Workstation Light für musikalische Ideen?
Unter dem Stichwort „Go“ vereint Roland mittlerweile die unterschiedlichsten Produkte seines Portfolios, doch eines haben sie alle gemeinsam: eine möglichst hohe Transportabilität. Neben dem Go Piano 88 hatten wir auch den Go Mixer Pro bereits im Test. Heute widmen wir uns einem weiteren Produkt dieser Serie, dem Roland Go Keys. Was das als echter Hingucker designte Keyboard zu bieten hat und für wen es geeignet ist, erfahrt ihr im folgenden Test.
Was bietet das Roland Go:Keys?
Mit seinen 61 anschlagsdynamischen Tasten (ohne Aftertouch) präsentiert sich das Roland Go Keys als sehr kompaktes und leichtes Keyboard. Die Maße betragen 877 x 271 x 82 mm, das Gewicht liegt bei 3,7 kg.
Wie bereits auf den ersten Blick zu erkennen: Design-technisch wagt Roland beim Go Keys (endlich) mal etwas! Mit seiner roten Farbe und den fast schon Retro anmutenden Bedienelementen sticht das Keyboard deutlich aus dem üblichen Schwarz-grau der Keyboards heraus. Zusammen mit den abgerundeten Kanten und dem nach hinten abfallenden Gehäuse sorgt das Keyboard also definitiv für interessierte Blicke.
Die Verarbeitung des komplett aus Kunststoff gefertigten Gehäuses ist gut. Trotz des geringen Gewichts hat man nicht das Gefühl, ein „billiges Ramsch-Keyboard“ in Händen zu halten; die Haptik ist Roland bei diesem Keyboard wirklich gelungen!
Über die Art der Tastatur schweigen sich die Japaner im Falle des Go Keys aus. Roland gibt hierfür lediglich die Bezeichnung „Ivory Feel Box-Shape Tasten“ an. Mit den größeren Pianos gemein hat das Go Keys die angeraute Oberfläche der einzelnen Tasten, diese kennt man u. a. auch vom aktuellen Einsteiger-Modell FP-30X. Die Gewichtung der Tasten fällt jedoch gänzlich anders aus. Beim herunterdrücken erfordern die Tasten des Go Keys keinen merklichen Kraftaufwand, das bekommen auch kleinere Kinder ohne Weiteres hin. Im Gegensatz zu sehr günstigen Discounter-Keyboards hat man beim Roland Go Keys allerdings nicht den Eindruck, auch die günstigst-möglichste Version einer Tastatur untern den Fingern zu haben. Das Spielgefühl sehe ich daher schon im guten Bereich, d. h. die Tasten bewegen sich bzw. federn ordentlich runter und wieder hoch, es gibt kaum Spiel zu den Seiten und man fühlt sich relativ sicher darauf – alles eben nur ohne wirklichen Kraftaufwand.
Über welche Anschlüsse und Lautsprecher verfügt das Roland Go:Keys?
Die Rückseite des Go Keys ist, ehrlich gesagt, spärlich besetzt: Neben einer Micro-USB-Buchse findet man hier lediglich zwei Mini-Klinkenbuchsen, eine 6,3 mm Buchse für den Anschluss eines Pedals sowie die Buchse für ein externes Netzteil. Die zwei Mini-Klinkenbuchsen dienen als Kopfhörerausgang und Aux-Eingang, d. h. separate Line-Ausgänge zum Anschluss des Keyboards an eine externe Beschallungsanlage gibt es nicht. Hierfür muss der Kopfhörerausgang herangezogen werden.
Externe Zuspielungen von Smartphone, MP3-Player etc. gelangen über den Aux-Eingang ins Keyboard – alternativ lässt sich hierfür aber auch das integrierte Bluetooth-Modul nutzen. Kompatible Endgeräte können hierüber Audiodaten und Songs zum Keyboard streamen, die dann über die Lautsprecher des Go Keys wiedergegeben werden.
