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Test: QSC TouchMix-30 Pro, Digitalmischpult

(ID: 161897)

Class-A Mikrofon-Preamps

Zu Beginn ein wenig Theorie zu diesem in der Werbung oft gebrauchten Fachbegriff. Bei einer Class-A Schaltung wird, im Gegensatz zu Class B oder AB, ein Transistor oder eine Röhre im linearen Teil ihrer Verstärker-Kennlinie betrieben. Verlässt man diesen linearen Bereich nicht, dann glänzt solch ein Verstärker mit sehr geringen Verzerrungswerten. Interessant wird es jedoch, wenn man den linearen Teil der Verstärker-Kennlinie verlässt. Denn es macht einen Unterschied, ob der Gesang in den lauten Passagen abrupt verzerrt oder aber langsam verdichtet und mit subtilen Obertönen angereichert wird. Für einen einzigen Mikrofonvorverstärker der zweiten Kategorie kann man problemlos mehr Geld auf den Tisch legen als für den ganzen TouchMix-30. Und das Mixing-Flaggschiff von QSC besitzt immerhin 24 Class-A Mikrofonvorverstärker. Betrachtet man die Verstärkungswerte, liegen die Preamps des TouchMix-30 mit 60 dB im gesunden Mittelfeld. Probleme könnte man hier höchstens bei der Kombination von leisem Instrument und pegelschwachem Mikrofon, wie z.B. passiven Bändchen, bekommen.

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klassische Gainregler

Klassische Gain-Regler

 

Das Pult besitzt 24 analoge Gain-Regler, was das Einpegeln besonders komfortabel, das Speichern des Gain-Wertes wiederum unmöglich macht. Da bleibt nur die gute, alte Schablone zum Anzeichnen, falls an einem Live-Abend mehrere Bands aufeinander folgen sollten. Immerhin drehen sich die Regler schön sahnig und verstellen sich nicht ungewollt. Und sollte der Super-Gau eintreten und die Pult-Software bei der Show abstürzen oder einfrieren, der analoge Gain-Regler funktioniert immer, solange Strom da ist.

 

TouchMix-Bedienkonzept

 

Hand-Bedienung auf dem 10" Touch-Display

Hand-Bedienung auf dem 10″ Touch-Display

 

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Die Hauptbedienoberfläche ist ein 10-Zoll Touchdisplay. Es ist in etwa so groß wie ein Standard-iPad und damit wesentlich größer als bei Digitalpulten dieser Preisklasse üblich. Das Display ist kapazitiv und unterstützt mehrere Gesten gleichzeitig. Die Auflösung beträgt 1024 x 600 Pixel, was ausreichend ist, dem Vergleich mit guten Tablet-Displays aber nicht standhält. Die Bedienung gelingt flüssig, nur hin und wieder werden Gesten nicht erkannt oder verzögert weitergegeben. Doch zum Glück gibt es den Drehregler auf der rechten Seite. Ein kurzes Antippen des Reglers auf dem Bildschirm genügt und der Parameter kann über den Encoder gesteuert werden.

 

Endlos-Encoder

Endlos-Encoder

 

Der Endlos-Encoder ist griffig und gerastert. Pegeländerungen werden damit in 1 dB Schritten vollführt. Wird der Regler zusätzlich gedrückt, kommt man in den Fein-Modus und Änderungen erfolgen in höherer Auflösung. Bei Pegeländerungen sind es dann z.B. 0,1 dB Schritte. Je länger ich mit dem TouchMix-30 arbeite, desto mehr stellt sich bei mir diese Arbeitsweise ein, denn oftmals sind die virtuellen Regler auf dem Display einfach zu klein, so dass der eingestellte Wert vom Finger schlichtweg verdeckt wird. Hier hilft der Encoder ungemein, doch ein etwas größeres Display hätte dem TouchMix-30 sicher nicht schlecht gestanden. Bei einem Gesamtpreis von knapp unter 2000 Euro kann man eben kein Display wie beim iPad Pro oder Microsoft Surface erwarten.
Neben dem Encoder gibt es eine Reihe von Tasten, die ein schnelles Erreichen wichtiger Einstellebenen, wie u.a. die Mixer-Oberfläche oder die Play/Record-Seite ermöglicht. Obendrauf gibt es 8 freibelegbare Druckknöpfe (U1-U8). Ist man auf einer Seite, die nicht direkt erreicht werden kann, wie z.B. die Effekt-Übersicht, dann drückt man einfach länger als 3 Sekunden einen der User-Knöpfe und schon steht die Ein-Knopf Direktverbindung. Einfacher geht’s nicht.

