Personal Monitoring mit Köpfchen
Personal Monitor Mixing gehört schon seit einigen Jahren zur Arbeit auf der Bühne und im Studio dazu. Vorbei die Zeiten, in denen entweder der FoH-Techniker auch den Bühnen-Sound betreuen musste oder im Studio viel Zeit auf das Erstellen der persönlichen Wohlfühlmischung für die Sängerin oder den Sänger aufgewendet wurde. Aviom war einer der Marktführer auf diesem Gebiet und ist bis heute in vielen Studios und auf vielen Bühnen anzutreffen. Mit dem MIDAS DP48 Personal Monitor Mixer betritt nun ein interessantes Produkt für alle Nutzer von Behringer oder MIDAS Digitalpulten mit AES50-Schnittstelle den Markt, das hinsichtlich der Features seinesgleichen sucht.
Music Tribe und Personal Monitoring
Behringer brachte mit dem Ultranet-Universum vor einigen Jahren den günstigsten Einstieg ins Personal Monitor Mixing auf den Markt und machte sich aufgrund des Preises insbesondere in Projektstudios viele Freunde. Die einfache Anbindung eines P16-M 16-Channel Digital Personal Mixer an ein Behringer Digitalpult der X32 oder X-Air Klasse war ein weiteres Plus. Nachteilig war allerdings, dass das Routing im Pult vorgenommen werden musste. Für den Musiker selbst hingegen war Kleben und Beschriften angesagt, denn über ein Display verfügen die Behringer P16-M Mischpulte nicht. Dennoch war es für viele Musiker und Studiotechniker ein gewaltiger Fortschritt und die Möglichkeit gegeben, auch analoge oder digitale Pulte anderer Hersteller über ein P16-I Input Modul ans Ultranet anzubinden. Als Teil von Music Tribe teilen sich Produkte von Behringer, MIDAS und Klark Teknik das AES50 Netzwerkprotokoll zur digitalen Übertragung von Audiodaten. Somit ist unser Testkandidat, der MIDAS DP48 Personal Monitor Mixer, kompatibel zu allen digitalen Mischpulten mit AES50 Schnittstelle. Für den Test kam das MIDAS DP48 an einem X32 Rack, X32 Producer und S32 wie SD16 Stageboxen zum Einsatz.
DP48 Personal Monitor Mixer: Doppelt hält besser
Die Bezeichnung auf der Geräteoberfläche verrät bereits viel über das MIDAS DP48. Dort steht zu lesen: MIDAS DP48 Dual Monitoring System. Die Zahl 48 steht für die maximale Anzahl an Eingangskanälen. Hier besteht nun der erste große Unterschied zum Behringer P16-M, der nur 16 Eingangskanäle verwalten konnte. Der zweite Hinweis versteckt sich hinter dem Wort „Dual“ – zu Deutsch „zweifach“. Wir haben es nämlich hier nicht nur mit einem Monitormischer zu tun, sondern gleich mit zweien.
Zwei Musiker können sich einen MIDAS DP48 Personal Monitor Mixer teilen. Das fällt auch sofort auf, schaut man sich die Bedienoberfläche mal etwas genauer an: Zwei Volume-Regler für Monitor Mix A und Monitor Mix B werden begleitet von zwei mit „My Group“ beschrifteten Reglern sowie zwei Schalter für Mix A und Mix B sowie zwei Group Level-Reglern. Die übrigen Bedienelemente sind in einfacher Ausfertigung vorhanden. Ein 2,4 Zoll Farb-TFT Display gibt Auskunft über die Gruppenbelegung und Parameter.
