Streaming inklusive - klein, aber oho?
Mit dem Reloop Buddy kommt ein neuer DJ-Controller auf den Markt des günstigen Preissegments aus dem Hause der Münsteraner. Cross-Plattform ist das Stichwort des neuen Controllers und genau das möchten wir einmal testen.
Ein Blick auf die Oberfläche des Reloop Buddys
Frisch angekommen und ausgepackt sieht der Reloop Buddy schon ganz schick aus, aber schauen wir doch mal genauer hin. Auf der Oberfläche des Controllers haben wir zwei identische Track-Decks bestehend aus einem großen Jogwheel mit 100 mm Durchmesser, einem Push-Encoder zum Setzen von Loops und der Einstellung der Loop-Länge, einer Shift-Taste, einem Tempo-Fader und unübersehbar 8 Performance RGB-Pads.
Welche Funktionen die Pads beherbergen, schauen wir uns im Praxisteil genauer an. Darunter noch Buttons für die Pad-Modi, Sync, Cue und Play/Pause. Soweit – so gut, alles da, was man sich wünschen könnte, oder?
Wenn wir uns die Mixer-Sektion ansehen, kann man ein wenig stutzig werden, da wir nur einen 2-Band-Equalizer vorfinden. Ungewöhnlich, aber ok. Immerhin haben wir darunter pro Kanal ein bipolares Filter und unabhängig davon sieht es so aus, als ob wir pro Kanal noch einen weiteren frei auswählbaren Effekt steuern können und das mit FX-Kippschaltern, die entweder den Effekt an- oder ausschalten oder aber den Effekt nur solange aktiv halten, solange der Kippschalter runtergedrückt wird. So was kennen wir ja von Battle-Mixern wie dem Pioneer DJM-S9 oder DJM-S11.
Natürlich finden wir auf der Oberfläche des Reloop Buddys einen Crossfader und 50 mm lange Volume-Fader.
Mittig haben wir Buttons zur Effektauswahl und ein Poti für das Regeln von dry und wet, Cue-Buttons sowie einen Push-Encoder mit Auswahltasten, ob man den Song auf Deck A oder B laden möchte. Zusätzlich haben wir noch einen Steckplatz zur Aufnahme von Smartphone oder Tablets von bis zu 12,9“.
Auf der Rückseite finden wir gar nichts. Alle weiteren Anschlüsse sind nämlich auf den Seiten des Reloop Buddys. So haben wir auf der linken Seite neben dem Kensington-Lock eine USB-B-Buchse zum Anschließen von einer Stromquelle oder eines PCs einen Schalter, der uns zwischen PC- oder iOS-Modus auswählen lässt und einen USB-Anschluss, der uns das Verkabeln mit einem Apple- oder Android-Gerät ermöglicht. Auf der rechten Seit haben wir dann unsere Kopfhörerbuchse mit 3,5 mm Anschluss, Poti für Cue-Volume, Cue-Mix und Master-Volume sowie dem Master-Out via Cinch.
Was verspricht der Reloop Buddy?
Mit dem Slogan „form-factor meets functionality“ wird das Gerät auf der Hersteller-Website vorgestellt. Mit 1,04 kg und Maßen von 32,5 x 22,0 x 4,8 cm ist der Formfaktor schon mal gegeben.
Zudem wurde der DJ-Controller in enger Zusammenarbeit mit der Software Algoriddim entwickelt. So haben wir auf die Funktionalität der verschiedenen Pad-Modi wie Hot Cue, Auto Loop, Touch FX, Sampler, Slicer, Bounce Loop, Neural Mix und einem Looper angepasst an die Software djay Pro AI.
Neural Mix fragt ihr euch gerade? Davon haben wir euch schon mal berichtet und zwar HIER. Laut Hersteller-Website soll Neural Mix durch KI-Technologie sowohl für Pad als auch EQ die Möglichkeit liefern, Drums, Instrumente oder Vocals in Real-Time zu isolieren. Wie gut das funktioniert, sehen wir uns im Praxisteil an.