 

Gesamtübersicht der Benutzeroberfläche

Gesamtübersicht der Benutzeroberfläche

 

Die Verbindung aus Touch-Display, Encoder und Tasten macht nach kurzer Einarbeitungszeit ein sehr schnelles Arbeiten möglich. In Sachen Bedienung hat der QSC TouchMix-30 Pro den reinen iPad-Mixern damit Einiges voraus. Echte Fader vermisse ich trotzdem manchmal, aber nur wenn ich mehrere Kanäle gleichzeitig gegeneinander pegeln muss. Das ist zwar prinzipiell auf dem Display möglich, aber nicht wirklich überzeugend.
Die wahre Stärke des Konzeptes liegt in seiner Wandelbarkeit. Während ein klassisches Mischpult in seiner Oberfläche und Bedienung mehr oder weniger festgelegt ist, kann das TouchMix-30 durch Software-Updates weitaus tiefgreifender verändert und verbessert werden.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    vssmnn AHU

    Kann man die manuellen Gainregler hoffentlich irgendwie umgehen?
    Ansonsten ist total Recall doch nicht mehr möglich.Wie soll man mehrere Bands stressfrei abmischen, die sich hintereinander einstöpseln, wenn ich keinen Gain speichern kann?
    Oder hab ich da was überlesen.
    Wenn nicht, wäre das für mich leider ein NoGo für Live.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @vssmnn Nein, den manuellen Gain kann man nicht umgehen. Da bleibt nur die Schablone zum Drüberlegen oder ein kurzer Line-Check vorher. Es hat aber auch echt Vorteile. Ich habs gerade wieder erlebt. Ein Kinderchor in der Kirche, mit Begleitung, Chorabnahme und einer Menge Raumikros für einen gleichzeitigen Mitschnitt. Über die PA liefen dabei vier Kleinmembraner als Chor-Mikros. Es ist zweimal passiert, dass sich leichtes Feedback aufgeschaukelt hat. Da hab ich in der Eile instinktiv an die Gain-Regler gegriffen. Für den Anti-Feedback-Wizard blieb vorher leider keine Zeit.

      • Profilbild
        vssmnn AHU

        @r.biernat Schablone hatten wir vor 20 Jahren.
        Das muss ich nicht mehr haben.
        Die gleiche Schwachstelle wie beim Mackie DL16.
        Heute abbauen und morgen aufbauen oder mehrere am Nachmittag vorbereitete Band-Setups ohne Zwischendurch Soundcheck nach dem Umstöpseln und los geht´s, … geht also nicht, weil die Preamps nicht programmierbar sind..

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          r.biernat RED

          @vssmnn Meine Erfahrung als Musiker mit solchen Soundchecks am Nachmittag waren meist ernüchternd. Am Abend war es dann so gut wie immer anders und vor allem schlechter. Mit einem kurzen Line-Check 5-10 Min vor der Mucke bin ich meistens besser gefahren. Ansonsten macht man bei jeder Band schnell ein Foto von den Gain-Einstellungen mit dem Handy und kann das schnell abgleichen. Für die ganz großen Mucken würde ich definitiv was anderes mit Fadern und Netzwerk nehmen. Für kleinere Sachen und vor allem Live-Aufnahmen ist das TM-32 aber top.

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    AMAZONA Archiv

    In dieser Preisklasse tummelt sich schon das behringer x32 mit Hardware Fadern, ich kann nicht verstehen warum man auf das Feedback von Hardware Regler verzichten will? Und gerade live braucht man doch alle Regler vor sich und will nicht durch pages und submenues tippen.
    Aber jeder wie er will.

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      Leverkusen

      Das verstehe ich auch nicht – einmal beim regeln kurz weg gekuckt und schon auf dem display verrutscht. Das funktioniert doch schon am Rechner mit Reglern und Fadern nur sehr unbequem. Außerdem reicht es manchmal nur in die Nähe vom Display zu kommen, schon bewegt sich was und Feineinstellung geht schon gar nicht mit den Fingern. Und was, wenn man mal mehrere Regler auf einem bewegen will?

      Touchdisplay ist sicher irgendwie aufregend und modern aber ich hab‘ noch keine Anwendung gesehen bei der es dann auch richtig zuverlässig funktioniert (hab‘ aber auch schon eine Weile aufgegeben, eine zu suchen…).

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      r.biernat RED

      Das stimmt schon. Ich bin auch ein Freund echter Fader und ich würde mir ehrlich beides wünschen. Fader und ein Touchdisplay, weil sich darauf gut navigieren lässt. Auch EQ-Einstellungen lassen sich am Touchscreen sehr gut umsetzen. Aber Fader sind eben Fader und nicht durch einen Touchscreen ersetzbar. Ausser man hat vielleicht etwas in der Größe des RAVEN MTi2 von Slate Digital. Der Encoder am Touchmix hilft da aber auch schon.