Nun zur Beschriftung der einzelnen Regler und Schalter: Es fallen dem Betrachter Begriffe wie Low, Mid, High, Comp, Reverb, Pan, Mic, Aux In und vor allem SD-Rec ins Auge. Offensichtlich verfügt der DP48 über einen dreibändigen EQ, Kompressoren, Halleffekt, ein Mikrofon, einen Aux-Eingang und, Trommelwirbel, einen SD-Karten Recorder. Die Bedienung erfolgt größtenteils über Funktionstasten und den Select/Edit-Regler. Bei diesem handelt es sich um einen Endlos-Push-Encoder. Die einzelnen Features schauen wir uns gleich noch genauer an. Zuvor noch einige Worte zur Rückseite des DP48:
Anschlüsse
Hier notiere ich den verschraubbaren Anschluss für das externe Netzteil (24 Volt, 600 Milliampere), einen AES50 Eingang sowie einen AES50 Thru-Port zum Durchschleifen des Signals, den Schacht für eine SD-Karte, zwei symmetrische Aux-Eingänge (TRS-Klinke), zwei Kopfhörerausgänge sowie zwei symmetrische TRS-Klinkenausgänge für Mix A und Mix B. Es können also nicht nur Kopfhörer an den DP48 angeschlossen werden, sondern auch direkt Monitorboxen. Das war auch schon beim Behringer P16-M möglich. Was fehlt? Ein Ultranet Ein- und Ausgang.
MIDAS/Behringer verabschiedet sich vom Ultranet und setzt nun komplett auf AES50. Das ist seit der Veröffentlichung der Behringer WING keine große Überraschung mehr und im MIDAS-Umfeld spielte Ultranet außerhalb des MIDAS M32-Universums ohnehin keine Rolle. Gleichzeitig bedeutet der Verzicht auf Ultranet aber auch, dass Nutzer des Behringer/Midas XR18 Mischpults draußen bleiben müssen, denn dieses verfügt zwar über einen Ultranet-Anschluss, nicht aber über AES50 Schnittstellen.
Am Anfang steht das Firmware Update
Durch meine frühere Anstellung bei Behringer habe ich bis heute Kontakt zu den Entwicklern. Aufgrund der neuen Produktpolitik, nur noch Quick Start Manuals zu veröffentlichen, kommt doch im Rahmen von Tests immer mal wieder die eine oder andere Frage auf. Und auch in Sachen X32 bin ich mehr als einmal froh gewesen, auf die geballte Fachkompetenz der Entwickler zurückgreifen zu können und habe schon den einen oder anderen Trick, der nirgendwo verzeichnet ist, abgreifen können. So stellte sich auch dieses Mal eine Frage, die ich durch Recherche im Netz aufgrund des noch relativ neuen Produkts nicht beantworten konnte.
Bei dieser Gelegenheit habe ich neben der Antwort auch gleich erfahren, dass eine neue Firmware für den DP48 erscheinen wird und diese auch gleich per Email für den Test erhalten – inklusive Infos zu den neuen Features und wie diese zu bedienen sind. Das Firmware-Update wird mangels USB-Port per SD-Karte aufgespielt. Dazu nutzt man eine SD-Karte und formatiert diese im DP48. Auf diese Karte wird nun die Update-Datei mit der neuen Firmware in das Verzeichnis „DP48“ gelegt. Für die Installation der Firmware hält man beim Einschalten des DP48 die Setup-Taste gedrückt und der Update-Vorgang beginnt. Dieser ist nach wenigen Sekunden erledigt und das DP48 führt selbstständig einen Neustart durch. Die neuen Features stehen nun zur Verfügung.
Die wichtigsten Features des nun aktualisierten DP48 im Überblick:
- zwei unabhängige Monitormischungen
- 12 Stereogruppen
- kompatibel zu allen AES50-Schnittstellen mit 44.1/48 kHz
- Zugriff auf 48 Kanäle über AES50
- semiparametrischer 3-Band-EQ für alle Gruppen
- Kompressor für alle Gruppen
- zwei Reverb-Effekte mit vier verschiedenen Algorithmen (Ambience, Club, Hall, Cathedral)
- individuelle Gruppen-Sends für Mix A und Mix B
- integriertes Stereo-Ambience-Mikrofon mit Ducking-Funktion
- Stereo-Aux-In
- individuelle My-Group-Regler für Mix A und Mix B, dem je eine Gruppe für den schnellen Zugriff auf den Pegel zugewiesen werden kann („more me“-Funktion)
