Is she „the one“?
Mit der Genelec 8341A dürfen wir uns heute dem kleineren Bruder der 8351 aus der erstmals Mitte 2015 vorgestellten „The One“-Serie widmen. Dass man hier deutlich mehr erhält, als man auf den ersten Blick vermuten mag, dürften Kenner des finnischen Unternehmens Genelec im Gespür haben.
Grundsätzliches zur Genelec 8341A – die Hardware
In Handfertigung aus der Stadt Iisalmi stammend, präsentiert sich die Genelec 8341A im gewohnten Aluminiumdruckgussgehäuse in gepulverten Grau. 10 kg pro Stück wiegen die „Alu-Eier“, die Maße der Lautsprecher betragen 37 x 24 x 24 cm.
Nach außen hin verrät sie dem Betrachter nicht, dass sich in ihr nicht nur einer, sondern gleich vier Treiber mit digitalen Endstufen verbergen. Der maßgebliche Unterschied zur 8000er Serie liegt vor allen Dingen in der Anordnung der Treiber. In der Mitte thront der altbekannte Hochtöner, dieser wird hier allerdings von saftigen 150 Watt einer Class-D-Endstufe versorgt. Der Mittentreiber sitzt genau in diesem und wird von einer weiteren Endstufe dieser Art mit derselben Nennleistung gespeist. Hierdurch wird das Prinzip des Koaxial-Lautsprechers beziehungsweise der Punktschallquelle gewährleistet, die bereits hardwareseitig für ein Signal sorgt, das Laufzeitunterschiede und Ortungsprobleme bauartbedingt minimiert.
Doch hiermit nicht genug: Unter wie über diesem Konstrukt sind hinter der Aluminium-Abdeckung ovale Basstreiber untergebracht.
Die beiden Tieftontreiber bekommen, wieder über eine eigene, aber prinzipientreu für beide Treiber kombinierte PWM-Endstufe, eine Nennleistung von satten 250 Watt injiziert. Die Trennfrequenz von den beiden 170 x 90 mm großen Tieftönern zum 90 mm großen Mitteltöner ist bei 500 Hz festgelegt, die Weiche von Mittel- zu Hochtöner ist bei 3 kHz festgelegt worden.
Durch dieses Bauprinzip ergibt sich zudem der Vorteil, dass die Front, die nun nicht mehr diverse Membranen beherbergen muss, als riesiger, um den Hoch- und Mittentöner konzipierter, Waveguide dienen kann.
Der von Genelec altbekannte Isopad-Ständer lässt sich allerdings auch abnehmen und an der breiten Seite des Lautsprechers anbringen, wodurch man sie auf Wunsch oder wegen mangelnden Platzes auch liegend positionieren kann.
Das digitale Hirn und die Anschlüsse
Wie die anderen Sprösslinge der „The One“-Serie auch, reiht sich die Genelec 8341A in die Familienunterkategorie der Smart Active Studio Monitors, auch „SAM“ genannt, ein. Alle „SAM“ Monitore (hier findet ihr eine Übersicht aller aktuellen Genelec Studiomonitore und Subwoofer) aus dem Hause Genelec verfügen über einen eingebauten DSP, der individuelle Anpassungen an die Begebenheiten des Raumes, in der sich die Lautsprecher befinden, zulässt.
Unter Zuhilfenahme des von Genelec angebotenen ca. 359,- Euro teuren GLM-Kits, das neben der Steuereinheit und der Software auch ein kalibriertes Messmikrofon beinhaltet, lässt sich sein Raum ohne jegliche Raumakustik Kenntnisse einmessen. Das Messprofil lässt sich auf den jeweiligen Lautsprechern abspeichern und aktivieren. Der interne DSP invertiert die Messkurve so gesehen ähnlich Sonarworks oder anderen IR-basierten Raumkorrektur-Tools per Equalizer-Kurven und gewährleistet so auch Linearität bei Räumen mit starken Modenproblemen oder ähnlichem.
Via Netzwerkkabel kommuniziert die Steuereinheit mit Computer-Host und Lautsprechern. Man geht aus dem LAN-Port des GLM Moduls per Netzwerkkabel in die erste Box, von dort aus via Thru-LAN Port in die nächste – und so weiter. Somit finden sich pro Lautsprecher zwei Netzwerkanschlüsse.
Das ist jedoch nicht der einzige digitale Eingang, der diesem Prinzip folgt: Da sich der Lautsprecher neben normalen symmetrischen XLR-Eingängen auch digital per AES/EBU beschicken lässt, bietet er hierfür jeweils einen AES-Ein- und eine Thru-Buchse pro Lautsprecher – toll auch für die Mehrkanalanwendung.
