Der Reaper kommt, um euch zu holen!
Der letzte Test von Reaper (Rapid Environment for Audio Prototyping and Efficient Recording) auf AMAZONA.de stammt aus dem Jahr 2008 und betraf die damals aktuelle Version 2. Nun sind acht Jahre ins Land gezogen, Reaper gibt es nach wie vor und zwar in der Version 5. Es würde den Rahmen sprengen, alle Neuerungen seit Version 2 im Test zu verarbeiten, also beschränkt sich der Test auf die markantesten Merkmale von Reaper und die neuen Features im Vergleich zur Version 4. Ab zum Cockos Reaper 5 Test.
Wie die Zeit vergeht
Im Grunde genommen behandelt der Test die aktuelle Version 5.12, die bei Erscheinen auf AMAZONA.de jedoch schon weiter sein dürfte. Das ist nämlich eines der herausstechenden Merkmale von Reaper. Aktualisierungen kommen eher im Wochentakt als monats- oder gar jahresweise.
Dabei werden nicht nur Bugfixes geliefert, sondern auch neue Funktionen und Features, die hauptsächlich auf Anregungen der aktiven Community basieren. Heißt das aber gleich, dass Reaper voller Bugs steckt? Mitnichten – ich bin selbst bekennender Reaper User (der erste, der „Fanboy“ schreit, kriegt eins auf die Mütze) seit 2009 (Version 3) und habe in all den Jahren nicht einen Bug erlebt (bis auf eine Ausnahme, dazu später mehr), der in einem Update dann behoben wurde. Mit dem Kauf der aktuellen Version 5 sind nicht nur alle zukünftigen Updates kostenlos enthalten, sondern auch ein Major Upgrade. Kauft man jetzt eine Lizenz (Non-Commercial: $ 60, Commercial: $ 225), so gilt diese bis zur Version 6.99. Erst für Version 7 muss dann wieder gezahlt werden.
Vorurteile
Um mit zwei Gerüchten aufzuräumen: NEIN – Reaper ist nicht OpenSource, und NEIN – es ist keine Freeware. Wahr ist hingegen, dass Cockos die API von Reaper veröffentlicht und so mittels einer Scriptsprache (z.B. Python) auf alle internen Funktionen zugegriffen werden kann. Das nutzen z.B. die kostenlosen SWS-Extensions (ein Must-have, erweitert Reaper um zahlreiche Werkzeuge wie z.B. Mix-Snapshots) oder die kostenpflichtige Playtime-Extension von Helgoboss (20,- Euro), die es dem Nutzer ermöglicht, Reaper wie Abelton Live zu nutzen.
Das Gerücht, Reaper sei Freeware, stammt daher, dass man es 60 Tage lang kostenlos nutzen kann, jedoch danach, bis auf einen Nag-Screen, weiterhin keinerlei Funktionseinschränkungen bestehen. Ebenso wenig gibt es aufwändige Kopierschutzmechanismen oder gar eine Dingel-Dongelei.
schöner Test.
Das kleine Lizenzmodel lässt Gewinne bis 20000 Dollar zu – nimmt man mehr ein, braucht man die teuere Version.
Prima, dass Reaper mal wieder neu getestet wurde.
Ich habe in einem Punkt eine Abweichung zum Test, der Minuspunkt
•schlichte Optik
ist für mich eher ein Pluspunkt
Kann mich dem Test nur anschließen. Wenn man die (meiner Meinung nach) recht steile Lernkurve gepackt hat, wird man die Freiheit von Reaper nie mehr missen wollen.
Man kann halt nur „ernten wenn man säht“ :)
Habe selten $60 so gerne ausgegeben wie für das 3.x -> 5x „Update“ (aka neue Lizenz).
LG
Markus
Reaper wächst mit einem und man selber wächst auch mit Reaper. Ich hab die großen „Drei“ lange benutzt: ProTools, Logic, Cubase (Live lasse ich außen vor, da hier der Fokus ein anderer ist). Und für meine tägliche Arbeit mit Audio käme es mir nie mehr in den Sinn, eines der genannten Programme zu benutzen. Denn Reaper und ich sind eine Symbiose eingegangen, die so schnell keine Software mehr lösen kann. Ich weiß, das hört sich wirklich schlimm nach „Fanboy“ an, gründet aber auf jahrelanger Erfahrung und konkreten Vergleichen. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis ganz zu schweigen.