Aufgrund der kompakten Bauweise, des geringen Gewichts und der Ausrichtung des Keyboards bietet sich ein Batteriebetrieb beim Go Keys förmlich an. Somit ist es keine Verwunderung, dass Roland genau dies auch ermöglicht. Hierfür benötigt man lediglich sechs AA-Batterien, die auf der Unterseite des Keyboards eingelegt werden können. Laut Roland liegt die Betriebsdauer bei 4-6 Stunden, je nach Art und Typ der Batterien.
Für die passende Beschallung des Spielers sorgen zwei 12 x 6 cm große Lautsprecher mit jeweils 2,5 Watt. Das klingt leistungstechnisch erst einmal nach recht wenig, klanglich reicht das aber definitiv aus, um eine kleine Feier oder die (hoffentlich) applaudierenden Zuschauer rund um den Walking Act zu beschallen. Dem Klang fehlt es meiner Meinung nach sowohl oben als auch unten herum an Präsenz. Während der fehlende Bassbereich konstruktionsbedingt schon fast zu erwarten war, fehlt es dem Go Keys allerdings auch an Höhenpräsenz. Das klingt dann alles doch recht mittenlastig.
Die Lautstärkeregelung erfolgt über die beiden ganz links befindlichen Lautsprecher-Tasten. Betätigt man diese, wird die eingestellte Lautstärke auf einer Skala von 0-20 im Display angezeigt. Womit wir bei der eigentlichen Bedienung des Keyboards angelangt sind.
Bedienung und Effekte des Go:Keys
Das Roland Go Keys verfügt über zahlreiche kapazitive Kontaktflächen, d. h. man muss hier nicht aktiv einen Tastern herunterdrücken, um eine Funktion auszulösen. Es reicht eine leichte Berührung mit dem Finger. Während des Tests gab es hinsichtlich der Zuverlässigkeit keinerlei Probleme, jede Berührung wurde stets richtig umgesetzt. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass man die Tasten nicht drücken muss, sondern ein leichtes Fingerauflegen schon ausreicht.
Von rechts nach links wandernd, bietet das Keyboard zunächst acht Soundtasten, über welche die mehr als 500 Sounds aufgerufen werden können. Nach Wahl der Kategorie steppt man sich dann durch die einzelnen Einträge der Sounds. Hier wäre ein Drehrad hilfreich gewesen, auch wenn man durch längeres Drücken der Taste im Schnelldurchlauf durch die Einträge wandern kann. Das Display ist dabei stets sehr gut ablesbar und bietet ausreichend Informationsgehalt über die weiteren Einstellungen.
Mit Hilfe der acht Pads links vom Display erlaubt es das Go Keys, die eigene Performance aufzuwerten. Auf die Pads lassen sich zwei Effekte (jeweils einer für jede Reihe) legen und durch das darüberfahren aktivieren und steuern. An sich eine gute Sache; mit den vorgegebenen Effekten Modulation und Pitch Bend (dafür gibt es ja schon die Modulationsräder), Filter und Roll-Effekt ist man aber schon sehr eingeschränkt! Wieso man hierfür nicht mehr Effekte bzw. eine freie Programmierung vorgesehen hat, ist mir schleiferhaft.
Hinsichtlich der Effekte bietet das Go Keys darüber hinaus noch einen Hall-Effekt, dessen Intensität auf einer Skala von 0 bis 10 eingestellt werden kann. Chorus, Delay, Flanger o. ä. gibt es nicht.
Loop-Mix und Song-Recording
Wie im folgenden Abschnitt sicherlich klar wird, handelt es sich beim Roland Go Keys nicht um ein klassisches Keyboard oder gar eine kleine Version eines Stagepianos. Roland spricht hiermit eher die User an, die auf die Schnelle ein paar musikalische Ideen zusammen stellen möchten, sei es im Studio oder abends auf der Couch. Hierfür bietet das Keyboard mit der Möglichkeit des Song-Recordings und einer Art Begleitautomatik/Looper auch die passenden Funktionen.
