Tolles Set für die Abnahme von Drums
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Das Jahr 2022 ist für mich persönlich zum Jahr der Schlagzeug-Mikrofon-Koffer geworden.
Nachdem ich bereits das Presonus DM-7, das kleinere Lewitt Beatkit und das Lewitt Beatkit Pro getestet habe, folgt hier ein weiterer Test über ein Mikrofonset. Diesmal vom Hersteller sE Electronics.
Überblick sE Electronics V Pack Arena
Das sE Electronics V Pack Arena kommt in einem sehr stabilen und dennoch handlichen Hardcase namens V Case. Darin befinden sich 7 Mikrofone, die für die Abnahme eines Schlagzeugs bestens geeignet sind.
Hierzu gehören:
- V Kick Bass Drum Mikrofon
- V7X Snare Drum Mikrofon mit Mikrofonklemme
- 3x V Beat Tom Tom Mikrofon
- sE8 Stereo Paar Kleinmembran-Kondensatormikrofone mit Klemmen & Windschutzen
Alle Mikrofone, auf die ich im weiteren Verlauf des Tests genauer eingehe, wirken sehr hochwertig und exakt gearbeitet. Sie fühlen sich wertig an und machen insgesamt einen sehr guten Eindruck.
V Kick Bass Drum Mikrofon
Das V Kick Bass Drum Mikrofon ist solide gefertigt und besticht durch seine Einfachheit in der Anwendung.
Für die Klangbeispiele habe ich es im Inneren meiner 20“ x 17“ kurz hinter dem Resonanzloch montiert, so dass es direkt auf den Beater zeigt. Ohne große Nachjustierung bin ich zu guten Klangergebnissen gekommen, die sehr wuchtig und dennoch präzise wiedergeben, was meine Bass Drum zu bieten hat.
Hierbei ist zu beachten, dass man am V Kick unterschiedliche Möglichkeiten zur Beeinflussung der Klangcharakteristik hat. Dazu kann man mit einem kleinen Werkzeug die gut einrastenden Schalter auf der Rückseite des Mikrofons in die entsprechende Stellung bringen.
Hier ein paar Klangbeispiele mit unterschiedlichen Einstellungen von „Classic“ auf „Modern“:
Einstellung Classic
Wenn man die Einstellung „Classic“ am V Kick wählt, bekommt man einen runden, bassigen und aus meiner Sicht sehr warmen Bass Drum Sound.
Einstellung Modern
Legt man beide Schalter auf „Modern“ um, bekommt man einen deutlich aggressivere Kick Drum Sound, der sich im Mix gut durchsetzt. Sowohl die Bässe als auch die Höhen bekommen bei dieser Einstellung einen Frequenz-Boost.
Außerdem könnte für den einen oder anderen das Gewicht des V Kick Mikrofons interessant sein.
Mit ca. 485 g ist es nicht gerade ein Leichtgewicht, so dass mancher Kelly Shu evtl. Probleme bekommen könnte, es an Ort und Stelle zu halten. Ein konventionelles Bass Drum Stativ (außen) tut aber seinen Dienst und das V Kick bleibt dort, wo es hingehört.
Frequenzgang
Der Frequenzgang des V Kick ist durchaus üblich für Bass Drum Mikrofone und wird maßgeblich durch die Entfernung zum Schlagfell mit beeinflusst.
Dass es sich hierbei um eine Supernierencharakteristik handelt, unterstützt die zielgenaue Abnahme der Klangquelle und muss entsprechend präzise eingestellt werden. Ansonsten ändert sich der Sound beim Verrutschen des Mikrofons schnell und der Punch ist dahin.
V7X Snare Drum Mikrofon
Ein praktisches Detail in der Bauweise lässt sich vor allem beim V7X Snare Drum Mikrofon, aber auch beim V Beat Tom Tom Mikrofon finden. Hier wurde der Mikrofonkorb nämlich mit einem Feature ausgestattet, das das ungewollte Davon-Rollen effektiv verhindert:
Ich kann mich gut entsinnen, dass ich das eine oder andere Mal meinem SM 57 hinterhergesprungen bin, als es auf dem Weg war, in die Tiefe zu stürzen. Das ist nun beim V7X quasi nicht möglich und es bleibt dort, wo man es ablegt.
Mit dabei ist eine passende Mikrofonklemme, mit der man das V7X auf einem Stativ montieren kann. Manko dieses Snare Drum Mikrofons ist allerdings die Größe. Im Vergleich zum SM57 von Shure nimmt es deutlich mehr Platz ein und man muss schon ein wenig strategisch denken, wenn man es positionieren möchte.
