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Test: sE Electronics sE4400, Großmembran-Kondensatormikrofon

Der neue Undercover-Boss in der Mittelklasse?

27. März 2023
se Electronics 4400a test

sE Electronics sE4400, Großmembran-Kondensatormikrofon

Mit den neuen Modellen sE4400 und T2 legt der chinesische Hersteller sE Electronics nach der neuen DCM-Serie auch in der Mittelklasse nach: Im heiß umkämpften Feld der 500,- bis 600,- Euro Preisklasse muss man sich nicht nur gegen bewährte Modelle, wie ein AKG C314, Neumann TLM 102 oder Rode NT2000 behaupten, sondern auch gegen (relative) Newcomer, wie das Lewitt LCT 540 S oder das Austrian Audio OC18. Es geht eng zu im Bereich der Großmembran-Kondensatormikrofone für Sprache und Gesang und wir werden sehen, ob das sE4400 hier mithalten kann.

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Welche Ausstattung bietet das sE Electronics sE4400?

Das sE4400 ersetzt im Portfolio das erfolgreiche sE4400a, das unser Autor Armin Bauer schon 2012 mit „gut“ getestet hat. In Sachen Ausstattung hat sich gegenüber dem Vorgänger kaum etwas geändert:

sE4400_shock-mount

Das sE4400 ist ein Doppelmembran-Mikrofon mit vierfach einstellbarer Richtcharakteristik: Niere, Kugel, Hyperniere und Acht lassen sich über einen kleinen Schalter an der Vorderseite umschalten. Es lässt sich eine Empfindlichkeitsabsenkung (Pad) von 10 dB oder 20 dB aktivieren und außerdem haben wir einen Low Cut, der bei Einsatzfrequenzen von 40 Hz oder 80 Hz wirksam wird. Hier hatten wir beim Vorgänger noch 80 Hz bzw. 120 Hz.

sE4400_w_lewitt

Im Vergleich mit dem Lewitt LCT640 TS

Die Abmessungen haben sich ebenfalls kaum geändert: Mit 58 x 29 x 146 mm (L x B x H) ist es kaum vom Vorgänger (57 x 29 x 143 mm) zu unterscheiden und die 10 g mehr Gewicht beim neuen Modell fallen einem auch nicht auf.

Optisch hat sich ebenfalls nur wenig getan: Das sE Electronics Logo ist nun farbig in Rot/Weiß auf der Vorderseite aufgedruckt und im Vergleich zum sE4400a scheint die goldbedampfte 1 Zoll Doppelmembran etwas deutlicher durch den Mikrofonkorb (im Foto leider nicht erkennbar).

sE4400_basket

Dadurch wirkt das neue Modell insgesamt etwas moderner und wertiger. Es ist sicher kein Zufall, dass sich das neue sE Electronics sE4400 optisch an der AKG C-Reihe anlehnt und so eignet sich das Mikrofon durch die sehr flache Bauform auch gut für die Abnahme von Gitarrenverstärkern, bei denen man es sehr nah an der Lautsprechermembran positionieren kann.

Anders als beispielsweise beim Lewitt LCT 640TS, können die beiden Membranen des sE4400 nicht einzeln abgenommen werden. So ist weder ein Stereobetrieb noch eine nachträgliche Veränderung der Charakteristik per App möglich.

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sE4400_front

Das Mikrofon wird in einem kleinen stabilen Koffer mit passgenau ausgeschnittenen Schaumelementen geliefert. Eine gedruckte Bedienungsanleitung liegt dem Mikrofon bei.

sE4400_box

Technische Daten des sE Electronics sE4400

Die technischen Daten gestalten sich recht unauffällig:

  • Übertragungsbereich 20 bis 20.000 Hz
  • Empfindlichkeit 25 mV/Pa (-32 dBV)
  • Max. Schalldruckpegel (0,5 % Klirrfaktor) 137/147/157 dB SPL (0/10/20 dB Abschwächungsfilter)
  • Ersatzgeräuschpegel 13 dB(A)
  • Dynamikbereich 124/134/144 dB (0/10/20 dB Abschwächungsfilter)
  • Signal-Rausch-Verhältnis 81 dB
  • Hochpassfilter 40/80 Hz, 6 dB/Okt, schaltbar
  • Abschwächungsfilter 10/20 dB, schaltbar
  • Stromversorgung 48 Volt gemäß IEC 61938
  • Ausgangsimpedanz 22 Ohm
  • Empfohlene Lastimpedanz >1 kOhm