- SD-Recorder zur Aufzeichnung von Mix A oder Mix B oder Aufzeichnung von Mix A ohne My Group, Aufzeichnung von Mix B ohne My Group
- Limiter zum Schutz des Gehörs
- Power-over-Ethernet (PoE) über MIDAS Hubs
- AES50 Return-Kanäle ermöglichen es, den Monitormix zurück zum Hub oder Mischpult zu leiten und von dort an IEM-Sender oder Monitorboxen zu verteilen
- Übertragung von Talkback-Signalen an alle verlinkten DP48 oder ans Mischpult
- Übertragung der Aux-In Kanäle ans Mischpult oder andere DP48
- Zuweisung von Gruppennamen vom Mischpult aus oder direkt am MIDAS DP48 Personal Monitor Mixer
- Remote Control anderer MIDAS DP48
- Übertragung von Kanalinformationen vom Mischpult zum DP48 über AES50
- Automatische Zuweisung von AES50 Kanälen zu Gruppen über den Namen oder das Farb-Label
- Benennung von Gruppen über vorgefertigte Labels am DP48
- Pre-Fader- und Post-Fader-Metering für Gruppen
Verkabelung und Einrichtung
Das MIDAS DP48 wird direkt mit dem AES50-Port eines Mischpults oder einer Stagebox verbunden. Es hat dann Zugriff auf alle über diesen AES50-Port übertragenen Kanäle. Möchte man mehrere DP48 einsetzen, werden diese entweder hintereinander durchverbunden (AES50 Thru) oder ein MIDAS Hub (zum Beispiel MIDAS HUB 4) eingesetzt. Wird das Signal von DP48 zu DP48 übertragen, kann im Setup eingestellt werden, ob der AES50 Thru das AES50 In-Signal führt oder die Signale der 12 Gruppen. Letzteres macht Sinn, wenn alle Musiker ohnehin auf die gleiche Gruppenbelegung zurückgreifen möchten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, von einem DP48 die Einstellungen auf weitere Geräte zu übertragen. Dazu muss im Setup die Remote-Funktion eingeschaltet und danach der Broadcast-Befehl ausgelöst werden. Zu Beginn der Inbetriebnahme sollte man außerdem einstellen, ob das DP48 im Single oder Dual Modus arbeiten soll. Nutzt nur ein einzelner Nutzer das DP48, wählt man hier den Single Modus aus.
Ist das alles erledigt, geht es ans Einrichten der Stereogruppen. Zunächst macht es Sinn, mit der Benennung der 12 Gruppen zu starten. Auf dem Übersichtsbildschirm werden alle 12 Gruppen angezeigt. Dies ist der sogenannte „Idle-Screen“, zu dem das DP48 nach einiger Zeit der Inaktivität zurückkehrt. Durch Auswahl einer Gruppe mit dem Select/Edit-Regler und etwas längeres Drücken auf ebendiesen, wird der „Slot“ der betreffenden Gruppe angewählt und über den Regler kann nun eine passende Bezeichnung für die Gruppe ausgewählt werden.
Im nächsten Schritt müssen den einzelnen Gruppen Eingangskanäle zugewiesen werden: Assign-Schalter drücken und Gruppe für die Kanalzuordnung auswählen – fertig. Ist die Gruppe bereits mit Kanälen belegt, werden diese mit einem blauen Quadrat markiert. Mit dem Select/Edit-Regler bewegt man sich nun durch die 48 Kanäle. Diese laufen dabei im Solo-Modus, sobald der Cursor (gelbes Quadrat) auf ihnen stehen bleibt. Außerdem werden oben im Display die Kanalnamen angezeigt. Weitere Infos sind die Kanalnummer und das dem Kanal am Mischpult zugewiesene Farb-Label. Das ist vorbildlich gelöst und die Zuweisung geht extrem schnell. Spätestens jetzt bietet es sich an, diese Einstellung als Preset auf der SD-Karte zu sichern, um sie später als Template wieder aufrufen zu können. Hierzu die Schalter Setup und SD-Rec gleichzeitig zu drücken, um ins Preset-Menü zu gelangen. Wählt man hier „Save“ an, erscheint ein neuer Bildschirm, der dazu auffordert, einen Speicherplatz zu wählen. Dies geschieht über die 12 Gruppentaster. Ist der betreffende Speicherplatz bereits belegt, warnt ein Hinweisfenster vor dem Überschreiben und fordert eine Bestätigung. Nach der Bestätigung ist der Schreibvorgang abgeschlossen.