Normalerweise sollte ein Snare Drum Mikrofon unterhalb oder in der Nähe der Hi-Hat Platz finden. Bei diesem Mikro lassen sich leider nicht allzu viele Positionen ausfindig machen, die eine optimale Platzierung bei gewohntem Aufbau des Schlagzeugs ermöglichen. Je mehr Tom Toms, desto schwieriger kann es also werden. Vor allem dann, wenn man den idealen Sound finden möchte.
Für eine erste Idee, wie groß das V7X ist, habe ich hier einen Schnappschuss im Vergleich mit einem SM 57:
Funfact: Interessanterweise ist das V7X, obwohl es größer als das SM57 ist, etwas leichter.
Wie klingt das V7X Snare Drum Mikrofon?
Auch mit dem Snare Drum Sound, den das V7X liefert, bin ich sehr zufrieden. Sowohl flache als auch steile Winkel zum Snare Schlagfell liefern gute und präzise Ergebnisse. Hier ein Beispiel:
Der in den Höhen sehr luftige Snare Drum Sound lässt sich auch beim Blick auf den Frequenzgang wiederfinden:
Mit der Supernierencharakteristik ist das V7X gut vor zu starkem Bleed durch andere Instrumente gewappnet – sofern man eine gute Position am Drumset finden kann.
Hier ein Klangbeispiel ohne Gate-Einsatz:
So lässt sich im Mix mit ein paar Handgriffen schnell eine „saubere“ Spur zaubern.
Ursprünglich ist das V7X nicht nur für den Einsatz am Schlagzeug konzipiert worden. Vielmehr ist es ein potentes Gesangsmikrofon, das auch am Gitarren-Amp gute Dienste leistet.
Auch hier bekommt man also ein Werkzeug für Bühne und Studio, das universell einsetzbar ist, wie man auch in unserem Einzeltest zum V7X nachlesen kann.
V Beat Tom Tom Mikrofone
Das V Beat ist die V7X Version für die Tom Toms. Es wird mit exakt der gleichen DMC7 X Mikrofonkapsel und dem eben erwähnten Korb geliefert.
Im Vergleich zum V7X kommt es in etwas veränderter und kompakter Gestalt und mit der entsprechenden Tom Tom Halterung.
Hier im Vergleich mit einem e604 von Sennheiser abgebildet:
Was mich wirklich begeistert, ist die doch recht flexible Halterung, mit der man deutlich mehr Justierungen verwirklichen kann, als es z. B. mit dem e604 von Sennheiser der Fall ist:
So lassen sich sowohl Höhe als auch Winkel zur Tom Tom ausreichend flexibel einstellen, ohne die Schlagfläche der Trommel zu verkleinern. Letzteres wird bei den eben genannten e604 je nach Positionierung zum waghalsigen Spiel und ich habe nicht mitgezählt, wie oft ich schon solchen Tom Tom Mikrofonen mit dem Drumsticks einen verpasst habe.
Auch erwähnenswert ist die XLR-Buchse, die sich am unteren Ende des V Beat befindet. Mit dieser Lösung bleiben die XLR-Kabel dort, wo sie nicht stören und die Schlagzeug Mikrofonierung gelingt noch leichter. Großartig!
Wie klingen die V Beat Tom Tom Mikrofone?
Erwähnt hatte ich bereits, dass das V Beat im Grunde genommen das V7X in etwas kompakterer Bauweise ist. Die verbaute Kapsel liefert also den gleichen Frequenzgang und somit ähnlich zu erwartende Ergebnisse auf den Tom Toms, wie es schon bei der Snare der Fall war. Auch hier ist der Sound angenehm luftig, was durch die leichte Anhebung bei 3 kHz und 10 kHz kommt.
Die Supernierencharakteristik sorgt auch hier bei ordentlicher Positionierung dafür, dass die Einstreuung anderer Instrumente am Schlagzeug gering ausfällt.
Versuchsweise habe ich das V Beat in unterschiedlichen Winkeln zur Schlagoberfläche der Tom Toms positioniert. In den folgenden Klangbeispielen habe ich sie mit STEIL, MITTEL und FLACH beschrieben:
Die steile Position (spitzer Winkel) ergibt einen sehr starken Attack. Allerdings kenne ich eigentlich auch keine Szenarien, in denen man auf diese extreme Positionierung zurückgreifen würde.