Ein geiler Test !!!
danke
Auch ich nutze Reaper seit vielen Jahren und kann die DAW bestens empfehlen, auch wenn ich viel weniger nutze als inzwischen innerhalb
des Programms angeboten wird. Ich hoffe, dass das Programm nicht irgendwann überladen wird. Gefreut hat mich, dass aus der Riege der mitgelieferten Effekte ReaFIR als Rauschentferner pro Stem einwandfrei funktioniert. Und der Rechenverbrauch der DAW hält sich – wie auch der Dateiumfang – in wirklich engen Grenzen. Ein tolles Projekt mit einem einzigartigen Lizenzmodell!!
Danke für den wirklich guten Bericht. Eine weitere Besonderheit die Reaper bietet und den wenigsten bekannt ist… die Software ist fast komplett barrierefrei! D.h. blinde und sehbehinderte können damit arbeiten, dank der Sprachausgabe am PC oder Mac. Mich betrifft das ebenfalls und ich finde das die Hersteller auf solche Funktionen kaum Wert legen. Ausnahmen sind Samplitude, Sonar, Logic Pro X und natülich Reaper! Und hier kommt dann die eher spartanische Oberfläche zum tragen. Bitte bei weiteren Testberichten einfach auch mal die Barrierefreiheit in Betracht ziehen. Danke
@Ralle373 Wie und wo schaltet man sowas ein? Anders: ist das auch für „Normale“ von Vorteil? danke
@chain Hallo Chain,
für einen Sehenden macht das wenig Sinn. Unter Mac OS X gibt es VoiceOver, das ist Bestandteil des OS. Aktiviert wird es durch „Cmd+F5“. Dann ändert sich aber auch das Tastatur- und Mausverhalten. Letztendlich dient die Sprachausgabe zum Vorlesen von Bildschirminhalten. Ähnliches gibt es auch in der Windows Welt, ist dann aber auch kostenpflichtig.
Gruß Ralle
Hallo Thilo,
erstmal danke für den Superbericht. Frage: Man kann den Reaper Scripten? Du erwähntest deinen JV. Und da ich in Logic ausgiebig mit dem Scripter arbeite, interessiert mich das natürlich. Was kann man in Reaper alles programmieren? So als Ergänzung für Sachen die in Logic nicht gut gelöst sind ist Reaper für mich schon interessant, zumal in beiden Welten daheim.
@TobyB Schau einfach mal hier nach:
http://www.cockos.com/reaper/sdk/reascript/reascripthelp.html
Da sind zumindenst mal alle Reascript APIs aufgelistet.
Als Sprachen stehen EEL, LUA und Python zur Verfügung.
M. :)
@Markus Schroeder Hallo Markus,
LUA und Python. Mit EEL komm ich nicht klar, ist mir zu fischig ;-) Aber das API sieht sehr gut aus. Nicht das ich Logic jetzt abschwören würde. Oder dem Logic Scripter. Aber es gibt halt Sachen wie Interoperabilität. Und da scheint der Reaper klar die Nase vorne zu haben. Im Prinzip könnte man da LUA und Python unterstützt werden, seine CTRLR Panels auch in direkt Reaper betreiben. Und irgendwie abgefahrene Sachen machen, also mit dem Ipad seinen 80er/90er Jahre Syntiefuhrpark live fernsteuern, so midifiziert. ;-)
@TobyB Hi Toby,
Markus hat ja schon auf die API hingewiesen. Im Prinzip kann man jede Funktion des Programms auch über ein Script steuern, das Helgoboss Playtime PlugIn z.B. nutzt das weidlich aus.
Das JV880 PlugIn habe ich mit der PlugIn-Sprache JesuSonic geschrieben, die einen auch Sachen wie die Berechnung von Roland Cheksummen erlaubt.
Geht es aber z.B. um Batch Rendering etc., muss man sich nur ein wenig mit dem Renderer beschäftigen. Es gibt auch einen eingebauten Batch-Konverter – Es lohnt sich!
@t.goldschmitz Hallo Thilo,
deswegen frag ich ja. Aber Markus hat ja schon vorgegriffen. Mir gehts im Prinzip um Interoperabilität. und da LUA und Python unterstützt werden, bin ich zumindest in der Lage meine CTRLR Panels einzubinden. Und Logic Scripter und die Midi Enviroments decken meine Anforderung nur teilweise ab. Ich hab aber kein Problem mit programmieren. Insofern ist Reaper interessant für mich. Ich fühle dem auf den Zahn.
