Instrumentenmikrofon mit Echtkondensatorkapsel
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Erst kürzlich haben wir an dieser Stelle ein aktives dynamisches Instrumentenmikrofon des österreichischen Herstellers Austrian Audio getestet. Das Austrian Audio OD5 zeigte sich mit seinem gut durchdachten Design und gutem Klang sehr flexibel. Mit dem Austrian Audio OC7 haben wir nun ein Geschwisterkind auf dem Prüfstand.
Der Hersteller Austrian Audio
Die Kompetenz ehemaliger AKG-Mitarbeiter, geballt mit vielen frischen Ideen, macht Austrian Audio zu mehr als einem Geheimtipp. Der Hersteller aus der Alpenrepublik lässt den Geist von AKG wieder auferstehen, ohne allerdings einfach Kopien legendärer AKG-Produkte zu fertigen. Austrian Audio Mikrofone und Kopfhörer sind komplett eigenständige Produkte, deren Schöpfer sich lediglich am Klang der teils berühmten Vorväter orientieren, ohne in der Vergangenheit zu schwelgen. Wie heißt es so schön auf der Internetseite zur OCC7 Kondensatorkapsel? „Inspiriert von einer Legende, verbindet diese neu entwickelte Kapsel ihr Erbe mit den Vorteilen des Klassikers und den Anforderungen von heute.“
Überblick zum Austrian Audio OC7
Das Austrian Audio OC7 Kondensatormikrofon ist ein Instrumentenmikrofon mit schwenkbarem Mikrofonkopf, der eine exakte Positionierung ohne das Umstellen des Mikrofonstativs ermöglichen soll. Schon beim aktiv-dynamischen Austrian Audio OD5 konnte ich diese Bauform bewundern und die einfache Handhabung lädt zum Experimentieren mit der Mikrofonposition geradezu ein.
So teilen sich beide Mikrofone ihr Äußeres. Auch das Austrian Audio OC7 Kondensatormikrofon besitzt die ausgeklügelte „Swivel Joint“-Mechanik des OD5, die eine 220° Rotation des Mikrofonkorbes ermöglicht. Durch die Kombination aus der Drehung um die eigene Achse in der Mikrofonklemme mit der 220°-Rotation des Kopfes bleibt das Stativ einfach an seinem Platz, während die Kapsel neu ausgerichtet wird. Dieses Design ist einfach genial und überall dort, wo ohnehin wenig Platz für ein Stativ ist, zum Beispiel am Schlagzeug oder großen Percussion-Sets, ist das eine große Hilfe.
Im Inneren arbeitet die bereits erwähnte OCC7 Kleinmembran-Kondensatorkapsel, die sich an der legendären AKG CK1-Kapsel orientiert, die viele Tontechniker bis heute schätzen. Die Kapsel besitzt eine goldbedampfte Membran aus drei Mikrometer starkem Polyethylennaphthalat. Dieses ist ein thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester. Er entsteht durch die Polykondensation aus Ethylenglycol und Naphthalindicarbonsäuredimethylester. Interessanter als die Aussprache des letzten Wortes ist die Tatsache, dass Polyethylennaphthalat unter anderen für die Verpackung von Lebensmitteln, für Behälter oder medizinische Geräte verwendet wird. Nun darf man der Liste also Mikrofone hinzufügen.
Wichtiger als der Werkstoff sind die akustischen Eigenschaften der Kapsel: Hier wirbt Austrian Audio mit hohen möglichen Schalldrücken, einem hohen Dynamikumfang und linearen Frequenzgang. Die wichtigsten technischen Daten im Überblick:
- Nierencharakteristik
- Übertragungsbereich 20 Hz – 20 kHz
- Empfindlichkeit von 10 mV/Pa
- Eigenrauschen von 19 dB SPL (A)
- Max. Schalldruck: 154 dB SPL (>160dB SPL mit pad)
- HP filter bei 40 Hz (2. Ordnung), 80 Hz (2. Ordnung)
- Schaltbares Pad: -10 dB
- Impedanz: 275 Ω (symmetrisch)
- Lastwiderstand: > 1 kΩ
- Spannungsversorgung: Phantomspeisung 48 V (< 2 mA)
- Anschluss: XLR 3 pin
- Abmessungen: 147 x 82 x 54 mm
- Gewicht: 275 g
Vielleicht noch interessant: Die Kapsel wird in Wien von Hand gefertigt. Made in Austria also. Damit hebt man sich wohltuend von den vielen Mikrofonen aus asiatischer Fertigung ab, was keine Kritik an deren Qualität ist, sondern eher an der Tatsache, dass das „Made in…“-Label heutzutage oft bedeutet, dass das Engineering zwar im genannten Land stattfindet, die Fertigung jedoch aus Kostengründen in Asien geschieht.
Lieferumfang des OC7 Instrumentenmikrofons
Wie schon bei den anderen Austrian Audio Mikrofonen, die ich testen durfte, wird auch das Austrian Audio OC7 in einer Pappschachtel geliefert, in der sich ein großes Hartschalenetui befindet. Dieses ist außen mit Stoff bezogen und innen mit Schaumstoff ausgekleidet. So kann das Mikrofon sicher transportiert werden. Auf die sonst üblichen Plastikkoffer wurde dankenswerterweise verzichtet. Im Inneren befindet sich das mit Datum und Unterschrift versehene Quality Certificate, das eine abschließende Messung der Kapsel, eine Inspektion und die Verifizierung des Inhalts bescheinigt. Außerdem informiert es auf der Rückseite über die kostenlose Garantieverlängerung per Registrierung auf der Austrian Audio Internetseite.
