Denon DJ definiert die Zukunft des DJings?
Seit der Denon DJ Prime 4 als 4-Kanal-Standalone-Controller angekündigt wurde, ist das Raunen in der Welt der DJs unüberhörbar. Ob der Hype gerechtfertigt ist, haben wir uns gefragt – und das Gerät einmal getestet.
Nicht weniger als „das leistungsfähigste und fortgeschrittenste DJ-System der Welt“ verspricht Denon DJ vollmundig. Wenn man mal von dem etwas glücklosen Denon DJ MCX8000 absieht, dann ist der Denon DJ Prime 4 derzeit der einzige 4-Kanal-Controller am Markt, der ohne angeschlossenen Computer funktioniert.
Maße und Gewicht des Denon DJ Prime 4
Fangen wir mal mit dem Erscheinungsbild an. Denon DJs Prime 4 ist selbstverständlich kein kleines Gerät. Mit seinen Maßen von 73 x 50 x 10 cm braucht er in der Breite nur ca. 20 cm weniger Platz als das große Denon-Setup mit 2 Playern und dem Mixer. Die größere Tiefe geht zu Lasten des zentralen Displays, das zugeklappt fünf Zentimeter über das Gehäuse heraussteht. Dazu später mehr. Der Prime 4 wiegt für seine Größe moderate 9,7 kg.
Konnektivität – Anschluss von und nach außen
Das erste deutliche Statement setzt das Gerät mit seiner Anschlussvielfalt. Praktisch die gesamte Rückseite ist übersät mit Buchsen verschiedenster Art. Als da wären: 2 XLR-/Klinke-Kombibuchsen für die Mikrofone, 4 Cinch-Buchsenpärchen für die Eingänge der 4 Mixerkanäle, davon zwei zwischen Line und Phono umschaltbar, ein weiteres Pärchen Cinch-Buchsen für den Master-Out, der sogar über einen Monoschalter verfügt. Ein enorm wichtiges und praxistaugliches Feature, dafür gibt es den ersten Daumen nach oben von mir. In weiterer Folge befinden sich auf der Rückseite noch XLR-Buchsen für Master-, Booth- und den Zone-Ausgang. Hier ist gleich ein Doppeldaumen fällig. Einer dafür, dass der Monitorausgang ebenfalls im XLR-Format vorliegt und einer für den Zone-Out, der entweder als zusätzlicher Master fungiert oder aber dafür genutzt werden kann, ein vom Master unabhängiges Signal in eine zweite Beschallungszone zu schicken. Dazu wird der vierte Kanal per Knopfdruck vom restlichen System abgekoppelt. Dieser kann dann eine separate Playliste abspielen. Geniale Option, die schon mal deutlich zeigt, wie sehr der Prime 4 die Zunft der Event- und Hochzeits-DJs ansprechen möchte.
Als nächstes folgt ein LINK genannter Ethernet-Port, über den das Gerät kompatible Licht- und Videosteuerungen mit Daten versorgt.
Über die USB-Gerätebuchse kann man einen Rechner anschließen.
Last but not least befinden sich auf der Rückseite zwei Ports für den Anschluss von USB-Sticks oder Festplatten. Doch das sind nur die Bonus-USB-Anschlüsse, denn wie gewohnt befinden sich zwei weitere USB-Ports auf der Oberseite des Gehäuses. Dazu kommt noch ein Steckplatz für SD-Karten. Doch damit sind die Möglichkeiten, Datenträger an den Denon DJ Prime 4 anzuschließen, immer noch nicht erschöpft. Unter einer kleinen Klappe auf der Unterseite des Gehäuses befindet sich eine SATA-Schnittstelle und genug Platz für eine handelsübliche 2,5“ Festplatte oder eine SSD, sicher eine sehr reizvolle Möglichkeit, große Musiksammlungen gleich fest in den Prime 4 zu integrieren. Wieder ein Punkt, der die Event-DJs stark ansprechen dürfte.