Danke Thilo :-)
Hmm, jetzt hab ich einen ausführlichen Kommentar verfasst, der dann aber ein paar Zeichen zu lang war und nach Zurück gehen war er dann weg. Schade drum.
Quintessenz: Reaper ist toll und was besonderes unter den DAWs
Ich bin aus vielerlei Gründen bekennender Fanboy.
Was Reaper z.B. im Vergleich zu Cubase und Logic, etc. im Moment noch fehlt ist ein Noteneditor. Dieser soll aber Bestandteil der 5.20 werden, wird also demnach in wenigen Monaten verfügbar sein.
@adissu …auch das geht seit der Version 5.2x – und ab 5.3x sogar (getrennt davon) lyrics (projektreferenziert)!
So, ich habe mich mal daran versucht… kompliziert zu bedienen ist das Teil, finde ich.
Habe mir das jetzt zwei Tage angeschaut und habe bis heute nicht hin bekommen, Midi Daten über mein Midex oder direkt über die USB Schnittstellen der Synth zu bekommen. Innovativ sieht anders aus. :) Ich weiss nicht, bei Cubase und Ableton geht sowas recht fix einzurichten.
Finde es bissl schade. Ich war echt hellauf begeistert, aber nun… nee, dass ist wie der Wechsel von Cinema 4D auf Blender. Genauso gruselig. :)
Ich schaue mir das ganze nächstes Jahr nochmal an. :) Ich muss da zuviel rum basteln. Das ist mir nix.
@S.Hachel Hallo!
Ich muss zugeben, dass MIDI-Routing hat mich Anfangs auch irritiert…
Unter
http://home.voltage-life-support.de/index.php/kategorien-auf-vls/17-reaper/124-midi-routung-in-reaper-3-4-5
habe ich mal ein kleines Tutorial geposted, dann dürfte es auch gehen.
Viele Grüße,
TG
Ich gebe einfach mal 5 Sterne! Ich benutze Reaper seit Version 3.1* neben Cubase und Ableton Live und die 5 Sterne sind allein schon wegen des überragenden Preis-Leistungsverhältnisses gerechtfertigt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung, Modifizierbarkeit und in vielen Bereichen innovative und nutzerfreundliche Konzept sind einfach mal herrausragend. Cubase nutze ich meist, wenn ich viel an Stimmen editieren muss und vielleicht auch weil ich es seit Atari Tagen verwende. Für den einen oder anderen sind die extremen Möglichkeiten vieleicht auch mehr Fluch als Segen aber wenn man es zu nutzen weiß einfach mal unschlagbar. Ich empfehle den Cracks: einfach mal 2 Wochen einarbeiten und die Sonne geht auf…
Das stimmt sachlich nicht ganz. Reaper ist out of the box bis auf das Menü überhaupt nicht barrierefrei. Es gibt jedoch Erweiterungen (Win/Mac), welche die magere Tastenkombinationen durch ein ausladendes Keymapping erweitern und ansonsten unzugängliche Informationen dem Screenreader übermitteln können. Diese Entwicklung stammt aber weder von Cockos, noch von der Community. ReaAccess wurde zudem eingestellt, der Nachfolger OSARA ist seit Jahren im Alpha-Stadium verfügbar. Das heißt im Umkehrschluss, haben die paar Entwickler keine Lust mehr, war es das mit der Zugänglichkeit. Mal ein Beispiel: In der Trackliste kann mit den Pfeiltasten nicht navigiert werden, Markierungen sind nur mit der Maus machbar und klickt man auf einen Track, sagt der Screenreader nichts an. Mit OSARA ist Pfeilnavigation möglich, die Sprachausgabe sagt direkt den Tracknamen und mit Alt+Pfeiltasten lassen sich Lautstärke und Panning auch ohne Controller regeln. Zum Test anzumerken ist übrigens noch, dass die deutsche Übersetzung vor Allem auch bei SWS recht mager ist, Englischkenntnisse sind daher Pflicht, ansonsten macht Reaper wenig Freude.
Schöner Testbericht, der reaper für mich interessant gemacht hat. Was ich aber nirgends finde, auch nicht auf der homepage, sind die Hardware Voraussetzungen für reaper. Hat da jemand einen link oder Erfahrungswerte? Es werden keine komplexen Sachen gemacht, bisschen MIDI, bisschen Audio, VST in geringem Umfang. Danke für die Tips.