Da einer Gruppe häufig mehrere Kanäle zugewiesen sein werden, sind im nächsten Schritt Mischungsverhältnisse und die Position der Signale im Stereobild der jeweiligen Gruppe zu definieren. Dazu wählt man die betreffende Gruppe an und drückt im Anschluss den Edit-Schalter. Es leuchten die Reverb- und PAN-Schalter und signalisieren, dass diese nun dem Bewegen des Cursors dienen. Mit ihnen navigiert man durch die der Gruppe zugewiesenen Kanäle. Für jeden Kanal ist nun der Pegel und die Panoramaposition über Select/Edit veränderbar. Per Push wechselt man zwischen Pegel und Pan hin und her. Hat man für alle Gruppen ein gutes Mischungsverhältnis der Eingangssignale erstellt, drückt man erneut auf Edit, um den Edit-Modus zu verlassen.
Im letzten Schritt kann nun jede Gruppe mit EQ, Kompressor und Hall versehen werden. Dazu wählt man diese an und über die sechs zugehörigen Schalter die gewünschte Funktion. Das Display wechselt nun zu den Parametern, die sich per Select/Edit-Regler editieren lassen. Auch der Gesamtmix lässt sich noch mit EQ, Limiter versehen und der Return-Zweig des Reverbs regeln (Mix A oder Mix B Taster drücken und die gewünschte Funktion auswählen). Arbeitet der DP48 im Dual-Modus, wird mit Mix B genauso verfahren.
Zuletzt sollten noch die My Group-Regler mit einer Gruppe verknüpft werden. Nichts leichter als das: Mix A oder Mix B Taster länger gedrückt halten und die gewünschte Gruppe auswählen. Fertig.
Ambience Mics
Ein herausragendes Feature des DP48 sind die integrierten Ambience-Mikrofone. Diese können dem „trockenen“ Monitorsignal beigemischt werden. Wer viel mit In Ear Monitoring auf der Bühne arbeitet, kennt das Problem, dass vor allem bei komplett geschlossenen Hörersystemen der Kontakt zum Publikum verloren geht. Gerade bei Moderationen ist das sehr störend. Aus diesem Grund habe ich zum Beispiel mein maßgefertigtes In Ear mit Ambience-Bohrungen für den Einsatz von Filtern in die Otoplastiken versehen lassen, um den Kontakt zur Außenwelt nicht vollends zu verlieren. Eine andere Möglichkeit sind Ambience-Mikrofone. Normalerweise werden diese am Bühnenrand aufgestellt und auf das Publikum ausgerichtet. Auf der PA sind deren Signale nicht zu hören, sondern nur auf den In Ear Hörern der Musiker. Mit dem DP48 kann man auf das Aufstellen solcher Mikrofone aufgrund des eingebauten Stereomikrofons verzichten. Das funktioniert dermaßen gut, dass man sogar den eigenen Gesang gut darüber hört. So können Sänger auch gut zuhause zu einem Playback singen und sich an den Gesang mit IEM-Hörern gewöhnen, ohne dafür gleich noch ein Mikrofon und weitere Technik nutzen zu müssen. Über einen Ducking-Algorithmus kann das Mikrofonsignal abgesenkt werden, während die Band spielt. Bei Moderationen hingegen sind die Ambience-Mikrofone dann wieder mit vollem Pegel hörbar. Auch der Equalizer und die Panoramaregelung stehen zur Verfügung.
Talkback
Die integrierten Mikrofone dienen auch als Talkback-Mikrofon. Das ist insbesondere für die Musiker praktisch, die kein eigenes Mikrofon vor der Nase stehen haben. Das Talkback-Signal kann nicht nur auf das Mischpult geroutet werden, sondern wird auch an die DP48 der Mitmusiker übertragen. Endlich muss man nicht mehr bei jeder Unterhaltung während der Probe oder des Soundchecks die In Ears aus den Ohren fummeln (und anschließend wieder hinein). Sehr praktisch!
MIDAS DP48 Aux In
Über die beiden Aux In-Kanäle kann zum Beispiel ein Click eingespielt werden oder aber auch das eigene Instrument. Dieses lässt sich nicht nur dem In Ear-Mix hinzu mischen, sondern auch ans Mischpult senden! Warum nicht das E-Piano einfach ins DP48 stecken statt in eine DI-Box? Auch diese Signale lassen sich auf alle DP48 verteilen, wenn man möchte. Gerade bei der Nutzung von Click Tracks ist das ideal, wenn nicht nur der Schlagzeuger den Click hört. Auch andere Musiker können durchaus davon profitieren. Wie schon für die Ambience Mics stehen für die Aux Ins der Equalizer und die Panoramaregelung zur Verfügung. Schade, dass nicht auch hier Kompressor und Hall aktiviert werden können. Für die meisten Anwendungsgebiete wird das allerdings auch nicht zwingend notwendig sein, deshalb möchte ich mich hier nicht beschweren.