Puh, gleich haben wir es. Es fehlt nur noch der Kopfhöreranschluss auf der Vorderseite. Wie heute üblich, ist er im großen und kleinen Klinkenformat ausgeführt.
Ich würde mal sagen: Beim Thema Konnektivität lässt Denons Prime 4 keinerlei Wünsche offen.
Der Mixer des DJ-Systems
Bewegen wir uns auf die noch spannendere Oberseite dieses Flaggschiffs. Die ist – der schieren Fülle an Bedienelementen zum Trotz – klar strukturiert und insgesamt übersichtlich designt, soweit das eben geht.
In der Mitte befindet sich ganz klassisch der 4-Kanal-Mixer. Jeder Kanal verfügt über Zuweisungs-Buttons für die zwei Effektwege, Gain-Regler und einen 3-Band-EQ, der in den Einstellungen auch zum Isolator umgeschaltet werden kann. Es wurden tatsächlich Metallpotis mit einer gut fühlbaren Mittenrasterung verbaut. Nicht gerade Standard. Schon eher Standard im Jahre 2019: Der Multifunktionsregler à la Colour FX bei Pioneer oder Mixer FX bei NI. Denon hat sich für den Ausdruck „Sweep FX“ entschieden, aber inhaltlich ist es mehr oder weniger immer das Gleiche: Neben einem bipolaren Filter, dessen Resonanz über das Menü eingestellt werden kann, findet man hier noch drei weitere leicht zu bedienende Effekte. „Wash“ und „Echo“ unterscheiden sich relativ wenig voneinander und funktionieren ganz passabel für Echo Outs. Nicht mehr als „ganz passabel“ übrigens deswegen, weil die Effekte nicht – wie bei Traktor – mit dem Filter kombiniert sind, weswegen ihr Einsatz schnell zu matschigem Sound führen kann. Für den vierten Sweep-FX hat man sich bei Denon für Noise entschieden, also zumischbares Rauschen. Kann man machen, auch wenn ich irgendwie nie verstanden habe, wozu das gut sein soll. Musik, zu der das Rauschen passt, ist meistens eh schon ständig am zischeln, gurgeln und schlabbern und der Rest braucht es nicht. Eine Reverb-Filter-Kombination hätte ich nützlicher gefunden.
Die Kanalfader sind okay, sie kratzen ein bisschen weniger als die meines uralten DJM-500 und ein wenig mehr als die des Kontrol S4MK3 von NI.
Unterhalb der Fader lassen sich die Kanalzüge mit kleinen Schiebeschaltern den Crossfader-Seiten zuweisen.
Oberhalb der Sweep-FX-Sektion wurden die Regler für Lautstärke und Cue-Mix untergebracht. Bemerkenswert: Der Kopfhörerausgang hat Power ohne Ende. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals ein Controller geschafft hätte, meinen 600 Ohm Kopfhörer an seine Grenzen zu bringen, aber der Prime 4 schafft das mühelos. Abgerundet wird die Kopfhörersektion von einem Schalter für den Cue-Split, einer Funktion, die manchen DJs enorm wichtig ist.
