Effekte
Alle wichtigen Effekte wie Hall, Chorus und Delay inklusive Tap-Tempo-Funktion sind mit an Bord und können auf Wunsch auch weitgehend editiert werden. Wem das zuviel ist, der schaltet einfach in den Simple-Modus, wodurch nur noch die wichtigsten Parameter angezeigt werden.
Das TouchMix-30 besitzt zwei verschiedene Hall-Effekte, den Dense-Reverb und Lush-Reverb. In den Audiobeispielen hört ihr den Dense-Reverb z.B. auf der Snare und den Toms. Er ist eher für die Nachahmung realer Räume gedacht als der Lush-Reverb. Zusätzlich gibt es einen Pitch-Shifter, der die linke und die rechte Seite unterschiedlich verstimmen kann. Gepitcht wird im Fine-Modus in Cent-Schritten bis maximal 1300 cent, also plus/minus eine Oktave und einen Halbton. Damit lassen sich auch schöne und subtile Breitmacher-Effekte realisieren.
Zusätzlich kann auf einer Spur eine Tonhöhenkorrektur ähnlich dem bekannten Auto-Tune aktiviert werden. Es gibt dabei aber nur wenig Einstellmöglichkeiten und keine auswählbaren Tonleitern oder die Möglichkeit, bestimmte Töne auszuschließen, daher ist der Nutzen begrenzt.
Presets
Das TouchMix-30 besitzt eine ganze Reihe von Presets, unterteilt nach Instrumenten. Sie bilden einen guten Startpunkt für Anpassungen und beinhalten eine Vielzahl gängiger Instrumenten- und Stimmen-Presets aus Rock und Pop. Nutzt man den FX-Wizard, werden sogar ganze Routings mit Einbeziehung von Aux-Wegen und Send-Effekten erstellt.
Hier muss ich aber eine der wenigen Kritiken anbringen. In den Kanal-Presets wird nämlich die Aktivierung der Phantomspeisung gespeichert. Im Zweifelsfall kann man sich damit sein teures passives Bändchenmikrofon zerschießen. Meine China-Bändchen vertragen zum Glück Phantomspeisung, sonst wären sie beim Test wohl gegrillt worden. In den Presets hat die Aktivierung von Phantomspeisung nichts zu suchen, zumal die eigentliche Aktivierung sehr gut gelöst ist. Es gibt sogar eine eigene Taste um das 48V-Menü aufzurufen.
Automatikfunktionen
Die Automatikfunktionen werden bei QSC Wizard genannt. Es gibt neben dem oben beschriebenen FX-Wizard auch einen sogenannten Gain-Wizard, der die Gain-Werte der Eingangskanäle überwacht. Er kann den Gain aber nicht selbsttätig ändern, was äußerst begrüßenswert und in dem Fall technisch auch nicht möglich ist. Er zeigt aber im laufenden Betrieb an, wenn auf einem oder mehreren Kanälen zu viel Gain reingedreht wurde und Übersteuerung droht. Ich hatte in der Praxis keinen Bedarf für den Gain-Wizard, da der Pegel aller Kanäle sehr genau und gut aufgelöst angezeigt wird und das richtige Pegeln damit sehr einfach ist.
Der Tuning-Wizard ist eine Art automatische Raumkorrektur. Man benötigt für die Nutzung ein Messmikrofon, das in den Talkback-Eingang gesteckt wird. Bei der Einmessung kann man zwischen drei Methoden auswählen, wobei die Anzahl der Messpunkte von einer bis vier Messpunkten ansteigt. Ich habe die Funktion in meinem Abhörraum ausprobiert und an vier Punkten im Raum die Frequenzgang messen lassen. Der Tuning-Wizard führt den Nutzer dabei schrittweise durch das Messprozedere und zeigt auch, wo das Mikrofon platziert werden soll. Das Ergebnis wird nach erfolgreicher Messung im grafischen EQ des vorher ausgewählten Ausgangs als Überlagerung angezeigt. Die Anpassungen des Tuning-Wizard sind eher subtil, aber auch sehr passend. Die Probleme in meinem Raum wurden gut erkannt, aber auch nicht überkompensiert, wie das manch andere Automatik gern mal tut. Der Tuning EQ lässt sich separat vom grafischen Equalizer aktivieren und hat für mich eine hörbare Verbesserung gebracht. Gerade live oder bei der Aufnahme in unbekannten Räumen kann der Tuning-Wizard wertvolle Dienste leisten, zumal er auf allen Ausgängen separat ausgeführt werden kann. Es lässt sich dabei einstellen, ob man dabei eine möglichst gerade Frequenzgangkurve erreichen möchte oder eine auf Live-Situationen optimierte Kurve.