Ein Quickstart Guide informiert über die richtige Handhabung des Mikrofons und die Funktion der beiden Schalter. Außerdem ist ein einfaches Frequenzgangdiagramm abgedruckt. Außerdem befindet sich natürlich das Mikrofon samt passender Klemme im Etui.
Praxiseinsatz des Studiomikrofons
Das Mikrofon besitzt am Schaft zwei Schalter. Der obere der beiden Schalter ist zweistufig und für das -10 dB Pad zuständig, während der untere dreistufige Schalter das Highpass-Filter zwischen 0 Hz, 40 Hz und 80 Hz umschaltet. Beide Schalter sind versenkt angebracht, sodass für das Verstellen ein spitzer Gegenstand benötigt wird. Der Vorteil: Die Einstellung bleibt erhalten und ein versehentliches Schalten, zum Beispiel beim Einschieben in die Mikrofonklemme, wird verhindert.
Als Echtkondensatormikrofon liefert das OC7 Instrumentenmikrofon ein brillantes Höhenbild und eignet sich somit für ein großes Spektrum verschiedener Instrumente: Ob akustische Gitarre, Klavier, Flügel, Streicher oder Schlagzeug und Percussion, das Mikrofon sollte überall eine gute Figur machen.
Im Vergleich zu meinen alten AKG C1000 mit ihrer Super-/Hypernierencharakteristik ist das Klangbild des OC7 deutlich offener und höher aufgelöst. Auch der Vergleich zu anderen Kondensatormikrofonenen mit Kleinmembran von Beyerdynamic und T-Bone zeigt, dass das Klangbild ausgeglichener ist.
Vor meiner Taylor Akustikgitarre ist die Positionierung unproblematisch, der Sweet-Spot ist schnell gefunden. Insbesondere die Transientenwiedergabe ist sehr gut, wie man am Klangbeispiel gut hören kann. Auf der Bühne und im Studio ist das Mikrofonieren von Akustikgitarren mit einem Shure SM57 wieder in Mode gekommen. Deshalb bietet sich eine Vergleichsaufnahme mit beiden Mikrofonen an.
Getestet habe ich das Mikrofon außerdem vor einem Bradley Roadrunner 100 Gitarrenverstärker, gespielt mit meiner Fender USA Telecaster. Zwar sind Kondensatormikrofone vor Gitarrenamps nicht so beliebt wie ihre dynamischen Vertreter, doch hin und wieder bieten sie eine klangliche Alternative.
Das Austrian Audio OC7 konnte mit dem Shure SM57 problemlos vor dem lauten Gitarrenverstärker mithalten. Der Klang ist natürlich deutlich brillanter, gibt aber sehr gut den Sound des Amps im Raum wieder, ohne schrill zu wirken, wie zum Beispiel andere Kleinmembran-Kondensatormikrofone an gleicher Position. Der Klang ist offener als der des Shure SM57, das etwas verwaschener klingt. Das dürfte der besseren Transientenwiedergabe aufgrund der leichteren Membran des OC7 geschuldet sein. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass bei hoher Verzerrung und rasend schnellen Anschlägen einiger Spielrichtungen der Heavy-Fraktion das Austrian Audio OC7 Kondensatormikrofon eine gute Wahl vor dem Amp ist.
Auch wenn ich kein Perkussionist bin, habe ich noch kurz einen Shaker und einen Schellenring aufgenommen. Beides im Abstand von circa 30 cm. Das positive Gesamtbild setzt sich hier fort.
Austrian Audio OC7 Instrumentenmikrofon: Alternativen
Die wohl beste Alternative zum Austrian Audio OC7 kommt aus gleichem Hause und heißt Austrian Audio OD5. Auch das Austrian Audio OC16 könnte eine interessante Wahl sein. Hier handelt es sich um ein ein Großmembran-Kondensatormikrofon. Den Test dazu findet ihr hier. Verzichten muss man hier jedoch auf die tolle „Swivel Joint“ Mechanik des OC7 und OD5.
Die Leistungsdaten lesen sich vielversprechend, die Klangbeispiele hören sich auch sehr gut an und der Preis scheint angemessen. Kommt in die engere Auswahl! 👍
@Tomtom Ist auch ein gutes Mikrofon.
Austrin Audio machen gerade alles richtig. Ich bin bekennender Fanboy. Das OC818 ist der Hammer.
Austrian Audio hat mich überzeugt mit den CC8 Stereo Pärchen.
So glaube ich das auch dieses Mikrofon ein gutes Preis Leistungs Verhältnis hat, auch wenn die Preise jetzt angezogen haben.
Ich hatte das Glück die CC8 als Versandrückläufer letztes Jahr günstig zu bekommen, jetzt ist das mal richtig günstig.
Austrian Audio ist immer eine Empfehlung und somit einer näheren Begutachtung wert und dabei sogar in der EU gefertigt.
(Ausnahme OC16, hier ist nur die Kapsel in der Eu gefertig, das Mikro selbst made in China, was aber kein Nachteil ist)
Tolles Sprechermikrofon! Super auszurichten.
Ein Mikrofon nur für eine Zweck einzusetzen finde ich sehr schade. Gerade mit »Zweckentfremdung« sind mir schon sehr schöne Klangaufzeichnungen gelungen.
Außerdem ist das Mikrofon dafür geeignet (siehe Symbole auf der Austrian Audio Seite zum Mikrofon).