Aufgrund des Formfaktors eines All-in-one-Gerätes befinden sich die beiden Mikrofoneingänge nicht am Mixer, sondern in der linken oberen Ecke des Geräts. Beide sind jeweils mit Ein- und Aus-Schalter, Gain-Regler und EQ ausgestattet, der eine EQ zwei-, der andere dreibandig. Für die Mikrofonkanäle steht ein eigener Echo-Effekt zur Verfügung, der für beide Mikros separat aktiviert werden kann. Ein gemeinsamer Talkover rundet das Ganze ab. An dieser Stelle kann man wieder deutlich die Ausrichtung auf die Zielgruppe der Event- und Hochzeits-DJs sehen. Die Mikrofonkanäle scheinen mir eher für Durchsagen als für Gesang oder Instrumente gedacht zu sein. So lassen sie sich via Menü dem Monitorausgang zuweisen, nicht aber im Kopfhörer vorhören. Die normalen Effektwege lassen sich ebenfalls nicht den Mikrofonen zuweisen, dabei wäre die Möglichkeit, ein wenig Reverb einzumischen, schon eine feine Sache. Der Vorteil dieses Routings: Man muss keine „normalen Mixerkanäle und damit Decks für die Mikros opfern, wie es beim S4MK3 auf breiter Front kritisiert wurde. Mir würde es gut gefallen, wenn man an dieser Stelle die Wahl hätte. Die sauberste Lösung wäre es, die Mikrofone über vollwertige Kanalzüge im Mixer einzubinden, aber mir ist auch klar, dass es selbst für ein Flaggschiff wie den Denon DJ Prime 4 Grenzen gibt, was den verfügbaren Platz betrifft. In der rechten oberen Ecke des Geräts werden die Outputs geregelt. Neben dem Drehregler für den Master finden wir hier die Ausgänge für den DJ-Monitor und die vorher schon beschriebene separate Zone. Beide verfügen über eigene Bass- und Höhenregler, was auf jeden Fall sehr nützlich sein dürfte.
Als letzten Punkt beim Mixer möchte ich auf das Metering eingehen. Die Kanalzüge und der Master sind mit identisch langen LED-Ketten mit 10 Segmenten ausgestattet, die auch auf derselben Höhe im Gerät untergebracht sind. Das ist vorbildlich und erleichtert das korrekte Pegeln enorm. Was ich prinzipiell sehr schön finde und auch schon ewig nicht mehr gesehen habe: Die LEDS sind recht „zappelig“ konfiguriert, fallen also sehr schnell wieder ab. Dafür gibt es einen Peakhold. Das ist normalerweise ein prima Weg, um Meter zu bauen, die übelst professionell aussehen, aber nur, wenn die LED-Ketten so fein aufgelöst sind, dass nicht immer nur die gleiche Lampe leuchtet. Mit nur 10 Segmenten sieht das ein wenig gewollt und nicht gekonnt aus. In die gleiche Kerbe schlägt meiner Meinung nach die Farbgebung. Wahrscheinlich um sich von den Mitbewerbern zu unterscheiden, verwendet Denon eher kalte Farben wie Blau und Weiß für die lautesten Stellen. Was bedeutet, dass der normale Bereich knapp über der 0 dB Marke in blendendem Weiß dargestellt wird und – noch schlimmer – vor Übersteuerungen mit dunkelblauen LEDS „gewarnt“ wird. Also mit den am wenigsten auffälligen Lampen am ganzen Gerät. Ich kann es echt gut verstehen, wenn man Dinge anders machen will als die Konkurrenz, aber es sollte schon auch praktisch Sinn ergeben.
Die Decks der Denon DJ Prime 4 Wunderwaffe
Kommen wir zur Decksteuerung: Hier finden wir im Wesentlichen gehobenen Standard vor. Play- und Cue-Buttons sind ordentlich groß, fühlen sich wertig an und haben einen sehr deutlichen Druckpunkt. Dasselbe gilt für alle anderen Knöpfe wie Skip, Beatjump, die Deckumschaltung und so weiter.
Eine ganz andere Liga hingegen sind die acht Pads, die standardmäßig unter den Jogwheels sitzen. Diese sind so responsiv, dass sie mir persönlich schon fast zu leicht auslösen. Aber besser so als andersherum. Die Pads lassen sich in vier – eigentlich fünf – verschiedene Modi versetzen. Hot-Cue, zwei verschiedene Loop-Modi, Roll und Slice. Während bei allen Systemen, die ich sonst kenne, Cue-Punkte automatisch einen Loop speichern, wenn ein solcher aktiv ist, während man einen leeres Pad drückt, muss man bei Denon dafür in einen der beiden Loop-Modi wechseln. Unnötig kompliziert finde ich. Neben der Möglichkeit, Loops über die Pads zu setzen und zu speichern, gibt es dafür auch noch einen Endlos-Encoder, also im Wesentlichen das Konzept, das auch in Native Instruments Traktor-Controllern Verwendung findet. Grundsätzlich ziehe ich das allen anderen Möglichkeiten vor.