Allein der Noise-Pegel von 13 dB mag etwas erhöht sein. Ob dieses Grundrauschen hörbar ist, werden wir im Kapitel Klang sehen – und hören. Hier noch die Grafiken der Frequenzgänge und der Charakteristika:

sE4400_pattern

Die Verarbeitungsqualität des sE Electronics sE4400

Das Gehäuse besteht komplett aus Metall und wirkt, genauso wie der Korb, sehr robust und road-tauglich. Alle Schalter haben definierte Positionen und sind auch nicht zu leichtgängig, so dass eine versehentliche Fehlbedienung kaum möglich ist. Der mitgelieferte Shockmount unterscheidet sich etwas von den üblichen Aufhängungen, denn durch die sehr schmale Bauform kann man sogar mit Shockmount sehr nah an die Schallquelle heran.

sE4400_studio

Auch dieses Element macht beim sE Electronics sE4400 einen durchdachten und robusten Eindruck. Wie schon beim von mit getesteten Dynacaster DCM6, macht die Verarbeitung bei sE Electronics einen sehr routinierten und hochwertigen Eindruck.

Auch im Vergleich mit einem Neumann TLM 102 oder einem Lewitt LCT fällt das sE4400 kaum ab. Hier stellt sich auch die Frage, wie viel Einbildung hier eine Rolle spielt. Muss denn ein Mikrofon aus deutscher oder österreichischer Fertigung besser verarbeitet sein? Selbst mit Lupe sind die Spaltmaße und Verschraubungen exakt ausgeführt. Das ist definitiv die Note 1!

sE4400_top

sE Electronics sE4400: Die Mitbewerber

Hier kann man die Mitbewerber im Bereich Großmembran-Kondensatormikrofone in zwei Kategorien einteilen: Mit einfacher Membran und festgelegter (Nieren-) Charakteristik und die Doppelmembranfraktion mit einstellbarer Richtcharakteristik. Im ersten Lager befindet sich Neumann mit dem TLM 102 – hier geht es erst ab dem TLM 107 (1.259,- Euro) mit Doppelmembranen los.

Neumann_TLM102-guitar

Neumann TLM102

Ebenfalls nur mit einer Membran ist das Lewitt LCT 540S, welches mit 639,- Euro schon eine halbe Klasse höher angesiedelt ist. Bei Lewitt gibt es Doppelmembranen erst ab dem LCT 640 TS (849,- Euro).

Lewitt_640_table

Lewitt LCT640 TS

Und auch der zweite Österreicher im Bunde, Austrian Audio, hat für immerhin 699,- Euro das OC18 mit fester Nierencharakteristik. Das OC818 für 1.199, – Euro hat eine Doppelmembran.
Das AKG C314 ist mit einer Doppelmembran und einstellbarer Charakteristik für 585,- Euro im Handel. Das kleinere C214 für 398,- Euro hat zwar eine Doppelmembran, aber keine umschaltbare Charakteristik.

Ein echter Studioallrounder, das AKG C214

Rode NT2000 der australischen Firma Rode ist schließlich ist mit 469,- Euro das preisgünstigste Modell im Vergleich und verfügt ebenfalls über eine einstellbare Richtcharakteristik.

Wie klingt das sE Electronics sE4400?

Armin Bauer hat es seinerzeit klar formuliert: Das sE Electronics sE4400A litt definitiv etwas unter seinen sehr überzeichneten, teilweise metallisch klingenden Höhen. Gleichzeitig waren die tiefen Frequenzen im Vergleich mit einem AKG 414 zu schlank und so ergab sich ein etwas unharmonisches Klangbild.