Dass man hier keinen Spaß macht und etwas absolut ausgeklügeltes an den Nutzer bringen möchte, spiegelt sich auch in der Stromversorgung wider: Rein geht es per Kaltgerätestecker – und zwar mit einer beliebigen Spannung zwischen 100 und 240 Volt. Das heißt: Egal wie und egal wo man ist, man steckt irgendein Kabel mit irgendeinem Anschluss an irgendein Stromnetz und kann loslegen, ohne jegliche weitere Einstellungen vornehmen zu müssen oder gar eine Sicherung austauschen zu müssen.
Wenn man sich schon einmal auf der Rückseite befindet, kommt man nicht umhin, davon Kenntnis zu nehmen, dass das altbekannte Genelec Mäuseklavier sich bei den Genelec 8341A zu ungeahnten Ausmaßen entwickelt hat. Hier befinden sich jedoch über die 14 Schalter verteilt nicht nur Optionen zur Klangregelung – auch die LEDs auf der Front lassen sich beispielsweise deaktivieren, die Digitaleingänge A- und B im Stereo-Setting definieren oder eine Pad-Schaltung aktivieren (wahlweise -10 oder -20 dB).
Hier befinden sich ebenfalls noch verschiedene Roll-off und Shelfing-Optionen für die Klangregelung der Bässe und Höhen und auch der Klassiker findet sich hier – die Option, per Glockenfilter die 160 Hz herausziehen zu können, die sich durch die Reflektion des Klanges vom Mischpult oder Schreibtisch häufig bilden. Ich weiß von eigenen Messungen, dass diese Überbetonung bei meiner Abhörsituation nicht besonders ausgeprägt ist und ca. 30-40 Hz tiefer angesiedelt ist – also überlasse ich diese Art der Korrektur lieber der GLM-Software – aber auch nicht, ohne sie vorher erst einmal ausgiebig ohne die digitale Korrektur probegehört zu haben.
GLM
Das hauseigene Kalibrierungssystem GLM, das in der vierten Version auch eine neue GUI verpasst bekommen hat, verstärkt die Vertrauensbasis zur Box nachhaltig. Die Lautsprecher per Netzwerkkabel mit dem GLM-Adapter verbunden und das Messmikrofon auf einem Stativ in Abhörposition platziert, sweept dieses die Monitore durch. Daraufhin rechnet es ein wenig und überträgt die gewonnenen Informationen auf den internen DSP der Lautsprecher. Der Prozess dauert etwa eine Minute und passt die Lautsprecher in Windeseile an seine Abhörumgebung an.
Betreibt man zusätzlich einen Subwoofer in seinem Setup, wird dieser ebenfalls im Verhältnis zur Phasenlage der Satelliten korrigiert, um Laufzeitunterschieden auch im Tieftonbereich vorzubeugen. Hier hängt alles zusammen (es lässt sich auf Wunsch aber alles weiterhin manuell anpassen).
Aus reinem Interesse stellte ich zudem einen Vergleich mit der Raumkorrektur-Software Sonarworks und einem anderen Messmikrofon an. Auch wenn die Messergebnisse sich ähneln, spiegelt sich in der Umsetzung wider, wie stark der intern verbaute DSP ist. Im Hörvergleich zeigt die Software Sonarworks ihre Schwächen vor allen Dingen durch eine unsauberere und schwammigere Transientenwiedergabe. Das soll hier zwar weniger Thema sein, bestätigt aber im Umkehrschluss, dass man durch die Korrektur der Klangregelung mit der Software GLM in Kombination mit dem verbauten DSP keinen hörbaren „Preis“ zahlen muss.
Die Software geht bei der Korrektur allerdings auch deutlich sanfter vor und arbeitet mit herkömmlichen Equalizer-Glockenfiltern. Meine „Desk“-Frequenz liegt irgendwo bei 110 -120 Hz, die zieht er ordentlich heraus – ansonsten macht die Software hier bei mir nicht allzu viel. Im direkten Vergleich von Kalibrierungsprofil zu unkalibriertem Lautsprecher macht sich vor allen Dingen auch sehr stark bemerkbar, dass hier auch die Laufzeit an die Abhörposition angeglichen wird, wenn die Distanz zu den Lautsprechern nicht gleich ist.
Praxis – Klang und Nutzbarkeit
Das erste, was mir als langjährigem Misch-Nutzer der 8000er Serie wie Schuppen von den Augen fällt, ist, dass ich mich trotz des anderen Bauprinzips sofort zuhause fühle. Bis auf die Verstärkung dessen ist hier exakt derselbe Tweeter verbaut wie in meinen kleinen 8020ern, die ich momentan als zweite Referenz betreibe.