Leider aber gehören zu den wenigen Bedienungselementen, die ich beim Prime 4 fragwürdig finde, ausgerechnet die Loop-Encoder. Sie sind zu klein, nicht hoch genug, haben so wenig Grip, dass ich sie nicht mit schwitzigen Händen bedienen möchte und noch dazu sehen sie aus, als würden sie nicht zum Gerät gehören. Eher so, als wären sie nachträglich eingebaut worden.
Ganz anders hingegen die Tempo-Fader. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Das sind die 1210er-mäßigsten Tempofader, die ich außerhalb eines Technics 1210ers je angefasst habe. Sogar der sich leicht ölig anfühlende Widerstand der Fader beim Technics ist vorhanden. Eine echte Wonne. In der 8 % Standardeinstellung ist es kein Problem, den Fader in 0,01 Prozentschritten zu bewegen. An Bereichen stehen noch plusminus 4, 8, 20, 50 und 100 % zur Verfügung. Sollte wohl reichen.
Der letzte Punkt beim Thema Decks sind natürlich die Jogwheels. Sie sind mit 13 cm Durchmesser auf der Oberseite etwas größer als die des Kontrol S4MK3 von NI, aber etwas kleiner als die der großen Player von Denon. An der Seite angefasst bremst oder schiebt man die Tracks damit an, die kapazitive Oberseite ist fürs Scrollen und Scratchen zuständig.
Die Empfindlichkeit der Nudge-Funktion lässt sich im Menü einstellen, den Widerstand der Jogwheels aber nicht. Da diese sehr locker sind, drehen sie sich bei beherzten Bremsmanövern mehrere Umdrehungen weiter, während sie weiterhin den laufenden Track abbremsen. Finde ich eher nicht so gut gelöst, um es freundlich zu sagen. Klar kann man sich daran gewöhnen und das Jogwheel beim Bremsen und Beschleunigen nicht loslassen, aber für meinen Art zu mixen, war das so anstrengend, dass ich mich dabei ertappte, immer wieder die Denon-typischen Pitchbend-Knöpfe zu benutzen, die sich seit den allerersten Denon-Doppellaufwerken in allen Produktlinien gehalten haben. Jetzt weiß ich auch warum.
Ansonsten sind die Wheels prima. Extrem responsiv und ohne fühlbaren Schlupf sollten sie sogar für Dinge, die Turntabelisten tun, gut geeignet sein.
In der Mitte der Jogwheels befinden sich runde Displays, die normalerweise das Cover des laufenden Tracks anzeigen. Das habe ich zunächst für ein recht sinnloses Feature gehalten, aber das ist es ganz und gar nicht. Auch wenn die Displays so pixelig sind, dass die Coverbilder sehr unscharf aussehen, sind die Cover von unschätzbarem Wert, um schon aus dem Augenwinkel und vor allem intuitiv zu wissen, welches Deck gerade on air ist. Ein Bild sagt halt mehr als tausend Worte und das auch noch sehr viel schneller.
Eine interessante Option ist es, die Cover gegen ein statisches Bild, etwa das eigene Logo auszutauschen. Alles was man dafür tun muss, ist ein 600 Mal 600 Pixel großes PNG mit dem Namen „Logo.png“ in das Root-Verzeichnis des verwendeten Speichermediums zu packen. Klingt aus der Clubsicht zunächst wie eine ziemlich überflüssige Spielerei, aber die Namen des Brautpaars bei einer Hochzeit oder das Firmenlogo bei der Unternehmensfeier so zu präsentieren gehört zu den Details, die für Event-DJs den Ausschlag geben können, wie sie wahrgenommen werden.