In meinem Test muss sich das sE4400 gegen mein Lewitt LCT 640TS behaupten, welches preislich mit 850,- Euro sicher eine Liga über dem 4400er (499,- Euro) platziert ist, aber so ein guter Referenzpunkt für die Bewertung ist. Das Lewitt spielt unabhängig von der eingestellten Charakteristik immer sehr neutral ohne besondere Vorlieben für bestimmte Frequenzbereiche.
Nebeneinander im gleichen Abstand zur Schallquelle positioniert und mit meinem SSL SiX Analogmischpult verbunden, dürfen die beiden im Parallelflug zeigen, was sie können.

sE4400_wl_quer

Folgende Tests wurden durchgeführt (aufgenommen mit der DAW Universal Audio Luna ohne Effekte).

Sprache: ca. 20 cm Abstand zur akustischen Mitte mit unterschiedlichen Charakteristika (Kugel, Acht, Niere, Superniere)

sE4400_studio2

E-Gitarre:  Eine Gibson Les Paul Standard an einem VOX AC15

sE4400_vox

Percussion: Eine Shekere aus ca. 2 m Entfernung, beide Mikrofone mit Kugelcharakteristik

Hinweis: Eine Shekere ist ein afrikanisches Percussion-Instrument aus einer Kürbisfrucht. Extrem harte Transienten holen aus einem Mikrofon alles raus.

sE4400_shekere

Shekere

Bei den Tests hören wir uns ebenfalls das Grundrauschen an, bewerten den Nahbesprechungseffekt und die Richtungsabhängigkeit – dies aber ohne Klangbeispiele.

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SE Electronics sE4400
SE Electronics sE4400 Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

sE4400: Sprache

Ich habe jeweils mit dem sE4400 und dem Lewitt LCT640TS ein Gedicht gelesen und dabei die Charakteristik von Niere zu Superniere zur Acht und schließlich zur Kugel umgeschaltet. Der Abstand zu den Mikros war ca. 20cm – ein Poppschutz wurde nicht verwendet.

Das 4400er macht dabei eine ganz ausgezeichnete Figur. Es hat im Vergleich zum eher schlanken Lewitt etwas mehr Lowend und neigt nur einen Hauch dazu, die Sibilanten etwas zu zischelig abzubilden. Hier reicht wahrscheinlich ein Poppfilter, um diese Tendenz abzuschwächen. Das Grundrauschen ist sehr gering, wobei dies bei den Charakteristika Acht und Kugel stärker wird, als beim Lewitt. Der Vergleich der Aufnahmen zeigt, dass das sE Electronics sehr gut für Sprache, Gesang und alle Varianten der menschlichen Stimme geeignet ist.

sE4400: E-Gitarre

Im zweiten Test habe ich das sE4400 vor meinen VOX AC15 C1 gestellt und auf der Les Paul ein paar leicht verzerrte Akkorde gespielt. Auch hier: eine Top-Performance. Der Ton verschmiert nicht und wird sehr detailliert aufgenommen. Positioniert an der Sicke des 12-Zöllers, ergibt das einen dynamischen und ausgewogenen Klang. Insbesondere die Grobdyanmik hat mich überzeugt:
Selbst die härten Anschläge werden mühelos verarbeitet.

sE4400: Percussion

Bei den Aufnahmen der Shekere kann sich das Lewitt leicht vom sE4400 absetzen: etwas mehr Dynamik, mehr Feinzeichnung und etwas realistischer, wobei das keineswegs bedeutet, dass das sE4400 schlecht klingt. Ohne einen direkten Vergleich schneidet das chinesische Kondensatormikrofon auch hier sehr gut ab. Immerhin liegen 350 Euro zwischen den beiden Mikros.

sE4400_blue

Conclusio

In den wenigen Wochen, in denen ich das sE Electronics sE4400 in meinem Studio hatte, war es „ein steter Quell der Freude“. Unkompliziert, leicht, gut zu bedienen, rauscharm und mit einem hervorragenden Klang. Im Vergleich zum Vorgänger darf ich eine sehr positive Entwicklung melden: Die überzeichneten, metallisch klingenden Höhen sind praktisch Geschichte und so darf man sich beim sE4400 über einen ausgezeichneten Allrounder im Bereich Großmembran-Kondensatormnikrofon freuen und gemessen am klanglichen Ergebnis und dem günstigen Preis hat es sich ein „sehr gut“ redlich verdient.