AES50 Rückkanal
Der größte Vorteil des aktuellen Personal Monitor Mixers gegenüber dem Behringer P16-M ist der Return-Zweig, über den Signale per AES50 zurück ans Mischpult gelangen. So bleiben Monitore und IEM-Sender weiterhin am Mischpult oder der Stagebox angeschlossen. Außerdem werden auch die genannten Features, wie zum Beispiel die Talkback-Funktion auf diese Weise ermöglicht. Genutzt werden dafür die ersten acht AES50 Kanäle, was zu einer Verschiebung aller weiteren Kanäle um acht AES50-Plätze nach hinten führt. Dokumentiert ist das im Quick Start Manual leider nicht. Ein einzelner Satz wie „Die AES50 Returns umfassen die Signale von Mix A, Mix B, Aux In und der Ambience Mics und liegen auf den AES-Kanälen xyz“ hätte doch schon gereicht.
Ultranet P16-Tricks
Auch ohne Behringer P16-M und Ultranet lässt sich das Ultranet P16-Routing eines X32 oder M32 gewinnbringend einsetzen. Ein wesentlicher Vorteil der Ultranet P16-Ausgänge ist der auswählbare Tap-Punkt, also der Punkt, an dem das Signal im Signalweg abgegriffen wird. Ein Nachteil des direkten AES50-Abgriffs anstelle von Ultranet ist nämlich, dass das unbearbeitete Signal auf das MIDAS DP48 geführt wird. Vielleicht möchte man aber doch lieber die bearbeitete Drum-Gruppe auf dem In Ear hören? Das ist kein Problem, denn die Ultranet P16-Ausgänge lassen sich ebenfalls per AES50 übertragen. Das hatte man ursprünglich vorgesehen, weil die Stageboxen von Behringer auch über Ultranet-Anschlüsse verfügen und auf diese Weise nicht gesonderte Kabel vom Mischpult zu den P16-M gezogen werden mussten. Aus diesem Grund werden beim X32/M32 im Default-Zustand die P16-Kanäle auf die letzten AES50-Kanäle geroutet. Im Falle des DP48 können wir uns diesen Umstand zunutze machen und einfach die Ultranet P16-Signale am X32/M32 auf einen beliebigen AES50-Ausgang routen und deren Abgriff auf Post-Fader oder Post-EQ stellen, Direct Outs nutzen, die Matrix oder einen Mixbus. Das vervielfacht die Routing-Möglichkeiten erheblich! So könnte man als Sänger zum Beispiel einfach die FX-Returns des X32/M32 auf eine DP48-Gruppe legen und hätte somit die gleichen Effekte zur Verfügung, die auch draußen zu hören sind. Diese lassen sich dann trotzdem über den Gruppenpegel dosieren. Auch die vom FoH-Techniker mit Gates, Kompressoren und EQs versehenen Drum-Mikrofone oder die Drum-Subgruppe klingen vielleicht besser als die unbearbeiteten Mikrofonsignale. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
SD-Recorder
Eine praktische Einrichtung ist der SD-Recorder. Gefällt der eigene IEM-Mix, kann dieser schnell und einfach auf SD-Karte aufgezeichnet werden. Möchte man die so erstellte Aufnahme zum Üben zuhause verwenden, nutzt man einfach die Möglichkeit, den Mix ohne die „My Group“-Gruppe mitzuschneiden. Liegt der eigene Gesang zum Beispiel auf „My Group“, wird dieser in diesem Modus nicht mit aufgezeichnet und ich erhalte ein Playback. Noch schöner wäre eine mehrkanalige Aufzeichnung gewesen, so hätte man nämlich beides gehabt: Die eigene Performance und ein Playback. Aber vielleicht reichen MIDAS das mit einem späteren Firmware Update noch nach, man weiß ja nie.