Als großer Fan der Punktschallquelle fühlt sich die 8341A wie eine sehr sinnvolle und durchdachte Weiterentwicklung bewährter Technik an. Man bekommt hier immer noch den unaufgeregten Sound dargeboten, der sich aber fantastisch auf große wie kleine andere Konsumenten- oder HiFi-Systeme überträgt – irgendwo zwischen Küchenradio – und hochwertigem Koaxial-Lautsprecher.
Die neue Bauart verhilft der Box vor allen Dingen zu einem: einer deutlich größeren Vielseitigkeit im Anwendungsbereich. Mit ihren 118 dB verzerrungsfreiem Peak in 1 m Abstand hat die recht kompakte Box mit Sicherheit auch Midrange-Qualitäten – vor allen Dingen, wenn man noch auf eine zusätzliche, hauseigene Basserweiterung zurückgreift. In kleinen oder gar problematischen Räumen, im Ü-Wagen oder Mehrzweckraum sollte sich der Lautsprecher genauso tadellos schlagen. Somit ist klar: Man erhält hier keine 1032 oder 8040 und schon gar keine der großen Lautsprecher (12xxer Serie) des Unternehmens.
Aber das, was hier an Dröhnen oder Punch für den einen oder anderen Betreiber auf der Strecke bleiben mag, wird durch ein absolutes Urvertrauen und Präzision von ganz oben bis (fast) nach ganz unten wieder wettgemacht. Das aktualisierte Bauprinzip bringt noch einige weitere Vorteile mit sich: Beeindruckt war ich als recht empfindlicher Hörer, wie wenig mein Gehör von den Lautsprechern beansprucht wurde – ich glaube, ich konnte selten ermüdungsfreier arbeiten als mit dieser Box. Hierfür wird mit Sicherheit aber auch der durch den üppigen Waveguide gewährleistete riesige Sweetspot mitverantwortlich sein. Selbst wenn man sie im Nahfeld betreibt – der Versatz seines Kopfes aus einem 140 x 140 x 140 cm Dreieck um ca. 50-60 cm in jede Richtung zum Einstellen von Geräten o. ä. schmälert die Urteilskraft des Betreibers kaum.
Ich habe die 8341 seit ca einem Monat in einem kleinen Raum, in dem bisher hpts. ein Paar KH310 werkelten. Die 310 er sind fantastische Nearfields , aber ich hatte es leider nicht vermocht, den Raum in dem sie stehen so zu präparieren, dass sie ihren Dienst angemessen verrichten durften. Ich hätte andererseits den Raum derart verändern müssen, dass der Aufwand einer baulichen Änderungsmaßnahme gleich gekommen wäre. Daher hatte ich als Alternative zum kompletten Umbau die 8341 als Demo erhalten, und ausgiebig getestet.
Ohne die GLM Einmessung bzw. der autom. DSP Justierung der Monitore und verglichen anhand des Abhörens über die analoge Wegstrecke (Wandler: Metric Halo ULN8) fand ich die Neumänner gerade im unteren Freq Bereich klar besser. Die mittleren bis hohen Freq gefielen mir bei den Genelecs schon besser. Nachdem ich die Genelecs mit GLM eingemessen und über AES/ EBU angeschlossen hatte war die 8341er dann aber hörbar überlegen (zumindest in diesem Raum). Man sitzt -akustisch beschrieben- nahezu wie vor einem Fullrange Monitor, der im Zusammenspielt mit GLM auch in einem nicht optimalen Raum nahezu perfekt aufspielt. Mir kippte da schon etwas die Kinnlade runter, sowohl beim Hören wie auch beim aufgerufenen Preis. Die Ones im Zusammenspiel mit GLM sind ein beeindruckendes Gesamtsystem.
Eine fantastische Serie, die Ones. Wir haben zwei 2.1-Sets bestehend aus jeweils zwei 8331 sowie einem 7360. Die laufen den ganzen Tag und alle sind sehr zufrieden.
Ich war vorher kein großer Freund des mMn überzeichneten Genelec-Sounds, aber die One-Serie hat mich vollends überzeugt. Das GLM-System ist Pflicht, es lässt die Lautsprecher erst „richtig“ aufblühen.
Für mich spielt auch die Firma selbst eine große Rolle beim Erwerb von Produkten. Genelec fertigt nachwievor fast alles vor Ort in Finnland, die Firma ist inhabergeführt und nutzt durchweg grüne Energie. Zudem drängeln sie sich einem nicht auf und supporten jegliche Altgeräte. Das Aluminium der Gehäuse stammt zu einem Großteil aus Recyclingmaterial.
Alles in allem eine „runde“ Sache. Die Lautsprecher funktionieren und machen Spaß, auch nach langen Sessions.
Leider finde ich nirgends Tests, wie die Monitore im Vergleich zu den 8040A klingen.
Ist dies ein ein massives Upgrade?