Endlich ist es DAW
Endlich ist es raus – Elektron Overbridge 2.0. Was wie ein Stoßgebet klingt, ist die langersehnte Veröffentlichung der Vollversion von Overbridge 2.0 nach einer recht langen Beta-Phase und einer noch längeren Vorlaufzeit. Im Rahmen einer Preview hatten wir uns bereits Anfang 2019 mit den Möglichkeiten der Software befasst, diese ersetzen wir nun durch den Test der aktuellen Version 2.0.
Was genau ist eigentlich Elektron Overbridge?
Die nun erhältliche Version Overbridge erlaubt es, kompatible Elektron Hardware nahezu vollständig in die DAW einzubinden. Audioein- und Ausgänge können direkt zum Computer gestreamt werden, d. h. man muss hierfür nicht über die physischen Ein-/Ausgänge des Interfaces gehen. Darüber können Funktionen der Hardware über Overbridge gesteuert werden können.
Aktuell kompatibel mit Overbridge sind:
- Analog Four MKI/MKII
- Analog Keys
- Analog Rytm MKI/MKII
- Analog Heat MKI/MKII
- Digitakt
- Digitone
- Digitone Keys
Auf die ganze Vorgeschichte möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, hier geht es nur um die Performance und die speziellen Funktionen von Overbridge. Vor allem hat es mich interessiert, ob der gewichtige Minuspunkt aus unserer Preview immer noch besteht: Können Audiosignale nun störungsfrei von der DAW in die Elektron Overbridge 2 kompatiblen Geräte übertragen werden?
Installation von Elektron Overbridge 2.0
Die Installation funktioniert ganz ohne Probleme. Man sollte sich aber auch gleich Elektron C6 herunterladen, denn Overbridge 2.0 läuft erst ab einer bestimmten Firmware auf dem jeweiligen Gerät. Zeit sollte man mitbringen, denn die Updates über Sysex brauchen bei einer Firmware von 1,4 MB locker über eine halbe Stunde. Bevor nun Overbridge 2.0 funktioniert, müssen die Geräte auf Overbridge-Modus im USB-Menü des Geräts umgestellt und die USB-Verbindung in der DAW deaktiviert werden – die Kommunikation erledigt das Plugin.
Ein schleppender Anfang
Gleich nach Installation und Anschluss der Elektron-Geräte Analog Rytm MkII und Analog Four MkII fiel mir ein merkwürdiges Verhalten meines Betriebssystem (macOS Mojave 10.14.6) auf. Ab und zu fror der Mauszeiger ein und ich konnte ca. 5 Sekunden lang keine Eingaben mehr machen. Ich habe dieses dann mehrere Tage mit laufendem Systemmonitor und Auswertung von Log-Files im Auge behalten. Ich konnte die Ursache nicht eindeutig identifizieren, und muss dazu sagen, dass ich kurz zuvor auf Mojave umgestiegen war und zusätzlich ein neues Audiointerface installiert hatte.
Mein Eindruck war jedoch: Sobald der Overbridge 2.0 Manager läuft und Geräte angeschlossen sind, kommt es zu diesem Phänomen, wenn nicht, dann nicht. Nach einer Zeit verschwanden die Probleme und jetzt kann ich nicht mehr behaupten, Overbridge mache irgendwelche Probleme. Ich wollte es der Vollständigkeit halber einfach erwähnt haben. In Windows 10 konnte ich diese Probleme übrigens nicht feststellen.
Overbridge 2.0 in Aktion
Mein Kollege Jonas Bonk hatte es in seinem Artikel bereits erwähnt, die Oberfläche wurde neu gestaltet und ist dadurch zugänglicher geworden. Samples im Analog Rytm kann man über einen Browser mit Suchfunktion zuweisen, jedoch nicht in das Gerät laden.
Hier werden Makros zugewiesen, diese steuern mehrere Parameter gleichzeitig. Dafür benötigt man die kostenlose zusätzliche Software Elektron Transfer. Diese ermöglicht, Samples in einer eigenen Ordnerstruktur zu platzieren. Hier wäre eine volle Integration wünschenswert gewesen, um nicht ständig mit zwei Apps hantieren zu müssen.
Ok, also mal schauen, was Overbridge 2.0 so aushält. Dazu wurden die beiden Geräte über den Overhub, einen Elekron-eigenen USB-Hub, angeschlossen. Es handelt sich dabei um einen aktiven Hub, der auch passiv betrieben werden kann, denn da die Elektron-Produkte ihren Strom selber liefern, ist es nicht nötig, ihn aktiv zu betreiben.