Praxis
Wie das auch bei Behringer leider in den letzten Jahren üblich war, liegt auch dem DP48 in trauriger Behringer-Tradition nur ein gedrucktes Quick-Start-Benutzerhandbuch bei und auch die Website hält keine ausführliche Aushabe bereit. Als ehemaligem technischen Autor der Firma Behringer blutet mir jedes Mal das Herz, denn oft ergeben sich viele der tollen Möglichkeiten nur per Zufall. Auch die Videos, die Behringer und MIDAS mittlerweile anbieten, lassen viele Lücken. Zuschriften von AMAZONA.de-Lesern mit der Bitte um Hilfe zeigen, dass hier durchaus Bedarf ist. Wie dem auch sei: Das MIDAS DP48 macht diesbezüglich keine Ausnahme. Die grundlegende Inbetriebnahme geht dennoch schnell von der Hand. In meinem Fall greife ich die AES50-Signale vom AES50 B-Port meines Behringer X32 Rack ab, welches seine Signale wiederum von einer am AES50 A-Port angeschlossenen S32 Stagebox erhält. Das Routing lässt sich in diesem Fall sehr schnell und einfach über den AES50 B Output Screen des Routing-Menüs erledigen.
Nach dem Firmware-Update auf Version 1.3 klappt auch die Namensübertragung vom Behringer X32 an den Personal Monitor Mixer ohne Probleme. Die Namen aller X32 Kanäle und die dazugehörigen von mir vergebenen Farb-Labels stehen sofort nach dem Einschalten des MIDAS DP48 bereit. So muss das sein. Immerhin verrät die Bedienungsanleitung die wesentlichen Schritte, die für das Zuweisen der Kanäle zu den 12 Gruppen notwendig sind. Dies ist in der Tat schnell erledigt. Eine Farbcodierung zeigt sofort an, welche Kanäle belegt sind und ob gerade ein Signal anliegt. So ist die Zuweisung schnell erledigt. Man könnte das auch automatisch anhand der Namen oder Farb-Labels erledigen lassen, mir ist die manuelle Belegung aber lieber. Auch das Ändern der Kanallautstärke und das Panning sind kein Problem. Es dauert einige Minuten bis der erste Mix steht, doch die Startkonfiguration macht man in der Regel nur einmal und speichert sie dann als Preset ab. Durch die klaren Bezeichnungen aller Regler und Schalter erschließt sich die grundlegende Bedienung fast von selbst. Gut so. Nachdem die Manual-Lücken zu den AES50 Return-Kanälen geschlossen waren, zeigte sich: X32 Rack, S32 und MIDAS DP48 sprechen perfekt miteinander.
An den folgenden Tagen war dann das DP48 im Dauereinsatz. Alle Funktionen wurden ausprobiert und die Begeisterung ist mit jeder Minute gestiegen. So einfach kann es sein, einen persönlichen IEM-Mix zu erstellen. Da mir beim Behringer P16-M die Möglichkeit fehlte, Signale per AES50 auf den Mixbus zu schicken, habe ich bisher meine IEM-Mixe entweder über iPads, iPhones oder den Behringer X-Touch Controller erstellt, für den ich mir extra ein X32 Overlay für das Bedienfeld über einen Drittanbieter bestellt habe. Das funktioniert – mit Abstrichen – auch alles recht gut. Aber so wirklich komfortabel war es nicht, insbesondere nicht mit dem X-Touch Controller, bei dem nämlich nach dem Anwählen eines Busses die Kanalbelegungen nicht mehr im Display angezeigt werden, so dass man entweder ein sehr gutes Gedächtnis benötigt oder ständig zwischen Main- und Mixbus hin und her schalten muss, um die Belegung zu erfahren. Das MIDAS DP48 ändert all das. Es macht richtig Spaß, am eigenen IEM-Mix zu schrauben und sofort kommen Ideen, wie man mehrere DP48 für Proben einsetzen könnte, um dann gleichzeitig noch jedem Musiker einen Mitschnitt für das weitere Üben zuhause mitzugeben. Der MIDAS DP48 Personal Monitor Mixer erledigt alle seine Aufgaben klaglos und zuverlässig. Da ich aber ein neugieriger und in technischer Hinsicht gemeiner Mensch bin, probiere ich immer auch nicht vorgesehene Tastenkombinationen aus, drücke Tasten länger als benötigt und provoziere damit Systemhänger und Abstürze. Um es deutlich zu sagen: Bei normaler Bedienung läuft der MIDAS DP48 ohne Probleme und niemand käme wohl auf die Idee, zwei oder drei Tasten gleichzeitig über längere Zeit zu drücken, wenn nicht eine Beschriftung am Display oder ein Hinweis im Benutzerhandbuch dazu auffordert. Man kann dem MIDAS DP48 also durchaus eine sehr hohe Betriebssicherheit unterstellen. Ein nettes „Feature“ am Rande: Steht der Volume Regler von Mix A oder Mix B nicht auf 0, gibt das MIDAS DP48 nach dem Starten einen Warnhinweis aus und bootet erst dann, wenn die Volume-Regler komplett zugedreht wurden. Prima, so bleibt das Gehör von Schäden durch Knackser verschont.