Was ebenfalls noch auf der Oberseite zu finden ist, sind Tasten zum Anpassen der Beatgrids. Sehr lobenswerter Ansatz. Zum Verschieben der Grids können auch die Jogwheels genutzt werden, was schnell und genau geht, auch wenn man nicht einmal annähernd so weit in die Wellenformen hineinzoomen kann wie bei Traktor. Ein dickes Minus gibt es allerdings für die fehlende Möglichkeit, das Tempo der Beatgrids anzupassen. Wenn die gemessenen BPMs mal gar nicht stimmen, lässt sich das nur in Engine Prime am Rechner korrigieren. Für den Standardfehler aller automatischen Beaterkennungen schlechthin, nämlich halbe oder doppelte BPM zu messen, kann man allerdings direkt auf der Hardware Abhilfe schaffen. Immerhin.
Die Effekte am Prime-DJ-Player
Die beiden Effektwege auf dem Prime 4 sind ziemlicher Standard und lehnen sich stark an das Konzept von Traktor an. Man kann wunderbar mit ihnen arbeiten, die Standards wie Reverb, Delays, Flanger und Bitcrusher sind an Bord. Auch sind sie sowohl post Fader als auch post Crossfader, also alles richtig gemacht. Einzig ein Detail hätte ich anders gelöst. Der Dry/Wet-Regler sollte ein richtiges Poti und kein Endlos-Encoder sein, dann bräuchte er auch kein kleines Display und wäre blind bedienbar. Aber hey, angesichts der „Sweep FX“ werden viele die Effekt-Bänke wahrscheinlich eh nie anfassen.
Das Display – das Key-Feature am Prime 4?
Das auffälligste Merkmal des Denon DJ Prime 4 ist sicherlich das zentrale Display. Es hat eine Bildschirmdiagonale von 26 cm also 10 Zoll, was der Größe eines iPads entspricht. Es ist knackscharf und hat einen recht intelligenten Klapp- und Feststellmechanismus. Also nicht, dass ich hier missverstanden werde, der Feststellmechanismus besteht aus einem simplen Bügel, ziemlich genau funktioniert wie der eines Liegestuhls. Die Intelligenz manifestiert sich hier darin, dass man bei Denon keine fancy Experimente gemacht hat, sondern eine Lösung gewählt hat, die maximal unsexy ist, aber einfach nicht kaputtgehen wird. Danke dafür.
Das Display selbst ist dafür sexy wie nichts Gutes. Es ist ein vollwertiger Touchscreen mit Multitouch und reagiert genau so schnell und flüssig auf Eingaben, wie wir es von unseren Handys und Tablets gewöhnt sind. Scrollen durch die Playlisten, Zoomen der Wellenformen und Zur-Seite-Wischen der Tracks, um sie zu laden oder auf die Preparation-Liste zu packen, gelingt so intuitiv, ohne jemals ins Handbuch gesehen zu haben. Nur die großen Wellenformen selbst zu verschieben, geht nicht, obwohl ich es instinktiv ständig versucht habe.
Seit dem Update auf Firmware 1.3.2 lassen sich die Wellenformen auf vielfachen Nutzerwunsch auch horizontal darstellen. Dabei verliert man aber die in der vertikalen Ansicht ständig präsente Playlisten-Darstellung und kann immer nur zwei Decks in Groß darstellen. Welche das sind, entscheidet sich daran, welche Decks in der Decksteuerung aktiv sind. Das finde ich sehr gut und übersichtlich gelöst. Natürlich ist für die Suche nach Tracks eine Software-Tastatur einblendbar, es lässt sich aber sogar ein USB-Keyboard anschließen. Guter Move, finde ich. Alles in allem ist ein 10“ Screen immer noch kein Laptop-Bildschirm, aber er ist wesentlich näher dran als die im Vergleich aus der Zeit gefallenen Displays an Pioneers CDJs.
