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Test: Novation Bass Station 2, analoger Synthesizer

Back to the roots

14. September 2013

Das große Comeback analoger Synthesizer nimmt erfreulicher Weise kein Ende und hat nun auch Novation veranlasst, eine überarbeitete Neuauflage der 1993 erschienen Bass Station heraus zu bringen.
Die Ur-Bass Station wurde damals als vermeintlicher TB-303-Clone vermarktet, hatte aber trotzdem gute Qualitäten als Bass- und Lead-Synthesizer.

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Nachdem sich Novation nach der Ur-Bass Station mit der Supernova Serie auf die Seite der VA-Synthesizer geschlagen hatte, besinnt man sich offensichtlich mit der Bass Station 2 seiner analogen Wurzeln.

Bei der neuen Novation Bass Station 2 wurde das kompakte Keyboardformat im „klassisch“ schwarz-blauen Design übernommen, während die Ausstattungsmerkmale an die Super-Bass-Station (gab es damals nur im Rack-Format) von 1997 erinnern.

Auf den ersten Blick

Die Bass Station 2 besteht komplett aus Kunststoff, ist aber wesentlich robuster und solider verarbeitet als das Original. Das schwarze Gehäuse besitzt einen hellblauen Boden, in dem zwei kleine Griffmulden eingelassen sind, ähnlich wie beim Novation Launch Key. Auf die fragwürdigen Gurthalterungen der ersten Bass Station wurde verzichtet. Die Maße des Gehäuses betragen 45,5 Zentimeter in der Breite, 27 Zentimeter in der Tiefe und 7,5 Zentimeter in der Höhe, somit kann der kleine monophone Synth ohne Probleme in einer Umhängetasche transportiert werden. Das anschlagsdynamische Keyboard umfasst zwei Oktaven und verfügt über Aftertouch. Links davon befinden sich die Pitch- und Modulationsräder, die mit einer stylischen, blauen Beleuchtung ausgestattet sind.

Die Bedieneroberfläche ist schön übersichtlich gestaltet und in folgende Sektionen unterteilt: Oszillatoren, LFOs, Mixer, Filter, Envelopes, Effekte, Portamento, Arpeggiator und Master. Mit 24 Drehreglern, vier Schiebereglern, zahlreichen Druckknöpfen, Hebeln und Dioden ausgestattet, ermöglicht die Bass Station 2 einen relativ schnellen Zugriff auf alle Parameter, kommt dabei aber nicht ohne Doppelbelegungen und ein, über das Keyboard anwählbares, Untermenü aus.

Auf der Rückseite befindet sich der Mono-Output, ein Audio-Input für das Filter, ein Sustainpedal-Anschluss und ein Stereo-Kopfhörerausgang – alle drei im 6,3 mm Klinkenformat. Neben dem obligatorischen MIDI-Duo und der Buchse für das mitgelieferte 9-Volt Netzteil, ist ein USB-Port eingebaut, der optional zur Stromversorgung und als MIDI-Interface dient.
Damit keiner den Synth auf der Bühne klauen kann, ist auch noch im Gehäuse eine Aussparung für ein Kabelschloss eingelassen.

Ausstattung der Sektionen

In der oberen linken Ecke der Bedieneroberfläche befindet sich die Mastersektion, mit der die Gesamtlautstärke eingestellt wird und die Zugriff auf die 64 Presets und die 64 Benutzerspeicherplätze gewährt.
Daneben liegen zwei identische Oszillatoren und ein separater Suboszillator, die deutlich mehr Schwingungsformen als früher bieten. Beide DCOs verfügen über Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Puls, die Stimmung lässt sich mit einem Tuning- und einem Feintuningregler einstellen und via LFO und Envelope modulieren. Zusätzlich gibt es vier schaltbare Oktavlagen, Oszillatoren-Synchronisation und Pulsbreitenmodulation per Envelope, LFO oder manueller Einstellung.
Abhängig von der Tonhöhe des ersten Oszillators, erklingt der Suboszillator ein bis zwei Oktaven tiefer und ist in der Lage eine Sinus-, Rechteck- oder Pulsschwingungsform zu generieren.