Reloop verspricht durch die Integration mit Algoriddims djay Pro AI Software, dass man sich mit dem Reloop Buddy dank Plug & Play direkt ins Vergnügen stürzen kann. Hierbei klar von Vorteil sind die bestehenden Partnerschaften von djay Pro AI mit Streaming-Diensten wie Tidal, Soundcloud, Beatsource und Beatport. So hat man natürlich den Vorteil, ummittelbar auf Millionen von Songs zugreifen zu können und sofern man privat auch schon Tidal nutzt, natürlich auch auf seine eigenen Playlists. Für Tidal, Soundcloud Go+ muss natürlich zur Benutzung eine Subskription vorliegen und eine Internetverbindung muss man selbstverständlich auch haben. Die eingebaute Soundkarte arbeitet mit einer Auflösung von 24 Bit bei 48 kHz.
Theorie trifft Praxis
Genug geredet, kommen wir endlich zum Praxistest!
Ausgepackt und los geht’s: der erste Eindruck? Ist okay, schon sehr viel Plastik, was aber bei einem Gerät in dieser Preisklasse nicht ungewöhnlich ist – und ja, kompakt ist der Reloop Buddy. Aber das könnte man auch als klein betiteln. Gerade zwischen den Plastik-Equalizer-Potikappen ist nicht wirklich viel Platz und das bei schon kleinen Potikappen. Auch kritisch ist, wie nah der Loop Encoder am Jogwheel sitzt oder die Pitch-Fader an den Performance-Pads. Hier kann man auch anmerken, dass der Pitch-Fader eine Null-Einrastung hat, ein Feature, das mittlerweile relativ ausgedient hat. Auch die FX-Kippschalter aus Plastik wirken ein wenig so, als ob diese bei sehr harter Benutzung auch kaputtgehen könnten und somit nicht wirklich wertig erscheinen.
Aber billig wirkt das Gerät nicht. Nichts wackelt oder ist lose und die Jogwheels laufen sauber. Zudem ist das geringe Gewicht hinsichtlich der Portabilität natürlich sehr wünschenswert. Im Lieferumfang finden wir neben einer Bedienungsanleitung noch ein Cinch-Kabel und ein USB-Kabel. Auf der Website von Reloop wird die Setup-Möglichkeit beschrieben, das USB-Kabel in Kombination mit einem 5 V/2 A Netzteil auch direkt an die Steckdose anschließen zu können.
Wie bereits erwähnt, wird via Schalter an der Seite ausgewählt, ob man den Reloop Buddy mit iOS oder PC koppeln möchte. Wir haben beides getestet und konnten weder bei der Verwendung mit dem Smartphone oder mit dem Rechner Probleme feststellen. Allerdings wird dies wohl auch stark durch die Software bedingt und damit kommen wir zu einem negativen Punkt.
Der Controller im Zusammenspiel mit der DJ-App
Um den Reloop Buddy in vollem Umfang verwenden zu können, muss man ein Abo für Algoriddims Software djay Pro AI abschließen. Wer Pro-Features wie z.B. Video-Mixing nutzen möchte, der benötigt das Abo mit Kosten in Höhe von 49,99 Euro / Jahr. Wer das Ganze lieber monatlich handhaben möchte, der darf 6,99 Euro im Monat zahlen.
Ohne Pro Features hingegen kann man den Reloop Buddy mit der kostenlosen DJ-App von Algoriddim nutzen. Das ist cool!
Nachdem man dann wahlweise auf Rechner oder Smartphone das Abonnement abgeschlossen hat, kann es dann losgehen? Ja, nur in den Einstellungen muss man den Reloop Buddy als Ausgabegerät für Main-Out und Kopfhörer auswählen. Wer sich vorab die Software anschauen möchte, dem empfehlen wir hier den vergangenen Testbericht zu Djay Pro unseres Kollegen.