Man bedenke jedoch: So ein Elektron Overhub kostet 60,- Euro – auch für einen 7er-Hub ein sehr stolzer Preis. Da stellt sich doch die Frage: Geht es auch ohne?
Genau das habe ich mit einem anderen USB-Hub (Primewire aktiv, USB 3.0) ausprobiert. Dieser kostet ein Drittel des Elektron-Preises und ich konnte keinerlei Unterschiede oder Probleme feststellen. Wie auch? Ein USB-Hub ist ja kein Hexenwerk.
Die Voraussetzung ist lediglich, dass der Hub Multi-TT-fähig sein muss. Wie man unter diesem Link nachlesen kann, ist ein MultiTT-Hub in der Lage, USB-Geräte verschiedener Geschwindigkeit und Protokolle zu managen, ohne dass die Performance darunter leidet. Ein Single-TT-Hub würde die Gesamtbandbreite auf die des langsamsten Gerätes drosseln.
Ein- und Ausgangsspuren
Na gut, also gehe ich in Ableton Live 10 und lege für jede Spur des Analog Rytm MkII und des Analog Four MkII eine Spur an – OK. Dann lasse ich ein kleines Demo laufen, das auf allen Kanälen sendet – läuft ebenfalls einwandfrei. Keine Aussetzer, keine Knackser.
Und jetzt noch so zum Spaß, lasse ich meine Audio-Library auf eine Backup-Festplatte kopieren, die am Hub mit den Geräten hängt. Das geht mit 70 MB/s ordentlich voran und ich konnte währenddessen keinerlei Einbußen in der Performance von Overbridge feststellen – mehr als OK, das ist eine 1+ mit Sternchen.
Bleibt noch eine technische Hürde, das Einschleifen von Signalen von der DAW in die Elektron Geräte. Fange ich mal mit lockeren 1.024 Samples im Buffer an. Ich schicke zwei Audiosignale in die Analog Rytm MkII und verfremde sie mit einer der Drum-Engines. Heraus kommen interessante klangliche Ergebnisse und keinerlei Aussetzer oder Knackser. Nach und nach taste ich mich herunter und selbst bei 128 Samples läuft alles sauber – ich bin beeindruckt. Denn so ist Overbridge 2.0 auch livetauglich.
Da ich noch tiefer graben wollte habe ich mir folgendes Setup überlegt: Zuerst verfremde ich ein Signal über eine Analog Rytm MkII BD-Engine (wie oben beschrieben) und schicke das Ergebnis zurück in die DAW und dann auf Voice 1 des Analog Four MkII, die wiederum ihr Signal über den Analog Four MkII FX-Ausgang ausgibt. Und ja – das funktioniert tatsächlich.
Spätestens hier sollte einem aufgehen, dass Overbridge 2.0 nicht nur eine Fernsteuerungssoftware ist, sondern eben auch eine Erweiterung der kreativen Möglichkeiten eines jeden Setups darstellt. Das oben Geschilderte war bis dato nicht so einfach möglich.
Die Overbridge2 ist eine tolle Sache und funktioniert wirklich gut.
Leider funktioniert das Timing nicht einwandfrei, ich habe das Problem, dass sich der zeitliche Versatz zu Ableton immer wieder leicht um mehrere ms verändert. Läuft die Session ist es kein Problem, aber stoppe und starte ich wieder, sind die Spuren der Rytm MK1 zu vorher leicht verschoben, trotz korrekter sync und Plugin Buffersize Einstellungen.
@frankste Ich fürchte ein bisschen, dass das nicht ein Overbridge/Elektron-Problem ist, sondern ein Problem von Ableton Live. Den die Sequencer-Synchronisation dürfte weiterhin über MIDI-Clock funktionieren (man korrigiere mich, wenn ich da falsch liege).
MIDI-Clock wiederum ist eh schon recht grob gerastert. Wenn dann die Software noch mit dem Senden des Start-Befehls schludert (und anders kann man das Verhalten von Live in Sachen MIDI nicht beschreiben – sorry), dann kann man schon mal ein Clock-Tick hinten dran hängen.
Hallo Thilo,
Bluetooth oder internes Trackpad? https://bit.ly/37rcE3i , ab und an muss man die mal „reseten“ und ggf. NVRam und SMC neustarten. Die Overbridge SW sollte keine Probleme verursachen. Was momentan unter Mojave und Catalina nachwievor Thema ist, wenn Entwickler bei der Software Notarisierung schlampen. Dies kann Performance Probleme bei niedriger Bandbreite verursachen. Die Symptome sind dann andere.
8 Jahre zu spät halt. Electron hat echt ver….. bei mir. Nie wieder.