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In der Mixersektion werden die Lautstärken der Oszillatoren festgelegt. Genau wie bei der Super-Bass-Station kann hier dem Sound Weißes Rauschen hinzugefügt und die Oszillatoren 1 und 2 mit einem einfachen Ringmodulator bearbeitet werden. Außerdem lässt sich das Volume des Eingangs für externe Klangquellen bestimmen, so dass die Bass Station 2 auch als Filterbank oder Verzerrer genutzt werden kann.
Auch die zwei LFOs sind deckungsgleich mit Delay, Temposynchronisation, Dreieck, Rechteck, Sägezahn und Random ausgestattet. Die eine ADSR-Hüllkurve dient zur Modulation des Filters, der Pulsbreite oder der Oszillatoren und die andere als Amp-Envelope.
In dem Abschnitt für die Filter sind die Möglichkeiten zu den Vorgängern deutlich gewachsen. Nachdem vor 20 Jahren der Versuch, einen 303-Clone zu schaffen fehlgeschlagen war, scheint Novation mit eisernem Willen dieses Ziel erneut anzustreben, indem ein 24 dB „Acid“ Dioden-Tiefpass-Filter, optional anwählbar, neben dem klassischen Bass Station Filter integriert wurde. Letzteres kann als Lowpass-, Bandpass- und Highpass mit 12 oder 24 dB verwendet werden, beide Filtertypen lassen sich über LFO oder Envelope steuern. Zusätzlich liegt vor dem Eingang des Filters ein Verzerrer, mit dem das Signal des Mixers bei Bedarf übersteuert wird.

Von schlichten Oktav-Arpeggios, über 32 vorgefertigte Rhythmus-Pattern bis hin zu vier selbstprogrammierbaren Sequenzen bietet die Arpeggiator-Sektion zahlreiche Möglichkeiten, die Bass Station 2 zu triggern. Über das Untermenü kann zusätzlich noch eine Swingfunktion aktiviert werden.
Der Portomento-Regler ermöglicht wie gewohnt ein Ineinandergleiten der Töne, während die Effektsektion einen analogen Verzerrer am Ende des Signalwegs bietet und eine Modulation des Filters via Oszillator 2 ermöglicht. Leider wurde auf den Chorus und die Stereo-Panorama-Modulation der Super-Bass-Station verzichtet.
In dem Untermenü versteckt sich auch noch ein schlichter Limiter, der die hohen Spitzen am Signalausgang begrenzt.

Praxis

Die Bedienung der Novation Bass Station 2 gestaltet sich sehr leicht. Die Regler sind schön groß und griffig und haben vor allen Dingen mehr Abstand zueinander, was bei den Vorgängermodellen ein großes Manko war. Besonders sticht der Cutoffregler hervor, da er einen Durchmesser von knapp 2,5 Zentimeter hat und regelrecht zum Zugreifen einlädt. Die Klaviatur spielt sich bequem und hat eine durchschnittliche Qualität. Auch die Doppelbelegungen der Sektionen lassen sich mit ein bisschen Gewöhnung sehr intuitiv bedienen, ebenso wie das Untermenü, die Speicherverwaltung und der Arpeggiator. Mit Grausen kommen Erinnerungen an das äußerst frickelige Menü der Super-Bass-Station auf, bei dem zum Beispiel für das Einstellen der Temposynchronisation von den LFOs oder dem Arpeggiator eine Tabelle nötig war, um zu erfahren, welcher kryptische Wert für welche Rhythmusart steht. Das ist bei der Bass Station 2 deutlich besser gelungen, denn es werden einfach die passenden Werte im Display angezeigt.

Der Arpeggiator ist eine große, kreative Bereicherung, mit der zügig aus dem Bauch heraus Pattern erstellt werden können, die dank der Swingfunktion wunderbar grooven und hüpfen.
Mit dem USB-Port kann die Bass Station 2 komplett gesteuert und verwaltet werden, allerdings ist es nicht möglich, externe Geräte damit zu bedienen.
Der Limiter ist in Hinblick auf Live-Anwendungen sicherlich praktisch, um Übersteuerungen zu vermeiden. Er sollte im Normalfall mit Bedacht eingesetzt werden, um nicht zu viel Dynamik zu verlieren, wiederum kann er aber auch bei extremen Einstellungen als Kreativ-Tool sehr interessant sein, da ein Sound sich bis zu starken Verzerrungen platt bügeln lässt.