Kann man die manuellen Gainregler hoffentlich irgendwie umgehen?
Ansonsten ist total Recall doch nicht mehr möglich.Wie soll man mehrere Bands stressfrei abmischen, die sich hintereinander einstöpseln, wenn ich keinen Gain speichern kann?
Oder hab ich da was überlesen.
Wenn nicht, wäre das für mich leider ein NoGo für Live.
@vssmnn Nein, den manuellen Gain kann man nicht umgehen. Da bleibt nur die Schablone zum Drüberlegen oder ein kurzer Line-Check vorher. Es hat aber auch echt Vorteile. Ich habs gerade wieder erlebt. Ein Kinderchor in der Kirche, mit Begleitung, Chorabnahme und einer Menge Raumikros für einen gleichzeitigen Mitschnitt. Über die PA liefen dabei vier Kleinmembraner als Chor-Mikros. Es ist zweimal passiert, dass sich leichtes Feedback aufgeschaukelt hat. Da hab ich in der Eile instinktiv an die Gain-Regler gegriffen. Für den Anti-Feedback-Wizard blieb vorher leider keine Zeit.
@r.biernat Schablone hatten wir vor 20 Jahren.
Das muss ich nicht mehr haben.
Die gleiche Schwachstelle wie beim Mackie DL16.
Heute abbauen und morgen aufbauen oder mehrere am Nachmittag vorbereitete Band-Setups ohne Zwischendurch Soundcheck nach dem Umstöpseln und los geht´s, … geht also nicht, weil die Preamps nicht programmierbar sind..
@vssmnn Meine Erfahrung als Musiker mit solchen Soundchecks am Nachmittag waren meist ernüchternd. Am Abend war es dann so gut wie immer anders und vor allem schlechter. Mit einem kurzen Line-Check 5-10 Min vor der Mucke bin ich meistens besser gefahren. Ansonsten macht man bei jeder Band schnell ein Foto von den Gain-Einstellungen mit dem Handy und kann das schnell abgleichen. Für die ganz großen Mucken würde ich definitiv was anderes mit Fadern und Netzwerk nehmen. Für kleinere Sachen und vor allem Live-Aufnahmen ist das TM-32 aber top.
In dieser Preisklasse tummelt sich schon das behringer x32 mit Hardware Fadern, ich kann nicht verstehen warum man auf das Feedback von Hardware Regler verzichten will? Und gerade live braucht man doch alle Regler vor sich und will nicht durch pages und submenues tippen.
Aber jeder wie er will.
Das verstehe ich auch nicht – einmal beim regeln kurz weg gekuckt und schon auf dem display verrutscht. Das funktioniert doch schon am Rechner mit Reglern und Fadern nur sehr unbequem. Außerdem reicht es manchmal nur in die Nähe vom Display zu kommen, schon bewegt sich was und Feineinstellung geht schon gar nicht mit den Fingern. Und was, wenn man mal mehrere Regler auf einem bewegen will?
Touchdisplay ist sicher irgendwie aufregend und modern aber ich hab‘ noch keine Anwendung gesehen bei der es dann auch richtig zuverlässig funktioniert (hab‘ aber auch schon eine Weile aufgegeben, eine zu suchen…).
Das stimmt schon. Ich bin auch ein Freund echter Fader und ich würde mir ehrlich beides wünschen. Fader und ein Touchdisplay, weil sich darauf gut navigieren lässt. Auch EQ-Einstellungen lassen sich am Touchscreen sehr gut umsetzen. Aber Fader sind eben Fader und nicht durch einen Touchscreen ersetzbar. Ausser man hat vielleicht etwas in der Größe des RAVEN MTi2 von Slate Digital. Der Encoder am Touchmix hilft da aber auch schon.
Danke für den ausführlichen Test. Endlich auch mal die Anwendungsmöglichkeit im Studio getestet. Der lüferlose Betrieb ist dafür ja eine gute Grundlage und ich sehe das Gerät eher im Studio. So ein Test fehlt bei vielen anderen Mischern. Hier scheint auch das Audiointerface mehr als brauchbar zu sein. Mit 48 kHz ist der Mixer auch für Videostudios interessant. Auch ist er mit seinen 7,9kg und seinen kompakten Massen auch noch tragbar. Ein Hinweis zum Zubehör: Ein Rackmount, eine preiwerte gute Tasche, eine Abdeckhülle sowie eine praktische Tablet-Halterung sind dazu lieferbar. Im Live-Bereich steht es in Konkurenz zu der Behringer x32 Serie.