Zurück zum Gerät: Mit dem mittig angesiedelten Push-Encoder könnt ihr euch in einer Playlist bewegen oder durch das Drücken die Playlisten wechseln. Wir geben euch außerdem direkt den Tipp, die Pitchrange in der Software auf +/-8 % einzustellen, andernfalls sind die Pitchfader viel zu klein, als dass man die BPM genau justieren könnte. Die bipolaren Filter sind erstaunlich gut verwendbar und beim HPF hört man erst ab 3 bis 4 Uhr eine etwas zu hohe Resonanz.
Positiv dazu darf man auch erwähnen, dass ein Verwenden des Filters den laufenden Song nicht unnötig in seiner Lautstärke anhebt. Der Loop-Push-Encoder funktioniert wunderbar und ist einfach handlich zu haben. Zudem sieht man mit Blick auf den Screen auch immer im Vorfeld, wie viel Takte gerade mit einem Push geloopt werden.
Gerade durch das Verbauen von FX-Kippschaltern wird man dazu eingeladen, auch mal kurzzeitig Effekte abzufeuern. Durch die FX-Param(eter)-Tasten kann man einen weiteren Parameter für die Effekte einstellen, zum Beispiel Time auf einem Delay.
Eine Sache können wir bei dem Reloop Buddy gar nicht verstehen: Ein 2-Band-Equalizer ist zwar logischerweise ein Band weniger als Standard aber ohne Probleme verwendbar, wenn man mit den beiden Bändern auch das gesamte Frequenzspektrum anheben oder absenken kann. Dies ist hier nicht der Fall. Ein Blick auf die Software verrät, dass es einen Mitten-Parameter in der Software gibt, dieser aber nicht angesteuert werden kann. Dies bedeutet, dass wenn man am Reloop Buddy die beiden Potis High und Low runterdreht für einen Übergang, die Mitten immer noch mit der normalen Lautstärke weiterlaufen. Hier hätte man, wenn man den Formfaktor des Controllers für so wichtig hält, eine Lösung in der Software finden müssen.
Neural Engine – jetzt wird spannend
Kommen wir noch zum Neural Engine. Eine super interessante Idee, die tatsächlich gut umgesetzt wurde. So kann man entweder via Shift + drehen an den Potis oder über die Performance-Pads im richtigen Modus Drums, Harmonien und Vocals voneinander trennen. Hört sich in der Theorie gut an, funktioniert tatsächlich einigermaßen in der Praxis. Je nach Song ist es nur so, dass zum Beispiel die isolierten Vocals sich phasig anhören können. Zudem ist es oft bei den Drums so, dass wenn während der Kickdrum auch eine Bassnote gespielt wird, diese auch noch in den Drums zu hören ist und nicht in den Harmonien. Das tritt von Song zu Song unterschiedlich intensiv auf. Generell lässt sich sagen, dass wir hiervon recht beeindruckt waren und man, wenn man auf die Tonarten achtet, auch coole Ideen umsetzen kann. Ob ein ABBA-Vocal über eine Michael Bibi Bassline oder elektronische Drums zu der Harmonie von Totos Africa – hierbei könnt ihr euch frei austoben und das in Verwendung mit Streaming-Services gibt einem somit auch alles nur Erdenkliche an Musik mit an die Hand. Die Cue-Buttons sind zwar verwendbar, allerdings nicht so performancemäßig wie bei z. B. CDJs, dafür gibt es ja aber auch einen Hot-Cue-Modus.
Für die Performance!