Klang

Die Bass Station 2 hat einen modernen, analogen Ton, der sich gut für Bass-, Lead- und FX-Sounds eignet. Der Klang ist fast immer sehr gesättigt und kräftig, er besitzt auffällige obere Mitten und saubere Obertöne.
Äußerst flexibel und vielseitig lässt sich die Filtersektion verwenden, da die beiden Filtertypen völlig unterschiedliche Klangfarben haben.
Beim Einsatz des „Acid“-Filters wird der Sound sehr vollmundig und die Resonanzen stechen nicht so sehr hervor wie bei dem klassischen Bass Station Filter, das einen klareren Ton hat und bei der Selbstoszillation im 24 dB Modus ohrenbetäubend kreischen kann. Das neue Filter stellt eine große Bereicherung dar und tatsächlich hat es auch einen schönen „Acid“-Charakter, wenn auch nicht den einer 303.

Durch die zwei Distortion-Einheiten können natürlich auch die „Acid“-Qualitäten der Bass Station 2 gesteigert werden, aber vor allen Dingen bieten sie ein großes Spektrum zur Klanggestaltung. Beide Verzerrer sind sehr unterschiedlich geartet, das Filterdistortion sorgt eher für eine Sättigung und Übersteuerung im Bass- und unteren Mittenbereich, während das Distortion der Effektsektion von subtilen Obertönen bis hinzu brachialer Verzerrung und Kompression reicht.
Die Modulatoren arbeiten sehr präzise, was besonders an der aufgeräumten Pulsbreitenmodulation hörbar ist, zudem sind die Hüllkurven sehr schnell, so dass auch Rhythmusinstrumente wie Bass Drum, Snare und Hi-Hat realisierbar sind. Gerade bei Verwendung des Arpeggiators können komplexe Sounds geschaffen werden, die sich allein durch das Ein- und Ausschalten der drei Oszillatoren wunderbar steigern lassen.

Das original, die Bass Station 1 von 1993

Bass Station 1 vs. Bass Station 2

Bei dem direkten Vergleich zwischen den übereinstimmenden Funktionen der Bass Station 1 und 2 war es schwierig, eine exakt identische Einstellung zu finden, besonders durch das unterschiedliche Verhalten der Modulatoren. Ohne Zweifel ist der Grundton beider Synthesizer extrem nah beieinander, trotzdem klingt die Neuauflage – auch wenn es nur um Nuancen geht – moderner.

Die Ur-Version ist ein bisschen roher und dynamischer, wogegen der Ton der Bass Station 2 auch ohne Einsatz von Distortion oder dem Limiter komprimierter wirkt, was bei einer Aufnahme sogar an der Amplitude zu sehen ist. Auch Filterverläufe und Modulationen klingen sauberer und weicher und der obere Mitten-Anteil ist ausgeprägter und brillanter.
Diese Unterschiede sind völlig in Ordnung, da die Bass Station 2 eine gesunde Weiterentwicklung der Bass Station Serie ist und nun mal auch ein deutlich größeres und vielseitigeres Klangpotential bietet.

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Fazit

Novation hat eine gelungene Neuauflage der Bass Station heraus gebracht, die einen schönen, modernen Analogsound besitzt und sehr flexibel und vielseitig nutzbar ist. Die Oberfläche ist übersichtlich und leicht in der Handhabung, alle Bedienelemente machen einen widerstandsfähigen Eindruck und auch das Gehäuse ist sehr ordentlich verarbeitet. Unterm Strich ist der Preis von knapp 470,- Euro angemessen und fair. Die Bass Station 2 tritt damit in direkte Konkurrenz zum DSI Mopho und Aturia MiniBrute, die zwar ähnlich geartet sind, aber doch völlig unterschiedlich klingen. Letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, welchen Sound man bevorzugt.