Die Soundkategorien des Go Keys dienen nicht nur zum Aufrufen der entsprechenden Sounds, sondern lassen sich in Verbindung mit der Loop-Mix Funktion auch als Ideengeber und Playback einsetzen. Die Soundgruppen repräsentieren dabei Parts, die multitimbral über die Tastatur, teils frei, teils mit vorgegebenen Melodien und Grooves gespielt werden können. Im folgenden Video seht ihr wie das Ganze in der Praxis funktioniert:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Stilistisch ist hier vieles an Bord. U. a. bietet das Keyboard vorgefertigte Beats/Pattern für Trance, Hip Hop, Balladen, Funk usw.
So ganz durchdacht scheint das Prinzip aber nicht. Denn einerseits lässt sich stets entweder nur das Pattern oder der Akkord ändern, eine schnelle Kombination hintereinander wird man hiermit sicherlich nicht hinbekommen. Andererseits wirkt die Anschlagsdynamik sowohl auf die vorgefertigten Patterns als auch die live gespielte Melodie. So wichtig die Dynamik für eine Live Performance auch ist, das Playback, zu dem man spielt, sollte doch nach Möglichkeit in der Lautstärke nahezu gleich bleiben. Das gestaltet sich beim Go Keys aber tatsächlich schwierig, Anfänger werden das meiner Meinung nach nur sehr schwer hinbekommen, den Drum Beat stets in der gleichen Lautstärke zu triggern.
Entscheidet man sich dafür, einen kompletten Song aufzunehmen, lassen sich die Parts des Roland Go Keys auf Wunsch nacheinander, also im Overdub-Verfahren, aufzeichnen. Zunächst ein Drum Beat, Bass und ein Synthesizer Pad; im weiteren Verlauf lässt sich dann zu diesem Playback jammen und alles zusammen aufzeichnen. Das geht insgesamt sehr schnell von der Hand:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Leider gibt es aber auch hier zwei Mankos: Das im obigen Video zu hörende Metronom dient nur als Einzähler. Während der eigentlichen Aufnahme läuft es nicht weiter, so dass man sich hier ausschließlich an einem der vorgefertigten Patterns orientieren kann. Wieso es nicht möglich ist, es dem User zu überlassen ob und wann das Metronom erklingt, erschließt sich mir leider nicht.
Bis zu 99 Songs lassen sich intern speichern, was ausreichend Platz ist, um eigene Ideen festzuhalten. Doch leider lassen sich diese nicht benennen. Spätestens wenn man den zwanzigsten Song aufgezeichnet hat, werden wohl die Wenigsten noch wissen, auf welcher Speicherposition Idee XY abgespeichert ist.
Wie klingt das Roland Go:Keys?
Die Klangqualität der internen Sounds ist Roland-typisch sehr gut. Pro Soundkategorie stehen zwischen 30 und 50 Presets bereit, da findet man auf alle Fälle sehr oft einen passenden Sound. Gleichzeitig trifft man beim Go Keys immer wieder auf alte Bekannte. User früherer Roland Soundmodule, Synthesizer und Workstations werden mit Sicherheit den ein oder anderen Preset-Sound wieder erkennen.
Hier einige Beispiele dazu:
Spielen über Bluetooth
Die Herstellung einer Verbindung zu Mac und iPhone klappt wunderbar, das Pairing funktioniert auf Anhieb. Entsprechend lassen sich auch im Handumdrehen Software-Instrumente spielen. Die Latenz ist nicht spürbar, so dass sich die Spielbarkeit nicht von den internen Sounds unterscheidet, super.
Auf Wunsch kann das Roland Go Keys auch die Audioausgabe übernehmen, d. h. die MIDI-Signale werden drahtlos an den Computer/Smartphone/Tablet geschickt, dort erzeugt und wieder zurück zum Keyboard geschickt, so dass sie über die Lautsprecher des Keyboard erklingen. In der Theorie ganz einfach, aber im Falle des Go Keys nicht praxistauglich. Während die o. g. MIDI-Latenz nicht spürbar ist, werden die Sounds bei Hinzunahme der Audioausgabe erst mit deutlichem Versatz wiedergegeben – und das unabhängig vom Endgerät. Mit mehreren Devices habe ich es getestet, auf keinem hat es zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt.