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Mehr Informationen

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Fazit

Das sE Electronics sE4400 spielt im Vergleich mit den Mitbewerbern die Rolle des Undercover-Boss: Optisch an der bekannten AKG C-Serie angelehnt, punktet es mit sehr guter Verarbeitung, umfassender Ausstattung und vergleichsweise günstigem Preis. Dazu hat es die Kritikpunkte des Vorgängers abgelegt und überzeugt durch einen sehr guten Klang, der für Stimme wie auch für Instrumente bestens geeignet ist. Das sE4400 ist eine sehr gute Wahl!

Plus

  • ausgewogener Klang
  • sehr gute Verarbeitung
  • umfassende Ausstattung
  • einfaches Handling
  • günstiger Preis

Preis

  • 499,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Als Anfang der 2000er „dieser japanische Hersteller“ antrat, waren die Fachzeitschriften begeistert. Die schier unsinnige Vielzahl an Herstellern und Modellen war einfach nicht gegeben. Und das C414 war halt der feuchte Traum jedes Homerecorders. Und auch wenn die sE nicht da ran kamen, bestachen sie schon damals mit hervorragendem Sound und japanischer Qualität zu moderaten Preisen. Ohne dabei billig sein zu wollen.

    Wer die Stereoaufnahme beim Lewitt öfter benötigt, greift natürlich da zu. Aber man darf auch nicht unterschlagen, dass der Preisunterschied zu einem sE8 oder sE2300 zusätzlich reicht.

    Ich finde man sollte im preiswerten Bereich sE Electronics immer auf dem Schirm haben.

      • Profilbild
        dAS hEIKO AHU

        @maga Tatsache. Steht so auf der Herstellerseite.
        Aber „verifiziert“ habe ich natürlich im „unfehlbaren“ Wiki. Und da stehts natürlich…falsch.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mikrofonherstellern
        …aber nicht mal, das der Firmengrüner Japaner sei stimmt. Er ist wohl tatsächlich amerikanischer Staatsbürger, hat die Firma, aus Kostengründen von Anfang an in China geplant.
        (*wenn man nach siwei Zou + sE googelt)

        Ergo: nie auf Wikipedia verlassen.

        Und jetzt: Meine Aussagen stehen trotzdem so. Ersetzt einfach japan mit china und wir reden nur noch über Mikrofone 😁

  2. Profilbild
    maga

    Nicht falsch verstehen, es steckt keinerlei „Wertung“ in meinem Kommentar!
    Ich hatte mich nur beim Lesen deines Kommentars an ein Interview des Firmengründers in irgendeinem Magazin erinnert (und habe eher eine Verwechslung mit AT vermutet….)
    M.E. hat sE überhaupt nix mit der „viel verschmähten“ „Chinaböllerbilligmikro“-Riege zu tun, sondern ich sehe die eher in der Markenhersteller-Ecke!
    Prima Mikros soweit ich das beurteilen kann und transparentes Firmenprofil.

    p.s.
    Wiki ist (leider) sehr oft mit grosser Vorsicht zu geniessen. Quellenrecherche schadet nie….
    😉

  3. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Hallo, „Made in China“ ist schon lange kein Qualitätsmerkmal mehr. Auch die Lewitt Mikrofone werden dort gefertigt (bis auf die teuren Modelle) und sogar bei Austrian Audio, die bisher immer mit eigener Fertigung geworben haben, stellen das neue OC16 in China her – nur die Kapsel wird noch in Österreich gemacht. Und SE Electronics ist am Markt auch für gute Qualität bekannt.

  4. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Es ist erstaunlich, wieviele sE Mikrofone sich inzwischen bei mir etabliert haben. Und das auch gegen angestammte Konkurrenz.
    Das sE V-Kick ist inzwischen mein Favourite bei der Drums-Abnahme KIck/SN/2xOH.
    Das X1D ist gesetzt für Pauken und Kontrabass.
    Meine Voodoo Vr2 passen für alles, wo ein unkomplizierter, moderner Bändchen-Sound erwünscht ist.
    Selten gefordert, aber wenn, dann das sE HB52 für Harp, absolut State-Of-The -Art.
    Ich hatte auch das neue sE4400 hier zum Test. Bin noch am überlegen, ob ein Paar meine altgedienten AKG 414 B-USL ersetzen/unterstützen können.

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