Beschreiben wir euch noch einmal im Schnelldurchlauf die einzelnen Pad-Modi:
Hot Cue: ist und bleibt recht selbsterklärend, auf den 8 Pads könnt ihr 8 Hot-Cues pro Song hinterlegen und nach Belieben triggern
Auto Loop: setzt je nach Pad, das ihr drückt, verschieden lange Loops
Touch FX: ermöglicht euch aus einer Vielzahl an Effekten 8 direkt zu aktivieren, diese bleiben, solange ihr das Pad haltet aktiviert
Sampler: ermöglicht euch, pro Spur 8 verschiedene One-Shots abzufeuern, hierbei kann man noch anführen, dass die Pads nicht anschlagsdynamisch sind, jedoch kann man in der Software die Lautstärke der Pads festlegen
Slicer: teilt 2 Bars in 8 einzelne Parts auf, die unabhängig voneinander getriggert werden können. Der Song läuft hierbei jedoch nicht weiter, also aufpassen, wenn man schon einen zweiten Song aktiv hat und so der Übergang misslingt, weil man als letztes einen Offbeat getriggert hat.
Bounce Loop: funktioniert wie der Loop-Modus an CDJs im Slip-Modus
Neural Mix: aktiviert oder schaltet die vom Neural Engine erkannten Spuren Drums, Harmonics oder Vocals stumm
Looper: startet Clips ähnlich wie die Remix-Decks von Native Instruments oder via Push von Ableton. Drückt man das Pad erneut, nachdem der Loop aktiv ist, stoppt dieser bei der nächsten Wiederholung. In der Software kann man sich das dementsprechende Fenster anzeigen lassen, um eine Übersicht von den potenziellen Loops zu bekommen.
Durch die klare Oberflächenstruktur findet man sich auch sofort zurecht. Zudem ist das Umschalten zwischen den verschiedenen Pad-Modi gut gelöst: Hält man den Pad-Mode-Button gedrückt, zeigt einem der Reloop Buddy durch ein leuchtendes RGB-Pad, welcher Modus gerade aktiv ist.
Das Arbeiten mit dem Gerät macht gerade durch die Software-Features in der Praxis Spaß. Wobei der Equalizer von uns nicht wirklich zum Mixen verwendet wurde, sondern wir dann lieber alles mit dem Filter gemacht haben.
Wer ist eigentlich die Zielgruppe des Reloop Buddy?
Durch den Master Out als Cinch ist klar: Das Gerät soll nicht im Club stehen und direkt auf die Anlage laufen, muss es ja auch nicht. Zur Not könnte man es natürlich auch durch den Mixer im Club auf die Anlage schleifen. Dennoch ist der Reloop Buddy unserer Meinung eher woanders angesiedelt. Die Verarbeitung und ein Blick auf den Preis von 219,- Euro machen klar, dass man sich das Gerät als Anfänger zulegen kann, der noch nicht Tausende Euro für andere Controller oder ein Setup mit CD- oder Plattenspielern ausgeben möchte.
Jedoch ist der Reloop Buddy auch für DJs interessant, die sich einmal die Möglichkeiten von Streaming-Diensten näher anschauen möchten. Zudem ist auf Grund der Größe und des Gewichts die Portabilität natürlich wunderbar gegeben. Ob zu Hause oder auf der nächsten Hausparty, bis hin zu den ersten Auftritten in Bars oder Clubs ist alles denkbar.
Das mit der Abo-Pflicht ist völlig daneben.
Liebe Redaktion, es gibt eine Menge neuer Geräte und Themen, über die man schreiben kann.
Ohne eine Firma zu unterstützen, die offensichtlich einen Haufen Plastikschrott völlig überteuert (und mit einem Abo verdongelt) verkauft.
Da sind mir ja schon die Behringer-Testberichte lieber. Auch wenn ich die auch ganz gerne ausblenden würde…
Danke für den Test. Interessanes Teil und die Mängel oder Wachstumsbereiche hast du schön aufgeführt. Mich würden am meisten die 3 Regler an der Seite stören, viel zu eng nebeneinander.
Ich finde Abomodele nicht verkehrt. Gibt es doch die Möglichkeit, es nicht zu nutzen, wenn ich’s nicht brauche oder nicht mehr mag.