Klangbeispiele: Studer 962, RME HDSP, Logic (ohne Nachbearbeitung)

Plus

  • moderner, kräftiger Analogsound
  • große Klangvielfalt
  • intuitive Bedienung
  • robuste Verarbeitung
  • fairer Preis

Preis

  • UVP: 529,- Euro
  • Straßenpreis: 469,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Viertelnote AHU

    sehr schöner Bericht und gute Klangbeispiele.
    „Wieder ein monophoner Synthesizer“…könnte man meinen, aber
    durch den variablen Klang, hebt sich die Bassstation doch deutlich von
    anderen neuen Monos ab.

    Einzig der Ringmodulator klingt etwas seltsam.

    Das Desin gefällt mir sehr gut (Kombi aus Dreh,-und Schiebereglern)
    Das Preis,-Leistungsverhältnis ist ebenfalls sehr gut.

    mfG

  2. Profilbild
    syntach

    Top Test, Top Klangbeispiele (!!) und die Bass Station 2 ist auch überraschend gut, irgendwie kam mir Schippmann Cremigkeit in den Sinn. Super gemacht, Chris Pfeil!

  3. Profilbild
    Tyrell RED

    Klasse Sound, toller Look, aber der Korpus macht keinen besonders stabilen Eindruck. Hat man mal einen Arturia Brute in der Hand gehabt, kommt einem die BS2 eher vor wie ein Spielzeug – rein haptisch ;-)

    • Profilbild
      sipeng

      @Tyrell Ich weiß genau was du meinst da ich den minibrute auch schon hatte und jetzt die station 2 gekauft hab. so ziemlich das plasticteil leider. ich würde echt 100 euro mehr für ein metalgehaüse zahlen….

  4. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Ein Vergleich der beiden „Minibrute“ und „Bass-Station“ wäre interessant, da sie beide analog-Mono und auch preislich etwa in der gleichen Liga zu Hause sind. Natürlich nicht nur der Haptik wegen.^^ Mich wundert es das die BS einen weniger stabilen Eindruck hinterlässt da sich beim Minibrute die Tasten bei stärkerem Drücken verbiegen (kein Scherz), was hoffentlich bei der BS nicht der Fall ist. Bei so etwas ist mir das labiler fühlende Gehäuse schon fast egal. Ich muss aber gestehen das ich beide Geräte bislang noch nicht in der Hand hatte.

  5. Profilbild
    Kosh

    kleiner hinweis: ich habe gestern durch zufall entdeckt, dass die bass station 2 massiv im preis gefallen ist. ich habe die preise vorher nicht beobachtet, daher weiß ich nicht, wann genau der drop kam. ich hatte die bass station immer mit der preisregion um die 500€ rum in erinnerung. naja, gestern geschaut, und sie ist z.zt. neu für 365€ zu haben. damit läßt sie vom preis her die konkurrenz in der preisklasse (minibrute, mikrokorg xl etc.), die preismäßig immer noch an der 500er-grenze kleben, weit hinter sich. da ich nicht weiß, ob die bass station vielleicht preislich doch wieder anzieht, habe ich mir nun gestern den kurzschluss erlaubt, und mir meine geholt. und nach gestern nacht kann ich sagen: keine fehlinvestition. wer also gerade einen akuten GAS-anfall bekommt, sollte vielleicht hier zuschlagen ;)

  6. Profilbild
    andreas2

    Bei einem Tagesangebot von 345.-€ konnte ich auch nicht widerstehen. ;) Ein wirklich gelungener Synth, mit dem ich viel Freude habe. Mein iPhone4s mit Line6 MidiMobilizer dient als Midi-Recorder/ Player, ein (fast) perfektes Paar. Die BSII lässt sich problemlos mit einer USB-Powerbank betreiben, somit steht auch der Mobilität für den leichten und griffigen Synth nichts im Wege. Meine Empfehlung nicht nur für analoge Newcomer, das Teil macht süchtig. ;)

    PS: Moogulator fragte in seinem BSII-Test im Synmag, „ob das der neue Volkssynth wäre?“ Ich würde diese Frage mit ja beantworten.

  7. Profilbild
    Weintrog

    Hoffentlich kommt Novation irgendwann mit einer Bass Station 3 heraus. Mit 3 Oktaven, zwei getrennten Envelopes auf dem Panel und einem Oreifachschalter für die 3 Oszillatoren. und vllt noch osc-Fm als Schmankerl obendrauf? Man wird ja träumen dürfen…

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