Beim Display habe ich den gleichen Kritikpunkt wie bei den Pegelanzeigen. Die Wellenformen sind farbig codiert, unterschiedliche Farben sind unterschiedliche Frequenzen. Soweit, so gut. Doch anstatt es zu machen wie Traktor und Rekordbox, die das Farbschema schlussendlich von Serato kopiert hatten, geht Denon einen eigenen Weg und stellt Bässe blau, Mitten grün und Höhen weiß dar, womit das Ganze wieder schön ins Denon-Farbschema passt. Es ist aber so, dass die bei den anderen Herstellern ein logischer Bezug zwischen Farben und Frequenzen besteht. Die tiefsten sichtbaren Lichtfrequenzen sehen wir rot, die mittleren grün und gelb, die höchsten Frequenzen haben blaues Licht. Korrespondierend dazu wurden die Wellenformen eingefärbt. Bässe rot, Mitten grün, Höhen blau. Diese Codierung ist logisch und steckt bei mir tief im Rückenmark. Das aus optischen Gründen anders zu machen, halte ich persönlich für keine gute Idee. Aber hey, das ist Meckern auf hohem Niveau. Das Display ist wirklich ein Killer. Die Auflösung würde auch leicht reichen, um die Schriften im Browser etwas kleiner zu machen, damit mehr Tracks angezeigt werden können. Was so richtig super ist: Im Slip Modus (Flux bei Traktor) trennt sich die Waveform in zwei Hälften auf. Die obere Hälfte tut, was immer man tut, z. B. Cue-Punkt-Springerei oder Backspins o.ä., während die untere Hälfte weiterläuft. Saugut gelöst!
Das Handling ist „Prime“?
Und wie ist es nun, mit der Kiste zu spielen? Wenn man die Musik erst durch Engine Prime gezogen hat, ein Traum! Die Hardware macht einfach Laune, wirkt mega durchdacht, alles ist dort, wo man es erwartet und fühlt sich größtenteils auch sehr gut an. Ich habe viele Stunden einfach nur mit dem Prime 4 herumgemixt und sämtliche Funktionen ausprobiert und wirklich jede Menge Spaß gehabt. Das Ding ist wirklich ein Biest mit einer riesigen Ausstattung, die ich trotz der enormen Länge dieses Artikels noch gar nicht vollständig beschrieben habe. Zum Beispiel gibt es automatische Keyanpassung und noch einiges mehr, das es zu entdecken gilt. Insbesondere für Event-DJs ist der Prime 4 sicherlich die kompletteste und professionellste All-in-one-Schaltzentrale, die es derzeit gibt.
… und wie klingt der Denon DJ Prime 4?
Ich konnte den Prime 4 leider nicht auf einer großen PA testen, aber an meinen Monitoren zu Hause gab es erwartungsgemäß nichts, aber auch gar nichts am Sound auszusetzen. Die Timestretching-Algorithmen arbeiten im normalen Pitch-Bereich weitgehend artefaktfrei, was will man mehr.
Das Sorgenkind: die Engine Prime Software
Auch wenn Denon DJ vollmundig damit wirbt, dass das Gerät ohne Computer funktioniert, so ist das nicht einmal die halbe Wahrheit. Ohne separaten Rechner zum Kaufen und Vorbereiten von Musik, zum Organisieren der Library und auch für Backups bleibt ein Computer für DJs ein wichtiges Werkzeug. Außerdem IST der Prime 4 natürlich ebenfalls ein Computer. Das heißt: Ohne Software geht wenig bis gar nichts, so auch beim Prime 4. Denons Pendant zu Pioneers Rekordbox und damit der einzige Mitbewerber dieser Software-Kategorie heißt Engine Prime. Und Engine Prime kann auch in der aktuellen Version weder mit der Konkurrenz, noch mit dem Anspruch des Prime 4 mithalten. So leid es mir tut, aber ich kann es nicht anders sagen. Und ich bin nicht der Erste, der das sagt. Deswegen haben wir uns entschlossen, Engine Prime und auch die Software, die auf dem Prime läuft, in einem separaten Artikel, zu besprechen. Anders wäre es uns nicht fair erschienen.