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    Franz Walsch AHU

    Danke für den ausführlichen Test. Endlich auch mal die Anwendungsmöglichkeit im Studio getestet. Der lüferlose Betrieb ist dafür ja eine gute Grundlage und ich sehe das Gerät eher im Studio. So ein Test fehlt bei vielen anderen Mischern. Hier scheint auch das Audiointerface mehr als brauchbar zu sein. Mit 48 kHz ist der Mixer auch für Videostudios interessant. Auch ist er mit seinen 7,9kg und seinen kompakten Massen auch noch tragbar. Ein Hinweis zum Zubehör: Ein Rackmount, eine preiwerte gute Tasche, eine Abdeckhülle sowie eine praktische Tablet-Halterung sind dazu lieferbar. Im Live-Bereich steht es in Konkurenz zu der Behringer x32 Serie.

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      r.biernat RED

      @Franz Walsch Das kann ich so unterschreiben. Im Studio oder für Live-Aufnahmen ist das Pult sehr gut geeignet. Ich persönlich bin froh, wenn ich nicht so viel schleppen muss. Und hier kann ich ohne Rechner aufnehmen (Ich liebe es live aufzunehmen, auch im Studio, wenn die Band gut genug ist). Die direkte Festplattenaufnahme wäre für mich persönlich der Entscheidungsgrund auch im Vergleich zum X32.

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    Atarikid AHU

    Hat alles mit an Bord. Umso weniger verstehe ich das Fehlen von Midi zum syncen interner Effekte. Grundsätzlich finde ich das Konzept prima, mir haben schon die kleinen touchmixes gefallen, aber ohne Midi iss das nix für mich.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @Atarikid Midi ist leider nur sehr rudimentär implementiert und auch nur über USB (nur Schlatvorgänge möglich, kein Midi-CC) Wenn das etwas umfangreicher wäre, dann könnte man z.B. auch ein externes Fader-Board anschließen.

      • Profilbild
        Atarikid AHU

        @r.biernat Ja, stimmt. Würde das Geräte immens aufwerten. Wäre dann die Entscheidung des Nutzers wie man das ansonsten tolle Teil bedient. „Richtiges“ Midi wär keine große Sache gewesen, dessen bin ich mir sicher. Verdammt schade, aber es gibt ja Alternativen.

  5. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Danke für den Test. Ich finde Tests cool, wo man auch allgemein was lernt oder der Autor von seinen Erfahrungen erzählt (hier z.B. die Beispiele zur Mikrofonierung, wie der Demosong aufgenommen wurde oder die Erfahrungen zum Thema Abtastraten).
    Mich würde nur noch interessieren, wie ein Sound-Vergleich zum erwähnten RME-Interface ausfallen würde.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @dr noetigenfallz Der Unterschied dürfte nicht sehr groß sein. Heutzutage klingen selbst günstige Interfaces schon sehr gut. Unterschiede könnte man überhaupt nur im Doppelblindtest sicher heraushören und selbst ein einfacher Lautstärkeunterschied von 0,5dB kann den Unterschied machen. Die RME-Sachen klingen von Hause aus eher gar nicht, im positiven Sinne gemeint, aber auch das QSC-Pult klingt sehr sauber. Die RME-Wandler sind von den Werten her schon noch besser, keine Frage. Im Touchmix müssen bei der Ausstattung ja auch Abstriche gemacht werden, sonst wäre der derzeitige Preis schlicht unmöglich.

  6. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Hallo Kollege,

    neben den fehlenden Fadern scheint mir für live die fehlende Netzwerkanbindung das k.o. Kriterium zu sein. Was nützen die eingesparten Kilos wenn ein analoges Multicore mit geschleppt werden muss. Mein 32/8, 40m lang mit Stagebox in der Trommel wiegt ca. 40 kg im Case.

    Schöner und ausführlicher Test übrigens.

    • Profilbild
      r.biernat RED

      @Armin Bauer Hallo Armin, da hoffe ich für dich, dass das Case für die Stagebox Rollen hat;) Und ich muss dir Recht geben, Fader sind live einfach schwer zu ersetzen. Mit digitalen Stageboxen habe ich aber auch schon mehrere bittere Erfahrungen machen müssen. Mehrere Mucken mit ständigen Dropouts sowie ein Total-Ausfall bei einer Silvesterveranstaltung mit Live-Band haben mich doch nachdenklich gemacht. Wenn mir von einer Sekunde auf die andere statt Musik nur noch weißes Rauschen mit Vollpegel auf die Ohren knallt, ist das vor allem an Silvester der Supergau. Ein Erlebnis, das ich keinem Tonmann wünsche.

      • Profilbild
        Armin Bauer RED

        @r.biernat Hi Robert,

        oha, das ist ja wirklich der Supergau. Ich hatte die Probleme noch nie, arbeite im Moment mit meinem eigenen Qu-24 und dem QL-1.
        Das Gewicht meines Analog-Cores ist inzwischen egal, das steht zum Verkauf. Ich hatte da einen Interessenten, der sein „deutsches“ Digitalpult damit bestücken wollte, da er auch von Ausfällen des Systems gehört hatte. Ich hab´s ihm dann ausgeredet und empfohlen, ein sicheres Pult zu kaufen.

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