Einige Fotos stehen auf dem Kopf…. :-)
@musikreaktor Kann ich nicht bestätigen, auf dem iPhone, am Laptop und in mehreren Browsern ist alles korrekt.
@musikreaktor Vielen Dank für den Hinweis. Wir konnten das Problem beheben. Es taucht nicht in allen Browsern und bei allen Betriebssystemen auf. Am Mac ist bei den Fotos vor dem Hochladen und auch danach alles normal, deshalb hat es etwas gedauert, das einzugrenzen. Auch unter Windows taucht das Problem in einem Browser auf, in anderen nicht. Ohne eure Hinweise wäre das wahrscheinlich lange unentdeckt geblieben. Es war ein Problem mit doppelten EXIF-Daten und durch das Löschen dieser Einträge war das dann auch schon erledigt.
Woran erkennt man nerdige Insider-Texte? Daran, dass mir nach ein paar Absätzen die Lust am Lesen vergeht, weil ich andauernd irgendwelche Abkürzungen googlen müsste (FoH, IEM, etc.). Schade eigentlich. Ich schlage vor, dem Test ein Glossar für Anfänger beizufügen.
@cellbiol Hi,
es stimmt, manchmal können Testberichte ganz schön technisch werden. Das trifft hier natürlich in großem Maße zu, weil die Thematik recht komplex ist. Zwar ist das Gerät für Musiker recht leicht zu bedienen, allerdings erfordert die Einrichtung schon die Zusammenarbeit mit einem Techniker, der sich mit den MIDAS/Behringer-Digitalpulten gut auskennt.
Vielleicht machen wir ja tatsächlich mal ein Glossar für Amazona? Die Idee ist gar nicht mal schlecht.
Hier schon mal die Erklärung der beiden von dir genannten Begriffe:
FoH = Front of House = alles, was zum Mischpultplatz im Publikum gehört, daher der Begriff „Front of House“. Der FoH-Techniker ist also derjenige, der den Sound für das Publikum mischt.
IEM = In Ear Monitoring = Monitor-Sound über kleine Kopfhörer
AES50 = Digitales Multiplexing-Format von KlarkTeknik, welches für die digitale Signalübertragung über geschirmte CAT5-Kabel bei MIDAS und Behringer genutzt wird.
Ultranet (P16)= Digitalformat ähnlich AES50 für Monitor-Anwendungen und Übertragung über CAT5-Kabel
AUX-Weg = übersetzt „Hilfsweg“, ist ein sogenannter Mischpult-Bus, über den zusätzlich zu den Hauptausgängen, die das Signal zu Endstufen oder Aktivlautsprechern führen, das Signal abgezweigt und aus dem Pult heraus (Aux-Send) und wieder herein (Aux-Return) geführt werden kann.
Weitere Fragen? Schreib mir gerne eine Nachricht!
Klickt man auf „view image“ stehen die Bilder wieder richtig. ;-)
@SoundForger2000 Kann ich nicht bestätigen. Mehrere Endgeräte – alle richtig herum. Macht doch mal bitte einen Screenshot und schreibt, welcher Browser, welches Endgerät. Vielleicht können die Admins das dann eingrenzen und beheben. Scheint nicht überall so zu sein.
