden oder ihn zumindest im A/B-Vergleich in die engere Wahl nehmen, falls ich mich für derartige Produkte interessieren würde. Und die Ultimate-Version? Sie empfiehlt sich für Freunde des Stereo-Sounds. Interessant dabei ist sicherlich, dass sich mit dem Ultimate einfach durch Nutzung eines kurzen XLR-Kabels (bei der Verwendung im Mischpult), die Stereo-Option nutzen lässt. Ich persönlich tendiere trotzdem zum Bluetooth Total, denn meist reicht für PA-Anwendungen (Hintergrundbeschallung oder Pausenmusik via Zuspieler), die Mono-Summierung des Stereo-Signals, die im Bluetooth-Receiver automatisch vorgenommen wird. Zudem kann später ein zweites Exemplar hinzugekauft werden, das über die Link-Funktion den Stereobetrieb ermöglicht. Eins noch: Im Handel ist unter gleicher Bezeichnung das Vorgängermodell von Alto Professional erhältlich, das auf den ersten Blick nur schwer von den aktuellen Versionen zu unterscheiden ist. Beim Bluetooth Total fehlt in der Mk2-Version der -10 dB Pad-Schalter und die USB-Ladebuchse an der Längsseite des Gehäuses – das kann als Orientierung dienen. Warum die aktuelle Version seitens des Herstellers nicht einfach mit einer 2 auf dem Gehäuse gekennzeichnet wurde? Gute Frage. Habe ich mir auch gedacht und gleich diesbezüglich beim deutschen Vertrieb inMusic nachgefragt – die Antwort lässt auf sich warten. Um es mit Bob Dylans Worten auszudrücken, der ja unlängst 80 Jahre wurde: Blowin‘ In The Wind …
Für mich kommt dieses Gerät aus einen einzigen Grund nicht in Frage, egal wie es im Test abschneidet. Ich kaufe kein Gerät mehr das ich Im Müll schmeissen muss weil der Akku nicht mehr funktioniert. Das bezieht sich bei mir auf alle Art von Technik. Leider wird das immer mehr zur Selbstverständlichkeit und offensichtlich von den Käufern so auch akzeptiert.
@AMOS omb Kann ich gut nachvollziehen – ich musste lange suchen, bis ich ein einigermaßen aktuelles Smartphone mit wechselbarem Akku gefunden habe. Zurück zum Test: Dabei ließe sich so ein Bluetooth-Receiver problemlos mit zwei AA-Batterien oder Akkus versorgen. Klappt bei vielen „Handfunken“ ja auch.
@Christoph Rocholl Genau, solche Mini Elektronik lässt sich doch mit jeden Standard Akku betreiben. Selbst meine LG Inear Funke hat AA und da komme ich locker durch einen normalen Gig. Aber gut das hat letztendlich nichts mit deinem Test zu tun. Dafür Danke…