@Franz Walsch Das kann ich so unterschreiben. Im Studio oder für Live-Aufnahmen ist das Pult sehr gut geeignet. Ich persönlich bin froh, wenn ich nicht so viel schleppen muss. Und hier kann ich ohne Rechner aufnehmen (Ich liebe es live aufzunehmen, auch im Studio, wenn die Band gut genug ist). Die direkte Festplattenaufnahme wäre für mich persönlich der Entscheidungsgrund auch im Vergleich zum X32.
Hat alles mit an Bord. Umso weniger verstehe ich das Fehlen von Midi zum syncen interner Effekte. Grundsätzlich finde ich das Konzept prima, mir haben schon die kleinen touchmixes gefallen, aber ohne Midi iss das nix für mich.
@Atarikid Midi ist leider nur sehr rudimentär implementiert und auch nur über USB (nur Schlatvorgänge möglich, kein Midi-CC) Wenn das etwas umfangreicher wäre, dann könnte man z.B. auch ein externes Fader-Board anschließen.
@r.biernat Ja, stimmt. Würde das Geräte immens aufwerten. Wäre dann die Entscheidung des Nutzers wie man das ansonsten tolle Teil bedient. „Richtiges“ Midi wär keine große Sache gewesen, dessen bin ich mir sicher. Verdammt schade, aber es gibt ja Alternativen.
@Atarikid Es müsste ein Fader-Board geben, was per WLAN oder per Netzwerk mit dem Pult kommunizieren könnte.
@r.biernat Hm, dann hättest Du Deine Fader, aber was ist mit meinem Sync? ^^….
Danke für den Test. Ich finde Tests cool, wo man auch allgemein was lernt oder der Autor von seinen Erfahrungen erzählt (hier z.B. die Beispiele zur Mikrofonierung, wie der Demosong aufgenommen wurde oder die Erfahrungen zum Thema Abtastraten).
Mich würde nur noch interessieren, wie ein Sound-Vergleich zum erwähnten RME-Interface ausfallen würde.
@dr noetigenfallz Der Unterschied dürfte nicht sehr groß sein. Heutzutage klingen selbst günstige Interfaces schon sehr gut. Unterschiede könnte man überhaupt nur im Doppelblindtest sicher heraushören und selbst ein einfacher Lautstärkeunterschied von 0,5dB kann den Unterschied machen. Die RME-Sachen klingen von Hause aus eher gar nicht, im positiven Sinne gemeint, aber auch das QSC-Pult klingt sehr sauber. Die RME-Wandler sind von den Werten her schon noch besser, keine Frage. Im Touchmix müssen bei der Ausstattung ja auch Abstriche gemacht werden, sonst wäre der derzeitige Preis schlicht unmöglich.
Das Qu 32 gabs vor drei Wochen für 2600 Euro. Ist doch eigentlich viel angenehmer….
Hallo Kollege,
neben den fehlenden Fadern scheint mir für live die fehlende Netzwerkanbindung das k.o. Kriterium zu sein. Was nützen die eingesparten Kilos wenn ein analoges Multicore mit geschleppt werden muss. Mein 32/8, 40m lang mit Stagebox in der Trommel wiegt ca. 40 kg im Case.
Schöner und ausführlicher Test übrigens.
@Armin Bauer Hallo Armin, da hoffe ich für dich, dass das Case für die Stagebox Rollen hat;) Und ich muss dir Recht geben, Fader sind live einfach schwer zu ersetzen. Mit digitalen Stageboxen habe ich aber auch schon mehrere bittere Erfahrungen machen müssen. Mehrere Mucken mit ständigen Dropouts sowie ein Total-Ausfall bei einer Silvesterveranstaltung mit Live-Band haben mich doch nachdenklich gemacht. Wenn mir von einer Sekunde auf die andere statt Musik nur noch weißes Rauschen mit Vollpegel auf die Ohren knallt, ist das vor allem an Silvester der Supergau. Ein Erlebnis, das ich keinem Tonmann wünsche.
@r.biernat Hi Robert,
oha, das ist ja wirklich der Supergau. Ich hatte die Probleme noch nie, arbeite im Moment mit meinem eigenen Qu-24 und dem QL-1.
Das Gewicht meines Analog-Cores ist inzwischen egal, das steht zum Verkauf. Ich hatte da einen Interessenten, der sein „deutsches“ Digitalpult damit bestücken wollte, da er auch von Ausfällen des Systems gehört hatte. Ich hab´s ihm dann ausgeredet und empfohlen, ein sicheres Pult zu kaufen.