@Markus Galla Bilder stehen im Firefox unter Windows 10 auf dem Kopf, in Chrome und Edge Chromium aber nicht. Ich würde vermuten, dass es an der „gedreht-Information“ in den Metadaten des Bildes liegt, die nicht von allen Endgeräten interpretiert wird. Bilder im Grafik-Programm „echt drehen“ und gedreht neu speichern würde das Problem wahrscheinlich beheben.
Vielen Dank für den Hinweis. Alle Bilder wurden vor dem Hochladen richtig gedreht. Interessanterweise erscheinen sie dann manchmal in WordPress dennoch falsch herum, was vermutlich an den EXIF-Daten liegt, die nach wie vor in den Bilddateien enthalten sind und vielleicht nicht immer überschrieben werden. Eigentlich sollte WordPress das Problem schon vor Jahren behoben haben und ich höre jetzt tatsächlich das erste Mal davon. Bei mir in Safari und Chrome ist alles richtig herum. Es gab früher zahlreiche Plugins für WordPress, die dem Drehen entgegenwirken sollten. Interessant. Ich gebe das mal so an die Admins weiter.
Hallo, vielen Dank für den wertvollen Hinweis. Konnte das Problem beheben. Am Mac werden die Bilder richtig angezeigt – in Fotos wie in Pixelmator und selbst die EXIF-Daten scheinen zu stimmen. Untersucht man diese dann aber mal näher, findet man einen doppelten EXIF-Eintrag. Firefox scheint den ersten Eintrag zu nehmen (der ist falsch) und Chrome/Safari den zweiten Eintrag (der ist richtig). Deshalb wird am Mac alles richtig angezeigt. Selbst nach dem Speichern in Pixelmator bleibt dieser doppelte Eintrag drin, wenn man nicht das Format konvertiert. Habe jetzt mit EXIF Cleaner Pro alle EXIF-Daten gelöscht und siehe da: Alle Fotos stehen am Mac in jeder Software auf dem Kopf. Der Artikel wurde entsprechend korrigiert. Nun sollte alles laufen (Browser Cache leeren!). Gut, dass wir so aufmerksame Leser haben, die Firefox nutzen und nicht Mainstream Browser wie Chrome oder Safari :-)
@Markus Galla Bei mir (erster Kommentar, s.o.): Mac OS Catalina 10.15.3 mit Google Chrome Version 81.0.4044.122. Nun ist aber alles schick.
@musikreaktor Sehr interessant übrigens: Bei mir auch Catalina mit Google Chrome und Safari und alles war immer richtig. Ich schätze, dass die doppelten EXIF-Einträge, die Fotos und Pixelmator vorgenommen haben, für Interpretationsprobleme gesorgt haben. Ab sofort laufen bei mir alle Fotos durch ein Tool, das die EXIF-Daten einfach löscht, dann sollte so ein Problem nicht mehr auftauchen. Noch einmal vielen Dank für eure Rückmeldungen.
Ich hatte das Teil auch diese Woche zum Test.
Was sich Cooles hinzufügen lässt: Im „Single“ Modus lässt sich der „My Group Mix B“ Regler auch für Mix A nutzen. So hat man, mit ausgewählter Gruppe, direkten Zugriff auf 4 Lautstärkeregler, inklusive Master-Lautstärke. Darüber hinaus gibt es einen Standalone-Modus, was das Teil in Verbindung mit einer Stagebox zu einem Mini-Mixer macht.
Allerdings war mir die Rücksendung der im DP48 erzeugten Signale über AES50 auch nicht bewusst. Was würde denn passieren, wenn schon alle 48 Kanäle belegt sind?
@cloudy Die Standalone-Funktion habe ich auch getestet. Mir fehlt aber die Möglichkeit, die Phantomspeisung einzuschalten und die Preamps zu kontrollieren. So bleibt nur die S16 als Möglichkeit und SD16 oder S32 scheiden aus. Für die S32 könnte man sich höchstens einen MIDI-Mixer basteln und die Preamps per MIDI kontrollieren. Sehr schade, denn das wäre der absolute Hammer gewesen. Für das Heimstudio aber vermutlich ausreichend.
Dass alle AES-Kanäle belegt sind, ist doch reichlich unwahrscheinlich. Bei der WING jedenfalls. Und auch beim X32 hat man ja 2×48 Kanäle zur Verfügung.
Und ich dachte, Firefox wäre „Mainstream“. ;-)
Danke für’s Fixen.