Hier geht es zum Artikel: Test: Denon DJ Engine Prime
Lesen die Denon Player nicht inzwischen anstandslos Rekordbox Daten?
@borg029un03 Sehr gute Frage. Als ich es mit dem SC-5000 getestet habe, lief es noch nicht. Vielleicht kann Walter etwas dazu sagen später, wenn er aus seinem Urlaub zurück ist! ;)
@Bolle / Johann Boll Erst in Engine Prime die Recordbox xml übernehmen. Geht reibungslos.
@borg029un03 Kommt darauf an. Playlisten und Cuepunkte werden gelesen. Files müssen aber für das Beatgrid analysiert werden. Geht schnell, aber nervt im Live-Einsatz doch.
@Walter Marinelli Immerhin analysiert das Teil, Pioneer sagt mir ich soll den Laptop starten und Rekordbox anschmeißen ;)
@borg029un03 Ein Pioneer Player analysiert ebenso Tracks, Beatgrid kann vor Ort in wenigen Sekunden angepasst werden. Klar aber, Analyse etc. ist per Laptop und Rekordbox schneller und einfacher. Dafür ist die Software ja auch da.
@Bolle / Johann Boll Meine CDJs und mein XDJ erkennt BPM aber setzt kein Beatgrid ohne Rekordbox Analyse.
@borg029un03 Ja, das geht seit Mai 2019 reibungslos
Den Test finde ich etwas einseitig und habe das gefühl, daß der Tester sich nicht eingehend genug mit Engine Prime beschäftigt hat. Der Test von Bonedo ist da deutlich besser.
Die Übernahme der Daten von Traktor bzw. Recordbox bzw. Serato geht seit dem Früharsupdate ohne Probleme.
@DJ JohnG Hey DJ John G,
eventuell ist dir der sehr ausführliche Artikel zu Engine Prime entgangen, der ziemlich ausführlich auf die Schwächen von Engine Prime eingeht.
https://www.amazona.de/test-denon-dj-engine-prime-dj-software-2/
@Walter Marinelli Es gibt einen ausführlichen Bericht ausschließlich zur Software, der offenbar nicht einmal alles umfasst, was leider bisher negativ aufgefallen ist. Dieser ist, nur als Anmerkung, ganz deutlich im Hardware-Test erwähnt und verlinkt.
Eine mangelnde Auseinandersetzung kann man dem Autoren an dieser Stelle nur schwierig vorwerfen, Amazona hat hier als einziges Magazin überhaupt sich die Mühe gemacht, abseits von der Hardware einen kompletten Bericht nur über die Software zu bieten.
Hey DJ John G,
eventuell ist dir der sehr ausführliche Artikel zu Engine Prime entgangen, der ziemlich ausführlich auf die Schwächen von Engine Prime eingeht.
https://www.amazona.de/test-denon-dj-engine-prime-dj-software-2/
Es wird ja immer sehr viel negatives zu den Prime Geräten insbesondere den Prime 4 (2 & Go) geschrieben.
Ich nutze den Prime 4 als Computermode Lösung mit Serato DJ Pro und bin sehr zufrieden mit dem Prime 4. Natürlich ist mir bewusst, dass die Engine OS Software auf dem Prime 4 nicht die Beste Software ist, aber auch damit habe ich (zumindest ab 2021 OS Vers. 2.0) schon Standalone aufgelegt. Bisher hatte ich da keine Probleme, aber ich nutze auch keine 500GB Musikdatenbank, was wohl bei einigen zu Problemen führt.
Generell muss ich sagen, dass die Standalone Funktion für mich ehr ein Backup ist, sollte mein Mac einmal ausfallen, oder ähnliches. Dann habe ich immer noch die Möglichkeit, Musik abzuspielen.
Gruß Nico