Und selbst wenn es funktionieren würde, wäre der fehlende Local On/Off ein Problem. Die interne Klangerzeugung des Go Keys lässt sich nicht abschalten, so dass die Sounds stets mit erklingen. Der einzige Ausweg ist es, die Lautstärke des Sounds auf Null zu drehen, was aber einfach nicht praktikabel ist.
Zum Lieferumfang des Keyboards gehört das passende Netzteil sowie eine gedruckte Bedienungsanleitung. Leider nur optional erhältlich ist ein passender Notenständer. Den lässt sich Roland mit 24,- Euro extra bezahlen.
Allein wegen Bluetooth Midi und Full Size Tasten eine Überlegung wert.
Bei dem Preis dürfte klar sein, warum Local Off fehlt. Sonst wird das als MIDI MasterKB mit Extras gekauft. Schöner Testbericht, danke.
Könnte man das evtl mit einem MIDI CC vom Rechner an das Keyboard lösen? Volumen auf 0?
Kein Pitch Bend und Mod-Wheel, keine DIN-MIDI-Buchsen, kein richtiger Audio-Output. Für mich ein No Go…
@Son of MooG für einen Männertags-Ausflug wäre das aber genau die richtige Kiste.
@Son of MooG Das sind gleich mehrere NoGos. Bei Tasteninstrumenten hat man schon nur MW, PW, AT, Velocity, um dem Spiel Ausdruck zu verleihen (von MIDI-CC mal abgesehen). Expression-Pedal und DIN-MIDI sollten auch vorhanden sein.
Man könnte es also nur für Piano verwenden, und dann nur 61 Tasten.
Da jagt ja ein Kompromiss den anderen.
Vielleicht wäre mal ein Vergleichstest mit dem neuen Casio CT-S1 interessant.
Drei Hunderter drauflegen und ein casio px 1000 nehmen.
auch bluetooth, batteriebetrieb, gute interne speaker und gewichtete tastatur !
@Organist007 „Drei Hunderter drauflegen und ein casio px 1000 nehmen.“
Kannste ja mal mit über 10 kg und 1,30 m Länge im Bus mitnehmen und dann quer durch die Stadt tragen.
@Haurein und ?
Ich spiele das ROLAND GO schon seit über drei Jahren bei Tanztheater-Proben in einem ca. 60 m² großen Raum, in dem kein normales Klavier steht. Die Lautstärke reicht noch aus, um den Raum mit Klavier oder Synthie/Orgelmusik zu beschallen, so dass ich nichts außer das Keyboard dabei habe. Ich bin noch immer begeistert, was für ein guter Sound aus dem kleinen Teil rauskommt. Ich hätte mir lediglich noch eine Holdtaste (Sustain) gewünscht um ein Sustainpedal zu sparen. Kleinigkeit.
Ganz ehrlich, ich verstehe das „Befriedigend“ im Bezug auf den äußerst günstigen Preis nicht. Für mich ist das ROLAND GO ein No Brainer. Ich würde das Teil sofort wieder kaufen.
Ich hätte da folgende Frage zur Soundauswahl:
Das Go:Keys hat ja acht Sound Hauptkategorien. Kann ich in jeder Kategorie einen Sound quasi „vorwählen“, der beim nächsten Aufrufen dieser Kategorie sofort „da“ ist oder erklingt beim Hin- und Herschalten zwischen den Kategorien immer der jeweils erste Sound der Kategorie?
Beispiel: Hauptinstrument bei einem Stück soll das Piano Nr. 6 „Phase EPiano“ sein. Im Refrain möchte ich aber schnell umschalten können auf Brass Nr. 4 „Juno 106 Brs“ und danach für die Strophe schnell wieder mit einem Tastendruck zurück auf mein Phase EPiano. Geht das?
@Haurein Hallo Haurein,
danke für Deinen Kommentar. Das habe ich in dieser Form so tatsächlich nicht getestet, frage aber gerne bei Roland nach und melde mich so bald ich etwas erfahre. Felix
@Haurein Ja, das geht.
Es gibt eine Option um einzustellen, ob sich das GO:KEYS die aktuellen Einstellungen merkt, oder mit Basiseinstellungen startet.