In der mittleren Position (ca. 45°) zur Schlagoberfläche bekommt man einen schönen, angenehmen Attack mit gut ausklingendem Sustain.
Die flache Positionierung nimmt viel vom Attack weg und verlängert das Sustain umso mehr.
sE8 Stereo Paar Kleinmembran-Kondensatormikrofone
Komplettiert wird das sE Electronics V Pack mit den beiden sE8 Kleinmembran-Kondensatormikrofonen. Diese dienen als Overhead-Mikrofone, um das Stereo-Gesamtbild des Schlagzeugs einzufangen.
Allerdings sollte man dieses Stereopaar nicht nur auf die Möglichkeit reduzieren, es als Schlagzeug-Overhead einzusetzen. Vielmehr liefert es auch gute bis sehr gute Ergebnisse beim Auf- und Abnehmen anderer Musikinstrumente wie einer akustischen Gitarre. Wie vielfältig es einsetzbar ist, kann man unter anderem in diesem empfehlenswerten Artikel von Onkel Sigi lesen.
Bei mir kamen sie in der bekannten X/Y-Stereomikrofonie zum Einsatz. Allerdings fehlt eine Stereo-Schiene im Lieferumfang, so dass man diese entweder nachbestellt oder auf andere andere Methode der Stereo-Mikrofonierung zurückgreift und z. B. 2 Mikrofonständer für die Positionierung der sE8 nutzt.
Wie klingen die sE8 Overhead Mikrofone?
Ich mag den neutralen Sound der sE8 – besonders meine Becken klingen auf der Aufnahme exakt so, wie ich sie auch über meine eigenen Ohren wahrnehme.
Sowohl das Schimmern und Nachklingen der Becken klingt brillant und der Ping auf dem Ride kommt sehr gut und natürlich rüber.
Wie bei Kondensatormikrofonen üblich, findet man auch bei den sE8 eine leichte Anhebung der Frequenzen zwischen 6 kHz und 10 kHz, um den Höhen ein wenig mehr Präsenz zu verschaffen.
Über die beiden Schalter auf der Rückseite der sE8 lassen sich weitere Einstellungen vornehmen:
Das Pad senkt wahlweise den Pegel um 10 oder um 20 dB, so dass auch lauteste Signalquellen aus der Nähe abgenommen werden können.
Dabei liegt der Schalldruckpegel schon bei ausgeschaltetem Pad (Stellung 0) bei 139 dB, was für die meisten musikalischen Anwendungsfälle ausreichen dürfte.
Der zweite Schalter ist ein zuschaltbares Low-Cut-Filter für den Bereich bis 80 bzw. 160 Hz. Dieses Filter kann sinnvoll sein, wenn sich Trittschall oder anderes Gerumpel auf der Bühne oder im Studioraum bemerkbar machen und bereits vorab von den Aufnahmen ausgeschlossen werden soll.
Hast du mal das Tom-Mikro an der Snare getestet? Das müsste doch das Problem mit der Größe lösen. (dann kann man das Snare-Mikro vor den Gitarrenamp stellen😀)
@dr noetigenfallz Das wird sicher gehen. Das V7 kann dann auch an die Floortom, da ist die Platzierung meist unproblematisch.
Das V-Kick ist inzwischen mein Standardmikro für die Setabnahme mit 4 Mics. Tiefen auf Classic, Höhen auf Modern.
Spannendes Set, hab irgendwann vor Jahren mal versucht Drums mit nem AKG Set abzunehmen, dann lange die Finger davon gelassen. Der Test inspieriert sich mal wieder damit zu beschäftigen.
Ich schwank aktuell zwischen dem SE Electronics V Arena Pack und den ebenfalls von dir vorgestellen Lewitt Beatkit Pro. Beide sind preislich recht ähnlich und beide bekommen auch gute Bewertungen wenns um den Klang geht. Jedoch erleichtert das meine Entscheidung nicht wirklich ^^
Wenn man sich für ein Kit entscheiden müsste, welche sollte man denn nehmen? Einerseits find ich das Feature mit der dynamischen und der Kondensator Kapsel des Bassdrum Mikrofons des Lewitt Kits sehr interessant. Andererseits find ich beim SE Kit die Tomhalterungen und wie kompakt diese am Kit wirken eleganter als sie es beim Lewitt Kit tun.
Ich würde mich auf eine Antwort wirklich sehr freuen.
Flo :)